Die Arbeit mit dem inneren Kind

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lovely25
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Beitrag Di., 30.06.2009, 16:24

habe aufgrund meiner adoption auch lange die übung mit dem inneren kind machen müssen, anfangs fand ich es furchtbar, dann hab ich stundenlang geweint und heute mach ich das nur noch ganz selten und es ist wunderschön für mich. alles liebe
Hoffnung ist nicht die Gewissheit, dass etwas gut ausgeht, sondern das alles Sinn macht egal wie es ausgeht!

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Laura13
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Beitrag Di., 30.06.2009, 19:21

Liebe Aditi,
wer sagt denn das, dass du das solltest? müsstest? ect. entsteht nicht genau dadurch ein ungalublicher druck und stress: ich sollte, kann aber nicht.

Genau, da hast du recht! Es ist auch nicht so, dass mein Thera mich zu irgendetwas zwingt. Es ist eben nur das ZIEL, dass ich das irgendwann mal kann, weil es eben auch gut für mich wäre....den Druck, dass ich das können will und es noch nicht geht, mache ich mir selbst....stimmt.
plötzlich spürte ich nämlich, jetzt könnte ich ihr alles sagen, sie alles fragen. muß der mensch erst tod sein, damit die eigene angst "stirbt". in mir tobte, wütete, weinte, schmerzte es.
DAS kenne ich mittlerweile auch. Ich wäre erst heute so weit, mit meinen Eltern zu reden...und nun geht es nicht mehr...
ich habe gut gelernt, haltung zu bewahren. meine gefühle zu managen. ich habe angst in gegenwart anderer meine gefühle zu spüren und zu zeigen - um nicht missbraucht zu werden. d.h. dass der andere meine gefühle für sich missbraucht. meine angst, von den gefühlen überflutet zu werden; dass sie so intensiv werden, dass ich mich so geschwächt fühle und mich nicht mehr wehren kann ist sehr sehr groß. wenn ich haltung bewahre, meine gefühle unter kontrolle habe, kommt niemand auf die idee, mich trösten zu wollen. das ist doch ein geniales überlebensmuster.
Hab ich mein ganzes Leben bisher auch so praktiziert....
und dass es vollkommen ok ist, wenn ich diese art des schutzes noch brauche. ich spüre ja bereits selber wie er langsam zu bröckeln beginnt.

Ja, das höre ich auch oft...es ist völlig okay so, es braucht Zeit und wenn die Seele so weit ist, dann wird es sich ändern....
mir hilft es, wenn ich merke, dass mein verhalten "normal" ist. dass ich nichts sollte und müsste.
Mein Thera sagt das auch zu mir, ICH will wohl einfach zu schnell zu viel.....ich tue mir somit selbst Gewalt an....

Danke für dein Posting....es regt mich sehr zum Nachdenken an. Es ist auch irgendwie tröstlich zu erkennen, dass es anderen, die wohl Ähnliches erlebt haben offenbar auch ähnlich geht....ist dann wohl auch "normal" und das tröstet mich jetzt. Danke, Aditi.

Liebe Grüße
Laura
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Laura13
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Beitrag So., 05.07.2009, 23:40

Da ist es wieder das kleine hilflose Mädchen.
Da steht sie - ihm gegenüber und kann sich nicht wehren.
Sie ist wie erstarrt. Kann nicht Stopp und nicht Nein sagen.

Sie ist doch selbst schuld, wenn sie sich nicht wehrt, oder?
Manchmal hat sie versucht sich zu wehren...hat aber nichts geholfen...die anderen waren immer viel stärker....

Angst, Schuld, Panik, Unruhe, Herzrasen, Bilder und Alpträume....das ist es wieder...das kleine Mädchen.
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montagne
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Beitrag Mo., 06.07.2009, 11:47

Sie ist doch selbst schuld, wenn sie sich nicht wehrt, oder?
Es ist etwas ganz schreckliches. Ich kenne es von mir auch, denke auch.. es ist doch meine Schuld, das es alles passiert ist, ich hätte mich ja wehren können.

Aber ich denke, man sollte sich immer wieder klar machen, das diese gefühle zum Trauma dazu gehören. und auch, das es eben nicht stimmt.
was würde man tun, wenn man ein echtes kleines Kind vor sich hätte, das diese shclimmen Dinge erleiden musste. Man würde ihm doch sofort sagen, das es niemals vergessen soll, das es nicht Schuld ist. man würde es in den Arm nehmen und trösten.
Und ich dneke so sollte man mit sich auch umgehen.
Ist schon sehr schwer, aber...

