Kontakt zu Therapeut außerhalb der Sitzungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Philosophia
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:14

Ja mio, das war aber eben auch eben ne Ausnahme bei dir, oder?
Ich habe eben da in so nem Zustand auch nur mit der Analytikerin sprechen wollen. Wirklich gemacht hab ich das eben in all den Jahren selten (einmal Notfallstunde, drei Mails), wenn dann war das aber auch hilfreich. Und einmal musste ich auch erleben, dass sie mir keine Notfallstunde geben konnte, das war hart, aber ich hab es als Ansporn gesehen, jetzt erst recht gut für mich zu sorgen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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mio
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:16

Sehr hat geschrieben: Mo., 10.12.2018, 18:27 Es ist ein Gefühl der Not, aber dem ist man nicht ganz ausgeliefert.
Das war kein Gefühl der Not, das war wirklich Todesangst. Mit allem was so dazu gehört.

Und ich war diesem Gefühl ausgeliefert, wenn es seinen HighPeak erreicht hatte. Ist auch etwas "normales", da kann man wirklich nur warten bis es vorbei geht, was dann auch mal ein paar Tage dauern kann, obwohl man schon versucht sich aktiv "zurückzufahren". Dieses "aktive Zurückfahren" ging aber auch erst, wenn es überhaupt wieder ein bisschen abgeklungen war, vorher war da nicht dran zu denken.

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Sehr
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:17

"Und ich verstehe wirklich nicht was besser daran sein sollte in die Psychiatrie zu fahren oder mich mit Medis abzuschießen, wenn mir ein kurzer Kontakt mit der mich behandelnden Therapeutin genauso helfen kann. Das steht doch in keinem Verhältnis zueinander."

Niemand sagt, dass man sofort in die Klapse sollte und sich mit Medikamenten abschießen. Dies ist Übertreibung derer, die den Kontakt suchen.
Es gibt nunmal mehr Möglichkeiten.
Das ist alles. Und im Idealfall darf man sich auch ruhig an Dritte wenden, man sollte sogar. Hat ja auch was mit sich zutrauen und trauen und Vertrauen lernen zu tun.
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mio
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:35

Philosophia hat geschrieben: Mo., 10.12.2018, 19:14 Ja mio, das war aber eben auch eben ne Ausnahme bei dir, oder?
In den heftigen Phasen kam das schon häufiger vor, wenn auch beileibe nicht jedes mal. Ich hab da meistens ziemlich lange gewartet bzw. konnte halt oft eh erst "gar nix mehr", da hätte ich nicht mal ne mail schreiben können.

Und mails wurden ja zB. auch von unterschiedlichen Anteilen geschrieben, was ich auch nicht immer kontrollieren konnte.

Heute kann ich das etwas besser, lasse sie aber, so lange sie es nicht übertreiben und Frau Thera findet das auch ok, so lange es nicht übertrieben wird, antwortet nur halt auch nicht immer bzw. nur dann, wenn sie das halt für nötig hält was aber kein Problem ist. Es werden allerdings so "ohne Thema" auch keine mails geschrieben. Also irgendwelche Urlaubsfotos und "Belanglosigkeiten" wären für keinen Teil hier ein Grund zu schreiben. Wenn dann muss schon irgendwas "brennen" oder "stark arbeiten" oder es muss die "Beziehung" betreffen bzw. das Thema der Stunde und da wir ja keine regelmässigen Termine mehr haben würden wir im Moment dann auch eher schreiben um einen Termin auszumachen und kurz das Thema um das es gehen soll "anreisen" damit es nicht "verloren gehen" kann.

Das sind jetzt auch keine "Sehnsuchtsmails" oder sowas sondern schon "thematische mails", wenn auch nicht immer ganz klar ist WAS jetzt genau das Thema ist, aber sie beinhalten in der Regel ein wichtiges Thema.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:39

Ja aber das finde ich dann auch durchaus angemessen in dem Fall.
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:51

Sehr hat geschrieben: Mo., 10.12.2018, 19:17 Und im Idealfall darf man sich auch ruhig an Dritte wenden, man sollte sogar. Hat ja auch was mit sich zutrauen und trauen und Vertrauen lernen zu tun.
Sehr, ich habe da von Anfang an sehr offen drüber gesprochen. Selbst auf der Arbeit, was anderes wäre mir auch gar nicht übrig geblieben, weil ich es gar nicht hätte "verheimlichen" können. Wenn Du in einer völlig harmlosen Situation zB. plötzlich anfängst wie Espenlaub zu zittern, dann bekommt das nunmal jeder mit und fragt was los ist und das war nur eines der "auffälligen" Symptome.

