Hochsensibel (HSP)

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 07:25

Hi Waldschratin,
Erhol dich gut und genieß die Sonne!
ich habs geschafft, tapfer diesen enormen Stress durchgehalten. Aber das wars mir auch echt wert. Die Klinik war klasse. Zurück ins Leben habe ich festgestellt, dass in der Zeit meiner Abwesenheit die Bäume Blätter bekommen haben. Jetzt werde ich in der Tat erst mal die Ruhe, Sonne und Schönheit der Natur genießen.
Ich denk mal,aus den ganzen Fragen und Unsicherheiten kommt man ehesten raus,wenn man aufhört,in "normal" und "unnormal" zu unterscheiden zu versuchen.(...) Als "normal" definiere ich inzwischen für mich,was meinen Gegebenheiten am meisten entspricht.Für mich ist es normal,daß ich Stille brauche und Lärm mich stresst.
Einerseits gebe ich Dir recht. Es besteht Leidensdruck. Egal warum ich eine HSP bin, ich leide. Wenn ich das Bedürfnis nach Ruhe verspüre, dann ist das so, dann ist das für mich normal.

Anderseits mag ich Dir widersprechen. Denn je nachdem, warum ich eine HSP bin, muss ich völlig unterschiedlich mit meiner HS umgehen. Wenn ich eine HS bin, weil ich ein "genetisch bedingtes schwaches Nervensystem" habe, dann müsste ich auf meine Grenzen achten, mich zurückziehen, wenn es zuviel wird, und für Entspannung und Ruhe sorgen. Wenn die Ursache in einer Angstproblematik liegt, dann wäre es verkehrt mich zurückzuziehen, dann müsste ich mich mit den angstauslösenden Reizen konfrontieren. Wenn die Ursache in einer Hypervigilanz liegt, dann müsste ich Erinnerungen verarbeiten, die meiner erhöhten Wachsamkeit zugrundeliegen. Wenn meine HS normal ist und ich einfach nur normal auf Lärm reagieren, dann wäre ein Umzug in eine reizarmere Umgebung ein Gedanke wert. Wenn meine HS daher rührt, dass ich nicht in der Lage bin zu entspannen, dann müsste ich Entspannungstechniken lernen, die mir helfen in mir einen Ruhepool zu finden und Außenreize auszublenden. Wenn meine HS Folge von 5 Jahren Extremstress ist, dann müsste ich zur Ruhe kommen. Wenn meine HS das Produkt der Bewertung von Außenreizen als "gefährlich" ist, dann müsste ich eine neue kognitive Bewertung lernen. ....
Von daher macht es für mich Sinn mal genauer hinzuschauen, ob ich mit dem, was für mich normal ist, auch richtig und dauerhaft hilfreich umgehe.

Was meiner HS nun zugrundeliegt, vermag ich noch nicht zu sagen. Ich bin für alle oben genannten Erklärungsansätzen offen und werde in der nächsten Zeit einiges ausprobieren.
Was mir zum jetzigen Zeitpunkt auffällt (mal gucken, wie es langfristig ist) ist: Ich habe in der Klinik erkannt, dass es meine ständige Selbstbeobachtung ist, die dazu führt, dass ich Körperschwankungen wahrnehme, die man normalerweise nicht wahrnimmt, die unbewusst verlaufen. Ich habe bzgl. meiner Körperreaktionen eine HS entwickelt, die dazu führt, dass ich mehr wahrnehme als andere Menschen. Daran wurde in der Klinik gearbeitet. Ich habe Entspannung, aufmerksamkeitsabziehende Techniken sowie Neubewertung meiner Wahrnehmungen und damit auch Verlernen meiner Angst gelernt. Stabil ist das nach zwei Wochen natürlich noch nicht, ich werde weiter dran arbeiten müssen. Interessant ist für mich bzgl. meiner HS, dass ich jetzt auch ganz anders auf Straßenlärm reagiere, viel entspannter. Das gibt mir Hoffnung, dass meine HS nicht von einem "schwachen Nervensystem" herrührt, sondern andere Ursachen hat, an denen ich aktiv arbeiten kann und lernen kann mit der HS umzugehen bzw. sie vielleicht sogar gänzlich verlernen kann.
Wenn überhaupt,dann wohl,daß ich nicht mehr so lange zögern und mich drücken würde,durch die Tiefen durchzugehen.
Aber so im Nachhinein redet es sich da leicht...Jetzt weiß ich ja,wie`s geht und daß mir nichts passieren kann,was mir nicht längst schon geschehen ist.
Das kenne ich auch, so nachträgliche Gedanken wie "so schlimm, wie du es befürchtest hast, wars gar nicht" oder "hättest Du dich früher eingelassen, dann hätte sich schon früher etwas geändert". Langfristig glaube ich aber, dass man aus sowas lernt und zukünftig mutiger wird, Probleme schneller anzugehen und sich einzulassen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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girlande.
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 14:43

Es gab schon immer "sensible" Menschen. Muss man aus allem eine Störung/Krankheitsbild/Phänomen machen?

Einige Menschen sind sensibel, einige Kinder sind wild. Oh mann, braucht jetzt alles so einen Namen?


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 15:01

@ girlande,

Hochsensibilität ist etwas anderes als sensibel sein. Das sind zwei verschiedene Dinge. Wenn man sensible ist, reagiert man empfindlich auf etwas. Bei der HS besteht das Problem darin, dass man Reize nicht ausblenden kann, nicht filtern kann, dass alle Reize ungefiltert auf einen einströmen.

