Prestige - wenn Vorlieben Täuschungen sind

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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hawi
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 10:15

stern hat geschrieben:Aber warum schreibt man dann nicht auf die Packung "aus Abfallstoffen... sie leisten hiermit einen Beitrag zum natürlichen Recyling" oder "aromatisiert mit Hilfe von Schimmelpilzkulturen"? Das wäre täuschungsfrei.
Jepp stern, find ich ja auch.
Ein Teil davon scheint mir, hat sich so nach und nach eingeschlichen über die letzten Jahrzehnte.
Es wirken aus meiner Sicht aber beide Seiten, Verbraucher und Hersteller mit.
Ein Teil mittlerweile vielleicht fast so was wie gestörte Kommunikation.

Aber was sich durchzieht? Dass die, die Lebensmittel verkaufen, bewerben, herstellen, es fast immer „aufhübschen“, das hat ne lange Tradition.
Ich weiß, als ich Kind war, dass meine Mutter, meine eltern beim Einkauf schon arg aufpassen mussten.
Selbstbedienung war ja meist noch nicht. Und da lagen dann beim Gemüsehändler die schönen Salatköpfe oben zur Ansicht, verkauft wurden aber die, die schon „gammeliger“ waren. Schlachter ähnlich. Sogar manch Bäcker,

nicht so sehr in der Breite bekannt, aber auch Herstellern war nie völlig zu trauen.
Hab mal bei nem großen bekannten Kaffeeröster gearbeitet. Günstige Sorten? Da wurde dann z.B. Kaffee, der zurück kam, kaputte Packungen, auch mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum, manches sogar ziemlich schimmlig, mit verwertet. Einfach zu einem Prozentsatz X zum frischen Kaffee dazu gekippt. GGf. schärfer nachgeröstet.
Natürlich so behandelt, dass der Kaffee als Lebensmittel in Ordnung war. Aber ….

Skepsis war und ist immer angebracht! Dass einem Verkäufer immer nur Gutes verkaufen? Nö, war nie so, wird nie so sein.

LG hawi
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stern
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 10:37

mio hat geschrieben:Exakt. Und das ist dann schon Täuschung meiner Meinung nach. Und suggeriert vor allem etwas, nämlich "Perfektion". Ein unreflektierter Verbraucher bekommt so den Eindruck, die Welt wäre tatsächlich so "perfekt", was sie natürlich nicht ist und strebt dann unter Umständen nach etwas "unerreichbarem" oder fühlt sich schlecht, weil bei ihm das alles nicht so "perfekt" ist.
Kein Problem... man kann doch gleich das passende Lebensgefühl mit-kaufen. Taste the feeling... also noch eine Flasche Cola in den Einkaufswagen und alles ist wieder in Butter. Sprich: Teilweise (bzw. oft) wird ja nicht einmal das eigentliche Produkt beworben, sondern die Werbung zielt eher auf ein bestimmte Gefühl ab. Noch ein paar Toffifee dazu und die Familie ist wieder heil. So werden sicherlich die meisten sagen: Quatsch, das weiß ich doch... aber solche unterschwelligen Botschaften bleiben evtl. doch irgendwie haften und beeinflussen etwas. Sonst würde auch nicht so viel Geld in Werbung gebuttert werden.
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mio
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 10:47

stern hat geschrieben:So werden sicherlich die meisten sagen: Quatsch, das weiß ich doch... aber solche unterschwelligen Botschaften bleiben evtl. doch irgendwie haften und beeinflussen etwas. Sonst würde auch nicht so viel Geld in Werbung gebuttert werden.
Ich denke auch dass das mit beeinflussen kann. Am Besten keine oder wenig Werbung ansehen und wirklich bewusst reflektieren, wenn man den Effekt vermeiden will. Und es gibt ja auch Leute, die da total drauf abfahren, wenn die Werbung ihnen sozusagen "sagt" was gut und richtig ist, erschreckend, aber wahr. Ich hab mal in der Markforschung gearbeitet, was ich da so zu hören bekam an "Wahrnehmung" und "Wünschen" war bisweilen echt heftig.