Es ist also nicht so, dass ich da Vertrauen in dem Sinne lernen müsste, aber vieles ist für die meisten Menschen einfach nicht nachvollziehbar und das kann dann leider triggern, hab ich alles hinter mir, weshalb ich heute nicht mehr so "leichtfertig" da ran gehe sondern schaue wem ich was und wie erzähle.

Ich spreche auch nach wie vor mit anderen darüber, so ist es nicht, aber die können mir ja auch nicht wirklich helfen in dem Sinne und mich nervt es mittlerweile einfach auch da dann zu ausführlich drüber zu sprechen, weil es ja immer das Gleiche ist in den letzten Jahren. Aber es ist für niemanden in meinem Umfeld ein Geheimnis, der Informationsstand ist etwas unterschiedlich, aber ein Geheimnis hab ich da nie draus gemacht.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 19:53

ich musste auch Dritte involvieren, weil es eben unübersehbar war.
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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 20:04

Le_na hat geschrieben: Mo., 10.12.2018, 18:19 Therapeuten die Kontakt außerhalb der Stunde anbieten, sind immer unprofessionell und schlecht abgegrenzt. Kontakt außerhalb der Therapiestunden ist für jeden ganz sicher und definitiv ungesund, unabhängig von der Störung und vom Therapieprozess. Um etwas als Krise oder Notfall bezeichnen zu dürfen, muss ich am besten schon auf der Brücke stehen oder psychotisch sein. Alle die das anders erleben oder positive Erfahrungen damit gesammelt haben, sind ohnehin abhängig, habe zu wenig soziale Kontakte und verharmlosen nur.
Meine Zusammenfassung wäre eine andere:

Therapeuten sind nur dann gut, wenn sie weit hinaus über die Therapiestunden hinaus, für "Notfälle" zu erreichen sind. Ein Patient entscheidet grundsätzlich selber, was ein Notfall ist. Im Allgemeinen ist er dadurch gekennzeichnet, dass täglich Telefonate stattfinden müssen, damit der Patient Kontinuität erfährt. Der enge Kontakt kann aber auch via Whatsapp gehalten werden. Die mitgesandten Bilder haben den einzigen Zweck, den therapeutischen Effekt zu unterstützen. Ist ja eh nicht zu erwarten, dass jemand vor 23:00 Uhr schlafen geht.

Therapeuten steht Urlaub nur dann zu, wenn sie weiterhin auf Standby bezüglich der Kontaktversuche von Patienten stehen. Immerhin nehmen die Befindlichkeiten der Patienten keine Rücksicht darauf, dass der Therapeut vielleich auf Mallorca urlaubt. Von einer Dschungelexpedition sollte er in jedem Fall absehen, wenn er nicht den möglichen Suizid seiner Patienten auf dem Gewissen haben will (die ihn, und nur ihn) als Retter sehen.

Des Weiteren sollte sie so gesund wie irgend möglich leben, damit dass Risiko minimiert wird, dass der Therapeut krankheitsbedingt mal ausfällt.......
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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Le_na
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 20:37

Anna Luisa, es wird wohl irgendwas in der Mitte sein zwischen deiner und meiner Zusammenfassung.
Ich finde es ja auch nachvollziehbar, dass jemand das für sich ablehnt. Und auch, dass jemand das als unprofessionell bewertet, wenn es den Rahmen so sehr sprengt. Was mir nicht gefällt (und das ist eh mein Problem), sind diese krassen Verallgemeinerungen. Aber das resultiert-so wie auch die Sichtweisen anderer-eben aus meiner positiven Erfahrung. Ich hatte trotz Kontakt außerhalb der Stunden kein Problem mit der Ablösung. Ich wollte irgendwann auf eigenen Beinen stehen! Für mich war es sehr heilsam, dass da erstmals jemand war, den ich kontaktieren konnte wenn nichts mehr geht, das war ganz neu für mich. Und da sprechen wir eben nicht von täglichem Kontakt oder Urlaubsfotos austauschen, sondern von Kontakt wenn es mir sehr schlecht ging. Notfälle waren es aber auch nicht immer. Nach und nach haben wir dann an meinem sozialen Netzwerk gearbeitet, daran dass ich überhaupt in der Lage war offen mit anderen zu sprechen darüber wie es mir geht. Irgendwann habe ich es dann auch geschafft Freundschaften einzugehen und sie bis heute zu halten. Und dafür war diese Therapie-Erfahrung gut (die Erfahrung nicht "zu viel" zu sein, mich zumuten zu können, Verständnis zu erfahren). Ich konnte sie dann nämlich auch auf andere übertragen. Vielleicht wäre es auch ohne diesen Kontakt außerhalb der Stunden möglich gewesen, aber definitiv war er nicht schädlich für mich. Zu sagen, es ist für jeden und immer schädlich, das ist aus meiner Sicht einfach falsch. Und ich glaube einfach nicht, dass ich da so ein außergewöhnliches Beispiel bin, dass es unmöglich ist das auch auf andere zu übertragen.