Für mich ist meine HS mit enormen Leidensdruck verbunden. Von daher macht es für mich durchaus Sinn genauer hinzuschauen.
Ob die HS (in meinem Fall) eine "Störung" ist, vielleicht in Form von Angst, unverarbeiteten Erinnerungen, Vitamin-D-Mangel usw. ist oder ob sie eine völlig normae Reaktion auf Lärml ist, vermag ich erst zu sagen, wenn ich bei mir herauskriege, was meiner HS zugrundliegt.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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girlande.
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 16:00

Jenny Doe hat geschrieben:@ girlande,

Hochsensibilität ist etwas anderes als sensibel sein. Das sind zwei verschiedene Dinge. Wenn man sensible ist, reagiert man empfindlich auf etwas. Bei der HS besteht das Problem darin, dass man Reize nicht ausblenden kann, nicht filtern kann, dass alle Reize ungefiltert auf einen einströmen.

Für mich ist meine HS mit enormen Leidensdruck verbunden. Von daher macht es für mich durchaus Sinn genauer hinzuschauen.
Ob die HS (in meinem Fall) eine "Störung" ist, vielleicht in Form von Angst, unverarbeiteten Erinnerungen, Vitamin-D-Mangel usw. ist oder ob sie eine völlig normae Reaktion auf Lärml ist, vermag ich erst zu sagen, wenn ich bei mir herauskriege, was meiner HS zugrundliegt.
Ja und genau das hat man früher "sehr sensibel sein" genannt. Und das haben die meisten jungen Leute. Bist zu einem gewissen Grad hat das Jeder und ist "normal". Wenn es danach ginge wäre ich auch "hochsensibel" und jedes zweite Schulkind.

Es hat einen Leidendruck, wenn man sich diesen einredet oder nicht richtig damit umgehen kann.

Wie du schon sagtest liegt es eher an ganz anderen Sachen. Dann ist es nämlich z.B Vitamin-D-Mangel und nicht "Hochsensibilität" oder es ist eher Symptom eines anderen Krankheitsbildes etc...

Sensibel sein allein ist aber sicherlich kein Phänomen/Krankheit sonst etwas. Genauso wie "wild sein" bei Kindern nicht ADS ist

Aber hauptsache man macht einen auf Hypochonder und redet sich Krankheiten ein, die man nicht hat.

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Jenny Doe
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 16:27

@ girlande,
Wie du schon sagtest liegt es eher an ganz anderen Sachen.
Weiß ich nicht, ob es grundsätzlich in anderen Sachen liegt. Ich versuche es bei mir noch herauszukriegen. Aber ich möchte nicht von mir auf andere schließen. Solange die HS nicht hinreichend erforscht ist, solange kann man auch nicht sagen "es liegt generell an anderen Faktoren". Ich vermag nur zu sagen, was ich bei mir in Erwägung ziehe. Aber ich vermag nicht zu sagen, ob es generell bei anderen auch so ist.
Es gibt durchaus Studien, die zeigen, dass sich das menschliche Nervensystem individuell unterschiedlich schnell erholt und individuell unterschildlich schnell reizbar ist (z.B. Eysenck). Generell zu behaupten, es läge bei jedem an anderen Faktoren, halte ich derzeit für verfrüht.
Ich bin ja selber eher vorsichtig, was die HS angeht, zumal es nicht ausreichend erforscht ist. Zurzeit wird mir zuviel über einen Kamm geschmissen und nicht vernünftig differenziert.
Aber hauptsache man macht einen auf Hypochonder und redet sich Krankheiten ein, die man nicht hat.
Ich würde es begrüßen, wenn Du einen etwas netteren Umgangston an den Tag legen würdest und sachlich bleiben würdest. Denn so Probleme wie z.B. im Restaurant zu sitzen und jede Stimme, jedes Glas, jede Gabel zu hören, rede ich mir genausowenig ein wie andere HS sich ihre Reizüberflutung einreden.
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Waldschratin
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 18:14

Jenny Doe hat geschrieben:Anderseits mag ich Dir widersprechen. Denn je nachdem, warum ich eine HSP bin, muss ich völlig unterschiedlich mit meiner HS umgehen.
Das auf jeden Fall!
Ich meinte auch eher dieses Einsortieren nach "krank" oder "gesund" oder eben "normal" und "unnormal".
Selbst wenn deiner HS ne Ansgtproblematik etc. zugrunde liegt,ist sie an sich aber keine "kranke" Reaktion,sondern ich seh das dann eher als Bewältigungsstrategie.Die "Krankheit" seh ich da eher in der Angstproblematik - wobei die ja auch wiederum selber ne Bewältigungsstrategie ist.
Wahrscheinlich hab ich dich aber einfach nur nicht richtig verstanden gehabt.
Jenny Doe hat geschrieben:Von daher macht es für mich Sinn mal genauer hinzuschauen, ob ich mit dem, was für mich normal ist, auch richtig und dauerhaft hilfreich umgehe.
Sehe ich ganz genau so.Und ich find prima,daß du da die Möglichkeit in der Tagesklinik hattest und noch dazu die richtigen Leute dafür - und daß du das so gut nutzt für dich und so tief und gründlich einsteigst.
Ich merk das selber bei mir ja auch,wenn ich mal anderen HSlern begegne,daß manches sich sehr ähnelt, anderes aber wiederum doch wieder ganz anders ist.Und da ich wohl sowohl genetisch bedingt eine mit weniger Wahrnehmungsfiltern bin und noch dazu traumatisiert,und das auch noch von frühester Kindheit an,kann ich dich schon gut nachvollziehen in deinem Wunsch,das möglichst genau alles unterschieden zu bekommen.
Jenny Doe hat geschrieben:Interessant ist für mich bzgl. meiner HS, dass ich jetzt auch ganz anders auf Straßenlärm reagiere, viel entspannter.
Meinst du damit,daß du besser/leichter/schneller damit zurechtkommst? Oder,daß dir der Lärm an sich nicht mehr so zusetzt?
Letzteres fände ich auch sehr spannend.Das kenn ich von mir nämlich nicht.Auch wenn ich ausgeruht,entspannt,gut drauf und gut im Gleichgewicht bin,setzt mir Lärm (oder besser "Geräusch in jeder Form") an sich immer recht schnell und im selben Maß zu und ich muß "gegensteuern" oder eben aushalten.Ich hab dann nur je nach Umständen und Verfassung unterschiedlich große Reserven und Kraft,und das bestimmt dann,wie lange ich kompensieren kann.

