Therapiepause?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 09:19

Xanny hat geschrieben:Eine provokante Frage. Meine Kinder sind für mich überhaupt nicht verantwortlich. Da kann ich gut differenzieren. Das ist für mich eine völlig andere Sache.
Aber genau hierrüber wäre eine Möglichkeit die Stellung als Mutter zu überdenken oder eben Vater.

Du machst es ja offenbar anders. Du hast die Chance beide Seiten zu sehen. Ich kann das ja nicht in der Praxis.

Ich denke, emotional kommt es bei Dir auch nur an, wenn Du es Dir auch im Kopf begreiflich machen kannst.

Deinen Vater brauchst Du faktisch ja überhaupt nicht. Was Dir aus der Vergangenheit fehlt, kannst Du Dir nun selber erarbeiten.

Wie kann man denn Kinder Liebe geben, wenn man sie selber nicht erlebt hat?

Wobei ich denke, dass einem Kinder das beibringen können, weil sie Dich ja sicher auch bedingungslos lieben. Spürst Du ihre Liebe?

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Xanny
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 09:36

candle hat geschrieben: Wie kann man denn Kinder Liebe geben, wenn man sie selber nicht erlebt hat?
Man kann es nur versuchen und es gemeinsam erarbeiten. Oder vielleicht gerade, weil sie mir so fehlt, gebe ich mir bei meinen Kindern besonders Mühe.
candle hat geschrieben: Wobei ich denke, dass einem Kinder das beibringen können, weil sie Dich ja sicher auch bedingungslos lieben. Spürst Du ihre Liebe?
Ich spüre die Liebe meiner Kinder sehr. Aber eben auch nur von meinen Kindern. Von Freunden, denke ich immer, sie wollen mir nur einen Gefallen tun oder verlangen etwas als Gegenleistung.

Aber Liebe und Geborgenheit ist so etwas existenziell wichtiges, ohne das fehlt jeglicher Lebensinn. Und den bekomme ich nur von meinen Kindern.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*

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candle
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 09:41

Ich wollte Dich nur in die Realität leiten. Dein Erleben als Mutter mit Deinen Werten in Erzeihung und Partnerschaft etc.

Das alles erkenne an, dass Du anders bist als Dein Vater. Er kann offenbar nicht anders und daran läßt sich nichts rütteln, aber Du kannst, wenn Du willst.

Nehme all das Positive zusammen, stecke dort die Energie rein.

Ich weiß auch nicht, was Du mit Deinem vater vorhast. Siehst Du ihn auch als Liebespartner oder so? Ich meine, Du klingst ihm ja fast hörig. Mißbraucht er Dich noch? Willst Du mit ihm zusammenleben? Wie sollte denn eine Zukunft mit ihm überhaupt aussehen?

Mögen komische Fragen sein, aber das frage ich mich, weil ich das so nicht erlebt habe. Ich hätte meinen Eltern erwachsen begegnen wollen, aber sie konnten es eben nicht- nicht umgekehrt.

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münchnerkindl
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 11:49

Xanny hat geschrieben:
Ich konnte meinen Eltern bisher nicht die Tochter sein, die sie gebraucht hätten, konnte ihnen in der schwierigen Zeit nicht zur Seite stehen, sie waren ja gerade mal 16, als ich geboren wurde. Ich komme mir verantwortlich vor, ihr Leben zerstört zu haben und ich möchte das wieder gut machen dürfen. Mit meiner Mutter habe ich es schon aufgegeben, sie hat mir nie verziehen, dass ich mit 11 Jahren von ihr zu meinem Vater gegangen bin und ihr in der Trennung von meinem Stiefvater nicht zur Seite gestanden habe, das haben nur meine Geschwister, ich bin das schwarze Schaf, dass sie im Stich gelassen hat. Auf diese Weise habe ich meine Mutter verloren, ich weiß nicht einmal, wie es ihr heute geht...es ist, als ob ich keine Mutter mehr hätte, dabei wohnt sie im gleichen Ort. Das möchte ich nicht auch noch bei meinem Vater so erleben, ich glaube, das würde ich nicht durchstehen.
Könnt ihr in der Therapie nicht vorrangig mal an deinen völlig verqueren Schuldgefühlen anfangen zu arbeiten?

