Liebt mich mein Analytiker oder ist es nur Einbildung?

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Maya1991
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 17:46

MariJane hat geschrieben: Du bist sehr verhaftet in theoretischen Konstrukten. Achte doch lieber auf deine ureigensten Gefühle, arbeite mit denen, finde mit denen deinen Weg. Ich würde mich nicht so sehr auf Freud und die Liebe in der Therapie fokussieren. Er war ein Analytiker, du hast einen Anderen. Freud hat letztlich induktiv gearbeitet und bei Gegenwind auch mal schnell seine Theorie wieder adaptiert. So ganz vertrauenswürdig find ich ihn jetzt nicht als Quelle, auch wenn er der Urvater der Analyse sein mag- wobei es damals einige gab, die angefangen haben, Psychoanalyse zu entwickeln, nur nicht so berühmt wurden. Ich hab zu Freund nur gefährliches Halbwissen, weshalb ich in die Diskussion so nicht einsteigen mag, aber mir fällt auf, dass du versuchst dich in deinen Analytiker hineinzuversetzen. Das ist aber nicht deine Aufgabe. Du verstrickst dich nur.
Da hast du sicher recht.. ich muss allerdings sagen, für mich ist ein großer Teil dessen auch Studienobjekt - ich finde das hochinteressant - zumal ich zur Beziehung von Literatur und Psychoanalyse (schreibe gerade z.B. eine Arbeit zu Freud und Schiller) forsche. Hier ist es aber wohl an mir, privates, analytisches und berufliches zu trennen.

Übrigens danke für alle bisherigen Literaturhinweise.. ich freue mich über weitere!

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MariJane
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:07

Ok, das ist das eine, mir scheint aber, du willst dich in deinen Analytiker hineinversetzen, seine (möglichen... mehr weiß man ja nicht) Liebesgefühle einordnen etc. Das ist eben wirklich nicht dein Job. Der kann seine Gefühle ja haben, aber was für welche, wirst du nicht über ein Literaturstudium (und hoffentlich auch sonst nicht...) in Erfahrung bringen. Schau, es gibt Verliebtheit, es gibt Liebe, es gibt sexuelles Begehren und vieles mehr- und da dein Analytiker auf letzterem drauf rumreitet, was deine Beziehungen zu Männern angeht, nehm ich mal fast an, dass bei ihm letzteres ein großes Thema ist. Das ist aber nur ein Schuss ins Blaue... Es bringt dich halt in deinen Erkenntnissen über dich selber gerade nicht weiter, den Analytiker und seine Begehrlichkeiten einzuordnen; was du wissen musst, um dich selbst zu erkennen, wird er dir wohl hoffentlich mitteilen.

Kritisch, weil ichs mit Freud nicht so habe: Onfray: Anti Freud. Der war soweit ich weiß mal großer Verfechter und hat dann eine kritische Sicht entwickelt. Keine Ahnung, ob du das für dein Studium nutzen kannst. Aber ein bisschen kritische Distanz könnte dir (generell) nicht schaden, oder?

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Möbius
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:40

Hier hängt, glaube ich, sehr viel am Begriff von "Liebe", der sehr unscharf zu sein scheint. Mein Guru Freud liefert selbst das schlimmste Beispiel dafür: mal gebraucht er Liebe synonym für "Sex" (also emotionsarmer Sexualität, wie etwa in "Über die allgemeinste Erniedrigung des Liebeslebens"), mal im Sinne von "sexuelle Beziehung", mal in regelrecht nebulös-philosophischen Sinne. In den "Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" findet man wohl alle möglichen Schattierungen wieder.

Ich selbst habe mir angewöhnt, zwei Art von Liebe zu unterscheiden:

Die eine entspricht wohl dem landläufigen Begriff von Liebe und dem der lateinischen "amor": es ist ein Affekt, der mit "Verliebtheit" bezeichnet wird und an dessem glücklichen Ende eine an der christlich-abendländischen Ehe orientierte Paarbeziehung steht. Jenen Affekt der "Verliebtheit" halte ich selbst für eine entpathologisierte Projektionspsychose, diese Paarbeziehung für eine Re-Inszenierung einer der Beziehungen aus dem Dreieck des Ödipus-Komplexes: in den allermeisten Fällen wohl diejenigen der Eltern oder diejenige des Kindes zum gegengeschlechtlichen Elter - so wie sich das Bild dieser Beziehungen im Unbewußten des Kindes eingeprägt hat, mit all seinen phantastischen und möglicherweise auch pathologischen Verfremdungen.

Kennzeichnend für diese Form von Liebe ist ihre Wechselbezüglichkeit: sie gibt, vom Anfangsstadium der Verliebtheit abgesehen, nur als "duale tantum". Der Verliebte strebt eine sexuelle Gemeinschaft an - die "Liebe" im Sinne von "Beziehung" ist dann notwendigerweise eine solche, wenn auch nicht notwendig eine Exklusive oder "Manifeste". In sehr vielen Paarbeziehungen findet ja überhaupt keine "manifeste" Sexualität mehr statt.

