Autonomie fördern (bei Langzeittherapien)?
Nein, speechless. Das sollte nicht das Ziel sein, alles mit sich selbst auszumachen. Aber ich finde, Geborgenheit findet man in echten, nahen Beziehungen, bei der Familie, bei Freunden.
Der Vorteil an Fremden, also auch an Therapeuten, ist, dass sie unabhängiger sind und man manche Problematiken besser mit einem Außenstehenden besprechen kann. Natürlich darf und soll man sich dabei auch wohlfühlen, sonst ist man an der falschen Adresse.
Der Vorteil an Fremden, also auch an Therapeuten, ist, dass sie unabhängiger sind und man manche Problematiken besser mit einem Außenstehenden besprechen kann. Natürlich darf und soll man sich dabei auch wohlfühlen, sonst ist man an der falschen Adresse.
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Indem Du es gar nicht zu sehr entstehen lässt, meiner Meinung nach. Sieh es als eine Art Tanz. Du gehst in einer Abhängigkeitsbewegung einen Schritt auf den Thera zu, er geht einen zurück. Du weichst daraufhin einen zurück, er geht wieder einen auf Dich zu. So habe ich das in etwa erlebt. Natürlich sehr subtil.isabe hat geschrieben:Aber meine Frage war ja gerade, WIE es bearbeitet wird.
Mittlerweile ist es gut "austariert", weil wir uns gut kennen. Und ich vertraue ihr eben auch gerade deshalb, weil ich die Erfahrung gemacht habe: Sie macht mich nicht abhängig. Und ich muss auch nicht "abhängig" (unterwürfig) sein, damit ihre Unterstützung steht.
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Jetzt ist aus Abhängigkeit also sogar schon Unterwürfigkeit geworden.
Vielleicht erst einmal mit der "normalen" Hinterfragung?isabe hat geschrieben:Aber meine Frage war ja gerade, WIE es bearbeitet wird.
Also:
- Was gibt es ("es" im Sinne von "sich emotional abhängig zu machen/zulassen es zu werden") mir?
- Was erhoffe/wünsche ich mir davon/dadurch?
- Was bekomme ich tatsächlich?
- Genügt mir das?
- Wo könnte ich es sonst noch bekommen?
- Wovon hängt das ab?
u. ä. m.
Zuletzt geändert von Mondin am Mo., 09.01.2017, 21:06, insgesamt 1-mal geändert.
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Ich glaube ja eher man sollte sich darauf einlassen, ohne sich zu überlegen, wann man einen Schritt zurück machen muss. Dann ist das Gefühl nämlich schon lange wieder im Hintergrund und der Rest nur Kalkül. Ein wirkliches Einlassen wäre für mich persönlich dann nicht mehr möglich. Somit wäre der Rest dann nur vermeintliche Autonomie, keine echte.
Zuletzt geändert von Speechless am Mo., 09.01.2017, 21:07, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn Du meiner "Logik" folgst, dann ist das so. Und als was würdest Du es bezeichnen, wenn Dir ein Thera jeden Termin strikt vorschreibt ohne Kompromisse, Dir ein "Friss oder Stirb" vorsetzt in Form von: Sie reden, ich schweige, Sie liegen, ich sitze, das ist der Deal. Entweder Sie sind "einverstanden" oder Sie können gehen... Das ist ein Verlangen nach "Unterwürfigkeit", streng genommen.Speechless hat geschrieben:Jetzt ist aus Abhängigkeit also sogar schon Unterwürfigkeit geworden.
Ich muss mich allerdings in der Tat nichts und niemandem unterwerfen als erwachsener Mensch, außer eben dem Tod. Wenn ich es tue, dann tue ich es freiwillig und aus freien Stücken heraus, dass ist dann aber keine Abhängigkeit, sondern eine freie Entscheidung.
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Ich glaube weder, dass ein guter Therapeut so arbeitet, noch dadurch Abhängigkeit erzeugt wird. Ich finde eher, dass deine Definition von Abhängigkeit von Seite zu Seite extremer wird, sodass ich da nicht mehr richtig drauf eingehen kann. Muss ich ja aber auch nicht. Aber immer wenn ich gerade denke ich kann dir folgen wird es nochmal eine Spur krasser
Also hier wäre m. E. zu differenzieren, zwischen gesunder, emotionaler Anbindung, die mAn durchaus erstrebenswert ist. Und ungesunder, da übersteigerter Abhängigkeit, auf die man sich nach Möglichkeit gar nicht einlassen sollte.Speechless hat geschrieben:Ich glaube ja eher man sollte sich darauf einlassen, ohne sich zu überlegen, wann man einen Schritt zurück machen muss.
"Wirkliches Einlassen" worauf? Auf die Bindung oder die Abhängigkeit? Bindung ist nämlich nicht = Abhängigkeit. Sondern eine gesunde Bindung bedeutet, diese in Unabhängigkeit einzugehen und aufrecht zu erhalten.Dann ist das Gefühl nämlich schon lange wieder im Hintergrund und der Rest nur Kalkül. Ein wirkliches Einlassen wäre für mich persönlich dann nicht mehr möglich.
