DIS: Ich verstehe das nicht

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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stern
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:04

Darf ich dazu noch etwas fragen... nur wenn du antworten magst:
Wandelröschen hat geschrieben:Ich (und die DIS´ler, die ich kenne, wissen) weiß sehr wohl, dass es da noch andere in uns gibt, die im Außen agieren/übernehmen, „Alleingänge“ unternehmen. Wenn das passiert, gibt es da diese Zeitlücken (bei mir sind es meist nur Minuten bis ein paar Stunden, soviel ich recherchieren konnte), Amnesien. Diese Alleingänge sind nicht steuerbar/kontrollierbar.
Gibt es einen Moment oder irgendwelche Anhaltspunkte, wo du (noch) merkst, dass du switcht. Oder ist das für dich sozusagen unmerklich und plötzlich?

Also z.B. der Lokalbesuch mit deiner Tochter: Gab es irgendetwas, woran du erkannt hast, dass das jetzt passiert?

Und als deine Erinnerung dann auf dem Heimweg später wieder zurückgekommen ist: Du weißt dann gar nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist... also auch keine Bruchstücke?

Äh, ist das verständlich: Angenommen du würdest auf dem Heimweg nochmals zurückswitchen in diesen Persönlichkeitsanteil (oder wie auch immer du das bezeichnest), der die Suppe schlürfte: Diese Persönlichkeitsanteil wüsste dann wieder, dass er vorher Suppe schlürfte? Aber er wüsste nicht, dass du auf dem Heimweg mit deiner Tochter bist?
Zuletzt geändert von stern am Di., 05.08.2014, 16:14, insgesamt 1-mal geändert.
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Jenny Doe
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:08

@ Wandelröschen
Diese Alleingänge sind nicht steuerbar/kontrollierbar.
Genau das meinte ich mit "meiner" Definition von Amnesie. "Nicht steuerbar/kontrollierbar", was für Multiple charakteristisch ist und "Dis verstecken können" widersprechen sich. Wenn jemand in der Lage ist seine DIS zu verstecken und die Innies zu unterdrücken und zu kontrollieren, dann hat er Kontrolle und kann steuern. Das würde aber dem Dis-Kriterium nicht steuerbar/kontrollierbar widersprechen. Das ist bei DIS anders als bei einer Panikattacke. Die kann man vertuschen, aber eine DIS, bei der Innies wiederholt die Kontrolle über das Verhalten übernehmen hingegen nicht. Das entzieht sich der Kontrolle. Das fällt nach außen hin auf. Man kann dann halt nur nach guten Erklärungen suchen, die die wahre Ursache der Switches verschleiern.
Danke für deine Erläuterungen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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stern
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:19

Jenny Doe hat geschrieben:Man kann dann halt nur nach guten Erklärungen suchen, die die wahre Ursache der Switches verschleiern.
Danke für deine Erläuterungen.
Eben... das beschreibt Wandelröschen ja (auch):
Und um nicht als total verrückt/meschugge zu gelten, wird man im Laufe der Zeit sehr kompetent darin, für die Mitmenschen eine plausible Erklärung zu liefern. Das nenne ich dann mal ->vertuschen. Hinzu kann man sich bemühen, die Situationen, die man selber erkannt hat (durch die Spiegelung der Mitmenschen, Eigenreflexion), in denen es vermehrt zu unkontrollierbaren Switches kommt, zu vermeiden. Da nenne ich dann mal Kontrolle. Und das ist verdammt, verdammt energieaufwendig.
Und verstecken heißt nach meinem Verständnis auch, dass man meinetwegen eine Erklärung findet/sucht, warum man die Suppe geschlürft hat (wenn es nicht gerade die Tochter ist, mit der man essen war).
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candle.
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:27

Jenny Doe hat geschrieben: Genau das meinte ich mit "meiner" Definition von Amnesie.
Aber irgendwie muß das ja ausgelöst werden? Oder wie läuft der Switch?