Die zweite Art von Liebe entspricht der lateinischen "caritas", wie sie etwa auch in der Theologie verwandt wird. Mein Therapeut hat mir mal eine Definition eines russischen Psychologen, dessen Namen ich mir nie merken konnte, gesteckt, die sich m.E. mit dieser abendländischen "caritas" recht weitgehend deckt: "Der Zustand der Liebe ist dann erreicht, wenn der Grad an Sorge (eben die caritas) um das Behagen und (!) Wohlergehen des anderen dem Grad an Sorge um das eigene Behagen und (!) Wohlergehen entspricht." (Aus dem Kopf zitiert, Klammern von mir.) Auch diese zweite Form der Liebe ist nicht unproblematisch - nicht "rein" im ästhetischen oder allgemeinphilosophischen Sinne, nämlich vorzüglich dann, wenn die Sorge um das "Liebesobjekt" die Sorge um sich selbst übertrifft, keine Abgrenzung mehr möglich ist - das Ich des Liebenden immer schwächer wird und sich endlich auflöst.

Diese zweite Form der Liebe kann auch einseitig - "selbstlos" - sein, muß sie aber nicht. Sie kann (auch latent) sexuell sein, muß aber nicht.

Beide Formen von Liebe können zusammenfallen - das ist dann wohl eine "glückliche Beziehung" - müssen es aber nicht.

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Maya1991
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:41

Also, von Onfray halte ich wenig :D Den habe ich oft mit meinem Exfreund besprochen und letztlich bleibt er halt zu sehr an der Oberfläche.. Da ist schon Deleuzes Anti-Ödipus interessanter, so als Kritik. Aber Danke dennoch!

Kritische Distanz habe ich eigentlich immer und überall.. das geht sogar, wenn man sich gleichzeitig total fallen lässt, ins Schwärmen gerät, etc.
Zum Beispiel würde ich auch im Vollrausch (sei er hervorgerufen durch Wein oder Liebe) nie etwas tun, das ich nicht auch nüchtern tun würde. Eben wegen dieser Distanz, was auch die Analyse bisher eher schwer für den Analytiker gemacht hat, glaube ich.. aber in diesem Punkt hast du recht: Das zu klären ist sein Job.

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isabe
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:46

Möbius:
Du hast das Konzept von "Philia" vergessen: die geistige Verbundenheit zweier Menschen.

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Möbius
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:51

isabe hat geschrieben:Möbius:
Du hast das Konzept von "Philia" vergessen: die geistige Verbundenheit zweier Menschen.
Das habe ich nicht "vergessen". Dererlei Unterstellungen erzeugen bei mir Doppelplusunlust. "Geistige Verbundenheit" fällt bei mir unter die Kathegorie "Romantik".
Zuletzt geändert von Möbius am Mi., 01.02.2017, 18:54, insgesamt 1-mal geändert.


isabe
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:53

Nun, wenn du dich auf antike Vorstellungen beziehst, wäre es gut, sie vollständig zu zitieren. Die Unterscheidung selbst stammt ja nicht von dir, oder?

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Möbius
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:55

Das hier ist für mich durchaus kein altphilologisches Seminar.


MariJane
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:56

@Maya
Den wiederum wollte ich mir irgendwann mal vornehmen. Aber dafür brauch ich Muße und mal wieder Lust auf das Thema. Ich meinte ja auch, dass ich mir nicht sicher bin, ob Onfray fürs Studium geeignet ist. Egal.

Mhm, meines Erachtens nach versuchst du krampfhaft, die Analyse schön zu reden und vielleicht solltest du das gar nicht tun, falls dein Bauch murrt? Das meine ich mit kritischer Distanz eigentlich mehr- nicht die intellektuelle Schiene, sondern eher die Bauchkritik ernst nehmen, so es sie gibt. (Ich weiß, ich hab das schlecht ausgedrückt, weil ich auf der intellktuellen Ebene geblieben bin.) Ich hab für mich gelernt, dass ich mehr auf meinen Bauch höre als auf meinen Kopf, weil der dazu neigt, alles zu rationalisieren und ich am Ende voll daneben greife. Ich will halt so gerne ans Gute im Menschen glauben und mein Bauch warnt da eigentlich recht zuverlässig. Ich weiß nicht, wie es mit deinem ist. Mir fällt halt nur auf, dass du den irgendwie per Kopf ausschalten möchtest... Zumindest ist das mein Eindruck. Vielleicht einfach weil ich selber dazu neige und mir damit nichts Gutes tue... Ein Plädoyer für das Bauchgefühl!


isabe
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 18:58

Möbius:
Hört sich aber so an...

Wenn du der Menschheit etwas über Formen der Liebe erklären möchtest und es einen Touch von Dozieren hat, dann wäre mehr Präzision sicher spannender.

