Die spinnen doch, die Analytiker! Oder doch nicht?

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Jesusechse
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Beitrag Di., 04.05.2010, 10:02

Doch noch kurze Antwort auf metros Frage zum "rigide Konstruktion überstülpen".

Antwort: JA, habe ich erlebt. Insbesondere Missachtung meines Selbstbestimmungsrecht, Missachtung meiner eigenen Entscheidungen/Wünsche, Zwang, moralischen Druck ("Wenn Sie das nicht beantworten, verweigern Sie sich der Therapie, Sie müssen alles sagen, sonst können Sie nicht gesund werden!").

Verhaltenstherapie arbeitet die Vergangenheit auch auf und arbeitet auch an den Ursachen.

Was beamie hier z.T. über VT schreibt, ist einfach GROTTENFALSCH und FEHLINFO. Die in der VT erarbeiteten Behandlungserfolge sind auch nach der Therapie stabil, wenn der Thera seinen Job gut gemacht hat. VT ist nach meiner Erfahrung der PA sogar haushoch überlegen.

Stern hat Recht: Psychotraumatologie ist nicht nur bei den PA nicht Teil der allg. Therapeutenausbildung (höchstens in minimalen Grundlagen-Kenntnissen, bin aber da nicht sicher.). Nur ausgebildete Traumatherapeuten haben das nötige Know How.

Metro, ich würde es Dir wünschen, dass der Thread auch andere Richtungen findet, aber dieser Punkt " PA-Therapieschaden-Psychotraumatologie-neue Erkenntnisse der Hirnforschung" ist der Dreh-und Angelpunkt für Deine Fragen. Nichts hat die PA und ihren Ruf so ins Wanken gebracht, wie das, was seit Anfang 2000 (? vielleicht war's auch 2002/2003, weiß es nicht mehr genau) aus der Hirnforschung kommt! Diese Forschung ist ein Meilenstein, ein Wendepunkt, seitdem man anders über PT und über PA-Verfahren nachdenkt. Und genau in diesem Punkt zeigt sich auch, wie ignorant der Großteil der PA ist. Denn die wehren sich, sagen: Forschung? Mir egal! Die massive Ignoranz und Arroganz in der PA hat auch die Kritik daran so hochkochen lassen.

UND DAS KANN' S JA WOHL NICHT SEIN, WENN MAN IN DER PSYCHE VON MENSCHEN RUMFINGERN WILL UND ES AUCH TUT, DASS MAN SERIÖSE FORSCHUNG ALS UNWICHTIG ABTUT!

Vielleicht kann ja Anastasius mal antworten, damit ihr das vertiefen könnt.

LG

Jesusechse

PS Die PA hat auch Menschen so falsch behandelt und tut es noch, wo VORHER die Schwere und die Art der Traumatisierung bekannt war aufgrund stationärer Vorbehandlungen.

Quelle: ICH und viele Mit-Patienten, die ich kannte/kenne.

WAS MICH MAL INTERESSIEN WÜRDE:

Haben die, die PA machen, jetzt mal ihre PA mit dem mal konfrontiert, was sie hier lesen? Waren diese PA auf dem neuesten Stand? Wie gingen sie mit Kritik, Risiken um? Ist ihnen das Problem der Überforderung bekannt?
Zuletzt geändert von Jesusechse am Di., 04.05.2010, 10:13, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Di., 04.05.2010, 10:08

Hallo metropolis,
metropolis hat geschrieben:Du behauptest also, das psa. Theoriegebäude wird dem Patienten "ohne Rücksicht auf Verluste" aufgepfropft?
Mit Recht steht da ein Fragezeichen.

Das meinte ich nicht. Wirklich nur das, was ich schrieb. Nämlich:
Anastasius hat geschrieben:dass nicht wenige Therapien bei rigiden Konstrukten des Therapeuten am Wohl des Klienten/Patienten vorbeigehen, vorsichtig ausgedrückt.
Die Frage, ob/ ggf. inwieweit (subtil oder nicht) möglicherweise das eigene Denkmodel als "sakrosankt" ausgegeben wird, als wahr, (und damit verbundene Bedenklichkeiten) ist nochmal eine ganz andere.