Ich meine KEIN Kind, ist dafür zuständig die Eltern glücklich zu machen und ihnen ständig Stütze und Krücke zu sein, mit Problemen mit denen sie selbst nicht klarkommen. Im Alter, wenn sie selbst Hilfsbedürftig werden, ja, aber nicht wärend du selbst noch ein Kind bist und SIE ihr Leben nicht gebacken bekommen.

Irgendwie hast du da ganz seltsame Vorstellungen von deiner Rolle als Tochter..

Und ich glaube wenn du da dran erfolgreich arbeiten kannst, dann kannst du auch besser Abstand von deinem Vater bekommen.

Wenn du diese väterliche Liebe benötigst, kannst du dir das nicht einfach wo anders holen?

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Stöpsel
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Beitrag Di., 22.09.2009, 22:01

Hallo Xanny,
Fühle mich von meinem Therapeuten da total unter Druck gesetzt. So, er arbeitet nicht mehr mit mir, wenn ich immer noch Kontakt zum Täter habe. Er sagt zwar, dass er von menschlicher Seite verstehen kann, dass ich an meinem Vater festhalte, aber eben nicht aus therapeutischer Sicht. Und ich komme mir da schon fast erpresst vor.
Das hört sich nicht nach einer Klärung oder Herangehensweise an dieses Problem an, die ich meinte. Das hört sich für mich überhaupt nicht hilfreich und voranbringend an.
Wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich nur die Gründe, die andere haben. Ich wünsche mir so sehr ein gutes Verhältnis zu meinem Vater
Aber Du nimmst das alles so auf Deine Kappe. Für ein gutes Verhältnis zueinander sind BEIDE beteiligte Personen verantwortlich. So jagst Du eher einem Phantom hinterher.
Der Kopf weiß das, aber das Herz sagt etwas anderes. Mein größter Wunsch ist, von meinem Vater mal väterlich in den Arm genommen zu werden, vielleicht auch eine Entschuldigung, für das, was er mir angetan hat.
Wie gesagt, Du jagst da einem Phantom hinterher, vergessend, daß erstmal andere Personen (hier: Dein Vater) ihren Beitrag dafür leisten müssen, daß das Verhältnis besser wird.
Fakt ist allerdings, dass jede Begegnung mit ihm in mir alte Geschichten hochwühlt und ich mir von meinem Therapeuten schon gewünscht hätte, da ein Handwerkszeug an die Hand zu kriegen, wie ich damit klarkomme...
Ich glaube, solches Handwerkszeug gibt es nicht. Solange Du nicht bereit bist, von anderen Menschen was einzufordern (in dem Fall Deinem Vater), wird da sicher immer wieder was hochkommen. Einfach weil selbstverständliche Dinge von anderen einzufordern so etwas wie ein Selbstschutz ist, den man braucht, um mit manchen Situationen umgehen zu können (hoffe, es ist verständlich, was ich meine, denn ich finde das einen wichtigen Punkt). Und wenn der fehlt...
Wo ist die Wut Deinem Vater gegenüber, daß er Dir die Dinge angetan hat?
Aber das Kind in mir fühlt sich immer noch verantwortlich, hat noch Bedürfnisse und möchte geliebt werden. Es ist ja nicht so, dass ich keine Bestätigung erfahre, ich habe schon sehr sehr liebe Menschen um mich rum, aber mir fehlen die Eltern, die Geborgenheit, die Gewissheit, jederzeit jemanden um mich zu haben, der für mich da ist. Ich bin ja alt genug und könne darauf verzichten, aber das klappt nicht.
Ich denke, Du mußt erstmal alleine mit Dir klarkommen, Dich alleine liebhaben und nicht diesem Phantom hinterherjagen, dann wirst Du die Geborgenheit auch eher aus Deinem Umfeld bekommen und die Selbstliebe geht leichter. Und Du kannst auf dieses Phantom verzichten.
Ich konnte meinen Eltern bisher nicht die Tochter sein, die sie gebraucht hätten, konnte ihnen in der schwierigen Zeit nicht zur Seite stehen, sie waren ja gerade mal 16, als ich geboren wurde. Ich komme mir verantwortlich vor, ihr Leben zerstört zu haben und ich möchte das wieder gut machen dürfen.
Also hier von mir ein ganz entschiedenes: DU bist das Kind, Deine Eltern waren und sind selbst verantwortlich für ihr Glück im Leben!!! Schuldgefühle von Deiner Seite sind da absolut unangebracht.
Mit meiner Mutter habe ich es schon aufgegeben, sie hat mir nie verziehen, dass ich mit 11 Jahren von ihr zu meinem Vater gegangen bin und ihr in der Trennung von meinem Stiefvater nicht zur Seite gestanden habe, das haben nur meine Geschwister, ich bin das schwarze Schaf, dass sie im Stich gelassen hat. Auf diese Weise habe ich meine Mutter verloren, ich weiß nicht einmal, wie es ihr heute geht...es ist, als ob ich keine Mutter mehr hätte, dabei wohnt sie im gleichen Ort. Das möchte ich nicht auch noch bei meinem Vater so erleben, ich glaube, das würde ich nicht durchstehen.
Das ist die Sache Deiner Mutter, daß sie Dich zum schwarzen Schaf macht. Ich schätze mal, aus einer Bequemlichkeit heraus. Es ist das Problem Deiner Mutter, daß ihr heute keinen Kontakt mehr habt. Den Schuh darfst Du Dir da gar nicht anziehen. Du hast da gar keine Schuld!!!!!!!!!!!!!! Es ist die Sache Deiner Mutter, daß sie die Situation so sieht! Sie hätte jederzeit die Möglichkeit, ihre Sichtweise zu ändern!!! Und in dem Sinne finde ich es unangebracht, daraus eine Umgehensweise mit Deinem Vater abzuleiten.
münchnerkindl hat geschrieben:Könnt ihr in der Therapie nicht vorrangig mal an deinen völlig verqueren Schuldgefühlen anfangen zu arbeiten?
Kann dem, wie dem Rest von münchnerkindl, nur absolut zustimmen! Mir ist es ein Rätsel, daß der Therapeut das nicht aufgreift...

