Muss man seinen Eltern alles verzeihen? wo ist Schluss?

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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BillieJane
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Beitrag Mo., 09.03.2015, 23:26

ubeda hat geschrieben: leider bin ich weder Ehefrau noch Mutter - habe also keine andere Rolle in die ich mal schnell reinschlüpfen könnte... ich bin/war irgendwie immernoch Tochter
Hallo ubeda, Tochter, Mutter, Ehefrau, das sind alles sehr beschränkte Rollenbilder und Muster. Es gibt so viel mehr Aspekte die wir in unserer Persönlichkeit haben und mit denen wir uns identifizieren können. Vielleicht bist du nicht nur Tochter. Vielleicht hast du darüberhinaus noch ganz andere Aspekte deiner Selbst. Wenn du jetzt keine Mutter bist oder Ehefrau, vielleicht etwas anderes außer nur Tochter. Ich kenne dich nicht, aber vielleicht bist du irgendwo Künstlerin, Schriftstellerin........ keine Ahnung. Das musst du dich selbst fragen.

Was ich dir damit sagen will ist, dass du mit sehr großen Wahrscheinlichkeit nicht nur in deiner Identität Tochter bist.

Du bist und musst dich nicht auf diese Rolle fest legen lassen und dich in dieser Rolle immer und immer wieder verletzten lassen.

Liebe Grüße, BillieJane

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blade
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Beitrag Mo., 09.03.2015, 23:31

Ergänzung:

Mit "Das Böse übertragen" meinte ich in dem Fall nicht diese "Opfer werden unweigerlich immer zu Tätern"- Unsinnsgeschichte.

Ich meinte damit, daß der Täter um seine Taten vor sich selbst zu rechtfertigen, eigene Anteile oder auch wieder Introjekte in sein Opfer hineinlegt bzw. mit Gewalt versucht dem Opfer zu introjizieren.

Zum Beispiel: "Du hast es ja nicht anders verdient weil Du zu blöd bist. Nicht lebensfähig. Lebensunwert."
Solche Sachen hat mein Vater immer wieder zu mir gesagt und ich nehme an, daß er das zum Teil deswegen tat um mir die Schuld für sein Fehlverhalten zu geben.

Das meinte ich damit, nur falls ich eventuell falsch verstanden worden wäre.
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Krang2
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Beitrag Di., 10.03.2015, 09:22

@ubeda,
ja, ich würde einem Freund verzeihen, wenn ich die Gründe wüßte. Welche Konsequenz es gäbe, ob es zum Kontaktabbruch (oder erst mal einer Pause zum Beruhigen der Gemüter und Nachdenken) käme, hängt vom Einzelfall ab, auch davon, wie wichtig und positiv der Freund in meinem Leben wäre. Wirklich geschlagen wurde ich das letzte Mal als Kind, also kann ich darüber nur mutmaßen. Wenn, was schon vorkam, jemand handgreiflich wurde, der "ausgetickt" war, habe ich die Person auch wie ein Kind behandelt, also zur Not eben Hände festhalten und eine Ansage machen oder rauswerfen oder selbst gehen. Und dann kann man einen Tag später z.B. am Telefon oder persönlich in Ruhe darüber sprechen. Direkt in der Situation bringt es meist nichts zu diskutieren, dann schaukelt es sich nur auf. Aber Grenzen setzen würde ich schon direkt in der Situation, gleich die Konsequenz ankündigen, und dann, falls es nicht aufhört, auch durchziehen, oder z.B. beim Beleidigen die Konsequenz fürs nächste Mal ankündigen. Meine Mutter weiß mittlerweile schon genau, daß sie rausfliegt, wenn sie vor meinen Kindern von ihrem Wahn erzählt oder mit ihren Stimmen redet - ohne wenn und aber. Das heißt aber nicht, daß sie dann nicht mehr willkommen wäre, wenn sie sich wieder zusammenreißen kann. Bei Familienangehörigen ersten Grades fühle ich mich schon verantwortlicher den Kontakt irgendwie zu halten als bei Freunden oder entfernterer Verwandtschaft.


