ich habs geschafft, tapfer diesen enormen Stress durchgehalten. Aber das wars mir auch echt wert. Die Klinik war klasse. Zurück ins Leben habe ich festgestellt, dass in der Zeit meiner Abwesenheit die Bäume Blätter bekommen haben. Jetzt werde ich in der Tat erst mal die Ruhe, Sonne und Schönheit der Natur genießen.Erhol dich gut und genieß die Sonne!
Einerseits gebe ich Dir recht. Es besteht Leidensdruck. Egal warum ich eine HSP bin, ich leide. Wenn ich das Bedürfnis nach Ruhe verspüre, dann ist das so, dann ist das für mich normal.Ich denk mal,aus den ganzen Fragen und Unsicherheiten kommt man ehesten raus,wenn man aufhört,in "normal" und "unnormal" zu unterscheiden zu versuchen.(...) Als "normal" definiere ich inzwischen für mich,was meinen Gegebenheiten am meisten entspricht.Für mich ist es normal,daß ich Stille brauche und Lärm mich stresst.
Anderseits mag ich Dir widersprechen. Denn je nachdem, warum ich eine HSP bin, muss ich völlig unterschiedlich mit meiner HS umgehen. Wenn ich eine HS bin, weil ich ein "genetisch bedingtes schwaches Nervensystem" habe, dann müsste ich auf meine Grenzen achten, mich zurückziehen, wenn es zuviel wird, und für Entspannung und Ruhe sorgen. Wenn die Ursache in einer Angstproblematik liegt, dann wäre es verkehrt mich zurückzuziehen, dann müsste ich mich mit den angstauslösenden Reizen konfrontieren. Wenn die Ursache in einer Hypervigilanz liegt, dann müsste ich Erinnerungen verarbeiten, die meiner erhöhten Wachsamkeit zugrundeliegen. Wenn meine HS normal ist und ich einfach nur normal auf Lärm reagieren, dann wäre ein Umzug in eine reizarmere Umgebung ein Gedanke wert. Wenn meine HS daher rührt, dass ich nicht in der Lage bin zu entspannen, dann müsste ich Entspannungstechniken lernen, die mir helfen in mir einen Ruhepool zu finden und Außenreize auszublenden. Wenn meine HS Folge von 5 Jahren Extremstress ist, dann müsste ich zur Ruhe kommen. Wenn meine HS das Produkt der Bewertung von Außenreizen als "gefährlich" ist, dann müsste ich eine neue kognitive Bewertung lernen. ....
Von daher macht es für mich Sinn mal genauer hinzuschauen, ob ich mit dem, was für mich normal ist, auch richtig und dauerhaft hilfreich umgehe.
Was meiner HS nun zugrundeliegt, vermag ich noch nicht zu sagen. Ich bin für alle oben genannten Erklärungsansätzen offen und werde in der nächsten Zeit einiges ausprobieren.
Was mir zum jetzigen Zeitpunkt auffällt (mal gucken, wie es langfristig ist) ist: Ich habe in der Klinik erkannt, dass es meine ständige Selbstbeobachtung ist, die dazu führt, dass ich Körperschwankungen wahrnehme, die man normalerweise nicht wahrnimmt, die unbewusst verlaufen. Ich habe bzgl. meiner Körperreaktionen eine HS entwickelt, die dazu führt, dass ich mehr wahrnehme als andere Menschen. Daran wurde in der Klinik gearbeitet. Ich habe Entspannung, aufmerksamkeitsabziehende Techniken sowie Neubewertung meiner Wahrnehmungen und damit auch Verlernen meiner Angst gelernt. Stabil ist das nach zwei Wochen natürlich noch nicht, ich werde weiter dran arbeiten müssen. Interessant ist für mich bzgl. meiner HS, dass ich jetzt auch ganz anders auf Straßenlärm reagiere, viel entspannter. Das gibt mir Hoffnung, dass meine HS nicht von einem "schwachen Nervensystem" herrührt, sondern andere Ursachen hat, an denen ich aktiv arbeiten kann und lernen kann mit der HS umzugehen bzw. sie vielleicht sogar gänzlich verlernen kann.
Das kenne ich auch, so nachträgliche Gedanken wie "so schlimm, wie du es befürchtest hast, wars gar nicht" oder "hättest Du dich früher eingelassen, dann hätte sich schon früher etwas geändert". Langfristig glaube ich aber, dass man aus sowas lernt und zukünftig mutiger wird, Probleme schneller anzugehen und sich einzulassen.Wenn überhaupt,dann wohl,daß ich nicht mehr so lange zögern und mich drücken würde,durch die Tiefen durchzugehen.
Aber so im Nachhinein redet es sich da leicht...Jetzt weiß ich ja,wie`s geht und daß mir nichts passieren kann,was mir nicht längst schon geschehen ist.