Thread zum Krieg in der Ukraine

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stern
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Beitrag Do., 24.03.2022, 08:08

Darauf antwortete ich ja, dass normal EUR/USD vereinbart sein sollen, also eine harte Währung.

Aber scheren Putin nun Vertäge? Dann bricht er eben auch diese Verträge und gibt an Gazprom entsprechende Anweisungen. So privatwirtschaftlich ist Gazprom eben nicht, wie Groko-Parteien oft argumentierten, zumal der russ. Staat erhebliche Anteile an Gazprom hat.

Ob dann letztlich er stoppt (weil er Devisen nicht länger akzeptiert, wenn weiterhin in der vereinbarten Währung, also EUR oder USD, gezahlt wird) oder der Westen von sich aus (da Vertragsbruch, wenn einseitig Modalitäten geändert werden bzw. man mit einem Embargo zuvorkommt), ist dann eigentlich gehupft wie gesprungen.
Zuletzt geändert von stern am Do., 24.03.2022, 08:45, insgesamt 4-mal geändert.
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stern
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Beitrag Do., 24.03.2022, 08:21

Eine ältere Quelle:
Gazprom - der Energiekonzern des Kremls
Stand: 25.11.2015 10:41 Uhr

Die größten Erdgasreserven der Welt liegen in Russland, der nach Börsenwert drittgrößte Energiekonzern auch: Gazprom. Das Unternehmen kontrolliert nicht nur den russischen Gasmarkt, das Exportgeschäft und die Pipelines, sondern mischt sich mit wirtschaftlichen Entscheidungen auch in die Politik ein – auf Weisung des Mehrheitsaktionärs, des Kremls.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/meldung92714.html
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hawi
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Beitrag Do., 24.03.2022, 08:46

stern hat geschrieben: Mi., 23.03.2022, 22:09 Da brauche ich auch keine Links zu... das ist aus meiner Sicht völlig unstrittig, dass aus den Staatseinnahmen im Zusammenhang mit Energielieferungen auch Rüstungsgüter gekauft oder Soldaten bezahlt werden können.
Natürlich ist das unstrittig. Nicht allein bezogen auf Rußland, im Grunde gilt das für alle alle Staaten, die einerseits Geld für Militär ausgeben, andererseits Einnahmen aus Exportgeschäften haben.
Bezieht D Waren, Rohstoffe, Energie, Dienstleistungen von z.B. China, oder Indien, Pakistan, oder den USA, oder zig anderen Ländern, meist kaum bewusst absichtlich, aber immer fließt so ein Teil der Bezahlung in den Haushalt dieser Staaten, die wiederum einen Teil der Einnahmen für ihr Militär verwenden.
Soll sowas zukünftig unterbunden werden? Ganz, teilweise?
Weil es ja immer um Warenaustausch geht, hieße das sehr schnell, dass der Welthandel, wie wir ihn seit Jahrzehnten kennen, nicht mehr stattfände. Und grad für D hieße es, vieles könnten wir gar nicht mehr produzieren, weil uns die Rohstoffe fehlen, umgekehrt könnten wir sehr viel auch nicht mehr konsumieren, weil zig Güter nicht mehr an uns geliefert würden.

Aber noch mal zu Rußland, dem, was sich Rußland auch ohne einen Teil seiner Energieexporteinnahmen leisten kann, könnte.
Dass Rußland binnen Wochen, Monaten wirtschaftlich, finanziell implodiert, wie nun diverse Experten und andere annehmen, das glaub ich selber weiterhin eher nicht. Rußlands Exporteinnahmen verringern sich zwar arg, aber bei weitem nicht zu 100%. Und noch unsicherer bin ich mir in Sachen „Autarkie“, also Rußlands Abhängigkeit/Unabhängigkeit vom Weltmarkt.
Auch weil Rußland ja in der Vergangenheit ein ganz anderes Wirtschaftssystem hatte, als der Westen. Auf Dauer haut das mit der Planwirtschaft zwar allenfalls sehr schlecht hin, aber für Situationen wie jetzt kann staatlich gelenkte Wirtschaft, weitgehend jenseits freier Marktwirtschaft schon Vorteile haben. Der Staat, also Herr Putin + Anhang bestimmt, wo welche Ressourcen für was eingesetzt werden, welchen Wert was hat, etc.
Fraglich, ob Wirtschaftsexperten sowas heute mit beachten können. Die meisten,viele, dürften kaum noch was von Planwirtschaft verstehen.