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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:37

Immer dann, wenn einen Menschen irgendetwas triggert, was er nicht aushält, kommt eine "Person" auf den Plan, die
das Aushalten kann.
Verstehe die DIS als eine Art Schutzmantel, immer wenn irgendwas als unaushaltbar interpretiert wird, dann versteckt
sich der Anteil in dem Mantel und ein neuer lukt hervor.
Das Beste, was du für einen Menschen tun kannst, ist nicht nur deinen Reichtum mit ihm zu teilen, sondern ihm seinen eigenen zu zeigen.
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:42

hopeless81 hat geschrieben:Immer dann, wenn einen Menschen irgendetwas triggert, was er nicht aushält, kommt eine "Person" auf den Plan, die
das Aushalten kann.
Verstehe die DIS als eine Art Schutzmantel, immer wenn irgendwas als unaushaltbar interpretiert wird, dann versteckt
sich der Anteil in dem Mantel und ein neuer lukt hervor.
Ja, aber dann könnte man doch etwas tun? Ich meine nicht Vermeidungsverhalten, sondern Trigger ausfindig machen und bearbeiten, so dass man dann doch wieder eine gewisse Kontrolle erlangt? Klar wird das nicht komplett machbar sein, aber vielleicht zum Teil. Ich weiß ja nicht wie damit gearbeitet wird.

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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:48

Ja genau, das ist ja dann auch das Ziel.
Bei mir ist es ja auch so, dass ich in bestimmten Situationen die Kontrolle über mein Verhalten verliere,
zur Seite kippe und mir schon anschau, wie was auch immer handelt und ich nicht eingreifen kann.

Das wurde in der Klinik für mich ganz arg deutlich. Im normalen Umfeld passiert mir das nicht so häufig wie dort.
Da waren ganz klare Situationen erkennbar, vor allem dann, wenn ich das Gefühl hatte unter Beobachtung und Kontrolle zu
stehen. Mit diesem Wissen jetzt, kann ich irgendwann dann vielleicht noch mal eine Therapie beginnen, um genau das gezielt
zu bearbeiten.

Bei ner Dis muss das ja unglaublich kompliziert und langwierig sein, weil man ja erst einmal eine Kommunikation untereinander
fördern muss und dann schauen muss wen was wie triggert. Wer wann und wie im Außen agiert und überhaupt.
Das ist bestimmt noch schwieriger als ein 1000000000000000 Teile Puzzle.
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:51

Vor allem aber muss man ja auch wissen, was genau diese Situationen Auslösen, ich bin teilweise in Flashbacks abgedriftet,
hab völlig verschrobene Situationen gesehen und wusste gar nicht was ich denn da gesehen habe.
Zumindest war ich nicht mehr im Therapieraum und ich sah vor mir auch nicht mehr die Therapeutin,
schon extremstens abgefahren.
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Beitrag Di., 05.08.2014, 16:58

hopeless81 hat geschrieben:Vor allem aber muss man ja auch wissen, was genau diese Situationen Auslösen, ich bin teilweise in Flashbacks abgedriftet,
hab völlig verschrobene Situationen gesehen und wusste gar nicht was ich denn da gesehen habe.
Was anderes mache ich ja auch nicht in der Therapie. Problematisch bei mir ist eben nur, dass mir das nie anzusehen ist, da muß man mich wirklich sehr gut kennen. Ist auch irgendwie ein Problem, aber was soll ich machen? So wieder OT.

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Beitrag Di., 05.08.2014, 17:01

Das sieht man ja auch niemandem an, das muss man dann schon verbalisieren.
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Beitrag Di., 05.08.2014, 17:04

hopeless81 hat geschrieben:Das sieht man ja auch niemandem an, das muss man dann schon verbalisieren.
Ja, dann mache ich das und wirke fit wie ein Turnschuhe. Aber das wollte ich hier auch nicht auswalzen. Aber in dieser Sache bin ich gerade sehr ratlos.

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Beitrag Di., 05.08.2014, 17:10

Ja, aber dieses "fit wie ein Turnschuh" ist ja auch ein Symptom. Deine Thera wird das sicher auch wissen.
Mir siehst Du nie an wie es mir geht, ich lache immer, ob ich will, oder auch nicht.
Ich muss sehr, sehr ernergisch bleiben und darauf beharren, dass es innerlich anders aussieht.
Gute Theras kennen das, schlechte Theras diagnostizieren DIS
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Beitrag Di., 05.08.2014, 18:32

Hallo Wandelröschen,

Wie ist das aber mit deiner Erinnerung als Akteurin? Ich meine, wenn du im Restaurant sitzt und, sagen wir, als Kind, die Suppe ausschlürfst, merkst du das doch als Kind? Dieses Kind lernt doch auch dazu, oder? Es merkt sicher, wenn ihn die anderen komisch anschauen...
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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Wandelröschen
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Beitrag Di., 05.08.2014, 21:27

