Mit Therapeut/in spazieren gehen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Kaonashi
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 19:21

mio hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 18:01 Ohne jetzt dagegen zu sein, ich würde es ablehnen, weil ich den Therapeuten dabei nicht anschauen kann. Mich würde das nicht "lockerer" machen sondern "noch verkrampfter". Ich würde dann eher gar nix sagen. :lol:
Bei mir genau umgekehrt, weil ich den Blickkontakt ja sowieso nicht mag. In der Situation, wenn man sich gegenüber sitzt, fühle ich mich festgenagelt wie das Kaninchen vor der Schlange. Manche Therapeuten stellen ihre Sessel schräg gegenüber oder im 90-Grad-Winkel, das ist dann schon etwas angenehmer, aber Spazieren draußen unter dem freien Himmel wäre noch besser. Ist aber Theorie, weil meine Therapeutin aus körperlichen Gründen wohl keine Spaziergänge macht, sie kann nicht so gut laufen.
Streng genommen wäre es ja auch mein Problem wenn ich das dann nicht sagen könnte, dann wäre es gut daran zu arbeiten dass ich lerne NEIN zu sagen, wenn ich mir was nicht vorstellen kann oder wenn ich etwas nicht will oder nicht hilfreich finde. DAS sollte meiner Meinung nach auch klar transportiert werden, das finde ich viel viel wichtiger als die jeweilige "Ausgestaltung" der Therapiestunde/den formelen Rahmen: Die Gewissheit immer klar NEIN zu einem Vorschlag/einer Idee/einer Deutung sagen zu dürfen ohne dass das negative Konsequenzen hat.

Bei der Gelegenheit stelle ich fest, dass ich mich meistens nicht traue, etwas zu sagen, wenn mir etwas nicht gefällt, noch nicht einmal, dass ich die Sessel gerne in einer anderen Position hätte, oder am liebsten gleich ganz andere Sessel. Ich würde aber trotzdem nie denken, dass der Therapeut sich dann missbräuchlich verhält, wenn ich mich nicht traue, nein zu sagen, sondern ich sehe das dann schon in meiner Verantwortung.

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mio
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 20:25

Kaonashi hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 19:21 ich sehe das dann schon in meiner Verantwortung.
Ich sehe das wie Du. Aber mein Eindruck ist dass gerade hier viele Patienten schreiben die das anders sehen.

Das dürfe allerdings nicht repräsentativ sein für die Gesamtheit aller Patienten meiner Meinung nach.

Wenn ich mir die Leute in meinem persönlichen Umfeld ansehe die Therapie machen oder gemacht haben dann sehen die meisten das schon auch als ihre Verantwortung an. Und ich kenne im "echten Leben" niemanden der in seiner Therapie missbraucht wurde bzw. behauptet missbraucht worden zu sein.

Was jetzt nicht meint, dass es nicht auch realen Missbrauch in Therapien gibt, aber aus einem der individuellen Situation angepassten Spaziergang einen Missbrauch zu konstruieren auf die Idee käme in meinem Umfeld wohl niemand.

Kurze Rede langer Sinn: Man sollte sich von diesen "Missbrauchsphantasien" nicht anstecken lassen sondern schauen was einem selbst gut tut. Wer sich das nicht zutraut kann ja auf einen strengen Rahmen bestehen, auch das steht ja frei, aber ich kann doch nicht jedem anderen unterstellen, dass er sich selbst nicht trauen kann nur weil ich selbst das nicht kann.

Das wäre nichts als Projektion bzw. haltlose Unterstellungen. Also in sich schon ziemlich übergriffig.

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Noenergetik
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 20:42

Das finde ich jetzt alles sehr weit hergeholt.
Sind halt unterschiedliche Meinungen.


mio
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:15

Noenergetik hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 14:45 Ich denke viele Therapeuten gehen gerne mal spazieren, um für sich selbst zu sorgen, weil sie eben oftmals den ganzen Tag in der Praxis sitzen.
Wird wohl eher selten um den Patienten gehen.
Ganz cool wenn der Therapeut dann nebenbei noch kleine private Erledigungen macht.
Arbeitszeit doch optimal genutzt.
Na ja, eine "Meinung" ist das meiner Meinung nach nicht, was Du da geschrieben hast. ;-)

Vielmehr ist es eine negative Erwartung, ein vorgefertigtes Urteil, eine Verallgemeinerung.

Und Du wertest gleichzeitig auch all die Menschen ab die so "dumm" sind diese "Gefahr" nicht zu "realisieren".

Kann man machen, muss man nicht. Aber wenn man es macht, dann wäre es vielleicht ratsam sich mal zu fragen wofür man es braucht.

Also: Wofür brauchst Du diese - stark verallgemeinernde, Dich selbst erhebende - "Meinung"? Was bringt sie Dir?

Du sagst ja nicht nur: Kann jeder machen wie er will. Was hilft hat Recht. Ich würde es nicht machen und finde es auch nicht gut, weil es MIR nicht helfen würde, weil ich dauernd denken würde: Das machst Du (=Therapeut) doch eh nur für Dich!

Sondern Du sagst: Im Ernst Leute? Seid ihr ernsthaft so doof zu glauben, dass es dem Therapeuten dabei um Euch gehen würde? Ne ne ne, kann nicht sein...und wer das annimmt ist halt ein verblendeter Naivling. Das allerdings ist natürlich erlaubt... :!!:

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Noenergetik
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:19

Ich sehe es weiterhin so, dass es unterschiedliche Meinungen sind.
Und weiter nichts.

Und ansonsten sind es Deine Interpretationen, davon distanziere ich mich.

