Therapieabbruch durch den Therapeuten

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

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leberblümchen
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Beitrag Mi., 16.07.2014, 09:32

Aber das wäre dann vielleicht kein Jammern, sondern so eine Art Logorrhoe oder halt das, was viele Analytiker aufregt: sinnloses Gefasel, das als 'freie Assoziation' verkauft wird.

Aber bei all diesen Problemen - und ihr könnt sicher sein: wir alle haben die eine oder andere nervige Macke... - wäre es der Job des Therapeuten, VOR dem 100. Mal zu analysieren, was passiert zwischen den beiden. Ich glaube, das Problem für die meisten (?) Rausgeworfenen ist, dass dieses gemeinsame Besprechen à la: "Wir haben hier gerade folgendes Problem" nicht stattgefunden hat oder zu haben scheint. Ich bin nämlich relativ sicher, dass viele Abbrüche verhindert werden könnten, wenn auch der Therapeut sorgfältiger arbeiten würde und sich klarer abgrenzen würde und seine eigenen Gefühle - auch und gerade die unangenehmen - analysieren würde.

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montagne
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Beitrag Mi., 16.07.2014, 10:22

stern hat geschrieben:Question:

Was stellen sich andere User denn unter den persönlichen Grenzen (eines Therapeuten) vor, die in einem Therapieabbruch münden können? Oder wem wurde das schon mal mitgeteilt (nicht notwendigerweise als Abbruchsgrund)?
Ich glaube auch das ist nicht nur individuell vom Therapeuten abhängig, von seiner/ihrer Person, sodnern auch von der konkreten Beziehung zum Klienten.
Sicher wird jede Therapeutin etwas haben, was sie gut aushalten kann und anderes, was sie weniger gut aushalten kann und wo die Grenzen daher enger sind.

Zu deiner Frage stern, ja, meine Therapeutin hat mir, auf Nachfrage, gesagt, wann sie einen Klienten wegschicken, ergo die Therapie beenden würde. Aber auch in dieser ziemlich konkreten Antwort ist noch viel Spielraum. Einerseits denke ich schon, ist das schlicht an der Stelle eine Grenze bei ihr, die sie benannte, das erscheint mir schon stimmig. Aber ich denke sie hat diese Grenze nicht nur deshalb benannt. Ich sehe es auch in dem Licht, dass es eine Art therapeutischen Effekt oder Vorbildfunktion haben sollte. Dass ich hören sollte, ja, es ist erlaubt und möglich, sich gegen dieses Verhalten zu wehren. Oder überhaupt, dieses Verhalten ist tatsächlich unrecht. Niemand muss sich sowas gefallen lassen. Und auch sollte es wohl zeigen, sie ist in der Lage sich selbst zu behaupten, sie wird sich nicht so schlecht behandeln lassen. Sie ist stark genug.

Allerdings sehe ich das etwas wie leberblümchen. Ich hatte und habe nun nicht die Idee, dass ICH total aufpasen muss, dieses Verhalten nicht zu zeigen. Wenn ich dieses und jenes Verhalten (und Gefühle) einfach so lassen oder ändern könnte, wäre ich nicht in der Therapie. Es ist IHRE Aufgabe, rechtzeitig den Dialog über problematisches herzustellen. 1. um sich zu schützen OHNE sofortigen Abbruch und 2. weil welches problematische Verhalten man auch immer zeigt, sei es jammern, sei es den anderen demütigen, sei es massives klammern, es sind ja alles Dinge, unter denen man als Klient selbst leidet und die meist zentraler Teil der Störung sind, die ja gebessert werden soll.
So ähnlich meinte es wohl auch meine Therapeutin in Bezug auf das von ihr als eigentlich als inakzeptabel benannte Verhalten. Es muss dann eben besprochen werden. Warum macht man dass, wozu dient es, was sind die Gefühle usw. Und das ist ja dann wieder der Weg zur Besserung, da ja hinter so einem Verhalten meist Leid, sehr aversive Gefühle, Anspannung, unbefridigende soziale Beziehungen usw. steckt.
amor fati

