Wie authentisch/offen/ehrlich dürfen Psychotherapeuten sein?
Mit einer gleiche Aussage kann man bei unterschiedliche Menschen (inkl.Therapeuten) unterschiedliches bewirken... und trotzdem kann jeder in seiner Reaktion authentisch sein. Und auch ein Therapeut kann nicht annehmen, dass ich ähnlich wie die meisten seiner Patienten reagiere, wenn er dies oder jenes sagt. Insofern halte ich PT für individuell, nicht sicher vorhersagbar und Reibungspunkte werden sich im Normalfall automatisch ergeben ohne dass es dazu Grenzüberschreitungen über den Rahmen hinaus bedarf. Was sich alles IN der Therapie abspielt, fordert mich für meinen Teil bereits genug... so dass ich für meinen Teil nicht auch noch abseitige Reibungspunkte brauche. Die Besprechung von Entgleisungen müsste man dann auch wieder IN den Rahmen bringen können. Im Forum liest man oft genug, dass das nicht immer gelingt. Wenn man einen Therapeuten hat, der darum auch bemüht ist, dann super... ansonsten... heißt es halt Mal wieder, der Patient könne ja einfach gehen...
Liebe Grüße
stern
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Ich nehme an, dass auch Therapeuten nicht eine therapeutische Beziehung leichtfertig aufs Spiel setzen. Und da meine Ausrede ihr nicht mal die ärztliche Bestätigung wert war, habe ich mich auch nicht getraut nachzufragen. Am Tel war sie ja noch überzeugt ;-) Die Details der Entlarvung zu hören hätte ich nicht ertragen. Und das hat sie auch respektiert, nicht angefangen zu erzählen und ist nur darum gegangen, wieso ich nicht kommen wollte.
Vielleicht hat sie mich auf der Straße gesehen, war mit einer Freundin in der Innenstadt unterwegs.
Vielleicht hat sie mich auf der Straße gesehen, war mit einer Freundin in der Innenstadt unterwegs.
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Ja, das Permanente wäre auch nichts für mich. Kommt halt immer darauf an. Auf Dauer wäre es für mich dann auch irgendwann nicht mehr echt.
Unsere therapeutische Beziehung war auch mehr lebendig als stupide nach Lehrplan. Sie nannte ihr therapeutisches Einbringen nie als Lehrbuch-Therapie, dazu menschelt es ja doch wieder.
Also ich meine, dass sich die Antwort irgendwo in der Mitte finden lässt...
Das Maß, was ein Therapeut so rüberbringen kann und möchte und darf, gehört sich für mich auf den Patienten und Therapiephase abgestimmt. Zumindest war das bei mir so.
Ich habe auch schon extreme Wut auf meine Therapeutin abgeladen. Sie hatte es damals unheimlich gut ausgehalten und ich habe es nie gemerkt. Später, als ich den Blick anders wahrnahm, tat mir meine Therapeutin richtig leid. Als ich dann stärker und ruhiger war und ihr das sagte, gab sie zu, dass es sie schon sehr getroffen hab, sie aber stets Zusammenhänge aus meiner Geschichte sehe. Hätte sie mir in der wutausbrechenden Phase gesagt "Frau Tränen-reich, das was sie gesagt haben, trifft mich sehr", hätte ich nicht mehr bei mir bleiben können und die Wut hätte keinen Raum mehr gehabt. Sie hat den Profi vorgelassen und den Mensch Therapeutin zurückgehalten.
Es gibt vermutlich tausende an Beispiele, dran hängt aber immer ein Individuum (neben dem festgeschriebenen Rahmen), finde ich.
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Oder du hast was ausgesendet, was dir nicht bewusst ist/war.Broken Wing hat geschrieben: ↑Sa., 13.07.2019, 16:12
Vielleicht hat sie mich auf der Straße gesehen, war mit einer Freundin in der Innenstadt unterwegs.
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@Broken Wing:
Leichtfertig sicherlich nicht, aber ich glaube dass es ganz "ohne Risiko" diesbezüglich oft auch keine Veränderung für den Patienten geben kann.
Wie sie drauf kam das könnte sie Dir tatsächlich nur selbst sagen und es ist für Dich auch nicht relevant letztlich. Aber Hellseherei war es sicher nicht, soviel steht fest.
