Ich-Gefühl bei multiplen Persönlichkeiten

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

Zerrissene
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 07:18

gesprungenesWasser hat geschrieben:
Für mich ist kaum etwas wichtiger im Augenblick, als einen Überblick zu bekommen und eine Struktur.
Guten Morgen gW,

das habe ich schon vor Jahren aufgegeben..., eben, weil ich keinen Überblick über mich bekomme, und anscheinend auch nicht haben will.

LG Zerrissene

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Offy
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 07:54

Hallo zusammen,
gesprungenesWasser hat geschrieben:Ich möchte dich gerne fragen, Offy: diese andere Persönlichkeit, welche du zusammen mit Sam anfangs als eine einzige identifiziert hast: wie ist das Verhältnis zwischen diesen beiden Persönlichkeiten? Du schreibst von einem ehemaligen engen Kontakt zwischen den beiden. Welcher Art war diese Verbindung und wie ist das heute? Ist der eine (auch) ohne den anderen? Oder haben sie eine Art Abhängigkeitsverhältnis.
Ich erkläre es mir rückblickend ungefähr so: Sam war der anderen so nah, weil es zu diesem Zeitpunkt wichtig war, dass er sich in der Hauptsache um diese eine Person kümmert. Der Allgemeinzustand war miserabel und er musste dafür sorgen, dass nichts davon nach außen kommt und diese Persönlichkeit so wenig wie möglich Außenreize empfängt. Heute haben beide wieder "normalen" Kontakt zueinander, sprich: Sam "bewacht" sie genauso wie alle anderen. Beide existieren unabhängig voneinander.
Eine Abhängigkeit besteht in gewisser Weise trotzdem. Eigentlich sind ALLE von Sam abhängig. Ohne ihn wäre es noch viel schwieriger.
Heute weinte ich –
aber keine Träne benetzte eine Blume.
Still, leise und nutzlos!
Werde ich auch so von der Welt gehen?

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Elfchen
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 08:20

wie ist das, habt ihr die einen lieber als die anderen?
sind euch die einen sympathischer?

es ist ja nun nicht so, dass ich alle facetten von mir mag. aber wenn es so klar ist....
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Offy
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 08:27

Was für eine gemeine Frage. *gg*

Ich würde es anders ausdrücken wollen, insbesondere, um jetzt niemanden in mir zu verletzen.
Manche stehen mir näher als andere, weil ich sie deutlicher spüre oder auch mehr Verständnis aufbringen kann.
Was ich sehr schwierig finde, ist der Umgang mit den "dunklen Seiten". Die mag ich nicht wirklich. Sie machen das Leben echt schwer.

Letztlich möchte ich nicht unbedingt eine Werteskala aufstellen, komme aber nicht ganz drumherum, zu bestimmten Persönlichkeiten eine bessere Bindung zu haben...


Sam
Heute weinte ich –
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Elfchen
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 08:34

entschuldige liebe offy.
ich kenne das ja auch von mir.
es gibt anteile in und an mir, die mag ich gar nicht .
manchmal frage ich mich, ob es damit zu tun hat, dass mir klar wird, warum diese so sind, wie sie sind....
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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ENA
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 18:47

