Was kann ich in einer Analytischen Therapie wirklich erwarten?

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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_leer_
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 22:21

pandas hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:11 @ _leer_

Ich meinte ersteres, wobei es nicht um Erleichterung geht, sondern um Veränderung deiner Wahrnehmungsmuster etc. Aber erst halt im letzten Drittel der Analyse, wo dann die Deutungen des Analytikers in der Raum kommen.
Allerdings werden die dann nicht gemeinsam verhandelt. Wenn du die Deutungen nicht 100 % annehmen und verarbeiten kannst, so ist das dein Widerstand, der aber leider als böse angesehen wird.
Wenn der Anayltiker erst mal gedeutet hat, so ist das für einen Klassiker kaum antastbar ...
Ist das denn ziemlich sicher, dass da eine Deutungsphase kommt? Oder kommt das immer auf den Therapeuten an und ist mal so und mal so ob man es gedeutet bekommt?
Und wenn man die Deutung nicht anfechten kann? Ist das dann schlimm? Oder meinst du eher, dass es sehr verletztend sein kann, wenn man so oder so gesehen wird? Weil letztendlich kann ich ja die Therapie verlassen und sagen, dass er mich sehen kann wie er will, ich weiß ja, wie es wirklich ist.

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pandas
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 22:30

_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:21 Ist das denn ziemlich sicher, dass da eine Deutungsphase kommt? Oder kommt das immer auf den Therapeuten an und ist mal so und mal so ob man es gedeutet bekommt?
Es ist sicher, dass im letzten Drittel der Analyse Deutungen gegeben werden und dann auch wiederum die Reaktionen gedeutet werden, der Widerstand fokusiert wird etc.
So wie jetzt bleibt es nicht. Das entspricht nicht der klassischen Theorie der Analyse, es ist ganz wesentlich dass im letzten Teil alles frei Assozierte ausgedeutet wird, auf Basis der Thesen der Psychoanalyse.
Und wenn man die Deutung nicht anfechten kann? Ist das dann schlimm?
Ja, das ist der Makel der Psychoanalyse. Es ist keine dialogische Therapie und es besteht ein bestimmtes Menschenbild, das etwas seltsam ist.
Oder meinst du eher, dass es sehr verletztend sein kann, wenn man so oder so gesehen wird?


Mh, das ist ja dann nur der Beziehungsaspekt, dass man verletzt ist, dass der Analytiker einen so sieht, wie es einem überhauot nicht behagt.
Ich meinte tatsächlich eher, dass es dann sein kann, dass man merkt, dass die ganze Therapie auf die Art wenig bringt, wenn das Dialogische nicht erlaubt wird, stattdessen alles als Widerstand bezeichnet wird.
Weil letztendlich kann ich ja die Therapie verlassen und sagen, dass er mich sehen kann wie er will, ich weiß ja, wie es wirklich ist.
Ja, aber so richtig hat die Therapie dann nichts genutzt - außer vielleicht die Erkenntnis, dass man sich wehren konnte gegen eine solche Bevormundung. Finde ich aber nach 240 - 300 Stunden zu wenig.
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 22:59

pandas hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:30 [...]der Widerstand fokusiert wird etc.?
In wiefern Wiederstand?
pandas hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:30 Ich meinte tatsächlich eher, dass es dann sein kann, dass man merkt, dass die ganze Therapie auf die Art wenig bringt, wenn das Dialogische nicht erlaubt wird, stattdessen alles als Widerstand bezeichnet wird.
Du meinst, wenn ich etwas dagegen sage, dann wird sinngemäß immer geantwortet: "Das steht ihnen nicht zu, da jetzt noch etwas dazu zu sagen." ?


pandas
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 23:06

_leer_ hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:59 In wiefern Wiederstand?
Das Wort wird in der psychoanalytischen Theorie als Fachbegriff benutzt. (Das arme Wort.)
pandas hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:30 Du meinst, wenn ich etwas dagegen sage, dann wird sinngemäß immer geantwortet: "Das steht ihnen nicht zu, da jetzt noch etwas dazu zu sagen." ?
Neinnein, es wird geantwortet: "Das ist Ihr Widerstand gegen den Wahrheitsgehalt der Deutungen des Analytiker. Ihr Über-Ich erlaubt Ihnen nicht, sich einzugestehen, dass es Ihnen viel besser gehen würde, wenn Sie den Deutungen Ihres Analytikers glauben und diese in Ihr Bewußtsein integrieren."
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 23:10

