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Do., 18.01.2024, 16:25
So, ich habe das Gespräch überstanden. Mein Vorhaben, nicht zu heulen hat zwar nicht funktioniert, aber ansonsten ist es nicht ganz so katastrophal gelaufen, wie befürchtet. Ich hab einen langen Text geschrieben, den ich ihr in der Stunde vorgelesen habe. Das war für mich einfach leichter, als frei zu sprechen. So konnte ich vorher in Ruhe überlegen, was ich ihr sagen will und wie. Ich hatte wirklich befürchtet, dass sie mich rausschmeißen wird, weil ich weiß, dass sie mit Kritik nicht gut umgehen kann. Aber das hat sie nicht. Sie hat sich meinen Text bis zum Ende angehört und dann haben wir darüber geredet. Eine wirkliche Einsicht oder gar eine Entschuldigung kam nicht von ihr. Aber das habe ich auch nicht erwartet. So gut kenne ich sie inzwischen. Sie meinte, sie wäre nicht paranoid, auch wenn sie wohl mal einen stalkenden Patienten hatte. Normalerweise wäre sie wohl nicht so misstrauisch und hat sich laut ihrer Aussage selbst erschrocken, dass ihr letzte Woche plötzlich dieser Gedanke kam, ich könnte sie filmen. Und wie es typisch für sie ist, hat sie den Spieß wieder rum gedreht und meinte, da könnte ich mal sehen, was ich bei ihr bewirke. Haltet mich für bescheuert, aber irgendwie schafft sie es immer wieder, mich "einzufangen". Als ich da heute so bei ihr saß, dachte ich "Mann, ich mag diese Frau einfach! Ich will nicht weg von ihr!" Am liebsten hätte ich sie umarmt. War eine sehr emotionale Stunde.
Ich habe ihr auch erzählt, dass ich morgen einen Termin bei einem anderen Therapeuten habe. Sie sagte, ich soll ruhig hin gehen und mir mal eine andere Meinung holen und dann frei entscheiden. Aber sie würde gerne mit mir weiter machen, weil wir jetzt gerade an einem sehr wichtigen Punkt sind, der zu einem großen Durchbruch werden könnte oder so ähnlich.
Und jetzt weiß ich auch nicht so genau. Ich werde morgen auf jeden Fall zu dem anderen Therapeuten gehen. Auch wenn es sich irgendwie nach Fremdgehen anfühlt. Aber was mache ich, wenn ich mit dem total gut klar komme? Dann muss ich mich entscheiden.
Erstmal bin ich froh, dass ich nächste Woche wieder zu ihr darf. Und dass ich heute ihre Praxis nicht mit dem Gefühl verlassen habe, dass sie mich hasst. Im Gegenteil: ich hatte ein bisschen das Gefühl, es ist alles gut zwischen uns.
Aber ich muss das erstmal noch ein paar Tage sacken lassen und verdauen. Vielleicht ändert sich mein Gefühl auch nochmal.