Meine Therapeutin sagt dazu (und da hat sie wohl recht), das es eine ungeheure Aggression gegen sich selbst ist, diese Schuld- und Schamgefühle. Das man sich slebst damit verletzt.
amor fati

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Laura13
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Beitrag Mi., 08.07.2009, 16:35

Liebe Vallee,

ja, ich habe das schon in einem anderen Thread geschrieben: Ich bin noch zu sehr in der kindlichen Opfer-Rolle gefangen, mit allem, was dazu gehört...Schuld-und Schamgefühle, Angst, Verrätergefühle, Klein-reden des Geschehenen, Schuldzuweisungen an sich selbst (vielleicht war die Hose doch zu kurz...usw...).

Ich denke, ich muss vor allem erstmal dort ansetzen und lernen mich wirklich zu wehren.
Ich weiß nur nicht, wie ich das machen soll. Nach außen hin kann ich dann schon die Übungen mit meinem Thera machen, um mich wehren zu können und ich kann mir auch einreden, dass ich keine Schuld habe, aber ich "spüre" es nicht so. Ich spüre es anders, verstehst du?
Es sind immer diese Zweifel da...."du bist schon schuld..."..."hättest du dieses oder jenes getan oder nicht getan..."...warum hast du dich nicht gewehrt?"...und vor allem fühlte ich mich in dieser traumatisierenden Situation vor ein paar Tagen wieder so klein...ich habe mich als Kind gefühlt in dem Moment und hatte gar nicht die Idee, dass ich mich wehren könnte...

Das ist so lächerlich.

Danke für deine Antwort.
Laura
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montagne
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Beitrag Mi., 08.07.2009, 17:27

Liebe Laura.
ich kann mir auch einreden, dass ich keine Schuld habe, aber ich "spüre" es nicht so. Ich spüre es anders, verstehst du?
Oh Gott ja.
Es geht mir doch genau so. Ich habe das Gefühl ich bin zu schwach, ein Schwächling halt, weil ich mich nicht gewehrt habe und weil ich jetzt darunter leide. Und dumm bin ich auch, denn als Erwachsene ist mir etwas Schlimmes passiert und ich glaube, ich hätte es verhindern können. Ich bin selbst Schuld, das es mir passiert ist.
Aber dann weider denke ich: Nein, nein, nein. Ich sage mir ganz bewusst, wie würde ich reagieren, wenn ich so ein kleines Kind vor mir hätte oder eine junge Frau, die mir erzählt was ihr Schlimmes wiederfahren ist.
Ich würde sicher Trost spenden wollen, Hilfe anbieten und Mitgefühl haben.
Nie im Leben käme ich darauf zu denken oder zu sagen. Selbst Schuld. Schäm dich was.

Meine Therapeutin formuliert solche, meine Gedanken, sie sagt es dann in einem sehr abwertenden und arroganten Tonfall: Du bist selbst Schuld. Du bist Schwach, warst wieder mal nicht stark genug, nicht gut genug. Usw.
Und dann spüre ich sehr deutlich wie hundsgemein es ist, was ich mir selbst antue mit solchen Gedanken und versuche dazu innerlich ganz deutlich nein zu sagen. So deutlich und auch ärgerlich wie man es zu einem anderen sagen würde, der sich so gemein aufführt.

Ich denke wirklich man muss sich das immer wieder so bewusst sagen, das solche Gedanken mit zur "Störung" gehören und sie Schritt für Schritt dyston machen und verschwinden lassen und durch etwas Wohlwollendes ersetzen.

Ja es ist so schwer und zäh und ach..
Aber Aufgeben denke ich ist absolut keine Option. Denn das Schlimmste hat man eh hinter sich. hey wir haben überlebt! Und trotz allem meistern wir unser Leben doch.
amor fati

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Laura13
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Beitrag Mi., 08.07.2009, 17:33

Hallo Vallee,
Ja es ist so schwer und zäh und ach..
Aber Aufgeben denke ich ist absolut keine Option. Denn das Schlimmste hat man eh hinter sich. hey wir haben überlebt! Und trotz allem meistern wir unser Leben doch.
Genau so ist es. Danke für deine Worte. Du hast mir eben sehr geholfen damit.
Und mein Thera hat es ähnlich formuliert: Sie sind kein Opfer mehr, Sie sind Überlebende!

Auch, wenn ich mich noch nicht so fühle, aber es IST so.