pandas hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 23:06 Das Wort wird in der psychoanalytischen Theorie als Fachbegriff benutzt. (Das arme Wort.)
Also meinst du die Zeit des Deutens, wo ich nichts mehr dagegen sagen kann, wird genannt?
pandas hat geschrieben: Sa., 29.02.2020, 22:30Neinnein, es wird geantwortet: "Das ist Ihr Widerstand gegen den Wahrheitsgehalt der Deutungen des Analytiker. Ihr Über-Ich erlaubt Ihnen nicht, sich einzugestehen, dass es Ihnen viel besser gehen würde, wenn Sie den Deutungen Ihres Analytikers glauben und diese in Ihr Bewußtsein integrieren."
Hmm, also wird hier wissentlich mit Entwertung gearbeitet, falls man nicht mit der Meinung d'ac­cord geht? Welchen Sinn macht das, warum treibt man einen Patienten damit im zweifel in eine negative Spirale? Das macht mir tatsächlich Angst.
Zuletzt geändert von _leer_ am Sa., 29.02.2020, 23:12, insgesamt 1-mal geändert.


pandas
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 23:11

Vielleicht liest Du mal dieses durch:

https://de.wikipedia.org/wiki/Widerstan ... otherapie)
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Beitrag Sa., 29.02.2020, 23:17

Vielen Dank.

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Echolotin
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Beitrag So., 01.03.2020, 07:52

Und vielleicht ist deine analytische Therapie auch eine ganz andere als dir hier gerade versucht wird einzureden.

Es gibt mittlerweile einige die nicht nach der klassischen Analyse arbeiten. Und dort gibt es Dialoge, dort darf auch ein dagegen existieren. Dort gibt es keine Deutungshoheit.

Du bist ganz am Anfang. Da kommt es auch noch darauf an die Methode und den Therapeuten kennenzulernen. Lass dich nicht irre machen, mit dem was noch kommen könnte. Das ist höchst individuell.

Ich bin bei ~240 h. Es gibt nun eine vertrauensvolle Basis da zwischen der Therapeutin und mir. Ich brauche sie nicht (mehr) um mich zu regulieren, wenn die Stunde mich in eine Schieflage bringt. Ich kann es aushalten, ich kann auch aushalten wenn wir unterschiedlicher Meinung sind und die Stunde offen endet. Weil ich weiß, dass es da diese Basis gibt auf der wir es auch, im Dialog, wieder klären können.

Sie und die Erwartungen der Analyse machen mir keine Angst (mehr).

Es war kein glatter Weg, niemals. Aber es war auch nicht unaushaltbar, unschaffbar zwischendurch.

Durch ein richtig beknacktes Ende der Vortherapie (VT) habe ich sehr lange gebraucht um der da gegenüber Vertrauen zu entwickeln, dass nicht ähnliches nochmal passiert. Sie war geduldig, kein Drängen. Hat mich viel Zeit gekostet.

Aber das ist auch etwas was du dort bekommst. Zeit und Raum. Ich war von Anfang an auf mich selbst zurückgeworfen und habe mich (im Vergleich) weniger an wieso/weshalb/warum ist die Therapeutin jetzt so geklammert und darauf reagiert,sondern was macht das mit mir. Und die hat mir beim sortieren geholfen. Auf die höchst individuelle Art ihrer Therapie. Woanders, mit reinen Worten, wäre es nicht gegangen. Mir haben, rückblickend, immer Worte/Gedanken/Erinnerungen gefehlt. Ich konnte das was mich packte nicht in Worte fassen, nicht äußern, in keine Zusammenhänge bringen.
Das geht jetzt.

Bei einer anderen Analytikerin, bei der ich zum Vorgespräch war, war es von Anfang an anders. Stress, erzählen sie, ihr Ding. Tu dies nicht, tu das nicht. Ich denke sie war mehr der klassische Typ.

Wie deine Analyse läuft, kann dir kein Wikipedia Artikel sagen. Es kommt auf den Therapeuten an, immer.

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Philosophia
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Beitrag So., 01.03.2020, 08:20

Was ein Unsinn hier zum Teil wieder geschrieben wurde, bloß weil die Analyse nicht das entspechende Therapieverfahren für sie war - es ist ok, aber behauptet nicht zu wissen, wie ne Analyse wirklich läuft, wenn sie bei euch nicht gegriffen hat. Vielleicht hattet ihr blöde Analytiker oder was auch immer. Aber mich ärgert das, wenn hier so geschrieben wird, weil meine Analyse dafür gesorgt hat, dass ich aus einem lebensbedrohlichen Zustand nicht nur in einen lebensfähigen gekommen bin, sondern dass ich innerlich reicher geworden bin. Mir wurde ein früher Tod prognostiziert, für immer arbeitsunfähig - und ich habe in der Analysezeit von 4 Jahren geschafft, körperlich so zu wachsen, dass meine Krankheit nicht mehr jedem ins Auge springt, ich habe mein Studium beendet, den Führerschein gemacht, meinen Wunschjob bekommen und nicht zu vergessen, meine Frau geheiratet - große Dinge in kurzer Zeit und das ohne jegliche Medikamente. Und die Analyse ist längst vorbei und ich hab die Analytikerin so verinnerlicht, dass ich mich jetzt selbst analysieren kann - und dass ich mich an ihre warmen Worte und kleinen Gesten erinnern kann. Das hat zur Folge, dass ich glaube, dass ich nicht mehr in Therapie brauche, selbst wenn ich mal schwierige Phase im Leben habe (die ja nicht gleich pathologisch sind). Nie hätte ich gedacht, dass ich all das für mich erreichen könnte. Und die Deutungen waren meines Erachtens überhaupt nicht der ausschlaggebende Teil für meine Genesung und sondern die korrgierende emotionale Erfahrung, die ich erleben durfte.
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lisbeth
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Beitrag So., 01.03.2020, 08:54

Echolotin hat geschrieben: So., 01.03.2020, 07:52 Es gibt mittlerweile einige die nicht nach der klassischen Analyse arbeiten. Und dort gibt es Dialoge, dort darf auch ein dagegen existieren. Dort gibt es keine Deutungshoheit.

Du bist ganz am Anfang. Da kommt es auch noch darauf an die Methode und den Therapeuten kennenzulernen. Lass dich nicht irre machen, mit dem was noch kommen könnte. Das ist höchst individuell.
Das hier möchte ich mal ganz dick unterstreichen.
Es gibt nicht die Analyse.

Klar, es hängt viel vom Analytiker oder Analytikerin ab, welches Selbstverständnis sie haben.
Da gibt es inzwischen viele unterschiedliche Richtungen, nicht nur die klassisch-abstinente Variante.

Dein Analytiker scheint zwar wirklich relativ abstinent zu arbeiten, aber keiner kann dir sagen, welchen weiteren Verlauf das nehmen wird, wir sind alle keine Hellseher. Und welchen Verlauf das nimmt, hängt nicht nur vom Analytiker ab sondern auch von dir selbst.

Was hier für mich beim Lesen deutlich wird: Du bist total unsicher, ob das so für dich passt. Ob das am Ende passt oder nicht, kann dir hier auch keiner sagen. Ich sehe schon Signale, dass das für dich bei diesem Analytiker nicht so richtig optimal sein könnte. Es kann aber auch sein, dass das "nur" die Anfangsschwierigkeiten sind und dass ihr da noch gemeinsam die Kurve kriegt...

Ich persönlich könnte mit so einem oberabstinenten Analytiker nicht. Ich persönlich hätte vor 10 Jahren mit Analytikern jeglicher Art ein großes Problem gehabt und hätte mit dieser Therapieform nichts anfangen können. Heute bin ich bei einer Analytikerin, aber bei einer, die auf Dialog setzt, die das Ganze als partnerschaftliche Expedition betrachtet, und die mich nicht am ausgestreckten Arm verhungern lässt, weil sie als Person im Prozess präsent ist.
Ich könnte auch nicht mit einem Analytiker, der seine Methode als das Allheilmittel präsentiert und alle anderen Therapierichtungen abwertet. Es gibt auch genug Menschen, denen es nach einer Analyse nicht deutlich besser geht, das blenden Analytiker gerne mal aus. Und wenn sie es doch zur Kenntnis nehmen, liegt es in ihren Augen meistens am Patient (Stichwort "Widerstand"), mit ihnen selbst und ihrer Haltung hat das dann gar nichts zu tun.

Es gibt auch Probleme und Störungen, wo eine klassische Analyse einfach nicht gut funktionieren kann. Aber davor verschließen die (klassischen) Analytiker auch mal die Augen. Sie sind oft auch gar nicht in der Lage, ihr Vorgehen entsprechend anzupassen (zB bei strukturellen Störungen oder so genannten "frühen" Störungen).