Feenya
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Beitrag Di., 10.03.2015, 12:22

So, candle, jetzt kann ich auf dein Post eingehen.
candle. hat geschrieben:
Meine Gedanken dazu, die mir jetzt erstmal einfallen:
Ich bin genetisch und im Verhaltensmuster sicher meinen Eltern in manchen Punkten ähnlich. Als ich das erkannt habe, kam da auch eine gewisse Milde zum Vorschein. Dann natürlich die Akzeptanz, dass da vermutlich eine Erkrankung hintersteht, ....

[...]

Also teile ich dein Beispiel nicht, weil es für mich auch wieder einseitig klingt: Der ist Schuld, der soll das mal schön in die Hand nehmen. Ich sehe das eher so, dass wenn ICH was will die Sache in die Hand nehme.

[...]

Wenn nun jemand diese Scherbe nicht in die Hand nehmen kann, würde ich nicht warten bis das geschieht, sondern helfen sie mit aufzuheben. Und ob jemand in der Lage ist sich mit Schuld auseinanderzusetzen? Hm, das kann sogar meiner Meinung nach eine gefährliche Sache werden und würde das nur mit guter Begleitung machen. Und mit den Fehlern: Ich mache vermutlich selber zig am Tag.

So gesehen finde ich die beste Lösung mit Hilfe von Therapie zu lernen sich abzugrenzen, aber nicht verlassen zu müssen.
Wie schon geschrieben, kann ich diese Gedankengänge durchaus nachvollziehen.
Ich denke, ob man komplett abbricht, oder nur auf Distanz geht, um sich später wieder anzunähern, hängt wohl auch vom Einzelfall ab.

Ich war mir durchaus bewusst, dass ich auch viele Eigenschaften meiner Mutter in mir trage. Und, dass ich selber nicht frei von "Schuld" (dieses Wort schreibe ich bewusst immer in Anführungsstricherln) bin.

Mein Bruder und ich haben es ja - zuerst - in die Hand genommen, mit der Mutter einen "Ausgleich" zu finden.
Mein Bruder ist voll Freude und Hoffnung für eine Woche nach Hause, zu Mama, gereist, und frustriert und um seine Hoffnungen "betrogen" wieder abreist.
Wenn man immer wieder auf die Nase fällt, dann will man halt nicht mehr.

Das mit dem Scherben aufheben ...
Ja, wenn jemand aus einem Krankheitsbild heraus nicht dazu fähig ist, dann ist es wieder etwas anderes.
Mein Bruder und ich haben es auch versucht - und ich habe da kein Krankheitsbild, sondern nur Frust und Überforderung, im Handeln meiner Mutter gesehen.

Im anderen Thread (Mobbing) geht es ja inzwischen um das Krankheitsbild der narzisstischen Persönlichkeitsstörung.
Solche Menschen sind, durch diese Persönlichkeitsstörung, nicht in der Lage sich zu ent-schuldigen (Scherben aufzuheben). Wenn man das weiß, dann wird man auch nicht verlangen, dass dieser Mensch die Scherben aufsammelt, sondern baut ihm daraus eine Brücke ..... wenn einem dieser Mensch trotzdem noch wichtig ist, und man den Kontakt nicht gänzlich abbrechen möchte (um sich selber zu schützen).
Das ist es, was ich unter "Jeder Fall ist anders gelagert/Einzelfall" meine.

Und das mit der Therapie ....
Ja, aber dann müssten beide sich therapeutisch begleiten lassen.
Wenn ich als "Opfer" mir therapeutische Hilfe suche, der "Täter" aber weitermacht wie bisher, dann ist in der Annäherung immer noch Verletzung.
Und für Therapie Zeit und Geld aufbringen, damit ich lerne mich (ohne weiteren seelischen Schaden davonzutragen) verletzen zu lassen ... das muss ich auch nicht haben.

Wenn die Mutter/der Vater so "funktioniert" wie bei Krang2 ... dass Einsicht zu erkennen ist, und falls wieder Grenzen überschritten werden der "Rauswurf" akzeptiert wird ... dann spricht auch nichts dagegen im Kontakt zu bleiben.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

*Albert Einstein*

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Krang2
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Beitrag Do., 12.03.2015, 07:40

@Feenya,
das hast du mißverstanden, bei meiner Mutter gibt es leider NULL Einsicht, weder in die Krankheit noch ins Fehlverhalten...
Aber wenn man etwas oft genug durchzieht und konsequent bleibt, merkt der andere die Grenzen. Ob das zu einer Verhaltensänderung oder gar Einsicht führt, steht auf einem anderen Blatt, aber dieses Grenzen-ziehen nützt in erster Linie dem Betroffenen, also in dem Falle mir. Man muß nicht immer wieder mit sich hadern und zwischen Loyalität und Wut pendeln, sondern man weiß schon vorher, wann man sich wie verhalten wird, und das gibt dann mehr Ruhe und Sicherheit.
Bei narzißstischen Menschen finde ich eine Einsicht wahrscheinlicher als bei Schizophrenen, wenn sie eine Weile konsequente Reaktionen erfahren dürfen, ist aber nur mein Eindruck.

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ubeda
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Beitrag Do., 12.03.2015, 08:25

blade hat geschrieben: Darum geht es den Sadisten (bei meinem Vater war das so, er hat zwar schon auch mal zugeschlagen, aber Prügel in dem Sinn gab es eigentlich nur von der Mutter, aber seine Art von Gewalt war von seiner Nahkampfausbildung beim Militär geprägt
Sehr interessant diese Parallellen - mein Vater war auch viele Jahre beim Militär und hatte eine solche Ausbildung. Dort hat er auch "Befehle brüllen" gelernt. Das Gebrüll ist so furchteinflößend, dass sogar unsere Hunde bei ihm immer gehört haben wie ne 1.
Eine Therapeutin hat mal zu mir gesagt: "Vorsicht vor Männern in Uniform!"
Diese Kerle haben meist irgendwelche Defizite, die sie unter der Uniform verbergen wollen...

blade hat geschrieben: Und die Mutter hat dazu gelächelt und gesagt.......aber das kennt ihr ja.
Ja das kennen wir - und das Schlimmste: Sie sagt es noch immer!!!
Ich habe meine Mutter diese Woche das erste Mal seit Monaten Sendepause gesprochen.
Sie scheint nun langsam zu verstehen WIE schlimm das alles für mich war, ABER: das bedeutet für sie nicht, dass sie diesen BÖSEN Mann verlässt.
"Er tut mir ja nichts!" hat sie wieder gesagt.... diese Worte sind ein SO tiefer Stich in mein Herz!

blade hat geschrieben: Nur Sadisten greifen ja auch das Gefühl an....
Vielleicht hilft es, wenn es öfters wiederholt wird (denn es hat ja auch am meisten geschadet, daß es immer wieder wiederholt wurde), ES STIMMT NICHT UBEDA. WAS DEIN VATER ZU DIR GESAGT HAT IST NICHT WAHR.
Danke blade.... rational begreife ich durchaus dass es wohl nicht stimmt, aber gefühlsmäßig bin ich immernoch das hässliche Entlein. Das hat sich nie geändert. Ich arbeite dran, aber die Zeit ist auch gegen mich, denn mit dem beginnenden Alterungsprozess wird es immer schwieriger mich davon zu überzeugen, dass es evtl. doch nicht stimmt

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ubeda
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Beitrag Do., 12.03.2015, 08:36

candle. hat geschrieben: Da fällt mir jetzt auch nichts mehr ein wie man dem Einhalt gebieten könnte. Offenbar reagiert er ja gar nicht. Und das Zurückschreien ist ja auch keine Superlösung. Was haben denn die Therapeuten da geraten?
Hallo candle, die haben garnix geraten, weil ich nicht in Therapie bin zur Zeit... aber ich weiß selber, dass man da NICHTS machen kann - das ganze geht seit fast 40 jahren so, ich habe ALLES probiert, er ist ein fieser Choleriker & Sadist, der Spaß daran hat andere zu erniedriegen - es ist doch eigentlich klar, dass man nur eins tun kann: WEGLAUFEN und NIE wieder hingehen.
Wurde mir ja auch hier im thread geraten, deshalb hatte ich ja hier angefangen zu schreiben...

candle. hat geschrieben:

Hattest du denn den Kontakt jetzt abgebrochen oder nicht? Ich habe das jetzt nicht so mitbekommen.
ja seit November. zu beiden Eltern.
Jetzt hatte ich aber vor ein paar Tagen das erste Mal wieder kurz Kontakt zu meiner Mutter.
Und es stellt sich raus, dass ich recht hatte: meinem Vater ist es WURSCHT dass ich weg bin! er bedauert es nicht, es interessiert ihn NULL. meine Mutter hat ihn wohl versucht dazu zu bewegen, dass er sich entschuldigt, aber hat darauf keinen Bock....
Meine Mutter unternimmt dagegen jedoch auch nix.
sie lebt weiter mit ihm als wenn nix gewesen wäre - kocht für ihn, wäscht seine sachen...und sagt "was soll ich denn machen? ich kann ihn doch nicht verlassen!" und: "er tut MIR ja nix. zu mir ist er ja nett!"

der letzte Satz ist für mich schmerzhafter als ein Messerstich in meine Brust....

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ubeda
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Beitrag Do., 12.03.2015, 18:06

Feenya hat geschrieben:
Ich war mir durchaus bewusst, dass ich auch viele Eigenschaften meiner Mutter in mir trage. Und, dass ich selber nicht frei von "Schuld" (dieses Wort schreibe ich bewusst immer in Anführungsstricherln) bin.
Welche Schuld meinst du denn damit , Feenya?

Feenya hat geschrieben: Und das mit der Therapie ....
Ja, aber dann müssten beide sich therapeutisch begleiten lassen.
Wenn ich als "Opfer" mir therapeutische Hilfe suche, der "Täter" aber weitermacht wie bisher, dann ist in der Annäherung immer noch Verletzung.
Und für Therapie Zeit und Geld aufbringen, damit ich lerne mich (ohne weiteren seelischen Schaden davonzutragen) verletzen zu lassen ... das muss ich auch nicht haben.
Ja Feenya, ich sehe das genau wie du - so ist es ja bei mir auch gelaufen. ich habe bereits 2 komplette Psychoanalyesn hinter mir, mein Vater hat noch nie eine Psycho-praxis von innen gesehen & hat somit an seinem Verhalten NULL geändert.
Es kann einfach nicht heilsam oder gut sein, sich immer wieder verletzen zu lassen & ich bin beim besten Willen nicht mehr bereit, das zu verdrängen oder zu verzeihen! Zumindest nicht, was meinen Vater angeht.
Den Umgang/Nicht-Umgang mit meiner Mutter finde ich persönlich VIEL schwieriger... da komme ich nicht so einfach klar.


Feenya
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Beitrag Do., 12.03.2015, 18:44

ubeda hat geschrieben: Meine Mutter unternimmt dagegen jedoch auch nix.
sie lebt weiter mit ihm als wenn nix gewesen wäre - kocht für ihn, wäscht seine sachen...und sagt "was soll ich denn machen? ich kann ihn doch nicht verlassen!" und: "er tut MIR ja nix. zu mir ist er ja nett!"

der letzte Satz ist für mich schmerzhafter als ein Messerstich in meine Brust....
Was würdest du dir von deiner Mutter wünschen? Wie sollte sie sich verhalten?
ubeda hat geschrieben:
Welche Schuld meinst du denn damit , Feenya?

Das ist nicht als "Schuld" gegenüber der Mutter gemeint, sondern "Schuld", die ich ev. gegenüber meiner Familie, Freunden, Bekannten, ... auf mich geladen habe, weil ich (unbewusst) das gleiche (ev. verletzende?) Verhaltensmuster an den Tag gelegt habe, das meine Mutter mir vorgelebt hat, oder ich als Eigenschaft in mit trage.

Damit ist gemeint, dass man selber auch nicht ohne Fehl ist. Darum sollte man bei anderen auch nicht gleich mit "Steinen werfen".
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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Krang2
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Beitrag Fr., 13.03.2015, 09:12

@ubeda,
versuch es doch so zu sehen: Indem deine Mutter sagt, daß er ihr nichts getan habe, zu ihr nett sei, gibt sie indirekt zu, daß er dir gegenüber wohl nicht immer nett gewesen ist, gesteht sein Fehlverhalten ein, mehr ist wohl nicht zu erwarten. Natürlich wäre es ihre Aufgabe als Mutter gewesen, damals für das Wohl ihres Kindes dagegen einzuschreiten. Aber wenn sie immer noch mit ihm zusammen ist, scheint sie ihm hörig oder einfach zu schwach für eine Trennung zu sein. Das zeigt dann aber auch, daß ihre Unfähigkeit, sich ihm auch emotional entgegenzustellen, rein gar nichts mit dir zu tun hat und auch dein Selbstbewußtsein nicht schmälern sollte. Im Gegenteil, wenn du es schaffst, dich von deinem Vater zu trennen, sie aber nicht, dann bist du stärker als sie. Weißt du was, wer sagt denn, daß es deinem Vater auf Dauer nicht auch Wurst wäre, wenn deine Mutter sich ebenfalls trennen würde, weil in seiner Welt nur er selbst und seine Bedürfnisse von Wichtigkeit sind?!

@feenya,
da hast du Recht, man verinnerlicht vorgelebtes Verhalten oft, ohne es zu merken, vor allem, wenn man es als Kind gar nicht anders kennengelernt hat. Da ist es gut, wenn einen Freunde und Bekannte darauf hinweisen. Das allgemein als "Schuld" zu stigmatisieren dürfte aber eher kontraproduktiv sein, Schuld kann immer nur auf konkrete Ereignisse bezogen sein, und auch daran trägt selten einer eine Alleinschuld. Also Schuld ist etwas, was man selbst fühlen muß, es ist sinnlos, wenn einem das einer einredet. Der Vater von ubada scheint sich auch nicht schuldig zu fühlen...

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candle.
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Beitrag Fr., 13.03.2015, 10:10

Danke Feenya für deinen Beitrag an mich. Da haben wir wohl ähnliche Gedankengänge.
ubeda hat geschrieben: Jetzt hatte ich aber vor ein paar Tagen das erste Mal wieder kurz Kontakt zu meiner Mutter.
Und es stellt sich raus, dass ich recht hatte: meinem Vater ist es WURSCHT dass ich weg bin! er bedauert es nicht, es interessiert ihn NULL. meine Mutter hat ihn wohl versucht dazu zu bewegen, dass er sich entschuldigt, aber hat darauf keinen Bock....
Was ich als "Problem" sehe: Du bist eben nicht weg! Solange der Kontakt zu deiner Mutter besteht, ist er auch informiert und hat selber keinen akuten Handlungsbedarf. Vermutlich wird ihm das auch irgendwo von "euch" so abgenommen. Verstehst du wie ich das meine?
Meine Mutter unternimmt dagegen jedoch auch nix.
sie lebt weiter mit ihm als wenn nix gewesen wäre - kocht für ihn, wäscht seine sachen...und sagt "was soll ich denn machen? ich kann ihn doch nicht verlassen!" und: "er tut MIR ja nix. zu mir ist er ja nett!"
Ja, das frage ich mich auch was sie nun machen soll? Hast du eine Idee? Ich kann nur sagen, dass ich meine Eltern als untrennbare Einheit begriffen habe und sie so zu nehmen wie sie sind.

Ich weiß nicht wie alt deine Mutter ist und weiß auch nicht was für ein sozialer Status auf sie wartet und welche Aufgaben sie neu entwickeln könnte, wenn sie sich von ihm trennen würde. Das sollte wohl alles bedacht werden. Oder anders: Für Verletzungen aus der Kindheit sehe ich eine "Rache" für zu spät an. Das wäre es wohl irgendwo- vielleicht nicht für deinen Vater, aber für deine Mutter.

