Trigger durch Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Waldschratin
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Beitrag So., 15.08.2021, 07:18

urmely hat geschrieben:Es gibt mittlerweile mindestens 6 Mails von mir an ihn mit ganz konkreten Fragen zum Fortgang der Therapie, zu meiner Angst von ihm fallengelassen zu werden. Er beantwortet mir nicht eine einzige Frage konkret. Deswegen habe ich ihn ja beim letzten Termin drum gebeten mir dann wenigstens zu sagen, dass er meine Fragen nicht beantworten wird. Seine Antwort "aber ich habe doch die Frage nach dem Termin beantwortet"... Normalerweise würde ich bei den meisten Gesprächspartnern dann aufstehen, sagen, dass ich mich auch selbst verarschen kann und gehen. Bei ihm kann ich das nicht, denn wenn ich gehen würde, wäre ich alleine.
Mal ganz plump gefragt von mir:
Hast du eigentlich die Hoffnung, dass er sich ändert, sobald ihr "richtig" Therapie macht mit einer bestimmten Anzahl genehmigter Stunden?

Ich denke nämlich, dass er halt so "ist", und sich auch nichts groß ändern wird am "Schleudergang" und dem Wischiwaschi bei ihm.

Wäre für mich die Frage, ob ich die Herausforderung annehmen möchte, genau das, was mir da so Angst macht vorm Fallengelassenwerden etc. als Bearbeitungspunkt, da stabiler zu werden, unabhängiger und besser für mich selber einstehen und sorgen zu lernen dran. Und ob mir der "Rest" an Therapeutischem von ihm dazu reichen würde oder nicht.

Oder eben nicht. Weil mir das nach "never ending story" klingt, wenn er einfach so ist und seine Arbeit so gestaltet und ich keine Chance sehe, mich dran entwickeln zu können auf längere Sicht.

urmely hat geschrieben:Ich habe nicht das Gefühl, dass ich an der Entscheidung beteiligt bin :-((
Dann fang an, nimm das Heft in die Hand und schaffe dir eigene Beteiligung! :ja:

Ich kann schon nur zu gut verstehen, dass dir die Angst vorm Verlassenwerden da wie eine dicke fette Mauer im Wege steht und du nur auf diese Mauer gucken kannst derzeit.

Andererseits wird sich diese Mauer auch nicht von selber in Luft auflösen, nicht mal dann, wenn die derzeitigen Umstände sich zu deinen Gunsten schlagartig ändern würden.
Das gäbe kurzfristiges Aufatmen bei dir - und dann käme der nächste Grund, an dem sich deine Angst aufhängt und wieder in den Vordergrund drängt.
Da sprech ich aus langer Erfahrung... :roll:

Die Frage ist halt, wie heilsam eine Therapie für dich sein kann, in der du nur lernst, dich noch besser selber zu verbiegen, "brav" zu sein und dem Gegenüber "gefallen" zu wollen, um endlichendlich seine Liebe und seine Achtung dir zu verdienen.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dein Thera "erfreut aufhorchen" würde, wenn du ihn aus dieser "Richter und Henker"-Rolle mal kurz entlässt und dich auf deine Hinterbeine stellst und mal so ihm begegnest, wie du es bei den meisten anderen Gesprächspartnern ganz selbstverständlich machen würdest.

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urmely
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Beitrag So., 15.08.2021, 08:01

Hallo Zauberlehrling,
Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 20:51 ... Vorwurf...
Interessanter Ansatz. Für mich impliziert Vorwurf schon, dass ich etwas werfe. Das sehe ich aber nur als gegeben, wenn ich weg von mir gehe und z.B. sagen würde "Sie behandeln mich wie ein kleines Kind...". Da muss ich nochmal drüber nachdenken.

Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 20:51 Worauf ich ein wenig hinaus will, ist, dass du Worte als solches vielleicht mal stehen lassen könntest, ohne sie durch deine Erlebniswelt einzufärben. Gerade auch, wenn sie von deinem Therapeuten kommen. Er steht nämlich auf deiner Seite, auch wenn du es nur schwer erkennen kannst. Und das ist sehr schwer.
Ob das jemals geht? Im Prinzip ist bei mir ein Filter vorgeschaltet, der immer aktiv ist und checkt, dass "Altbekanntes" auch an den richtigen Ort kommt. Also bestimmte Worte landen immer automatisch bei "Beschämung, Herabwürdigung, Abweisung, etc.". Vor allem, wenn ich eh schon in einem vulnerablen Zustand bin wie das letzte Mal. Da kann ich kognitiv überhaupt nicht dagegen halten.

Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 20:51 Bisher hatte ich hier (glaube ich) das so noch nicht gelesen. Sondern eher in die Richtung, dass du das Gefühl hast, dass dein Therapeut deine Dankbarkeit einfordert. Vielleicht habe ich es auch nur falsch in Erinnerung.
Natürlich hast du das nicht so lesen können, denn hier habe ich nur die Situationen erwähnt, in denen er mir nach meinem Gefühl vorwirft, nicht ausreichend dankbar zu sein. So interpretiere ich seine Hinweise, dass er mich ja quasi aus Mitleid aufgenommen hat oder dass er seine Mittagspause für mich opfert. Objektiv gesehen sind das für mich Vorwürfe im negativen Sinn. Natürlich bin ich froh, dass er mich angenommen hat und betreut, aber letztendlich war es seine eigene Entscheidung und mir das immer wieder zu präsentieren lässt mich immer wieder in das alte Muster "fordere nicht zu viel, sonst lässt er dich fallen" zurückfallen. Und da frage ich mich, ob ihm das nach rund 30 Jahren Erfahrung nicht klar sein müsste...
Wie stellst du dir dann eine Bearbeitung deiner Probleme vor, wenn sie ausgeklammert werden sollten?
Bekannte Trigger zu vermeiden heißt für mich nicht, meine Probleme auszuklammern. Mein Problem ist z.B., dass ich unheimlich schwer Vertrauen fassen kann und Angst davor habe, verlassen oder hängengelassen zu werden. Dieses Problem kann man meiner Meinung nach auch bearbeiten, ohne dass man mich gefühlt hängen lässt oder mich über meine Zukunft im unklaren lässt, auch wenn ich meine Panik diesbezüglich anspreche. Zumal der Doc immer wieder betont, dass negative Erfahrungen nur mit positiven überschrieben werden können und dass das dauert. Aktuell wird mein Weltbild diesbezüglich aber eher bestätigt und nicht positiv überschrieben.
Damit hat er doch Recht? Ein Therapeut braucht die Distanz zu dir, um mit dir zusammen an deinen Problemen arbeiten zu können. Er sollte sich in deine Situation einfühlen können, ohne die Probleme selbst zu haben/ zu bekommen.
Ja, exakt. Ich habe auch nichts anderes behauptet :-)
Ich habe ja geschrieben, dass das das Beruhigendste war, was ich letztes Mal wahrgenommen habe.

lg
urmely

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urmely
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Beitrag So., 15.08.2021, 08:34

Guten Morgen Waldschratin,

ganz schön viel Stoff zum Nachdenken an diesem Sonntagmorgen. Und ich musste mich bremsen, nicht sofort mit einem reflexartigen "aber" daher zu kommen.
Waldschratin hat geschrieben: Sondern weil es DIR mit dem derzeitigen Miteinander in Sachen Mails schlechter geht als ohne sie.
Es war ein langer Weg, überhaupt zu dieser Erkenntnis zu kommen, bzw. ich hatte sie schon einmal (nach dem letzten Stress diesbezüglich), dann kam aber irgendwann wieder etwas, wo ich nicht 2 Wochen damit warten wollte und schon war eine Mail geschrieben.
Waldschratin hat geschrieben: Mal ganz plump gefragt von mir:
Hast du eigentlich die Hoffnung, dass er sich ändert, sobald ihr "richtig" Therapie macht mit einer bestimmten Anzahl genehmigter Stunden?
Ich habe die Hoffnung, dass sich durch den Antrag der Therapie (und hoffentlich deren Genehmigung) meine Unsicherheit bezüglich meiner Zukunft bei ihm als Patientin legt, denn ein Therapieantrag wäre ja die Bestätigung, die ich schon lange haben möchte: dass er mit mir eine Therapie machen möchte. Meine Idee ist, dass ich mich dann etwas sicherer an dieser Stelle fühlen würde. Ich glaube schon, dass Therapie irgendwo auch weh tun muss, zumal wenn man sich eh kaum spürt. Ich möchte also nicht, dass er sich ändert, ich möchte nur auf festerem Boden stehen.
Waldschratin hat geschrieben: Aber mal ganz nüchtern betrachtet : Schadet eine Therapie dir nicht eher, in der du deine kaputtmachenden Vorerfahrungen größtenteils wiederholst?
Aber gut, das ist jetzt rein nüchtern-verstandesmäßig von mir betrachtet.
Ich weiß selber, dass das liebe Innenleben da Amok läuft mit solchen Überlegungen.
Meine Meinung dazu kannst du stündlich bei mir abfragen und wirst je nach Gemütsverfassung völlig konträre Antworten erhalten :red:
Waldschratin hat geschrieben: Ich könnte mir sogar vorstellen, dass dein Thera "erfreut aufhorchen" würde, wenn du ihn aus dieser "Richter und Henker"-Rolle mal kurz entlässt und dich auf deine Hinterbeine stellst und mal so ihm begegnest, wie du es bei den meisten anderen Gesprächspartnern ganz selbstverständlich machen würdest.
Mir kam ja auch schon die Frage in den Sinn, dass vielleicht genau das das Ziel seines aktuellen Verhaltens sein könnte. Dass er mich bis über meine Gehorsamsgrenze hinaus treiben will, damit ich endlich dagegen halte.

