Diagnostik, Diagnose und passende Therapie

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 08:46

lisbeth hat geschrieben: Do., 07.09.2023, 11:44 Es ist weniger drastisch, aber trotzdem bezeichnend. Ich war ganz lange völlig abgekoppelt von meinen Gefühlen. Hab einfach nix gespürt und konnte das wenige was da war auch nicht klar benennen. Es hat Jahre und mehrere Therapien gebraucht, bis einer Therapeutin das mal aufgefallen ist:

Und was die ganzen Nutzlostherapien die Krankenkassen kosten. Selbst wenn sie keinen Schaden anrichten kostet das ja Geld und verschwendet die Lebenszeit von Klienten.

Stell dir mal vor dein Auto hat ein Problem mit dem Getriebe und du musst erst 4 Werkstätten abklappern und dort Reparaturleistungen bezahlen ohne dass das was nutzt und der fünfte findet dann den Schaden. :evil:

Ich glaube aber dieses System füttert sich einfach selbst. Die älteren, verantwortlichen Leute die diese Therapieformen vertreten, die als Chefärzte in den Kliniken und in den Lehrinstituten sitzen, die die Krankenkassen beeinflussen was an Therapie bezahlt werden sollen sind halt Vertreter dessen wie es gerade läuft, die verdienen gutes Geld damit und die leben natürlich selbst von der Narrative dass das was sie da abliefern ganz toll und nützlich ist.
Die machen Lobbyarbeit dagegen dass neue Therapieformen wie Körpertherapie von den Kassen ambulant bezahlt werden, entwickeln die Programme die in Kliniken angewendet werden und sorgen dafür dass sie selbst und ihre Gruppierungen in dem Spiel das Ansehen und die Pfründe behalten können.

Und diese wenig kompetenten Jungtherapeutinnen in Kliniken, das ist halt für die Kliniken billiger. Schwer betroffene als Versuchskaninschen für Berufsanfänger. Ich habe das auch erlebt. Dass es für das System teurer ist wenn ein Klinikaufenthalt nutzlos ist fällt denen nicht auf. :evil:

Deswegen gibt es im System null Motivation diese Missstände abzustellen, weil die Leute die es verantworten den ganzen Tag damit beschäftigt sind sich selbst zu sagen wie toll sie doch sind und ihr hübsches Häuschen im Grünen damit zu finanzieren. Ist doch alles paletti im System psycho-Gesundheitssystem.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 08:53

candle. hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 08:36
Hier schreibst du ja eigentlich das Gegenteil. Er hat ein Vorbild und ist als Mensch dann vielleicht doch nicht so, aber als Therapeut schon.
das widerspricht sich doch nicht.
Von einem Therapeuten siehst du immer nur einen Ausschnitt, nie den ganzen Menschen. Natürlich schon die Persönlichkeit. Aber eben den professionellen Teil. Und das ist auch gut so.
Therapie bedeutet ja auch dass der Therapeut eine entsprechende Ausbildung und Qualifikation hat.
Das genau unterscheidet denjenigen doch von den selbsternannten Heilern und Heilpraktikern, die denken sie seinen so nette Menschen und das reicht dann aus. Das ist es ja genau nicht.
Ein Therapeut hat immer auch seine Methode gelernt, Gesprächsführung etc. Das ist doch gut so.

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Montana
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 09:10

candle. hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 08:36 Hier schreibst du ja eigentlich das Gegenteil. Er hat ein Vorbild und ist als Mensch dann vielleicht doch nicht so, aber als Therapeut schon.
Du hast mich nicht gut verstanden. Was ich meine ist, dass man als Mensch eine bestimmte Entwicklung machen muss um dahin zu kommen, als Therapeut das verkörpern zu können, was man den Patienten vermitteln möchte. Man muss so sein, in echt. Den Unterschied kann man bemerken, zumindest merke ich den. Dieser Therapeut hält das, was er für mich ist, seit vier Jahren konstant durch und er kann das auch locker zwei Stunden am Stück. Die anderen vorher, die haben es nur gespielt, und die konnten das dementsprechend nach Tagesform mal gar nicht, mal eine Viertelstunde. Hat man eine bestimmte Haltung anderen Menschen gegenüber, dann verändert die sich nicht mit der Tagesform. Dann schwankt mal die Konzentration oder das Verständnis, aber die grundsätzlichen Sachen bleiben immer. Und sein Vorbild propagiert genau das: das man eine Haltung entwickelt und nicht den tollen Therapeuten vorspielt. Dadurch verändert sich dann auch der Kommunikationsstil. Kommunikation verschiebt sich oft auf eine Meta-Ebene, und das ist dann das, was ich als therapeutisch wertvoll erlebe.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 09:17