Danke für eure Rückmeldungen und konstruktiven Fragen, werde versuchen, das ein oder andere so gut es geht aus meiner Perspektive zu verdeutlichen.
Jenny Doe hat geschrieben: Wenn jemand in der Lage ist seine DIS zu verstecken und die Innies zu unterdrücken und zu kontrollieren, dann hat er Kontrolle und kann steuern. Das würde aber dem Dis-Kriterium nicht steuerbar/kontrollierbar widersprechen.
Jetzt wird auch für mich klarer, JennyDoe, was du meinst. Du meinst das verstecken/unterdrücken/kontrollieren nach innen, ich verstand/meinte es im Außen. Ja, im außen geht es (halbwegs, wie von mir beschrieben), im inneren nicht, da hast du recht, das kann ich auch nicht.
Jenny Doe hat geschrieben: Das fällt nach außen hin auf. Man kann dann halt nur nach guten Erklärungen suchen, die die wahre Ursache der Switches verschleiern.
Genau, und darin wird man irgendwann Weltmeister, hat ein paar Standarterklärungen parat.

Inzwischen habe ich ja schon einen langen Weg an Therapie hinter mir. So habe ich sowohl schon ein gewisses Co-Bewusstsein erlangt (Alleingänge gibt es trotzdem noch, aber nicht mehr so viele). Co-Bewusstsein insofern, dass ich es jetzt hin und wieder (beileibe nicht immer) mitbekomme, wenn es zu Switches kommt. Also ich „sehe“ es dann so aus dem Hintergrund heraus, irgendwie so aus den Augen, als wenn man verkehrt herum durch ein Fernglas schaut, oder so wie hinter einer Glaswand, naja, schwer zu beschreiben. Ich höre und sehe „mich“, also meinen Körper handeln/sprechen, bekomme es irgendwie mit, kann aber nichts dagegen tun/eingreifen. Da sehe ich dann schon die eine Kleine, oder den pubertierenden Jungen oder den einen Mann oder die eine Frau … wie die was tun/sprechen/handeln… Aber das ist beileibe nicht immer, wie gesagt, wird aber immer öfters. Kommt es oft an einem Tag zu Switches, ich nenn´s mal Drehtüreffekt, dann bekomme ich regelmäßig Kopfweh. Es gibt Tage, da ist das gehäuft und wieder Tage, das merke ich gar nichts, ist es recht ruhig in mir. Ja, und Stimmen der einzelnen höre ich schon auch.
Wir sind dabei, uns immer besser kennen zu lernen, also auch innerlich eine gewisse Kommunikation zu betreiben. Wenn sich innen drin wirklich jemand massiv „zu Wort meldet“, so dass ich darauf eingehen muss, drehe ich mich, wenn ich nicht alleine bin, meistens Weg, weil ich dann, wenn ich „ins innere mich zurück ziehe“, für Leute im außen (siehe Rückmeldung) wie abwesend wirke. Mein Thera hatte das natürlich in der Anfangszeit mit Dissos verwechselt und sich gewundert, weil das für ihn ohne sichtlichem Anlass passierte (also kein Trigger erkennbar, keine sonderlich belastende Situation oder so). Da haben wir inzwischen ein Zeichen vereinbart, so dass er nicht eingreift, mich also versucht, aus einer nicht vorhandenen Disso herauszuholen, sondern einfach nur abwartet, bis ich alleine wieder zurück bin.
Inzwischen kennen wir uns untereinander besser, die Kommunikation wird besser, es kann durchaus schon was ausgehandelt werden, so dass wir als „Team“ recht gut funktionieren, Alleingänge werden weniger. Wir sind weniger als 10, vom Kleinkind bis zum Erwachsenen, weiblich und männlich, alles vertreten.
Allerdings haben wir auch einen ganz großen Vorteil: Sämtliche Täter sind mittlerweile übern Jordan, es besteht im RL wirklich keinerlei Gefahr mehr für jeden für uns.