Mal ganz spontan dran rumgedacht: Vielleicht macht der Unterschied,ob die HS eher anlagebedingt oder eher erworben ist auch aus,ob man die HS an sich mehr als was Positives/Bereicherndes erlebt (trotz der ganzen damit verbundenen Beeinträchtigungen),oder eben überwiegend drunter leidet.


Jenny Doe
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Beitrag Sa., 18.04.2015, 19:19

Huhu Waldschratin
Wahrscheinlich hab ich dich aber einfach nur nicht richtig verstanden gehabt.
Doch, ich fühl mich guuuut verstanden
Ich meinte auch eher dieses Einsortieren nach "krank" oder "gesund" oder eben "normal" und "unnormal".
Wenn man es genau nimmt, dann ist doch eigentlich das Meiste normal. Wer z.B. infolge einer Traumatsierung Hypervigilanz ausbildet, reagiert für seine Verhältnisse völlig normal. Im Vergleich jedoch zur Gesamtpopulation hingegen wäre derjenige nicht normal. Schon interessant, wie unterschiedlich man das bewerten kann, je nachdem, ob man sich mit anderen vergleicht oder bei sich selbst bleibt.
Ich merk das selber bei mir ja auch,wenn ich mal anderen HSlern begegne,daß manches sich sehr ähnelt, anderes aber wiederum doch wieder ganz anders ist.
Das fällt mir auch auf. Aber ich bin manchmal etwas unsicher ob die Eigendiagnose HS bei anderen (bei mir ja auch) wirklich stimmt. Das, was manche (nicht alle) beschreiben, klingt für mich eher nach einer Angststörung. Aber auch hier bin ich vorsichtig. Denn so viele Reize wahrzunehmen, kann ja auch Angst auslösen. Ich erinnere mich da z.B. an die Zeit, in der ich Sorge hatte, ich könnte schizophren sein, weil ich im Restaurant jede Stimme, jedes Glas, jede Gabel, .. höre. Aber da die Stimmen, die ich höre, real sind , verflog die Sorge schnell wieder. Deshalb finde ich es auch schwer mich mit anderen zu vergleichen. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen anderen und mir, insbesondere was die mangelnde Filterfähigkeit angeht, aber auch große Unterschiede. Zudem ist es schwer zu sagen, was Ursache und was Folge ist, wie z.B. ist die Angst Ursache, dass jemand viel wahrnimmt oder ist das viele Wahrnehmen Ursache dafür, dass derjenige Angst hat. Dem einen ähnle ich mehr als dem anderen. Und ich merke schon, dass ich genau hingucke, auch bei anderen, ob es alternative Erklärungsmöglichkeiten beim anderen gibt als HS.
Meinst du damit,daß du besser/leichter/schneller damit zurechtkommst?
Ich konnte es ausblenden, ... aber nicht dauerhaft. Aber, ich überlege auch seit ein paar Stunden, woran das lag, ob es im Gedankensein war oder weil ich mich entspannter fühlte, oder ...
Oder,daß dir der Lärm an sich nicht mehr so zusetzt?
Auch das war der Fall. Ich bin selber nicht mehr so gehetzt durch die Straßen gelaufen wie es sonst eigentlich meiner "Natur" entspricht, sondern ganz gemütlich. Ich kam besser klar, weil ich nicht mehr berechnen musste, wie ich hetzen muss, ob nach rechts oder links, .. um mit keinem zuzsammenzukrachen.

Ich muss da noch einiges ausprobieren.
Auch wenn ich ausgeruht,entspannt,gut drauf und gut im Gleichgewicht bin,setzt mir Lärm (oder besser "Geräusch in jeder Form") an sich immer recht schnell und im selben Maß zu und ich muß "gegensteuern" oder eben aushalten.
Ja, die Frage, wie lange "das gut geht" ist in der Tat ein weiterer Punkt.
Das sind so Dinge, die ich ausprobieren muss, also wie z.B. ob es mit Entspannung, Aufermksamkeitssteuerung usw. gelingt oder nicht und wenn ja wie lange.
Ich hab dann nur je nach Umständen und Verfassung unterschiedlich große Reserven und Kraft,und das bestimmt dann,wie lange ich kompensieren kann.
Das ist bei mir auch so. Genau das gibt mir Hoffnung, dass ich vielleicht eines Tages so weit komme, dass ich auch während ich Lärm ausgesetzt bin eine Quelle habe, aus der in Kraft und Ruhe schöpfen kann.
Vielleicht macht der Unterschied,ob die HS eher anlagebedingt oder eher erworben ist auch aus,ob man die HS an sich mehr als was Positives/Bereicherndes erlebt (trotz der ganzen damit verbundenen Beeinträchtigungen),oder eben überwiegend drunter leidet.
Interessanter Gedanke.
Kannst Du dich daran erinnern, dass Du als Kind schon Probleme mit der Reizfilterung hattest?
Ich überlege da schon seit einer Weile, aber ich kann es nicht mit Sicherheit sagen. Klar gibt es Situationen, die ich retrospektiv betrachtet mit HS erklären könnte. Aber ich könnte sie auch anders erklären. Im Jugendalter z.B., da saß ich lieber bei den Blümchen im Botanischen Garten oder zu Hause und hörte klassische Musik, während Gleichaltrige in Diskotheken abhingen. Als Kind war ich verhaltensauffälig, was sich aber auch mit "Scheidung der Eltern" erklären ließe. Kurz: Ich kanns nicht mit Sicherheit sagen, ob ich es schon immer war oder erworben habe. Kann sein, kann nicht sein. Vielleicht liegt es in meinen Genen, vielleicht auch nicht.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Waldschratin
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Beitrag So., 19.04.2015, 09:38