lg
urmely


Waldschratin
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Beitrag So., 15.08.2021, 10:13

urmely hat geschrieben:ganz schön viel Stoff zum Nachdenken an diesem Sonntagmorgen.
Mach dir bitte bitte keinen Stress mit dem Geschreibsel! :hugs:
(Nicht nur, weil heute Sonntag ist, sonst bitte auch! :-D)

urmely hat geschrieben:Es war ein langer Weg, überhaupt zu dieser Erkenntnis zu kommen, bzw. ich hatte sie schon einmal (nach dem letzten Stress diesbezüglich), dann kam aber irgendwann wieder etwas, wo ich nicht 2 Wochen damit warten wollte und schon war eine Mail geschrieben.
Ja, so "geht" das halt... Mich nervt das auch jedes Mal wieder neu : Von 100 Versuchen kann ich froh sein, wenn zwei oder drei so halbwegs gelingen. :roll:
Konsequenz beißt sich regelmäßig mit dem Erleben, es nicht mehr aushalten zu können/dran einzugehen/gleich zu platzen etc.pp. :roll:

Ich kenn das auch ganz schlimm, wenn ich mich aus einer meiner Süchte rausgehangelt hab.
Und ich glaub, das geht den meisten Leuten so bzw. ist das meine Erklärung dafür, dass es vielen gar nicht erst gelingen mag.
Weil es verdammich schwer ist, gegen sein innerstes Erleben zu gehen, dauerhaft und zuverlässig.

Also sei gnädig mit dir! ;-)

Ich hab mir da ein Prinzip aus der Achtsamkeitspraxis übernommen : Ziel ist es nicht, möglichst "dauerhaft" die Konzentration auf etwas lassen zu lernen.
Ziel ist es, möglichst gut mitkriegen zu können, wann mir die Konzentration "weggeht", damit ich das "Pendeln" lernen kann : Immer wieder "zurückkehren" können zu dem, wozu ich mich entschlossen hab.


urmely hat geschrieben:Mir kam ja auch schon die Frage in den Sinn, dass vielleicht genau das das Ziel seines aktuellen Verhaltens sein könnte. Dass er mich bis über meine Gehorsamsgrenze hinaus treiben will, damit ich endlich dagegen halte.
Ich hoffe mal, dass er dich nicht zu etwas "treiben" möchte/bringen möchte! Fänd ich recht gruselig...
Vielleicht eher so, dass er sich standhaft weigert, deine bisherigen Mechanismen zu teilen bzw. zu unterstützen und da mit drauf einzusteigen.
Das "öffnet" dir alle Wege und Alternativen, nach deinem Gusto Anderes auszuprobieren.

Und jetzt wünsch ich dir erstmal einen schönen und erholsamen Sonntag! :flower:

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urmely
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Beitrag Mo., 16.08.2021, 10:00

Waldschratin hat geschrieben: Mach dir bitte bitte keinen Stress mit dem Geschreibsel! :hugs:
(Nicht nur, weil heute Sonntag ist, sonst bitte auch! :-D)
Ich empfinde es eigentlich nicht als Stress. Ist ja schön, wenn man aus seiner einseitigen Denke etwas rausgerissen wird.
Waldschratin hat geschrieben: Weil es verdammich schwer ist, gegen sein innerstes Erleben zu gehen, dauerhaft und zuverlässig.