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Christie
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Beitrag Mi., 16.07.2014, 12:21

leberblümchen hat geschrieben:Ich glaube, das Problem für die meisten (?) Rausgeworfenen ist, dass dieses gemeinsame Besprechen à la: "Wir haben hier gerade folgendes Problem" nicht stattgefunden hat oder zu haben scheint.
Bei den Abbrüchen, die ich hier so gelesen habe, fällt mir oft auf, dass der Therapeut oder die Therapeutin in beide Richtungen unklare Ansagen macht. Dass da auch “im Positiven” verwirrende Aus- und Zusagen gemacht werden.
leberblümchen hat geschrieben:Ich bin nämlich relativ sicher, dass viele Abbrüche verhindert werden könnten, wenn auch der Therapeut sorgfältiger arbeiten würde und sich klarer abgrenzen würde und seine eigenen Gefühle - auch und gerade die unangenehmen - analysieren würde.
Ich weiss nicht, ob sich ein Therapeut unbedingt selbst “totananlysieren” muss. In einem Fall von “Ihr Verhalten macht mich schon lange wütend”, das sich für den Patienten wie aus heiterem Himmel anfühlt, hätte vielleicht auch einfach eine etwas authentischere und klarere Reaktion in den jeweiligen Situationen gereicht.

LG
Christie


pandas
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Beitrag Mi., 16.07.2014, 12:34

Ich würde vermuten, dass auch vor Therapieabbrüchen eine Menge Kommunikation stattgefunden hat - es fehlt aber die Annäherung und das gegenseitige Verständnis.

Wohl ist dann mehr die Ursache eine Festgefahrenheit des Therapeuten auf seine Position - wenn der Patient sie nunmal nicht als hilfreich empfindet, findet sich die Therapie schliesslich in der Sackgasse wieder. Mancher Therapeut ist zu sehr an seiner Methode gebunden/fixiert, erachtet den Patienten als verantwortungslos, da er die Welt nicht so sehen will, wie es die Menschheitstheorie des Therapeuten vorgibt, und entlässet den Patienten aus seiner therapeutischen Obhut
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Broken Wing
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Beitrag Mi., 16.07.2014, 14:48

Na wenn dieser Peter die 25.000 sinnvoll investieren will, sollte er sich gleich selbst als Therapeut abschaffen. Wozu zahlt die KK, wenn man durch die Therapie nichts erreicht? Weder Heilung, noch Besserung, keine sozialen Kontakte etc.
Nicht, dass ich der Meinung wäre, Psychotherapie wäre tatsächlich besser. Der Mann sagt die Wahrheit. Allerdings mit viel Geheimniskrämerei um die Therapie. Kurz: Die Therapie taugt zu nichts. Folglich taugt auch der Therapeut zu nichts - außer zur wagnerischen Unterhaltung.

Ich finde die Szene witzig, wo er schildert, wie die Partner der Frauen vor der Praxis auftauchen. Da halte ich es mit Houellebeck, der in der Ausweitung der Kampfzone feststellt, dass Frauen, die in die Hände von Analytikern fallen, später zu nichts mehr taugen. Und das, mit Verlaub, wäre ein Grund, Herr Peter, sie zur Rede zu stellen, wenn die Frau unbrauchbar wird.a
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Boah
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 16:52

leberblümchen hat geschrieben: Fr., 11.07.2014, 08:44 Mir gehen dabei viele Fragen durch den Kopf: Wie häufig ist so etwas tatsächlich? Was geschieht da in einem Therapeuten, bevor er so was tut? Weiß er, WAS er damit tut? Hätte es Anzeichen gegeben, oder geschah das von jetzt auf gleich? Wie kommen die Patienten damit klar, nicht nur akut, sondern lebensgeschichtlich? Gibt es so eine Art Manual, wie man den Patienten in so einer Phase begleiten soll, oder läuft es so nach dem Motto ab: "Schnell weg mit Ihnen!"? Zeigt das letztlich vor allem die unheimlich große Belastung, die diesen Beruf ausmacht - und die womöglich von den Patienten unterschätzt wird? Gäbe es Möglichkeiten, so etwas zu verhindern? Gibt es Gemeinsamkeiten? Wurde so was mal in einer Studie untersucht?

