Was macht Ihr um die Depression auszuhalten?

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Stacheldraht
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Beitrag Mi., 23.05.2012, 13:08

Erst einmal lieben Dank für Eure Antworten.
Rosamond hat geschrieben:Stacheldraht, Du bist nicht auf der Welt die Bedürfnisse und Wünsche anderer zu befriedigen. Du darfst auch gewisse Forderungen an Menschen haben.
Mein Verstand gibt Dir Recht. Der Rest brummt, dass die Erfahrung mich aber etwas völlig anderes gelehrt hat.

@ Mirjam:Keine Sorge, Du machst Dich nicht unbeliebt. Ich werde nie ein Mensch mit vielen Freunden sein, werde immer introvertiert bleiben und viel Zeit für mich brauchen. Aber dennoch stört es mich ja selbst, dass ich immer allein bin. Insofern will ich einerseits ja dies Getrietze. Zum anderen weiß mein Thera aber auch, dass das bei mir eine Heidenarbeit ist und er erwartet auch nicht von mir, dass ich nun sofort losgehe und auf Krampf versuche neue Menschen zu finden.

@ hawi: Das klingt für mich so, als ob das zugrunde liegende Problem bei Dir ein ganz anderes ist als bei mir. Natürlich habe ich auch Verluste im Laufe meines Lebens hinnehmen müssen. Viel stärker bin ich jedoch durch das geprägt, was in der Kindheit geschehen ist, weshalb meine Freundschaften eh schon immer eher rar und distanziert waren. Mir fehlt einfach dies Grundvertrauen, dass ich in Beziehungen zu anderen Menschen auch ich sein darf, da ich in meiner Familie immer die Wunscherfüllerin sein musste, um überhaupt eine Daseinsberechtigung zu haben.
Von daher bin ich ich soziale Kontakte betrifft im Grunde immer noch in derZeit stecken geblieben, in der ich klein war, alles auf mich bezog, sich meine Welt nur um mich drehte und die sagte mir: entweder bist du so wie die anderen dich wollen, oder es wird alles immer schlimmer werden und ich bin Schuld daran.
Ich muss dies emotionale Erwachsenwerden nun irgendwie nachholen. Damit sich die Welt nicht mehr nur um mich kreist und ich nicht mehr dafür verantwortlich bin, wie es anderen geht und ich endlich kapiere, dass ich einfach eine Existzenberechtiung habe. Ganz ohne die ganzen Bedingungnen, die früher damit verknüpft waren.

@ Mia: Ja, mein Thera meinte auch, dass Selbsthilfegruppen eine Möglichkeit wären. Er meinte aber, dass im Grunde welche für Menschen mit Traumaerfahrungen besser geeignet wären, da letztlich auch die Depression auf dem beruht. Nun habe ich das Internet auch danach durchforstet, aber etwas wirklich passendes habe ich nicht gefunden. Für Menschen, deren Trauma auf sexueller Gewalt beruht gibt es einige Anlaufstellen, für Menschen mit anderen Traumata sieht es eher mau aus.
Aber vielleicht werde ich dann doch mal ins Auge fassen in eine Selbsthilfegruppe für Depressive zu gehen. Nur muss ich darüber noch eine Weile nachdenken, da ich mir das nicht so wirklich vorstellen kann. Mir schwebt da zu sehr vor Augen, dass man sich da nur gegenseitig runterzieht und alles nur noch schlimmer macht. Immerhin würde mein negatives Weltbild dort vermutlich ja nur noch mehr bestärkt (schau, Recht hast du, die Welt ist böse, wenn es sovielen Menschen schlecht geht, obwohl sie es nicht verdient haben...).
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
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B-Moll
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Beitrag Mi., 23.05.2012, 21:14

Was mir geholfen hat, war das gemeinsame Walken-Gehen mit einer Bekannten. Ich hatte sie mir als Mailfreundin, aber aus meiner Stadt, gesucht. Ich dachte, ich MUSS endlich soziale Kontakte aufbauen, raus aus der Isolation, raus aus der chronischen Depressivität. Ein paar Pfunde zuviel waren auch inzwischen da.