Also sei gnädig mit dir! ;-)
Waldschratin hat geschrieben: Vielleicht eher so, dass er sich standhaft weigert, deine bisherigen Mechanismen zu teilen bzw. zu unterstützen und da mit drauf einzusteigen.
Das "öffnet" dir alle Wege und Alternativen, nach deinem Gusto Anderes auszuprobieren.
Noch fehlt mir der Blick auf das Andere, das ich probieren könnte. Ich renne immer wieder gegen die Wand, volles Karacho.
Waldschratin hat geschrieben: Und jetzt wünsch ich dir erstmal einen schönen und erholsamen Sonntag! :flower:
Den hatte ich. Ich war spontan mit meinem Jüngsten in der Kletterhalle (er ist in einer Jugendklettergruppe). Nach 30 Jahren das erste mal wieder geklettert. Auf der einen Seite natürlich frustrierend, da keine Kraft und 30 kg mehr als damals, auf der anderen Seite ein tolles Gefühl, mal wieder Muskeln zu bewegen, die man sonst nie nutzt. Zukünftig werde ich die Zeit des Trainings meines Jüngsten nicht mehr lesend und wartend verbringen sondern mich selbst an ein paar Griffe hängen und ein bisschen bouldern.


Waldschratin
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Beitrag Di., 17.08.2021, 07:02

Oh, Bouldern! :love:
Kletter für mich ein bissl mit, wenn du wieder mal dort bist! :ja:

Find ich eine gute alternative Art, mal gepflegt "die Wände hochzugehen". :-> :thumbsup:

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urmely
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Beitrag Di., 17.08.2021, 07:08

Waldschratin hat geschrieben: Di., 17.08.2021, 07:02 Oh, Bouldern! :love:
Kletter für mich ein bissl mit, wenn du wieder mal dort bist! :ja:
Ich werde heute an dich denken!
Waldschratin hat geschrieben: Find ich eine gute alternative Art, mal gepflegt "die Wände hochzugehen". :-> :thumbsup:
So hab ich es tatsächlich noch gar nicht betrachtet, Danke für den Blickwinkel!

lg
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Solage
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Beitrag Di., 17.08.2021, 20:28

Waldschratin hat geschrieben: So., 15.08.2021, 06:48
Deshalb hatte ja auch kein Mensch ne Chance, Thera eingeschlossen, mal als der der er tatsächlich war und mit dem, was er tatsächlich mir entgegenbrachte, von mir auch "gewertet" zu werden. Ich konnte es ja nicht mal wahrnehmen.

Das mit Abwehr und Schutz vor neuerlicher Verletzung kam bei mir da wirklich erst einiges später.
War dann aber auch wieder mühsam... :roll:

Naja, letztlich hat sich die ganze Abplagerei damit ja gelohnt. Jetzt kann ich auch "Schönes und Angenehmes" in meinem Leben mir gönnen, auch in Reinform und ohne den konditionierten Beigeschmack dabei.

Mir tuts weh, dass du auch so viel Sadismus hast erleben müssen, liebe Solage. Aber es tut auch gut, da von jemand so 1:1 verstanden werden zu können.
Liebe Waldschratin,

danke!

Du hast Schreckliches erlebt und das tut mich sehr leid.
Seitdem ich dich lese, erlebe ich dich als klug, differenziert und aber vor allem als MENSCHLICH! Immer darauf bedacht nicht verletzend zu sein.

Du positionierst dich klar, aber nicht um weh zu tun. Das finde ich interessant, weil dir ja sehr weh getan wurde. Und ich kann das ebenso verstehen, weil ich mich vielleicht ein bisschen ähnlich empfinde.

Es freut mich, dass du auch das Schöne und Angenehme wahrnehmen kannst und das bringst du auch in deinen Beiträgen rüber.

Ich habe gerade überlegt, ob in meinem Fall es so ist, dass ich anderen Menschen eben deshalb auch etwas Schönes zeigen möchte, damit das Hässliche weniger Macht hat! Das Hässliche wäre dann nur ein lästiges Introjekt. Weg damit!