genau so sehe ich das auch Montana!
Natürlich wird und soll man als Patient nicht den ganzen, ungeschminkten Menschen sehen. Auch ein Therapeut ist mal müde, gestresst, schlecht gelaunt. Auch ein Therapeut hat mal Schwierigkeiten, Streit mit der Frau, Ärger mit dem Handwerker.
Das lässt jemand der wirklich professionell ist natürlich draußen.
Aber jemand der als Mensch wirklich so ist, herzlich, human, interessiert, integer... dem merkt man das an

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Montana
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 09:27

Danke, genau das meine ich. Der sieht auch sch* aus, wenn er krank ist, das kann alle Professionalität nicht verhindern. Das muss aber auch nicht sein. Auch darin kann ein Therapeut Vorbild sein: wie gehe ich z.B. damit um, wenn ich nicht zu 100% leistungsfähig bin. Will ich dem Patienten wirklich vermitteln, dass er niemals die geringste Schwäche zeigen darf? Oder gebe ich ein Beispiel dafür, wie ein besserer Umgang aussehen kann, das er sich begucken und zu einer eigenen Meinungsbildung verwenden darf? Lässt ein Therapeut sein Mensch-Sein wirklich komplett außen vor, dann nimmt er sich sein wirksamstes Werkzeug. Man geht doch da hin, weil das Lesen von Fachbüchern nicht reicht. Reine Wissensvermittlung geht in anderen Settings effizienter, dafür braucht es kein 1:1.

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Charlie Foxtrott
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 10:15

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 08:46
Und was die ganzen Nutzlostherapien die Krankenkassen kosten. Selbst wenn sie keinen Schaden anrichten kostet das ja Geld und verschwendet die Lebenszeit von Klienten.
Und leider tun m.E. die Kassen zu wenig, um Struktur da reinzubringen. Oder die Traumaambulanzen, die ja eigentlich für eine zeitnahe Versorgung erfunden wurden: OEG-Antrag stellen ist Voraussetzung (ich will aber den Namen des Täters nicht angeben, bin froh, endlich Ruhe zu haben), dann darf seit der Tat nur eine gewisse Zeit vergangen sein. Ach nee, damals gabs noch keine TAs und wenn es nun, wie bei mir, erst durch jüngere Ereignisse (Bsp. Arbeit am Tatort, Rückkehr ins Elternhaus) angetriggert wird? Ausgerechnet von einer TA wurde ich fehldiagnostiziert (auch von so einem jugendlichen "Klon") und die Angststation fragte mich dann, was ich bei denen will. Auch ist unsere TA sehr einseitig auf Bindungstrauma spezialisiert.

Meine KK sagte mir, als ich nach meinem Rausschmiss Beratung suchte "Trauma kann jeder." Wenn ich bei der 116117 durchgekommen wäre, hätte ich garantiert keinen Traumatherapeuten zugewiesen bekommen, denn die sind alle voll. Ich solle mich auf die Bezeichnung EMDR auf der Webseite konzentrieren, das gäbe einen Hinweis, ob der auch Trauma kann. Das war alles.