Viele Grüße

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Xanny
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Beitrag Di., 22.09.2009, 22:32

Stöpsel hat geschrieben: Wo ist die Wut Deinem Vater gegenüber, daß er Dir die Dinge angetan hat?
Ich empfinde keine Wut. Ich bin auch nicht sauer oder böse auf ihn, ich will nur wissen, warum und wie wir damit umgehen sollen. Und ich möchte eine neue Chance, auch um zu zeigen, dass er durchaus stolz auf mich sein kann, das ich nicht so ein arsch bin, für das er mich lange Zeit gehalten hat.
Aber ich kann nicht alles haben, Freunde, die Verständnis zeigen, einen Therapeuten, der mich unterstützt in Dingen, die für ihn unverständlich sind. Mein Umfeld macht mir schon jetzt die Hölle heiß, mich von meinem Vater zu trennen und mit der Therapie weiterzumachen. Wenn das alles so einfach wäre. Ich habe jahrelang darauf gewartet, die Situation mit meinem Vater ins Reine zu bringen, diese Chance kann ich mir doch jetzt nicht entgehen lassen.

Vielleicht müssen nur einige Dinge offen angesprochen werden, damit ein Neuanfang möglich ist. Aber scheinbar gönnt mir das auch niemand, Freunde nicht, Therapeut nicht... Egal, wie ich mich entscheide, die Konsequenzen muss ich alleine tragen.
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.09.2009, 22:43

Xanny hat geschrieben: Ich habe jahrelang darauf gewartet, die Situation mit meinem Vater ins Reine zu bringen, diese Chance kann ich mir doch jetzt nicht entgehen lassen.
Und evtl wirst du noch eine weitere Million Jahre warten müssen...

Sorry, aber evtl sind das einfach Wunschfantasien die NIE in Erfüllung gehen werden.. So wie in mitten in der Sahara drauf zu warten, daß es regnet...

Willst du dein Leben mit nutzlosem Hoffen verschwenden?

