Ist erfolgreiche Therapie OHNE extreme Abhängigkeit/Verliebtheit möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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RoboCat
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 14:59

Hallo Ziegenkind,
ziegenkind hat geschrieben: Mo., 31.07.2017, 09:34 könntest du dir vorstellen, am ende deiner therapie über deinen inneren wandlungsprozess laut zu sprechen?
Also jetzt gerade kann ich mir das natürlich vorstellen und es würde auch meiner Vorstellung zu Pass laufen, dass meine Therapie perfekt sein und auf diese Weise auch enden muss :lol:

Wenn ich dann in der Situation stecke, würde ich mir wünschen, es wirklich zu könnnen. Ich denke auch, dass mir gut tun könnte.
:axt:

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Mondin
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 15:31

Marilen hat geschrieben: Mo., 31.07.2017, 10:51 und vielleicht noch das: es gibt keine fertige analyse/therapie, es bleibt immer etwas offen, ....
Ich hätte jetzt gesagt: Nach einer (fertigen) Therapie/Analyse ist man (überhaupt endlich mal) offen.

Ich muss dabei an den Satz denken, den eine meiner zwei Therapeutenperlen mir mitgab. Dies war die Körpertherapeutin:

"Wir sind nun fertig. Und jetzt (gehen sie und) probieren sie sich aus...."

....


Marilen
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 16:46

mondin, ja, empfinde mich als offen aber ich glaube nicht, dass in einer analyse alles im sinne von komplett besprochen werden kann und darum gibts für mich keine fertige analyse.so meinte ich das.aber offen und mich ausprobieren, großes ja.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 17:53

Marilen hat geschrieben: ich war wie jemand anderes hier beschrieb ziemlich tough, kontrolliert. und genau das, die unfähigkeit zulassen zu können zu zeigen, genau das hielt mich in der abhängigkeit fest oder war vielleicht sogar ein stück weit das abhängige.meine analytikerin hat irgendwann erkannt, dass ich nicht zulassen und nicht zeigen kann weil ich total in idealisierungen festhänge und die schlimmsten idealisierungen waren die, die ich über meine eigene person hatte, eben z.B. ichbin immer stark sein, habe für alles eine lösung haben

Liebe Marilen, ich habe den Eindruck, dass Du Dich auf mich beziehst (?).
Doch ich denke, dass das nicht ganz stimmig ist (ich habe Menschen bislang nicht vergöttert - und wenn ich das, was Du bisher über Deine Idealisierung Deiner Analytikerin geschrieben hast, richtig verstanden habe, dann hast Du so etwas ähnliches wohl getan und Dich infolge dessen existentiell von ihr abhängig gefühlt; auch das ist mir nicht widerfahren: Meine Suizidalität trug ich schon lange vor dem Tod meines Mannes, jahrzentelang vor unserem Zueinanderfinden in mir).

Das, was Du im oben von mir Zitierten "Idealisierung" nennst, ist für mich nach den Erfahrungen, die ich nun mit Todeskrankheiten von mir bedeutsamen Objekten (meinen z.T. bereits vor vielen Jahren verstorbenen Eltern, meiner Schwester, meinem toten Mann, und zuletzt mit meinem verlorenen [oder vermutlich eher: nie gefundenen] Analytiker) gemacht habe, ein Überlebensmodus, kein 'blindes Schönreden'.
Ich weiß, dass ich keine Kontrolle habe - und zwar über gar nichts, das ich als wichtig empfinde.
Doch es ist nichts und keiner da (in meinem Leben), das oder der dieses Wissen irgendwie erträglich färbt. Zum Beispiel im Falle einer Person, indem sie mir 'einfach' durch ihr Leben zeigt, dass nicht automatisch immer alles das schlechteste, zumindest das zweitschlimmste, Ende nimmt (was meinen Erfahrungen entspricht).
Also bleibt mir (neben der einzigen Alternative, die derzeit für mich leider keine ist) nur, mein Wissen über die nie vorhandene Kontrolle und über das immer eintretende schreckliche oder zweitschlimmste Ende zu schultern und mit all seiner Unerträglichkeit zu leben und das geht nur, wenn ich weiterhin möglichst autonom, selbstbeherrscht, kontrolliert, diszipliniert und tough bin.
Ich hätte es (und das schrieb ich in dem posting, auf das Du Dich vielleicht beziehst) gern einmal anders erfahren. Aber das ist nicht geschehen.

{ Du hattest meiner Ansicht nach Glück, eine Analytikerin zu haben, die während Eurer Arbeit nicht lebensbedrohlich krank geworden ist (was allerdings die meisten Therapiepatienten als Normalfall ansehen dürften). }

Alles Gute Dir!
Widow
Zuletzt geändert von Widow am Mo., 31.07.2017, 18:10, insgesamt 3-mal geändert.

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Marilen
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 18:00

hab mich auf dein post bezogen in dem punkt, dass ich sagen wollte, dass abhängigkeit sich im aussen nicht als solches zeigen muss.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 18:03

Das habe ich auch nicht behauptet. So wenig, wie ich den "Drama"-Begriff verwendet habe.
Mir erschien es jetzt aber so, als gruppierst Du mich bei denen, die das getan haben, ein. Und da gehöre ich nicht hin.
Aber nun ist das wohl geklärt.