Liebe Grüße
Solage


Waldschratin
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Beitrag Mi., 18.08.2021, 06:52

Liebe Solage,
deine Worte machen mich grad ganz verlegen... :red:
Danke dafür! Das nehm ich "persönlich". :heart: :-D

Solage hat geschrieben:Du positionierst dich klar, aber nicht um weh zu tun. Das finde ich interessant, weil dir ja sehr weh getan wurde. Und ich kann das ebenso verstehen, weil ich mich vielleicht ein bisschen ähnlich empfinde.
Ich erlebe dich ja auch so. :ja:
Es steht halt auch ein ziemlicher Prozess dahinter, sich mit dem, was einem passiert ist, auch auseinanderzusetzen.
Und das merk ich bei dir auch.

Das macht es zwar auf den ersten Blick so unglaublich schwer, aber wenn man mal einen gut Teil weggearbeitet hat, erntet man halt auch die Früchte seiner Arbeit. :flower:

Ich kann zu diesem Prozess aber auch sagen, dass da ein guter Teil Wut, Verachtung, Rachegefühle etc. den Tätern gegenüber mit dabei war. (Und manchmal noch ist, bei den Punkten, die ich noch zu bearbeiten hab).
Und genau da drin seh ich die Möglichkeit, tatsächlich auch mal rauszukommen aus der Verknüpfung mit den Tätern. (Bzw. Täterintrojekte loszuwerden).

Ich hab mir da schon allerhand "erlaubt", das Meiste natürlich nur in der Phantasie, oder mit Symbolik "stellvertretend".

Solage hat geschrieben:Ich habe gerade überlegt, ob in meinem Fall es so ist, dass ich anderen Menschen eben deshalb auch etwas Schönes zeigen möchte, damit das Hässliche weniger Macht hat! Das Hässliche wäre dann nur ein lästiges Introjekt. Weg damit!
Da bin ich ganz bei dir! :ja:

Dem Hässlichen, dem Hass möglichst wenig Raum geben, auch in mir nur das, was "nötig" ist um abzuschließen.
Und zum Hass gehören für mich auch all diese "Unterstufen" wie Verdrängung, zu relativieren, schöngeredet zu bekommen oder schönreden zu sollen, Ignoranz, falsche Toleranz, die Dummheit von uns Menschen an sich ;-) und v.a. die Einfalt und Überheblichkeit, die uns Menschen ja so "auszeichnet" gegenüber allen anderen Geschöpfen. :roll:

Ich nehm mich da übrigens nicht aus. ;-)
Das gehört für mich auch ganz wesentlich dazu, um tatsächlich aus den Verknüpfungen rausfinden zu können : Keine "Feindbilder" mehr zu schaffen, um mich zu entlasten. (Passiert trotzdem immer wieder, bin ja auch nur ein Mensch)

So, großes "G`scheidhaferl-Gelaber" Ende. :-> :-D

Danke nochmal für deine Worte! Das ist ein echtes Geschenk heute für mich! :flower:

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Solage
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Beitrag Fr., 20.08.2021, 22:08

Waldschratin hat geschrieben: Mi., 18.08.2021, 06:52

Danke nochmal für deine Worte! Das ist ein echtes Geschenk heute für mich! :flower:
Liebe Waldschratin,
und deine Worte sind sehr wertvoll für mich. :hugs:

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urmely
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Beitrag Di., 24.08.2021, 17:10

Gestern war der erste Termin nach dem Urlaub des Therapeuten.

Gestern früh dann eine nette Mail von ihm mit der Uhrzeit und Dauer des Termins und ob es bei mir so klappt. Fand ich irgendwie nett von ihm, denn ich war schon etwas nervös, ob alles klappt. Außerdem wollte er wissen, über welche Themen ich reden möchte. Ich schrieb zurück, dass ich wissen müsste, wie es nach den 12 Stunden Akutbehandlung weiter geht und dass wir über eine Klinikeinweisung reden müssen.

Als ich nachmittags dann in die Praxis kam, saß noch 1 Patientin im Wartebereich und es stellte sich heraus, dass er "wegen eines Notfalls" in Verzug war, also ging ich noch eine halbe Stunde spazieren.

Der Thera war total freundlich, aber irgendwie kam es nicht bei mir an. Zu Beginn der Stunde wollte er wissen, was so in den letzten 2 Wochen los gewesen wäre, das wäre ja lang gewesen. Ich war irritiert, weil ich meistens nur alle 2 Wochen einen Termin habe und es jetzt nur 3 Tage länger als normal war.