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Stöpsel
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Beitrag Di., 22.09.2009, 22:51

Hallo Xanny,

schade, daß Du zu dem Thema Schuldgefühle und Einfordern von Dingen von anderen nichts geschrieben hast... Nicht wegen mir, sondern weil ich denke, daß da der Knackpunkt bei Dir liegt...
Aber scheinbar gönnt mir das auch niemand, Freunde nicht, Therapeut nicht...
Ich glaube nicht, daß das was mit nicht-gönnen zu tun hat.

Viele Grüße

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Xanny
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 06:45

Schuldgefühle plagen mich schon seit Jahren, das hat auch in der Therapie seinen Stellenwert gehabt,aber ich habe diese Gefühle noch nicht abschütteln können. Vielleicht auch, weil sie mir von allen Seiten eingeredet wurden. Von meiner Mutter, aber auch von meinem Vater. Für meine Geburt kann ich wohl nichts, und auch für die ersten Jahre kann man mich nicht verantwortlich machen. Aber später, da liegt der Knackpunkt. Als Jugendliche hätte ich vielleicht mehr da sein sollen, auch für meine Eltern. Nicht einfach meiner Mutter den Rücken zukehren, einige Jahre später meinem Vater...einfach in dem Glauben, ich bräuchte sie nicht mehr. Dieser Glauben war aber falsch. Und genau dieses sich-umdrehen-und-einfach-gehen hat mir diese Schwierigkeiten gebracht. Man macht den gleichen Fehler doch nicht mehrmals. Sollte ich nochmal einfach gehen und alles hinter mir lassen? Und dann wieder jahrelang darunter leiden, dass ich evtl. die falsche Entscheidung getroffen habe?
Es ist einfach so schwer. Jemandem zu sagen, dass er einem nicht gut tut. Zumindest für mich. Anderen mag das ja einfacher erscheinen. Habs grad gestern so erlebt. Aber ich bin auch bereit, auf alles zu verzichten, meine Freunde, meine Hobbies...wenn ich nur nicht nochmal den gleichen Fehler mache, wie vor 15-20 Jahren.
Man soll doch auch Vater und Mutter ehren. Ich kann doch nicht einfach sagen, ich will euch als Eltern nicht mehr. Meine Mutter hat mir vor etlichen Jahren mal gesagt, sie habe keine mütterlichen Gefühle zu mir, wir könnten höchstens Freunde werden. Das hat mich so tief getroffen. Hätte ich damals nicht die Entscheidung gefällt, zu meinem Vater zu gehen, vielleicht hätten sich ihre Gefühle geändert, wenn ich ihr eine Chance gegeben hätte.
Alle Menschen, die ich in meinem Umfeld habe, werden durch mich unglücklich gemacht, von mir enttäuscht. Mein Freund sagte mir gestern, er sei sauer, weil er so viel Zeit in mich investiert hätte und ich nicht die richtigen Entscheidungen treffe. Für alle anderen ist also alles klar. Vater abschreiben, dann wirds auch was mit der Freundschaft. Ansonsten:sieh zu, wie Du klarkommst. Ich habe in meinem Leben schon so viele Menschen verloren. Viele, die mir ans Herz gewachsen sind, die ich über alles geliebt habe. Und viele dieser Menschen fehlen mir seit Jahren, weil ich damals einfach gegangen bin. Umgedreht, aus der Tür gegangen, alles hinter mir gelassen. Ich frage mich manchmal, wie mein Leben aussehen würde, wenn ich noch bei meiner Familie wäre. Wäre ich immer noch der Sündenbock, oder hätte ich irgendwann die Chance, akzeptiert zu werden?
Ich habe letztes Jahr mal mit meiner Oma telefoniert, die ich auch seit 20 Jahren nicht mehr gesehen habe. Und sofort fühlte ich mich wieder wie das kleine Kind, das ungezogene Mädchen, was die Familie zerbrochen hat, nicht für die Familie da war... Klar, sie alle leben noch und ihnen gehts wohl auch ganz gut.Doch es sind viele Jahre vergangen, diese Menschen sind mir mittlerweile völlig fremd geworden. Ich erkenne sie nicht. Und statt einfach der Wiedersehensfreude zu fröhnen, wird mit Anklagungen um sich geworfen, warum habe ich damals dies und das getan, warum, wieso, jetzt siehst Du, was Du davon hast. Dir hätte es so gut gehen können... All solche Dinge musste ich mir anhören. Hätte, müsste, sollte....kann ich nicht mehr hören.

