Anna-Luisa hat geschrieben: ↑Mo., 17.12.2018, 06:35
Anders schon. Aber nicht so, dass Therapeuten (oder eben auch Erzieherinnen) die Patienten (bzw. Kinder) lieben.
In beiden Fällen wird, wie ich finde, die Liebe seitens der Personals häufig erwartet. Und auch wenn eine Erzieherin für wesentlich mehr Kinder verantwortlich ist, so verbringt sie doch oft 35-37 Stunden pro Woche mehr Zeit mit ihnen.
Du stimmst aber schon zu, dass es wichtig ist, als Erzieherin den Kindern liebevoll zu begegnen, oder? Für mich ist das essentiell.
Und „liebe-voll“ ist voller Liebe.
Also was meinst du, man ist wirklich auch wenn man professionell ist, Gefühls-abstinent?
Nein, das denke ich nicht. Sicher liebt eine Erzieherin ihre Kita Kinder nicht wie eigene oder enge Verwandte. Dennoch übermittelt sie ihnen eine gewisse „Liebe“ in einem begrenzten Rahmen.
Wie ich sagte, Liebe hat vielen Formen.
Das Liebesangebot, was die Erzieherin den Kindern dort macht hat sicher nichts der Liebe zu tun, die wir für unser eigenes Kind, unseren Partner, Eltern, Haustier empfinden - wobei ja auch hier die Formen der Liebe unterschieden werden: meine Kinder liebe ich anders, als meinen Mann. Meine Eltern liebe ich anders, als meine eigene Familie, oder meine Schwestern, auch da nochmal eine ganz andere Form der Liebe als zu allen anderen aufgezählten. Auch meine Katze liebe ich, aber eben anders, als die Menschen.
Wenn mein Sohn seiner Erzieherin sagt: ich hab dich lieb
Und sie antwortet: ich dich auch. Dann spürt er keine Lüge sondern ein -den Umständen entsprechendes - Liebesangebot.
Und sicher hat er sie anders lieb, als mich, also auch für ihn werden verschiedene Formen der Liebe spürbar.
Ich finde, das mit dem Begriff „Liebesangebot“ das passt schon irgendwie, wenn man sich drauf einlässt und nicht darauf versteift, dass Liebe nur diese eine, innige, Form hat und den „echten“ Beziehungen in unserem Leben vorbehalten ist.
Dass dieses „Liebesangebot“ gewiss nicht mit der Liebe zu tun hat die wir für nahestehende Menschen empfinden.
Es ist nicht dass Therapie oder Erzieherin damit sagt: ich liebe dich
Sondern
Ich gebe dir Liebe
Und das ist ein Unterschied!
Anna-Luisa hat geschrieben: ↑Mo., 17.12.2018, 06:35
Aber manche Therapeuten (ich hoffe nicht viele) fördern diese Verliebtheit, in dem sie dem Patienten signalisieren, dass er etwas Besonderes für sie sei (Stunden überziehen, liebevolle WhatsApp- Meldungen senden, regelmäßig einfach mal anrufen usw.)
Das kann man doch nicht zwangsläufig so in Verbindung setzen.
Ich hatte NOCH NIE das Gefühl, etwas besonderes für meine Therapeutin zu sein. Ich fühl mich, wie eben eine Patientin von vielen. Aber eben durchaus liebevoll behandelt, so, wie sie ihre Patienten eben behandelt. Alle. Ich hoffe, dass sie im Rahmen der Therapie etwa für mich übrig hat. Für mich und für alle anderen ihrer patienten auch. Dass es eben echte Herzensbegegnungen sind (innerhalb dieses Rahmens!)
Ich habe z.B. mal sms von ihr bekommen, aus dem Zusammenhang heraus sehr „liebevoll“ bzw einfach „von Herzen“ quasi. Weil ein Termin nicht stattfinden konnte und ihr es leid tat. Ehrlich leid tat. Für mich war das kein „ich bin etwas besonderes“ sondern: das ist echt.
Für uns, für unsere Begegnung, unseren Rahmen!
Und für mich war das wichtig zu wissen.
Gut, wenn ein Therapeut einen Patienten regelmäßig anruft, da gebe ich dir recht. Das ist dann zu viel des Guten und kann in eine falsche Richtung gehen.
Aber ein liebevoller sms Inhalt (Ich rede natürlich nicht von sms „einfach so“ sondern wenn es der vorige Zusammenhang ergeben hat, und auch nicht therapierelevante Inhalte, das ist ja „verboten“ zumindest bei meiner Therapeutin wegen Datenschutz)??
Und Stunde überziehen, weil abrupt beenden wenn Patient noch mitten im Thema, brutal wäre?!
Das sind für mich wirklich keine zweifelhaften Vorgehensweisen die zwangsläufig einen Patienten fühlen lassen, er sei etwas besonderes.
Wenn dem so ist, dann fühlt dieser Patient das aber auch innerhalb der Stunde, wenn der Therapeut etwas empathisches oder wertschätzendes sagt.