LG hawi
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stern
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Beitrag Do., 24.03.2022, 09:02

hawi hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 08:46 Natürlich ist das unstrittig. Nicht allein bezogen auf Rußland, im Grunde gilt das für alle alle Staaten, die einerseits Geld für Militär ausgeben, andererseits Einnahmen aus Exportgeschäften haben.
Eben, bei z.B. Saudi-Arabien würde man ja auch nicht Abrede stellen, dass das Land bzw. irgendwelche Scheichs einen ordentlichen Profit aus ihren Ölgeschäften haben. Und so auch in gewisser Weise etwas unterstützt, das man eigentlich nicht so gerne unterstützt.
Aber noch mal zu Rußland, dem, was sich Rußland auch ohne einen Teil seiner Energieexporteinnahmen leisten kann, könnte.
Dass Rußland binnen Wochen, Monaten wirtschaftlich, finanziell implodiert, wie nun diverse Experten und andere annehmen, das glaub ich selber weiterhin eher nicht.
Darum geht es mir auch gar nicht so zentral.

Schon allein wenn man nur in die Zukunft denken würde, muss man ja nicht ausgerechnet der sein, jemandem der vor der eigenen Haustüre Kriege führt, sprudelnde Einnahmen zu bescheren. Womit umso leichter erneut aufgerüstet werden könnte, so Putn denn will..

Einen Teil der Energielieferungen könnte Putin vllt. kompensieren (wenn sich andere Länder darauf einlassen). Aber alles und kurzfrtisig, sahen die Ökonomen in dem einen Artikel nicht für realisierbar an.


Auch bei weiteren Zinzahlen und weiteren Anleiherückzahlungen ist man sich nicht so sicher, ob Russland die begleichen kann: https://app.handelsblatt.com/finanzen/m ... 83726.html

Wenn R offiziell als zahlungsunfähig eingestuft werden würde, wäre die Finanzierung über Kredite erschwert. Einiges (hoffentlich deutlich) erschweren, kann man. Hat aber auch einen Preis.
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hawi
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Beitrag Do., 24.03.2022, 09:45

stern hat geschrieben: Do., 24.03.2022, 09:02 Wenn R offiziell als zahlungsunfähig eingestuft werden würde, wäre die Finanzierung über Kredite erschwert. Einiges (hoffentlich deutlich) erschweren, kann man. Hat aber auch einen Preis.
Ja, nur ist das, wie vieles andere, halt eine internationale Betrachtung. Viele der Sanktionen jetzt und die (möglichen) Konsequenzen, sehr weit isoliert wird Rußland natürlich, grad auch finanziell, wirtschaftlich. Aber ich glaube es bleibt handlungsfähig. Handlungsfähiger als z.B, Nordkorea. Dies heute, soweit ich sehe, das Land, das weltweit am meisten isoliert ist.
Dennoch ist Nordkorea – auch nach jahrzehntelanger Isolation – weiter eine arge Bedrohung für andere.

Hauptgrund aller Maßnahmen jetzt ist ja, Rußland möglichst schnell dazu zu bringen, seine Kriegshandlungen einzustellen. Dass das über die Wirtschaftsanktionen innerhalb eines Jahres gelingt, glaub ich nicht.
Die Sanktionen bestrafen Rußland, treffen Rußland, aber sie ändern in dieser Zeit nichts an Rußlands Fähigkeiten, Krieg zu führen.
Und ob sich genug Russen gegen Putin stellen, weil es ihnen nach und nach immer schlechter geht? Wenn überhaupt, dann dauert auch das – glaube ich – ziemlich lange, bis es soweit kommt.

