Die Arbeit mit dem inneren Kind

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Laura13
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Beitrag Do., 06.08.2009, 16:42

@ Bärenmarke:

Danke für die Tröste-Smilies!


@ Wildkatze:

Ja, ich habe es ihm gesagt. Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn sehr lieb habe.
Er meinte, dass das okay sei, dass man andere Menschen lieb hat...das darf man.
Er sagte auch, dass er mich mag. Und dass gerade bei Menschen mit meiner Vergangenheit, es wichtig sei, dass sie die Erfahrung machen, dass Andere sie mögen, ohne deshalb gleich etwas "Sexuelles" von ihnen zu wollen.....oder umgekehrt gesagt: Ich darf jemanden lieb haben, mögen, mich hingezogen fühlen, etc....ohne dass das deshalb einen sexuellen Touch bekommen muss.

Aus diesem Grund hat mein Thera wohl auch kein Problem mit Umarmungen und körperlicher Nähe. Und ich kann mir sicher sein: Er tut es in seiner Funktion als Therapeut, weil ICH das brauche, ohne irgendeinen anderen Hintergedanken.

DAS ist eine neue Erfahrung für mich: "Freundschaftlichen" Halt zu bekommen....wobei es natürlich schon meine kindlichen Sehnsüchte schürt.....

Naja....blödes Thema, irgendwie...

Liebe Grüße
lass dich mal drücken, weil ich dich soooo gut verstehen kann!
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Wildkatze
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Beitrag Di., 11.08.2009, 18:35

Mein inneres Kind ist gestorben.

Es steht nicht mehr vor mir und guckt mich fragend an.

Ich muss nicht mehr mit ansehen, wie es aus Mund und Nase und Augen von innen blutet.

Ich muss nicht mehr auf seinen Kopf schlagen, damit es weggkriecht.

Es ist nicht mehr da. Es ist tot.

Und ich bin mit ihm gestorben.

Ich funktioniere nur noch als Hülle, aber innerlich bin ich tot.

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Laura13
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Beitrag Di., 11.08.2009, 18:43

Hallo liebe Wildkatze,

hey, was ist denn los?

Das hört sich schrecklich an!

Magst du erzählen, warum es dir so schlecht geht?

Das innere Kind kann gar nicht sterben, es ist immer in uns....es kann sich verstecken und es kann ihm schlecht gehen, aber sterben kann es nicht.

Ich bin für dich da, das weißt du!

Ich umarme dich,
Laura
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Laura13
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Beitrag Di., 11.08.2009, 18:46

Wildkatze hat geschrieben: Und ich bin mit ihm gestorben.
Ich funktioniere nur noch als Hülle, aber innerlich bin ich tot.
Liebe Freundin,
wenn es dir so schlecht geht, solltest du doch mal ernsthaft über einen stationären Aufenthalt nachdenken.....ist nur lieb gemeint von mir.....oder eben doch über einen Therapeutenwechsel, auch wenn es schwer ist für dich!

Liebe Grüße
Laura
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Wildkatze
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Beitrag Mi., 12.08.2009, 15:16

Liebe Laura,
Laura13 hat geschrieben:Liebe Freundin

Ich bin ehrlich berührt über Deine Anteilnahme und Deine Anrede.
Laura13 hat geschrieben:wenn es dir so schlecht geht, solltest du doch mal ernsthaft über einen stationären Aufenthalt nachdenken
Ich habe bei dem Gedanken kein gutes Gefühl. Ich glaube, bei meinem Hintergrund wäre das keine gute Lösung.
Laura13 hat geschrieben:ist nur lieb gemeint von mir
Ich weiß, Laura, und ich weiß das auch zu schätzen.
Laura13 hat geschrieben:oder eben doch über einen Therapeutenwechsel, auch wenn es schwer ist für dich!
Es würde mir das Herz brechen, aber ich denke, das wäre wahrscheinlich noch das kleinere Übel, das auch mit der Zeit reparabel ist.
Ich erwäge diesen Gedanken ernsthaft. Ich werde dort in den nächsten Tagen eine Entscheidung treffen (müssen).

Gestern sagte ich, dass mein inneres Kind tot ist, aber vielleicht ist es ja doch so, dass es "nur" im Koma liegt.

Nochmals vielen Dank, Laura! (<<<Umarm, Drück>>>>, der Smiley dafür ist bei mir im Moment leider inaktiv).

Deine Wildkatze

Leider hat der Computer meine Antworten in so kleiner Schrift gedruckt, weiß auch nicht, woran das liegt. Aber Du wirst es lesen können.

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Laura13
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Beitrag Do., 13.08.2009, 08:38

Wildkatze hat geschrieben: Gestern sagte ich, dass mein inneres Kind tot ist, aber vielleicht ist es ja doch so, dass es "nur" im Koma liegt.
Das kann sein, aber tot ist es sicher nicht und du auch nicht....ich hab das Gefühl, du steckst gerade in einer Sackgasse....es ist nicht leicht, sich umzudrehen und so strickt die Richtung zu ändern....aber in einer Sackgasse der einzig mögliche Weg! UND: Es gibt immer einen Weg...wenn er auch manchmal nicht leicht ist....


deine Laura
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jennyfer
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Beitrag Do., 13.08.2009, 10:32

Da kommt mir jetzt grad so ein Gedanke...

Tot kann man ja nur sein, jedoch sich nicht wirklich (real) so fühlen. (kann es nicht anders formulieren ) Ist daher der Begriff "sich tot fühlen" nicht eher ein momentaner Stillstand? In dem man grad (glaubt) nichts zu fühlen!? Nicht zu "sein"!?

Liebe Wildkatze, vllt will/kann dein inneres kind gerade "nichts fühlen" weil es zu schnell geht? Oder die Stelle gerade "überfordert" ist?

Nur so ein Gedanke...

Bei mir trafen solche Gefühle eigentlich eher - Verzweiflung, Hilflosigkeit, Leid, doch das sind eigentlich sehr starke (mich damals überfordernde) Gefühle. Da dachte ich oft "ich lebe nicht". (daher tot-fühlen) Wobei es bei mir eigentlich das völlige Gegenteil war. Es war zeitweise einfach zu heftig was zur Folge hatte, dass ich mich hinbegab, wo ich scheinbar nichts fühlte. (fällt mir aber schwer zu erklären)

Das ist Dein Weg, und manchesmal verlaufen Wege sehr unübersichtlich. Man weiss nicht, was als nächstens kommt. Das gehört leider mit dazu. Vllt schaffst du es, an deinen Weg zu glauben. Mir half das. Ich wünsche es dir.

Liebe Grüße

jennyfer
...

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Wildkatze
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Beitrag Do., 13.08.2009, 17:21

jennyfer hat geschrieben:Bei mir trafen solche Gefühle eigentlich eher - Verzweiflung, Hilflosigkeit, Leid, doch das sind eigentlich sehr starke (mich damals überfordernde) Gefühle. Da dachte ich oft "ich lebe nicht". (daher tot-fühlen)
Liebe Jennyfer,

das hast Du sehr schön und sehr treffend beschrieben.

Verzweifelung, Hilflosigkeit und Leid - diese Gefühle überfordern mich so sehr, dass ich mich lieber tot stelle, um nichts mehr zu fühlen.
Als kleines Kind bin ich dann immer eingeschlafen, um vor diesen Gefühlen zu flüchten.
Heute habe ich auch andere Wege, um zu flüchten. Das sind leider teilweise keine konstruftiven Wege.
jennyfer hat geschrieben:Das ist Dein Weg, und manchesmal verlaufen Wege sehr unübersichtlich. Man weiss nicht, was als nächstens kommt. Das gehört leider mit dazu. Vllt schaffst du es, an deinen Weg zu glauben. Mir half das. Ich wünsche es dir.
Ich glaube, Deine Gedanken helfen mir.
Danke.

Liebe Grüße

Wildkatze

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jennyfer
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Beitrag Fr., 14.08.2009, 17:30

Hallo liebe Wildkatze!
Wildkatze hat geschrieben: Verzweifelung, Hilflosigkeit und Leid - diese Gefühle überfordern mich so sehr, dass ich mich lieber tot stelle, um nichts mehr zu fühlen.
Als kleines Kind bin ich dann immer eingeschlafen, um vor diesen Gefühlen zu flüchten.
"Heute" denk ich bei mir - ich hab das so lange auch noch als Erwachsene gemacht, "weil" es eben als Kind funktionierte (der einzige Weg war den ich als Kind beschreiten konnte). Daher seh ich "heute" meine früher gefühlte Unfähigkeit (als Erwachsene), in einem ganz anderen Licht. Ich habe halt weitergeführt, was funktionierte (den Maschinen funktionieren)