Ich selbst kann dazu gar nicht viel sagen, nur dass es in meiner Therapie auch schon oft gekriselt hat (wo nicht?) und dass mein Therapeut selbst immer gesagt hat, dass er noch nie jemanden 'rausgeschmissen' hat und das auch mit mir nicht tun wird. Dass man sich grundsätzlich nicht auf solche Aussagen verlassen kann, ist nun wohl klar.
Viele Fragen, wenige Antworten (falls der Thread noch Leser / Interessenten hat):

Auch ich (größte Themen sind Verlustangst, Angst zu vertrauen, Angst vor Abweisung wegen meiner Wertlosigkeit) bin in die Falle gelaufen. Zum allerersten mal in meinem Leben und unter Überwindung sogar körperlicher Abwehr habe ich vertraut, habe nach langer Zeit angefangen, dem Therapeuten seine Lügen, dass ich ein wertvoller Mensch sei, dass ich liebenswert sei, dass ich Ablehnung nicht verdiene, und auch persönliche Statements dazu, wie toll unsere therapeutische Beziehung sei, geglaubt. Und dann, nach zwei Jahren von "alles ist so toll" auf 0 hat er mich rausgeworfen. Ohne irgendeine Vorwarnung. Erst wollte er gar keine Gründe nennen, auf vehemente Nachfragen kam widersprüchliches, unzusammenhängendes Gestammel. Was ich verstanden habe, war, ich bin zu anstrengend, zu kritisch, erwarte zu viel. Geht nicht mehr. Tschüss, danke fürs Gespräch. Alle Versprechen gebrochen, zurück in die Gosse getreten, wo ich herkomme und hingehöre. Ich bin genau so unerträglich und wertlos wie ich immer befürchtet hatte. Musste mir wohl nochmal jemand klarmachen.

Nix mit Nachbegleitung, Übergang oder so. Zack raus, nur schnell das Problem (mich) beseitigen, in dem vollen Wissen, dass das DER Supergau für mich ist und mich massiv gefährdet. Ich würde gerne sagen, dass ihn das NICHT MEHR interessiert. Die bittere Wahrheit ist wohl eher, dass es ihn niemals wirklich interessiert hat, was aus mir wird.

Da es vorher nur Lügen, Lügen und nochmal Lügen über ach so eitel Sonnenschein gab, gab es für mich auch keine Anhaltspunkte. Er hatte sicher welche für sich. Hätte er man früher darauf reagiert. Seine Verantwortung.

Ob sein Beruf eine Belastung ist, weiß ich nicht. Seine persönlichen Probleme interessieren mich nicht. ICH war die Patientin, die viel Geld bezahlt hat und professionelle Behandlung erwartet. Seine Grenzen muss er schon selbst rechtzeitig erkennen und auf eine Weise wahren, die mir nicht schadet.

Wie ich damit klarkomme? Gar nicht. Es ist mehrere Monate her UND ich habe therapeutische Unterstützung und der Schock sitzt wie am ersten Tag. Ich hatte gehofft, dass die Zeit Heilung bringen würde, aber das sieht derzeit nicht so aus. Alle Gefühle sind so intensiv wie am ersten Tag. Ich bin nicht mehr in der Lage, meinen Alltag adäquat zu bewältigen und ich habe die Hoffnung aufgegeben, durch eine ggf. erneute Therapie wieder auf die Beine zu kommen. Ich fühle mich nicht in der Lage, jemals wieder das dafür nötige Vertrauen aufzubringen. Und ich habe nicht die Kraft für eine erneute jahrelange Anstrengung. Ich habe in der gescheiterten Therapie so unendlich hart gearbeitet, es war so unsagbar anstrengend. Alles umsonst. Ich muss mich damit abfinden, dass das, was jetzt ist, mein Leben sein wird.

Ich weiß, dass ich verbittert klinge. Ich bin es und mir ist bewusst, dass das nicht sympathisch ist. Aber das sind meine wahren Antworten auf die gestellten Fragen. Am liebsten würde ich hier jeden warnen, sich in eine derartige Gefahr zu begeben. Ich weiß aber natürlich, dass das Blödsinn ist. Es gibt ja genug Leute, für die das Abenteuer Therapie gut ausgeht.