Ich hab alles versucht, habe Therapie gemacht, war in der Klinik, zu Lasten meiner Kinder und Freunde und ich habe es nicht geschafft. Versagt, obwohl ich es zumindest versucht habe. Ich hätte als einzige die Chance gehabt, alles wieder zusammenzubringen. Aber das habe ich nicht geschafft. Und nun sind alle sauer, Freunde, Therapeut, alles ist jetzt zerbrochen und ich habe es wieder nicht geschafft, die Aufgaben zu erledigen, die mir das Leben aufgegeben hat.

Nun stehe ich wieder am Anfang, wie vor 20 Jahren, allein, ohne Perspektive, ohne Freunde...und meine Kraft ist aufgebraucht. Es tut zwar weh, aber ich kann mir einfach nicht mehr über alles und jeden Gedanken machen. Ich kann einfach nicht mehr, und ich will auch nicht. Dann wird mein Leben so zuende gehen, wie es begonnen hat. Und noch mehr Schuldgefühle werden auf mir lasten, weil ich jetzt noch einige Menschen mehr auf meinem Gewissen habe.
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candle
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 06:54

Na dann Viel Glück auf Deinem märtyrerischen Weg.

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stern
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 08:57

Und nun sind alle sauer, Freunde, Therapeut, alles ist jetzt zerbrochen und ich habe es wieder nicht geschafft, die Aufgaben zu erledigen, die mir das Leben aufgegeben hat.
Ach, wirklich sauer ist da wohl niemand. Es ist ja dein Leben, das anderen im Prinzip egal sein könnte. Das ist es aber anscheinend nicht jedem... und die macht es vielleicht hilflos und ärgerlich zugleich, zusehen zu müssen, wie du vor die Hunde gehst, indem du dich an illusionäre Hoffnungen klammerst... weil du ihnen etwas bedeutest.

Nichtsdestotrotz sehe ich es so, dass ich auch keine Entscheidung treffen würde, hinter der ich nicht stehe. In dem Punkt verstehe ich dich also schon. Nur was, wenn du sich die Gefühle und Vorwurfsorgien deiner Familie dir gegenüber nicht ändern, obwohl du dich bis zur Selbstaufgabe unterwirfst und sie zukünftig nach Strich und Faden ehrst? Diese Gefahr sieht vielleicht dein Freund. Und dein Therapeut kann vielleicht vor diesem Hintergrund (aus vielen Erfahrungswerten... und die gibbet) auch die therapeutische Seite abschätzen... z.B. wie es in dem Fall um deine Heilungschance bestellt wäre, und wie schädlich dann eine Traumatherapie im eigentlichen Sinne sein könnte, wenn du zu vielen Belastungen/Triggern ausgesetzt bist.

Liebe, die bedingungslos sein sollte, erhält man auch nicht dadurch, indem man möglichst in jeder Hinsicht so lebt, wie andere einen haben wollen. Das wäre keine bedingslose Liebe mehr. Und ich kann am wenigsten abschätzen, inwieweit deine Familie zur bedingungslosen Liebe fähig ist... wohl solange nicht, wie sie einen Schuldigen für ihr armseeliges Leben benötigen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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Stöpsel
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 10:57

Aber ich bin auch bereit, auf alles zu verzichten, meine Freunde, meine Hobbies...wenn ich nur nicht nochmal den gleichen Fehler mache, wie vor 15-20 Jahren.
Ja, da liegt auch so ein Knackpunkt. Du bist bereit auf alles zu verzichten. Mein Gott, aber so KANN man doch nicht glücklich werden. Weil Du dann auf alles verzichtest, wodurch Du aus eigener Kraft glücklich werden kannst. Stattdessen machst Du all Dein Glück ausschließlich davon abhängig, daß Du zu Deiner Familie wieder ein gutes Verhältnis hast. Nur wie oben geschrieben gehört da auch die andere Seite dazu, die auf Dich zukommen muß. Wie siehst Du denn das, was ich Dir oben mit Deiner Mutter schrieb? Daß SIE es in der Hand hat, wie Euer Verhälntis ist?
Ich habe in meinem Leben schon so viele Menschen verloren. Viele, die mir ans Herz gewachsen sind, die ich über alles geliebt habe. Und viele dieser Menschen fehlen mir seit Jahren, weil ich damals einfach gegangen bin. Umgedreht, aus der Tür gegangen, alles hinter mir gelassen.
Welche MEnschen meinst Du? Familie oder außerhalb der Familie? Wie kam es, daß Du diese MEnschen geliebt hast und Du sie trotzdem verloren hast? Daß Du sie geliebt hast und trotzdem gegangen bist?
Ich hab alles versucht, habe Therapie gemacht, war in der Klinik, zu Lasten meiner Kinder und Freunde und ich habe es nicht geschafft. Versagt, obwohl ich es zumindest versucht habe.
Wenn ein Ziel von Dir ist, eine heile Familie zu haben und das mit Therapie und Freunden erreichen willst, ja, so gesehen hast Du dann versagt. WEil es nicht möglich ist, eine heile FAmilie zu haben, wenn die Familie nicht das ihrige dazu tut. Daß dieses Unmögliche überhaupt ein Ziel von Dir ist, entspringt Deinen Schuldgefühlen. Du schriebst, Du wärst die Schuldgefühle nicht losgeworden, obwohl Du es versucht hast. Nur die Schuldgefühle lösen sich nicht von selbst in Luft auf, es reicht nicht, drüber zu reden, man muß auch was dafür tun. An der Stelle kannst Du was TUN.
Und Du kannst so viel tun: Deine Ziele anders formulieren (denn man kann auch anders glücklich werden), Dich nicht einfach mehr vor den Karren Deiner Familie spannen lassen. Nicht mehr nach den Spielregeln Deiner Familie spielen. Eine andere Einstellung bei dir überhaupt zulassen. Das ist alles, was Du dafür tun mußt, die Schuldgefühle loszuwerden.
Ich hätte als einzige die Chance gehabt, alles wieder zusammenzubringen. Aber das habe ich nicht geschafft. Und nun sind alle sauer, Freunde, Therapeut, alles ist jetzt zerbrochen und ich habe es wieder nicht geschafft, die Aufgaben zu erledigen, die mir das Leben aufgegeben hat.
Wie kommst Du drauf, daß DAS Deine Aufgabe ist? Merkst Du nicht, daß Dir das (über Deine Schuldgefühle) auch eingeredet wurde?

Du gibst den Schuldgefühlen so viel Raum, richtest all Dein Handeln danach aus. Damit erhältst Du Deine Schuldgefühle am Leben. Du sagst, Du hast versucht, diese Schuldgefühle loszuwerden, aber was konkret hast Du dafür GETAN? (in eine Therapie/Klinik gehen und dort darüber reden ist nicht die Art tun, die ich meine. Denn die Dinge tun mußt Du schon selber, s. oben). Denn so sagst Du zwar, Du willst die Schuldgefühle lossein, aber tust nichts dafür. Siehst Du den Widerspruch?
Du entscheidest Dich aktiv dafür, nichts zu tun, Du entscheidest Dich immer wieder aufs neue dazu. Du hast aber auch jeden Tag aufs neue die Chance, Dich anders zu entscheiden. An der Stelle bist Du nicht das Opfer, mit dem etwas passiert, sondern Du hast es selbst in der Hand, in welche Richtung es weitergeht.

Viele Grüße

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Xanny
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 11:31

stern hat geschrieben:weil du ihnen etwas bedeutest.
Genau daran zweifel ich. Ich bedeute ihnen nur etwas, wenn ich ihre Entscheidungen durchsetzte. Ich werde da als Mensch mit Bedürfnissen und Gefühlen nicht wahrgenommen. "Wir haben Dich nur lieb und sind für Dich da, wenn Du nicht mehr mit Deinem Vater redest." Aber die Hintergründe, die Hoffnungen, die Hilflosigkeit meiner Person, mein Bestreben, mit meinen Entscheidungen glücklich zu sein, ist hier nicht von Bedeutung. "Tu, was wir Dir sagen oder verrecke!"
stern hat geschrieben: Nur was, wenn du sich die Gefühle und Vorwurfsorgien deiner Familie dir gegenüber nicht ändern, obwohl du dich bis zur Selbstaufgabe unterwirfst und sie zukünftig nach Strich und Faden ehrst?
Vielleicht habe ich das immer noch nicht begriffen, oder noch nicht schmerzlich genug erfahren. Warum glaubt mir denn niemand, dass Menschen eine zweite Chance verdient haben?
Das es mir ein grundlegendes Bedürfnis ist, zur Zeit. Das ich klammere, weil ich nach etwas suche, das ich glaube, auf diesem Wege zu finden. Warum lassen mich andere nicht auf die Schnauze fallen, warum bin ich jetzt gleich ein schlechter Mensch, nur weil ich meine Einstellung nicht von anderen abhängig machen möchte?

