Verwirrend - Therapeutin ist 'offen für alles'

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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hungryheart
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Beitrag Mi., 27.05.2009, 10:30

hach klärchen, da bist du ja wieder, wie schön!! (hab mir auch schon sorgen gemacht)
und schön, dass alles einigermaßen "klärchen" ist bei dir.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Alles_Klaro
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Beitrag Do., 28.05.2009, 22:09

DANKE, liebe hungryheart,
ich knuddel dich

Es ist momentan zum "Mäuse melken": falle und falle wieder in 'alte Muster' zurück (ok, auch ein Hinweis auf insgesamte Bewegung im Prozeß) - Stichwort: Schuldgefühle.

Mich hat deshalb folgendes sehr auch nachdenklich gemacht - lieben Gruß an mükindl:
... Du projizierst ein Bedürfnis auf eine andere Person und fällst aus allen Wolken wenn diese Person nicht so hüpft wie du es dir vorgestellt hast.
Mit Verlaub, es ist nun wirklich nicht so, daß jemand anders nach meinen Erwartungen "hüpfen" muß.
Nein, das ist es nicht ... es bestürzt mich, daß das hier so ankam. Macht mich traurig.

eine verdrießliche
Klaro,
grüßt euch (und wünscht sich eine Schulter zum Anlehnen).


PS:
ich wollte noch der Frau Elena sagen, daß ich hier beim (und anderswo) beim Lesen den angenehmen Eindruck habe, daß ich da eine recht aufmerksame und warmherzige Frau an den Tasten vermute.

Fortsetzung folgt ...
Zuletzt geändert von Alles_Klaro am Fr., 29.05.2009, 10:18, insgesamt 1-mal geändert.

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Alles_Klaro
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Beitrag Fr., 29.05.2009, 00:24

Liebe Elena,
nun gehe ich zunächst mal etwas dataillierter auf deinen Post ein, weil einiges davon mich - aus aktuellem Anlaß - sehr bewegt und berührt.
Elena hat geschrieben: ...ich kann Deine Gedanken und Emotionen sehr gut nachvollziehen, da ich einiges von Dir auch bei mir wiedererkenne ...
Ja, das geht mir umgekehrt nicht anders ... DANKE für deine Zugewandheit und dein Verständnis.

In meinen Freundschaften - habe nur sehr wenige, enge jedoch, als quasi 'Ersatzfamilie' (so Kernfamilie-Beziehungen leider nicht, damals durch den Bruch als ich ins Kinderheim) - hat sich vieles in meinem persönlichen Umfeld verändert, nach meinem Zusammenbruch (Burnout und der Diagnose "endogene schwere Depression") vor ein paar Jahren ...
Weißt du, das mit dem "Mutterersatz" konnte ich erst so richtig in der Therapie spüren und die Gefühle so pur wahrnehmen - vorher war das verschüttet und mir in der Klarheit zunächst nicht zugänglich ...

Jedoch bekam ich mit zunehmenden Alter stetig mehr Probleme in nahen partnerschaftlichen Beziehungen und wiederholte stetig ein ganz bestimmtes Muster, zum Beispiel:
Elena hat geschrieben:... dieses Nachholbedürfnis so extrem wichtig war. Leider fühlte sich das Gegenüber durch ein solches Verhalten völligst eingeengt (keine Luft zum Atmen), da sie unbewusst spürten, dass sie all das geben müssen, was ich lange vermisst habe. Alles musste bei mir ganz verbindlich sein, habe genau wie Du auf Anrufe gewartet (ziemlich angespannt), hab Wut bekommen, wenn dies nicht geschah...
Ja, den Tip bzgl. der Therapeutin kann ich annehmen, allerdings geht es noch nicht, das ich mich in sie hineinversetzen möchte/kann - doch rational kann ich nachvollziehen, was du meinst ... ich komme sicher später noch darauf zurück. Ich bin zu gekränkt, als daß mir diese Perspektivübernahme momentan gelingen könnte. Doch ich versuche es dann ...

