Hallo Xanny,
Fühle mich von meinem Therapeuten da total unter Druck gesetzt. So, er arbeitet nicht mehr mit mir, wenn ich immer noch Kontakt zum Täter habe. Er sagt zwar, dass er von menschlicher Seite verstehen kann, dass ich an meinem Vater festhalte, aber eben nicht aus therapeutischer Sicht. Und ich komme mir da schon fast erpresst vor.
Das hört sich nicht nach einer Klärung oder Herangehensweise an dieses Problem an, die ich meinte. Das hört sich für mich überhaupt nicht hilfreich und voranbringend an.
Wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich nur die Gründe, die andere haben. Ich wünsche mir so sehr ein gutes Verhältnis zu meinem Vater
Aber Du nimmst das alles so auf Deine Kappe. Für ein gutes Verhältnis zueinander sind BEIDE beteiligte Personen verantwortlich. So jagst Du eher einem Phantom hinterher.
Der Kopf weiß das, aber das Herz sagt etwas anderes. Mein größter Wunsch ist, von meinem Vater mal väterlich in den Arm genommen zu werden, vielleicht auch eine Entschuldigung, für das, was er mir angetan hat.
Wie gesagt, Du jagst da einem Phantom hinterher, vergessend, daß erstmal andere Personen (hier: Dein Vater) ihren Beitrag dafür leisten müssen, daß das Verhältnis besser wird.
Fakt ist allerdings, dass jede Begegnung mit ihm in mir alte Geschichten hochwühlt und ich mir von meinem Therapeuten schon gewünscht hätte, da ein Handwerkszeug an die Hand zu kriegen, wie ich damit klarkomme...
Ich glaube, solches Handwerkszeug gibt es nicht. Solange Du nicht bereit bist, von anderen Menschen was einzufordern (in dem Fall Deinem Vater), wird da sicher immer wieder was hochkommen. Einfach weil selbstverständliche Dinge von anderen einzufordern so etwas wie ein Selbstschutz ist, den man braucht, um mit manchen Situationen umgehen zu können (hoffe, es ist verständlich, was ich meine, denn ich finde das einen wichtigen Punkt). Und wenn der fehlt...
Wo ist die Wut Deinem Vater gegenüber, daß er Dir die Dinge angetan hat?
Aber das Kind in mir fühlt sich immer noch verantwortlich, hat noch Bedürfnisse und möchte geliebt werden. Es ist ja nicht so, dass ich keine Bestätigung erfahre, ich habe schon sehr sehr liebe Menschen um mich rum, aber mir fehlen die Eltern, die Geborgenheit, die Gewissheit, jederzeit jemanden um mich zu haben, der für mich da ist. Ich bin ja alt genug und könne darauf verzichten, aber das klappt nicht.
Ich denke, Du mußt erstmal alleine mit Dir klarkommen, Dich alleine liebhaben und nicht diesem Phantom hinterherjagen, dann wirst Du die Geborgenheit auch eher aus Deinem Umfeld bekommen und die Selbstliebe geht leichter. Und Du kannst auf dieses Phantom verzichten.
Ich konnte meinen Eltern bisher nicht die Tochter sein, die sie gebraucht hätten, konnte ihnen in der schwierigen Zeit nicht zur Seite stehen, sie waren ja gerade mal 16, als ich geboren wurde. Ich komme mir verantwortlich vor, ihr Leben zerstört zu haben und ich möchte das wieder gut machen dürfen.
Also hier von mir ein ganz entschiedenes:
DU bist das Kind, Deine Eltern waren und sind selbst verantwortlich für ihr Glück im Leben!!! Schuldgefühle von Deiner Seite sind da absolut unangebracht.
Mit meiner Mutter habe ich es schon aufgegeben, sie hat mir nie verziehen, dass ich mit 11 Jahren von ihr zu meinem Vater gegangen bin und ihr in der Trennung von meinem Stiefvater nicht zur Seite gestanden habe, das haben nur meine Geschwister, ich bin das schwarze Schaf, dass sie im Stich gelassen hat. Auf diese Weise habe ich meine Mutter verloren, ich weiß nicht einmal, wie es ihr heute geht...es ist, als ob ich keine Mutter mehr hätte, dabei wohnt sie im gleichen Ort. Das möchte ich nicht auch noch bei meinem Vater so erleben, ich glaube, das würde ich nicht durchstehen.
Das ist die Sache Deiner Mutter, daß sie Dich zum schwarzen Schaf macht. Ich schätze mal, aus einer Bequemlichkeit heraus. Es ist das Problem Deiner Mutter, daß ihr heute keinen Kontakt mehr habt. Den Schuh darfst Du Dir da gar nicht anziehen. Du hast da gar keine Schuld!!!!!!!!!!!!!! Es ist die Sache Deiner Mutter, daß sie die Situation so sieht! Sie hätte jederzeit die Möglichkeit, ihre Sichtweise zu ändern!!! Und in dem Sinne finde ich es unangebracht, daraus eine Umgehensweise mit Deinem Vater abzuleiten.
münchnerkindl hat geschrieben:Könnt ihr in der Therapie nicht vorrangig mal an deinen völlig verqueren Schuldgefühlen anfangen zu arbeiten?
Kann dem, wie dem Rest von münchnerkindl, nur absolut zustimmen! Mir ist es ein Rätsel, daß der Therapeut das nicht aufgreift...
Viele Grüße