Danke für eure Rückmeldungen und konstruktiven Fragen, werde versuchen, das ein oder andere so gut es geht aus meiner Perspektive zu verdeutlichen.
Jenny Doe hat geschrieben: Wenn jemand in der Lage ist seine DIS zu verstecken und die Innies zu unterdrücken und zu kontrollieren, dann hat er Kontrolle und kann steuern. Das würde aber dem Dis-Kriterium nicht steuerbar/kontrollierbar widersprechen.
Jetzt wird auch für mich klarer, JennyDoe, was du meinst. Du meinst das verstecken/unterdrücken/kontrollieren nach innen, ich verstand/meinte es im Außen. Ja, im außen geht es (halbwegs, wie von mir beschrieben), im inneren nicht, da hast du recht, das kann ich auch nicht.
Jenny Doe hat geschrieben: Das fällt nach außen hin auf. Man kann dann halt nur nach guten Erklärungen suchen, die die wahre Ursache der Switches verschleiern.
Genau, und darin wird man irgendwann Weltmeister, hat ein paar Standarterklärungen parat.
Inzwischen habe ich ja schon einen langen Weg an Therapie hinter mir. So habe ich sowohl schon ein gewisses Co-Bewusstsein erlangt (Alleingänge gibt es trotzdem noch, aber nicht mehr so viele). Co-Bewusstsein insofern, dass ich es jetzt hin und wieder (beileibe nicht immer) mitbekomme, wenn es zu Switches kommt. Also ich „sehe“ es dann so aus dem Hintergrund heraus, irgendwie so aus den Augen, als wenn man verkehrt herum durch ein Fernglas schaut, oder so wie hinter einer Glaswand, naja, schwer zu beschreiben. Ich höre und sehe „mich“, also meinen Körper handeln/sprechen, bekomme es irgendwie mit, kann aber nichts dagegen tun/eingreifen. Da sehe ich dann schon die eine Kleine, oder den pubertierenden Jungen oder den einen Mann oder die eine Frau … wie die was tun/sprechen/handeln… Aber das ist beileibe nicht immer, wie gesagt, wird aber immer öfters. Kommt es oft an einem Tag zu Switches, ich nenn´s mal Drehtüreffekt, dann bekomme ich regelmäßig Kopfweh. Es gibt Tage, da ist das gehäuft und wieder Tage, das merke ich gar nichts, ist es recht ruhig in mir. Ja, und Stimmen der einzelnen höre ich schon auch.
Wir sind dabei, uns immer besser kennen zu lernen, also auch innerlich eine gewisse Kommunikation zu betreiben. Wenn sich innen drin wirklich jemand massiv „zu Wort meldet“, so dass ich darauf eingehen muss, drehe ich mich, wenn ich nicht alleine bin, meistens Weg, weil ich dann, wenn ich „ins innere mich zurück ziehe“, für Leute im außen (siehe Rückmeldung) wie abwesend wirke. Mein Thera hatte das natürlich in der Anfangszeit mit Dissos verwechselt und sich gewundert, weil das für ihn ohne sichtlichem Anlass passierte (also kein Trigger erkennbar, keine sonderlich belastende Situation oder so). Da haben wir inzwischen ein Zeichen vereinbart, so dass er nicht eingreift, mich also versucht, aus einer nicht vorhandenen Disso herauszuholen, sondern einfach nur abwartet, bis ich alleine wieder zurück bin.
Inzwischen kennen wir uns untereinander besser, die Kommunikation wird besser, es kann durchaus schon was ausgehandelt werden, so dass wir als „Team“ recht gut funktionieren, Alleingänge werden weniger. Wir sind weniger als 10, vom Kleinkind bis zum Erwachsenen, weiblich und männlich, alles vertreten.
Allerdings haben wir auch einen ganz großen Vorteil: Sämtliche Täter sind mittlerweile übern Jordan, es besteht im RL wirklich keinerlei Gefahr mehr für jeden für uns.
Durch dieses sich zunehmend entwickelnde Co-Bewusstsein bekomme ich natürlich jetzt schon auch mit, wie sich der ein oder andere im Außen aufführt, früher bekam ich es nur durch eventuelle Erzählungen mit. Da bin ich wirklich auch einer langjährigen Freundin sehr dankbar, die mich schon seit Jugendzeit kennt, mit meiner Andersartigkeit immer gut umgehen konnte und mich auch viel aufklärte, wie es so bei ihr ankommt. Mit ihr konnte ich immer offen reden, wie es in mir drinnen funktioniert, meine Denke (die sich auch von ihrer/die von Unos) und vieles mehr, unterscheidet.
stern hat geschrieben: Und als deine Erinnerung dann auf dem Heimweg später wieder zurückgekommen ist: Du weißt dann gar nicht, was in der Zwischenzeit passiert ist... also auch keine Bruchstücke?