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Beitrag Do., 24.03.2022, 10:34

Ich würde mich nicht an der Kurzfristigkeit festbeißen (wozu ich auch ein Jahr rechnen würde) bzw. kurzfristigen Kriegsbeendigung. Das sehe ich gar nicht so vordergründig an (wobei es aus Sicht des Westens wünschenswert wäre). Inwieweit das realisierbar sein könnte, gehen die Einschätzungen auseinander.

Es hieß, man muss sich selbst die Sanktionen durchhalten können. Soweit ich das bisher verstanden habe, evtl. nicht nur kurzfristig. Der Krieg könnte sich auch ziehen.
Man wird R bislang nicht durch eigenen Kriegshandlungen schaden, sondern wirtschaftlich. Was manches erschwert. Dabei hat man bislang nicht alle Register gezogen wie bei Nordkorea.(z.B. stärkerer Ausschluss von Swift). Und selbst wenn man ein weiters Nordkorea implementieren wollte (sehe ich nicht, sondern viele Schlupflöcher): Bräuchte ja auch bis das wirkt.

Es dürfte unbestritten sein, dass ohne bzw. bei Reduktion sprudelnder Einnahmen manches erschwert wird.

Die Sowjetunion zerbrach nichr mangels Waffen, sondern finanziell.

Man muss vorsichtig sein mit Einschätzungen. Aber es wird auch nicht mehr kategorisch ausgeschlossen, dass die Ukraine Putin an den Verhandlungstisch bringen könnte, weil es militärisch evtl. nicht so läuft wie geplant.
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Beitrag Do., 24.03.2022, 10:49

Eine wesentliche Sanktion sollte sein, Russlands (hohe!) Devisenreserven im Ausland möglichst einzufrieren (die stehen dann möglichst nicht mehr zur Finanzierung zur Verfügung). Und das erschwert auch, den Rubel zu stützen (der ergo aufgrund der Sanktionen an Wert verlieren würde, was auch schon sichtbar war).

Würde man jetzt Energie in Rubel zahlen, würde das sehr wahrscheinlich den Rubel stützen (man müsste Rubel ankaufen... wahrscheinlich über die Zentralbank). Und das würde R indirekt auch Zugriff auf Devisen verschaffen (was u.a. ja anderseits erschwert werden soll). Bereits die Ankündigung Putins hat dem Rubel etwas Auftrieb verliehen.
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Beitrag Do., 24.03.2022, 12:11

Habeck schließt ein Sofort-Embargo noch aus:
Deutschland ist nach Worten von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck nicht in der Lage, ein sofortiges Embargo auf Kohle, Öl oder Gas aus Russland zu verhängen. Es sei bitter, das zuzugeben, sagte Habeck im Bundestag in Berlin. Das heiße aber nicht, dass nichts getan werde. Schritt für Schritt sei die Bundesregierung dabei, diese Abhängigkeit zu reduzieren.
https://www.tagesschau.de/newsticker/li ... g-103.html

Räumt aber ein, dass ein Sofort-Embargo (dreier Energieträger) Game-Changer sein könnte, aber nicht sicher muss.
Einschätzungen gehen, wie gesagt, auseinander... wird man somit vorerst nicht in Erfahrungen bringen.

International muss aber auch noch beredet werden, wie reagiert wird (heute in Brüssel).
Wenn man nun in Rubel zahlen würde siehe oben... dann erreicht Putin das Unterlaufen einer wesentlichen Sanktion.

Vllt. lässt sich Putin aber doch auf Devisen ein. Denn die haben ja auch einen hohen Nutzen für ihn.
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Beitrag Do., 24.03.2022, 20:05

Scholz schließt eine Zahlung in Rubel bislang aus, lt. Anja Kohl (Börse vor 8), d.h. Zahlung in EUR oder USD.
Auch Polen will nicht in Rubel zahlen. Sondern wie vereinbart. Wird kein abschließender Stand sein. Auch für Ö ist eine Zahlung in Rubel keine Option.

Macht einen Energiestopp seitens R wahrscheinlicher, aber nicht zwingend. Denn Russland würde sich damit auch einen Geldhahn abdrehen... ist also nicht gesagt (da Nachteil).