Im übrigen finde ich es selbst auch unprofessionell wenn TherapeutInnen schlecht abgegrenzt sind. Und wenn es täglichen Kontakt über verschiedene Medien gibt, TherapeutInnen im Urlaub oder auch sonst 24h ständig erreichbar sind ohne je das Handy auszumachen, bei einfachsten und alltäglichsten Entscheidungen intervenieren usw. ist davon auszugehen, das sie schlecht abgegrenzt sind. Ja, das ist schädlich und ja, man liest auch hier oft was dann passiert. Aber das ist für mich eben ein meilenweiter Unterschied zu einem Kontaktangebot wenn es einem (sehr) schlecht geht oder zur Möglichkeit Inhalte auch schriftlich einzubringen.

Was ein Notfall ist oder was ein Fall für einen Kontakt außerhalb der Stunde ist, wird doch im Idealfall zwischen Patient und Therapeut vereinbart. Und auch da finde ich, macht es Sinn das individuell zu betrachten. Bei manchen Patienten macht es möglicherweise Sinn diesen Notfall sehr klar zu begrenzen, bei manchen ist das vielleicht weniger notwendig. Und natürlich sollte es auch thematisiert werden, wenn der Therapeut bemerkt, dass der Patient gar nicht mehr versucht auf eigene/selbstständige Strategien und Ressourcen zurückzugreifen, sondern immer als erstes den Therapeuten kontaktiert. Aber auch das machen ja nicht alle Patienten...

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Anna-Luisa
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 20:50

Ich frage mich die ganze Zeit, wie denn ein Notfall aussieht, den ein Therapeut am Telefon innerhalb kurzer Zeit beheben kann.

Hier finde ich es erschreckend (nicht von dir), in einem Thread zu lesen, welch eine Wohltat die Extrazuwendung durch den Therapeuten war. Weil er nicht nur Therapeut, sondern auch menschlich ist. Lange mit dem Patienten telefoniert und auch mal die Zeit überzieht (Wo sich die Frage aufdrängt, ob andere Therapeuten unmenschlich sind).

Und dann lese ich in einem anderen Thread, dass die Patientin am Boden zerstört ist, da die Therapie nun endet und sie auf diesen einmaligen Kontakt nicht verzichten mag.
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stern
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 21:05

Ich kenne so, dass das besprochen wird, wann es sogar erwünscht wäre, sich zu melden... am besten mit dem Therapeute reden, wie er das handhabt. :-D
Zuletzt geändert von stern am Mo., 10.12.2018, 21:06, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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umso mehr Fliegen sitzen drauf
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Le_na
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 21:06