Wir schrieben uns erst ein, zwei Jahre, emais, dann trafen wir uns ab und an. Anfangs dachte ich, dass wir gar keine Passung hätten. Wir sind in jeder Hinsicht verschieden. Ich zweifelte irgendwie.
Doch dann dachte ich: Das ist doch gerade spannend. Und nun gehen wir fast regelmäßig zusammen walken. Man kann dabei schwatzen, muß aber auch nicht. Die Bewegung an der frischen Luft steht erstmal im Vordergrund. Mal ein bißchen Anstrengung, mal das gemeinsame Entdecken der Natur. Wenn wir Lust drauf haben, gehen wir auch mal zusammen in einen Imbiss am Wege.

Und dann passierte nach und nach auch eine innere Lösung des depressiven Knotens in mir. Wir kamen mehr und mehr ins Reden.
Man lernt die Weltsicht des Anderen ein Stück weit kennen. Versucht, seine Welt zu erspüren. Das kann so spannend sein, gerade auch, weil es so ganz anders ist. Man erspürt auch mehr die eigenen Muster und wie man sich das Leben damit oft unnötig kompliziert macht.

Vielleicht wäre das was für dich? Walkinggruppen gibt es an vielen Orten.

LG von B-Moll.

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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 26.05.2012, 07:29

Stacheldraht hat geschrieben: Er meinte aber, dass im Grunde welche für Menschen mit Traumaerfahrungen besser geeignet wären, da letztlich auch die Depression auf dem beruht. .
Selbsthilfegruppen werden ja nicht therapeutisch geleitet und somit auch nicht gebremst, wenn irgendwas schief läuft.

Ich war auch mal in einer Trauma SHG und kann nach meinen Erfahrungen nur ganz dringend davon abraten.

In der Gruppe, an die ich geraten war, war es üblich, dass man (ohne Anleitung oder irgendeinen Schutz durch einen Profi) damit einstieg, zu erzählen, was einem passiert ist .

In der Therapie ist es völlig undenkbar, ohne eine lange Stabilisierungsphase "einfach so" sein Trauma zu erzählen und in dieser Runde haben sich plötzlich Menschen ihre traumatischen Erfahrungen erzählt.
Ich weiß gar nicht, was schlimmer war: selbst zu erzählen, oder mir die ungefilterten Geschichten der anderen geballt anzuhören.
Ich weiß nur: es war schlimm.

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Stacheldraht
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Beitrag Sa., 26.05.2012, 09:33

Oh gut, an den Aspekt habe ich gar nicht gedacht. Danke für den Tipp. Vielleicht schau ich mir dann ja doch mal eine Depri-Gruppe hier irgendwo an. Denn zitternd in einer solchen Runde zu sitzen will ich nun echt nicht. Zumal ich dann eh nichts mehr von den Menschen mitbekommen würde. Hmmm, nun ja, ich grübel mal weiter darüber was bei mir sinnvoll sein könnte und was ich mir überhaupt zutraue.
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Mia Wallace
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Beitrag Sa., 26.05.2012, 10:03

Es gibt bestimmt auch andere Erfahrungen und Gruppen, in denen es anders läuft.
Ich denke nur, es ist wichtig zu wissen, dass sowas passieren kann, weil kein Profi lenkend eingreift.

Das war echt gruselig und einer anderen "Neuen" ging es nach der Gruppe SO dermaßen schlecht, weil sie durch das Erzählen ihres Traumas in so einem üblen Dauer-Flashback hing, daß sie nur noch sterben wollte, daß ich sie auf direktem Wege in die Psychiatrie gefahren habe.

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Stacheldraht
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Beitrag Sa., 26.05.2012, 10:39

Das ist bitter, wenn es so schlimm kommt.