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:40

Kaonashi hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 19:21 Ich würde aber trotzdem nie denken, dass der Therapeut sich dann missbräuchlich verhält, wenn ich mich nicht traue, nein zu sagen, sondern ich sehe das dann schon in meiner Verantwortung.
Das ist dir natürlich unbenommen, aber faktisch trägt der Therapeut die Verantwortung, nicht der Patient. Als Extrembeispiel: Die Patientin darf den Therapeuten anflirten, ihn zu sich nach Hause einladen, ihm ihre Liebe gestehen. Der Therapeut darf weder auf die Avancen der Patientin eingehen, noch seinerseits umwerben. Vor Gericht hätte die Patientin nichts zu befürchten - wohl aber der Therapeut. Auch wenn alles im Einvernehmen geschah.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


mio
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:40

@ Neoenergetik:

Ok, dann einigen wir uns doch darauf, dass Deiner Meinung nach Therapeuten sowieso nur an ihren eigenen Vorteil denken wenn der Patient dies nicht entsprechend "unterbindet".

Für meine Begriffe eine ziemlich einseitige, vorgefertigte Weltsicht, die kaum Spielraum lässt.

Nenn es Meinung, ich nenne es Vorurteil.

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Noenergetik
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:44

@Mio: Es sind Deine Interpretationen, ich distanziere mich davon.

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Kaonashi
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:46

Anna-Luisa hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 21:40 Das ist dir natürlich unbenommen, aber faktisch trägt der Therapeut die Verantwortung, nicht der Patient. Als Extrembeispiel: Die Patientin darf den Therapeuten anflirten, ihn zu sich nach Hause einladen, ihm ihre Liebe gestehen. Der Therapeut darf weder auf die Avancen der Patientin eingehen, noch seinerseits umwerben. Vor Gericht hätte die Patientin nichts zu befürchten - wohl aber der Therapeut. Auch wenn alles im Einvernehmen geschah.
Das war aber doch gar nicht das Thema, sondern Spazierengehen, also einfach das Verlegen der Therapiestunde an einen anderen Ort und die Verbindung mit dem Spaziergang. Da ist nichts von Flirten o.ä.

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Anna-Luisa
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:51

Kaonashi hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 19:21 Ich würde aber trotzdem nie denken, dass der Therapeut sich dann missbräuchlich verhält, wenn ich mich nicht traue, nein zu sagen, sondern ich sehe das dann schon in meiner Verantwortung.
Mein Beispiel sollte auch nur verdeutlichen, dass du die Verantwortung hier tatsächlich nicht trägst. Auch nicht, wenn du dich verantwortlich fühlst.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)


mio
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Beitrag Sa., 01.02.2020, 21:52

Anna-Luisa hat geschrieben: Sa., 01.02.2020, 21:40 Auch wenn alles im Einvernehmen geschah.
Was sich spätestens dann ad absurdum führt wenn die Patientin deswegen klagt. Damit spricht sich die Patientin ja letztlich selbst ihre Mündigkeit ab und steht nicht zu "ihrem Wort".

Der Grund, warum dies so geregelt ist, ist ja, dass davon ausgegangen wird (was in vielen Fällen überheblich ist), dass die Patientin diesbezüglich noch "unmündig" ist (aufgrund ihrer Störung). Und dass der Therapeut diese "Unmündigkeit" ausgenutzt hat. Es kann aber ebenso andersrum sein. Das sollte man auch nicht vergessen...

Ich würde wie gesagt auch JEDEM Therapeuten davon abraten irgendwelche Ausnahmen zu machen wenn deutlich wird, dass man es mit einem unreifen Charakter zu tun hat. Aber nicht jeder Therapiepatient ist derart unreif dass er hinterher nicht zu seinen eigenen Worten und zu seiner eigenen Entscheidung stehen kann. Wäre ja auch gruselig wenn das die Realität wäre, bei der Menge an Leuten die eine Psychotherapie in Anspruch nehmen.

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kaputt
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Beitrag So., 02.02.2020, 11:27

Ich denke mal spazieren gehen ist ja nichts was der Patient als Annäherung deuten könnte. Mit mir ist einmal ein Thera spazieren gegangen, einfach um in dieser entspannten Atmosphäre besser an mich heran zu kommen, weil es mir schwer fiel. mich bei ihm zu öffnen

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Anti Lope
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Beitrag So., 02.02.2020, 11:59

kaputt hat geschrieben: So., 02.02.2020, 11:27 Mit mir ist einmal ein Thera spazieren gegangen, einfach um in dieser entspannten Atmosphäre besser an mich heran zu kommen, weil es mir schwer fiel. mich bei ihm zu öffnen
Und hat es was gebracht? Konntest du dich danach besser öffnen?
"Wenn ich einen grünen Zweig im Herzen trage, wird sich der Singvogel darauf niederlassen."
chinesisches Sprichwort

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kaputt
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Beitrag So., 02.02.2020, 13:22

Nee konnte irgendwie mich bei ihm nicht öffnen. Aber er hat sich sehr bemüht, um an mich heran zu kommen. Habe dann wechseln müssen.
Aber ich habe sowieso ein großes Vertrauensproblem. Es gab bisher nur einen Thera den ich wirklich komplett an mich heran lasse.

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Anna-Luisa
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Beitrag So., 02.02.2020, 13:41

kaputt hat geschrieben: So., 02.02.2020, 11:27 Ich denke mal spazieren gehen ist ja nichts was der Patient als Annäherung deuten könnte.
Doch, natürlich. Ebenso wäre es eine (versuchte) Annäherung, wenn mir mein Kollege vorschlagen würde, bei einem Spaziergang dienstliche Dinge zu besprechen - anstatt im Büro.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
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