Im Folgenden stimme ich dir sowas von zu. Da ist was dran - zumal ich ganz aktuell wieder 'jemanden' eher von mir fort trieb und so verschreckt habe ... mit dem riesen Erwartungsdruck wie du es nennst.
Wieder bis zum radikalen Kontaktabbruch (diesmal per SMS! - das braucht wohl einen anderen Thread) und meine Ohnmacht und pure Verzweiflung (ich sitze hier und mir laufen die Tränen): was mache ich da nur? weshalb 'suche' ich mir meist Menschen aus, die mit sich nicht klar ... und die kalt und abweisend agieren? ich trotzdem klammere wie blöde.

Ich leide deswegen Höllenqualen (sorry, für dramatische Formulerung) neuerdings - aufgebrochen durch die "Mutter-Übertragung" - wie schrieb es das münchnerkindl damals "mit der Mutter (Thera) aufs Eis zerren lassen und dann abgesoffen ..."
Elena hat geschrieben: ... Sie hat sicher die grosse Abhängigkeit von Dir gespürt, dadurch entsteht ein riesiger Erwartungsdruck. Hast du auch schon mal diese Gefühl erlebt, dass sich jemand von Dir abhängig macht. Was löst das bei Dir aus? Bei mir Fluchttendenzen..... .
Ich wünsche Dir von tiefem Herzen, dass Du eine Möglichkeit findest, damit umzugehen, wie Du Dein Bedürfnis nach Nähe befriedigt bekommst bzw. die Geballtheit der Emotionen sich reduzieren kann.
Tja, ich benötige schon noch Hilfe, sonst zerbreche ich vollends und gebe auf. Ich weiß nicht, z.B. nach der mißlungenen Therapieerfahrung: wie ich damit umgehen kann ...
Ich schäme mich so sehr (vor mir selbst?), daß ich so bin und fast alle vergraule, die mir wichtig sind ...

Mich quälen massive Schuldgefühle: neuerdings, in Beziehungen fast alles zu vermasseln, dann liebe Menschen zu verlieren. Immer und immer wieder.

Doch, dein Wunsch ist ein guter, liebe Elena.

Sag mir doch jemand (jetzt keine Aufforderung im engeren Sinne an euch, ok, eure Gedanken sehr willkomen):
Nur WIE? "Nähe befriedigt" zu bekommen? Reduzierung der "geballten Emotionen"?

den Schmerz immens spürend und
sehr traurig,
Klaro.
Zuletzt geändert von Alles_Klaro am Fr., 29.05.2009, 14:26, insgesamt 1-mal geändert.

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Flugente
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Beitrag Fr., 29.05.2009, 13:33

Alles_Klaro hat geschrieben:Sagt mir doch jemand (jetzt keine Aufforderung im engeren Sinne an euch):
nur WIE? Nähe befriedigt zu bekommen? Reduzierung der "geballten Emotionen"?
Hallo Klaro!

Kennst du das Prinzip des Loslassens? Man kann Leute vor lauter Angst, sie zu vergraulen erst recht vergraulen. Loslassen wirkt fast immer, denn was kommen soll und will kommt zu dir.

Ist allerdings ein recht erheblicher Lernprozess.

Aber ich bin sicher, du schaffst es

lg
Flugente
Eisberg voraus!

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Alles_Klaro
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Beitrag Fr., 29.05.2009, 14:58

Es ist wunderbar,
welch' klugen und lebenserfahrenen Menschen frau hier ab und an begegnet.

Ich hätte "wetten" können, daß Frau Flugente mit speziell diesem hilfreichen Gedanken jetzt kommt ... *baffbin*

Nö, kenne ich nicht : das "Prinzip des Loslassens" - was bitte, ist das denn? *kopfkratz*
(weißt, 'wir scherzen gern einmal' - a la Loriot)

Immerhin habe ich in den vergangenen Wochen die Wünsche und Erwartungen (all das, was hierzu im Thread von mir beschrieben) an die Ex-Therapeutin losgelassen. Schritt für Schritt - den Schmerz zugelassen ... usw.

Ich bin gottfroh, daß ich aus dieser unsäglichen Verstrickung raus bin und nichts mehr von ihr will.

Blöd nur, daß ich mir gleich die nächste Katastrophe ranorganisieren "mußte" und wieder leide, weil ich Abschied nehmen muß (zwangsläufig). Hoffnung beerdigen.

Hier möchte ich bei mir selbst mal noch genauer hinschauen.