Gruß
Anastasius

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estelle
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:17

Jesusechse hat geschrieben:Ich bitte darum, mir keine weiteren Fragen zu stellen. Ich will mich nicht weiter beteiligen.
Ich stelle auch keine Fragen mehr,ich möchte dazu aber noch was sagen,allerdings habe ich diesen
Thread auch nur teilweise gelesen,da es doch sehr viel ist.
Jesusechse hat geschrieben:Außerdem hat Euch Moni bereits eine Quelle genannt z.B. hinter dem Stichwort "mangelnde Impulskontrolle" kann man Fälle vermuten, in der sich in der Therapie fremdaggressives Verhalten dann verstärkt hat. Dabei soll die Therapie es ja behandeln und beseitigen. Suizid wurde auch dort genannt als Therapieschaden.
Ja danke,werde ich mal gucken.
Also ich kann mir schon vorstellen,dass es zu Aggressivität gegen sich selber oder anderen führen
kann,wenn der Therapeut sehr wenig bis garnicht mit einem redet und nur :"Guten Tag" und
"Auf Wiedersehen" sagt,allerdings hat man dann sehr viel Freiraum für sich selber und kann immer
über die Dinge reden,die einem gerade selber wichtig sind.
Es wird nichts gewertet,einem keine andere Meinung aufgedrängt,allerdings hätte ich doch etwas
seelische Unterstützung benötigt,das bekommt man in der Psychoanalyse nicht automatisch
selbstverständlich von alleine vom Therapeuten,wie er mir zum Schluß sagte hätte ich ihm das
sagen müssen,das ich Unterstützung gebraucht hätte.
Und hier lag für mich irgendwie der Fehler,weil ich dachte,wenn ich eine Therapie mache,
bekomme ich automatisch Unterstützung,dass das wohl eine Therapie ausmacht,aber damit lag
ich ja offenbar falsch.
Jesusechse hat geschrieben:Insbesondere Missachtung meines Selbstbestimmungsrecht, Missachtung meiner eigenen Entscheidungen/Wünsche, Zwang, moralischen Druck ("Wenn Sie das nicht beantworten, verweigern Sie sich der Therapie, Sie müssen alles sagen, sonst können Sie nicht gesund werden!").
Das habe ich in der Psychoanalyse so nicht erlebt,eher das Gegenteil,ich hing da eher immer so ein bißchen orientierungslos in der Luft,ohne Kommentare des Therapeuten.

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hippogriff
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:28

Hallo Jesusechse,
Haben die, die PA machen, jetzt mal ihre PA mit dem mal konfrontiert, was sie hier lesen? Waren diese PA auf dem neuesten Stand? Wie gingen sie mit Kritik, Risiken um? Ist ihnen das Problem der Überforderung bekannt?
Ich bin bei einer Analytikerin, wobei ich die Therapie, die ich machen, nicht als Psychoanalyse bezeichnen würde.

Aufgrund meiner schlechten Erfahrungen mit einer länger zurückliegenden "Psychoanalyse" war das oft bei uns Thema und im nachhinein muss ich sagen, war das auch einer der Gründe, warum ich ursprünglich zu einer Analytikerin wollte: Eine Analytikerin sollte hören, was für ein Scheiß manchmal in Therapien abgeht und was alles als Therapie verkauft wird (ich war damals knapp 18). Ein anderer Grund war aber auch, dass ich die Bestätigung haben wollte (die ich vorher schon in einer Beratungsstelle bekommen habe), dass da jemand groben Unfug mit mir getrieben hat (um es mal mild zu sagen). Und diese Bestätigung wollte ich von jemanden, der vom Fach ist, weil ich (kognitiv) schon geglaubt habe, dass es eine richtig und guttuend angewandte Psychoanalyse gibt.

Bei einem Verhaltenstherapeuten hätte ich immer befürchtet, der sieht mein Leid mit der "Psychoanalyse" nicht und will sich nur aufgrund des Schulenstreit profilieren.