Nun ja, ich grübel noch ein wenig vor mich hin und werde mir erstmal nur das Abo für die Kunsthalle holen und mich da dann daran gewöhnen mit anderen Menschen in einem Raum zu sein, in dem es ruhig ist, so dass die Gefahr getriggert zu werden ziemlich gering ist.
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Hiob
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Beitrag Sa., 26.05.2012, 17:46

Aus meiner Sicht ist es, ad Topic, grundsätzlich ein Problem, mit der Depression leben zu lernen, sie in sein Leben einbauen zu wollen und sie mittel allerlei Hilfsmittelchen erträglicher zu machen. So wird man den Punkt, an dem man es eben NICHT mehr ertragen kann, nie erreichen. Den Punkt, an dem man die Brocken hinwirft und etwas entscheidendes ändert oder versteht und umsetzt. Aber das ist m.E. das einzige, was einen gewissen Sinn daraus entwickeln kann.

H.

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Rosamond
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 16:00

@ Stacheldraht, was macht das Abo? Mir gehts manchmal besser (Verbesserung der Depressionen) einfach unter Menschen ohne den direkten Kontakt...

@ Hiob??? Weißt Du überhaupt was Depressionen sind oder einfach nur ein Beitrag??!!

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Stacheldraht
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 16:55

Huhu Rosamond,

das Abo ist bestellt. Ich hoffe, dass ich vor Donnerstag den Mitgliedsausweis bekomme, damit ich nach dem Thera dahin kann.
Wünschte der wäre heute schon hier, da mir heute wieder mächtig die Decke auf den Kopf kracht.
Normalerweise verdränge ich gerade die Einsamkeit so unheimlich gut, dass ich mir mitunter ja selbst glaube, dass mir das alles gar nicht fehlt.

Aber heute krallt sich eine eiskalte Hand um mein Herz und drückt zu. Ist es nicht seltsam, wie stark das Fühlen sich immer auch gleich körperlich auswirken muss? Auch wenn ich meinen Ex nicht wieder haben möchte, dafür hat er mir damals zu weh getan, aber es fehlt doch sehr, dass da jemand ist, an den man sich ankuscheln kann, während man sein Buch liest, dem man zuzwinkert, während er etwas ganz anderes macht, der fluchend den einen Raum putzt, während man selbst gerade den anderen Raum putzt, mit dem man vor'm Schlafen gehen noch rumalbert und irgendwann kichernd wie ein kleines Kind in den Schlaf gleitet. Und die ganze Zeit fühlt man sich dabei sicher und geborgen.
Und das alles ist weg und erscheint momentan so unerreichbar.
Klar, geschenkt, wenn man nur zu hause sitzt. Aber mal ehrlich, würd ich nun weggehen, würde jeder Kerl die Leuchtschrift "einsam" auf meiner Stirn sehen und mit der gerät man einfach zu schnell an die Kerle, die das auszunutzen wissen. Zumal ich ja eh keinen an mich ranlassen kann.

Maaaaaaaaaaaaaan, warum muss ich nur so verkorkst sein? Das ist einfach unfair.

Hmpf... heute ist die Welt wieder kalt und grau, obwohl draußen die Sonne scheint. Alles doof.

LG Stacheldraht

@ Hiob: Blub.
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Rosamond
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 17:06

Hi,
super mit dem Abo!!!
Aber heute krallt sich eine eiskalte Hand um mein Herz und drückt zu. Ist es nicht seltsam, wie stark das Fühlen sich immer auch gleich körperlich auswirken muss?
Kenn ich nur zu gut. Mittlerweile bin ich manchmal froh, dass der Körper rebelliert,wenn die Psyche wieder spinnt. Also eine Art Erinnerung mit mahnendem Zeigefinger, dass man sich selbst nicht so fertig machen soll.
Auch wenn ich meinen Ex nicht wieder haben möchte, dafür hat er mir damals zu weh getan, aber es fehlt doch sehr..
Das ist auch ganz normal. Aber jetzt bist Du dran. Erst gesund werden – dann die Liebe
Zumindest ist ja der Wunsch da und das ist ja schon mal ein sehr sehr gutes Zeichen.