Liebe Grüße,
bis später,
Klaro.

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Elena
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Beitrag Sa., 30.05.2009, 01:14

Hallo Klaro,

Du hast gefragt, wie Du Deine geballten Emotionen in den Griff bekommen kannst?
Also, mir hat es immer sehr geholfen bzw. hilft es, Sport zu treiben, und zwar alles, was mit Ausdauer zu tun hat. Ich habe immer das Gefühl, dass alles, was sich in mir anstaut, dadurch abgeleitet wird.
Ich meine dies aber nur ergänzend, da ich der Meinung bin, dass es wenig bringt, zehn Kilometer durch den Wald zu joggen, aber trotzdem Probleme im Umgang mit den zwischenmenschlichen Beziehungen habe, die gehen dadurch nicht weg. Es ist lediglich so, dass Bewegung mich innerlich ruhiger werden lässt und meine Gedanken klarer werden.
Alles_Klaro hat geschrieben:Ja, den Tip bzgl. der Therapeutin kann ich annehmen, allerdings geht es noch nicht, das ich mich in sie hineinversetzen möchte/kann - doch rational kann ich nachvollziehen, was du meinst ... ich komme sicher später noch darauf zurück. Ich bin zu gekränkt, als daß mir diese Perspektivübernahme momentan gelingen könnte
Klar ist dies schwer bzw. unmöglich, gerade, wenn es darum geht, dass Du starke Bedürfnisse/ Wünsche und sicher die Hoffnung hattest, sie von ihr erfüllt zu bekommen. Die Erfahrung , mit der Realität konfrontiert zu werden und zu realisieren, dass dies nicht der Fall ist, ist schmerzhaft.
Aber ich habe beobachtet, je weniger man mit Erwartungen an eine Freundschaft/Beziehung herangeht, umso schöner und unkomplizierter wird sie. Sobald man den starken Wunsch verspürt, etwas ganz Wichtiges von einer Person zu bekommen umso verkrampfter geht man mit ihr um. Dieses Verhalten bekommt man vom Gegenüber gespiegelt, ist echt ein Naturgesetz.
Ich denke, dass Du vielleicht mal von der Perspektive herangehen solltest, ein Vertrauen zu entwickeln, dass alles so läuft, wie es sein soll und nicht so, wie Du es jetzt unbedingt haben möchtest bzw. brauchst.
Sicher hast Du innerlichen Abstand von Deiner Therapeutin gewonnen, jedoch ist die Frage, wie sieht es zukünftig aus, wenn Du wieder nette und verheisungsvolle Begegnungen findest? Was kannst Du tun, aus Deinem alten Muster auszubrechen?
Diese Menschen können Dir nicht das alles geben, was Du als Kind schon immer gebraucht hast, auch wenn es damals so existenziell wichtig gewesen war und heute noch ist.
Ich finde, alleine, wenn Du ein Bewusstsein dafür entwickelst, was Du damals genau benötigt hättest ist Dir sehr viel geholfen. Wenn du dann auch beobachtetest, wie Du diese Bedürfnisse auf Deine Mitmenschen überträgst, ist es vielleicht doch möglich, Deiner Ratio agieren zu lassen und die Perspektive Deines Gegenübers zu verstehen.
Mir hilft es zumindest wahnsinnig, mit meiner Therapeutin an meiner Übertragung ihr gegenüber zu arbeiten. Ich merke auch, dass ich das tiefe innere Bedürfnis habe, dass sie mich so behandelt, wie ich es mir damals von meiner Mutter gewünscht hätte, aber nie bekommen habe. Sie spürt dies auch, fühlt mir gegenüber wie eine Mutter, hat jedoch genügend professionelle Distanz um alles zu analysieren und mir zu helfen. Ich ertappe mich auch bei dem Gedanken, ach wie schön wäre es, nach der Therapie weiter Kontakt zu haben, natürlich im privaten Kontext. Aber dies hilft mir alles nicht, da ich dadurch im alten Muster bleibe. Ich will es unbedingt ändern, daher ist meine Ratio momentan sehr stark, um mein Bedürfnis (hoffentlich) in den Griff zu kriegen.
Lass Dich nicht entmutigen!
Liebe Grüsse von Elena

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Flugente
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Beitrag Sa., 30.05.2009, 08:36

Hallo Alles Klaro!