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Jesusechse
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:50

@ Violetta:

Ich hab' meine PAs um Unterstützung, Hilfe und Entlastung angebettelt und angefleht. Man kann sagen, ich bin auf dem Boden rumgerutscht vor lauter Betteln darum.

Was hat es gebracht? Sie sind dagehockt und haben blöde geglotzt und sich über mich beschwert, dass ich sie abwerten würde. Kritik an der Therapie wurde als Widerstand gegen die Therapie gedeutet.

Sie konnten nicht helfen, weil sie das nie gelernt haben. Sie wissen nicht, dass man das Gehirn nicht in die Fluten des Traumas schmeißen darf, bis es absäuft. Dieses Schöne: "Alles hochkommen lassen und dann neu durchleben und daran wachsen" ist in der Theorie ganz schnuckelig anzuhören.

In der Praxis versagt diese Methode gerade da, wo am meisten Hilfe nötig wäre, bei den psychisch Schwerkranken. Man überfordert das Gehirn solange, bis es zusammenbricht, dann wird man fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, weil dann gerät die Therapie außer Kontrolle und der PA schreit nach dem Notarzt und der geschlossenen Psychiatrie. Alles Dinge, die man nie gebraucht hätte, wäre jemand am Werk gewesen, der sich damit wirklich auskennt und nicht nur glaubt, dass er das tut.

@ hippogriff:

Tut mir wirklich sehr leid zu hören. Die Verhaltenstherapeuten sind viel besser als ihr schlechter Ruf bei den PA und tp. Wichtig ist immer, dass man es mit vernünftigen und wirklich verantwortungsbewussten Therapeuten zu tun hat (Das gilt für alle Richtungen.). Und das erkennt man daran, dass einer umgehend drauf reagiert, wenn's einem nach der Therapiestunde dauernd schlecht und noch schlechter geht. Wenn das einer abtut, ist er unseriös und selbstverliebt in sich und/oder seine Methode. Solche Leute erkennen Therapieschäden nicht und wenn man sie rot anpinselt und mit Blinklichtern versieht nicht (an).

Ich bin bei einem Traum-VT und er erkennt meine PA-Schäden voll an. Er spielt mein Leid überhaupt nicht runter, stellt aber das Weiterleben ins Zentrum der Therapie. Ich bin noch nie so als Mensch beachtet und behandelt worden wie dort. Während ich in der PA zu einer "Laborratte" heruntergestuft wurde, werde ich nun zur Abwechslung wieder als Mensch geachtet und wahrgenommen. Die ganze Therapie dient nur mir, nur meinem Wohlergehen und meinem Vorankommen. Weg von den PA war wie Auftauchen und Luft holen, Durchatmen nach Jahre langem unter Wasser gedrückt werden.

LG

Jesusechse

PS Die PA ist nicht darauf ausgerichtet, unmittelbar zu entlasten, Schmerzen zu nehmen usw... Deshalb würde ich sie nur noch ganz wenigen Patienten empfehlen. Für den Großteil der Patienten gibt's effektivere und schonendere Methoden.

Das wäre auch meine zusammengefasste Kritik an der PA:

ZU GEFÄHRLICH
ZU SCHMERZHAFT
ZU BELASTEND
ZU LANGSAM
ZU AUFWENDIG
ZU TEUER
Zuletzt geändert von Jesusechse am Di., 04.05.2010, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.

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metropolis
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Beitrag Di., 04.05.2010, 11:57

Jesusechse hat geschrieben:
Tut mir wirklich sehr leid zu hören. Die Verhaltenstherapeuten sind viel besser als ihr schlechter Ruf bei den PA und tp. Wichtig ist immer, dass man es mit vernünftigen und wirklich verantwortungsbewussten Therapeuten zu tun hat (Das gilt für alle Richtungen.). Und das erkennt man daran, dass einer umgehend drauf reagiert, wenn's einem nach der Therapiestunde dauernd schlecht und noch schlechter geht. Wenn das einer abtut, ist er unseriös und selbstverliebt in sich und/oder seine Methode. Solche Leute erkennen Therapieschäden nicht und wenn man sie rot anpinselt und mit Blinklichtern versieht nicht (an).
Ich kann schon gut verstehen, dass hippogriff Zuflucht bei einer anderen PA gesucht hat, anstatt dies bei einem VT aufzuarbeiten. Ich würde mich bei einem VT, der Psychoanalyse per se als Schwachsinn abtut, nicht ernstgenommen fühlen. Die Gefahr, dass an der Konkurrenz kein gutes Haar gelassen wird, ob das nun gerechtfertigt ist oder nicht, sehe ich leider auch.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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estelle
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Beitrag Di., 04.05.2010, 12:35

Jesusechse hat geschrieben:dann wird man fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel, weil dann gerät die Therapie außer Kontrolle und der PA schreit nach dem Notarzt und der geschlossenen Psychiatrie.
Ja,einen Notarzt und einen Psychiatrieaufenthalt hätte ich am Ende meiner Therapie auch brauchen
können,da kann ich dich schon verstehen,allerdings habe ich mich dann noch zusammengerißen,
jedenfalls so halbwegs,da ich mir das mit meinen Kindern garnicht erlauben konnte.

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hippogriff
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Beitrag Di., 04.05.2010, 12:36

Also ich habe nicht von einer korrekt durchgeführten Psychoanalyse/Therapie was auch immer geschrieben. Das ist mir in diesem Zusammenhang wichtig. Man sollte hier schon differenzieren zwischen einer Fehlindikation (unpassendes Verfahren für einen Patienten) oder einer fehlerhaft durchgeführten Therapie.

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~silence~
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Beitrag Di., 04.05.2010, 12:51

Ich sehe die Zeit, die ich auf der Couch verbringe, so ähnlich wie carö.

Man hat dort einen Raum, in dem gedanklich Alles möglich wird;
einen Ort, an dem Alles ausgesprochen werden darf.
Und es gibt einen Menschen, der einem gedanklich überall hin folgt;
der jedes "Spielchen" mitmacht, ohne zu verurteilen oder zu werten.

Für mich ist es das erste Mal in meinem Leben, dass ich verstanden werde -
alles Rationale und Irrationale findet dort seinen Platz und wird bedingungslos angenommen.
Jahrelang habe ich meine Gefühle geleugnet; meine Analyse ist für mich
der Weg diese verlorenen Gefühle wiederzuentdecken und auszuhalten.

Die Sitzungen bedeuten für mich ein Stück Freiheit. Ich kann in diesem Raum
meine Maske absetzen. Und es geht für mich in der Analyse um WahrheitsSuche.
Meine persönliche Wahrheit ist oft so verfahren. Da braucht es einen Menschen,
der mir auch mal andere Wege aufzeigt. Ob ich diese Wege gehen will, ist und
bleibt immer meine Entscheidung.

Es war für mich zuerst schwer zu ertragen, dass soviel in den Stunden von mir
abhängen sollte. Aber auch das bedeutet eigentlich nur ein Stück Freiheit.
Und wenn ich nicht sprechen möchte, nehme ich mir diese und schweige.

Spinnen die Analytiker? - ich weiß es nicht.
Meiner muss aber schon einen an der Klatsche haben, dass er es Stunde über Stunde
mit mir aushält.
"Mir geht es nicht gut", sagte die Seele ~
"Aber der Mensch hört nicht auf mich".
"Dann lass mich krank werden", sagte der Körper ~
"Dann muss er auf Dich hören".