Für viele Menschen ist die geistige Liebe viel höher zu bewerten als Eros oder Nächstenliebe (für mich auch).

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Möbius
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 19:05

@ isabe

In gut Psychowelsch: ich nehme Dich als destruktiv wahr, und Solche, die ich so wahrnehme, ignoriere ich lieber.


isabe
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 19:20

Möbius:
Kann gut sein, dass das für dich zerstörerisch ist, wenn man das, was du sagst, kritisiert. Du schreibst ja immer sehr lange Texte, die ich wie einen großen "Erguss" wahrnehme - wenn wir schon bei der Wahrnehmung sind -, den du durch nichts gestört und aufgehalten wissen möchtest. Das Ignorieren lässt - so scheint es jedenfalls - den Erguss weiterlaufen (auch wenn du nicht siehst bzw. nicht wahrhaben willst, dass andere Menschen sich in den Weg stellen).

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Sausewind
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 19:32

@Maya:
Hm, auch wenn ich mich nicht beteiligt habe, so finde ich es doch auch merkwürdig, wenn hier so diffizile Themen so ausgebreitet werden (und "Datenschutz" war ja auch bislang nicht wirklich wichtig, du hast ja schon relativ viel preisgegeben - daher denke ich, dass es um etwas anderes geht ), aber das, was am interessantesten wäre - nämlich, was er letztlich konkret gesagt oder geschrieben hat auf dein Ansprechen hin - wird verschwiegen. Das finde ich nicht so ganz fair den Menschen gegenüber, die sich beteiligt haben und versucht haben, Hilfestellung zu geben.

Und auch, weil hier so viele Patienten so exzessiv darüber spekulieren, ob oder wie ihr Therapeut/ihre Therapeutin dies oder jenes meint, empfindet usw., wäre es schön, mal zu erfahren, ob der/die TE richtig lag mit ihren Vermutungen. Das ist doch eigentlich das Interessante: Wie reagierte der Therapeut? Und was, wie du geschrieben hast, kann denn Heilsames daraus erwachsen? Hattest du recht? Hattest du halb recht? Also wenn du dich etwas "entkryptisieren" könntest, fände ich das schon relativ fair allen Leserinnen und Lesern gegenüber....

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candle.
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 19:41

Sausewind hat geschrieben: Das ist doch eigentlich das Interessante: Wie reagierte der Therapeut? Und was, wie du geschrieben hast, kann denn Heilsames daraus erwachsen? Hattest du recht? Hattest du halb recht? Also wenn du dich etwas "entkryptisieren" könntest, fände ich das schon relativ fair allen Leserinnen und Lesern gegenüber....
Naja, man kann sich alternativ dazu denken, dass das alles heiße Luft ist.
Meistens schreibt man dann ja nicht weiter, wen nicht das gewünschte Ergebnis heraus gekommen ist.

Und was das mit dem Schutz der Therapie auf sich hat: Diese sinple kleine Information wäre doch so oder so in diesem Thread untergegangen. Nimmt man wirklich an, dass ein Therapeut hier die zig Seiten lesen würde? Oder worin soll der Selbstschutz bestehen.

Klar, vor Menschen die man kennt, muß man sich wohl schützen, aber ich denke sicher nicht vor einem Analytiker. Und der hat ja auch wieder Schweigepflicht.

Hm, ja reißerische Überschrift.

Nach wie vor denke ich, dass hier viel Wunsch (-traum) Vater des Gedanken ist. Ich glaube auch nicht an eine Spontankehrwende.

Egal, jetzt habe ich gerade dein letztes Post erwischt, Sausewind, und habe mal redselig geschrieben, was mir durch den Kopf geht.

Komisch ist doch nur, dass wir hier alle als Userschaft darauf anspringen. Wer weiß, ob hier nicht Märchenstunde ist?

LG candle
Now I know how the bunny runs! Bild


mio
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Beitrag Mi., 01.02.2017, 19:42

Ich finde es befremdlich, dass hier nun Druck aufgebaut wird in die Richtung: Wir haben uns mit Dir beschäftigt, jetzt bist Du uns auch Offenheit schuldig... Ne, sorry. Geht gar nicht.

Jeder der hier geantwortet hat, hat dies aus freien Stücken getan und Maja ist niemandem, aber auch wirklich niemandem was schuldig. Wer Bedenken hat, kann diese ja ausführen, so ihm oder ihr danach ist, aber jetzt nach "Karten auf den Tisch" zu verlangen finde ich echt total daneben.

In Bezug auf das große Wort "Liebe" hilft es vielleicht, es mal durch "Vertrautheit" zu ersetzen. Wir lieben was uns vertraut ist, was wir uns vertraut gemacht haben. Was "ungefährlich" ist weil wir es zu kennen meinen und womit wir uns wohl fühlen aufgrund dessen. Und wir machen uns nur vertraut, was uns irgendwie "anzieht". Warum auch immer.

Ich halte es mal mit den Lassie Singers:




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