gesprungenesWasser hat geschrieben:Das finde ich auch. Ganz herzlichen Dank dafür. Wie gerne würde ich ihn annehmen können. Ich bin so weit einfach noch gar nicht.
Weißt Du: ich hadere manchmal auch total damit, ob ich Dinge einfach so hinnehmen soll, wie sie sind oder weiter versuchen soll, sie zu ändern. Dabei stellt sich meistens heraus, dass der Versuch, etwas ändern zu wollen, sehr anstrengend ist und wenn ich sehe, wie lange ich an manchen Themen schon dran hänge, frage ich mich manchmal, wie lange oder wie sehr ich mich noch so anstrengen will!
Versuche ich es aber stehen zu lassen, tut es mir in der Regel erstmal sehr gut und schafft ein wenig Freiraum und Erleichterung, ja manchmal auch ein Stück weit glücklich-sein und Frieden in mir,...bis ich dann wieder an den Punkt komme, wo ich merke, dass es besser wäre, wenn XY besser funktioniert, wenn ich dadurch an etwas gehindert werde, was ich gerne möchte oder wenn durch irgendwas meine Sehnsucht wieder entfacht wird, weiter zu versuchen, dass es eben doch klappt!...
So ganz den richtigen Mittelweg habe ich da noch nicht für mich für gefunden. Irgendwas treibt mich immer weiter. Ist vielleicht auch ganz gut. Auf der anderen Seite könnte ich mir vielleicht aber auch viel inneres Leid ersparen, wenn ich es besser so nehmen könnte und so damit leben könnte, wie es ist... .
gesprungenesWasser hat geschrieben:Für mich ist kaum etwas wichtiger im Augenblick, als einen Überblick zu bekommen und eine Struktur. Ich sehne mich nach einem fühlbaren Ich und dem Wissen darum wer ich bin und warum ich das bin.
Dann such noch ein bisschen weiter, wenn das das Richtige für Dich ist.
Zerrissene hat geschrieben:das habe ich schon vor Jahren aufgegeben..., eben, weil ich keinen Überblick über mich bekomme, und anscheinend auch nicht haben will.
Das ist der wichtige Punkt: Was will man haben UND womit kann man gut leben!...
Offy hat geschrieben:Letztlich möchte ich nicht unbedingt eine Werteskala aufstellen,
Das finde ich auch gut!...Es gehört ja schließlich alles zu Dir bzw. zu Euch!...


Zerrissene
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 19:05

ENA hat geschrieben:
Zerrissene hat geschrieben:das habe ich schon vor Jahren aufgegeben..., eben, weil ich keinen Überblick über mich bekomme, und anscheinend auch nicht haben will.
Das ist der wichtige Punkt: Was will man haben UND womit kann man gut leben!...


Zerrissene
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 19:23

- Kleiner Bericht zum Ich-Gefühl -

Heute war ich bei meiner Hausärztin, die mir vor zwei Wochen das du angeboten hat. Der Grund meines Arztbesuches war kein erfreulicher (Muss nächste Woche zu umfangreichen Untersuchungen ins KH; Neurologie), denn ich brauchte einen Einweisungsschein für die Klinik.
Jedenfalls hat sie mich heute nicht wiedererkannt, meinte: "So kenne sie mich nicht". Ich: "Du weißt doch, ich habe Komplexe dissoziative Störung und sehe nun mal unterschiedl. aus"...
Sie: "Wie hältst du das nur aus?" und "Kennst du dein ICH?", wobei wir wieder mal bei gW`s Thread-Thema angekommen wären..., denn ich meinte, ich weiß nicht, wer ich bin. Wenn ich früh aufstehe, bin ich irgendein ICH, lass mich selber überraschen.

gw, kleiner Blitzeinschlag, ich lebe das jeweilige ICH, anders kann ich es nicht erklären...

Jedenfalls sagte ich, ich weiß doch selber nicht, WER, WAS ich bin. Ich schaue doch nicht jeden Morgen in den Spiegel mit dem Hintergedanken im Kopf, wie jung bzw. wie alt ich gerade bin. Nee! Das ist mir zu kompliziert und da hab ich auch keinen Bock darauf, weil: Ich kann es eh nicht ändern und mir ist es egal.

Anderen fällt es nun mal auf und sie erschrecken sich, bzw. wundern sich.

Jedenfalls ist meiner Ärztin die ganze Tragweite meines handicaps bewußt geworden und sie bot mir jegliche Hilfe und Unterstützung an.

Ich meine, ich stehe gerade eh sehr neben mir, habe Angst vor MRT, Rückenmarkpunktion, die Ärzte haben mein Zentralnervensystem i. Verdacht, habe einen tauben Unterarm.

Ach, was erzähle ich das euch.


Zerrissene
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 19:34

Ach so, mir ist es deshalb egal, weil es mich nicht stört unterschiedlich auszusehen. Andere haben scheinbar ein viel größeres Problem, als ich.
O.K., wird mir alles zu nahe, ziehe ich mich eh zurück, weil ich nicht "entdeckt" werden will, geoutet werden möchte.

Zerrissene

Und schon krieg ich Panik, nächste Woche Klinik...