Liebe Grüsse!
candle
Now I know how the bunny runs! Bild


Feenya
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Beitrag Fr., 13.03.2015, 10:32

Krang2 hat geschrieben:
@feenya,
da hast du Recht, man verinnerlicht vorgelebtes Verhalten oft, ohne es zu merken, vor allem, wenn man es als Kind gar nicht anders kennengelernt hat. Da ist es gut, wenn einen Freunde und Bekannte darauf hinweisen. Das allgemein als "Schuld" zu stigmatisieren dürfte aber eher kontraproduktiv sein, Schuld kann immer nur auf konkrete Ereignisse bezogen sein, und auch daran trägt selten einer eine Alleinschuld. Also Schuld ist etwas, was man selbst fühlen muß, es ist sinnlos, wenn einem das einer einredet. Der Vater von ubada scheint sich auch nicht schuldig zu fühlen...
Ja, darum schreibe ich "Schuld" immer in Anführungsstrichen.

Echt schuldig mache ich mich, wenn ich jemanden absichtlich Schaden zufüge. Dann meldet sich aber auch mein Gewissen, das mir sagt, dass ich da falsch gehandelt habe.

Natürlich kann mir auch von außen (Freunden, Familie) signalisiert werden, dass ich mich falsch verhalte. Und dann kann ich es mir zu Herzen nehmen, und daraus lernen.
..... wenn ich fähig dazu bin, mich selber zu reflektieren. Und dann vermeide ich diese "Schwäche", damit es nicht mehr zu diesem falschen Verhalten kommt.

ubedas Vater hat wohl diese Fähigkeit nicht, sich selber in Frage zu stellen.
Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit dem Radius Null - und das nennen sie ihren Standpunkt.

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blade
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Beitrag Fr., 13.03.2015, 12:54

ich kenne auch das Gefühl der unaushaltbaren Ohnmacht gewissen Situationen gegenüber.

zB der vorgeblich gleichgültige und damit sich zusätzlich noch in "überlegener" Position befindliche Vater.

wäre ein cholerischer, zu "unberechenbaren" Wutausbrüchen neigender, sadistischer Vater wirklich auch korrekt als
gleich-gültig zu bezeichnen?

ich meine nicht.

ich meine die Sadisten brauchen Opfer
das wollen diese aber nur zu gern verschleiern.
die "Opfer" brauchen aber die Sadisten nicht
auch das soll verschleiert und verzerrt werden (siehe sog. "Opferrolle")

Wer wäre jetzt also tatsächlich, was Fähigkeit zur Autonomie und zur vollständigen Lebensführung anbelangt wirklich in der an sich überlegenen Position??

auch das soll verschleiert werden (unter anderem darum die so gar nicht gleichgültigen Angriffe auf den Selbstwert des Kindes von den Erwachsenen, die es mit Absicht und berechnet in die "Opferrolle" drängen)

ich denke auch, daß zB meine Mutter durchaus zufrieden damit war, daß sich mein Vater an mir abreagiert hat und sie weitgehend unbehelligt blieb.
Was für eine Mutter tut so etwas?
Eine die selbst einen gewaltigen Gefühls- und Persönlichkeitspatschen hat und sich in ihrer quasi passiven - aber ich kann doch gar nicht anders - Rolle - gefällt. So ist das aber nicht.
Meine Mutter hätte anders gekonnt.
Sie wollte aber nicht.
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Chancen
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Beitrag Fr., 13.03.2015, 12:58

Meine Mutter unternimmt dagegen jedoch auch nix.
sie lebt weiter mit ihm als wenn nix gewesen wäre - kocht für ihn, wäscht seine sachen...und sagt "was soll ich denn machen? ich kann ihn doch nicht verlassen!" und: "er tut MIR ja nix. zu mir ist er ja nett!"

der letzte Satz ist für mich schmerzhafter als ein Messerstich in meine Brust....
In dysfunktionalen Familien ist sich jeder selbst der nächste. Das Bedürfnis deiner Mutter (nach Partner bzw. Nicht-Alleinsein) steht über allem Anderen. Das kann sich jetzt durch "schwierige Kinder, die den Kontakt abbrechen" sogar noch verstärken. Was bleibt ihr denn sonst noch außer ihrem Ehemann?

