analytische Therapie im Alter 50+

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.
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stern
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:19

Naheliegend wäre zudem die Symptomausprägung zu berücksichtigen. Z.B. bei depressiven Zuständen wird ja bereits im ICD in leicht, mittel und schwer unterschieden (bei z.B. schwerer Ausprägung ist die Alltagsbewältigung bzw. Fähigkeit zu Arbeiten, Körperpflege, etc. regelmäßig nicht mehr ausreichend gegeben).
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kaja
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:20

@stern
Ja, z.B. solche Dinge meine ich.
Was eine "schwere Störung" ist hängt im Fall der Diskussion auch davon ab in welchem Kontext der Begriff verwendet wird.
After all this time ? Always.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:36

Nur, weil ich auch die Diagnose Asperger habe und und mich persönlich etwas an der Darstellung hier störe:

Asperger als Behinderung ist zumindest international längst nicht überall so deklariert. Selbst Fachleute unterscheiden sich da, soweit ich weiss, in ihrer Auffassung darüber, WIE man dieses Syndrom nun einordnen soll.

Und dass Asperger glücklich und zufrieden mit ihrer Störung sind, ist so allgemein falsch formuliert. Ich kenne solche (auch neben mir selbst), die sehr wohl darunter leiden.
Zuletzt geändert von ExtraordinaryGirl am Fr., 09.08.2013, 20:37, insgesamt 2-mal geändert.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

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Fundevogel
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:36

na danke, titus für deine unfreundliche Abfuhr.
Redest halt nicht mit jedem. Gut ist mir auch recht.

Mein Interesse bestand darin mit dir zu diskutieren,
nicht mir sagen zu lassen ich solle doch lesen gehen.

Weißt du titus, du wirfst mit Lektüre und Fachbegriffen um dich und ich habe oft das Gefühl, dass das eine wichtige Bedeutung für dich hat, um dich selbst zu verstehen. Ich kann das nachvollziehen bis zu einem gewissen Grad, weil ich auch wissen möchte "woran" ich bin.

Andererseits - es sind nur Worte und Etiketten, über die kann man hier und anderswo stundenlang trefflich diskutieren, ob früh oder schwer oder weniger oder überhaupt gestört.
Du wirfst dich hier wieder mal mit verve in eine Diskussion um irgendwelche Begriffe und daneben, in anderen Fäden, streust so nebenbei Erlebnisse von dir ein, da drückt es mir das Herz ab.
Ich habe immer das Gefühl: DA ist titus.

Ob da das Etikett Analysepatientin oder frühgestört oderoder dran hängt, an dir oder wem auch immer, warum dir das so wichtig ist, das habe ich versucht zu hinterfragen.
Die Antwort darauf werde ich wohl in keinem Buch finden.

Aber gut, war halt die Frage uninteressant oder unfreundlich.
Halt ich halt meinen Mund, ist auch gut.


Und falls das irgendwen überhaupt noch interessiert:

Ich bin der Meinung, dass eine analytische Therapie auch für Menschen ab 50+ angebracht sein kann.
Aber man könnte ja auf die Idee kommen, das Alter auch noch als Kriterium für Analysen heranzuziehen.
Aber nein, das ist ja kein Kriterium für Analysen.
Was war das doch gleich nochmal?

(Und falls das niemanden interessiert, steht es jetzt trotzdem da.)
Fundevogel

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leberblümchen
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:43

stern, wie gesagt: Könntest du etwas mit der Unterscheidung 'schwer' vs. 'schlimm' anfangen? Ich würde mich als 'schwer gestört' bezeichnen, nicht jedoch als 'schlimm leidend'. Siehst du da auch einen Unterschied?

'Schwer' könnte sich dann auf halbwegs objektive Kriterien beziehen, während 'schlimm' den doch recht subjektiven Leidensdruck beschreibt.

Das würde dann auch dazu passen, dass man vielen Frühgestörten nachsagt, dass sie denken: "Wenn nur alle so ticken würden wie ich, ginge es mir besser". Die sind in ihrer Wahrnehmung dann 'schwer' gestört, leiden aber womöglich nicht so extrem unter den Symptomen.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:47

titus2 hat geschrieben:stern, wie gesagt: Könntest du etwas mit der Unterscheidung 'schwer' vs. 'schlimm' anfangen? Ich würde mich als 'schwer gestört' bezeichnen, nicht jedoch als 'schlimm leidend'. Siehst du da auch einen Unterschied?
Huch? Ich habe gedacht, umgekehrt: Du funktionierst doch gut im Alltag, leidest aber sehr unter deinen Selbstwert- und Beziehungsstörungen.


leberblümchen
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 20:50

Aber ich leide nicht 'schlimm'. Da ist nicht dieser Druck. Und was das Funktionieren betrifft: schwierig: Ich hab gefühlte 500x Studium bzw. Ausbildung abgebrochen, habe eine gescheiterte Ehe und kann keine Freundschaften pflegen. Ich kann - warum auch immer - meine Kinder gut erziehen. Aber was mich selbst betrifft: Fehlanzeige.