Du bist ja süß

Mit Loslassen meinte ich nicht, dass du deine Gefühle AN jemanden loslassen sollst sondern dass DU loslässt. Wenn eines Tages ein süßer kleiner Vogel in deinen Garten flattert und du fängst ihn und sperrst ihn in einen Käfig, wirst du dir nie und nimmer seine Zuneigung erwarten können. Baust du ihm ein kleines Futterhäuschen im Garten, wird er dich vielleicht immer und immer wieder besuchen, keine Angst vor dir haben, dich und deinen Garten sogar mögen, weil er weiß, hier kann er sich entspannen, hier passiert ihm nichts und du kannst dich an ihm erfreuen.

Das funktioniert auch bei Menschen so eigentlich funktioniert es fast bei allen Dingen so.

lg
Flugente
Eisberg voraus!

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Alles_Klaro
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Beitrag Sa., 30.05.2009, 23:11

Wißt ihr was?,
ich wollte noch einige eurer etwas zurückliegenden Beiträge beantworten ... auweia, ich hänge.

Doch, ihr glaubt mir auch so, daß sie mir nach dem "Showdown" mit der Therapeutin eine hilfreiche Stütze waren, oder?

Deshalb zunächst an dieser Stelle ganz liebe Grüße an:

Stöpsel
Dir danke ich besonders für das geduldige Erklären und gutherzige Eingehen auf meine Frage an dich,
ich gehe darauf noch ein, was du geschrieben. Du bist 'ne liebe.

zucker
Für dein prägnantes Statement, in bestechender Klarheit und übrigens: das war nicht "banal", im Gegenteil ...

vallee (wie bekommt frau den Schrägstrich aufs das e ?)
Dir bin ich so dankbar speziell für den Satz/Gedanken: "du brauchst keine Mutti, die dir die Entscheidung
abnimmt" (sinngemäß zitiert), der mir so aus dem Herzen sprach ... und dein Mitgefühl.
Mir kamen damals vor lauter Rührung die Tränen.

DANKE, daß ihr und all die anderen in dieser schmerzhaften "Stunde" für mich da gewesen seid - das trage ich als eine gute Erfahrung mit mir und gebe ich gern bei Gelegenheit hier im Forum zurück.


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Alles_Klaro
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Beitrag So., 31.05.2009, 23:22

Achso,
bevor ich das vergesse - denn ich bin beim 'Nacharbeiten' hier:

also, liebe Rilke, falls du hier noch einmal reinschaust -
Du hast so Anfang Mai u.a. geschrieben:
... ich äußere mich hier zum ersten Mal, habe aber alles gelesen. Geäußert habe ich mich bisher nicht, weil ich einfach sprachlos war, ganz ehrlich!
Wollte ich gerne von dir etwas genauer wissen, WAS dich beim Lesen des Threads so sprachlos gemacht hat?? Wenn du magst, schreib mir kurz was dazu.

Auch deinen Trost konnte ich gut annehmen ... das Zitat von Flugente habe ich mir auf einen Zettel geschrieben und hier in Sichtweite.

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hungryheart
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Beitrag Mo., 01.06.2009, 10:07

Flugente hat geschrieben:
Kennst du das Prinzip des Loslassens? Man kann Leute vor lauter Angst, sie zu vergraulen erst recht vergraulen. Loslassen wirkt fast immer, denn was kommen soll und will kommt zu dir.

hallo liebe klaro,

ich kann flugente nur zustimmen.
wenn du loslässt, rennen dir die leute ganz sicher die bude ein, weil du -wenn du so bist, wie deine beträge vermuten lassen, wovon ich ausgehe- eine total angenehme, humorvolle, kluge, warmherzige, supernette, witzige frau bist, mit der man gerne seine zeit verbringt.

wie loslassen geht?
mir hat sehr geholfen, zu lernen, für mich zu sorgen und mir SELBST das zu geben, was ich brauche.
ganz konkret heißt das: meine elementaren bedürfnisse wahrnehmen und stillen. also: wenn ich hungrig bin etwas gutes, nahrhaftes essen; wenn ich müde bin mich ausruhen (gar nicht so leicht, mir da immer die zeit zu nehmen), wenn ich traurig bin dinge tun, die mich trösten ( mich mit einem guten buch einkuscheln, schöne musik hören, malen, mich mit einem tollen badezusatz, kerzen und schöner musik in die badewanne legen, mit meinen kindern was unternehmen, briefe schreiben, einen schönen warmen kakao trinken, telefonieren, mich mit meinen freundinnen treffen usw, usw. usw.), meine bedürfnisse aussprechen ("nimm mich in den arm", "lass mich in ruhe" etc), wenn ich wütend bin, der wut ausdruck verleihen, ehe sie übermächtig wird........


herzlicher gruß und knuddels an das klärchen
Nimm was du willst und zahl dafür.


montagne
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Beitrag Di., 02.06.2009, 10:46

Hallo Klaro,
was ist loslassen? Ich denke es ist das Gegenteil von dem was du mit deiner Therapeutin versucht hast. Ich kann es nur noch mal sagen, es ist verdammt ärgerlich, traurig, schade, das sie das nicht ausgehalten hat, nicht in der Lage war dich dabei zu unterstützen eben loszulassen, sicherer zu werden. Obwohl es ihr verdammter Job ist.

Es ändert aber nichts daran, das es ein wichtiges Thema für dich zu sein scheint, so mein Eindruck.
Wie kann man los lassen und damit Nähe zulassen? Was ist das? Ich bin mir selbst nicht sicher. Bin mir aber über einige Aspekte sicher. Nämlich wie hungryhaert sagte, das sich um sich selbst kümmern können, mehr noch sich selbst annehmen, unabdingbar dafür sind.
Durch Fürsorglichkeit, Stabilität, Verlässlichkeit, Annahme erfahren. Daran wachsen, gedeien. Das alles macht die alten Erfahrungen nicht werg, aber es relativiert sie schon. Man wird inenrlich stärker und sicherer. Findet also in sich selbst mehr halt und in dem Maße schwindet so ein unbedingtes Klammern und Fordern an die Außenwelt, an die anderen Menschen.
Verbindlichkeit ohne Klammern entsteht. Nähe ohne Einengung.

Vielleicht wagst du noch einmal einen Versuch Klaro?
Denn du bist jetzt ja schon ein Stück weiter.
amor fati

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Alles_Klaro
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Beitrag Di., 02.06.2009, 14:31

Hallo ihr Lieben,
da ich überraschend mehr Zeit als erwartet habe, kann ich in Ruhe noch ein paar Gedanken schreiben zu dem, was ihr mir geschrieben habt.

Als ich von dir gelesen habe, liebe Elena,
daß es dir half/hilft Sport zu treiben usw., mußte ich schmunzeln:
Erstes, weil du das so "ergänzend" meintest ... hm, ist schon klar, daß sich die zwischenmenschl. Probleme so nicht nur regulieren lassen.
Zweitens, weil ich daran denken mußte, daß ich mittlerweile erkannt habe, weshalb ich als Jugendliche/junge Erwachsene im DDR-Leistungssport so vom Ehrgeiz getrieben war und so exzessiv trainiert hatte, bis ich bzw. meine körperliche Konstitution kapitulierte. Ich "machte" (nicht mit Absicht natürlich) mir so die Kniegelenke kaputt, landete in einer Klinik (über Monate) und wurde mehrfach operiert. Sport"karriere" hatte ein jähes Ende ...

Was ich damit sagen will, da war ich gezwungen mal inne zu halten, war auf mich ganz allein (so fühlte ich mich als Heimkind eh) zurück geworfen: es zu fühlen, zu spüren und mir ernste Gedanken zu machen ... über mich. Ich war damals 17/18 Jahre alt und bekam die erste (vmtl. depressive) Krise.

Übrigens, als du schriebst, daß es dir hilft (oder wenn andere hier über ihre positiven Erfahrungen berichten) mit deiner Therapeutin an dieser speziellen Übertragung zu arbeiten ... ohweh, da werde ich fast neidisch (sorry): denn das war zum Schluß meine ausdrückliche Bitte/Anliegen an die Ex-Thera gewesen. Ich hatte sehr wohl kapiert (zumindest) rational, daß meine Wünsche nach Privatkontakt und deren Realisierung mir langfristig nicht geholfen hätte - aus den hier mehrfach genannten Gründen - So weit war/bin ich wenigstens inzwischen. Ähnlich wie du, wollte ich 'es' (das Muster) unbedingt ändern ...