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RoboCat
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 17:52

Liebe Boah,

das ist ja mal wirklich krass! Ich würde vermuten, dass hierin...
Boah hat geschrieben: Mi., 18.07.2018, 16:52 Ob sein Beruf eine Belastung ist, weiß ich nicht. Seine persönlichen Probleme interessieren mich nicht. ICH war die Patientin, die viel Geld bezahlt hat und professionelle Behandlung erwartet. Seine Grenzen muss er schon selbst rechtzeitig erkennen und auf eine Weise wahren, die mir nicht schadet.
..irgendwie, irgendwo, der Grund für den Abbruch bestehen könnte - wenn denn keine organisatorischen Ursachen vorlagen, wie das Ende der genehmigten Stunden. Also im Sinne davon, dass du zu anstregend wurdest - was kein Vorwurf sein soll, ich denke jeder Therapiepatient ist nun einmal per Definition anstrengend. Aber so wie's da steht, scheint es der Grund zu sein. Hast du ihn irgendwie bedrängt, SMS, Anrufe etc in seiner Freizeit / außerhalb der Stunden? Gab es diesbezüglich irgendwelche Regelungen im Vorfeld?

Mich würde allerdings auch interessieren, wie die dir seine "Sie sind liebenswert, ich schätze Sie" Etc. Bekundungen zunächst vorkamen - du schreibst ja jetzt, "alles lüge". Hattest du denn damals den Eindruck, er ist authentisch und sagt es, weil er es so meint, oder weil er meint, es so tun zu müssen?

Ganz allgemein finde ich, dass das kein Umgang ist und er dir eine Begründung schuldig ist. Klar kann er abbrechen, er ist ein freier Mensch, das kann man nicht anders sehen. Aber er sollte als Therapeut wissen, was das mit Patienten macht und dann eben als minimalste Aussöhnung Vorschläge machen, was du nun weiter, ohne ihn, tun kannst. Wärest du für solch ein Verfahren denn offen gewesen? Das ist, soweit ich es beurteilen kann, nämlich der übliche Weg, wenns nicht mehr passt. Einfach so ins kalte Wasser, das ist immer ungut, denn die meisten Patienten haben Schwierigkeiten mit dem Vertrauen und was solch eine Aktion langfristig anrichten kann, muss eigentlich jedem klar sein. Da muss man nicht mal Therapeut sein, find.

Gut finde ich schon mal, dass du dir eine neue therap. Begleitung gesucht hast. Ich glaube, das hätte ich an deiner Stelle gar nicht geschafft in dem Zustand. Aber sie wird dir helfen, aus der Sache rauszukommen. Das kannst du jetzt noch nicht sehen, aber es wird eine Zeit kommen, in der sich deine Gefühle verändert haben werden. Aber ja, ich denke, ich kann das einigermaßen nachempfinden, wie du dich gerade fühlst.

Was kann ich dir raten? Eigentlich nicht viel, denn deine Situation ist wie sie ist. Wenn du es irgendwie schaffst, schau dass du nicht allzu viel alleine bist in der nächsten Zeit. Hast du Freunde, Freundinnen, mit denen du drüber sprechen kannst? Das kann auch enorm helfen!

Was ich noch interessiert: Hattest du nach dem Ende noch mal Kontakt zum Therapeuten und versucht herauszubekommen, was denn nun sein Grund für einen Abbruch gewesen ist? Hat er da direkt gemauert? Ich könnte mir vorstellen, dass dich gerade diese Unkenntnis auch zermartert. Falls du da echt im Dunkeln tappst, würde ich versuchen, da doch noch was rauszubekommen. Zu verlieren hast du ja nun nichts mehr. Aber vielleicht würde es dir helfen, besser abzuschließen?! Rät die neue THerapeutin irgendwas dazu?
:axt:


Boah
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 18:28

Hallo RoboCat,

danke für Deine Reaktion. Ich wollte eigentlich nur meine Erfahrung schildern, an Hilfe hatte ich gar nicht gedacht. Ich versuche trotzdem mal so gut wie möglich Deine Fragen zu beantworten. Ich schreibe vom Handy und bitte entsprechend um Nachsicht. :)

Nein, ich habe den Rahmen nie gesprengt. Es gab sehr vereinzelt Mails oder Telefonate zu organisatorischen Zwecken und ganz selten in Krisen. Aber dann auch in der Telefonsprechzeit. Nein, er hat tatsächlich deutlich gesagt, dass ich mit meinen Themen zu anstrengend bin, er zu sehr aufpassen muss.