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candle.
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 10:50

Mich persönlich betrifft dieses Thema zwar nicht, aber:
Mondin hat geschrieben: Aber hier, in einem Land wo ein bestimmter Standard von den Medien suggeriert und gefördert wird, fühlen sich diese - im Grunde nicht wirklich Armen - extrem arm und ausgegrenzt. Das Meiste findet nur im Kopf statt.
Ich weiß nicht wann du "Sozialhilfe" bekommen hast, der Ausdruck ist auch lange veraltet. Aber du brauchst eben Medien um up to date zu sein. Bezahlt wird das aber nicht extra. Ich mußte mir extra auf Drängen des Jobcenters damals ein Handy kaufen um "immer erreichbar" zu sein. Was ein Unsinn, wenn ich da heute dran denke wo 80% der Leute in meiner "Maßnahme" noch nie einen PC gesehen haben.

Aber schon interessant was sich hier über User wirklich zusammenfantasiert wird. So viel Interesse hat man hier also an virtuellen Menschen.

Auf den Käse!
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hawi
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 10:59

stern hat geschrieben:Teilweise (bzw. oft) wird ja nicht einmal das eigentliche Produkt beworben, sondern die Werbung zielt eher auf ein bestimmte Gefühl ab. Noch ein paar Toffifee dazu und die Familie ist wieder heil. So werden sicherlich die meisten sagen: Quatsch, das weiß ich doch... aber solche unterschwelligen Botschaften bleiben evtl. doch irgendwie haften und beeinflussen etwas. Sonst würde auch nicht so viel Geld in Werbung gebuttert werden.
Vieles hat sich da natürlich seit den Anfängen geändert. Grad die Werbung, bei der das Produkt eher am Rande vorkommt, die scheint mir recht neu.

Weil mir nach Kaffee, nun Werbung, grad aus meiner Ecke einer der Pioniere in Sachen Werbung einfiel, hab ich mal kurz nachgesehen
https://de.wikipedia.org/wiki/Kaffee_Hag

Spruch von 1908
„Immer unschädlich! Immer bekömmlich!“.

Könnte heute vielleicht wieder als Werbung wirken?!
Ob man so aber überhaupt noch werben darf? Das "Immer" scheint mir da doch recht "gefährlich" konkret.

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stern
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 11:02

Ich denke, das lässt sich noch nicht einmal durch Verzicht auf Werbung vermeiden (dem man eh nur schwer entkommen kann). Aber z.B. Kinder: War schon zu meiner Schulzeit so, dass es als "in" galt, wenn man bestimmte Dinge hatte. Dürfte sich nicht so sehr geändert haben... nur das, was trendig ist, hat sich gewandelt. Und wer davon zu sehr abweicht, wird das dann eben von anderen zu spüren bekommen, dass er ein Außenseiter ist. Um nicht zu sagen:
Wenn nun niemand sehen würde - welche Rolle würde dann z.B. die Figur des Anderen spielen? Wer bestimmt dann noch, ob es das Konzept von "Schönheit" überhaupt geben darf? Vielleicht stellen plötzlich alle Menschen fest, dass sie es viel schöner, weil weniger kantig und knochig, finden, wenn der Körper des Anderen weich (sehende Menschen würden sagen: "wie eine Tonne") ist? -- Quelle: viewtopic.php?f=7&t=37415
Selbst wenn alle Menschen nicht sehen könnten, gäbe es sicherlich ein Schönheitsideal - nur wäre das evtl. etwas abweichend (weil dann andere Sinne eine noch höhere Bedeutung hätten). Dann wäre vielleicht derjenige Außenseiter, der kantig ist oder auf kantig steht. Und wenn man das als oberflächlich bezeichnet: Warum sollte ein Schönheitsideal oberflächlicher als das andere sein.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 06.08.2016, 11:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 11:06

hawi hat geschrieben: Könnte heute vielleicht wieder als Werbung wirken?!
Ob man so aber überhaupt noch werben darf? Das "Immer" scheint mir da doch recht "gefährlich" konkret.
Naja, es soll neue Studien geben wo Kaffee eben doch nicht so schlecht ist wie sein Ruf. Aber das nur am Rande: Warum fällt man denn überhaupt auf Werbung rein? Ich habe das noch nie verstanden?

Ich warte jetzt schon gespannt darauf, dass jede Weinflasche mit einer fetten Leberzirrhose gekennzeichnet wird.

Letztlich ist von allem das Maß entscheidend.