Da fängt es halt schon an: Wie gut funktioniert jemand, der sich zu nichts richtig aufraffen kann?

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stern
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Beitrag Fr., 09.08.2013, 21:37

titus2 hat geschrieben:stern, wie gesagt: Könntest du etwas mit der Unterscheidung 'schwer' vs. 'schlimm' anfangen? Ich würde mich als 'schwer gestört' bezeichnen, nicht jedoch als 'schlimm leidend'. Siehst du da auch einen Unterschied?
Hehe, ist halt Definitionsfrage.

Den Aspekt Leidendruck hatte ich auch schon überlegt, aber das ist in der Tat relativ subjektiv.

Und die Schwere kann man, wie diskutiert, an verschiedenen Kriterien festmachen. Also objektiv-eindeutig ist das nicht festgelegt (und kann man es wohl auch nicht festlegen).

Und wie gesagt: Ich würde den frühgestörten Patienten (das ist wie gesagt Terminologie der PA/TFP wie manch' andere Unterscheidungsmerkmale, die diskutiert wurden) nicht unbedingt pauschal eine schwere Störung anheften. Weil man auch z.B. auch ("frühe") Persönlichkeitsstörungen (anderen Definitionen zufolge zumindest) in leichter und schwerer differenzieren kann.

Um nicht zu sagen: Ich würde sagen, sehr viele Störungen sind frühe. Nur die PA (TFP auch) verpasst ihr diesen Begriff, und differenziert anhand methodeneneigener Kriterien. Andere Verfahren bedienen sich evtl. einer abweichenden Terminologie und/oder unterscheidungsmerkmalen. Insofern bin ich bei kaja, dass man das auch kontextabhängig sehen muss/kann.
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Fundevogel
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Beitrag Sa., 10.08.2013, 07:47

OT:

@ titus:

Guten Morgen, titus.
Es tut mir leid, dass ich gestern meine schlechte Laune unter dem Deckmantel einer sachlichen Diskussion hier gelassen und dich angepflaumt habe.
Das war nicht in Ordnung und ich möchte mich dafür bei dir entschuldigen.
Asche auf mein Haupt.
Ich wünsche dir einen guten Start in einen schönen Tag!

OT off.
Fundevogel


leberblümchen
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Beitrag Sa., 10.08.2013, 07:53

Hallo, Fundevogel, danke für deine Entschuldigung, die ich gerne annehme. Ich hab dann auch nicht mehr reagiert, weil ich ja irgendwie gespürt hab, dass es da um was anderes ging.

Wünsche dir auch einen schönen Tag - und bin jederzeit offen für kritische Auseinandersetzungen

Allerdings versuche ich mal zumindest ansatzweise, dieser Dauer-Berieselung durch den PC zu entkommen; mir ging es da gestern wie einigen Anderen, offensichtlich, wie nachzulesen ist: So richtig befriedigend ist ein Tag am PC auch nicht gerade... Ich glaub, das Wesentliche geht verloren, und ich hab mich auch über mich selbst geärgert, dass ich mehr um meine eigene Peripherie kreise, anstatt mir das Zentrum einzurichten.

In diesem Sinne: auf ein Neues!

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Thread-EröffnerIn
Pinguin Pit
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:38

Hallo,
vielen Dank für die umfangreiche Beteiligung an der Diskussion des Themas.
Ich habe jetzt erst zwei Seiten lesen und mich damit auseinandersetzen können.
titus2 hat geschrieben:Auch wenn das sicher irgendwie sinnvoll begründet werden kann - aber ich kann mir gar nicht vorstellen, wie eine Analyse bei einem Menschen <35 funktionieren soll: .... wo soll da der wirkliche Drang herkommen, sich mit seiner Geschichte auseinanderzusetzen?
Der Drang war schon da bei mir, dafür hatte ich einfach schon zuviel erlebt, der Leidensdruck war sehr hoch. Aber etwas fehlte: Vertrauen und die Fähigkeit Hilfe anzunehmen.
titus2 hat geschrieben:Aber irgendwann stellt sich dann die Sinnfrage:
Die Sinnfrage habe ich mir immer schon gestellt, das ist aber kein Grund für mich, eine Analyse zu machen.
Ich habe eine psychische Erkrankung und im Laufe meiner Therapie festgestellt, dass ich Hilfe brauche mich mit den Gründen auseinanderzusetzen und zu bewältigen. Alleine schaffe ich es nicht und der Zeitrahmen der TfP ist einfach nicht ausreichend.
titus2 hat geschrieben:Ich hab keine Ahnung, ob Pinguin Pit überhaupt Akademikerin ist, aber sie schrieb ja sehr schön, dass bisher andere Dinge eben wichtiger waren.
Ich bin keine Akademikerin, habe Realschulabschluss, bin mit 16 ins Arbeitsleben eingestiegen und habe zwei anspruchsvolle Berufsausbildungen gemacht. Bis auf die Zeit in der Klinik und ein halbes Jahr Arbeitslosigkeit nach der Umschulung habe ich immer gearbeitet.
Auf eigenen Beinen stehen, für meinen Lebensunterhalt mit Arbeit zu sorgen war und ist extrem wichtig für mich.
Hätte ich die damals dringend empfohlene analytische Therapie derzeit gemacht, wäre das weggebrochen, das hätte ich nicht ausgehalten.
Tristezza hat geschrieben:Für manche Dinge ist der Zug jetzt einfach abgefahren. Sich eine berufliche Karriere aufzubauen, eine Familie zu gründen ... eine erfolgreiche Analyse hätte dafür eventuell bessere Voraussetzungen geschaffen. Mit meiner eigenen Geschichte musste ich mich ja schon ab Anfang 20 in anderen Therapien auseinandersetzen. Und mit der Frage nach dem Sinn des Lebens, insbesondere meines eigenen, habe ich mich mehr oder weniger auseinandergesetzt, seitdem ich denken kann...
Vielleicht wäre mein Leben anders verlaufen
-ich hätte mir viel Leid ersparen können
-einen Partner finden können
-eine Familie gründen können
-Kinder haben können.
Das frage ich mich auch oft, aber es ist vergeblich, mir darüber den Kopf zu zerbrechen. Ich kann es nur noch betrauern und akzeptieren.
titus2 hat geschrieben:Ich würde auch denken ... dass die eigene innere Hürde, eine Analyse zu beginnen, doch recht hoch ist. ... Ich glaube, davor steht immer ein recht langer Leidensweg - was wiederum die Motivation erhöht, WENN man sich denn endlich mal dazu durchgerungen hat.
Dem kann ich zustimmen, in der Situation befinde ich mich nun. Ich bin hoch motoviert, ich habe Vertrauen entwickelt, in meine Therapeutin, in mich, konnte schon etwas auflösen und muss jetzt am Ball bleiben, sonst geht alles wieder den Bach runter.

Grüßle, Pingu
Die Vergangenheit ist nicht tot - sie ist nicht einmal vorbei. (William Faulkner)


leberblümchen
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 20:47

Ich wünsche dir gutes Gelingen - und ich denke, eine hohe Motivation ist vermutlich die allerwichtigste bei einer analytischen Therapie.


Widow
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Beitrag Mo., 12.08.2013, 21:31

Liebe Pinguin,

"wann, wenn nicht jetzt?" ist mir schon eingefallen, als ich Dein Eingangsposting las - und nun wieder.

Wenn Du Dich auf das Wagnis "Analyse" einlassen willst, dann mach's!
Ich denke, es birgt für Menschen jeden Alters Risiken und Chancen (durchaus auch je altersspezifische, aber vor allem individuelle).
Dass (früher?) viele AnalytikerInnen PatientInnen über 50 ungern oder gar nicht annahmen, wohl weil sie davon ausgingen, dass jemand diesen Alters eine vom Leben bereits so 'ausgeprägte' Persönlichkeit sei, dass Änderungen kaum noch möglich wären - das mag so (gewesen?) sein.
Doch soweit ich es mitbekommen habe, sind auch Analytikers damit in Kontakt gekommen, dass die Menschen heute im statistischen Durchschnitt immer älter werden, immer länger im Berufsleben stehen und - vor allem - immer länger in der Adoleszenz verweilen, so dass jemand, der heute 50 ist, oft so 'tickt' wie vor dreißig Jahren jemand zwischen 35 und 40.

Ich selbst werde demnächst 46. Und ich bin mir sicher, dass mein Analytiker mich damals auch angenommen hätte, wenn ich zehn Jahre (oder mehr) älter gewesen wäre. Ich habe PatientInnen dieses Alters bei ihm und auch bei seiner Frau, die ebenfalls Analytikerin ist, gesehen.

Alles Gute - möge sich für Dich das Risiko "Psychoanalyse" auszahlen! (Das tut es nicht bei allen - unabhängig vom Alter)
Widow

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 15.08.2013, 12:20

Was ich schon seit einigen Tagen schreiben will:

Ich frage mich, ob diejenigen, die die Verbindung zwischen Oberschicht und PA besonders betonen (und dann, wie titus, auch noch hervorheben, dass sie den Begriff "Oberschicht" wertfrei verwenden), ebenso handeln würde, wenn bekannt wäre, dass sehr viele PA-Patienten aus der Unterschicht stammen - und zwar ohne explizit zu betonen, dass man sich selbst davon ausnimmt, denn das geschieht hier auch nicht.

Wäre ja das Gleiche in grün ...
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Tristezza
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Beitrag Do., 15.08.2013, 16:41

Es ging hier doch gar nicht um die Oberschicht. Die Reichen können doch strohdoof und niveaulos sein. Ich meine, der hier verlinkte Beitrag, in dem es um das Thema Analyse und "Unterschicht" geht, hebt sogar hervor, dass nur wenige aus der Oberschicht in die Analyse finden. Vielleicht weil die nur Geld und Golf im Kopf haben. Ich denke, es ging hier vor allem um eine Bereitschaft zur "Tiefe" ("Tiefenpsychologie"!), und die ist nun mal bei Menschen, die kein Buch zu Hause haben oder sich nur für teuren Schmuck und Elite-Hobbies interessieren, tendenziell weniger ausgeprägt ...

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