Laura
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Aditi
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Beitrag Do., 09.07.2009, 16:42

ich habe bei mir festgestellt, dass, immer wenn es mir nicht gut geht, ich mich in der opferhaltung befinde. es braucht ganz viel achtsamkeit und bewusstheit. wenn diese verwirrung z.b. in der therapie aufgelöst wird, indem ich erkenne, ich kann aus der opferhaltung aussteigen, ich bin dem geschehen jetzt nicht mehr hilflos ausgeliefert, ich habe wahlmöglichkeiten - dann kann die lebenserergie wieder fließen und mir geht es wieder gut.
selbstverurteilung ist auch so eine wurzel die viele probleme schafft. und wenn wir nicht mehr über andere urteilen, verurteilen wir uns selbst immer weiter. wir verurteilen uns sogar, weil wir uns selbst verurteilen. die schwierigkeit kommt aus der tatsache, dass das überleben des egos davon abhängt, dass wir uns dafür, wer wir sind, schuldig fühlen. je erfolgreicher wir anderen vergeben, desto mehr versucht das ego, dies auszugleichen, indem es uns selbst schuldgefühle empfinden lässt.

es war ein langer prozeß bis ich erkannte, dass ich mir selber nicht vergebe - mir mein so-sein nicht vergebe - und dass ich mich selber am meisten verletzte, wenn ich mich als person sofort in frage stellte. so lange ich nicht erkannte, dass ich mich mir gegenüber so verhalte, wie ich den anderen ihr verhalten mir gegenüber vorwarf, so lange bewegte ich mich im opferland.

mlg
aditi

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Aditi
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Beitrag Do., 09.07.2009, 16:59

Laura13 hat geschrieben: Es sind immer diese Zweifel da...."du bist schon schuld..."..."hättest du dieses oder jenes getan oder nicht getan..."...warum hast du dich nicht gewehrt?"...und vor allem fühlte ich mich in dieser traumatisierenden Situation vor ein paar Tagen wieder so klein...ich habe mich als Kind gefühlt in dem Moment und hatte gar nicht die Idee, dass ich mich wehren könnte...

Das ist so lächerlich.
liebe laura,
sei doch nicht so streng mit dir. das ist überhaupt nicht lächerlich. die zweifelgefühle haben einen grund. sie schützen dich, auch wenn du dies vorerst nicht sehen kannst. sie werden geringer und verschwinden, wenn die angst geringer und verschwunden ist.
zu der traumatisierenden situation vor ein paar tagen: du hattest zwar diesmal noch nicht die idee, dass du dich wehren könntest, dir ist dieser umstand zumindest bereits bewusst geworden und beim nächsten mal bist du vlt in der lage dich zu wehren. du hast diesmal gespürt, dass du dich wie ein kind gefühlt hast. ich kann mir vorstellen, dass es in deinem leben bereits öfter situationen mit grenzüberschreitungen gegeben hat und dir war nicht bewusst, dass du dich dann wie ein kind fühlst.
welch ein fortschritt. jetzt hast du das bewusstsein über die zusammenhänge und somit kann veränderung geschehen.
es ist ein weg der kleinen schritte und jeder schritt ist zu tun. es bringt nichts einige schritte auszulassen.
eigentlich solltest du dich dafür belohnen, dass du wieder eine neue erkenntnis gewonnen hast.

alles liebe
aditi

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Laura13
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Beitrag Do., 09.07.2009, 17:50

Liebe Aditi,
sei doch nicht so streng mit dir. das ist überhaupt nicht lächerlich. die zweifelgefühle haben einen grund. sie schützen dich, auch wenn du dies vorerst nicht sehen kannst. sie werden geringer und verschwinden, wenn die angst geringer und verschwunden ist.

Ja! So ist es! Es geht mir plötzlich wieder besser, es ist, als hätte sich ein Schalter umgelegt....ich bin so froh!
gespürt, dass du dich wie ein kind gefühlt hast. ich kann mir vorstellen, dass es in deinem leben bereits öfter situationen mit grenzüberschreitungen gegeben hat und dir war nicht bewusst, dass du dich dann wie ein kind fühlst.

Genauso ist es. Diesmal habe ich das alles erkannt. Jetzt erst im Nachhinein.
Ich war total in der kindlichen Opferrolle.Gefangen....der große Erwachsene und ich das Kind, das sich nicht wehren kann...SO muss es mir als Kind ergangen sein, wie grauenvoll...
welch ein fortschritt. jetzt hast du das bewusstsein über die zusammenhänge und somit kann veränderung geschehen.
So kann ich es heute auch sehen, nachdem es mir jetzt besser geht. Die körperlichen symptome und die Angstzustände und Bilder verschwunden sind oder zumindest nachgelassen haben....
es ist ein weg der kleinen schritte und jeder schritt ist zu tun. es bringt nichts einige schritte auszulassen.
...wobei ich aber riesige Angst habe, wieder in so einen zustand zu kommen...wie kann man das verhindern, wenn man fast schon reflexartig auf solche Situationen reagiert?
eigentlich solltest du dich dafür belohnen, dass du wieder eine neue erkenntnis gewonnen hast.
Diese Erkenntnis und die Freude, die ich seit heute wieder empfinden kann, das ist mir die größte Belohnung. Es ist eine Erleichterung.

