@biber
Vielmehr ist die Frage, wie Leid durch die Produktion und Aufrechterhaltung von Stigmata psychischer Krankheiten erzeugt wird.
Das ist ein guter Ansatz! Die Frage zu stellen, warum halten so viele Individuen unserer Gesellschaft das Leben für nicht lebenswert? Warum wählen sie lieber den Suizid. Die Suizidrate ist sehr hoch. Ich weiß nicht wie hoch.
Da zu beginnen. Was ist die Ursache, dass so viele Menschen nicht mehr leben wollen und können?
Diese Gesellschaft, nicht nur unsere sonder die Menschheit im gesamten, ist höchst destruktiv und in sich total gestört. Wenn man nur die vielen Kriege allein sieht (von Umweltzerstörung usw.... will gar nicht reden), das wahnsinnige Leid, allein 200 Millionen Tote im 20 Jahrhundert und es geht so weiter.
Wenn man das nur mal so sieht, ganz klar sieht, dann erkennt jeder, dass die Gesellschaft schwer gestört ist und sich sowohl selbst- wie fremdzerrstörerisch verhält. Sie braucht dringend Feinde. Kann nicht in Frieden leben. Muss sich ständig in Gruppen zersplittern und gegen eine andere Gruppe opponieren. Das ist das Spiel, das sie seit Jahrhunderten spielt. Diese angeblich kluge, zivilisierte, gebildete, fortschrittliche Gesellschaft macht so was!
Diese Gesellschaft, und das dürfte jetzt kaum überraschen, bringt Individuen hervor, die sie geformt, erzogen hat, ihre Erziehung basiert bereits auf dümmlichen Vergleichen, Konkurrenzkampf, Wettbewerb, Leistungsdruck. Schon von Anfang an wird Angst und Versagensgefühle in den Menschen hineinerzogen und eingeimpft. Dann geht es ins Leben und es geht so weiter. Geht meistens jedenfalls einer monotonen, nicht sinnerfüllenden Arbeit nach. Wenn er eine hat. Und vergnügt sich etwas gelegentlich mit dem „Unterhaltungsprogramm“, dass die Gesellschaft so bietet. Da eine unfriedliche Gesellschaft, wie wir sie haben, Menschen nicht zum Frieden erziehen kann, müssen häufig auch die Beziehungen der Menschen untereinander gestört sein und auf persönlichen Kleinkriegen gründen (Wenn man etwas Glück hat, findet man hier doch vielleicht ein Aufflackern gelegentlich von etwas Gesundem, etwas nicht Gestörtem, etwas friedlichen und liebevollem).
Also, diese Gesellschaft bringt nun, und es ist nun wirklich kein Wunder, Individuen hervor, die nicht mehr leben wollen, die am Leben, so wie es ist, verzweifeln.
Und nun debattiert diese Gesellschaft ( und ich will hier niemanden persönlich angreifen), ob nun jene arme Kreaturen, die durch sie so fertig gemacht wurden, nun durch einen Verein, oder was auch immer, human und entsorgt werden sollen,
und entzündet darüber eine ethisch moralische Debatte. Ethisch, moralische Debatten liebt die Gesellschaft, da sie von der allgegenwärtigen Immoralität ablenken, und in so einer Debatte kann man sich auch wunderbar wieder mal in Gegnerschaft zersplittern. Diese Gruppen und Gegengruppen-Bildung „Wir sind dafür, ihr seid dagegen“ dieses Spielchen eben.
Diese Frage, ob man Suizidwünsche generell erfüllen soll oder nicht, ist wie so vieles in unserer Gesellschaft, einfach nur verrückt.
Und was soll man auf einer verrückten Frage denn nur für eine Meinung haben!?
Die gesunde Frage wäre, was sind die Ursachen, wie kommt es dazu?
Aber diese Frage ist unbequem, denn sie fordert etwas sehr grundlegendes heraus.
Die Antwort, ich bin dafür, ich bin dagegen, ist wesentlich bequemer.
Aber sie ist keine grundlegende Antwort darauf, ob und wie man das Leiden der Menschen, das psychische Leiden der Menschen, beenden kann.
Ich will nicht, dass Menschen leiden müssen.
@Clara
Das Leben selbst ist lebenswert! Das Leben, das die Gesellschaft hervorgebracht hat ist es nicht! Kannst du alles was die Gesellschaft in dich hineingepflanzt hat, kannst du das von dir weisen? Und somit das wirkliche Leben erkennen. Ein Leben das frei ist, psychisch frei und damit lebenswert?