Also war ich nicht unfähig, sondern in meinen kindlichen Mechanismen. Diese können meiner Meinung nach nicht einfach ausgeschalten werden. Ich glaub sogar daran, dass (m)ein Weg der Aufarbeitung ganz neue Tore öffnen kann. Somit kann ich jetzt (in einer Situation) wählen (reagieren). Ich mein jetzt das ich jetzt mehrere Tore zur Verfügung habe, und wenn einmal ein Kurzschluss (Panik) mich heimsucht, ich auch das Tor der "Flucht" noch verwenden kann. Das ist sehr wichtig für mich, denn es kann mich heute (denke ich) auch noch schützen. Sogar effektiver als in meiner Kindheit. Denn jetzt kenne ich auch andere Möglichkeiten, und spür somit "wo ich bin". Also Ich fall dann nicht mehr zurück, sondern ruh mich da mal aus, bis ich wieder "(er)fassen" kann Freunde helfen mir auch hin und wieder dran zu denken - bleib bei dir-. (Beispiel wenn ich "ihm" real begenge, weiss ich das ich mich wegswitschen kann, denn er bedroht(e) (heute noch) meine Existenz. Daher empfinde ich für mich einen Punker zur Verfügung zu haben als sehr wichtig. Denn ich "muss" auch heute nicht alles schaffen. (das ist jetzt endlich auch in meinem Verstand angekommen. Ich bin ja vorwiegend Bauchgesteuert).

Entschuldige, ich bin jetzt ganz abgeschweift, und habe nur von mir geschrieben. Vllt konnte ich so etwas auch "den Schrecken" vor einem Raum nehmen, der nicht nur mit Panik zu tun hat, sondern auch mit Schutz.

Was mich ein wenig irritiert (aber ich kenne dich nur von ein paar Zeilen) ist, dass eigentlich gesagt wird "wenn jemand so weit ist, dann kommt alles nach und nach "raus"". Ist es bei dir so, das deine kindlichen Anteile rausmöchten, und du sie wieder da rein verjagst? Glaubst du das es da für deine kleine sicherer ist? Bist du dir wirklich sicher, dass du sie nicht ertragen kannst, und nicht eher die Tatsache das du "sie" damit verbindest? (nur wenn du antworten magst)

Liebe Wildkatze, du hast das sicher schon unzählige Male gehört, und wirst es nicht mehr lesen können. Ich schreibe es trotzdem. Deine Kleine hat überhaupt nichts Schlimmes gemacht. Andere waren das...nicht Du...


Heute habe ich auch andere Wege, um zu flüchten. Das sind leider teilweise keine konstruftiven Wege.
Könntest du dir vorstellen Fluchtwege als "Notbremse" anzusehen? Sie dir zugestehen? Für jeden Menschen kann etwas anderes gerade konstruktiv sein. Darüber würde ich gar nicht nachdenken. Sonder einfach "gehen" oder "ruhen".

Liebe Grüße

jennyfer
...

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Wildkatze
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Beitrag Fr., 14.08.2009, 23:22

jennyfer hat geschrieben:Vllt konnte ich so etwas auch "den Schrecken" vor einem Raum nehmen, der nicht nur mit Panik zu tun hat, sondern auch mit Schutz.
Flucht als Schutz - das ist ein sehr interessanter Gedanke, liebe Jennyfer, der mir im Zusammenhang mit dem Totstellen meines inneren Kindes noch nicht gekommen ist.

Ich werde darüber nachdenken.

Es bleibt nur die Angst, wie weit mein inneres Kind flüchten kann, bis ich es nicht mehr wiederfinde.
Im Moment habe ich allerdings eher das Gefühl, als wenn mein inneres Kind sich wieder regt, als wenn es zurückkommt.
Ich möchte mich nur endlich trauen es wenigstens anzusehen.
jennyfer hat geschrieben:Deine Kleine hat überhaupt nichts Schlimmes gemacht. Andere waren das...nicht Du...
Ich habe gerade angefangen zu sehen, dass nicht ich die Schlimme war, sondern andere.
Und trotzdem ist da immer noch so viel Selbsthass, sind da immer noch so viele Schuldgefühle.

Mehr fällt mir dazu im Moment nicht ein.

Ich danke Dir für Deine interessanten Gedanken, liebe Jennyfer.

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jennyfer
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Beitrag So., 16.08.2009, 20:59

Hallo liebe Wildkatze!
Flucht als Schutz - das ist ein sehr interessanter Gedanke, liebe Jennyfer, der mir im Zusammenhang mit dem Totstellen meines inneren Kindes noch nicht gekommen ist.
Wenn ich mir vorstelle jemand flüchtet aus Todesangst dann ist er sicher mucksmäuschen still (um nicht gefunden zu werden - totstellen - um zu überleben!)
Es bleibt nur die Angst, wie weit mein inneres Kind flüchten kann, bis ich es nicht mehr wiederfinde.

