Aber "inszenieren" muss sich ein Therapeut weder in die eine oder andere Richtung.
Davon schrieb ich ja auch nicht, sondern vom "Mitbekommen" und davon, dass jemand schrieb (was natürlich okay ist, was ich aber anders sehe), dass es gut wäre, nichts Negatives mitzubekommen, Positives aber schon eher.
Und dann kommt ma doch recht häufig und sofort auf das Them "Kinder" und "Partner" zu sprechen, was ich irgendwie ganz interessant finde. Ein bisschen von wegen: "Wenn er zwei Kinder hat und eine Frau hat, ist alles unauffällig" (etwas übertrieben formuliert). Oder eben auch: "Ich will nicht wissen, ob er Kinder und Frau hat". - Und darin zeigt sich doch, so vermute ich, etwas vom Patienten, nämlich seine Positionierung zum Therapeuten und dessen Familie, was doch eigentlich, wenn es nicht interessiert, gar nicht wichtig wäre. Wenn es wirklich nicht interessiert, dann interessiert es auch nicht, wenn man es erfährt
Es ist doch vielleicht eher so, dass es eben doch interessiert, dass derjenige sich das dann aber nicht eingestehen mag und das Thema auf den Therapeuten überträgt, von wegen: "Und wehe, ich erfahre, ob du eine Frau und Kinder hast!"
Tatsächlich macht das häufig wohl schon was mit dem Patienten, etwas darüber zu erfahren, wie der Therapeut lebt, und tatsächlich erfahren "betroffene" Patienten - eben genau deshalb - die für sie (unbewusst oder bewusst) wichtigen Dinge ohnehin auch dann, wenn der Therapeut nicht sagt: "Übrigens, ich bin schwul und seit fünf Jahren Single, ziehe aber gelegentlich nachts um die Häuser" oder: "Übrigens, ich bin seit 20 Jahren verheiratet und habe zwei Kinder"). Und man erfährt es auch dann, wenn man es nicht darauf anlegt und schon gar nicht nachstellt. Man erfährt es deshalb, weil man die Antennen dafür hat (wie Schwangere, die nur Schwangere wahrnehmen usw.).
Kompliziert wird es dann, wenn die Aufgabe dem Therapeuten übertragen wird, sich so zu verhalten, dass der Patient nicht von Infos belästigt wird, die er zwar schon gerne hätte, was einzugestehen er sich aber nie erlauben würde. Da funktioniert die Trennung von "ich" und "du" nicht so gut, denke ich.
Will sagen: Auffälliges Therapeutenverhalten ("ich gehe immer samstags um 14 Uhr zu Rewe in Straße XY, und wenn wir uns da mal sehen, bist du in mich verliebt") ist ja etwas ganz anderes, aber auch da ist es die Aufgabe des Patienten, das zu erkennen und nicht die Aufgabe eines "harmlosen" Therapeuten, seine Harmlosigkeit zu beweisen, indem er nichts preisgibt, auch nicht indirekt.