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heissundkalt
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Beitrag Mi., 16.02.2011, 22:52

Hui.... das ging wieder mal flott voran hier...

so, ich habe aufgeholt
hatte in den letzten tagen viel zu tun. naja und dann meldeten sich meine eigenen themen heute in der therapie auch noch

ich muß sagen, mir war neu, dass gW (also die innenperson vom system) erst mit der anmeldung hier entstanden ist. sie ist also entstanden, weil das system jemanden extra "brauchte" für diese "aufgabe?
warum, frage ich mich natürlich... warum nicht jemand anderer aus dem "system"?

die kommunikation über bilder kann ich nachvollziehen. ich meinte auch genau diese form der kommunikation, nicht die verbale. zwischen meinen anteilen herrscht auch eher kommunikation über bilder und empfindungen.

und auch diese "beobachterrolle" verstehe ich jetzt besser. die kommunikation im nachhinein - das ist für mich ein schlüssel.

[quote="Zerrissene"]
Jedenfalls sagte ich, ich weiß doch selber nicht, WER, WAS ich bin. Ich schaue doch nicht jeden Morgen in den Spiegel mit dem Hintergedanken im Kopf, wie jung bzw. wie alt ich gerade bin. Nee! Das ist mir zu kompliziert und da hab ich auch keinen Bock darauf, weil: Ich kann es eh nicht ändern und mir ist es egal.[/quote
ah, das heißt, du bist dir gar nicht bewußt, wer in dir die "führung" übernimmt?
aber fühlst du dich selbst dich nicht anders? also ohne bewußt hinzuspüren, meine ich jetzt.
wenns nervt, nicht antworten

und noch zu gW und Offy:
eine vereinigung muß ja gar nicht erstrebendwert sein, ich fragte nur, weil es ja um das ICH-Gefühl geht, und ihr das irgendwie vermisst. aber ich denke es wäre sogar schade alle in euch zu einem "brei" zu vermengen
lg, H&K
WER ZUHÖRT KANN VERSTEHEN


Zerrissene
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Beitrag Do., 17.02.2011, 08:14

heissundkalt hat geschrieben: du bist dir gar nicht bewußt, wer in dir die "führung" übernimmt?
aber fühlst du dich selbst dich nicht anders? also ohne bewußt hinzuspüren, meine ich jetzt.
Das ist eine sehr leichte Frage, darum nervst du mich auch nicht.

Ich werde von außen auf mich aufmerksam gemacht. Ich SEHE mich selber nicht unterschiedlich, sondern als ganz "Normale" in all ihren bunten Facetten. Ich lebe doch das jeweilige ICH, auch wenn ich nicht das jeweilige "ICH" verkörpere. Ist wie, als begebe ich mich in den entsprechenden Zustand, nee besser beschrieben, ich bin dieser Zustand.
In meinem Gutachten steht: "Durch erlernte Dissoziation wurden traumatisierte Erlebensmuster mit kindlicher Anmutung, trotzige und auch zum kokettieren fähige Anteile mit jugendlicher Anmutung und erwachsene Verhaltensmuster, die weitgehend von Emotionen abgespalten hochgradig effizient erscheinen, getrennt nebeneinander geschaffen und erhalten. Zwischen diesen wechselt sie sehr abrupt je nach Anforderungssituation von außen". - "Es finden sich separate Funktionszustände mit individuell unterschiedlichem Erinnern, differenten kognitiven Muster, emotionalem Erleben und unterschiedl. Psychosomatik, zwischen denen aber keine Erinnerungsbarriere steht.

Das heißt, ich kann scheinbar die einzelnen Zustände "aufrufen". Ist wie eine Datei, die du öffnest, nur mit dem kleinen Unterschied, dass ich dann die Datei bin. Oder anders beschrieben, ich übernehme kurzweilig die Gefühle, Erinnerungen, Erlebenszustände der entsprechenden Seite von mir.

Ich bin mir wirklich nicht bewußt, wer die Führung in mir übernimmt, weil ich denke allein zu sein. Dieses dissoziative Funktionieren geschieht ganz von selbst, wie losgelöst von mir. Mir wird erst hinterher bewußt, dass ich das gar nicht war, weil ich ja nicht so denke und fühle.

Kleines Beispiel: Es gibt Seiten, die empfinden rein gar nichts für andere Menschen. Die sind eiskalt. Sie empfinden auch keine Liebe. Sind sie vorne, kriegt das mein Mann voll ab. Sie reden natürlich auch von Trennung usw.
Erst viel später erinnere ich mich daran, so kühl gewesen zu sein. Ich, die soviel Liebe für meinen Mann empfindet, ich, die ihn niemals verlassen würde. Im aktuellen Zustand kann ich mich so nicht erkennen. Ich kann eh nie ein ICH erkennen, weil so unterschiedlich drauf. Und dieses sich Andersfühlen empfinde ich nicht als anders.