Dass der Rubel über den Verkauf von Goldreserven gestützt wird, soll nun ebenfalls erschwert werden.
Vllt. ändert Putin die Verträge demnächst einseitig dahingehend ab, dass in Gold zu zahlen ist.^^

Nee im Ernst... Auch die Goldreserven könnten (wie die Anhäufung von Devisenreserven) von langer Hand geplante Kriegsvorbereitung gewesen sein:
https://www.wa.de/wirtschaft/ukraine-ne ... 32285.html
Als Russland 2014 die Krim besetzte, kaufte die Zentralbank mehr als 1000 Tonnen Gold – vermutlich bereits in Vorbereitung auf einen Krieg. Jetzt ist genau dieser Fall eingetreten, doch das Gold nützt Putin jetzt trotzdem wenig.
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Beitrag Fr., 25.03.2022, 08:19

Ich habe mal auf der Homepage der Bundesregierung geschaut. Eben: Als Ziel der Sanktionen (die eher Wirtschaftssanktion sind) wird ausgeben: "Sie zielen insbesondere darauf, die russische Wirtschaft und die politische Elite massiv zu schwächen."

Und explizit nicht die kurzfristige Kriegsbeendigung. Das könnte mittelbar auch Folge sein (und wäre sicherlich auch hochgradig erwünscht), dass ein Land den Krieg damit nicht mehr finanzieren könnte. Ist aber natürlich nicht garantiert. Wenn das nicht erreicht wird, könnte eine Konsequenz sein, dass dass ein Land einlenkt, weil massiver Schaden erwartbar ist oder einflussreiche Oligarchen auf Putin einwirken oder er zumindest den Rückhalt verliert. Man hatte im Vorfeld noch die Hoffnung, Putin so abschrecken zu können, dass er nicht aufs Spiel setzt, was Russland sich erarbeitet hat. Und als der Krieg startete, hatte man die Hoffnung, das er einlenkt, wenn er sieht, dass scharfe Sanktionen nun umgesetzt werden.
Oder auch (wenn das nicht gelingt): In einem Land, das z.B. Menschenrechtsverletzungen begeht, würden Sanktion diese ja auch nicht direkt beenden können. Aber man müsste das ja auch nicht noch unterstützen. Wenn es zu einem Umdenken führt: Umso besser (aber nicht gerantiert). Aber man muss es einem Land ja nicht noch leicht machen. Ist doch klar, dass eine Wirtschafts- und Militärmacht zu einer ganz anderen Dimension von Kriegen in der Lage ist bzw. erneuter Kriegsvorbereitung nach einem Krieg.

Und so ging es mir eher darum, wie die Wirkung der Sanktionen eingeschätzt wird. Und so gibt es eben auch Ökonomen, die von einer kurzfristigeren Wirkung ausgehen.

Schon alleine die Devisen- und Goldreserven: Damit allein könnte Putin eine gute Weile durchhalten (selbst wenn Handelsbeziehungen, die nunmal zu neuen Einnahmen führen würde, gekappt werden würden). Macht mir auch keiner weis, dass das keine geplante Vorbereitung war. Also versucht man z.B. den Zugriff zu erschweren, zumindest in den Wirtschaftsräumen, die das lösten können (also z.B. die Schweiz handelt unabhängig von der EU).

Ein Krieg muss finanziert werden (auch kurzfristig sind laufende Zahlungen zu leisten). Und wenn man Staatsfinanzierungsmöglichkeiten einschränkt (das bewirken einige Sanktionen, so auch die Swift-Sanktion), so bleibt irgendwann nur die Notenpresse - mit den Folgen, die üblicherweise ökonomisch zu erwarten sind.

Und militärisch ist es bis jetzt auch noch keine Erfolgsgeschichte für Putin. So besteht vllt. eine Chance, ihn an den Verhandlungstisch zu bringen. Vllt. fährt er aber schwere Geschütze auf.
Und wenn er unbeirrt fortsetzt, wird es hoffentlich schwerer... und bleibt dann nicht folgenlos, was dann auch eine zukünftige Kriegsführung erschwert.
Eine Sanktion will in erster Linie sanktionieren. Ich finde das auch aus volkswirtschaftlicher Perspektive Interessent, was als Folgen erwartbar ist. Wirtschaftlich ist der Preis für Russland hoch, massiv hoch. Und daher rechnete man wohl auch umso weniger damit, dass das alles aufs Spiel gesetzt wird.
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hawi
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Beitrag Sa., 26.03.2022, 09:26

mal (wieder) etwas Wasser zum Wein.