Ich bin ganz stolz auf mich, daß es mir durch diese Einsicht (glaubt mir, sie war für mich sehr schmerzhaft) gelang, mich auf mich zu konzentrieren und in der Therapie zu bleiben/bleiben zu wollen - nicht, mich zu irgendwelchen Wünschen, zu "Luftschlössern" hinzubeamen ... von meinen Problemen abzulenken.

Mein Zustand, meine Kräfte signalisierten mir deutlich: ich brauche (noch) Unterstützung und den therapeutischen Halt. Bitte, nicht jetzt alleine lassen ... (Kind).

Und genau an dieser Stelle spielt eben auch der Aspekt eine Rolle, daß ich ab und an darüber nachdenke und/oder nachspüre: inwieweit spielt mein "Klammern" (ist so ein blödes Wort in dem Zusammenhang) da mit rein, in den damaligen Wunsch 'mit-ihr-weiter-zu-arbeiten' ?? Letztlich nicht loslassen zu können, obwohl SIE mir nicht helfen kann (kann das überhaupt einer?)??

Denn Letzteres kenne ich auch aus anderen Beziehungserfahrungen: an schädigenden Dynamiken "festzuhalten", wie blöde an was zu "ackern", was ich eh nicht "bekomme" ...

Diesen Satz schreibe ich mir ebenfalls ganz dick auf (Papier) bzw. hinter die Ohren. Danke.
... Ich denke, dass Du vielleicht mal von der Perspektive herangehen solltest, ein Vertrauen zu entwickeln, dass alles so läuft, wie es sein soll und nicht so, wie Du es jetzt unbedingt haben möchtest bzw. brauchst.
Und hiermit hast du, was mich als Mensch betrifft, gut einen der 'Kerne' getroffen - in vielerlei Hinsicht:
... Sobald man den starken Wunsch verspürt, etwas ganz Wichtiges von einer Person zu bekommen umso verkrampfter geht man mit ihr um. Dieses Verhalten bekommt man vom Gegenüber gespiegelt, ist echt ein Naturgesetz.
Wenn ich den Mut bzw. die Zeit aufbringe, beschreibe ich euch in einem anderen Faden, was mir erst kürzlich "passiert" ist, hochpeinlich (im nachhinein) WAS ich mir da selber angetan ...



(Fortsetzung hier, folgt)
Zuletzt geändert von Alles_Klaro am Di., 02.06.2009, 22:51, insgesamt 1-mal geändert.

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Alles_Klaro
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Beitrag Di., 02.06.2009, 16:26

So,
weiter im Text - wenn ich versuche, da mal etwas auf gewisse Muster hinzudeuten:

Ich schrieb vorhin:

Mein (Sport) Körper zwang mich quasi zur "Erdung" - ich mußte liegen (als Beispiel, ok)

Oft "mußte" man/frau mich zwingen, daß ich (endlich) loslasse - seltenst in meinem Leben habe ich z.B. unbefriedigende Beziehungen konsequent beendet, obwohl ich im Kopfe recht klar war.
Mein jeweiliges Gegenüber tat es meist "für mich".

Oft brachte ich mich in Konstellationen, wo man/frau mich vor "vollendete Tatsachen" (beginnend bereits in der Kindheit) stellte.
Den Kontakt und Dialog abbrach - so sehr ich auch flehte, mich doch anzuhören bzw. mir zu erklären, weshalb jetzt Aus und Ende ist - mich teilweise kaltherzig wegstieß (mein Erleben), weil ich so klammrig daher kam (?), verbunden mit den größten Schuldgefühlen, daß ich mir alles kaputt mache mit meinen Ängsten ...

Ich komme heute noch nicht mit abrupten Abbrüchen klar sowie mit Entscheidungen über meinen Kopf hinweg oder wenn einer "einfach" weggeht und ich mich nicht mehr verabschieden kann.