Manchmal, aber wirklich nur manchmal, kriege ich mit, dass ich bewußt dissoziiere, in der Therapie oder in extremen Situationen. Trotzdem könnte ich dann nicht eingreifen oder mich selber aus dem Zustand herausholen. Im Beisein meines Therapeuten ist es was anderes, weil er mich darauf aufmerksam macht, mich ruft bzw. mich auffordert, einen ganz bestimmten Zustand zu verlassen.

Ich könnte stundenlang weiterschreiben, habe aber die Sorge, dass es euch zuviel wird.

LG Zerrissene

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gesprungenesWasser
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Beitrag Do., 17.02.2011, 14:40

Zerrissene hat geschrieben:Ich könnte stundenlang weiterschreiben, habe aber die Sorge, dass es euch zuviel wird.
Für mich persönlich: Ganz im Gegenteil.

LG gW

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gesprungenesWasser
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Beitrag Do., 17.02.2011, 16:01

Zerrissene hat geschrieben:Kleines Beispiel: Es gibt Seiten, die empfinden rein gar nichts für andere Menschen. Die sind eiskalt. Sie empfinden auch keine Liebe. Sind sie vorne, kriegt das mein Mann voll ab. Sie reden natürlich auch von Trennung usw.
Erst viel später erinnere ich mich daran, so kühl gewesen zu sein. Ich, die soviel Liebe für meinen Mann empfindet, ich, die ihn niemals verlassen würde. Im aktuellen Zustand kann ich mich so nicht erkennen. Ich kann eh nie ein ICH erkennen, weil so unterschiedlich drauf. Und dieses sich Andersfühlen empfinde ich nicht als anders.
Mein Beispiel (nur wenige Tage alt): ich stand an der Bushaltestelle mit einer Kollegin, wir haben uns unterhalten. Aus einem heranfahrenden weiteren Bus steigt ein Kollege aus und kommt mir begrüßend entgegen. Flashback. Alles was danach kommt - nicht die geringste Erinnerung. Mein einziges Erinnern ist ein unbeschreiblich befreiendes Triumfgefühl in der Form: endlich habe ich es geschafft, mich zu wehren und mich gegen diesen Menschen zu beschützen (dieser Kollege hat mir niemals etwas getan). Später habe ich mich (ebenfalls keine Erinnerung) bei diesem Kollegen entschuldigt. Noch etwas später wollte er mit mir diese Sache klären. Dabei stellte sich heraus daß ich ihm (an der Bushaltestelle) sagte, er solle mich nicht anrühren und mich in Ruhe lassen. Gleichzeitig habe ich mich (nach Aussage beider meiner Kollegen) mit der Kollegin normal weiterunterhalten und wir haben auch zusammen gelacht. Ihm gegenüber war ich kalt und abweisend und habe nicht mit ihm gesprochen. Im Anschlußbus saß jeder für sich. Ebenfalls keine Erinnerung.

Mit meinem Kollegen (sehr gutes Arbeits-Verhältnis zwischen uns) konnte ich das klären.

Ich schäme mich und mir tut das alles unendlich leid. Gleichzeitig habe ich immer noch das wunderbare Gefühl in mir daß ich es "geschafft habe". "Dieser Mensch wird mir niemals wieder etwas tun". Beide Gefühle -das Schämen und das Gefühl des Sieges- erlebe ich vollkommen unabhängig voneinander und trotzdem zeitgleich. Es gibt keine Berührung zwischen beiden Gefühlen. Und jedes dieser Gefühle erlebe ich als ein Anderssein und als in mir in sich abgeschlossen. Diese Geühle haben beide keine Berührungspunkte mit "mir" (wer immer das auch ist). Es ist mehr ein Anschauen von außen. In der dritten Person. Beobachterposition - Meroe?

Wenn ich jetzt (als gW?) mich an diese Sache erinnere so tut es mir leid was geschehen ist. Empfinden tue ich nichts


Wenn du dich erst hinterher an dieses "Anderssein" erinnerst, Zerrissene. WIE erinnerst du dich? Hast du auch ein empfundenes Erinnern? Weißt du dann noch wie diese Seite sich anfühlt? Oder ist es mehr ein ungefühltes Erinnern lediglich an das was geschehen ist?