Ich verstehe, dass es dich schmerzt. Der Schmerz rührt höchstwahrscheinlich daher, dass du noch immer an der Mutter festhältst, die dich irgendwann endlich liebt und dich beschützt.

Wenn deine Mutter aber (so wie meine Mutter auch) schon seit jeher mehr auf sich selbst denn auf ihre Kinder geachtet hat, dann ist die Vorstellung, sich von ihrem Mann wegen "so einer Sache" zu trennen, geradezu abstrus für sie.

Das hat nichts mit dir zu tun, sondern immer nur mit ihr mit ihr mit ihr mit ihr.

In meiner Antwort an dich steckt viel von meiner eigenen Familiengeschichte. Ich habe mich über die Jahre damit mehr oder weniger arrangiert, dass meine Eltern nicht fähig sind, zu lieben und dementsprechend zu handeln.

Da sie nicht fähig sind und keine Anstalten machen, Einsicht zu zeigen oder sich Hilfe zu suchen, bleibt mir nur die Wahl jener Distanz, die mich einigermaßen gut klarkommen lässt. Kein Kontakt, bis minimal Kontakt in manchen Phasen.

Ich erinnere mich auch an einen ähnlichen Messerstich, wie du ihn beschreibst. Ich hatte meiner Mutter von einem für mich schrecklichen Erlebnis mit meinem Vater berichtet und ihr Kommentar war: "Na, das haste ja damals auch wirklich verdient gehabt".
Nach dem ersten Schock aufgrund ihrer Antwort (ich bin in Tränen ausgebrochen), war für mich klar: Diese Frau hat ein Herz aus Eis. Sie ist genau wie er, nur ohne "Taten". Sie duldet und befürwortet. Sie schützt nicht. Sie liebt nicht.

Und ab da war es für mich leichter, die Hoffnung loszulassen, dass mich wenigstens meine Mutter lieben kann, wenn sie nur alles erfährt, aus meiner Sicht.

Fehlgedacht.

Seit ich meinen Irrtum erkannt habe, fällt es mir erheblich leichter mit dem eingeschränkten Kontakt zu leben.
Ich weiß, dass er mich vor weiteren Verletzungen und Demütigungen schützt.

Wenn man in einer solchen Familie aufgewachsen ist, dann muss man sich immer selber schützen. Die Anderen tun's jedenfalls nicht.

Gottseidank können wir's jetzt als Erwachsene.

Chancen

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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 14.03.2015, 09:59

Feenya hat geschrieben: (ubedas)* Vater hat wohl diese Fähigkeit nicht, sich selber in Frage zu stellen.
*Klammern von mir

DAS ist wohl der casus knacksus. Bewusstheit. Einsicht. Wenigstens das - zwingend vorgesetzt der Bitte um Verzeihung.
Das ist es, was die Mütter und Väter, mit denen du und ich so ringen nicht können.

Es bleibt: aufhören darum zu ringen. Es zu bedauern. Oder es so nehmen wie es ist - irgendwie distanziert, kühl - auch wenn das Innere Kind manchmal verdammt laut schreit nach elterlicher Liebe. Um sich zu schützen, sich selbst nochmal abgrenzen. Nur - wie die gestalten, um nicht andere mit abzugrenzen? (MEIN Thema gerade.)