Was ich kritisch sehe: Dass du mit deinem Analytiker deine Zweifel (passt das hier überhaupt für mich?) nicht wirklich diskutieren kannst. Dass er dir schablonenhafte Antworten gibt, die keine wirklichen Antworten sind. Was auch klassisch Analyse ist. Da beißt sich dann die Katze in den Schwanz. Und das kann auch wirklich irre machen.

Antworten kriege ich von meiner Analytikerin auch oft nicht, jedenfalls ganz bestimmt nicht die, die ich erwarte oder mir wünsche. Aber sie überlegt mit mir zusammen weiter. Und dadurch komme ich aus meinen eigenen Kreisläufen raus und finde eine andere Perspektive. Sie fragt: Was würde das bedeuten, wenn es wirklich so wäre? Woran liegt es in Ihren Augen, dass...? Was macht das mit Ihnen, wenn....? Wie fühlen Sie sich dabei? Sie hilft mir dabei, dass wir von diesen "Aufhängern" wegzuschauen und hin zu dem, worum es wirklich geht. Das sehe ich bei deinem Analytiker so gar nicht. Der wartet wirklich ganz stoisch drauf, dass du von alleine in die "richtige" Richtung schaust... Wobei es gar nicht um richtig/falsch geht, sondern einfach mal darum in eine andere Richtung als gewohnt zu schauen.

Was es in einer Analyse (egal wie der Analytiker arbeitet) wahrscheinlich wirklich nicht gibt, sind 7-Meilen-Schritte. Analyse ist ein langsamer Prozess, der Zeit braucht. Da gibt es nicht die Veränderungen, die "über Nacht" passieren.
Praktische Hilfe gibt es so gut wie gar nicht, egal wie der Analytiker arbeitet. Das, was sich ändert, erarbeitest du selbst. Das, was sich ändert, ist eine neue Haltung dir selbst und deiner Umgebung gegenüber. Dadurch verändert sich dann auch etwas in deinem Erleben. Aber wie gesagt: Das braucht Zeit und passiert meist im Schneckentempo.

Die Entscheidung, ob das für dich passt oder nicht, ob du dich weiter drauf einlassen willst (mit allen Chancen und Risiken), die musst du ganz alleine für dich treffen... Du wirst für dich schauen müssen, wie wichtig dir das Praktische in einer Therapie ist, ob dir die Analyse zu "luftleer" ist....Wobei ich inzwischen für mich erkannt habe, dass das, was ich als "luftleer" empfinde, ganz oft meine eigene Leere ist, die sich da spiegelt. Das ist manchmal schwer auszuhalten. Und wie gesagt, vor 10 Jahren oder so hätte ich damit gar nichts anfangen können und es hätte mich nur irritiert.

Egal, was dein Analytiker behauptet: Es gibt jedenfalls nicht den einen Weg, der nach Rom führt. Sondern ganz viele. Welcher davon für dich passt, das ist deine Entscheidung.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


pandas
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Beitrag So., 01.03.2020, 13:09

Philosophia hat geschrieben: So., 01.03.2020, 08:20 Was ein Unsinn hier zum Teil wieder geschrieben wurde, bloß weil die Analyse nicht das entspechende Therapieverfahren für sie war - es ist ok, aber behauptet nicht zu wissen, wie ne Analyse wirklich läuft, wenn sie bei euch nicht gegriffen hat. Vielleicht hattet ihr blöde Analytiker oder was auch immer. Aber mich ärgert das, wenn hier so geschrieben wird, weil meine Analyse dafür gesorgt hat, dass ich aus einem lebensbedrohlichen Zustand nicht nur in einen lebensfähigen gekommen bin, sondern dass ich innerlich reicher geworden bin. Mir wurde ein früher Tod prognostiziert, für immer arbeitsunfähig - und ich habe in der Analysezeit von 4 Jahren geschafft, körperlich so zu wachsen, dass meine Krankheit nicht mehr jedem ins Auge springt, ich habe mein Studium beendet, den Führerschein gemacht, meinen Wunschjob bekommen und nicht zu vergessen, meine Frau geheiratet - große Dinge in kurzer Zeit und das ohne jegliche Medikamente. Und die Analyse ist längst vorbei und ich hab die Analytikerin so verinnerlicht, dass ich mich jetzt selbst analysieren kann - und dass ich mich an ihre warmen Worte und kleinen Gesten erinnern kann.
Ich habe hier NIE geschrieben, dass jeder Analytiker / jede Analytikerin so arbeitet, sondern immer extra KLASSISCHE dazu geschrieben. Mich ärgert es, dass sich dann immer welche angegriffen fühlen, die ganz andere Erfahrungen gemacht haben als die von der die TE berichtet hat.
Es ist aber unstreitbar, dass die Psychoanalyse ein bestimmtes Theoriewerk hat und dieses durchaus auch in einer klassischen Form ausgeführt werden kann, die sich eben über Jahrzehnte in den Grundprämissen nicht hinterfragen lassen hat, sondern die Hinterfragungen dann Nebenlinien eröffnet haben, d.h. es weiterhin Analytiker gibt die klassisch arbeiten, weil sie klassisch arbeiten wollen und das auch so dürfen, ohne bei Misserfolg der Analyse an deren Ende in den Regress genommen werden zu können.

