Mir wurde ein Psychoanalytiker empfohlen

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Möbius
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 10:44

Liebe Broken Wing !

Daß Dich meine Selbstanalyse nicht überzeugt, überzeugt mich: denn Dich überzeugt rein garnüschdt, weil Du nämlich grundsätzlich alles Scheysse findest, wie Du ja selbst in erfrischender Offenheit stets zu bekennen pflegst. Mir sind auch online nur sehr wenige Menschen begegnet, die sich mit einer derart feuerfesten Aufgeräumtheit ununterbrochen selbst mit dem Hammer auf den Kopf schlagen und fröhlich kichern, wenn das Blut herunterläuft !

Warum ich mich mit den alten Schwarten analysieren konnte, habe ich in meinem längeren Beitrag an Solage zu skizzieren versucht. Hierauf zunächst Bezug nehmend noch ein paar Anmerkungen:

Ich bin ein Kulturpessimist, der inzwischen felsenfesten Überzeugung, daß die ganze Moderne, insbesondere seit der "Aufklärung", einfach nur Scheysse ist, und die Karre mit zunehmender Geschwindigkeit auf eine Betonwand zurast. Im Grunde hat das Ganze bei Luther angefangen, aber ich glaube, das führt jetzt zu weit. Ich muß ohnehin weit ausholen.

Nämlich insoferniglich, als daß ich, ohnehin ein der Historie zugewandter Mensch, bei den Studien für meine nie vollendete Dissertation zur Sicherungszession des GmbH-Anteils darauf gekommen bin, daß auch die Jurisprudenz eine Disziplin ist, deren Strukturprinzipien uralt sind, sich seit der Antike kaum verändert haben. Maßgeblich waren dabei relativ schmale Büchlein: Theodor Vieweg: "Topik und Jurisprudenz" und Chaim Perelman: "Logik und Argumentation". Zumindestens letzteres ist auch für Nichtjuristen sehr gut lesbar, ersteres ... naja ... man muß es halt drauf ankommen lassen. Indem ich mich also von diesen beiden Herren dazu habe bringen lassen, in der Jurisprudenz eine spezielle Rhetorik zu sehen, die aber in ihrem Organisationsgrad weit über das hinaus reicht, was in den Wissenschaften allgemeiner Standart ist, bin ich natürlich auch gegenüber diesen Letzteren zu einer höchst skeptischen Haltung gekommen - analytisch gesagt: ich habe treffliche Rationalisierungen meines intuitiven Mißtrauens gefunden.

Insofern habe ich mich immer weiter abgelöst von den Paradigmen des "wissenschaftlichen Zeitalters" und der Fortschrittsgläubigkeit. "Fortschritt" bedeutet für mich keineswegs ein Weg zum Besseren, sondern regelmässig nur eine stetig zunehmende Verwirrung. Die Logik der Forschung ist das Parkinsonsche Gesetz der nach unten wachsen Pyramide. Deswegen ist es so gut wie nie verkehrt, sich rückwärts zu orientieren, wenn man vorwärts kommen will - wenn es eine Zukunft gibt, dann liegt sie hinter uns !

Das ist der sozusagen "philosophische" Hintergrund meines Denkens, vor dem es mir relativ leicht gefallen war, mich dem ollen Freud (der zufällig im Regal stand) in die Arme zu werfen und seinen Texten Vertrauen zu schenken. Zumal schon erste Lektüren der "Drei Abhandlungen" mir schon lange vor der Analyse sehr beruhigende Erklärungen für meine schrägen Sexualitäten geben konnten: was als pervers angesehen wird - das sind einfach nur Rezente infantiler Sexualität (die nämlich eine total Versaute ist). Und diese kommen fast bei jedem Menschen vor, bei mir halt ein bischen mehr, na und ? Das schaffte ein zweites Kriterium des Vertrauens: die Anbindung an die Lebenspraxis. Ich bin schierer Pragmatiker: wahr und gut ist, was hilft, die aktuellen Lebensaufgaben zu bewältigen. "Eine Revolution macht nicht, wer aufbegehrt - eine Revolution macht, wer die Lösung bringt!" Das ist, glaube ich, von Albert Schweitzer. Ist das der Fall, dann sind logische Widersprüchlichkeit, Widersprüche zu aktuellen Paradigmen und "wissenschaftlichen Erkenntnissen" völlig gleichgültig. Umgekehrt sind logische Schlüssigkeit und die Übereinstimmung mit aktuellen "Erkenntnissen" pp völlig irrelevante Kriterien, wenn das Zeux, das diese Kriterien neuzeitlicher Vernunftgläubigkeit erfüllt - einfach nicht hilft. So einfach ist das.