Ich kenne das allerdings auch, dass ich manchmal vor meiner Therapeutin sass und mir dachte: WOHER weiss die das jetzt? Ich hab ihr doch gar nix dazu erzählt... Vor allem am Anfang fand ich das regelrecht unheimlich. Aber letztlich hat sie nix weiter gemacht als sehr aufmerksam und genau zu beobachten und dann versucht aufgrund ihrer Erfahrung (und unter Zuhilfenahme ihres Fachwissens) 1+1 zusammen zählen und mir dann sozusagen einen "Vorschlag" gemacht.
Passte der für mich hab ich den aufgegriffen und angenommen. Passte er nicht, dann hab ich ihn abgelehnt.
Du hättest ja auch bei Deiner "Lüge" bleiben können, denn selbst wenn sie Dich glaubte gesehen zu haben kann sie sich ja auch getäuscht haben. Sie hätte ja nicht mit Dir gesprochen und damit auch keinen sicheren Beweis gehabt.
Letztlich hat sie Dich gut eingeschätzt, mehr nicht. Hätte allerdings auch wirklich nach hinten los gehen können, aber dann hätte sie ja auch wiederum sagen können: Ok Frau Broken Wing, dann habe ich mich wohl doch getäuscht und sie waren wirklich krank. Tut mir leid, dass ich Ihnen da etwas unterstellen wollte was nicht stimmte.
Leichtfertig sicherlich nicht, aber ich glaube dass es ganz "ohne Risiko" diesbezüglich oft auch keine Veränderung für den Patienten geben kann.
Wie sie drauf kam das könnte sie Dir tatsächlich nur selbst sagen und es ist für Dich auch nicht relevant letztlich. Aber Hellseherei war es sicher nicht, soviel steht fest.
Ich kenne das allerdings auch, dass ich manchmal vor meiner Therapeutin sass und mir dachte: WOHER weiss die das jetzt? Ich hab ihr doch gar nix dazu erzählt... Vor allem am Anfang fand ich das regelrecht unheimlich. Aber letztlich hat sie nix weiter gemacht als sehr aufmerksam und genau zu beobachten und dann versucht aufgrund ihrer Erfahrung (und unter Zuhilfenahme ihres Fachwissens) 1+1 zusammen zählen und mir dann sozusagen einen "Vorschlag" gemacht.
Passte der für mich hab ich den aufgegriffen und angenommen. Passte er nicht, dann hab ich ihn abgelehnt.
Du hättest ja auch bei Deiner "Lüge" bleiben können, denn selbst wenn sie Dich glaubte gesehen zu haben kann sie sich ja auch getäuscht haben. Sie hätte ja nicht mit Dir gesprochen und damit auch keinen sicheren Beweis gehabt.
Letztlich hat sie Dich gut eingeschätzt, mehr nicht. Hätte allerdings auch wirklich nach hinten los gehen können, aber dann hätte sie ja auch wiederum sagen können: Ok Frau Broken Wing, dann habe ich mich wohl doch getäuscht und sie waren wirklich krank. Tut mir leid, dass ich Ihnen da etwas unterstellen wollte was nicht stimmte.
Mit dem in den Hörer husten hast du Broken, leider etwas zu dick aufgetragen! XD
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Sehr, ja, das ist Grundregel Nr. Eins wenn man überzeugend lügen will: Nie zu dick auftragen...
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OK. Dann lag es eher an meiner schauspielerischen Unfähigkeit als als an ihren hellseherischen Fähigkeiten.
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Gut lügen kann ich in der Tat nicht. Weiter oben habe ich geschrieben, dass Schlichtheit und Ehrlichkeit für für Inkompetenz und mindere Intelligenz steht, was ich von mir wahrlich nicht behaupten kann. Daher nehme ich das zurück, sorry.