Aktuell ist es bei mir so, dass meine Mutter angekündigt hat, dass sie und mein Vater mich besuchen werden. Dabei hatte ich letztes Jahr gesagt, ich möchte, dass SIE mich besucht. Ich bin aktuell einfach nicht stark genug meinem Vater zu begegnen. Es kostet mich zuviel Energie mich abzugrenzen. Und ich weiß genau, wenn er so ist wie er ist, geht das nicht gut. Und so sein - nun - das 'muss' er - er hat - wie meine Schwester - die familiäre Erlaubnis 'so zu sein wie er ist'** und seine blöden Witze macht, in vielerlei Hinsicht übergriffig agiert (er will mich zur Begrüßung zb immer auf den Mund küssen, begreift einfach NIE, dass ich dem IMMER ausweiche) und keiner dabei ist, der NICHT zur Familie gehört - mit meinem Freund oder Freundinnen war und ist das anders - dann ist es unpersönlich genug, dann lauert keiner auf den anderen - ich in Angst und er in so derart unbeholfenen Kontaktaufnahmeversuchen, die beständig nach hinten losgehen und mir schlicht sowas von nicht gut tun, dass es bestenfalls Krampf, schlimmstenfalls Krieg bedeutet.

Sie hatte mich einmal besucht, das war wirklich sehr schön. Überhaupt das erste mal, dass sie mich alleine besuchte. Mit ihr in meiner Wohnung geht gut. Mein Vater hat Hausverbot. Sie hätten ja noch einen Hotelgutschein usw. usw. Nun kann ich ihnen ja schlechterdings verbieten, meine Stadt zu besuchen. Aber in mir machte sich zunächst eine Empörung breit. Er glaubt also, dass er dieses seinige Verhalten einfach ausgesessen hat? Och ja, die hat sich nach zwei Jahren bestimmt wieder beruhigt, auch wenn KEIN EINZIGES WORT darüber gefallen ist??? Dann, ich bin nicht immer empört, wächst da in mir eine Kälte - die ich auch nicht mag.

Sie scheint auch die Beziehung zu anderen zu beeinträchtigen. (Mir kommen die Tränen, ich habe es nicht geschafft, mein Ex hatte vielleicht doch manchmal recht? ICH habe diese Beziehung mit kaputt gemacht?)
Ich fühle mich, als würde eine Grenze überschritten. Von meinem Vater.
Ja, sie ist weit nach hinten gesteckt.
Und noch kann ich sie ja regulieren.
Indem ich zb sag, okay, wir gehen einen Abend zusammen essen, ansonsten möchte ich was mit meiner Mutter alleine unternehmen (uiuiui - sie wird mich überreden wollen, er sei doch nicht so und so weiter ... sie klebt ja an ihm, sie kann kaum ohne ihn)

Ach, ich wünschte meinen Freund zurück, so sehr. (Nicht nur für solche Situationen.)

**DAS zu schreiben bringt mich gerade auf eine bedeutende Einsicht:
Genau das ist es, was da kollidiert - und Rollenverhältnisse manifestiert. Stellte man sich eine Instanz vor, die über der Familie ist, sie hat ihm und meiner Schwester den - im Grunde genommen sehr positiven Glaubenssatz - zugeteilt: "Du darfst immer so sein wie du bist". Ob das SO-Sein nun zuträglich ist für guten Kontakt oder nicht, aber es verleiht eine gewisse Größe/Großartigkeit und Narrenfreiheit und Persilschein. Und auch bei meiner Schwester hieß es immer: "Ach, das ist doch eben die X - lass sie doch, die IST halt SO!". Und mir wurde die Rolle der vernünftigen, älteren Schwester zugeteilt: "Du bist doch die Ältere und die Klügere, lass sie doch. Du weißt doch - die Klügere gibt nach!"
Und wer ist nicht gern 'Die Klügere'?
So wird vordergründig positives schnell negativ. NOCH ein Lebensthema von mir.

Wobei dazu zu sagen ist, dass auch, wenn ich mich relativ bewusst mal gehen lies, und 'dumm' agierte, also herumbrüllte, um mich abzugrenzen, hat sich auch nichts wesentlich geändert. So dass ich mich noch immer frage wie ich diese manifestierte Rollenzuschreibung in den Griff bekomme - um ja, was? Doch noch guten Kontakt zu erreichen? Oder es - eben - wie auch hier schon angesprochen - zu akzeptieren - dass es eben NICHT möglich ist und nicht weiter gegen Windmühlen kämpfen, so traurig das ist.

Und - wie ich nun konkret mit dem anstehenden Besuch umgehe.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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