Sprecht ihr über sexuelle Gedanken?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

mio
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Beitrag Di., 06.09.2016, 19:50

isabe hat geschrieben:dass viele Menschen ihr Innerstes unterdrücken müssen.
Müssen tun sie es nur, so sie aktiv gezwungen werden. Mit Gewalt. Gewalttätige Übergriffe sind sicher nicht schön, aber auch nicht überall und ständig die Tagesordnung. Auch in Berlin nicht. Es kommt immer darauf an wann und wo. Ich will sowas damit nicht gut heißen, aber Deine Sicht ist einfach zu absolut, weil Du Dir nur das "Es geht nicht weil..." herauspickst und dabei das "Es würde gehen wenn..." an die falschen Stellen verrortest.

Um sein Inneres frei zu leben braucht es sicher ein wenig Mut und auch ein bisschen Risikobereitschaft. Beides Dinge, die aus einem selbst kommen müssen. Solange auf die "Veränderung der Umstände" gewartet wird kann im Zweifel lange gewartet werden. Das fällt für mich dann unter "selber schuld", wenn Du Dich von außen unterdrücken lässt obwohl es objektiv gesehen auch Möglichkeiten gäbe es zu leben. Und das es die gibt zeigt der Umstand dass es Menschen gibt die es tun und damit sehr glücklich und friedlich leben.

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stern
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Beitrag Di., 06.09.2016, 20:02

Ich schrieb doch nirgendwo, dass es keinerlei Problem sei.... wir aber auch nicht im 19 Jh stehen geblieben sind, sondern es heutzutage einen gesellschaftlichen Rahmen gibt, der diese Lebensformen offiziell anerkennt. Und ja, das ist ein deutlicher Fortschritt zu der Zeit, in der bestimmte Lebensformen bestraft wurden oder als krankhaft galten. Und das macht schon einiges leichter. Die Barrieren heutzutage sind eher Barrieren im Kopf (bei sich oder bei sehr engstirnigen Menschen, die Homos attackieren... z.B. Homophobie als Barriere). Und ebenso schrieb ich, dass es in der süddeutschen Provinz manche Lebensformen tendenziell schwerer lebbar sind als in Köln oder Berlin, was bereits sprachlich nicht bedeutet: Dort gibt es gar keine Probleme. Sondern das nennt sich Vergleich. Bitte nochmals nachlesen anstelle wieder etwas zu behaupten, was ich weder schrieb noch meinte. Ich schreib explizit, dass es natürlich auch Idioten gibt sowie:
Sicher ist noch nicht alles so, wie es wünschenswert wäre, aber wir leben doch tatsächlich nicht mehr zu Freuds Zeiten, der ja bei diesem Thema auch gerne bedient wird. -- Quelle: viewtopic.php?f=20&t=37560&start=165
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montagne
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Beitrag Di., 06.09.2016, 20:29

Therapie kann vielleicht die Bariere im eigenen Kopf aufheben (im Idealfall) und das macht den Weg frei Barrieren in der Gesellschaft durchlässiger zu machen und schlussendlich aufzuheben, bezüglich sexueller Orientierung, Gender, aber auch Behinderung, Religion, Ethnie, andere Lebensstile.

Wobei es ja auch nicht immer um den großen Wurf gehen muss in der Therapie.
amor fati

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stern
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Beitrag Di., 06.09.2016, 20:34

isabe hat geschrieben:Ich habe die vielen Probleme benannt, denen Homosexuelle und Transsexuelle hier begegnen, selbst im ach so tollen Berlin. Das ist meine Antwort auf deine falsche Behauptung, dass Vielfalt kein Problem sei. Wenn du dich mal damit befasst ,wie schwer es für viele (nicht alle) Homosexuelle ist, zu sich selbst zu finden, dann wird dir vielleicht mal klar, dass viele Menschen ihr Innerstes unterdrücken müssen.
Habe ich... und meiner Überzeugung nach liegt das höchstens zum Teil (sogar zum kleineren Teil) an den äußeren Rahmenbedingungen. Aber sicherlich spielt es auch eine Rolle, dass die quantitative Mehrheit die Heterobeziehung ist (was damit auch meistens den Empfindungen entsprechen dürfte... und dann ist eine homosexuelle Beziehung ja auch nicht wirklich eine Alternative, wenn man diese Neigung nicht verspürt)... und somit werden logischerweise öfters Heterobeziehungen vorgelebt werden, insbes. auch in der Herkunftsfamilie, wenn man nicht gerade ein Regenbogenkind ist.