Durch dieses sich zunehmend entwickelnde Co-Bewusstsein bekomme ich natürlich jetzt schon auch mit, wie sich der ein oder andere im Außen aufführt, früher bekam ich es nur durch eventuelle Erzählungen mit. Da bin ich wirklich auch einer langjährigen Freundin sehr dankbar, die mich schon seit Jugendzeit kennt, mit meiner Andersartigkeit immer gut umgehen konnte und mich auch viel aufklärte, wie es so bei ihr ankommt. Mit ihr konnte ich immer offen reden, wie es in mir drinnen funktioniert, meine Denke (die sich auch von ihrer/die von Unos) und vieles mehr, unterscheidet.

stern hat geschrieben: Und als deine Erinnerung dann auf dem Heimweg später wieder zurückgekommen ist: Du weißt dann gar nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist... also auch keine Bruchstücke?
Bei diesem Beispiel wusste ich da gar nichts, auch keine Bruchstücke. Inzwischen ändert sich das, wie oben erwähnt, durch das zunehmende Co-Bewusstsein.
stern hat geschrieben: Äh, ist das verständlich: Angenommen du würdest auf dem Heimweg nochmals zurückswitchen in diesen Persönlichkeitsanteil (oder wie auch immer du das bezeichnest), der die Suppe schlürfte: Diese Persönlichkeitsanteil wüsste dann wieder, dass er vorher Suppe schlürfte? Aber er wüsste nicht, dass du auf dem Heimweg mit deiner Tochter bist?
Doch, das wüsste er. Den Weg kennt jeder von uns.
Auch die anderen von uns kennen sich (mehr oder weniger gut) untereinander und bekommen mit, wenn jemand anderes im Außen agiert, so ähnlich, wie ich es inzwischen auch zunehmend mitbekomme.
Broken Wing hat geschrieben:Hallo Wandelröschen,
Wie ist das aber mit deiner Erinnerung als Akteurin? Ich meine, wenn du im Restaurant sitzt und, sagen wir, als Kind, die Suppe ausschlürfst, merkst du das doch als Kind? Dieses Kind lernt doch auch dazu, oder? Es merkt sicher, wenn ihn die anderen komisch anschauen ...
Ich würde es jetzt wahrscheinlich sehen, aber halt von außen als Betrachter. Ich kann dabei nicht spüren, ob die Suppe heiß oder kalt ist, wie sie schmeckt, was dieses Kind dabei empfindet und so. Das ist ihrs, nicht meins. Die Kleine bekommt schon mit, wie andere sie ansprechen und verhält sich auf ihre Art und Weise entsprechend.

Auslöser für Switches:
Dazu kamen ja von einigen von euch Fragen bzw. Bemerkungen.
hopeless81 hat geschrieben:Immer dann, wenn einen Menschen irgendetwas triggert, was er nicht aushält, kommt eine "Person" auf den Plan, die das Aushalten kann.
Verstehe die DIS als eine Art Schutzmantel, immer wenn irgendwas als unaushaltbar interpretiert wird, dann versteckt sich der Anteil in dem Mantel und ein neuer lukt hervor.
Jain
Früher in den traumatisierenden Situationen war es so, dass durchaus neue „Personen“ entstanden, die das dann aushalten konnten, wenn es nicht schon jemanden gab, der für das ein oder andere „zuständig“ war, also wieder auf den Plan kam und übernahm, also insofern ja, ein Schutzmechanismus.

Natürlich übernimmt der ein oder andere bei einem Trigger, in dem er interpretiert, da droht Gefahr für unsereins, also zum Schutz. Aber es gibt auch Situationen, da drängt sich der ein oder andere ins Außen, wenn er „Lust“ hat, also auch in angenehmen Situationen. Das merke ich z.B. zunehmend auch in Situation, wo ich mit Kindern verschiedenen Alters arbeite, was ich zeitweilig mache. Da drängt sich dann schon mal auch eins der Kleinen raus und übernimmt. Jetzt bekomme ich es manchmal mit, früher bekam ich es nur manchmal im Nachhinein mitgeteilt/rückgemeldet.
Bevor da gleich zweifelhafte Rückfragen/-meldungen kommen. Hier oben meine ich jetzt tatsächlich Switches. Selbstverständlich gibt es bei mir, Wandelröschen, auch dieses Rollenverhalten, was Unos, also die meisten von euch ja auch kennen. Ich kann mich selbstverständlich in Gegenwart von so einer Gruppe 10-13 Jähriger auf dessen Niveau herablassen und mit denen diversen Scheiß anstellen, den man als Erwachsene eigentlich nicht macht. Aber das bin dann immer noch ich, agiere da, registriere und empfinde alles. In unserem System gibt es aber auch einen Jungen in dieser Altersspanne. Wenn der übernimmt, es also zu einem Switch kommt, habe ich keinen Einfluss darauf, was der verbal vom Zaun lässt, spüre nicht, wenn der von den anderen geknufft wird, empfinde nicht, was er empfindet. Das ist er. Das ist was anderes, als wenn ich mich in meinem Rollenverhalten auf das Niveau dieser Jungs herab lasse.