Will sagen ... - Zitat von vallee
... das es ein wichtiges Thema für dich zu sein scheint, so mein Eindruck.
Ja, das ist richtig: ich konnte manchmal nicht loslassen. Es fällt mir heute, als nach und nach erwachsene Frau, ganz ganz schwer. Ich leide meist fürchterlich und seit meiner psychischen Erkrankung erlebe ich das noch viel schlimmer.

... Durch Fürsorglichkeit, Stabilität, Verlässlichkeit, Annahme erfahren. Daran wachsen, gedeien. Das alles macht die alten Erfahrungen nicht werg, aber es relativiert sie schon. Man wird inenrlich stärker und sicherer. Findet also in sich selbst mehr ...
DAS, hast jetzt aber schön geschrieben ... wohl wahr, ein lebenslanger Prozeß wie mir scheint.


Ich habe schon verstanden, liebe Ente wie du das meintest. Das Beispiel mit dem Vogel ist echt rührend. Stell Dir vor, ich habe gar keinen Garten ... *schmunzel*
Jedoch habe ich vor Jahren zwei Katzen adoptiert und so gute Erfahrungen gemacht, so a la:
... wird er dich vielleicht immer und immer wieder besuchen, keine Angst vor dir haben, dich (...) sogar mögen, weil er weiß, hier kann er sich entspannen, hier passiert ihm nichts und du kannst dich an ihm erfreuen.
Bitte (aus irgend einem Grund muß ich das hier betonen *kopfkratz*) nicht denken, daß ich dazu neige nun Menschen einzusperren und mit Gewalt fest-zu-halten - nein, das trifft es nicht ganz ...

Durch das Kompliment und die Gedanken von hungry bin ich darauf gekommen, daß ich mir offensichtlich in der letzten Zeit, die Probleme in zwischenmenschl. Bereich eher noch an Land ziehe (mir geht es offensichtlich nicht schon schlecht genug?) und mich gleichzeitig in ein Schneckenhaus verzog. Denn mir läuft hier niemand die Bude ein (es sei denn, ich lade ein) ... seit meiner Krankheit wurde mein Freundeskreis proportional kleiner. Und das macht (e) mich sehr traurig.
... wenn du so bist ... eine total angenehme, humorvolle, kluge, warmherzige, supernette, witzige frau bist, mit der man gerne seine zeit verbringt.
*leichtverlegenschau* DANKE. Ja, das bin ich (auch), manchmal sogar "süß"


Doch, momentan stelle ich mir ernsthaft die Frage, weshalb gerate ich ausgerechnet in letzter Zeit vereinzelt an Menschen, die nur eine "starke", engagiert-schlagfertige und humorvolle Klaro wollen und wenn ich meine sensiblen bzw. "schwachen" Seiten zeige (ich habe nichts Schlimmes getan, ich schwöre) und so wie ich eben auch-noch-bin, damit nicht klar kommen - wir "es" miteinander nicht hinbekommen???

Liegt es (auch) an meinem sog. "helfenden Beruf", daß ich merkwürdige Persönlichkeiten förmlich anziehe?
Bin ich schon so vereinsamt und hab' es bisher nur noch nicht gemerkt?

Bisher bin ich davon ausgegangen, daß ich mit meinem Handeln "Geben ist seliger, denn Nehmen" für mich gründlich 'aufgeräumt' habe, weil es mich schon mal sowas von an den Rand ... brachte, daß ich daran fast zerbrochen wär ...


Und vallee,
du meintest doch sicher mit "einen Versuch wagen": mir demnächst professionelle Hilfe zu holen? Oder?
Wäre liebensgewürzig, wenn du das mir beantwortest.

*jetztmithundgassigeht*

Liebe Grüße euch,
Klaro.