Die Sache mit meinem guten Freund tut mir sehr, sehr weh und ich weiß auch nicht mehr, wie das zu retten ist, ob es überhaupt noch sinnvoll ist. Vielleicht habe ich mir in all den Jahren, die wir uns kennen auch etwas vorgemacht. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, er war immer da. Und nun wird mir vorgeworfen, wie oft er für mich da war, nur weil ich noch mit meinem Vater spreche. Wie viel Kraft es gekostet hat, das ich meine Freundschaften nur darauf aufbaue, dass andere mich aus der scheiße ziehen. Das ist einfach nicht fair. Das hat mich so tief getroffen. Ich habe niemanden ausgenutzt, ich wollte niemanden verletzten. Ich bin dankbar, für jede Minute, die ich mit ihm erleben durfte. Dankbar für jedes gute Wort, jeden Anruf, jede Begegnung. Aber das, was da jetzt passiert ist..."du kriegst den Lolli nicht, wenn Du nicht dein Zimmer aufräumst..." Ich habe das auch nicht verdient, weil ich auch an der Freundschaft gearbeitet habe und auch da war. Vielleicht nicht im selben Rahmen, ok. Aber ich bin doch kein egoistisches Monster, was sich überall holt, was es kriegen kann. Nein, das bin ich nicht.
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Xanny
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 11:37

Stöpsel hat geschrieben: Wie siehst Du denn das, was ich Dir oben mit Deiner Mutter schrieb? Daß SIE es in der Hand hat, wie Euer Verhälntis ist?
Die Sache mit meiner Mutter ist abgeschrieben. Ich werde ihr wohl nur noch begegnen, wenn ich sie zu Grabe tragen werde. Damit habe ich mich abgefunden. Aber dass auch mein Vater jetzt hin und wieder nach mir fragt, heißt doch auch, dass er versuchen möchte, einigermaßen wieder eine Beziehung aufzubauen und das braucht nun mal auch seine Zeit. Und ob das alles gut geht, das wird sich zeigen. Vielleicht ist es ja wirklich so, dass ich in einem oder zwei Jahren merke, dass dieser Kontakt mir nichts bringt. Aber dann ist es doch an mir, dies zu bemerken und zu handeln, das kann ich mir doch nicht von anderen vorschreiben lassen.
Stöpsel hat geschrieben: Welche MEnschen meinst Du? Familie oder außerhalb der Familie? Wie kam es, daß Du diese MEnschen geliebt hast und Du sie trotzdem verloren hast? Daß Du sie geliebt hast und trotzdem gegangen bist?
Beides, Freunde und Familie. Und ich habe diese Menschen verloren, weil ich damals auch auf jemanden gehört habe, auf meinen Exmann, der mir eingetrichtert hat, diese Familie, diese Menschen seien nicht gut für mich. Und ich durfte da nicht selber entscheiden. Es wurde beschlossen, die sind nicht gut, mit denen darfst Du keinen Kontakt haben. Bumms und ich habs hingenommen.
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Beitrag Mi., 23.09.2009, 11:58

Hallo Xanny,

nur grade dazu, hab eigentlich grad keine ZEit mehr:
Die Sache mit meiner Mutter ist abgeschrieben.
Na ja, insofern wohl noch nicht abgeschrieben, daß DU das, was mit ihr passiert ist, heranziehst als BEgründung dafür, daß es so mit deinem VAter auf gar keinen Fall laufen soll. UNd aus dem Grund wäre das mit Deiner Mutter halt doch nochmal zu überdenken.

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