LG gW

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(V)
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Beitrag Do., 17.02.2011, 16:21

Bin mir nicht sicher, ob's wirklich genau hierher passt, aber wenn nicht hier, wo dann?

Bei mir ist es nicht ganz so ausgeprägt wie bei Euch, aber nichtsdestotrotz bin ich in viele Subpersönlichkeiten gespalten, hab keine Ich-Gefühl mehr und meine "Persönlichkeit" kann von einer Minute zur anderen stark wechseln, und ich tue Sachen, von denen ich noch wenige Stunden vorher "niemals" geschworen habe und wundere mich dann hinterher darüber. Allerdings ohne Erinnerungslücken. Und vor allem gibt es bei mir einen Admin, der alle nach außenhin zusammenhält.

In der letzten Jahren wurde es immer intensiver, und wenn zum Glück selten, manchmal ist wurde es durchaus etwas beängstigend. Einerseits benutze ich es als gezielte Methode, mit der man sich selbst ergründen kann. Diese Methode, die ich für mich alleine rausfand, fand ich in den letzten Monaten vermehrt in irgendwelchen Lebensratgebern, und weiß nicht, was ich davon halten soll. Für mich funktioniert die gezielte Methode, einzelne Subpersönlichkeiten miteinander diskutieren zu lassen und ídealerweise als eigener Admin zur Einigkeit zu bringen, ziemlich gut. Möchte nicht drauf verzichten. Auch ist es schön und erhellend, die einzelnen Persönlichkeitsaspekte in ihrer Reinheit zu erleben, statt dem Grau-in-Grau, die eine komplette Persönlichkeit darstellt.

Anderseits bin ich gehörig davon zermürbt, kein einheitliches ICH's mehr zu haben. Von dem ewigen inneren Palaver in meinem Kopf der inneren Persönlichkeiten. Der Angst, wenn es mal ein Tick zuviel wird. Und natürlich der völligen Abwesendheit eines Körper-Ich's: sich selbst nicht im Spiegel zu erkennen, permant das Gefühl haben im „falschen Körper“ und/oder falschen Leben zu sein, nicht wissen, wer man ist, ständig im permanenten Widerspruch zu sich selbst zu leben und keine klare Gefühlswahrnehmungen zu haben. Denn man ja nicht ICH sagen. Man kann nicht sagen. "ICH fühle mich so und so." Sondern wenn man nach den Gefühlen gefragt wird, folgt dann eine ausführliche (für außenstehende sowieso nicht nachvollziehbare) Auflistung, welche Subpersönlichkeit warum welches Gefühl hat. Und dies verhindert u.a. dass man die Gefühle RICHTIG spürt und zulassen kann. GANZHEITLICH. Es verstärkt, dass man sich von seinem Körper gespalten fühlt, und es verhindert auch richtig im Hier und Jetzt präsent zu sein. Und ständig bin ich entscheidungs- und handlungsgelähmt, da die Subpersönlichkeiten sich uneinig sind.

Natürlich birgt es auch viel kreatives Potenzial, wenn einer Viele ist. Es hat nicht nur Nachteile. Aber man sollte sich gut überlegen, was überwiegt.

Der Adminstrator (hier: das eigentliche Ich) schaut sich das Theater, die Wechselwirkungen der Subpersönlichkeiten an wie ein Zuschauer. Distanziert. Zugegeben, das kann ganz faszinierend, amüstand, interessant und erkenntnisreich etc.pp sein. Aber wenn man ehrlich ist: Wieder der Hauptakteur des eigenes Stückes sein, dass ist noch viel besser.

Wer die Spaltung verherrlicht, weiß nicht, welche Lebensenergie er verpasst. Das meine ich nicht zynisch, denn es kann durchaus sein, dass man verlernt oder nie kennengelernt hat, wie es z.B. ist, sich wirklich ganzheitlich wahrzunehmen, zu fühlen, zu entspannen... Ich für meinen Teil möchte mein ICH zurück. Und zufällig fand ich in einem Ratgeber den entscheidenden Hinweis für mich, von dem ich mir dann einiges ableiten und auch schon ein wenig für mich erfolgreich erproben konnte:

1. Je mehr Beachtung man den Subpersönlichkeiten schenkt, um so mehr treibt man die Spaltung voran und verliert an ICH-Gefühl. Sie zu spüren und innere Dialoge zu führen, ist schon bedenklich, sie aber auch noch nach außen hin zu kommunzieren, stärkt es nur noch mehr. Besser ist es, es vorher „mit sich selbst“ abzuklären, und nach außen nur den „Superviser/Admin“ zu agieren.