Auch wenn es dazu ziemlich sicher keine ehrlichen, richtigen Antworten gibt, egal um welche Kriegspartei es geht, stell ich die Fragen dennoch: Wie viele Männer wurden gegen ihren Willen in den Krieg gezwungen? Wie viele wurden eingesperrt, weil sie sich nicht zwingen ließen, wie viele desertierten? Wurden gar welche erschossen, ermordet, weil sie sich weigerten, Soldat zu sein?

Bis heute sind diese Menschen nirgends besonders geachtet, auch in den vermeintlich so friedliebenden Demokratien nicht. Fahnenflucht ist fast überall strafbar.
Mit Müh und Not wird vielleicht mal denen, die sich den „Bösen“ Kriegsherren entziehen, Respekt gezollt.

Vielleicht ja naiv, in Kriegszeiten, im Krieg, auf individueller Entscheidungsfreiheit bestehen zu wollen. Aber… jetzt grad wieder wird doch so getan, als würde es auch einen Krieg Freiheit gegen Unfreiheit geben. Hat spätestens bei diesem Aspekt Grenzen.

Gegen den Strich geht mir schon, dass natürlich von Gleichberechtigung keine Rede sein kann, wenn es eine Kriegspflicht nur für ein Geschlecht gibt.

Darüber hinaus?
In Belarus, Russland und der Ukraine existieren unterschiedliche Regelungen zur Wehrpflicht, zum Recht auf Kriegsdienstverweigerung sowie  zu Militärdienstentziehung und Desertion. In keinem der drei Länder wird das Menschenrecht auf Kriegsdienstverweigerung in der Weise umgesetzt, wie es durch diverse internationale Gremien und den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte eingefordert wird. https://de.connection-ev.org/article-3516
Für die Ukraine gilt seit 2015 sogar
"In einer Gefechtssituation kann der Befehlshaber von der Waffe Gebrauch machen oder den Untergebenen Befehle zu deren Anwendung erteilen, wenn es keine andere Möglichkeit gibt, den Verstoß zu beenden." So dürfen die Befehlshaber nach den Worten der Zeitschrift Newsweek "auf Deserteure oder Ungehorsame schießen." https://de.connection-ev.org/article-3516
Für fahnenflüchtige Russen/Belarussen wird von einigen Politikern immerhin gefordert, ihnen in D Asyl zu gewähren
Linke fordert schnelle Asylentscheidungen für russische Deserteure https://www.presseportal.de/pm/58964/5177814
Brisante Forderung nach Asyl für russische Deserteure
https://www.tagesspiegel.de/politik/ukr ... 51902.html
Hindernis laut dem Tagesspiegel-Artikel
„Um Asylrecht gewährt zu bekommen, müsste ein russischer Deserteur darlegen können, dass er eine menschenunwürdige Behandlung und sehr harte Strafen, wie beispielsweise Folter, zu erwarten hätte“, erklärt Kluth. „Darüber hinaus müsste er darlegen können, dass in dem Kriegsgebiet mutmaßlich Kriegsverbrechen begangen werden.“
:roll: :kopfschuettel:

Nach all dem?
Kommt nicht oft vor, aber bei dem Thema schließe ich mich dem an, was eine Kirche, die Evangelische, jedenfalls die in Mitteldeutschland fordert:
Der Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Friedrich Kramer, fordert Schutz und Asyl für ukrainische, russische und belarussische Kriegsdienstverweigerer und Deserteure. Sie müssten in Deutschland und in der EU eine Perspektive für ein dauerhaftes Bleiberecht erhalten, erklärte Kramer https://www.insuedthueringen.de/inhalt. ... 8e96d.html
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Solage
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Beitrag Sa., 26.03.2022, 22:51

Michael Wolffsohn (geboren 17. Mai 1947 in Tel Aviv) ist ein deutscher Historiker und Publizist. Er lehrte von 1981 bis 2012 Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr München.