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neko
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Beitrag Di., 04.05.2010, 13:07

ich fänd es schön wenn wir alle an ein paar punkten deutlicher werden könnten - was nicht heißen muss und soll, dass man heikle oder intime details offenbaren muss. bislang kursieren hier im thread mehrere varianten an pa-kritik, die oft auch vermischt auftauchen - obwohl das rein logisch nicht so gut zusammenpasst (soll auch nicht heißen, dass es nicht vorkommt). ich komme auf drei kritik-varianten
1. der pa ist zu distanziert, sagt nur guten tag und auf wiedesehen und lässt einen in schweigelöchern und dem sturm der losgetretenen emotionen verrecken (hab ch am anfang so erlebt, wurde geändert ohne dass ich was sagen musste - hätt ich eh nicht gekonnt -)
2. der pa ist zu massiv, bohrt unerbittlich nach, verhört einen und löst damit dinge aus, die dann ukontrollierbar werden (meine pa ist da unheimlich vorsichtig, fragt ganz ofnach, ob mir das zu viel oder zu nah ist. das finde ich gut. aber manchmal knllen mir die sachen um die ohren bei einem auslöser, der für 99,9% aller anderen menschen wahrscheinlich völlig harlos gewesen wäre. das hat unheimlich weh getan, hat aber auch einen lernprozess in gang gesetzt - ich und meine pa wissen jetzt viel besser, was h aushalten kann und was nicht. mittlerweile muss ich jetzt sogar intervenieren und sagen, ne mach ruhig weiter, hast du denn nicht gemerkt, dass meine tolranzschwelle sich verändert hat. das freut mich ungemein.)
3. der pa produziert verheerende abhängikeit. da würde mich das wie interessieren. denkbar sind glaub ich zwei vaianten: a. man kann auch in abhängigkeit von jemandem rutschen, der immer distanziert bleibt, weil das dann das begehren endlich gehört und gesehen zu werden weckt und steigert (hab ich selber so nie erlebt); b. man wird abhängig gerade weil man endlich das gefühl hat wahrgenommen zu werden. (davor hab ich manchmal angst, damir das passiert. gleichzeitig möchte ich endlich aus der distanz, der ironie, dem intellektualisieren heraus, in das ich mich jahrelang geflüchtet hab aus angst vor abhängigkeit. gelingt millimeter für millimeter besser und macht mich unheimlich stolz. was daraus dann am ende wird, weiß ich natürlich nicht. ich erzähle mir manchmal selber zum trost, dass das langsame an dem prozess und das sich dabei reflektierend beoachten und das reden von dem stolz und der angst mich vor unauflösbarer abhängigkeit bewahrt).

ich fände es sehr interessant, wenn gerade die, die schlechte erfahrung mit pa haben, sich entlang dieser 3 varianten, die natürlich gerne auch erweitertwerden können, verorten. bislang hat das wenn ich recht sehe nur violetta gemacht.

ach, da fällt mir noch eine 4. variante ein: penetrante und von den problemen des patienten meilenweit entfernte, verletzende deutungen, die dann auch noch als sakrosant gehandelt werden. (hb ich so auch nicht erlebt. bei mir gab es beides: ich konnte meine pa überzeugen, dass sie daneben lag, ich konnte machmal nach monaten an einer ihrer alten deutungen doch noch was wahres erkennen. ach ja, am schönsten ist es natürlich, wen man gemeinsam so lange an einer deutung bastelt, bis sie stimmig ist. das hat was - um carös spielmetapher aufzugreien - von gemeinsamen sandburgen bauen und fühlt sich für mich immer ganz grandios an - selbst wenn es um sehr schmerzhafte dinge geht. die verlieren dadurch für mich oft den schrecken)

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hippogriff
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Beitrag Di., 04.05.2010, 13:14

Fehlerhafte Therapie bei mir damals Anfang der 1990er Jahre, ich war knapp 18

Meine 2 Hauptkritikpunkte an meiner "Therapie":
- Abhängigmachen durch Körperkontakt, Umarmungen, Privatkontakte usw.
- Beharren seitens der Therapeutin darauf, dass ich als kleines Kind sex. missbraucht worden bin

Ich habe seinerzeit versucht, die Therapie zu beenden, was mir leider nicht gelungen ist.

Genannt hat sie es übrigens immer Psychoanalyse, was es natürlich nicht war.