Motto: Ich bin und bleibe bei dir, weil ich es will und mag (=Bindung); nicht weil ich es muss, weil ich glaube sonst nicht überleben zu können (=Abhängigkeit).
....
Das sehe ich auch so. Zumal ich so auch weniger das Gefühl habe jemanden über Gebühr zu belasten im Zweifel. Ich hab ja nicht erst seit drei Tagen Probleme und die sind mittlerweile auch nicht mehr besonders "neu". Helfen in dem Sinne können mir Freunde und mein Umfeld dabei eh nicht, außer dass sie halt da sind und mich nehmen, wie ich gerade bin. Aber zu einer wirklichen "Problemlösung" können sie nur sehr bedingt was beitragen.sandrin hat geschrieben:Der Vorteil an Fremden, also auch an Therapeuten, ist, dass sie unabhängiger sind und man manche Problematiken besser mit einem Außenstehenden besprechen kann. Natürlich darf und soll man sich dabei auch wohlfühlen, sonst ist man an der falschen Adresse.
Da ist mir meine Thera zehnmal lieber, weil ich bei der weiss, dass ich sie nicht zu sehr belaste und auch, dass sie schon irgendeine Idee haben wird. Auch wenn die vielleicht nicht oder erst mal nicht passt. Aber sie kuckt da - natürlich - völlig anders drauf mit mir als mein persönliches Umfeld. Und gerade das mag ich, dieses gemeinsame gut arbeiten. Dieses Verstehen des Problems, oder auch mal nicht verstehen, aber dann eben wieder neu hinterfragen, Meinungen, Sichtweisen abgleichen, Möglichkeiten überlegen und ausprobieren etc.pp.
Ich finde, wenn jemand ein Abhängigkeitsproblem hat und (unter anderem) deshalb eine Therapie macht, dann braucht es mehr als ein Verhindern der Abhängigkeit zum Therapeuten. Man muss doch - hier spreche ich jetzt wieder von der Analyse, wo das nun mal so vorgesehen ist - immer genau DAS reaktivieren, was problematisch ist. Und das sieht dann weder so aus, dass jemand sagt: "Nun mach mal schön alleine" - noch so, dass er sagt: "Na, wenn das so ist, dann richte dich hier mal häuslich ein".
Exakt so. Danke dafür Mondin.Mondin hat geschrieben:Sondern eine gesunde Bindung bedeutet, diese in Unabhängigkeit einzugehen und aufrecht zu erhalten.
Motto: Ich bin und bleibe bei dir, weil ich es will und mag (=Bindung); nicht weil ich es muss, weil ich glaube sonst nicht überleben zu können (=Abhängigkeit).
Deswegen ist es ja auch eine Art Tanz. Ein sich bewegen zwischen den Polen.isabe hat geschrieben:Und das sieht dann weder so aus, dass jemand sagt: "Nun mach mal schön alleine" - noch so, dass er sagt: "Na, wenn das so ist, dann richte dich hier mal häuslich ein".
Und im Besten Fall "treffen" sie sich (also Patient und Therapeut) irgendwann. Jenseits der "Romantikschranke".
Nein, ich finde nicht, dass das Tanzen dazu passt. Getanzt wird durchaus in einer Therapie, aber das, was ich meine, ist sehr viel schmerzhafter. Und das muss so.
Kannst Du es beschreiben?isabe hat geschrieben:aber das, was ich meine, ist sehr viel schmerzhafter. Und das muss so.
Ich kann zwei Dinge beschreiben: einmal das, was nicht funktioniert hat und einmal das, was - bisher - funktioniert:
Beim erstem Mal hieß es am Ende: "Tut mir leid, ich hab's nicht besser hinbekommen. Gefällt mir auch nicht, aber ich kann's nicht ändern. Ich dachte, es würde ausreichen, Ihnen eine gute Beziehung zu ermöglichen". Vorausgegangen war eine Beziehung, in der der Analytiker sich von mir nicht distanzieren konnte. Und das wurde ihm dann - logischerweise - zu viel. Das krasseste Beispiel war, dass ich so eifersüchtig war, dass ich allen anderen weiblichen Patienten wirklich die Augen hätte ausstechen können. Ich hab mich lediglich aus Vernunftgründen zurückgehalten, aber ich hab so gehasst wie selten in meinem Leben.
Seine Reaktion darauf war ein betroffenes: "Es tut mir so leid. Ich überlege die ganze Zeit, wie ich Ihnen dabei helfen kann. Ich denke über keinen Patienten so viel nach wie über Sie".
Das waren Schmerzen, die mir überhaupt nicht geholfen haben; im Grunde wurde ich eher in meinem Verhalten bestätigt. Und davor sagte er häufig, ich sei eine so besondere Patientin usw. und unser Verhältnis sei so eng und könnte noch viel enger werden. Und auch das hat ja mein Problem letztlich nur bestätigt, anstatt es irgendwie zu bearbeiten. Dann waren zwar die eigentlichen Schmerzen ("hat mich überhaupt jemand lieb?") betäubt, aber es war eine Betäubung von außen, die bald aufhört zu wirken.