Michael Wolffsohn ist der Sohn einer 1939 nach Palästina geflüchteten jüdischen Kaufmannsfamilie

konsequent und dickköpfig.
Er mag das nicht, das »diplomatische Ver- und Übermitteln oder das verdeckende
Überzuckern«, er ist weder Befehlsempfänger noch Diplomat sondern Professor
geworden, weil das von "profiteri" komme - von "Bekennen".


https://www.wolffsohn.de/cms/

Mich hat dieser Artikel von ihm sehr beeindruckt, angestoßen und auch beschämt:

Nie wieder?

Welche Lehren wir aus der Geschichte ziehen – diese Frage beschäftigt unseren Autor in diesen Tagen

https://www.juedische-allgemeine.de/pol ... -wieder-4/

„Wie seit Jahrzehnten Israel es tut, bittet, ja fleht Selenskyjs Ukraine geradezu um Hilfe zur Selbstverteidigung. Sie ist bestenfalls begrenzt, und Deutschland liefert, wenn überhaupt, Schrottwaffen. Sterben »dürfen« die Ukrainer alleine. Die Welt schaut zu und weint. Nicht anders als »damals«. 1933 bis 1945. Die Nachgeborenen fragten: »Wie konntet ihr zuschauen und nichts tun? Schämt ihr euch nicht?«“

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Beitrag Sa., 26.03.2022, 23:37

Ich befürwortete ja früher die Friedensbewegung und war da wohl blauäugig verblendet.
Weil, es nutzt doch nichts schönen Ideologien anzuhängen, wenn dies sich nur im Wunschdenken verliert und vom Aggressor ausgenutzt wird.

Ich bin jetzt dafür, dass wir unser Land selbst verteidigen können durch notwendige Aufrüstung.
Der Realität ins Auge blicken, die eben keine Blumenwiese ist.

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hawi
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Beitrag So., 27.03.2022, 10:11

Hallo solage,
was du für dich schreibst, beschreibst?
Ich glaub, so oder so ähnlich geht es grad vielen.
Ich, meine Haltung, Stellung, früher und heute?
Aus welchen Gründen auch immer, ich war zwar ebenfalls friedensbewegt, aber bereits in den 1980ern nicht zu 100%. Anders als viele damals habe ich für mich Kriegsdienst/Wehrdienst nicht abgelehnt. Habe 15 Monate vieles von dem, das ukrainische Soldaten nun machen (müssen) gelernt, geübt. Manches fiel mir arg schwer. Nicht allein körperlich. Z.B. Schießen üben auf damals sogenannte „Pappkameraden“, Köpfe+Oberkörper von Soldaten aus Pappe, auf die geschossen wurde? Für viele, die damals mit mir „übten“, war das was ähnliches wie das Schießen an Kirmesbuden. Für mich eher nicht. Es schwang schon „Realität“ mit. Ich übte schon das Töten, Erschießen, von Menschen.
Ja, es mag Gründe geben, dies zu tun. Aber ob die Gründe wirklich GUT sind?
Ich finde, es darf dazu sehr verschiedene Haltungen, Meinungen geben, ja ich finde sogar, es muss sie geben.

Womit ich bei den Lehren aus Vergangenem wäre.
Die Lehren, die Herr Wolffsohn für sich zieht, schon lange gezogen hat, kann ich sehr gut nachvollziehen. Er ist mit diesen Lehren nicht allein. Zu aller erst Israel, aber auch Länder wie z.B. Polen? Gelernt wurde, was es heißt, überfallen, drangsaliert, gefangen und vernichtet, zerstört zu werden. Gelernt wurde, sich dies zunächst gar nicht vorstellen zu können, es sich dann vorstellen zu müssen und dem dann auch nicht annähernd wirksam verteidigend entgegen treten zu können, dem ohnmächtig, hilflos ausgeliefert zu sein.
D lernte es genau umgekehrt, spiegelverkehrt. Es lernte, was die Konsequenz sein kann, so etwas anderen anzutun, solch Gräuel in Masse anzurichten und am Ende erleben zu müssen, dass es auf einen selbst zurück fällt, dass man nicht nur unendlich viel Schuld am Leid anderer auf sich geladen hat, dass man selbst genau deshalb auch arg zu leiden hatte, hat. Gelernt wurde: Nie wieder! Nie wieder Krieg ganz allgemein, oder zumindest nie wieder Krieg, begonnen von D, auch nieder wieder Krieg, aus all den Gründen, die sich alle im nachhinein als falsch herausstellen herausstellten. Gründe für Krieg? D fehlten sie lange sehr weitgehend.