Ich habe wahllos irgendwelche Dinge aufgezählt und dann gesagt, dass ich eigentlich gar keine Ahnung habe. Tatsächlich sind mir auch nur "schwierige" Dinge eingefallen, aber z.B. nicht die Tatsache, dass ich mit meinen Jungs mehrmals klettern war.

Ich hatte in den 2 Wochen einen Text zusammengeschrieben mit allem möglichen, was mir vor allem zum letzten Termin durch den Kopf gegangen war. Den habe ich ihm dann zu lesen gegeben. Er hat ihn gelesen und mich dann gefragt, was wir damit machen. Sonst kein Kommentar zum Inhalt. Ich habe nur gemeint, dass ich das, was da drin steht, zu seinem Wissen machen wollte. Dann würde er es behalten, da wäre einiges drin, woran wir arbeiten könnten.

Mir fehlt auch vom gestrigen Termin schon wieder irgendwas. Ich weiß, dass ich mega nervös war und mich ständig in den Arm gekniffen habe, was ihm dann auch irgendwann aufgefallen ist. Es ging um Halt, um Sicherheit, was mir früher Sicherheit gegeben hat und dann alle möglichen Schleifen, die mein Hirn gedreht hat. Bis es dann Zeit war, die organisatorischen Sachen zu regeln. Er hat mir erklärt, dass nach der Akutbehandlung noch 2 probatorische Sitzungen kommen würden und dann eine Kurzzeittherapie mit 12 Stunden, die "keinen großartigen Antrag" bräuchte. Danach müsste dann ein Langzeittherapieantrag gestellt werden. OK, ich habe keine Ahnung von den Abläufen, aber es geht weiter, das war mir wichtig.

Ich habe dann noch die Terminplanung bekommen, die er mir ja schon vor einem Monat angekündigt hatte. Ich habe jetzt einen festen Termin, immer Dienstagnachmittag. Allerdings maximal alle 2 Wochen, manchmal sind sogar 4 Wochen Pause, wenn "meine" Woche in eine Woche fällt, wo er die Praxis zu oder Urlaub hat. Als ich ihn darauf angesprochen habe, meinte er, das wäre jetzt mal die "grobe Planung". Was natürlich wieder viele Deutungsmöglichkeiten offen lässt. Er hat dann auch angemerkt, dass er gerade nicht weiß, ob das 25- oder 50-Minuten-Termine sind.

Los geht es mit diesem Plan nächsten Dienstag, dann kommen 4 Wochen Lücke, weil er 2 Wochen Urlaub hat. Für mich gerade unvorstellbar, so komme ich doch gar nicht in eine Therapie rein, vor allem wenn das womöglich wieder nur kurze Termine sind.

Teil 2 folgt

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urmely
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Beitrag Di., 24.08.2021, 17:16

Wir haben dann auch über eine Klinikeinweisung gesprochen. Ich habe eine Klinik im Allgäu empfohlen bekommen, die von der Beschreibung das Gegenextrem zu der Klinik ist, die ich im April abgebrochen habe. Klein, sehr auf Miteinander und Gruppen konzentriert und sehr spirituell. In dieser Klinik war eine gute Bekannte von mir schon 2 x und ist begeistert von dem Konzept. Vor 1 Jahr hatte sie mir schon einmal den Tipp gegeben, damals konnte ich es mir nicht vorstellen. Mittlerweile schon.
Mein Thera kennt die Klinik auch und scheint nicht davon überzeugt zu sein, dass es für mich das Richtige ist. Er meinte, er persönlich würde dort nicht hingehen, ihm wäre das zu intensiv. Ich bin ja jetzt auch nicht so wirklich der Gruppenmensch, aber Dank Corona haben die ihr Programm auch etwas angepasst, was mir da eher zugute käme. Außerdem bekommen Schlafapnoe-Patienten mit Beatmungsgerät ein Einzelzimmer :-D
Der Vorschlag des Thera war, dass ich versuchen soll, ob ich die Klinik vorher anschauen kann. Habe ich heute versucht, leider machen sie das wegen Corona nicht. Ich habe noch viele Fragen am Telefon gestellt und beschlossen, dass ich es wagen werde. Mir läuft die Zeit davon und so wie es gerade ist, bewegt sich nichts voran. Die Klinik hat aktuell auch nur eine Wartezeit von 3-4 Monaten und ich kann auch spontan anreisen, was die Chance auf eine frühere Aufnahme erhöht.
Jetzt hoffe ich nur, dass mein Thera mir bis zum Termin nächsten Dienstag einen Kurzbericht fertig macht, denn nochmal 4 Wochen warten möchte ich wirklich nicht.