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Elena
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Beitrag Di., 02.06.2009, 22:38

Hallo Klaro,

danke für Deine Antwort und die grosse Offenheit von Dir, finde ich echt beeindruckend. Ich kann leider bzgl Deiner zwischenmenschlichen Beziehungen wenig sagen, woran es liegt, dass es bei Dir häufiger zu abrupten Abbrüchen kommt, da ich dich nicht direkt in der zwischenmenschlichen Kommunikation miterlebe.
Alles_Klaro hat geschrieben:so sehr ich auch flehte, mich doch anzuhören bzw. mir zu erklären, weshalb jetzt Aus und Ende ist - mich teilweise kaltherzig wegstieß (mein Erleben), weil ich so klammrig daher kam (?)
Genau hier wäre es sehr wichtig loszulassen, und niemanden anzuflehen.....Dadurch gerätst du in die unterlegene Position, d.h. es ist keine gleichwertige Beziehung mehr, Du zeigst dadurch, wie emotional abhängig Du bist. Deine Bedürftigkeit wird ganz offen und es überfordert Dein Gegenüber, da ihm signalisiert wird, dass er diese befriedigen soll.
Ich glaube, das, was wir als Kind vermisst haben, bekommen wir auch als Erwachsener von niemanden erfüllt. Daher finde ich es besser, nicht darauf zu hoffen und harren, sondern eigene Ziele zu formulieren und zu verfolgen.
Alles_Klaro hat geschrieben:Übrigens, als du schriebst, daß es dir hilft (oder wenn andere hier über ihre positiven Erfahrungen berichten) mit deiner Therapeutin an dieser speziellen Übertragung zu arbeiten ... ohweh, da werde ich fast neidisch (sorry): denn das war zum Schluß meine ausdrückliche Bitte/Anliegen an die Ex-Thera gewesen. Ich hatte sehr wohl kapiert (zumindest) rational, daß meine Wünsche nach Privatkontakt und deren Realisierung mir langfristig nicht geholfen hätte

Aber du hattest trotzdem das starke Bedürfnis und die Hoffnung, von ihr das zu bekommen, was Du als Kind vermisst hast. Ja, es ist schon hart, in der Therapie mal schnuppern zu dürfen, wie toll es sein könnte, von der Thera ganz viel zu bekommen, aber die Realität sieht leider anders aus.

Ich habe zu meiner Thera genügend emotionale Distanz, und umgekehrt, um mit ihr zu analysieren. Klar stell ich mir auch vor, wie toll es wohl gewesen wäre, wäre sie meine Mutter, da sie genau weiss, was ich brauche. Aber ich habe nicht den Wunsch. Vielleicht passiert das ja im nächsten Leben .
Du und Deine Thera ward zu sehr schon miteinander verwickelt, sie hat Dich zu nah an sich rangelassen und für Dich schien eine Bedürfnisbefriedigung daher garnicht so abwegig (Reine Interpretation meinerseits). Ist ja irgendwie auch logisch. Aber irgendwann musste sie dann halt die Notbremse ziehen und Du warst sehr enttäuscht .
Es wäre so toll, wenn Du Dich aus Deiner Bedürftigkeit herausarbeiten könntest, dann hast Du auch die Chance gleichberechtigte Beziehungen zu führen.

Ganz liebe Grüsse von Elena

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Alles_Klaro
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Beitrag Di., 02.06.2009, 23:24

Re-Hallo Elena, ich danke dir.
... Ich kann leider bzgl Deiner zwischenmenschlichen Beziehungen wenig sagen, woran es liegt, dass es bei Dir häufiger zu abrupten Abbrüchen kommt, da ich dich nicht direkt in der zwischenmenschlichen Kommunikation miterlebe.
Bitte, das habe ich auch nicht erwartet von dir bzw. euch - hoffentlich wird es nachvollziehbar in welchem Prozeß ich mich bewege. Durch das Aufdecken von sog. Mustern versuche ich mir selbst noch besser auf die Schliche zu kommen.

Und: mit der Ex-Therapeutin habe ich ja offensichtlich 'etwas' wiederholt/reinszeniert wie das so heißt ...

Und bitte: das Wort "flehen" nicht ganz so wörtlich nehmen - mein ganzes Verhalten/Handeln muß jedoch auf mein Gegenüber so gewirkt haben. Ganz klar ist mir, daß ich nicht in der Lage war loszulassen- es nicht konnte (vermögen) - obwohl ich wußte (im Kopf) das es nicht gut für mich ist, was ich da "veranstalte" ... und alles nur noch schlimmer macht.

Was meinst du in dem Zusammenhang mit "eigene Ziele zu formulieren und zu verfolgen"?
*aufschlauchsteh*

sehr nachdenklich,
Klaro.

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