Mein Erstversuch endete nach wenigen Stunden in einer versuchten Konversionstherapie (heute verboten, steht immer noch als Abbruch von meiner Seite in den Akten), dann die übliche Achtsamkeits - und ABC-Modell-Entspanung. Dann DBT-Klinik mit Entlassung an TP. Das traumat. Ereignis wurde bei allen nicht angesprochen bis aktiv geleugnet!!! Als das nicht half, sollte ich zur PA, habe aber gestreikt. Nachdem ich dann 10 Jahre mehr schlecht als recht durchgehalten hatte, ist es wegen eines dienstl. Problems total eskaliert: Ein laut Eigendarstellung Traumatherapeut hat mich mit ACT behandelt und immer nur auf Herkunftsfamilie herumgeritten. Dann endlich Traumatherapie mit für mich weniger geeignetem Vefahren (PE), dann endlich, endlich die für mich richtige Methode (IRRT, EMDR, Hypnose, Körpertherapie) gefunden. Verzweiflung, körperliche und Jobprobleme zwischendurch.

Was hätte da gespart werden können an Geld, Zeit und Gesundheit! Da hilft wohl nur trauern, aufstehen, Krone richten. Manche können das nicht mehr, ich weiss. Patientenlobbyverbände, Gesundheitspolitiker anschreiben? Der Weiße Ring kritisiert bspw. die Restriktionen bei den Traumaambulanzen.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 10:43

mir geht es da wie dir Charlie.
Diese vielen Therapien und Klinikaufenthalte. Was da an Geld vergeudet wurde. Auch an meinem Geld, ich habe treudoof lange Zeit eine Analyse selber bezahlt. Und das macht mich heute richtig wütend, warum verdammt nochmal hat der Analytiker da nicht genauer hingeschaut. Klar, ich war eine bequeme Patientin, ich kam pünktlich, war nett und höflich, habe pünktlich bezahlt. Wie praktisch. Dass es mir immer schlechter statt besser ging war halt mein Problem. Da war dann ich schuld, Widerstand, Abwehr, braucht Zeit meinte der selbstgefällige Analytiker.

Das war meine Lebenszeit.
Und natürlich wurde da ganz viel Geld der Krankenkasse verschleudert ohne Erfolg.

Traumaanbulanzen fokussieren sich meiner Erfahrung nach auf Monotrauma und wundern sich dann wenn da die ganzen komplex Traumatisierten aufschlagen.
Es gibt nunmal nicht so viele Leute mit Trauma nach Erdbeben.

Ich habe mit viel Glück jetzt wieder eine wunderbare Therapeutin gefunden, mit Trauma-Ausbildung und Erfahrung.
Die ist voll, so voll dass man sie nur im offiziellen Verzeichnis der kassenärztlichen Vereinigung findet unter Psychotherapeuten. Ohne jeden Hinweis auf Traumaqualifikation. Sie hat eine Warteliste die ungefähr bis Rom reicht und wirbt natürlich überhaupt nicht.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 18:32

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 09:17 Aber jemand der als Mensch wirklich so ist, herzlich, human, interessiert, integer... dem merkt man das an

Die die das spielen spielen das dann gerne mal genau so lange wie alles nett läuft. Sobald dann irgendein Konflikt aufkommt können die die Maske nicht mehr halten und bekommt man dann zB eine süsslich lieblich verpackte passiv-aggressive Abfuhr, die Beendigung der Therapie, irgendwelche von oben herab Floskeln etc drüber.

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Shukria
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Beitrag Fr., 08.09.2023, 20:53

Danke Montana für deinen Beitrag, genau das ist es was ich bei meiner ersten Therapeutin so irritierend fand.

Sie hatte sich mühsam auf das eingestellt was ich brauchte, mehr Zeit, Geduld, ein sanfteres Arbeiten und ich kam auch an bei ihr dann aber es gab immer wieder Situation wo sie für mich, völlig aus dieser Rolle fiel. Dann war sie fordernd, hielt sich nicht an Absprachen, es dauere ihr zu lange bis ich vertrauen fasste und es fielen Sätze wie „sie sind anstrengend“ also weil ich so schüchtern war und sie sich so zusammen reisen musste nicht Trampelig zu sein und mich zu verschrecken.

Für mich waren das immer wieder Brüche in der Beziehung die ich nicht verstand und mein Vertrauen beschädigten.

Bei meiner jetzigen gibt es das nicht. Sie arbeitet ohne Druck, deswegen strengt es sie auch nicht an wenn ich mal mehr Zeit für einzelne Schritte brauche, sie hat die Haltung: Gras wächst nicht schneller wenn man dran zieht. Und es gab in den Jahren Einsicht bei ihr bin da keine Brüche in dieser Haltung.

Ich würde nie wieder zu jemandem gehen der sich anstrengen muss , sich auf mich einzustellen, um es mir dann irgendwann vorzuwerfen das ich anstrengend sei für ihn/sie, weil derjenige nämlich eigentlich anders arbeitet und die unausgesprochene Erwartung hatte das ich mich irgendwann seinem eigentlichen Arbeitsstil angepasst habe und er sich da nicht mehr so sehr auf mich einstellen/gefühlt verbiegen muss

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 07:22

Shukria hat geschrieben: Fr., 08.09.2023, 20:53Dann war sie fordernd, hielt sich nicht an Absprachen, es dauere ihr zu lange bis ich vertrauen fasste und es fielen Sätze wie „sie sind anstrengend“ also weil ich so schüchtern war und sie sich so zusammen reisen musste nicht Trampelig zu sein und mich zu verschrecken.

Ich würde nie wieder zu jemandem gehen der sich anstrengen muss , sich auf mich einzustellen, um es mir dann irgendwann vorzuwerfen das ich anstrengend sei für ihn/sie, weil derjenige nämlich eigentlich anders arbeitet und die unausgesprochene Erwartung hatte das ich mich irgendwann seinem eigentlichen Arbeitsstil angepasst habe und er sich da nicht mehr so sehr auf mich einstellen/gefühlt verbiegen muss

:roll:


Solche Leute haben eigentlich in dem Beruf sowieso nichts zu suchen. Eigentlich gehören Menschen die so gestrickt sind wenn sie die Psychotherapieausbildung anstreben und sich bei einem Ausbildungsinstitut bewerben in einem Screening ausgesiebt.

Weil die schaden ja nicht nur dir sondern jedem Klienten der Probleme hat die gravierender sind als eine Spinnenphobie.

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Montana
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 10:06

Dann werden aber kaum welche übrig bleiben, womöglich nahezu gar keine. Wenn ich mir das anschaue, was ich über den Werdegang meines Therapeuten weiß, dann fehlten dem am Anfang bloß die langen, blonden Haare.

Der Ausbildungsweg müsste anders sein. Engere Begleitung durch erfahrene Therapeuten, und vor allem durch richtig gute. Die gibt es aber gar nicht in der erforderlichen Anzahl, und schon gar nicht an Ausbildungsinstituten. Die können ja schließlich machen, was sie wollen, und dazu gehört auch das Betreiben einer eigenen Praxis in Hintertupfingen.

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 10:15

das stimmt doch so nicht Montana. Die Psychotherapeutenausbildung wurde gerade umfassend reformiert.
Ich finde es auch einerseits wirklich gut dass die recht früh mit "Realität" in Kontakt kommen und in Kliniken sehen was es da an Problemen und Erkrankungen gibt. Das ist wesentlich besser als das erst am Ende der Ausbildung zu merken. Denn dann kann man sich noch überlegen ob man das echt will und das tun auch so einige.
Dass die in den Kliniken allein gelassen und ausgebeutet werden ist ein großes Problem, aber erst Mal nicht Fehler der angehenden Therapeuten.

Ausbildungskandidaten werden eng überwacht, sie machen das unter strenger und ständiger Supervision.
So sehr verstellen und verstecken kann man sich dda nicht dauerhaft.

Ich sehe das auch nicht so pessimistisch, ich habe jetzt mehrere junge und richtig gute Therapeuten kennengelernt. Die waren fachlich wie persönlich top. Sooo schlecht kann die Auswahl und Ausbildung nicht sein.