LG
w


Marilen
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 18:16

schönreden kann übrigens auch überlebensmodus sein und ich glaube auch, dass es genau der weg ist, der nur möglich ist: “damit“leben. das ist das positive am verlust der idealisierung, nicht mehr zu suchen, was es nicht gibt.für keinen.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


Marilen
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 18:40

die idealisierung, die ich gegenüber der analytikerin hatte war die überzeugung sie könne mir helfen, nur durch sie könne ich leben und sie alleine wäre in der lage eine lösung zu finden, sie habe das perfekte leben, sie wäre perfekt, hätte alles, was ich gerne hätte und wisse wie leben geht.dass du nach einer person suchst, die dir durch ihr leben zeigen kann, dass nicht alles im schlimmsten endet, das ist in meinen augen ein ideal und eine illusion denn es wird für alle menschen im schlimmsten enden und auf dem weg dahin gibts das zweit dritt viertschlimmste.
ich kann den wunsch verstehen aber es ist ein wunsch, ein ideal und das macht nicht allein, das macht einsam.
Rabbi Nachman lehrt uns etwas Bahnbrechendes. Wenn es schwer wird, bleibt dir nur noch eines: Sei glücklich und freue dich.


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 19:40

Wenn du erlebst, dass fast alle Menschen, die dich mögen (oder gar mehr als das), lange vor der "üblichen Todeszeit" (von Menschen in den westlichen Industrienationen) sehr schwer krank werden, z.T. entsetzliche Qualen leiden müssen und z.T. auch sterben, weißt du, dass es Schlimmeres gibt als den Tod, der auf uns alle wartet.
Ich freue mich mittlerweile auf ihn.

Und ja: Solche Erfahrungen machen einsam. Auch das gehört mit zu meinem persönlichen Wissensbestand, der sich auf Empirie gründet, auch das also muss ich schultern.
Zu glauben, dass es für mich je anders werden könne - DAS wäre in meinem Falle Idealsierung bzw. Verblendung.

PS: Ich glaube, wir reden aneinander vorbei: Mit jenem Menschen, der mir das 'einfach' zeigen könnte, meinte ich, dass ich einst gehofft hatte, mal einem Menschen zu begegnen, der mich mag und der für mich von Bedeutung ist, welcher ohne allzu große Qual durch Krankheit und/oder ohne dem Tod monatelang permanent ins Auge sehen zu müssen, ganz normal alt wird.
Meine Schwiegereltern sind solche Menschen, aber die sind von mir viel zu weit entfernt, um mich wissen zu lassen, dass das auch jemandem so gehen kann, der sich auf mich einlässt.
Zuletzt geändert von Widow am Mo., 31.07.2017, 19:55, insgesamt 2-mal geändert.

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Mondin
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 19:49

Widow hat geschrieben: Mo., 31.07.2017, 19:40
Zu glauben, dass es für mich je anders werden könne - DAS wäre in meinem Falle Idealsierung bzw. Verblendung.

Es gibt noch eine andere Bezeichnung für solche (unheilvollen) Dogmen: Aberglaube.
Du selbst machst das in Deinem Leben manifest, indem Du daran glaubst, wie an eine Art Fluch.
Würdest Du die Betrachtungsweise wechseln, würde auch der Aberglaube seinen Bestand verlieren.

.....


Gibt es eigentlich eine "negative Idealisierung" als Bollwerk vor Nähe? (Rhetorische Frage.)

....


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 19:55

PPS: Meine Todeserfahrungen erstrecken sich übrigens nicht nur auf Menschen, sondern auch auch Institutionen (und damit indirekt auf meinen Beruf): Ich habe erlebt, wie ein Universitätsinstitut durch Intrigen kaltgemacht wurde und es den Verantwortlichen egal war, dass Tausende von Studierendenbiographien und etliche von Nachwuchwissenschaftlern auf dem Weg zur Promotion oder Habilitation plötzlich hätten ins Nichts abbrechen können, wenn die sich mit ihren Plänen vollständig durchgesetzt hätten.
Das war eine absolut bizarre Erfahrung. Alle, die das in meinem ehemaligen Fach oder auch in anderen Disziplinen aus der Ferne (also an anderen Unis) mitbekommen haben (und die ich kenne), schütteln bis heute den Kopf und fragen: "Wie konnte das möglich sein/werden?!"
Passierte alles so zwei, drei Jahre vor dem Krebs. Während der Krankheit wickelten wir den Leichnam nur noch ab.
Zuletzt geändert von Widow am Mo., 31.07.2017, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 31.07.2017, 20:00

Widow hat geschrieben: Mo., 31.07.2017, 19:55 Alle, die das in meinem ehemaligen Fach aus der Ferne (also an anderen Unis) mitbekommen haben, schütteln bis heute den Kopf und fragen: "Wie konnte das möglich sein?!"
Das weiß ich nicht. Aber ich bin mir absolut sicher, dass es NICHT an Dir lag. ;-)

...


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 20:01

Ich war eine von zwei Mittelbau-Vertretern im Fakultätsrat und dort extra hineingewählt worden, weil wir die Hoffnung hatten, das Allerschlimmste verhindern zu können.
Und weil man einen eloquenten Fighter brauchte.
Zuletzt geändert von Widow am Mo., 31.07.2017, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Beitrag Mo., 31.07.2017, 20:03

Widow - Du bist nicht schuld. An nichts von alledem.

.


Widow
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Beitrag Mo., 31.07.2017, 20:04

Beweise das Gegenteil. (Ich kann Dir mittlerweile sehr präzise viele meiner Fehler und Defizite benennen, die zu allem, was ich erlebt habe, MITbeitrugen; dass ich nicht alleinverantwortlich bin, weiß ich. Aber ich bin nicht so verblendet, meinen Anteil daran schönzureden oder gar wegzumachen.)
Doch das gehört hier nicht her.

Schönen Abend noch allseits!
Zuletzt geändert von Widow am Mo., 31.07.2017, 20:07, insgesamt 1-mal geändert.

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