Danke Aditi und dir auch alles Liebe,
Laura
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jennyfer
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Beitrag Do., 09.07.2009, 20:43

Liebe Laura

Ich habe die letzte Zeit nicht mehr in deinem Thread gelesen. Wie du weisst, hatte ich selber so einiges im meinem Kopf schwirren. Doch eines möchte ich dir gerne schreiben...

Laura13 hat geschrieben: Diese Erkenntnis und die Freude, die ich seit heute wieder empfinden kann, das ist mir die größte Belohnung. Es ist eine Erleichterung.
...und zwar, dass ich mich sehr für dich freue. Mit einer Erleichterung ist für mich auch ein tiefes Ausatmen verbunden. Ich gönne es dir von Herzen



Liebe Grüße

jennyfer
...

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Laura13
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Beitrag Mi., 22.07.2009, 07:02

Dieses Thema ist in der Therapie zur Zeit ins Stocken geraten....da etwas Aktuelles im Moment im Vordergrund steht, wie in meinem anderen Thread beschrieben.

Das hat mich bisher sehr geärgert.
Mittlerweile denke ich mir aber, dass ich durch dieses "andere aktuelle Thema" eigentlich total nah an meinen damaligen Gefühlen und Ängsten dran sein dürfte....vielleicht bin ich zur Zeit näher an meinem Inneren Kind als mir selbst bewusst ist...?

Wie auch immer.
Es wird sich irgendwann zeigen, ob das alles vielleicht sogar noch was Gutes hatte, oder ich es in etwas Gutes wandeln konnte.....

Grüße an alle,
Laura
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Laura13
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Beiträge: 643

Beitrag Di., 04.08.2009, 18:00

Es ist wieder so schlimm.
Ich fühle mich so schrecklich allein.

Alle lassen mich immer allein.
Mein Thera ist auch immer nur kurz für mich da, er lässt mich auch allein.
Und ich hab ihn doch so lieb.

Ich will nicht allein sein.
Ich will in den Arm genommen werden.

das Kind in mir
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Wildkatze
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Beitrag Do., 06.08.2009, 00:47

Laura13 hat geschrieben:Alle lassen mich immer allein.
Mein Thera ist auch immer nur kurz für mich da, er lässt mich auch allein.
Und ich hab ihn doch so lieb.
Liebe Laura,

ich kann es so gut verstehen, dieses verzweifelte Gefühl, dass meine Thera für mich so eine wichtige Person ist und ich für sie ja doch nur eine von vielen Patienten (oder Klienten?) bin.
Wenn ich nach dieser einen läppischen Stunde in der Woche gegangen bin, hat sie mich ja eh wieder vergessen bis zur nächsten Stunde.

Und ich denke ständig an sie.

Es ist wie bei meiner Mutter früher: Sie war körperlich so präsent für mich und doch so unerreichbar.

Ich fühle es so intensiv, wie sehr ich als Kind darunter gelitten habe, dass meine Mutter zwar da war, aber doch nicht wirklich für mich da war.

Genauso fühle ich mich jetzt in der Therapie.

Mein inneres Kind möchte aber endlich eine Mutter haben.
Von klein auf habe ich diese Sehnsucht in andere Menschen übertragen, aber bei niemandem war mir seinerzeit so schmerzhaft wie jetzt bei meiner Thera bewusst, dass sie keine Mutter für mich sein wird.

Also soll ich für mein inneres Kind eine gute Mutter werden.
"Oh, bitte nicht, wie soll das gehen?", frage ich mich entsetzt und weise sämtliche Annäherungsversuche meines inneren Kindes brüsk zurück.

Und zurück bleibt nur ein Loch in meiner Seele.
Ja, es ist ein Loch in meiner Seele, das eigentlich mit Liebe, Vertrauen und einem lebensfähigen Selbstwertgefühl angereichert sein müsste.
Aber da ist nichts. Das hätte in der Kindheit angelegt werden müssen; dies jetzt nachzuholen ist mir zu verworren, wo soll ich da anfangen?

Und deswegen fühle ich mich oft genauso schrecklich allein wie als Kind.
Laura13 hat geschrieben:Und ich hab ihn doch so lieb.
Hast Du Dich getraut, DAS Deinem Thera GENAU SO zu sagen?

Wäre ja mal was, aber - uff- wie riskant, wenn die Antwort so ausfällt, dass ich damit nicht umgehen kann?

Ich kann Dich sooo gut verstehen.
Unser Weg ist wohl noch lang...

Liebe Grüße

Wildkatze

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