Seine Lügen hielt ich anfangs einfach nur für professionelles Verhalten, so muss er sich verhalten. Sehr langsam fing ich an, ihm zu glauben, hielt ihn für authentisch, weil es niemals einen Bruch in seinem Verhalten gab. Wie ich inzwischen ja weiß, weil er sich angestrengt hat....

Für einen vernünftigen Übergang zu jemand anderem war ich offen, habe sogar selbst Vorschläge gemacht. Dass es nach seinen Äußerungen mit ihm nicht weitergehen konnte, war ja klar.

Ich bin nicht alleine, bin verheiratet und habe Freunde, die Bescheid wissen und mich nach Kräften unterstützen. Ich lenke mich mit aller Macht ab, aber irgendwann kommt die Nacht, wird es ruhig, und dann hauts mich voll um. Jeden Tag.

Ihn noch weiter nach den konkreten Gründen zu fragen, wäre sinnlos. Ich habe ihm Löcher in den Bauch gefragt. Er hat gemauert wie ein Weltmeister. Und Kontakt nehme ich jetzt bestimmt nicht nochmal auf. Da käme ich mir wie ein Stalker vor. Er hat keinen Zweifel daran gelassen, dass es vorbei ist und er mich SOFORT loswerden will. Und ICH will diesen piiieeeep auch nicht mehr sehen.

Viele Grüße
Boah

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RoboCat
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 19:10

Hallo Boah,
nee, dann würd ichs auch lassen, wenn du das so klar hast. Ich drücke dir die Daumen, dass die neue Therapie dich stärken kann, längerfristig. So wie es sich liest, war der alte Therapeut mit irgendetwas in seinem Leben überfordert- das musst ja nicht mal grundsätzlich du gewesen sein (was aber schade ist, dass er diesen Eindruck bei dir hinterlassen hat). Wer weiß, was er sonst so am Wickel hat im Privaten. Therapeuten sind ja auch nur Menschen.

Vielleicht mal so gesehen: Was wäre mit deinem Heilungsprozess geschehen, wenn jemand mit solch einer Dünnwandigkeit dich weiter behandelt hätte? Vermutlich hat er da erst mal recht verantwortlich gehandelt. Dich dann derart abblitzen zu lassen, "mit ohne nichts", ist halt echt das gemeine an der Sache.

Ich glaube, du wirst darüber hinwegkommen, die hast ein gutes Umfeld so wies klingt, das ist ja enorm hilfreich. Trotzdem ist das ne Erfahrung, die man keinem wünscht...
:axt:


isabe
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 19:23

Boah:
Das ist ja megakrass: Ich wusste gar nicht, dass der Thread von mir war (ich hieß damals anders). Das Schlimme ist: Ich hab diesen Thread eröffnet, und exakt sechs Tage später hat mein damaliger Therapeut mich rausgeworfen! Ich kann bzw. mag diesen Thread gar nicht mehr nachlesen, aber ich konnte mich gar nicht mehr an diesen wundervollen Zufall erinnern!

Wieso hab ich eine Woche davor diesen Thread eröffnet? Ich war nicht darauf vorbereitet. Es war dem kein Streit vorausgegangen und NICHTS. Und einen Tag vor seinem Rauswurf hab ich hier meinen letzten Beitrag geschrieben... (eigentlich fällt mir als Erklärung nur ein, dass er das gelesen hat ;), aber das glaube ich nicht wirklich).

Oder hatte ich mal wieder eine Vorahnung?

Ja, gut. Also: Es kommt vor :lol:


isabe
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 19:30

Es ist mehrere Monate her UND ich habe therapeutische Unterstützung und der Schock sitzt wie am ersten Tag
Bei mir hat es ca. drei Jahre gedauert, bis ich wirklich darüber hinweg war. Mit therapeutischer Unterstützung, die ich sofort bekam. Ich hab ihn beim Ethikausschuss angezeigt, Ergebnis: Therapiefehler ja, aber man wolle ihn so kurz vor seiner Rente nicht mehr sanktionieren. Aber man würde mir eine Therapie empfehlen, um das Ganze aufzuarbeiten...

Aber nach diesem Verfahren, in dem ich ihn konfrontiert hab, und bei dem ich "moralisch" von meinem jetzigen Therapeuten und vom Vertrauensanalytiker unterstützt wurde, war es dann auch gut. Wir hatten irgendwann nach 2,5 Jahren noch mal telephoniert (ich hatte um Akteneinsicht gebeten), und im Gespräch waren wir beide total aufgewühlt, und es war wie früher. Hab gezittert und war panisch. Mein Therapeut meinte, es sei keine gute Idee, ihm noch mal zu begegnen, und so hab ich den Termin abgesagt.