Was die TE beschrieben hat, lässt darauf schließen, dass ihr Analytiker eventuell nach Prämissen arbeitet, die alles andere als Transparenz für die Patientin beinhalten und erst gegen Ende einer sehr langen und aufwändigen Analyse offenbart werden. Wie Wikipedia zu entnehmen, arbeitet die Analyse dann mitunter nicht mit einem Verhandeln der Deutungen, sondern mit dem Begriff des Widerstandes, der den Analysanden keine Autonomie gewährt, sondern eine Bevormundung des Denkens. Offensichtlich hatte die TE davon bisher keine Kenntnis und es wird ihr womöglich bei einer Entscheidung helfen, wie sie innerhalb der Therapie weiter vorgeht. Sie könnte bspw. den Analytiker konkret auf seine Haltung zu diesen Theorieprämissen befragen. Wenn er bemerkt, dass sie sich mit den Prämissen der klassischen Analyse befasst hat, so wird er keine schwammigen Ausweichantworten über seine Therapievorgehen mehr geben können.
Je nachdem, kann die TE dann in einem frühen Stadium entscheiden, ob sie bei ihm für eine fruchtbringende als auch autonomie-fördernde Therapie gut aufgehoben ist.

Es bleibt auch bestehen, dass es im Rahmen des Therapiesystemes weiter möglich ist, dieses Theoriemodell als ein Vorgehen innerhalb eine KK-Therapie zu nutzen, ohne dafür angreifbar zu sein. Das einzig Mögliche ist für den Patienten den Therapeuten zu wechseln.

Dass manche im Rahmen einer Psychoanalyse-Bewilligung anders arbeiten und dadurch mehr Kontigent gewinnen als bspw. in einer tiefenpsychologischen Therapie, ist zutreffend - hat aber nichts damit zu tun, dass die klassische Analyse wiederum Techniken erlaubt, die den Klienten über lange Phasen wenig unterstützen und sich dann am Ende als wenig förderlich erweisen (gerade auch auf die entstandenen Kosten hin gesehen).
Dass es ebenso Nebenlinien der Analyse gibt, auf Grund derer manche Analytiker moderner arbeiten als andere Analytiker, die klassisch arbeiten wollen, ist klar, aber zeigt gerade, wie schwierig es da ist, für Therapiesuchende da zu Beginn dorthin zu finden, wo sie für sich eine gute Therapie finden werden.
Denn wenn man das vorher nicht weiss, wie unterschiedlich es sein kann, so wird es schwieriger sein, sich entsprechend bei der Suche zu orientieren, insbesondere da klassische Analytiker eher gern kleine Geheimnisse aus ihrer geplanten Methodik machen.

Die Anfangsfragestellung zeigt, dass der Analytiker hier die Patientin zu Beginn der Therapie wenig über sein Methodikvorhaben aufgeklärt hat und das geht nunmal gar nicht.

Dass hier dann Antwortenden, die hier Hinweise geben, wie dies hinterfragt werden könnte, beschuldigt werden, zu sehr bei dem Eigenen zu sein oder gar beleidigt werden, Unsinn zu schreiben, währenddessen die Beschuldigenden dann ihre halbe Antwort dazu nutzen, von der eigenen Therapie zu berichten, die vermutlich anders lief als das was die TE von ihrer Therapie berichtet hat, empfinde ich als absurd. Überzeugt mich dann auch nicht ganz von der 100% wohlgelungenen Therapie.
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Beitrag So., 01.03.2020, 13:46