Anna-Luisa hat geschrieben: Mo., 10.12.2018, 20:50 Ich frage mich die ganze Zeit, wie denn ein Notfall aussieht, den ein Therapeut am Telefon innerhalb kurzer Zeit beheben kann.
Ich weiß nicht, vielleicht geht es gar nicht so sehr um das Beheben? Wenn ich so an Situationen bei mir denke, war es einfach sehr, sehr hilfreich zu wissen "Okay, da ist jemand der mich damit unterstützen wird. Ich bin nicht alleine damit." Und je nachdem konnte dann eben auch eine Stunde eingeschoben oder vorverlegt werden wenn es notwendig war. Es war dann hilfreich, dass es nun nicht mehr eine Woche bis zur nächsten Stunde dauert, sondern vielleicht nur zwei Tage.
Wenn es um angetriggerte Gefühle ging, die für mich sehr überraschend und zuweilen extrem bedrohlich waren, war es für mich einfach hilfreich, das was ich fühle aufzuschreiben und adressieren zu können. Einmal in der aktuellen Therapie, sehr zu Beginn, war ich völlig irritiert über die Intensität der Gefühle die da über mich hereinbrachen. Ich habe alle meine mir bekannten Strategien ausprobiert: Sport gemacht, Ablenkung, Ordnung schaffen, mich mit einer Freundin treffen, Aufschreiben,... aber nichts hat geholfen diese extremen Gefühle zu stoppen. Also habe ich meine Therapeutin ein E-Mail geschrieben und sie gefragt, ob sie mir irgendwas raten kann abgesehen von dem was ich schon ausprobiert habe. Ich hatte einfach Panik. Und dann hat sie mir ein paar Hinweise geschrieben: auf eine Übung die wir in der Stunde mal gemacht hatten, die ich ausprobieren könnte, darauf die Bedürfnisse die da sind zu erkennen und sie mir wenn möglich zu erfüllen. Und sie hat mir angeboten mir eine Notfall-Stunde zu geben, wenn auch das nicht helfen sollte. Und ich habe dann diese Sachen ausprobiert und eine davon hat dazu geführt, dass es mir besser ging. Und dann war klar, dass wir erst noch an ein paar stabilisierenden Strategien arbeiten müssen.
Klar, hätte ich es wohl alleine auch überlebt, aber es hätte wahrscheinlich Einfluss auf den Therapieprozess gehabt, hätte ich eine Woche ohne Strategien die funktionieren, aushalten müssen in diesem Zustand.
Auch ganz am Anfang der Therapie war ich plötzlich und unerwartet in einer klassischen Krisensituation. Ich wusste nicht ein noch aus, war zutiefst verzweifelt und mein Blick war total eingeengt. Da habe ich direkt nach einer zusätzlichen Stunde gefragt und sie bekommen. Das war dann klassische Krisenintervention was sie mit mir gemacht hat.

Diese erschreckenden Beispiele hier kenne ich auch und ja, ich finde sie auch erschreckend! Aber sind diese Beispiele repräsentativ? Ich frage mich das wirklich, weil ja natürlich oftmals so ein Forum nur dann aufgesucht wird, wenn es zu einem Problem kommt.

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joey23
Helferlein
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 21:30

Hallo in die Runde,

sehr interessante Diskussion. :)
Da möchte ich auch gerne meine Erfahrung mit meiner Therapeutin beisteuern.

Vorweg: Ich bin Selbstzahlerin.
Ich erlebe grundlegend, dass meine Therapeutin unseren gemeinsamen Therapieraum mit mir zusammen klar definiert.

Bzgl. Kontakt zwischendurch per email:
Ich darf ihr zwischendurch schreiben, wenn mich etwas zu sehr belastet. Sie sagte, es sei nicht förderlich, wenn ich mich entweder in einen Angststrudel oder Sog nach unten eindrehe, sprich im Traumastressmodus festhänge und mich über Tage alleine über Wasser halten muss.
Ich darf auch abends oder am Wochenende eine mail schicken. Sie hat dabei klar gestellt, dass ich zu solchen Zeiten jedoch nicht so zeitnah eine Antwort von ihr erwarten kann, sondern ggf. erst 1-2 Tage später.
Zusätzlich haben wir vereinbart, dass sie nur dann eine kurze Antwort schreibt, wenn ich ausdrücklich um Rückmeldung bitte. Tue ich es nicht, könne ich trotzdem sicher sein, dass sie meine mail liest, also sie mich „hört“.
So oder so bringt sie ihre notierten Stichpunkte bzgl. meiner mail mit in die Sitzung und wir arbeiten mit diesen Aspekten.
Nebenbei noch: In meinen mails geht es nicht um Belangloses, sondern immer um auftauchende mich triggernde/belastende, mich überflutende Gefühlsregungen und Gedanken.

Für mich ist das so passend. Mir geht es so, dass ich (noch) die Erfahrung brauche, erleben zu können, dass die Verbindung auch über die Sitzungen hinaus verlässlich und sicher ist. Ähnlich wie es anderen hier geht, wie ich gelesen habe, gehörte zu meinem Überlebenmuster, irgendwie immer alleine klar kommen zu müssen und mein(t)e klar kommen zu können. Jetzt zu erleben, dass das nicht notwendig sein muss, sondern dieses Klarkommen auch geteilt werden darf (!), ist ganz wichtig für mich und wirkt sich gaanz langsam heilsam aus. Damit verbunden der Aspekt, es zu wagen, um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen, ist u.a. auch ein großes Thema bei mir.
Ich hatte meine Therapeutin ein Mal besorgt gefragt, ob ich sie durch eine spät abends eintreffende mail wecken würde, was mir sehr unangenehm wäre. Darauf sagte sie, das sei nicht der Fall, sie würde nachts schlafen und zwar ohne Handy/Telefon am Bett. Ich könne daher unbesorgt sein, sie passe schon gut auf sich auf.
Z.Bsp. an auch an diesem Beispiel erlebe ich, dass sie sowohl klar kommuniziert, d.h. den Beziehungsrahmen absteckt und daher mir Verlässlichkeit bietet, als auch fürsorglich mit sich selbst umgeht. Gleichzeitig kann ich erleben, dass sie im angemessenen Rahmen ihrer Verantwortung für mich sorgt.