Die Gefahr ist sonst einfach zu groß den falschen Mann an Land zu ziehen. Und Du hast ja zumindest Deine Miezen zum kuscheln. Ich nur ein Kissen ;(


Ach und wegen der Sonne. Die passt derzeit auch an machen Tagen nicht in mein Leben und ich finds nicht schlimm dann die Vorhänge zu zu machen. Solange man sich nicht aufgibt, sondert wieder Hoffnung auf eine Genesung hat, darf man auch mal nachgeben und sich ausruhen usw ...

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Stacheldraht
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Beitrag Mo., 28.05.2012, 17:54

Rosamond hat geschrieben:
Die Gefahr ist sonst einfach zu groß den falschen Mann an Land zu ziehen.
Vor allem ist noch auch die Gefahr einfach zu groß wieder in alte Muster reinzufallen und damit würde ich vor allem mir wieder weh tun. Ich will nun erstmal lernen langsam Beziehungen aufzubauen und muss erstmal kapieren, dass ich auch liebenswert bin, wenn ich nicht die perfekte und willige Gespielin bin. Momentan bin ich da noch meilenweit von entfernt. Und wie soll mich ein anderer liebenswert finden, wenn ich mich selbst nicht mal mag, solange ich nichts leiste?
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Rosamond
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Beitrag Di., 29.05.2012, 06:00

Und wie soll mich ein anderer liebenswert finden, wenn ich mich selbst nicht mal mag, solange ich nichts leiste?
Du bist liebenswert auch ohne was zu leisten. An dem Tag an dem Du es spürst und fest daran glaubst bist Du auch bereits für die Liebe.
Solange Du denkst Du musst leisten bist Du zu leicht der Gefahr ausgesetzt Dich wieder ausbeuten zu lassen ;(
Ich will nun erstmal lernen langsam Beziehungen aufzubauen...
Das ist schön und laß Dir dabei alle Zeit der Welt und mache es wie Du es brauchst. Es gibt da kein Patentrezept und keine Maßstäbe. Je nach Biografie braucht der eine 24 Stunden am Tag wen, der sein Händchen hält und dem anderen reicht es eben schon in eine Ausstellung zu gehen und Menschen für eine Stunde um sich zu haben. Zwing Dich zu nichts, sondern mach genau das womit Du Dich gut fühlst.

Und wie gesagt der Wunsch nach einer Beziehung hört sich sehr gesund an

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Ramana Maharshi
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 11:15

In den USA geht die Forschung immer mehr in die Richtung, das Depressionen eine körperliche Krankheit sind und das man über die intellektuelle verbale Schiene da nicht wirklich ´ran kommt.

Statt dessen wird eine Kombination verschiedner Methoden empfohlen:

sehr viel Sport, Medikamente, viel Fisch in der Ernährung, Meditation oder Yoga, Tai Chi oder ähnliches, Musik usw.


pandas
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Beiträge: 4613

Beitrag Sa., 02.06.2012, 19:17

Ramana Maharshi hat geschrieben:In den USA geht die Forschung immer mehr in die Richtung, das Depressionen eine körperliche Krankheit sind und das man über die intellektuelle verbale Schiene da nicht wirklich ´ran kommt.


Da dreht sich aber die USA im Kreis: Zu Beginn der Psychiatrie und Psychologie gab es bereits die Auffassung, dass Depressionen analog körprelichen Krankheiten sind, neurochemisch verursacht und deswegen klare Verhaltensansagen plus Pharmaka reichen ... ja, und dann kam ...
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Ramana Maharshi
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Beitrag Sa., 02.06.2012, 19:48

was kam dann ?

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