Den ersten Schock hatte ich relativ schnell halbwegs überwunden (nach wenigen Wochen), aber das Misstrauen in andere Menschen und in den anderen Therapeuten ist nach vier Jahren noch immer nicht weg. Woher soll ich annehmen, dass er mich nicht in die Falle laufen lässt? Jetzt ist es deutlich besser geworden, aber in Krisen kommt die Angst immer wieder.

Aber irgendwann ist das Beziehungsgefühl zum lügenden Therapeuten einfach weg. Und es tut nichts mehr weh. Ich wundere mich eigentlich nur noch über mich und darüber, dass ich so abhängig war.


Boah
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:10

Hallo RoboCat,
danke fürs Mutmachen. :)

Mit dem Verstand ist mir ja auch klar, dass der wohl mit sich selbst reichlich zu tun hat, das ganze mit mir gar nichts zu tun haben muss und es besser für mich ist, dass der nun nicht mehr an mir rumwurstelt. Nur leider sieht das Gefühl ganz anders aus, weils halt die Wiederholung von früher ist.

Dass ich optimale Voraussetzungen habe, um damit doch noch klarzukommen, weiß ich. Im Moment setzt mich das aber nur unter Druck, das nun hinzukriegen, was ich aber im Moment einfach nicht schaffe. Mal schauen, wie es sich noch entwickelt.


Boah
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:31

Hallo isabe,

das ist ja gruselig. Wirklich fast wie eine Vorahnung.
Hatte ich definitiv nicht. Auch ich hatte hier noch unmittelbar vorher fröhlich von meiner Therapie berichtet. Gott, was war ich naiv. :kopfschuettel:

Ich bewundere Dich, dass Du noch ein Verfahren gegen Deinen Exthera durchgestanden hast. Das könnte ich derzeit sicherlich nicht. Ich will nur noch maximalen Abstand und so ein Verfahren würde mich ja nur wieder an ihn binden. Und mir würde es glaube ich nichts bringen, dass jemand Externes mir Recht gibt. Davon hat er mich ja auch nicht wieder "lieb". :-((
Zwar gruselt es mich auch bei dem Gedanken, dass er weiterbehandelt, aber zum einen fürchte ich mich davor, wie er sich zur Wehr setzen könnte. Er weiß ja alles über mich. Und zum anderen finde ich, dass ich in meinem derzeitigen Zustand nicht auch noch für die Rettung der Welt zuständig bin. Wenn ein ernsthaftes Interesse an Qualitätskontrolle bestünde, wäre das politisch oder über die Kammern regelbar.

Ich hoffe sehr, dass ich mich irgendwann auch innerlich lösen kann. Es macht mich so WÜTEND, weil er ja alles dafür getan hat, mich in die Abhängigkeit zu ziehen. Und nun stehe ich damit da, weil er keine Lust mehr hatte, das mit mir wieder aufzulösen. Und ich bin einfach immer noch absolut fassungslos, dass meine Menschenkenntnis mich derart im Stich gelassen hat.


isabe
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:34

Ja, ja, ja und ja.

Für mich war das Schlimmste rückblickend nicht die eigentliche Trennung. Sondern das, was das für weitere Beziehungen bedeutet. Und nicht mal nur für mich selbst dabei, sondern auch für den anderen (Therapeuten), der sich jahrelang irgendwie anhören muss: "Ich hab Angst, dass Sie so sind wie der". Und selbst wenn der Patient es anders WILL, ist es schwierig.

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Chinchine
sporadischer Gast
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Beitrag Mi., 18.07.2018, 21:40

Liebe Boah, liebe Isabe,

Ich habe im April letzten Jahres meine Therapeutin "verloren". Bin hier nur stiller Mitleser und habe sofort Tränen in den Augen beim Lesen.

Ich wünsche dir ganz viel Kraft und kann deinen Schmerz nachfühlen und mir vorstellen, wie erschüttert du bist. Aber es wird besser, das verspreche ich dir!

Ein virtueller Knuddler für dich

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