Nun bin ich ja immer noch derselbe Mensch wie vorher mit derselben Struktur und denselben Lebensthemen.
Jetzt sieht es so aus: Der Therapeut sagt oft nicht viel - sodass sich ebenjene Themen entfalten können (werde ich gemocht? werde ich bald rausgeschmissen? mag er andere mehr?). Damit das Ganze überhaupt fühlbar wird, darf der Therapeut aber nicht so wirken wie diese "weiße Wand", sondern es muss dem Patienten möglich sein, sich vorzustellen, gemocht zu werden - oder eben auch: nicht gemocht zu werden. Aber es bleibt ja die Inszenierung des Patienten und nicht die des Therapeuten. Und dann kann sich ein Schmerz "entwickeln", der dann auch als Inszenierung begriffen wird, da der Therapeut ja nicht selbst betroffen ist, sondern nur mitspielt, damit das Stück funktioniert. Es entsteht dabei dieselbe Art von Gefühl wie in der ersten Therapie, aber diese werden als etwas verstanden, das durch die besondere Situation hervorgerufen wurde.
So kommt es, dass ich z.B. extrem traurig oder unruhig werde, anfange zu weinen oder ihm sage: "Ich möchte jetzt noch nicht gehen", dann lächelt er (das hört man) und sagt: "Leider ist die Stunde jetzt beendet". Ich setze mich hin, wir lächeln uns an, ich gehe und bin schon auf den Treppenstufen insofern "heiter", als ich weiß, dass ich dort gut aufgehoben bin. Es tut weh, aber es ist nicht peinlich, sondern es hat seinen Platz.
Beim erstem Mal hieß es am Ende: "Tut mir leid, ich hab's nicht besser hinbekommen. Gefällt mir auch nicht, aber ich kann's nicht ändern. Ich dachte, es würde ausreichen, Ihnen eine gute Beziehung zu ermöglichen". Vorausgegangen war eine Beziehung, in der der Analytiker sich von mir nicht distanzieren konnte. Und das wurde ihm dann - logischerweise - zu viel. Das krasseste Beispiel war, dass ich so eifersüchtig war, dass ich allen anderen weiblichen Patienten wirklich die Augen hätte ausstechen können. Ich hab mich lediglich aus Vernunftgründen zurückgehalten, aber ich hab so gehasst wie selten in meinem Leben.
Seine Reaktion darauf war ein betroffenes: "Es tut mir so leid. Ich überlege die ganze Zeit, wie ich Ihnen dabei helfen kann. Ich denke über keinen Patienten so viel nach wie über Sie".
Das waren Schmerzen, die mir überhaupt nicht geholfen haben; im Grunde wurde ich eher in meinem Verhalten bestätigt. Und davor sagte er häufig, ich sei eine so besondere Patientin usw. und unser Verhältnis sei so eng und könnte noch viel enger werden. Und auch das hat ja mein Problem letztlich nur bestätigt, anstatt es irgendwie zu bearbeiten. Dann waren zwar die eigentlichen Schmerzen ("hat mich überhaupt jemand lieb?") betäubt, aber es war eine Betäubung von außen, die bald aufhört zu wirken.
Nun bin ich ja immer noch derselbe Mensch wie vorher mit derselben Struktur und denselben Lebensthemen.
Jetzt sieht es so aus: Der Therapeut sagt oft nicht viel - sodass sich ebenjene Themen entfalten können (werde ich gemocht? werde ich bald rausgeschmissen? mag er andere mehr?). Damit das Ganze überhaupt fühlbar wird, darf der Therapeut aber nicht so wirken wie diese "weiße Wand", sondern es muss dem Patienten möglich sein, sich vorzustellen, gemocht zu werden - oder eben auch: nicht gemocht zu werden. Aber es bleibt ja die Inszenierung des Patienten und nicht die des Therapeuten. Und dann kann sich ein Schmerz "entwickeln", der dann auch als Inszenierung begriffen wird, da der Therapeut ja nicht selbst betroffen ist, sondern nur mitspielt, damit das Stück funktioniert. Es entsteht dabei dieselbe Art von Gefühl wie in der ersten Therapie, aber diese werden als etwas verstanden, das durch die besondere Situation hervorgerufen wurde.
So kommt es, dass ich z.B. extrem traurig oder unruhig werde, anfange zu weinen oder ihm sage: "Ich möchte jetzt noch nicht gehen", dann lächelt er (das hört man) und sagt: "Leider ist die Stunde jetzt beendet". Ich setze mich hin, wir lächeln uns an, ich gehe und bin schon auf den Treppenstufen insofern "heiter", als ich weiß, dass ich dort gut aufgehoben bin. Es tut weh, aber es ist nicht peinlich, sondern es hat seinen Platz.
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