Heute war ich dann noch bei einer psychotherapeutischen Heilpraktikerin, die Körperpsychotherapie anbietet. Aus der Not heraus, da mein Thera in dieser unsäglichen Stunde vor 2 Wochen gemeint hat, er würde die Verantwortung nicht mehr alleine tragen wollen, ich sollte mir noch andere Hilfe suchen. Sie meinte zwar, eigentlich würde sie das nicht neben einer laufenden Gesprächstherapie machen, aber wir könnten es ja mal versuchen. Sie hat allerdings dann auch Urlaub, so dass ich trotzdem mindestens 2 Wochen "niemanden" habe. Die Stunde heute bei ihr war schon sehr interessant, ich muss schauen, ob das für mich etwas ist und wie lange ich mir das leisten kann.

Insgesamt weiß ich immer noch nicht, wie es weiter gehen soll. Gestern habe ich eine deutliche Distanzierung von meiner Seite gespürt, während der Thera für seine Verhältnisse sehr freundlich war. Ich hätte mir gewünscht, dass wir über das, was ich geschrieben habe, reden. Vielleicht bekomme ich das bei einem der nächsten Termine hin. Immerhin hat er jetzt schwarz auf weiß, wie es mir mit diesem letzten Termin ging.


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Beitrag Di., 24.08.2021, 17:55

Hallo urmely,
schön, mal wieder von dir zu hören! :flower:

Viel zu deinem Termin heute mit dem Thera kann ich gar nicht sagen.
Wenn das seine Art ist, so zu arbeiten, naja.
Mir würde es ähnlich gehen wie dir : Wie sollst du denn bei 25min-Terminen überhaupt einen Einstieg in eine Therapie finden mit ihm, bei alledem, was du da "mitbringst"...?
Da wären mir die 14tägigen Termine noch lieber. (Aber da bin ich voreingenommen, mir sind die Termine alle 14 Tage weitaus lieber, ich brauch immer dermaßen viel Zeit, das, was nach so einem Termin alles abgeht in mir, wieder einsortiert und "verwurschtet" zu bekommen)

Bei der Körpertherapie klingst du ein bissl nach "Interessiert mich, hab ich Lunte gerochen". :-D
Ist halt blöd, dass du das selber zahlen musst...

Und die Klinik klingt aber auch recht interessant, grade das mit kleinen Gruppen, intensive Arbeit etc.
Gegen intensive, konfrontative Arbeit spricht ja nichts, solange man dann dort auch aufgefangen wird und "Mitspracherecht" hat in der "Dosis" und nicht einfach irgend ein Programm absolvieren muss, auf Gedeih und Verderb.

Das Problem, vor lauter Ichweißnichtwas die Hälfte der Stunde und des Gesagten gar nicht erst mitbekommen zu haben, kenn ich auch.
Ich hab mir damit beholfen, dass ich den Thera gefragt hab, ob ich die Stunden aufnehmen darf. Seither mach ich das, auch jetzt immer noch.
Aber das ist "richtig heftig" konfrontativ, sich dann selber hinterher zuzuhören... :blass: , nur so als "Warnung vorneweg".

Aber jetzt erhol dich erstmal - soweit möglich! :hugs:

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Kirchenmaus
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Beitrag Di., 24.08.2021, 18:00

Hallo Urmely,

falls die Klinik Adula oder sonst eine Zwölf-Schritte-Klinik ist – pass bitte sehr gut auf dich auf.
Es ist in Ordnung, mich zu akzeptieren.

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urmely
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Beitrag Di., 24.08.2021, 18:02

Kirchenmaus hat geschrieben: Di., 24.08.2021, 18:00 Hallo Urmely,

falls die Klinik Adula oder sonst eine Zwölf-Schritte-Klinik ist – pass bitte sehr gut auf dich auf.
Kannst du da ein bisschen mehr dazu sagen? Und ja, es ist nicht die Adula, aber die "Schwesterklinik"

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