Jenny Doe hat geschrieben:Wenn man es genau nimmt, dann ist doch eigentlich das Meiste normal. Wer z.B. infolge einer Traumatsierung Hypervigilanz ausbildet, reagiert für seine Verhältnisse völlig normal. Im Vergleich jedoch zur Gesamtpopulation hingegen wäre derjenige nicht normal.
Ich seh das tatsächlich so,daß das Meiste "normal" ist,oder anders formuliert : logische Re-Aktion auf eine entsprechende Aktion. Diese Sicht hat mir in Bezug auf die Traumaverarbeitung sehr geholfen rauszukommen aus meinem Mich-Abwerten als "Gschpinnerte".
Es war für mich auch ein guter Schritt,mich unterschieden zu bekommen von dem,was mein unmittelbares Umfeld zu seiner eigenen Entlastung ja immer mir eingetrichtert hat,Muttern v.a.,daß ich und nur ich allein die "Verrückte" bin und die "Böse",die alles falsch macht/"falsch" im Sinne defizitär etc. ist.
Und so ne "neutrale" Sicht drauf vereinfacht auch die "Ursachenforschung". Man kommt bei sich selber schneller auf den Punkt und verliert sich nicht so lange in den Wertungen drüber,die ja eh meist Ab-Wertungen sind.
Jenny Doe hat geschrieben:Schon interessant, wie unterschiedlich man das bewerten kann, je nachdem, ob man sich mit anderen vergleicht oder bei sich selbst bleibt.

Ja,nicht wahr? Das fasziniert mich auch jedes Mal wieder,auch was für unterschiedliche Gefühle die jeweilige Sicht auslösen kann.
Jenny Doe hat geschrieben:Und ich merke schon, dass ich genau hingucke, auch bei anderen, ob es alternative Erklärungsmöglichkeiten beim anderen gibt als HS.
Ja,warum auch nicht? HS ist ja kein "Dogma",das es zu be- oder widerlegen gilt.
Jenny Doe hat geschrieben:Zudem ist es schwer zu sagen, was Ursache und was Folge ist, wie z.B. ist die Angst Ursache, dass jemand viel wahrnimmt oder ist das viele Wahrnehmen Ursache dafür, dass derjenige Angst hat.
Das meinte ich in nem früheren Beitrag damit,daß alles miteinander sehr verwoben ist und deshalb die Abgrenzungen und Unterscheidungen recht schwer und wohl auch nie "endgültig" möglich sind.
Andererseits ist das Auseinanderfieseln halt entscheidend wichtig für den richtigen Umgang damit.
Da bleibt wohl wirklich nur,dann überwiegend bei sich selber zu bleiben und den Vergleich mit anderen mehr als "Werkzeug" zu benutzen.
Jenny Doe hat geschrieben:Aber ich bin manchmal etwas unsicher ob die Eigendiagnose HS bei anderen (bei mir ja auch) wirklich stimmt.
Das geht mir genauso.
Laufen ja tatsächlich genug Leute rum,die sich eher reindenken und sich was "zurechtschustern" - ähnlich wie bei der DIS.
Bei der DIS hab ich mich auch sehr lange selber hinterfragt.Hing wohl damit zusammen,daß ich nicht so "krank" sein wollte... Als ich da dann rausgefunden hatte (siehe oben : weg vom Werten hin zu ner neutraleren,"analytischeren" Sicht drauf),gings vorwärts und ich hab mir mein eigenes System angeguckt und konnte damit arbeiten und was Sinnvolles draus machen.

Aber auch da ist`s im Grunde ja nicht so wichtig,ob sich eins jetzt reindenkt und sich was zurechtschustert oder so "ist".
Wichtiger finde ich,daß man sich seine eigenen Ursachen und Gegebenheiten erkennen traut. Dann kann man sich auch leichter auf sich selbst einlassen.Und ich finde,nur dann ist ne wirkliche Veränderung möglich.

Ist schon spannend,dieses Zusammenspiel von einerseits Vergleich mit anderen und andererseits bei sich selber bleiben.
Das "braucht" sich gegenseitig,damit die Sache an sich was "Rundes" wird.

Und da finde ich halt dieses immer wieder Fordern von "wissenschaftlichen" Belegen ein bissl schwierig...Klar,ist mir auch lieber,wenn sich mal diverse Leute die Mühe machen,all diese vielen Fakten zu sammeln und Aktion und Reaktion von unterschiedlichen Inhalten auszutesten etc.,das alles zusammenzutragen,Thesen aufzustellen und zu überprüfen und was da noch alles so dazugehört.
Dennoch kann auch die wissenschaftlichste Beschäftigung mit etwas nur "Richtung" geben und bleibt in sich selber trotz mancher Belege doch wieder nur "These und Theorie" und wird nie "endgültige Wahrheit" belegen.("Echte" Wissenschaftler schauen ja auch so und nur so auf ihre eigenen Ergebnisse. Die haben gar nicht erst so ne "dogmatische" Sicht auf ihre Erkenntnisse.Ist ja auch logisch : Nur so kann man offen bleiben für ganz andere Ergebnisse und damit Erkenntnisse über etwas vielleicht bislang noch völlig Unbekanntes. )
Denn wer weiß,was es alles außerhalb unserer menschlichen Denk- und Wahrnehmungsfähigkeiten denn noch geben mag?
Wir Menschen bewerten unser Umfeld oft aus ner Art "Größenwahn" und Absolutheitsanspruch raus,daß es mir manchmal ehrlich graut. Ein bissl mehr Demut ab und zu würde uns da schon guttun....


Waldschratin
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Beitrag So., 19.04.2015, 09:43

Ich finds aber auch schwierig an sich,jemanden mein HS-Erleben nahezubringen,der das ja nicht nachvollziehen kann,wenn er selber HS-Erleben gar nicht kennt.
Erkläre mal einem Farbenblinden,wie z.B. "Karmesinrot" aussieht und v.a. sich anfühlt.
Da geht's mir bzgl. der HS auch ganz ähnlich wie bei der DIS.
Jemand,der einfach anders "gemacht" ist in sich selber,wird mein Erleben in dieser Hinsicht einfach nicht nachvollziehen können,auch nicht mit noch so viel Empathiefähigkeit.Das wird ne fremde Welt bleiben für den.
Was ich jetzt auch nicht groß tragisch finde oder schlimm,solange mein Gegenüber es nicht nötig hat,mich deswegen zu entwerten.
Jenny Doe hat geschrieben:Das ist bei mir auch so. Genau das gibt mir Hoffnung, dass ich vielleicht eines Tages so weit komme, dass ich auch während ich Lärm ausgesetzt bin eine Quelle habe, aus der in Kraft und Ruhe schöpfen kann.
Da wünsch ich dir gutes Ausprobieren und Finden und daß du da gute Strategien für dich findest.
Aber finden wirst du auf jeden Fall was Dienliches.
Aufmerksamkeitssteuerung ist für mich da auch ein gutes Mittel,Achtsamkeit überhaupt - und auch in die Richtung,die du jetzt für dich erkannt hast : Weglenken von der Aufmerksamkeit.
Jenny Doe hat geschrieben:Kannst Du dich daran erinnern, dass Du als Kind schon Probleme mit der Reizfilterung hattest?
Wohl schon als Baby. Auch da schon v.a. in Bezug auf Geräusche,aber auch was Berührung/Schmerz anging.

Anderes war auch recht auffällig. V.a.,daß Tiere so auf mich reagiert haben,auch schon,als ich noch ein kleines Baby war. Das wird mir heute noch in meinem Heimatdorf nachgesagt,wenn von mir mal die Rede ist.
Und als kleines Kind hab ich dann mit den Tieren "geredet" und einfach nen auffällig "verstehenden" Umgang mit ihnen gehabt - Hat mir den Spitznamen "Franziska" nach Franz von Assisi eingebracht und meine Borderliner-Mutter in ihrem magischen Denken ganz schön bestätigt....
Ich hab auch als kleines Kind schon das Wetter "vorhergesagt". Noch heute verläßt sich mein Bruder z.B. da ganz selbstverständlich mehr auf mich als auf die amtlichen Wettervorhersagen.

Und schon seit ich denken kann hab ich auch mit Pflanzen mich "unterhalten". Vegetarisch leben,selbst vegan leben,ist für mich auch nur "halbe Sache gemacht". Ich spüre die "Lebendigkeit" selbst noch von Steinen...Ich nehm einfach diese "Lebensenergie" wahr,die in allem steckt.Und manchmal ist auch das schnell reizüberflutend für mich,jetzt z.B.,wo innerhalb weniger Tage die Natur wie in Leben "explodiert". Da macht ein Spaziergang draußen mich manchmal regelrecht "high".

Dann wars für mich schon immer eine Selbstverständlichkeit,daß es "Gott" gibt,oder "Engel",oder "Geister" im weitesten Sinn. Wie das jemand leugnen kann,ist mir einfach ein Rätsel - Ich spüre und erlebe es doch,daß da "was ist".Und daß das "Person" ist.Auch da bin ich wohl "durchlässiger" als viele andere Menschen,ohne jetzt groß esoterisch oder sonstwie "abgehoben" unterwegs zu sein. Im Gegenteil : Für mich hat das so überhaupt nix "Über-Natürliches",denn in meinem Erleben ist das von Anfang an "natürlich" vorhanden gewesen und mir daher selbstverständlich und vertraut.

Es spricht wohl schon der Umstand,daß ich trotz all dieser "Auffälligkeiten" und "Absonderlichkeit" keine Probleme mit Gemeinschaft und Kommunikation mit meiner Umwelt hatte und habe dafür,daß ich von Haus aus HSler bin. Ich hab sozusagen ja auch die Wahrnehmungsfähigkeit "mitgebracht",das nötige Gefühl dafür zu haben,wann "darf" ich sowas mein Umfeld mitkriegen lassen,wann ists besser, mich einfach bedeckt zu halten und anzupassen und für mich zu behalten,was ich grade tatsächlich erlebe.(Daß es mir aufgrund der ganzen Traumatisierungen Probleme macht(e),mich zugehörig und wertgeschätzt zu wissen und zu erleben,seh ich wieder als andere Baustelle.)
Hier weitgehend anonym im Internet kann ich ja relativ offen davon schreiben.

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candle.
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Beitrag So., 19.04.2015, 10:37

Hallo1

Nur kurz, weil ich gerade nicht viel Zeit habe:
Jenny Doe hat geschrieben:Zudem ist es schwer zu sagen, was Ursache und was Folge ist, wie z.B. ist die Angst Ursache, dass jemand viel wahrnimmt oder ist das viele Wahrnehmen Ursache dafür, dass derjenige Angst hat.
,

Angst für sich ist ja erstmal etwas ganz Normales. Aber gut so ist deine Frage wie die Frage nach der Henne und dem Ei. Ich habe mir das mal so gedacht: Wenn es dir an Filtern mangelt, dann kann es doch sein, dass auch die Angst wie andere Reize ungefiltert und mit voller Wucht bei dir auftreten können? Mir erscheint das irgendwie logisch, wenn ich diesen Gedanken verfolge, weil ich auch so unter extremen Ängsten leide. Problematisch ist nur, dass man das ja keinem so recht beschreiben oder gar messen kann.