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Beitrag Sa., 06.08.2016, 11:11

stern hat geschrieben:Aber z.B. Kinder: War schon zu meiner Schulzeit so, dass es als "in" galt, wenn man bestimmte Dinge hatte. Dürfte sich nicht so sehr geändert haben... nur das, was trendig ist, hat sich gewandelt. Und wer davon zu sehr abweicht, wird das dann eben von anderen zu spüren bekommen, dass er ein Außenseiter ist.
Kinder sind noch sehr an ihrer Umwelt ausgerichtet, weil die eigene Persönlichkeit noch nicht so stark und ausgeprägt ist, wie sie es bei Erwachsenen normalerweise ist, weshalb Kinder sehr anfällig für sowas sind. Da braucht es dann Eltern, die das Kind da stärken. Viele tun das nicht, weil es unter Umständen einfacher ist, dem Kind das dann zu kaufen oder aber weil es ihnen egal ist bzw. sie vielleicht sogar selbst so denken.

Wenn Erwachsene immer noch zu sehr irgendwelchen "allgemeinen" Idealen hinterherlaufen, dann dürfte ein ähnlich gelagertes Problem bestehen. Als Erwachsener habe ich ja eigentlich den Vorteil, dass ich zu großen Teilen mein Umfeld (und damit auch die mich umgebenden Wertvorstellungen) selbst bestimmen kann, werde also nicht so schnell zum "Außenseiter" wie ein Kind. Mainstream ist ja nicht alles.

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stern
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 11:27

Warum man auf Werbung reinfällt? Weil der Mensch manipulier- bzw. beeinflussbar IST, behaupte ich (sonst würde auch nicht so viel Geld in Werbung investiert werden). Manchmal vielleicht sogar getäuscht werden will à la: Na, wenn ich etwas Gutes für die Umwelt oder mein Haustier damit tue oder mein Image (Prestige) steigt, dann kaufe ich das Produkt doch gerne.

Sogar Fernsehwerbung (auch Bildwerbung) ist so gesteuert, dass gelenkt wird, wohin der Blick im Bild fällt, fallen soll. Da müsste man sich schon konzentrieren, wenn man ein ganz anderes Bewegungsmuster erzeugen wollte (Unternehmen messen auch das bevor eine Werbung an den Start geht... zumindest bei Professionalisierung).

Aber man ist ja so frei...
Zuletzt geändert von stern am Sa., 06.08.2016, 11:33, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 11:31

stern hat geschrieben:Aber man ist ja so frei...
In dem Moment wo ich das weiss, ja. Wenn ich mich davon befreien will. Absolut in Gänze geht das sicher nicht, aber Werbung muss ich mir zB. ja nicht ansehen bzw. kann sie hinterfragen, kann also der Manipulation aus dem Weg gehen. Das ist ja schon eine freie Entscheidung. Genauso wie ich im Supermarkt ins untere Regal greifen kann, da dort die günstigeren Produkte liegen und nicht "bequem" auf Augenhöhe zugreifen muss. Macht halt Arbeit und erfordert Bewusstsein.

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stern
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 12:03

Das erfordert aber teilweise schon ein sehr hohes Bewusstsein. Z.B. wieder Heimtierfutter. Mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass man auf Zucker im Vogelfutter besser verzichten sollte. Also steht auf Packungen neuerdings öfters fett "zuckerfrei". Der Kunde wiegt sich im Gefühl etwas besonders Gutes für sein Tier zu tun. Liest man das Kleingedruckte, so stellt man fest, dass dafür dann oft Honig enthalten ist. Formal ist die Deklaration korrekt, weil Zucker eher Saccharose meint, was Honig nicht ist. Aber praktisch ist das keinen Deut besser. Oder manchmal muss man auch auf die Herstellerseite gehen, um die genaue Zusammensetzung zu erfahren.

Ich empfinde das daher als Täuschung. Der Hersteller wird logischerweise anders argumentieren... z.B. dass die Vorgehensweise den üblichen Standards entspricht. Gibt doch sogar Auszeichnungen für besonders dreiste Werbeversprechen/-lügen: Goldener Windbeutel. Finde ich immer erheiternd, obwohl es eigentlich alles andere als zum Lachen ist. Denn das ist schon mühsam, wenn man erst ewig Packungen studieren muss oder man im Supermarkt ewig suchen und ein Rad schlagen muss bis man das findet, was man ursprünglich kaufen wollte.

