Umarmung durch den Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

Millerchen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 54

Beitrag Fr., 23.08.2013, 19:26

Aber es muss doch schlimm gewesen sein, den Wunsch zu äußern und dann erst mal nur darüber zu sprechen. Das ist so wie wenn ich sage "ich habe hunger" und man diskutiert mit mir erst mal über stunden, warum ich denn hunger habe. Aber ehrlich gesagt, so schätze ich meine Therapeutin auch ein. Erst mal nicht reagieren, dann darüber reden und dann während des Gesprächs auf ein anderes Thema übergehen.
Danke, dass du deine Erfahrungen mit mir geteilt hast.

Werbung

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Fr., 23.08.2013, 19:45

Reagiert hat er sofort. Und dass der Grund geklärt sein muss kann ich auch nachvollziehen. Vor allem weil wir ja nicht gleichgeschlechtlich sind. Ich denke wir mussten beide sichergehen dass ich das nicht möchte weil ich in ihn verliebt bin. Und mir hat diese Überlegungen auch wirklich geholfen klarer zu sehen woher dieser Wunsch nach Umarmung kommt. Ich finde das ist schon gut so gelaufen wie es gelaufen ist.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello


Jane7
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 26
Beiträge: 70

Beitrag Sa., 24.08.2013, 11:09

Ich melde mich dazu auch mal wieder.
Ich hab ihn gefragt und er hat mich erst mal nur angesehen wie mit einem Röntgenblick. Dann hat er gefragt, warum ich das möchte, wie ich umarmt werden möchte und seit wann ich diesen Wunsch denn habe. Wir haben also auch erst darüber gesprochen und sind dann auch zu einem Ergebnis gekommen (das mir nicht gefallen hat, dass ich aber schon geahnt habe).
Er hat auch gesagt, dass man das normalerweise nicht macht, die Abstinenzregeln haben schon ihren Grund und physischer Kontakt ist eigentlich auch ein No-Go. (Kommt natürlich auch immer auf die Übertragung an denke ich mir mal)
Jedenfalls hat er es dann getan, zum Abschied. Und nur zum Abschied. Aber es hat mir gut getan. Zumindest in dem Moment, im Nachhinein verstehe ich jetzt schon, warum das heikel ist, denn es intensiviert bei mir so eine Beziehung schon ziemlich. Ich bin trotzdem froh, dass er nicht abgelehnt hat, das wäre wieder ein Rückschritt bei meinem Vertrauensproblem gewesen. Ich vermisse ihn...

Benutzeravatar

Millerchen
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 20
Beiträge: 54

Beitrag Sa., 24.08.2013, 12:19

Jane7 hat geschrieben:I
Jedenfalls hat er es dann getan, zum Abschied. Und nur zum Abschied....
Jane, ich freue mich für dich, dass du diese Erfahrung gemacht hast und dass es dir offenbar gut getan hat. Aber ist diese Abschiedsszene nicht etwas künstlich? So à la: "Jetzt umarmt er mich, weil ich es unbedingt wollte, weil ich die ganze Stunde darüber gesprochen habe und nicht, weil er es auch will/weil er es auch für wichtig hält?".

Ich weiß nicht, aber ich hätte total das Gefühl es ist so eine "Pflichtumarmung". Ich glaub ich müsste da auch schon fast grinsen, wenn es so am Ende wäre, weil gegen Ende geht es mir in den Sitzungen ja meist wieder gut. Gegen Ende weiß ich "ok, du musst jetzt gleich raus in die richtige Welt und wieder normal sein/stark sein". Ich bin dieses hilflose Ding eigentlich immer nur während den Sitzungen...

Ja, also wie gesagt, ich wollte es dir nicht schlecht machen, es freut mich zu lesen, wenn es bei anderen klappt, ich kann nur die Arbeitsweise von Theras nicht verstehen, so etwas von den Klienten wichtiges mal schnell am Ende zu machen...

Werbung


Jane7
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 26
Beiträge: 70

Beitrag Sa., 24.08.2013, 17:23

Hallo Millerchen,

nein, es hat sich echt angefühlt. Es war auch keine Miniumarmung. Sondern er hat mich im Arm gehalten, mir über den Rücken gestrichen und sich nicht gleich wieder von mir gelöst. Es war tröstend, ermutigend und einfach nah. Er mochte mich ja auch, ich denke nicht, dass er das nur "mitgespielt" hat, obwohl ich natürlich weiß, dass er es von sich aus nicht gemacht hätte. Klar, da brauch ich mir nichts vormachen ...
Ich finde auch, dass er es nicht getan hätte, wenn er es nicht wichtig gefunden hätte. Er fand es wichtig für mich und wollte mir damit etwas gutes tun und das gibt mir durchaus das Gefühl, dass ihm das nicht egal war.