Ob es aus vergangenen Kriegen überhaupt eine Lehre für alle gibt? Keine Ahnung!
Ich glaube aber recht sicher, die zwei Lehren, die ich für z.B. Israel+Polen einerseits und D andererseits beschrieb, beide Lehren sollten ernst genommen und beachtet werden. Nicht allein, um den anderen mit seinen Lehren zu verstehen, auch um das eigene Lernen nicht zu überschätzen.
Deshalb gefiel, gefällt mir nicht, dass D sehr weitgehend geglaubt hat, es braucht überhaupt keine Armee, keine Soldaten, jedenfalls nicht um in der Lage zu sein, Krieg zu führen.
Mir gefiel, gefällt aber auch die Lehre, die Herr Wolffsohn vertritt nicht, nicht so, wie er sie vertritt.
Er übersieht die Lehre Deutschlands, wie ich finde. D begann die bekannten Scheußlichkeiten auch, weil es sich einreden ließ, es sei das Opfer von XYZ, gemordet wurde aus einer abstrusen Idee, sich verteidigen zu müssen, heraus. Dies durchaus ähnlich, wie nun Putins Rußland sich vermeintlich verteidigt.
Zu allgemein? Mir scheint es gibt einen ewig währenden Motivationskreislauf für Krieg. „Opfer“ lernen, sich zu verteidigen, so sehr, dass sie irgendwann selbst Täter werden. Und diese Opfer lernen wieder, nicht Opfer sein zu wollen.

Jetzt grad hier? Ja, gut dass D (wieder) lernt, etwas tut, um sich selbst besser zu verteidigen.
Es sollte all das, was es bislang für sich gelernt hatte, aber weder vergessen, noch missachten.
Es sollte sich auch nicht irgendwelche Schuldgefühle einreden lassen, die ich für falsch halte.
Z.B. ist D eins der ganz wenigen Länder, in das sich viele Menschen, die vor Krieg fliehen, wirklich flüchten konnten, können, nicht nur Ukrainer. Auch sonst ist die humanitäre Hilfe Deutschlands beachtlich. Vielleicht nicht ausreichend aber …. diese Hilfe ist mir weiter lieber als militärische Hilfe. Auf jeden Fall ist sie menschlicher.

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Beitrag So., 27.03.2022, 20:02

Sicht einen russischen Experten (Ökonomie), der früher auch mal für die russ. Regierung tätig war.

https://www.mdr.de/nachrichten/welt/wir ... s-100.html

Es ist also stark davon ausgehen, dass R sich auch schaden würde, wenn Putin die Energiehähne abdrehen würde. Ist aber evtl. für Putin keine relevante Kategorie.
Oleg Buklemishev: Was ich sagen kann, ist, dass natürlich viel Geld aus diesen Zahlungen in den russischen Haushalt fließen. 40 % des Staatshaushaltes speisen sich aus Steuern für Gas, Öl und Ölerzeugnisse. Das ist also ein ganz entscheidender Faktor, ohne Frage.
Ich habe es jetzt nicht mit offiziellen volkswirtschaftlichen Zahlungsbilanzen abgeglichen, könnte aber hinkommen, weil fossile Energieträger einen erheblichen Teil der Wirtschaftsleistung in R ausmachen.

Könnte Putin in Renten stecken, zukunftsfähige Investitioen, für Korruption verwenden... oder auch Kriege damitfinanzieren.Frage.
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