Außerdem glaube ich nicht, dass man als Ottonormalverbraucher alle Tricks kennt... und wie gesagt: Selbst der Deklaration würde ich nur bedingt vertrauen (wobei ich Hawi zustimme, dass das sicherlich eine Verbesserung brachte im Vergleich zu vorher).

Ach ja, in den USA wurde vor gar nicht allzu langer Zeit Kunden entschädigt, da Red Bull keine Flügel verleiht. Wer hätte es gedacht. Aber bei Licht betrachtet: Braucht es solche oder ähnliche Aussagen wirklich.
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 12:17

stern hat geschrieben:Aber bei Licht betrachtet: Braucht es solche oder ähnliche Aussagen wirklich.
Natürlich nicht. Werbung ist rational betrachtet so ziemlich das überflüssigste auf der Welt (für den Konsumenten) wenn sie über einen reinen Informationscharakter hinausgeht. Aber Menschen haben Wünsche und Sehnsüchte und darauf zielt die Werbung eben ab. Du hast zB. den Wunsch Deine Vögel gesund und Vogelgerecht zu ernähren, da setzt die Werbung ja an. Würdest Du nun "blind" vertrauen, würdest Du "betrogen" werden mit solchen Aussagen. Zum Betrügen gehören ja schon auch zwei: Einer der betrügt und einer der sich betrügen lässt. Das macht den Betrug(sversuch) jetzt nicht besser, gibt Dir aber die Möglichkeit Dich davor zu schützen. Du kannst die Inhaltsliste ja lesen.

Dass die rechtlichen Regelungen da noch nicht so optimal sind, wie sie vielleicht sein könnten ist ja was, was öfter mal diskutiert wird und auch immer mal wieder verbessert. Und gerade das Internet bietet da ja eigentlich wunderbare "Aufklärungsmöglichkeiten" so man sich selbst eben aufklären will.

Dieses "amerikanische" Rangehen finde ich allerdings echt total überzogen. Wer so blöd ist zu glauben er bekäme von einem Softdrink Flügel dem geht doch jeder Realitätsbezug ab, ein derart "überzogenes" "Versprechen" hat mit Täuschung für mich jetzt weniger zu tun. Und na ja: Ich glaube da geht es nur um Entschädigungszahlungen...im Grunde genauso miese Täuschung wie die Angabe "zuckerfrei", weil vorgegeben wird, dass man blöder ist, als man tatsächlich ist.

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Beitrag Sa., 06.08.2016, 14:24

isabe hat geschrieben: Hartz IV in Deutschland garantiert eine gewisse (!) Planungssicherheit. Aus der Sicht derer, die sich über Geld keine Gedanken machen müssen, ist das wenig. Aus der Sicht derer, die tatsächlich keine Leistungen vom Staat beziehen, ist das sehr viel.
Du verkennst hier einfach, dass es hier um psychische Erkrankungen geht, was ein Leben im jeden Falle nochmal erschwert.
Es hat nun einmal nicht jeder einen solventen Ex Partner, der einen lebenslang unterhält OHNE arbeiten zu müssen. Schön einfach dann auf andere herunter zu schauen und über Luxuskäse zu diskutieren.
Konkret: Wenn jemand mehrere Haustiere hat (die sehr viel Geld kosten - im Gegensatz zu Tieren, die weniger kosten (Steuern, Ernährung, ggf. teure Tierarztkosten)), dann ist das zwar belastend, DASS das so viel kostet, aber es ist AUCH ein Luxus und keine Selbstverständlichkeit, dass man diese Tiere hat. Diesen Luxus dann auch als Luxus anzuerkennen, würde sicher zur Steigerung der Lebensqualität beitragen.
Das ist ziemlich witzig! Man kann ja sein Leben nicht voraus sehen. Tiere sind auch (übrigens anerkannt) Lebensretter und werden teilweise sogar für solche wie mich therapeutisch eingesetzt.
Aber wenn deine Kinder Luxus für dich sind, kann ich den Vergleich nachvollziehen.
In der Tat kann man mit Hartz IV (oder vergleichbarem Einkommen) nicht so viel machen wie Menschen, die mehr haben. Aber man kann viel mehr machen als Menschen, die viel weniger haben.
Naja, paßt zumindest für Deutschland nicht. Und Vergleiche von Leid- du weißt es doch (!) sind absolut unsinnig.
Gerade beim Essen kann man übrigens sehr viel sparen, indem man reduzierte Waren kauft. Geld macht schon glücklich; aber es ist nicht der einzige Weg, zu einer inneren Zufriedenheit zu gelangen.
Es geht auch kaum um innere Zufriedenheit, wobei das natürlich für dich gelten darf.