Grüße
Jane

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Sa., 24.08.2013, 22:21

Ich denke auch nicht dass das gekünstelt ist. So eine Umarmung ist schon echt. Der Thera fühlt ja mit, auch wenn er auf eine professionelle Art damit umgeht. Als er mich umarmt hat als die Trauer da war, hat er mich festgehalten, über den Kopf gestrichen, mich beruhigt. Und als ich ihm letztends am Telefon gesagt habe dass es mir nicht gut geht, hat er mir irgendwann gesagt dass er auch damit zurecht kommen muss, dass er nicht gern hat wenn es mir schlecht geht. Also sehr empathisch.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag So., 29.09.2013, 21:30

Hallo, ich bin neu hier und möchte zu diesem Thema auch etwas beitragen. Mein Therapeut umarmt mich auch immer wieder, wenn ich es brauche. Dies ist zum einen sehr schön, aber es birgt auch die Gefahr, dass ich davon immer abhängiger werde. Manchmal möchte ich gar nicht mit ihm reden, sondern mich einfach nur an ihn hinkuscheln. Er lässt mich dann gewähren, es wird aber nie besprochen, was die Umarmung in mir auslöst, welche Gefühle da hochkommen. Es ist eher wie bei Freunden, die sich mögen. Auch sind die Umarmungen intensiv und dauern länger als normalerweise mit Freunden. Das verwirrt mich dann auch wieder und ich weiß das dann nicht richtig einzuordnen. Ich habe in diesen Umarmungen teilweise sehr intensive, tiefliegende und kindliche Gefühle, andererseits spüre ich aber ja auch, dass ich eben nicht Kind, sondern eine erwachsene Frau bin. Diese Ambivalenz ist dann auch immer wieder verwirrend für mich. Deshalb glaube ich, dass man mit Körperkontakt in Psychotherapien doch sehr vorsichtig sein sollte, da man nie im voraus weiß, was dieser in einem auslösen kann. Das kann sehr gut und heilsam sein. Aber, falls der Therapeut sich selbst nicht sehr gut abgrenzen kann, den Patienten auch in tiefe Verwirrung stürzen.

Benutzeravatar

Luxbordie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
männlich/male, 40
Beiträge: 871

Beitrag Mo., 30.09.2013, 05:04

Ich denke da musst du mit deinem Thera drüber reden. Abhängig darfst du natürlich nicht werden davon.
LG
Luxbordie
"Hier kommt Alex"

Du ertrinkst nicht, wenn du in den Fluss fällst - du ertrinkst nur dann, wenn du drin bleibst. Anthony Mello

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Mo., 30.09.2013, 19:39

Luxbordie hat geschrieben:Ich denke da musst du mit deinem Thera drüber reden. Abhängig darfst du natürlich nicht werden davon.
Hallo Luxbordie, Du hast Recht. Ich sollte mit ihm darüber reden. Habe allerdings Angst, dass ich dann vielleicht keine Umarmung mehr bekomme. Wie ist das eigentlich bei Dir? Sind das nur kurze Umarmungen zur Begrüßung/Verabschiedung? Auch würde mich interessieren, wie das auch bei anderen so ist. Mir hat der Therapeut übrigens von sich aus Körperkontakt angeboten. Anfangs hatte ich damit Probleme, jetzt habe ich mich aber doch sehr daran gewöhnt. Wie soll ich irgendwann ohne auskommen?

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag Mi., 02.10.2013, 19:33

Hallo Solage,

gerade habe ich in einem anderen Thread gelesen, dass du in deiner letzten Therapie eine Missbrauchserfahrung machen musstest. Der Körperkontakt mit deinem jetzigen Therapeuten wundert mich, abgesehen davon, dass du offenbar eine Analyse machst, wo das absolut unüblich ist, vor diesem Hintergrund schon ziemlich. Wusste er denn von deiner Missbrauchserfahrung in der Vortherapie, als er dir den Körperkontakt angeboten hat? Und mit welcher Begründung hat er dir das Angebot gemacht?

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Mi., 02.10.2013, 20:03

Ja, er wusste es. Darum geht es auch. Ich soll körperliche Nähe zulassen können, die nicht sexuell gefärbt ist. Eine korrigierende emotionale Erfahrung. Es ist auch keine klassische Psychoanalyse auf der Couch. In den Umarmungen bin ich sehr Kind. Mir fiel das anfangs auch wirklich nicht leicht, merke aber, dass da nichts Unrechtes passiert. Auch wenn ich immer wieder mit Misstrauen zu kämpfen habe.

Benutzeravatar

Tristezza
ModeratorIn
weiblich/female, 60
Beiträge: 2268

Beitrag Mi., 02.10.2013, 22:00

Irgendwas irritiert mich an dieser Vorgehensweise. Ich würde annehmen, dass schon ein nicht übergriffiges Verhalten des Therapeuten für eine korrigierende Erfahrung ausreichen würde. Warum gleich wieder von sich aus Körperkontakt anbieten, gegen einen gewissen Widerstand der Patientin? Ich käme mir dabei zwar nicht unbedingt missbraucht, aber irgendwie "überwältigt" vor.

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Mi., 02.10.2013, 22:25

Hallo Tristezza,

Du hast sehr feine Antennen. Vielleicht schreibe ich deshalb in diesem Forum, weil meine Gefühle ambivalent sind. Das passt eigentlich nicht zu mir, in einem Forum zu schreiben. Unterschwellig habe ich Angst, dass ich wieder missbraucht werde. Die Erfahrungen anderer mit Körperkontakt in Therapien haben mich zunächst beruhigt. Du hast mich wieder beunruhigt. Aber das ist auch gut so. Ich werde darüber nachdenken. Danke!

Benutzeravatar

Wandelröschen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 994

Beitrag Do., 03.10.2013, 09:07

Hallo Solage,

kam denn der Wunsch nach Umarmung von dir oder bot dein jetziger Thera es an so nach dem Motto, es könne dienlich sein als korrigierende Erfahrung?
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

Benutzeravatar

Solage
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 48
Beiträge: 2887

Beitrag Do., 03.10.2013, 12:43

Hallo Wandelröschen,

das Angebot kam vom Therapeuten.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag