Therapie beenden - auf anderer Ebene fortsetzen

[Montana]

Ui. Er versucht zwar, die Sache runterzuspielen, und mein erster Gedanke war auch, dass das ja eine ganz fiese Nummer ist, aber dann ist mir doch etwas aufgefallen. Das mit der "freundschaftlichen Art". Das ist ja immer noch etwas, was ein No go ist, und ganz besonders noch in einer solchen Konstellation: junge Frau und sehr viel älterer Mann. Und sowas in einer Email, also quasi schriftlich, sprich: man kann es nachweisen. Ein privates Kontaktangebot nach Beendigung der Therapie. Also, wenn du willst, dann kannst du damit schon was anstellen um ihm ans Bein zu pinkeln.

Ich bin eigentlich nicht generell dagegen, dass es nach einer Therapie noch freundschaftlichen Kontakt gibt. Wirklich nicht. Egal ob erlaubt oder nicht. Und kenne auch einen Fall, da läuft das so. Aber da geht es um zwei Frauen in ähnlichem Alter, die ehemalige Patientin zusätzlich noch aus einem medizinischen Beruf (also fertig ausgebildet mit Berufserfahrung), die sind ganz anders aufgestellt und zusätzlich verbunden durch gemeinsame Interessen.

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[SinnIch]

Ich find das "o.ä." sehr bezeichnend. Was ist denn das bitte? Das lässt ja alles offen.

[LuciaÉtoile]

Hallo ihr,

ich stimme euch zu. Diese Gedanken hatte ich auch beim Lesen der E-Mail.
Was für mich vordergründig war, war der Eindruck, er würde sich jetzt selbst schützen, nur minimal einen Fehler zugeben und mir (und vielleicht auch sich selber) einreden wollen dass dieses Angebot von seiner Seite aus nur aus neutraler Nächstenliebe geschehen ist.
Seine Gefühle und Bedürfnisse hat er vollkommen rausgehalten.

Und das hat sich nicht so schlimm angefühlt und mich sauer gemacht, weil ich auf der Beziehungsebene Gefühle von ihm erwarte, sondern weil er somit sein Verhalten entschuldigt hat und so getan hat, als wäre kein emotionaler Eigennutz dabei gewesen.
Was unehrlich wäre/ist.

[LuciaÉtoile]

Ja wirklich, als gehe es jetzt darum, möglichst glatt aus der Nummer herauszukommen und mir einzureden, dass nichts Verwerfliches geschehen ist.

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[SinnIch]

Ja, genauso les ich das auch... Macht man ja mal so... Therapie beenden und dann auf eine nicht näher definierte Ebene unter dem Deckmantel "Freundschaft" wechseln...

[Montana]

Ja, das bietet man eigentlich jedem an, aber die TE hat total komisch reagiert, und darum war es bei ihr ein Fehler....

[LuciaÉtoile]

Ja genau. Idiot.
Ich habe dann aber etwas getan, von dem ich nicht weiß, ob es mir unangenehm ist oder sich gut anfühlt, weil ich das getan habe, was sich in dem Moment richtig angefühlt hat.

Ich habe ihn angerufen.
Weil ich so wütend und enttäuscht war und mir dachte, das lasse ich jetzt nicht mit mir machen.

[Tobe]

Für mich sieht es auch so aus, daß er sich dies alles selber schönredet. Vielleicht auch um sein eigenes Gewissen zu beruhigen. Das es ja gar nicht so ein großer Fehler seinerseits war, sondern nur in diesem spezifischen Fall, ihm ein kleiner Fehler unterlaufen sei.

Ich bin auch nicht generell gegen freundschaftliche Beziehungen zu ehemaligen Therapeuten, Ärzten oder auch Lehrern.
Zu ehemaligen Therapeuten nur nach einer erfolgreich beendeten Therapie, wo eben auch diese (wenn auch nur gefühlte) Abhängigkeit, falls vorhanden, auch schon gelöst wurde.

In seiner Antwort-eMail spricht er ihr ja wiederholt ein weiteren Therapiebedarf ab.
Um sein Vorgehen zu relativieren. Dies macht mich richtig wütend.


Ich hatte und habe selber freundschaftliche Beziehungen zu ehemaligen Menschen, wo damals sogar auch ein Abhängigkeitsgefühl inkl. Übertragungsgefühle bestanden.
Z.B. zu einem ehemaligen Arzt von mir, der mich damals (1998) in einem sehr desolaten Zustand begleitet und wieder aufgebaut hatte, auch therapeutisch agierte. Er ist um einiges älter als ich, könnte fast mein Vater sein. Die Grenzen wurden aber auch hier immer gewahrt.
Wir haben uns zuletzt getroffen nachdem mein Lebensgefährte verstorben war.
Er war zufällig in der Nähe von meinem aktuellen Wohnort, bzw. es lag auf seiner Strecke zu einer Fortbildung. Er hat mich zum Essen eingeladen, wir haben uns länger unterhalten und uns bei Begrüßung und Verabschiedung auch umarmt. Aber eben alles absolut freundschaftlich.
Und es war für uns Beide schön und auch nicht irgendwie anrüchig.

Wie gesagt, solche Kontakte können durchaus entstehen und auch Bestand haben.
Aber es sollte nicht während einer Abhängigkeit und nur bei gewahrten Grenzen entstehen und dann kann so etwas wirklich gut funktionieren.
Damals war ich noch deutlich jünger und es gab da damals durchaus auch schon Situationen, wo er hätte Grenzen überschreiten können, dies jedoch nie getan hat.
Wenn Beide jedoch immer die Grenzen des Gegenüber wahren, kann daraus eine echt gute freundschaftliche Beziehung entstehen.



Der Therapeut von Lucia hat jedoch schon während der Therapie die Grenzen überschritten...
Er brach die Therapie m.E. nur deshalb ab, um diese Grenzüberschreitungen (in seinem Gewissen) zu legalisieren. Ein ganz klar missbräuchliches Vorgehen.

Ich bin stolz auf Lucia, daß sie noch rechtzeitig die Reißleine gezogen hat, bevor mehr passiert ist.


L.G. Tobe

[chrysokoll]

Ich habe ihn angerufen.
Weil ich so wütend und enttäuscht war und mir dachte, das lasse ich jetzt nicht mit mir machen.

Ich finde es sehr gut dass du wütend und enttäuscht bist! Das genau darfst du auch sein!
Und DU darfst (möglichst im legalen Rahmen) alles machen wonach dir ist, ihn anrufen, schreiben, beschimpfen, Vorwürfe machen. Der darf das ruhig mitkriegen, hören, lesen!

Wenn es für dich angebracht war wütend anzurufen dann ist das so, das ist doch gut.
Wie lief das Telefonat denn?

[SinnIch]

Ich habe ihn angerufen.
Weil ich so wütend und enttäuscht war und mir dachte, das lasse ich jetzt nicht mit mir machen.

Wie ging es weiter?

[LuciaÉtoile]

Tja. Also Tobe, ich muss dir absolut zustimmen.
Ich habe auch noch eine Freundschaft zu einer ehemaligen Lehrerin. Es ist eine Freundschaft, die auf gemeinsamen Interessen, Sympathien und charakterlichen Ähnlichkeiten fußt. Wir sind von Anfang an sehr offen und kommunikativ miteinander umgegangen. Wir haben immer darüber gesprochen, was geht und wir wollen und was eben nicht.
Zum Beispiel haben wir uns erst privat getroffen, als ich nicht mehr ihre Schülerin war.
Wir kennen uns inzwischen seit Jahren und sie ist mir zu einer der wichtigsten Personen in meinem Leben geworden.
Das Gefühl, sie wäre meine Lehrerin hat sich schon ewig verflüchtet.
Aber am Anfang hatte ich auch eine leichte Unsicherheit, ob sich aus einer Lehrerinnen-Schülerinnen-Beziehung eine rein positive Freundschaft entwickeln kann.
Aber auch bei uns gab es, wie du es in deiner Freundschaft zu deinem Arzt empfunden hast, nie "Anrüchigkeiten" oder die Frage, ob da jemand "mehr" will oder es zumindest noch nicht ausschließen kann.

[LuciaÉtoile]

"Möglichst im legalen Rahmen"

Hm...könnte ihm seine Haustür demolieren.

Danke dass ich jetzt lachen konnte.

[SinnIch]

Äh wieso hörst du jetzt beim Telefonat auf und schreibst über die Lehrerin. Das ist schon etwas irritierend gerade...
(nicht böse gemeint)

[Tobe]

Äh wieso hörst du jetzt beim Telefonat auf und schreibst über die Lehrerin.

Weil sie auf meinen Post geantwortet hat

[SinnIch]

Okay, bin trotzdem etwas verwirrt. Hat was von Cliffhanger

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