2. Von den Subpersönlichkeiten verlangen, dass sie vorher quasi abzustimmen haben, und nur das Wichtigste an das Bewusstsein resp. den Admin weitergetragen wird. Sie schlichtweg erziehen, statt auf jede Subpersönlichkeit einzeln einzugehen. Der eigene Teamchef werden.

[...]
Zuletzt geändert von (V) am Do., 17.02.2011, 16:24, insgesamt 1-mal geändert.

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(V)
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Beitrag Do., 17.02.2011, 16:22

...

3. Entpersonaliserung. Es sind keine PERSONEN, es sind Persönlichkeitsanteile, welche sich verselbstständig haben. Ihnen auch noch Namen und Hintergrundgeschichten zu geben, treibt die Spaltung nur voran. Wenn dies aber schon geschehen ist... (man hat es sich antrainiert sich so wahrzunehmen, aus welchen Gründen auch immer)... kann man es sich auch wieder abtrainieren, indem man sie nur noch mit ihren Haupteigenschaften betituliert, auch für sich selbst, z.B. das innere Kind, der innere Kritiker, der innere Krieger. Ihnen das Recht auf einen eigenen Namen oder Geschichte absprechen! Die Bedürftige, der Zweifel, der Mut, die Angst, das reicht völlig. Mein innerer Zweifeler z.B. braucht keinen eigenen Namen, weil es ihm nur noch mehr Macht einräumen würde. Nicht: „Innenperson Susi Meier hat Angst.“ sondern „Meine Angst rät mir, dass...“. Noch unpersönlicher geht es z.B. mit: „Ein Teil von mir möchte das nicht,...“

4. So simpel wie effektiv: Wenn man bei den inneren Dialogen mit DU angesprochen wird, es in einen „ICH“-Satz umsetzen. Beispielsweise Subpersönlichkeit XY schimpft einen aus: „Du bist feige.“ Es sich übersetzen in „ICH bin feige.“ Ist zwar immer noch blöd, aber es stärkt die Ich-Identität. Fühlt man euren inneren Stimmen nach, wie anders sich die Energie der beiden Sätze anfühlt! Das ist wirklich ganz simpel, eine reine Übungssache und meiner Erfahrung höchst effektiv.

5. Dem inneren Dialog, der auf diese verhaltensorignelle Weise entsteht, eine bestimmten Ort, Platz und Zeit zuordnen! Mit festen Anfang und Ende. Man kann seine Persönlichkeitsanteile nicht negieren, und auch schlecht ignorieren, wenn sie sich erstmal so verselbstständig haben. Aber man kann sie im Zweifelsfall immer noch erziehen!

In diesem Sinne: Falls ihr unter diesem Syndrom LEIDET und es loswerden wollt, dann ist dieser Thread so ziemlich das Kontraproduktivste, was euch einfallen konnte. Diese Subpersönlichkeiten nehmen so viel Raum ein, wie man ihnen gibt. Sie haben so viel Macht, wie man ihnen vorher gab. Der Prozeß lässt sich wieder umkehren. Wenn man will.

Zugegeben: Ich musste erstmal wieder soweit „ICH“ sein, damit ICH diese Entscheidung für mich treffen konnte. Den Zugang fand ich ausschließlich über meinen Körper.

Übrigens ein weiterer Vorteil eines ganzheitliches Ich’s: man hat wieder mehr Kontrolle/Macht über sich selbst, man hat „es“ wieder vermehrt in der eigenen Hand. Nicht Susi Meier, die zufällig im eigenen Körper wohnt, tut und fühlt etwas, sondern man selbst. Zeit, dass „Mama Gothika“ (der Admin, also Ich) mal wieder das Ruder in die Hand nimmt und diesen inneren Sauhaufen in die Schranken weist. Bei meinen ersten Versuchen (noch nicht lange her) war ich völlig baff, wie viel konstruktive Energie plötzlich freigesetzt wurde, die ansonsten gebunden war und nutzlos brach lag...

In diesem Sinne, danke fürs lesen und ....
E Pluribus Unum
(Aus vielen Eines)

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