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neko
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Beitrag Di., 04.05.2010, 13:24

danke für die schnelle antwort hippogriff. können da jetzt eigentlich alle mit leben, dass die von dir beschriebenen desaster beide nix mit dem konzept der analyse zu tun haben, das a. auf klare rahmen und abstinenz und b. auf einen klaren verzicht setzt, themen zu etablieren, die nicht vom analysanden kommen? um es flasspig auszudrücken (ist nicht verniedlichend genannt). in deinem fall hat die t. gesponnen, aber nicht weil sie analytikerin wa, sondern obwohl sie analytikerin war, die das alles hätte besser wissen müssen?

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hippogriff
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Beitrag Di., 04.05.2010, 13:35

Wenn es nicht so bitter wäre, könnte man ja lachen. Denn ich habe mir das damals immer so schöngeredet, dass das ja ein besonderes Eingehen auf mich sei und dass die Therapeutin eben nicht zu den Kühlen gehört, sondern ihr Konzept für mich modifiziert. Außerdem war sie schon am Ende ihrer Berufslaufbahn (ihre Lebensgeschichte kannte ich im Laufe der Zeit natürlich auch) und ist doch nett, wenn der Analytiker auch mal von sich erzählt (das war jetzt ironisch), anstatt einen einfach hängen zu lassen bzw. auf einen selbst zurückzuwerfen.

Um das zu konkretisieren: Ich bin in der Klinik gelandet (direkt nach dem Abi und einem Jahr "Therapie") und in der therapeutischen WG (nach der Klinik) und habe im Laufe der "Therapie" begonnen, mir die Arme zu schneiden. (Und das sind Folgesymptome, die ich ohne sehr wahrscheinlich nicht ausgebildet hätte.)

Ich habe sehr gute Erfahrung gemacht mit einem Gespräch bei einer Vertrauensfrau bei einem psychoanalytischen Institut und finde es wirklich wichtig, dass man hier nicht Methodenkritik betreibt, wenn es eigentlich um ganz was anderes gehört. Aber so Gremien wie diese Vertrauensleute, die die DGPT (Deutsche Gesellschaft für Psychoanalyse, Psychotherapie und Psychosomatik) für alle Mitgliederinstitute vorschreibt, zeigen ja deutlich, dass hier ein Bewusstseinswandel stattgefunden hat. Aber dort wendet man sich als Patient nur hin, wenn man das Bewusstsein dafür hat, dass etwas fehlerhaft durchgeführt wird.

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metropolis
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Beitrag Di., 04.05.2010, 13:41

neko hat geschrieben:in deinem fall hat die t. gesponnen, aber nicht weil sie analytikerin wa, sondern obwohl sie analytikerin war, die das alles hätte besser wissen müssen?
Wichtiger, wichtiger Einwand, mit dem sich jeder, der sich enttäuscht von der PA abwendet, konfrontieren sollte. Kam der Therapieschaden durch die Psychoanalyse zustande oder durch das, was als Psychoanalyse verkauft werden sollte ohne es niemals gewesen zu sein?
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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metropolis
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Beitrag Di., 04.05.2010, 13:57

Jesusechse hat geschrieben:
Antwort: JA, habe ich erlebt. Insbesondere Missachtung meines Selbstbestimmungsrecht, Missachtung meiner eigenen Entscheidungen/Wünsche, Zwang, moralischen Druck ("Wenn Sie das nicht beantworten, verweigern Sie sich der Therapie, Sie müssen alles sagen, sonst können Sie nicht gesund werden!").
Das z.B. soll eine Psychoanalyse gewesen sein? Was bitteschön hat Zwang und Druck mit einer Psychoanalyse zu tun, die diesen Namen auch verdient. Für mich spricht aus dem Kommentar d. PA eigentlich nur seine eigene Hilflosigkeit und dass er dir nicht gewachsen war.
Also Zwang und moralischer Druck haben mMn in einer richtigen Analyse nix zu suchen, oder wie seht ihr das.
"Ja und dann? Weißt du nicht mehr? Wenn ich und du nicht gekommen wären und den kleinen Häwelmann in unser Boot genommen hätten, so hätte er doch leicht ertrinken können!"

Theodor Storm

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