Und wie gesagt: Auch die heterosexuelle Identität erwirbt man nicht ohne jede Schwierigkeit über Nacht... sondern auch ein Coming Out ist wie die Pubertät ein Prozess, der Zeit braucht. Und natürlich können (und werden) dabei auch Schwierigkeiten auftreten, die aber nicht notwendigerweise als Störung anzusehen sind, sondern oft im Laufe der Entwicklung bewältigt werden können. Hindernisse können z.B. Vorurteile sein oder unrealistische Ängste oder dass man sich zu sehr von anderen beeinflussen lässt, Projektionen oder oder oder. Persönlich glaube ich, dass diese inneren Überzeugungen die größere Rolle spielen, wenn jemand seine Neigungen unterdrückt. Was aber -wie gesagt- z.T. auch normal sein dürfte bis jemand gefestigter ist. Auch pubertierende Kid sind (in vielfältigerweise) noch nicht so gefestigt wie ältere Jugendliche... da andere Entwicklungsstufe, die aber nicht automatisch einer gestörten Entwicklung entspricht. Sondern das macht die Pubertät ja gerade aus. Und das ist nichts, das grds. unüberwindbar wäre. Es gibt doch auch viel offen homosexuell lebende Menschen... und nöö, von denen berichten auch viele keine Anfeindungen. Und Leute, die ihre Sexualität nicht jedem unter die Nase reiben, gibt es vermutlich noch einige mehr.
Zuletzt geändert von stern am Di., 06.09.2016, 20:42, insgesamt 1-mal geändert.
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Tupsy71
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Beitrag Di., 06.09.2016, 20:40

Mh, keine Ahnung, ob das hier jetzt noch dazu passt, doch zum Thread-Titel möchte ich hinzufügen, dass es zumindest mir sehr unangenehm ist mit Thera oder wie heute Medi-Ärztin über Sex usw. zu reden. Heute musste ich eine Aussage von ihr klären und dabei wurde mir richtig schlecht. Geht es euch auch so, wenn ihr über intimeres reden müsst, euch zum Kotzen ist?

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candle.
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Beitrag Di., 06.09.2016, 20:45

Tupsy71 hat geschrieben: Geht es euch auch so, wenn ihr über intimeres reden müsst, euch zum Kotzen ist?
Intim ist ja relativ. Meinst du Sex? Übel zumindest mit traumatischen Inhalt, sonst nicht.

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Mondin
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Beitrag Di., 06.09.2016, 20:57

Tupsy71 hat geschrieben:Geht es euch auch so, wenn ihr über intimeres reden müsst, euch zum Kotzen ist?
Ja. Ich bin damals sogar teilweise kurz rausgegangen zur Toilette, wo ich mich tatsächlich übergeben habe. Das trat vorwiegend dann auf, wenn ich zum ersten Mal bewusst die Gefühle zu den Hadlungen spürte, die ich an mir selbst und anderen, so wie andere an mir, vorgenommen hatte(n).

Das war Hardcore. Aber nötig.

Da wo es richtig heftig wird, da liegt der Weg (zur Lösung des Problems).

Früher lautete meine Standardsignatur: "Mut ist alles was es braucht."

Das empfinde ich auch heute noch so.

Ich wünsche Dir eine große Portion davon, er ist so heilsam.

LG
Mondin

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Tupsy71
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Beitrag Di., 06.09.2016, 21:02

Mh, hatte geantwortet, doch alles wieder weg.
Kurz: Ja meinte Sex. Musste heut Ärztin erklären, dass ich Körper hasse, auch, weil er als Kind irgendwann begann beim mb zu reagieren. Hasse ihn

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candle.
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Beitrag Di., 06.09.2016, 21:09

Wieso mußtest du das einer Ärztin erklären?

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mio
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Beitrag Di., 06.09.2016, 21:16

Tupsy71 hat geschrieben:euch zum Kotzen ist?
In Bezug auf das Thema nicht. Aber in Bezug auf andere Themen. Wobei es bei mir meist eher das dran "denken" innerlich "emotional in Kontakt kommen" ist, was das auslöst. Bei sprechen kann ich mich scheinbar besser distanzieren, warum auch immer. Aber ich glaube diese aufkommende Übelkeit hat was mit dem traumatischen Hintergrund zu tun.