Auch mit diesen meinen Ausführungen werde ich kaum etwas an Deiner Haltung ändern können, daß alles Scheysse zu finden, aber es macht mir immer wieder Vergnügen, diese Dinge neu zu formulieren.

Gruß
Möbius

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stern
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 11:22

Wenn etwas stimmig erscheint, so spricht ja nichts dagegen, wenn man das annimmt... wobei hier mglw. schon etwas "Risko" vorhanden ist, dass man sich etwas zu eigen macht, das doch nicht eigenes ist, sondern eine Theorie. Vieles gilt aber heute tatsächlich als überholt - wie Penisneid, Ödipus, Frauenbild, usw. und ist wohl auch tatsächlich nicht für jeden stimmig.
Zumal schon erste Lektüren der "Drei Abhandlungen" mir schon lange vor der Analyse sehr beruhigende Erklärungen für meine schrägen Sexualitäten geben konnten: was als pervers angesehen wird - das sind einfach nur Rezente infantiler Sexualität (die nämlich eine total Versaute ist).
Versaut ist höchstens die Rückprojektion erwachsener Sexualität auf die eines Kindes. Freud bezeichnete (soweit ich weiß) -in Abgrenzung zur Erwachsenensexualität- sehr inflationär alles mögliche als polymorph-pervers, das nicht der Fortpflanzung dient. Insofern unterscheidet sich das, was Freud meinte, doch etwas von dem, was man heute als Perversion bezeichnen würde.
Liebe Grüße
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Broken Wing
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 21:17

[quote="Möbius"[Daß Dich meine Selbstanalyse nicht überzeugt, überzeugt mich: denn Dich überzeugt rein garnüschdt, weil Du nämlich grundsätzlich alles Scheysse findest, wie Du ja selbst in erfrischender Offenheit stets zu bekennen pflegst. Mir sind auch online nur sehr wenige Menschen begegnet, die sich mit einer derart feuerfesten Aufgeräumtheit ununterbrochen selbst mit dem Hammer auf den Kopf schlagen und fröhlich kichern, wenn das Blut herunterläuft ![/quote]

Wow. Eine knüppelharte Charakteranalyse mit Quellennachweis. Sehr sauber. Ernst gemeint. Etwas zu kompromisslos vielleicht. Ist nur ein Teil von mir.
Ununterbrochen finde ich ein bisschen übertrieben. Ich will dir nicht zumuten, alle meine Beiträge zu lesen, aber wenn du ununterbrochen schreibst, sollte das auf etwas fußen.


Ich bin heute zu müde, um mich mit dem Rest auseinanderzusetzen. Nur so viel: Man muss die Moderne nicht mögen. Aber du musst mir schon darin zustimmen, dass es nicht mit Luther angefangen haben kann, wenn es so weit gekommen ist, dass er anfangen konnte. Es muss also damit angefangen haben, was den Luther ermöglicht hat. Nein, natürlich damit, was das ermöglicht hat, was den Luther ermöglicht hat etc. Folglich war der Urknall dran schuld, von da an begann der Wagen zu rollen, der nun langsam gegen die Wand donnert, wie du schreibst. Somit habe ich doch recht, es ist alles scheiße. Du wirst doch nicht glauben, dass wenn etwas seit einem Knall auseinanderflieht, aus diesem Prozess irgendwann Frieden hervorgehen würde.
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Möbius
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 21:38

Nach Egon Friedell war es der "Schwarze Tod", die große Pest im Spätmittelalter, die Luther möglich gemacht hatte - seine "Kulturgeschichte der Neuzeit" (sie reicht eben vom Schwarzen Tod bis 1914) ist ein ungeheuer lesenswertes Buch, aber ob seiner Schwartigkeit (um die 1000 Seiten) nur mit schlechtem Gewissen zu empfehlen, wenngleich es ein wahrer Genuß ist.