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Thread-EröffnerIn
isabe
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Beitrag Sa., 06.08.2016, 15:15

candle:
Ich fürchte, dein Neid ist bei mir an der falschen Adresse - was sich schon daran erkennen lässt, dass du die Unwahrheit sagst (ich werde meine finanziellen Verhältnisse sicher besser kennen als du). Es ist eine Tatsache, dass man mit Hartz IV nicht hungert (und schon gar nicht verhungert). Dass du damit unzufrieden bist, glaube ich dir gerne. Aber es ist jeder erwachsene Mensch AUCH mitverantwortlich für sein Leben, es sei denn, er leidet an einer tödlichen Krankheit. Mit allem anderen kann man sich arrangieren (d.h. die Situation verändern ODER sie annehmen), und es sind nicht immer die Anderen schuld, wenn man selbst nicht aus seinem Loch rauskommt. Wenn, wie du sagst, (psychische) Krankheiten die Situation erschweren, gibt es einen Mehrbedarf. Wenn der nicht bewilligt wird, kannst du davon ausgehen, dass das so seine Richtigkeit hat. Will sagen: Es wird durchaus grundsätzlich berücksichtigt, dass manche Menschen einen Mehrbedarf haben. Wenn das auf dich zutrifft, dann sollte dein Hunger ja nicht so groß sein müssen. Und wenn du die Hunde vom Amt bezahlt bekommst, ist es doch umso besser für dich. Du hast auch von anderen Hobbys geschrieben, die allesamt nicht kostenlos sind; du HAST also Möglichkeiten, dein Leben zu gestalten. Wenn du die nicht nutzt, würden 50,- mehr im Monat auch keinen Unterschied machen.

Und es ist natürlich nicht unsinnig, dass du dir mal sagen lässt, dass Menschen in anderen Ländern der EU - also mit einem vergleichbaren Lebensstandard und einer hohen Lebenserwartung -, die arbeitslos sind, in einer deutlich schlechteren Lage sind als arbeitslose Menschen hier. Hier muss niemand hungern, und man bekommt sogar noch Ermäßigungen für kulturelle Angebote sowie eine Krankenversicherung. Wem das nicht reicht, der muss dann halt selbst gucken, wie er die Situation verbessert. Ist ja nicht so, dass depressive Menschen grundsätzlch überhaupt niemals nicht arbeiten gehen könnten. Dazu gibt es ja Therapien: um die Patienten wieder arbeitsfähig(er) zu machen.

Individuell beraten und begleiten kann dich hier aber niemand; und in diesem Thread geht es ja auch um etwas anderes. Daher ist der Nebenaspekt der Neiddiskussion ("allen geht es besser als mir") hiermit für mich beendet.


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Beitrag Sa., 06.08.2016, 15:23

Stern:
Meiner Meinung nach funktioniert das aber tatsächlich, dass man das Lebensgefühl mitkauft. Das Produkt kann in der Tat die fehlende innere Sicherheit ersetzen. Womöglich fühle ich mich tatsächlich besser, wenn ich etwas gekauft habe, was mir vermittelt: "Wenn du mich kaufst, fühlst du dich gut". Im Grunde könnte man dann nicht mal von Betrug sprechen, weil Käufer und Verkäufer vom Geschäft profitieren. Man sagt dem Kunden natürlich nicht: "Du bist sicher total einsam und unglücklich. Wenn du aber das geile Getränk kaufst, kannst auch du Flasche dich fühlen wie ein Mensch mit 100 Freunden". Das bleibt unausgesprochen, sozusagen das kleine Geheimnis zwischen Kunde und Hersteller / Verkäufer (und auch die Hersteller und Verkäufer selbst sind ja wiederum Kunden).

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