Bzgl. sms und Telefonate:
Sie kündigt grundsätzlich vorher an, wenn sie z.B. am Wochenende keine mails lesen kann. Für den Notfall darf ich ihr auch eine sms schicken. Auch hier hat sie klar gemacht, dass ich nicht erwarten kann, dass sie sie (sofort) beantworten kann. Ansonsten würde sie es entweder kurz tun oder sie würde ein kurzes Telefonat mit mir vereinbaren, wenn sie den Eindruck hat, dass das wichtig ist für mich. Ich dürfe sie aber auch gleich selbst anrufen zu humanen Zeiten. Entweder sie gehe dran oder rufe später zurück.
Sms oder Telefonat habe ich bis jetzt noch nie gemacht. So ein dichtes Nahekommen zwischendurch ist mir zu aufdringlich. Gleichzeitig weiß ich, dass ich dieses Angebot nutzen darf. Und allein das zu wissen, hat schon einen beruhigenden Effekt auf mich.

Ich nehme wahr und bekomme mit, dass diese Therapeutin ihre Grenze gut kennt und auch auf sie achtet.
Außerdem haben wir vereinbart, dass ab einem bestimmten Maß von bisher geschriebenem email-Text sie mir eine Stunde dafür berechnet, da sie immer alles liest und sich damit auch beschäftigt. Das finde ich sehr angemessen. Und sie überlässt damit auch meine Verantwortung bei mir, wählen zu können, ob und wie viel ich schreiben möchte.
Auch erlebe ich, dass sie mich gut einschätzen kann und sowohl spürt als auch von mir gesagt bekommen hat, dass ich diesen Rahmen nicht maßlos ausreizen will. Zusätzlich bin ich mir durch ihre erlebte Klarheit heraus sehr sicher, dass, sollte es mir trotzdem mal passieren, sie das sofort ansprechen, also die Grenze verdeutlichen und mit mir an dem Grund arbeiten wird.

Grundsätzlich bzgl. der Definition von „Notfall“:
Ich finde, das ist ein dehnbarer Begriff und hängt vom individuellen Empfinden der betreffenden Person ab. Die Reizschwelle ist doch bei jedem Menschen anders hoch/niedrig, ebenso das Empfinden von Belastung, Aushaltbarkeit und Überforderung. In welchem Umfang „man“ Schmerz oder Stress als belastend empfindet, darunter leidet ist subjektiv. Und daher kann meines Erachtens auch nur ganz individuell die Gegebenheit eines Notfalls definiert und daran der gemeinsame Umgang im therapeutischen Setting angepasst werden. Voraussetzung ist, dass es beidseitig klar kommuniziert und einvernehmlich verhandelt wird, damit sich Klientin und Therapeutin im gemeinsamen Arbeitsraum wohl fühlen können, damit die Klientin ihre Verletzungen heilen kann.

joey
:tippen: Ich bitte um Geduld. Ich übe mich gerade darin, eine Kurzschreiberin zu werden.
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"Ich setzte einen Fuß in die Luft
und sie trug."

(Hilde Domin)

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Sehr
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 21:52

"Ähnlich wie es anderen hier geht, wie ich gelesen habe, gehörte zu meinem Überlebenmuster, irgendwie immer alleine klar kommen zu müssen und mein(t)e klar kommen zu können. Jetzt zu erleben, dass das nicht notwendig sein muss, sondern dieses Klarkommen auch geteilt werden darf (!), ist ganz wichtig für mich und wirkt sich gaanz langsam heilsam aus. Damit verbunden der Aspekt, es zu wagen, um Hilfe zu bitten und sie auch anzunehmen, ist u.a. auch ein großes Thema bei mir."

Eben darum. Das Klarkommen geteilt werden darf - ja und zwar nicht nur und ständig nur mit dem Therapeuten.
Die meisten hier erwähnen dieses Zulassen und Verlässlichkeit, dieses Dürfen.
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Beitrag Mo., 10.12.2018, 21:55

Ich empfehle da eher ein Tagebuch. So vergisst man es ja auch nicht. Man kann sich auch Notizen machen.
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