Viele Grüße!
candle
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Jenny Doe
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Beitrag So., 19.04.2015, 16:15

@ candle,
Wenn es dir an Filtern mangelt, dann kann es doch sein, dass auch die Angst wie andere Reize ungefiltert und mit voller Wucht bei dir auftreten können? Mir erscheint das irgendwie logisch
Ich finde Deinen Gedanken total logisch. Ich gehöre zu den HSP, die auch eigene Gefühle in einer sehr starken Intensität wahrnehmen, egal welche, ob positive oder negative.
Bei mir löst die Reizüberflutung jedoch weniger Angst aus, sondern vielmehr Stresserleben.
Ich dachte bei meinem Zitat an eine HSP, die ich kürzlich kennengelernt habe. Das Zitat betraf also weniger mich selbst, auch wenn ich die Möglichkeit "Angst" bei mir nicht ungeprüft ausschließen mag. Denn meine Erfahrung in der Schwindelklinik hat mich gelehrt, dass es meine Angst vor der nächsten Schwindelattacke ist, die dazu führt, dass ich (unbewusst) meine ganze Aufmerksamkeit auf meine physiologischen Reaktionen lenke und so Körperschwankungen wahrnehme, die man normalerweise nicht wahrnimmt, sprich, hochsensibel bzgl. Körperreaktionen bin. Ich will somit nicht ungeprüft ausschließen, dass auch meiner Reiz-HS eine unbewusste Angst zugrunde liegen könnte. Wahrnehmen tue ich keine, aber das tat ich auch bei der Schwindelproblematik nicht.
Bei der HSP, die ich kennengelernt habe, stellte sich mir die Frage, ob bei ihr tatsächlich eine HS vorliegt oder eine Angststörung, denn sie berichtete beides und es war deutlich zu merken, dass sie eine starke Angst vor Menschen hat. Da wurde mir erstmalig bewusst wie schwierig das Henne-Ei-Problem doch ist, wenn z.B. Angst Ursache und Folge zugeich sein kann. Denn möglich ist ja auch, dass die HS einen daran hindert Menschen zu treffen, z.B. aus Angst, die vielen Reize nicht lange ertragen zu können und sich dann irgendwie aus der peinlichen Situation befreien zu müssen. Ich sage in solchen Situationen einfach "es wird mir zuviel, ich gehe nach Hause", aber die Person hat damit große Probleme. Sie mag keinen enttäuschen. So kann HS eine Angststörung zur Folge haben. Spannendes Thema.

(Waldschratin, dir antworte ich später )
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Beitrag So., 19.04.2015, 23:17

Toll, mein ganzer sehr langer Beitrag ist weg, obwohl ich ihn gespeichert hatte.

Ich versuche es nochmal.
Jenny Doe hat geschrieben: Ich finde Deinen Gedanken total logisch. Ich gehöre zu den HSP, die auch eigene Gefühle in einer sehr starken Intensität wahrnehmen, egal welche, ob positive oder negative.
Ja, das geht mir auch so!
Bei mir löst die Reizüberflutung jedoch weniger Angst aus, sondern vielmehr Stresserleben.
Ich denke, dass Reizüberflutung genau das ist nämlich Stress (für uns)!
Das Zitat betraf also weniger mich selbst, auch wenn ich die Möglichkeit "Angst" bei mir nicht ungeprüft ausschließen mag. Denn meine Erfahrung in der Schwindelklinik hat mich gelehrt, dass es meine Angst vor der nächsten Schwindelattacke ist, die dazu führt, dass ich (unbewusst) meine ganze Aufmerksamkeit auf meine physiologischen Reaktionen lenke und so Körperschwankungen wahrnehme, die man normalerweise nicht wahrnimmt, sprich, hochsensibel bzgl. Körperreaktionen bin. Ich will somit nicht ungeprüft ausschließen, dass auch meiner Reiz-HS eine unbewusste Angst zugrunde liegen könnte. Wahrnehmen tue ich keine, aber das tat ich auch bei der Schwindelproblematik nicht.
Ich denke, du solltest deiner Wahrnehmung vertrauen!
Ich kenne auch diese Lehrstunden wie es läuft mit der Angst vor der Angst und habe das für mich so nicht begreifen können. Nachdem mir das klar war, habe ich das für mich sehr schnell abgehakt. Kürzlich meine ich gelesen zu haben, dass sich bei HSP genauso in Somatisierungen äußert. Wo viel reinkommt, muß ja auch viel wieder raus, denke ich. Und kennen tun wir das ja schon allgemein, wenn wir mal eine "Prüfungsangst" als Beispiel nehmen wo ja auch recht viele Menschen reagieren mit den unterschiedlichsten Symptomen. Und "wir" tun das quasi ständig. Und dabei muß es sich dann auch gar nicht um Angst handeln, sondern um Stressabbau wegen Reizüberflutung.