Egon Friedell war der wohl höflichste Selbstmörder aller Zeiten. Als er sich 1938 aus dem Fenster auf's Strassenpflaster stürzte, rief er den Passanten zu, zur Seite zu treten. Friedell war Jude, und die SA schon bis in seine Wohnung vorgedrungen. Man könnte glatt zum Antisemiten werden: nix als Juden um mich herum, die die größten Kulturleistungen vollbracht haben: Friedells Kulturgeschichte, die Psychoanalyse, den Marxismus und selbst Jesus Christus war nix anderes, als a Jiddle ! Selbst den einzig bis heute zuverlässigen Schutz gegen HIV und Alimente: die "Fromms", haben sie erfunden ! Kruzifixnochamal !

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Broken Wing
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 21:46

Mist. Ich habe es nicht mal geschafft, richtig zu zitieren.

Wow. Die Frau macht es sich nicht gerade leicht. So mag ich das, wenn man sich das Geld ehrlich erarbeitet.
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 21:51

@ Möbius: Sorry, ich muss morgen auf dich eingehen.
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Möbius
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Beitrag Mo., 14.12.2015, 22:12

Geh lieber erst übermorgen auf mich ein, oder in zehn Jahren ! Dann hast Du mehr Zeit zum lesen !

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Beitrag Mi., 16.12.2015, 11:37

@ Möbius: Wozu Selbstanalyse, wenn es andere besser können? Wenn ich versuche, meine Friseurin zu imitieren, scheitere ich auch kläglich. Ich hätte einfach nicht die Geduld mit mir, würde anfangen, den Autor zu analysieren.

Ich habe ein einziges Buch von Mathias Hirsch als eBook gefunden: "Schuld und Schuldgefühl". Das wird nichts. Steht viel über die Kindheit. Die kann ich nicht ändern.

Bei mir in der Analyse geht es jedenfalls über mich und aktuelle Konflikte. Davon gibts reichlich, da brauche ich wirklich nicht auch noch die Vergangenen dazu. Dennoch hat sie mich schon öfter darauf hingewiesen, dass es schade sei, dass ich so oft ausweiche. Ich zahle die Stunden und hätte nichts davon.
Ich habe schlicht keine Ahnung, was sie damit meint. Komisch, ich soll frei sprechen, aber nur das, was sie nicht als ausweichen empfindet. Leider weiß ich wirklich nicht, was gemeint ist. Sie gibt dann gerne Nachhilfe, aber das wiederum interessiert mich nicht. Sie will über unabänderliche Dinge reden. Da könnten wir genauso gut übers Wetter reden und meiner Meinung dazu.
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Möbius
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Beitrag Mi., 16.12.2015, 21:52

Die Psychoanalyse als psychologisch-therapeutische Theorie geht davon aus, daß Probleme und Konflikte des Erwachsenenlebens regelmässig ihre Ursache in Problemen und Konflikten aus der Kindheit haben - oder in späteren traumatischen Ereignissen. In beiden Fällen sind diese Erlebnisse aber ganz oder teilweise verdrängt worden, stehen also nicht mehr als bewußte Erinnerung "zur Verfügung". Diese "unerledigten" und im Unbewußten aufbewahrten Erinnerungen drängen aber immer wieder in pathologischer Art und Weise in unser Leben ein - mitunter sehr drastisch, können ganz massive psychische Störungen verursachen, die lebensgefährlich für einen selbst und andere werden können.
Der Sinn und Zweck der Analyse im engeren Wortsinne ist es, diese früheren Ereignisse bewußt zu erinnern als Voraussetzung für eine Befreiung von diesen Schatten der Vergangenheit: "Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung!" Es ist ein Irrtum, daß die Vergangenheit unabänderlich sei. Denn die Vergangenheit an Deine Lebensgeschichte gibt es nur insofern, wie Dein Erinnerungen reichen. Was Du möglicherweise verdrängt hast, ist ausgelöscht. Tauchen verdrängte Ereignisse aus dem Unbewußten wieder ins Bewußtsein, kann sich Deine ganze Biographie verändern - zumindest war es bei mir so gewesen. Das ist der "Verlust des falschen Selbst", der falschen Identität - die man erst durch das Wiedererleben des Traumas als falsch erkennt - und diesen Verlust erlebt man regelrecht als Tod.
Das Buch von Hirsch über Schuld und Schuldgefühl ist mir - noch - unbekannt. Ich kenne von ihm bislang nur "Trauma" und "Realer Inzest" sowie einen Artikel in der Anthologie von Egle et alt. "Mißbrauch - Mißhandlung - Vernachlässigung". Einen ebook-reader habe ich nicht und will ich auch nicht haben, ich bin insofern ein sehr altmodischer Mensch.

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 16.12.2015, 22:25

Naja dann wird es früher oder später schwer werden.
1. Ich bin technophil, teilw. misanthropisch und zumindestens der technophile Anteil bekommt ziemlich wenig Aufmerksamkeit.
2. Ich will nicht anders werden. Ich will nur besser werden in manchen Dingen. Bsp. werde ich manchmal aggro und da muss man nach Strategien suchen, wie man die auch ohne Waffenschein und mit körperlicher Einschränkung zufriedenstellend an den Mitmenschen abreagieren kann.
Auf einen Sandsack einhauen funktioniert nicht.
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Möbius
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Beitrag Mi., 16.12.2015, 23:20

Wenn Du ein schweres Trauma wiedererlebst, wirst Du anders, ob Du es willst, oder nicht.

Es ist aber keineswegs gesagt, daß ein schweres Trauma vorliegen muß - es können auch Umstände zutage treten, die verhältnismässig leicht zu verarbeiten, zu "integrieren" sind, ohne daß es einen Knacks in der Persönlichkeit gibt, die Identität unverändert bleibt. Ich glaube sogar, das diese Fälle rein statistisch gesehen die Häufigeren bei der psychoanalytischen Therapie sind. Andererseits: nach den Zahlen, die ich gelesen habe, sind 5-10% der Kinder in den "entwickelten Gesellschaften" von sexuellem Mißbrauch, nicht sexuellen Mißhandlungen oder Vernachlässigungen betroffen. Das ist nicht wenig. Und nochmals andererseits: nicht jedes dieser potentiell traumatischen Ereignisse muß auch wirklich zu einem Trauma führen. Hirsch berichtet sogar, daß nichtinzestuöser sexueller Mißbrauch von Kindern zumindest in den leichteren Fällen sogar häufig recht gut verarbeitet werden kann, wenn das Kind sich in den Schutz einer funktionierenden Familie, ein intaktes soziales Umfeld zurückziehen kann, das ihm bei der Verarbeitung des Erlebten die gebotene Hilfe bietet. Per Saldo: Verwirrung, wohin man auch blickt !

Ich kann es nicht wissen, Bruchflügel, und Du kannst es auch nicht wissen. Niemand kennt sein Unbewußtes - ausser Leuten wie ich, die eine Analyse hinter sich haben. Deswegen ist es ja das Unbewußte !

Du hast ja schon Recht: diese ganze Psycho-Kacke ist einfach nur Kacke !


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Beitrag Do., 17.12.2015, 07:14

Nun, in einer Therapie kann man öfters nur die Folgen beheben und daran ansetzen... und nicht unbedingt direkt an den Ursachen (weil sich die Zeit nicht zurückdrehen lässt... kommt halt darauf an). In jeder Therapie. Und selbst dann halte ich nicht alles für behebbar (und auch nicht für nachholbar).

Und wenn man einen Therapeuten hat, so hält sich die Notwendigkeit einer Selbstanalyse hoffentlich in Grenzen... denn für was man ihn/sie denn sonst. Ein rein kognitives Verständnis würde (zumindest mir) nur eingeschränkt helfen... insofern hat das auch das Grenzen, was man etwas liest. Manches davon empfinde ich sehr stimmig (soweit dass ich denke, das hätte ich nicht anders formulieren können), anderes nicht.

Mir ging es in Probesitzungen bei der einen Dame auch so, dass ich nicht wusste, was sie von mir will... das was ich angeboten habe, passte ihr nicht. Und ich wusste nicht, was ich mit dem anfangen soll, was sie mir zurückgab... ich fand auch nicht, dass das viel mit dem zu tun hatte, weswegen ich die Therapie aufsuchte. Bei meiner, habe ich noch nie solche Einwände gehört... was nicht heißt, dass ich dann nicht auch mal ausweiche. Mich hat das nur irritiert... und damit würde ich mich evtl. auch von mir entfernen, wenn jemand die Schiene vorgibt.
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Beitrag Do., 17.12.2015, 12:41

@ Möbius: Die Theorie ist mir schnuppe. Mit einmal Hirsch lesen (ich höre lieber hirsch, der heißt aber Ludwig) beherrsche ich die Analyse so sehr wie das Strafrecht durch das Lesen des StGB.

Die Therapeutin mag theoretisches Gerede nicht, jedenfalls hat sie letztes Mal bei mir deswegen eingelenkt. Es ging nicht mal um Psychoanalyse, man kann sich vorstellen, dass sie auch darüber nicht reden würde. Recht hat sie.

Mir ist es auch wichtig, dass mich meine nicht mit Buchempfehlungen zum Thema aus der Stunde lässt. Da würde ich annehmen, dass sie bei mir Gehirnwäsche betreibt.
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Beitrag Do., 17.12.2015, 13:34

Das Strafrecht wirst Du frühestens unmittelbar vor der ersten Strafrechtsklausur im 1. Examen überblicken und frühestens nach der Strafrechtsstation im Referendardienst ungefähr eine Ahnung davon haben können, was es heißt: es zu beherrschen. Das Gefühl, das Strafrecht wirklich zu beherrschen, hat sich bei mir erst nach einer Strafverteidigung in einer "Umfangsache" eingestellt, bei der ich das Vergnügen hatte, als "Wasserträger" eines cracks zu fungieren, der sich dafür loyalerweise tief in die Karten hat blicken lassen. Und das hat dann auch ganz gut geklappt: von meinen Strafmandanten, die ich bis zum Ende durchverteidigt habe, mußte nie einer sitzen. Denen, die Schlauer sein wollten, als ich, hab ich das Mandat wieder vor die Füße geworfen - auch da gibt's einige nette Tricks, die in keinem Lehrbuch stehen. Von diesen saßen dann fast alle mehrere Jahre. Und mit der Psychoanalyse ist es ähnlich: vor der Analyse Deiner selbst "beherrschst" Du Garnichts. Es ist die klassische Mausefalle.

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Beitrag Do., 17.12.2015, 15:21

Möbius hat geschrieben:Das Strafrecht wirst Du frühestens unmittelbar vor der ersten Strafrechtsklausur im 1. Examen überblicken und frühestens nach der Strafrechtsstation im Referendardienst ungefähr eine Ahnung davon haben können, was es heißt: es zu beherrschen.
Da bin ich vollkommen einer Meinung mit dir. Ich habe ohnehin einen Professor, der mit der neuen Studentengeneration, die sich durchlarviert, nicht gut kann.
Möbius hat geschrieben:{...} von meinen Strafmandanten, die ich bis zum Ende durchverteidigt habe, mußte nie einer sitzen. Denen, die Schlauer sein wollten, als ich, hab ich das Mandat wieder vor die Füße geworfen - auch da gibt's einige nette Tricks, die in keinem Lehrbuch stehen. Von diesen saßen dann fast alle mehrere Jahre. Und mit der Psychoanalyse ist es ähnlich: vor der Analyse Deiner selbst "beherrschst" Du Garnichts. Es ist die klassische Mausefalle.
Das wiederum verstehe ich nicht, empfinde es sogar widersprüchlich. Im Teil 1 bist du, zurecht, der Fachmann und es ist klug, sich auf dich zu verlassen, nachdem dein Mandant, hoffentlich nach sorgfältigem hin und her, dich ausgesucht hat oder du ihm als Pflichtverteidiger zugeteilt wurdest.
Und dann schreibst du aber, hoffentlich verstehe ich das richtig, dass ich mich selbst analysieren müsste, um mich zu beherrschen, also mich genau nicht nach sorgfältiger Suche auf den anderen zu verlassen.

Ich habe die Zeit hierfür nicht und auch nicht das Verständnis für mich. Da muss es doch auch eine andere Lösung geben.
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