Was ich von dir zu glauben weiss ist
, dass du dein inneres Kind reinjagst (wo es so schlimm für dich war) und du es töten wolltest aus Selbsthass. Was hatte dein inneres Kind für eine Wahl? Sich tot-stellen. Du kamst an einen Punkt wo Wunscherfüllung danach Trauer erzeugte (ich habe es geschafft mich innerlich selber zu töten- Erfüllung die Trauer erzeugen kann - Selbstmitleid nicht negativ gemeint) Mir zeigt das das deine Überlebensstrategieen gut funktionieren.

Im Moment habe ich allerdings eher das Gefühl, als wenn mein inneres Kind sich wieder regt, als wenn es zurückkommt.
Ich möchte mich nur endlich trauen es wenigstens anzusehen.
Vllt kannst du- wenn du deine kleine mal ansehen möchtest- "ihr" ein Schutzzimmer einrichten. Wo sie sicher ist, und jederzeit mal rein und mal raus kommen darf. Das du dich mit deinem Kindlichen Anteil anfreunden kannst. Deine Wut erklären kannst, deine Angst auch heute noch nicht für sie sorgen zu können. Denn DAS ist nicht schlimm, dass du es noch nicht kannst. Das ist ein langer Prozess, und Wege dauern an...Dies auch zur obrigen Frage wie weit deine kindlichen Anteile flüchten können und deine Angst sie dann nicht mehr wieder zu finden.

Jetzt, wo ich weiss, WO (Fluchtraum) meine kleine hinflüchten darf habe ich keine Angst mehr davon. Denn ich weiss das sie "auch dort" (wenn ich überfordert bin) sicher ist. Da geht es nicht mehr "weiter weg" weil das ihre Rückzugsmöglichkeit darstellt.

Vllt ist da ein Gedanke dabei, mit dem du etwas anfangen "für sie einrichten" kannst.
Ich habe gerade angefangen zu sehen, dass nicht ich die Schlimme war, sondern andere.
Und trotzdem ist da immer noch so viel Selbsthass, sind da immer noch so viele Schuldgefühle.
Liebe Wildkatze, aus meiner eigenen Erfahrung heraus "hat meine kleine das ja auch gemacht" (die Taten mitgemacht)! Doch meine kleine war trotzdem nicht Schuld. Erst als ich das fühlen konnte, verschwanden meine Schuldgefühle nach und nach. Also ich will damit sagen DAS ich es gemacht habe gehört zu meinem Leben mit dazu, sowie auch das es nicht in meiner Verantwortung lag. Somit wird der Umgang ein anderer. Das braucht Zeit und viel Verständniss...

Ich freue mich sehr für dich das sich deine kleine wieder "regt". Der Umkehrschluss ist ja das du sie gerade nicht weghaben möchtest .

Liebe Grüße
jennyfer
...

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Wildkatze
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Beitrag Mo., 17.08.2009, 23:37

jennyfer hat geschrieben:Vllt kannst du- wenn du deine kleine mal ansehen möchtest- "ihr" ein Schutzzimmer einrichten. Wo sie sicher ist, und jederzeit mal rein und mal raus kommen darf. Das du dich mit deinem Kindlichen Anteil anfreunden kannst. Deine Wut erklären kannst, deine Angst auch heute noch nicht für sie sorgen zu können
Die Idee mit dem Schutzzimmer finde ich interessant.
Wenn mein inneres Kind darin sicher ist, ist das für mich ein beruhigendes Gefühl.

Aber ich möchte gar nicht, dass es da hinauskommt.
Ich möchte mich mit meinem kindlichen Anteil gar nicht anfreunden.
Ich frage mich immer, warum ich das muss?
Kann der kindliche Anteil mich nicht in Ruhe lassen?
Damit ich als Erwachsene endlich leben kann?
Die Wut auf mein inneres Kind, die wahrscheinlich in Wirklichkeit die Wut auf mich als Erwachsene ist, auf meine Unfähigkeit, mit dem Kind umzugehen, ist einfach so groß.

Kinder können doch auch sterben und die Eltern leben trotzdem weiter. Sie versuchen, die Trauer zu verarbeiten und leben weiter.
Warum soll das mit dem inneren Kind nicht auch gehen?
Dabei würde ich mich schlecht fühlen, wenn ich mein inneres Kind sterben lasse.
Alternativ könnte ich ihm ein eigenes Zimmer einrichten, ein Schutzzimmer meinetwegen. In diesem Zimmer könnte ich es versorgen, ohne weiteren Kontakt zu ihm zu haben.
Ich lebe mein Leben als Erwachsene und schaue ab und zu mal in dem Zimmer vorbei und gucke, ob es dem Kind einigermaßen gut geht.
Aber das Zimmer verlassen, das darf mein Kind nicht.
Also, um es mal ganz primitiv auszudrücken: Ich möchte mein inneres Kind nicht annehmen, sondern nur als Erwachsene leben.