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Auch das Lehrbuch gibt mMn viel Raum für Emotionen auf beiden Seiten her. Und auch für Auseinandersetzungen verschiedener Art, für Trauer... und so weiter. Also den Spielraum halte ich auch so für sehr groß. Authentisch fliegendes Inventar könnte zum Problem werden (egal wer es wirft). Ich, denke, es hängt auch viel davon ab, was man selbst einbringt. Also bei einem chronischen depressiven Patienten oder Zwängler oder Trump-Typ, Autist, passiv-aggressiver Typ ist die authentische Atmosphäre evtl. eine andere (und wie der Therapeut in der Gegenübertragung mitschwingt). Ja, auch der Therapeut in seiner Rolle prägt die Therapiesituation mit (wie gesagt, der Mensch ist für mich untrennbar mit dem Therapeuten verbunden). Darauf reagiert wiederum der Patient.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 13.07.2019, 17:01, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Das ist für mich schon ein wechselseitiger Prozess, bzw. ein Malen an einem "gemeinsamen" Bild. Es heißt ja nicht umsonst "therapeutische Beziehung" und nicht "therapeutische Dienstleistung" oder "therapeutischer Algorithmus". Die Therapeutin wird schon auf mich und meine Art in irgendeiner Form reagieren. Und zwar anders, als sie es beim nächsten oder übernächsten Patienten tut. Und das kann sie nur, indem sie da auch mit ihrem "Beziehungswissen" arbeitet. Und da ist für mich schon auch mal die eine oder andere Selbstoffenbarung drin enthalten.Latoui hat geschrieben: ↑Sa., 13.07.2019, 16:09 Ich will nicht Material auf der Leinwand sein, sondern die Malerin, wenn ich in Therapie bin. Der Therapeut sollte sich als Material zur Verfügung stellen, so wird vielleicht ein Schuh draus. Und deshalb sollte er sich zurückhalten, das ist nämlich mein Bild und nicht seins, an dem wir arbeiten.
In einem bestimmten Rahmen, das ja. Und sie teilt sich ja auch nicht völlig ungebremst und ungefiltert mit. Das fände ich auch nicht ok. Sondern reflektiert das ja auch, was sie mitteilt und wieviel.
Kenne ich sie dadurch als privaten Menschen? Das bestimmt nicht. Das will ich auch nicht. Gleichzeitig ist es für mich schon hilfreich, dass sie sich durchaus als ganze Person mitsamt ihrer Wahrnehmung und ihren Empfindungen in diesen Prozess hineingibt und nicht nur als Therapie-Roboter. Mir ist es auch wichtig, dass sie sich mir als Gegenüber zur Verfügung stellt, an dem ich lernen und wachsen kann. Dazu gehört zB auch die Rückmeldung, wenn ich dann mal übers Ziel hinausgeschossen bin und ihr zu nahe getreten bin. Kann auch vorkommen. Das ist auch eine Selbstoffenbarung. Oder sollte eine Therapeutin das dann alles hinnehmen, weil es zu ihrem Job gehört?
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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Lügen zeugt eher für geringe Intelligenz finde ich, denn eine Lüge langfristig glaubwürdig aufrecht zu erhalten kostet ziemlich viel Energie. Dazu kommt noch die Angst "aufzufliegen", die einen dauernd begleitet.
Also wenn man eben NICHT so größenwahnsinnig ist zu glauben dass nur man selbst so "schlau" ist dass man alles merken würde, den anderen hingegen für so "blöd" hält, dass der sicher nix merken kann.
Ich kenne Leute die das tatsächlich anzunehmen scheinen, erzeugt bei mir mittlerweile nur noch Kopfschütteln bis hin zu lautem Lachen oder gar Mitleid.
Stichwort: Besser geht's nicht...
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@ Mio: Beim Sehen knallhart zu leugnen traue ich mich nicht, bin da doch arg im Nachteil. Sie könnte auch direkt an mir vorbeigegangen sein, und grüßen durfte sie mich auch nicht. Hab keine Lust auf Rückfragen der Freunde, wer sie denn sei und woher ich sie kennen würde.
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Auch Menschen die sehen können können sich täuschen Broken Wing. Unsere Augen sind auch dann nicht "zuverlässig" wenn sie sehen können und das sage ich als sehen könnender Mensch der tagtäglich beruflich mit "optischen Täuschungen" zu tun hat.
Und mir passiert es im Alltag auch immer wieder mal, dass ich glaube jemanden zu sehen und dann auf den zweiten Blick feststelle, dass die Person der Person die ich meinte gesehen zu haben nur ähnlich sah.
So gesehen: Auch etwas oder jemanden sehen ist nicht wirklich verlässlich wenn es nicht sicher überprüft wurde.
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Naja, kommt schon drauf an, wie man lügt. Das intelligente Lügen wird selten als solches bezeichnet, man nennt es dann eher 'verschleiern', 'sich nicht in die Karten schauen lassen', 'es anders sehen'. Ehrlich gesagt finde ich die Fähigkeit zu lügen faszinierend, jeder tut es täglich, aber wenige können es wirklich gut. Wer gut lügen kann, kann diese logischerweise auch besser aufdecken.
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