Gerade wurde ich in Therapie angesprochen, dass ich möglicherweise sensibel sei, weil ich Körpersymptome spüre, die offenbar in der Masse nicht erspürt werden. Die Symptome werden von mir also nicht expliziet beobachtet, aber leider intensiv gespürt, was letztlich auch ein Stressfaktor ist. Ich versuchte bisher das irgendwie zu überlagern mit irgendwelchen Aktivitäten, was mehr oder weniger gelingt.
Denn möglich ist ja auch, dass die HS einen daran hindert Menschen zu treffen, z.B. aus Angst, die vielen Reize nicht lange ertragen zu können und sich dann irgendwie aus der peinlichen Situation befreien zu müssen. Ich sage in solchen Situationen einfach "es wird mir zuviel, ich gehe nach Hause", aber die Person hat damit große Probleme. Sie mag keinen enttäuschen. So kann HS eine Angststörung zur Folge haben.
Gut, das wäre dann wieder auch mit einer Selbstwertproblematik gekoppelt oder nur dies, was sich ja mit Therapie wieder richten lassen könnte.

So, ich sende den Beitrag mal ab, er ist leider nicht mehr so lang wie vorher und mir fehlt jetzt irgendwie der Flow.

Viele Grüße!
candle
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Jenny Doe
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Beitrag Mo., 20.04.2015, 04:37

Hi candle
Toll, mein ganzer sehr langer Beitrag ist weg, obwohl ich ihn gespeichert hatte.
Das ist ärgerlich. Schön, dass Du Dir nochmal die Mühe gemacht hast.
Kürzlich meine ich gelesen zu haben, dass sich bei HSP genauso in Somatisierungen äußert.
Klar, Stress führt zu Reaktionen wie Herzklopfen, Schwindel, Unruhe, Schweißausbrüche, ... Diese wiederum lösen ihrerseits Stress aus. Wenn man nicht weiß, woher solche Körpersymptome kommen, wenn man nicht weiß, dass man ein Problem mit Reizen hat, können solche Körperreaktionen schnell zu einer Panikstörung führen, die ihrerseits dazu führt, dass man sich selbst und Außenreize vermehrt beachtet. Ich kann da ein Lied von singen.
Die Symptome werden von mir also nicht expliziet beobachtet, aber leider intensiv gespürt, was letztlich auch ein Stressfaktor ist. Ich versuchte bisher das irgendwie zu überlagern mit irgendwelchen Aktivitäten, was mehr oder weniger gelingt.
Genau das mache ich auch. Das ist auch den Therapeuten in der Schwindelklinik aufgefallen. Ich versuche auch mit Körperaktivitäten aversive Körperreaktionen, wie Schwindel, aus meiner Wahrnehmung zu beseitigen. Diese ständigen Körperaktivitäten verursachen jedoch ihrerseits auch wieder Stress und auch Angst. Und man beginnt unbewusst auf vermehrt auf solche aversiven Körperreaktionen zu achten. Ist ein Teufelskreislauf. Doch genau an diesem Punkt entsteht bei mir Hoffnung. Wenn es mir gelingt - was mir bereits bei Symptomen wie Herzklopfen gelungen ist - den Schwindel nicht mehr als aversiv und bedrohlich zu erleben, sondern als normal, dann würde ein Stressfaktor aus meinem Leben verschwinden und damit auch die unbewusste ständige Selbstbeobachtung und schlussendlich auch die ständigen Körperaktivitäten, die ja ihrerseits Stress auslösen. Weiß nicht, obs verständlich ist, was ich meine.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Jenny Doe
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Beitrag Mo., 20.04.2015, 05:17

Hi Waldschratin,
Ich finds aber auch schwierig an sich,jemanden mein HS-Erleben nahezubringen,der das ja nicht nachvollziehen kann,wenn er selber HS-Erleben gar nicht kennt.
Das Problem ist ja auch, dass viele "Symptome", die bei der HS auftreten können, auch bei "normalen Menschen" zu beobachten sind. Empathiefähigkeit beispielsweise ist so ein "Symptom". Es gibt auch "normale Menschen", die eine hohe Empathiefähigkeit haben. Dass dann von Außenstehenden kommt "HS ist doch normal, hat doch jeder", kann ich nachvollziehen. Zudem wird es für "echte HSP" nicht gerade leichter verstanden zu werden, wenn sich jeder, der ein bisschen sensibel ist, die Eigendiagnose HS verpasst und Außenstehenden falsche Informationen gibt, was HS ist. Und zuguterletzt gibt es keine zuverlässigen differenzierenden Fragebögen, die zuverlässig HS messen können.

Was bleibt einem? Im Prinzip nur, dass man sich mit anderen vergleicht und Außenstehenden die Unterschiede zwischen sich selbst und "Normalen" aufzeigt. Einerseits besteht bei uns das Bedürfnis sich als "normal" zu fühlen. So wie es wie Traumatisierte normal ist mit Hypervigilanz zu reagieren, so ist es für uns normal, dass wir mehr wahrnehmen und ein stärkeres Ruhebedürfnis haben. Gleichzeitig jedoch müssen wir uns mit "Normalen" vergleichen und uns von ihnen abgrenzen. Denn wie sonst sollen wir Außenstehenden erklären was HS ist und was nicht? Wir müssen uns somit nach Außen hin als "unnormal", "anders als andere", "von der Gesamtpopulation unterschiedlich" beschreiben, um verstanden zu werden. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen "ich bin normal" und "ich bin nicht normal, anders als andere".
Wohl schon als Baby.
Danke für Deine Beispiele.