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Falina
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Beitrag Mi., 07.09.2016, 08:32

Hallo ihr alle
Ich habe mir jetzt nicht alles durchgelesen. Aber mir stellte sich die Frage, wie es sein kann, dass ein Therapeut von Sex-Themen peinlich berührt ist? Ich war der Meinung, dass Therapeuten doch eben genau dafür da sind, dass man über Sachen spricht, die sonst mit anderen Menschen nicht besprochen werden (können). Da bin ich aber froh, dass meine Thera so offen und locker mit dem Thema Sex umgeht.


isabe
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Beitrag Mi., 07.09.2016, 08:41

Hallo, Falina,
nun, das Eine schließt das Andere nicht aus - es IST definitiv und ganz sicher der richtige Ort, um darüber zu sprechen (und das sollte sich bitte niemand ausreden lassen!). Und dennoch gilt: Es IST ein intimes Thema, über das man nicht unbedingt locker-flockig spricht wie über das Wetter. Gerade in dieser "Spannung" liegt jedoch die Chance, wirklich etwas zu verstehen.

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Falina
sporadischer Gast
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Beiträge: 9

Beitrag Mi., 07.09.2016, 09:04

Hallo isabe,

gut, ich kann schon durchaus verstehen, dass das Thema viele nicht so locker sehen. Aber ich dachte, Therapeuten wären da "cool" genug, dass so rein analytisch zu betrachten und dadurch nicht peinlich berührt zu sein.


Alyssa
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Beiträge: 871

Beitrag Mi., 07.09.2016, 15:45

Therapeuten sind auch nur Menschen Und dem einen fällt es leichter, mit dem Thema Sex umzugehen, dem anderen weniger. Eine gute Ausbildung nützt sicher, ist aber kein Garant dafür, dass ein Therapeut bei allem "cool" bleiben kann.
Auch die Kombi weibl. Therapeut-männl. Patient oder männl. Therapeut-weibl. Patient könnte eventuell dafür sorgen, dass es den einen oder anderen eher mal peinlich berührt.

Meiner sagte mal in Bezug auf Ausbildung und Arbeitsalltag, dass er "ruhig bleiben muss, bei allem was er hört, auch wenn das was ganz schlimmes ist". Aber z.B. beim Thema Frauenarzt versuchte er zwar ruhig rüberzukommen, wirkte aber ganz schüchtern-nervös und hilflos. So viel zu "coole" Therapeuten


isabe
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Beiträge: 3066

Beitrag Mi., 07.09.2016, 16:19

Ich finde auch nicht, dass man cool sein muss bei diesem Thema. Interessanterweise habe ich z.B. keine Hemmungen, mit Ärzten über die Sexualorgane zu sprechen oder mich von einem männlichen Arzt überall untersuchen zu lassen. Aber über die Organe mit dem Therapeuten zu reden, finde ich sehr viel schwieriger, als über sexuelle Phantasien zu reden. Was eigentlich seltsam ist. Oder vielleicht ist es das auch nicht, denn es spiegelt die Art der Beziehung wider: Man erzählt so intime Dinge, die man niemandem erzählt, aber der Körper als "greifbares" (haha) Organ ist Tabu.

Einmal hat ein Urologe zu mir gesagt: "Sie haben die Scheidenschleimhaut einer alten Frau", und weil der ganze Kontext so beleidigend war, hat mich dieser Spruch geärgert. Ich konnte das dem Therapeuten aber nicht erzählen, weil: zu organisch. Wir haben über die Perversion von vielen Urologen gesprochen (offenbar auch ein "heißes Eisen" für ihn selbst...), aber ich konnte diesen einen Satz nicht loswerden. Meinem Hausarzt hingegen hab ich davon erzählt; also, es war nicht, dass mir die Schleimhaut selbst peinlich wäre. Es wäre mir nur so vorgekommen, als hätte ich mich vor ihm nackt ausgezogen, und das wäre so absurd, wie sich nackt auf der Straße auszuziehen. So ganz habe ich es noch nicht verstanden, WO und WARUM da eine Sperre ist.

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