Ja, ich war da sicher etwas in Rage und habe voreilig von oben herab geurteilt. Ich habe hier (Forum) halt so viel Analysebashing erlebt, dass ich da fix sauer werde. Bei mir war sicher nicht alles 100pro perfekt, das wollte ich nicht sagen. Ich glaube auch, dass ne Analyse nicht gleich für jeden etwas ist, ebenso ne VT oder sonst was - trotzdem ist sie nicht eben so, wie es hier zuweilen dargestellt worden ist. Zumal sich die Analyse auch weiterentwickelt und auch die eigenen Theorien hinterfragt. Tut mir leid, dass ich da jetzt unsachlich geworden bin.
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Beitrag So., 01.03.2020, 14:00

Echolotin hat geschrieben: So., 01.03.2020, 07:52 Bei einer anderen Analytikerin, bei der ich zum Vorgespräch war, war es von Anfang an anders. Stress, erzählen sie, ihr Ding. Tu dies nicht, tu das nicht. Ich denke sie war mehr der klassische Typ.
Du meinst, deine vorherigen Therapeuten haben immer gesagt, was du tun sollst, um zum erfolg zu kommen? Mein Therapeut will ja sogar ausdrücklich keine Tipps geben.
lisbeth hat geschrieben: So., 01.03.2020, 08:54Dein Analytiker scheint zwar wirklich relativ abstinent zu arbeiten8
Was meinst du mit abstinent? Wir haben ja einen richtigen Dialog, mittlerweile (mein Eindruck, seit dem ich anfang Januar meinen "ausbruch" hatte), spricht er auch mehr mit mir, als nur Fragen zu stellen.
lisbeth hat geschrieben: So., 01.03.2020, 08:54Antworten kriege ich von meiner Analytikerin auch oft nicht, jedenfalls ganz bestimmt nicht die, die ich erwarte oder mir wünsche. Aber sie überlegt mit mir zusammen weiter. Und dadurch komme ich aus meinen eigenen Kreisläufen raus und finde eine andere Perspektive. Sie fragt: Was würde das bedeuten, wenn es wirklich so wäre? Woran liegt es in Ihren Augen, dass...? Was macht das mit Ihnen, wenn....? Wie fühlen Sie sich dabei? Sie hilft mir dabei, dass wir von diesen "Aufhängern" wegzuschauen und hin zu dem, worum es wirklich geht. Das sehe ich bei deinem Analytiker so gar nicht. Der wartet wirklich ganz stoisch drauf, dass du von alleine in die "richtige" Richtung schaust... Wobei es gar nicht um richtig/falsch geht, sondern einfach mal darum in eine andere Richtung als gewohnt zu schauen.
Du meinst, du erkennst so etwas nicht, wo ich das wahrnehme? Denn dabei bist du ja nicht. Ich selber finde aber auch, dass es so ähnlich bei mir läuft, dass dort Fragen gestellt werden, die dann mein Erleben aufdröseln sollen, genau wie du es von deiner Therapie berichtest. Nur hier stellt sich eher die Frage, dass ich dadurch am Ende oftmals nicht weiter komme, weil es sich dann so anfühlt, als würde ich nach wie vor alles mit mir alleine ausmachen.

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chrysokoll
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Beitrag So., 01.03.2020, 14:39

ob diese Therapieform bei diesem Analytiker für dich passt kannst du letztlich nur selber beantworten.

Ich glaube aber dass du die Antwort schon kennst, und da können dir noch so viele schreiben wie gut es bei ihnen war und wie sehr sie profitiert haben.

Auch ich habe lange eine Analyse gemacht und ja, auch davon profitiert.
Aber vor allem habe ich gelitten, mich gefragt, keine Antworten gekriegt, ich bin ratlos geschwommen wie du und habe, im Nachhinein betrachtet, viel viel Zeit vergeudet.

Du bist da jetzt 35 oder mehr Stunden - da weiß man wie der Hase läuft.
Ganz ehrlich, nach 35 Stunden ändert sich nicht mehr so arg viel, wenn du jetzt nicht angekommen bist dann frag dich bitte ehrlich wohin du willst, ob es nicht besser wäre das klar anzusprechen.
Und zwar nicht wieder im Therapiegespräch, sondern auf einer Ebene darüber. Also bitte den Analytiker jetzt für eine Stunde aus den Interpretationen, dem schweigen, dem "hmhm" auszusteigen und mit dir darüber zu reden.
Wenn er nicht mal das kann oder will hast du schon eine Antwort.

Und dann sei ehrlich ob du da genau so weiter machen willst.
Man kann auch wechseln, den Therapeuten, die Therapieform.

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Beitrag So., 01.03.2020, 14:53

Wenn da immer diese Unsicherheit ist, würde ich auch wechseln. Es kostet zu viel Energie immer zu überlegen, ob man da richtig ist.
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