Bei diesem Beispiel wusste ich da gar nichts, auch keine Bruchstücke. Inzwischen ändert sich das, wie oben erwähnt, durch das zunehmende Co-Bewusstsein.
stern hat geschrieben: Äh, ist das verständlich: Angenommen du würdest auf dem Heimweg nochmals zurückswitchen in diesen Persönlichkeitsanteil (oder wie auch immer du das bezeichnest), der die Suppe schlürfte: Diese Persönlichkeitsanteil wüsste dann wieder, dass er vorher Suppe schlürfte? Aber er wüsste nicht, dass du auf dem Heimweg mit deiner Tochter bist?
Doch, das wüsste er. Den Weg kennt jeder von uns.
Auch die anderen von uns kennen sich (mehr oder weniger gut) untereinander und bekommen mit, wenn jemand anderes im Außen agiert, so ähnlich, wie ich es inzwischen auch zunehmend mitbekomme.
Broken Wing hat geschrieben:Hallo Wandelröschen,
Wie ist das aber mit deiner Erinnerung als Akteurin? Ich meine, wenn du im Restaurant sitzt und, sagen wir, als Kind, die Suppe ausschlürfst, merkst du das doch als Kind? Dieses Kind lernt doch auch dazu, oder? Es merkt sicher, wenn ihn die anderen komisch anschauen ...
Ich würde es jetzt wahrscheinlich sehen, aber halt von außen als Betrachter. Ich kann dabei nicht spüren, ob die Suppe heiß oder kalt ist, wie sie schmeckt, was dieses Kind dabei empfindet und so. Das ist ihrs, nicht meins. Die Kleine bekommt schon mit, wie andere sie ansprechen und verhält sich auf ihre Art und Weise entsprechend.
Auslöser für Switches:
Dazu kamen ja von einigen von euch Fragen bzw. Bemerkungen.
hopeless81 hat geschrieben:Immer dann, wenn einen Menschen irgendetwas triggert, was er nicht aushält, kommt eine "Person" auf den Plan, die das Aushalten kann.
Verstehe die DIS als eine Art Schutzmantel, immer wenn irgendwas als unaushaltbar interpretiert wird, dann versteckt sich der Anteil in dem Mantel und ein neuer lukt hervor.
Jain
Früher in den traumatisierenden Situationen war es so, dass durchaus neue „Personen“ entstanden, die das dann aushalten konnten, wenn es nicht schon jemanden gab, der für das ein oder andere „zuständig“ war, also wieder auf den Plan kam und übernahm, also insofern ja, ein Schutzmechanismus.
Natürlich übernimmt der ein oder andere bei einem Trigger, in dem er interpretiert, da droht Gefahr für unsereins, also zum Schutz. Aber es gibt auch Situationen, da drängt sich der ein oder andere ins Außen, wenn er „Lust“ hat, also auch in angenehmen Situationen. Das merke ich z.B. zunehmend auch in Situation, wo ich mit Kindern verschiedenen Alters arbeite, was ich zeitweilig mache. Da drängt sich dann schon mal auch eins der Kleinen raus und übernimmt. Jetzt bekomme ich es manchmal mit, früher bekam ich es nur manchmal im Nachhinein mitgeteilt/rückgemeldet.
Bevor da gleich zweifelhafte Rückfragen/-meldungen kommen. Hier oben meine ich jetzt tatsächlich Switches. Selbstverständlich gibt es bei mir, Wandelröschen, auch dieses Rollenverhalten, was Unos, also die meisten von euch ja auch kennen. Ich kann mich selbstverständlich in Gegenwart von so einer Gruppe 10-13 Jähriger auf dessen Niveau herablassen und mit denen diversen Scheiß anstellen, den man als Erwachsene eigentlich nicht macht. Aber das bin dann immer noch ich, agiere da, registriere und empfinde alles. In unserem System gibt es aber auch einen Jungen in dieser Altersspanne. Wenn der übernimmt, es also zu einem Switch kommt, habe ich keinen Einfluss darauf, was der verbal vom Zaun lässt, spüre nicht, wenn der von den anderen geknufft wird, empfinde nicht, was er empfindet. Das ist er. Das ist was anderes, als wenn ich mich in meinem Rollenverhalten auf das Niveau dieser Jungs herab lasse.
Ja, einige Trigger kenne ich inzwischen sehr genau, und wenn ich da unversehens hineinlaufe, kann ich Switchen noch nicht vermeiden. Da heißt es nur, alle Sinne schärfen (sind sie ja eh, hochsensibel) und im Außen versuchen zu vermeiden, kontrollieren.
Allerdings sind wir dabei, dass auch die Kleinen immer mehr registrieren/wahrnehmen, dass die Gefahr von früher definitiv vorbei ist.
hopeless81 hat geschrieben: Bei ner Dis muss das ja unglaublich kompliziert und langwierig sein, weil man ja erst einmal eine Kommunikation untereinander fördern muss und dann schauen muss wen was wie triggert. Wer wann und wie im Außen agiert und überhaupt. Das ist bestimmt noch schwieriger als ein 1000000000000000 Teile Puzzle.
Ja, das sagst du recht zutreffend, Hopeless81. Irgendjemand hat mal geschrieben (ich hab´s vor langer Zeit mal gelesen: eigentlich bräuchte jeder von uns seine 80 Std VT), aber so viele Stunden gibt’s halt nicht über die KK.