Ich stolpere "trotzdem " immer noch über die Behauptung in HS Büchern, HS sei grundsätzlich genetisch bedingt, angeboren. Ich bin ja bekannt dafür, dass ich alles hinterfrage und nach Alternativerklärungen suche Da mache ich auch vor mir selbst nicht Halt Und ich habe halt auch überlegt, welche alternativen Erklärungen es für meine HS geben könnte, als "genetisch bedingt", "angeboren". HS könnte ja auch in der Kindheit erlernt worden sein, ohne dass man sich heute noch explizit daran erinnern kann. Ich dachte dann, dass es ja auch möglich ist, dass ich HS gelernt habe, weil meine Mutter so unberechenbar, so unvorhersehbar war. Aus heiterem Himmel ohne Grund schlug sie mich. Ebenso bekam ich völlig unerwartet ein Eis, obwohl "Mama doch böse auf mich ist". Ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich als Kind gelernt habe meine Umwelt und ihre Reize sensibel wahrzunehmen, damit sie vorhersagbar werden. Wissen kann ich es nicht. Ich denke, ich werde nicht umhin kommen zu akzeptieren, dass ich etwas habe, dessen Ursache und Ursprung ich nicht kenne.
Andererseits ist das Auseinanderfieseln halt entscheidend wichtig für den richtigen Umgang damit.
Das sehe ich auch so. Ein gutes Krterium für mich ist, wenn meine Strategien zu einer Verbesserung/Erleichterung meiner Problematik führen. Dann habe ich wohl einen Treffer gelandet, die richtige Ursache gefunden und den richtigen Umgang damit gefunden.
Da wünsch ich dir gutes Ausprobieren und Finden und daß du da gute Strategien für dich findest.
Danke!
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Beitrag Mo., 20.04.2015, 15:15

Hallo!

Worauf ich nochmal eingehen möchte:
Jenny Doe hat geschrieben: Denn wie sonst sollen wir Außenstehenden erklären was HS ist und was nicht? Wir müssen uns somit nach Außen hin als "unnormal", "anders als andere", "von der Gesamtpopulation unterschiedlich" beschreiben, um verstanden zu werden. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen "ich bin normal" und "ich bin nicht normal, anders als andere".
Möglicherweise bin ich da etwas anders, aber ich habe nicht so das große Bedürfnis jedem mitzuteilen, dass ich so und so bin. Das wäre auch ermüdend. Wem meinst du denn Jenny das nun erklären zu müssen? Einen Arbeitgeber wird das nicht interessieren. Eine Freundin wird das vielleicht bedingt interessieren... Hm, wie soll ich das sagen. Ich persönlich käme mir vor als würde ich nach Aufmerksamkeit suchen mit einer Besonderheit. Nun bin ich ja schon "sehr" alt und lebe mit dieser Kuriosität bewußt (dass es mir auffällt) schon 30 Jahre. Und da hat sich ein gewisser Selbstschutz natürlich auch schon automatisiert. Und wenn man arbeiten muß, hat man ja auch keine Wahl. Man muß durchhalten. Bisher war ich ja nie in der Position meine Arbeit nach Belieben aufzuteilen. Umfallen würde ich nun auch nicht deswegen, auch wenn ich gerade noch so viel Gemüse im Kopf hätte. Letztlich kann (konnte) ich mir meine Freizeit ja nur gestalten.

Ich finde es eben schwierig sich nur noch auf dieses Etwas zu intensiv einzulassen. Aber eine medizinisch- psychologische Antwort finde ich dann schon interessant.
Ich stolpere "trotzdem " immer noch über die Behauptung in HS Büchern, HS sei grundsätzlich genetisch bedingt, angeboren. Ich bin ja bekannt dafür, dass ich alles hinterfrage und nach Alternativerklärungen suche Da mache ich auch vor mir selbst nicht Halt Und ich habe halt auch überlegt, welche alternativen Erklärungen es für meine HS geben könnte, als "genetisch bedingt", "angeboren". HS könnte ja auch in der Kindheit erlernt worden sein, ohne dass man sich heute noch explizit daran erinnern kann. Ich dachte dann, dass es ja auch möglich ist, dass ich HS gelernt habe, weil meine Mutter so unberechenbar, so unvorhersehbar war.
Das hatte ich in meinem verschollenen Beitrag schon geschrieben. Es ist schwierig die Ursache auszumachen solange es genetisch keinen Beweis gibt zumal "wir" ja offenbar alle frühkindlich traumatisiert wurden. Vielleicht ist es eine Kombination aus beidem oder jedes entstand für sich. Möglicherweise werden wir das in unserem Leben gar nicht mehr erfahren.
wenn man nicht weiß, dass man ein Problem mit Reizen hat, können solche Körperreaktionen schnell zu einer Panikstörung führen, die ihrerseits dazu führt, dass man sich selbst und Außenreize vermehrt beachtet. Ich kann da ein Lied von singen.
Ich habe ja ewig eine Panikstörung. Vor einigen Jahren sollte ich dazu ein Protokoll führen wo nichts bei rumgekommen ist. Ich würde so oder so nicht rausfinden woran das liegt. Mittlerweile ist mir das auch egal.
Und man beginnt unbewusst auf vermehrt auf solche aversiven Körperreaktionen zu achten. Ist ein Teufelskreislauf.
Also das mache ich gar nicht mehr. Das fand man wohl verwunderlich, weil das nicht üblich ist sich nicht dauerhaft selbst zu beobachten. Vermutlich haben wir uns da etwas mißverstanden. Ich beschäftige mich dann lieber schnell mit irgendwas. Ich finde diese Gefühle furchtbar schrecklich unangenehm und möchte die nicht haben. Gut ist, wenn es schnell vorrüber zieht. Denn probiert habe ich ja nun viel. Am liebsten das Aushalten, was ich mittlerweile als Tipp eine echt Frechheit fand. Wieviel Jahre soll man denn bitte aushalten?

Ich finde es schwierig! Wenn dem so ist, dass es wirklich Hochsensibilität ist, dann geht das mal eben nicht so weg. Wie denn auch? Wenn Filter fehlen, dann fehlen sie- mal so gesagt. Dann ist es doch theoretisch ein defekt im Gehirn. Da bin ich mir aber auch noch im Zwiespalt mit diesem Gedanken.

Viele Grüße!
candle
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