Und wer kann denn machen was er will? Was meinst du da genau? Die eigene Praxis kann nur ein approbierter Therapeut eröffnen und das auch nicht wo er will, weder in Hintertupfingen noch sonst wo. Die Zahl der Kassensitze ist leider limitiert, darum kommt es ja zu so langen Wartezeiten wenn man einen Therapieplatz braucht und will

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Montana
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 10:36

Die wurde reformiert, ja, aber das wird doch nicht plötzlich zu einer Explosion der Ausbildungsqualität führen. Das wäre toll, aber ist fernab jeder Realität.

Das Verstellen und Verstecken ist doch Gang und Gäbe. Das ist der Normalfall. Nach dem, was ich von Therapeuten gehört habe, ist es ungewöhnlich, wenn ein Patient das bemerkt. Und daher gibt es gar keinen Grund, etwas zu ändern.

Ich persönlich finde das eher nicht glaubwürdig. Es müssten alle merken. Aber ich kann mich da natürlich täuschen, denn ich finde ja auch, dass jeder Informatik studieren könnte, weil es doch bloß um Logik geht und daher einfach ist. Ich habe aber beobachtet, dass das viele nicht einfach finden und abbrechen.

Mit "machen was man will" meine ich, dass ein Therapeut nicht ausbilden muss, auch wenn er dafür hervorragend geeignet wäre. Wer Ausbilder wird, der hat diese Wahl getroffen, weil er das gern machen möchte. Andere, die viel Wissen und Erfahrung weitergeben könnten, und die als Ausbilder unendlich wertvoll wären, möchten aber etwas anderes machen.

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candle.
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 12:58

Ich weiß nicht, ob es hier in erster Linie um Kliniktherapeuten oder ambulante Therapeuten geht. Jedenfalls habe ich die Erfahrung gemacht, dass beides gut sein kann- junger Therapeut oder erfahrener Therapeut. Die jungen Therapeuten kennen sich oft "theoretisch" gut aus, was ich gut finde. Unabhängig davon ist davon dann der Mensch, der seinen Job gut macht oder eben nicht so gut. Bisher habe ich die Erfahrung gemacht, dass alle recht gut waren.

Was mich eher beschäftigt, weil hier jemand den "Druck" erwähnte- ich kenne das leider permanent, weil die ambulanten Therapie nun mal eine begrenzte Stundenzahl haben. Die Frage ist, ob es da nicht noch Möglichkeiten gibt im ambulanten Bereich mehr Therapiestunden zu bekommen?

Und wie geht man dann mit dem eigenen inneren Druck um?

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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chrysokoll
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Beitrag Sa., 09.09.2023, 15:51

es gibt natürlich Möglichkeiten für mehr Stunden, aber die sind begrenzt und bekannt:
Antrag mit sehr guter Begründung, Gutachter, eventuell Einspruch. Aber da geht es um 20 oder dann 10 mehr Stunden.
Neue weitere Diagnose und / oder Verfahrenswechsel sind weitere Möglichkeiten.
Bei entsprechendem Trauma über den Fonds.
Die Zeit überbrücken mit Quartalsstunden und eventuell teils selber zahlen (wenn man das kann).

Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen sind ja nicht mehr Stunden sondern nur Alternativen.

Mit viel viel Glück findet man einen Psychoanalytiker, der kann die 300 Stunden beantragen und arbeitet dennoch dann inoffiziell "nur" tiefenpsychologisch, vielleicht sogar mit Traumaschwerpunkt (das wurde mir geraten, aber ich bin so "durch" mit Psychoanalytikern dass ich das nicht probiert habe)

Ich bekam 110 Stunden Verhaltenstherapie, jetzt läuft es über den Fonds, da bekam ich gleich den Gegenwert von 100 Stunden. Danach wohl neuer Antrag und "neue" Therapie, also wieder 80 oder 100 Stunden. Man hangelt sich so durch.

Was mir immer hilft gegen den inneren Druck: Ich muss mir immer wieder sagen dass ich jetzt genau so viel bearbeite wie jetzt geht und zwar in genau meinem Tempo. Daran muss mich allerdings auch die Therapeutin immer wieder erinnern.

Bei mir ist der Druck nicht ganz so groß weil ich Therapie auch eine lange Zeit selber bezahlen könnte notfalls

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