Ja, einige Trigger kenne ich inzwischen sehr genau, und wenn ich da unversehens hineinlaufe, kann ich Switchen noch nicht vermeiden. Da heißt es nur, alle Sinne schärfen (sind sie ja eh, hochsensibel) und im Außen versuchen zu vermeiden, kontrollieren.
Allerdings sind wir dabei, dass auch die Kleinen immer mehr registrieren/wahrnehmen, dass die Gefahr von früher definitiv vorbei ist.
hopeless81 hat geschrieben: Bei ner Dis muss das ja unglaublich kompliziert und langwierig sein, weil man ja erst einmal eine Kommunikation untereinander fördern muss und dann schauen muss wen was wie triggert. Wer wann und wie im Außen agiert und überhaupt. Das ist bestimmt noch schwieriger als ein 1000000000000000 Teile Puzzle.
Ja, das sagst du recht zutreffend, Hopeless81. Irgendjemand hat mal geschrieben (ich hab´s vor langer Zeit mal gelesen: eigentlich bräuchte jeder von uns seine 80 Std VT), aber so viele Stunden gibt’s halt nicht über die KK.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


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Beitrag Mi., 06.08.2014, 04:39

@ Wandelröschen
Jetzt wird auch für mich klarer, JennyDoe, was du meinst.
Freut mich. Und vielleicht wird jetzt auch etwas klarer, was ich an Huber kritisiere. Denn wenn man die amnesitsiche Barriere zwischen den Innies durchbricht, dann fördert dies das Multipelsein und die Dissoziation nicht. Vielmehr sollte das Gegenteil eintreten, nämlich, dass sich dadurch die Dissoziation reduziert. Denn sobald ein Co-Bewusstsein entsteht wird Kontrolle möglich und man bekommt mit, was passiert. Das reduziert die Dissoziation.

So, wie Huber das schreibt, muss ich an die Klienten denken, die ich während meiner Multiplen-Zeit von Therapiebeginn an kennengelernt habe und deren weitere Entwicklung verfolgen konnte. Zu Beginn der Therapie waren keine Persönlichkeiten bei ihnen wahrnehmbar. Sie verhielten sich völlig normal. Es gab keine plötzlichen auffälligen Verhaltensänderungen. Im Verlauf der Therapie jedoch begannen sie plötzlich z.B. sich kindisch zu verhalten. Je weiter die Therapie fortschritt, desto mehr Persönlichkeiten glaubten sie entdeckt zu haben. Schließlich kam der Punkt, an dem sie jegliche Kontrolle über sich und ihr Verhalten verloren.
Bei denen (und auch bei mir) lief es also genau andersrum ab. Die Dissoziation und das Multiplesein reduzierten sich durch die DIS-Behandlung nicht. Im Gegenteil. Beides entfaltete sich immer mehr, je länger die Klienten in Therapie waren.

Das Buch von Huber wurde mir nur zum Verhängnis. Denn natürlich merkte ich, dass sich die Dissoziation durch die DIS-Behandlung verstärkt. Aber Huber "beruhigte" mich, dass das normal sei, dass erst mal eine Differenzierung erreicht werden müsse und das Multipelsein gefördert werden müsse. Natürlich wunderte ich mich, warum sich meine Therapeuten mit Fantasieprodukten unterhalten wollten. Auch hier wieder Huber, die meine Zweifel an dem, was da in meiner Therapie passierte, im Keim erstickte: DIS sei ein Fanatsiegebilde, so Huber. So zieht sich das durch alle Themen und Zweifel, die ich hatte. Das Buch von Huber ersticke jeglichen meiner Zweifel im Keim und hielt mich in einer Therapie gefangen, die mir massiven Schaden zufügte.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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