Das ist doch mal ein ganz anderer Gedankenansatz und so wäre es im Moment richtig für mich.

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jennyfer
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Beitrag Mi., 19.08.2009, 10:13

Wildkatze hat geschrieben:
Aber ich möchte gar nicht, dass es da hinauskommt.
Ich möchte mich mit meinem kindlichen Anteil gar nicht anfreunden.
Ich frage mich immer, warum ich das muss?
Liebe Wildkatze du "musst" gar nichts. Du kannst, oder du kannst auch nicht.

Kinder können doch auch sterben und die Eltern leben trotzdem weiter. Sie versuchen, die Trauer zu verarbeiten und leben weiter.
Warum soll das mit dem inneren Kind nicht auch gehen?
Welchen Unterschied siehst /fühlst du (wenn du dir es einmal versuchst vorzustellen) in der Trauer zwischen deinem Erlebten als Kind, und der Trauer über den gefühlten Tod deines inneren Kindes?

Ist nicht auch das "das innere Kind loswerden wollen" und dann trauern anstrengender als über das Geschehene zu trauern weil es so nicht funktionieren kann? Verdrängtes wird immer wieder mal hochkommen "wollen".



Ich lebe mein Leben als Erwachsene und schaue ab und zu mal in dem Zimmer vorbei und gucke, ob es dem Kind einigermaßen gut geht.
Aber das Zimmer verlassen, das darf mein Kind nicht.
Solange du das so für dich brauchst, ist das doch eine gute Lösung für dich.
So wie ich lese, möchtest du ein wenig schon wissen, dass es deinem kindlichen Anteil halbwegs gut geht. Daraus kann auch irgendwann mehr entstehen. Doch das geht dann meines Erachtens ganz von alleine. Also braucht keine zusätzlichen Gedanken dazu. Das geht über die emotionale Schiene, denke ich.
Also, um es mal ganz primitiv auszudrücken: Ich möchte mein inneres Kind nicht annehmen, sondern nur als Erwachsene leben.
Wenn du jetzt nicht willst, dass es stirbt (mögliches jetzt nicht in Frage gestellt) und es aber nicht haben möchtest, also nur als Erwachsenen Leben möchtest, wird es immer in dir rumgeistern. Verstehst du was ich meine? Deine kindlichen Anteile werden "so" keine Ruhe geben können da sie - glaube ich - heute auch noch oder endlich Aufmerksamkeit brauchen/wünschen.

Das schwere ist ja, dass missbrauchte Opfer so vieles für sich selber tun müssten, was andere hätten tun sollen. Somit tragen Opfer viel mehr als die Taten an sich. Viel viel mehr. Darum halte ich auch die Strafmaße für so ungerecht (allgemein betrachtet).

Ich möchte dich auf keinen Fall irgendwie beeinflussen, oder zu irgendetwas drängen. Falls das so rüberkommen würde, dann täte es mir sehr leid. Versuche es als neutral zu betrachten, und nimm dir nur raus, was du möchtest oder dir gerade gut tun. Den Rest - weg damit. Und schreib mir bitte, wenn ich nicht mehr darauf eingehen soll. Ich tu mir schwer im abschätzen, da jeder Mensch anders ist.

Liebe Grüße

jennyfer
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Laura13
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Beitrag Sa., 22.08.2009, 16:24

Das kleine Mädchen

Ich sehe dich, du kleines Kind!
Zum ersten Mal in meinem Leben,
bisher war ich für dich blind,
konnte dir keine Liebe geben.

Da stehst du, zitternd, hilflos, voller Angst,
ich sehe deine Tränen,
wie du um dein Leben bangst
und dein unendliches Sehnen.

Niemand nimmt dich in den Arm,
keiner achtet auf dein Leben,
ich will dich halten bei mir, schön warm,
doch noch kann ich es dir nicht geben.

Mitleid mit dem traurigen Kind ist mein Gefühl
verspreche dir, dich nicht wieder zu verlassen
wenn meine Tränen verflogen sind und ich mich stärker fühl,
dann will ich deine Hand nun fassen.

In Liebe für mein inneres Kind

Laura
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Rainer Maria Rilke

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Elfchen
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Beitrag Sa., 22.08.2009, 16:28

Laura, das ist wunderschön

glg
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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