Therapeut will Therapieabbruch..wie verhalten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Krang2
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 21:33

@Sunny girl,
danke für deine Beschreibung. Woran hast du es denn dann gemerkt, als es irgendwann der passende bzw. richtige Therapeut für dich war? War es ein Bauchgefühl, oder gab es bestimmte Kriterien, nach denen du gegangen bist? Da ich mich gut genug auskenne, weiß ich nicht, wonach ich gehen müßte. Wenn Psychiatergespräche Arztgespräche sind, heißt das also, daß ich beliebig viele "ausprobieren" könnte und nach dem Erstgespräch entscheiden könnte, ob ich weitermachen will? Habe ich das richtig verstanden? Das wäre super, dann hätte ich zumindest finanziell nichts zu verlieren. Bisher habe ich ja alles aus eigener Tasche bezahlt. Und du hast Recht, ich habe es auch in anderen Bereichen oft erlebt, daß jemand etwas unsinnig oder unlösbar fand, nur weil er es selbst nicht konnte. Vielleicht irrt sich mein Therapeut und mir fehlt nur der richtige, der mir sagt, was mir wirklich fehlt und wo ich es finden kann.

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Krang2
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 22:28

@Brighty,
Fertiggemacht hat mich mein Therapeut insofern, als er mir Hoffnungen genommen hat, ohne mir neue Perspektiven zu geben. Nein, ich dachte früher, daß es viele Möglichkeiten gäbe, mir zu helfen, habe auch Vieles ausprobiert, auch verrückte Selbstheilungsversuche. Als ich mit der Therapie anfing, dachte ich: Wenn mir jemand helfen kann, dann dieser Therapeut! Naja, oder der Wunderheiler oder Hellseher, den würde ich dann als nächstes ausprobieren, wenn alle Stricke reißen (ist wie Homöopathie, kann zumindest nicht schaden, auch wenn es Humbug sein sollte...ich bin für alles offen).

Welche Einsicht meinst du genau? Ich bin mir dessen bewußt, daß das volle Ausleben meiner Neigungen strafbar wäre, nutze juristische Grauzonen aus. Ich hatte als Jugendliche deswegen auch mal ein Ermittlungsverfahren, aber das wurde eingestellt, und ich weiß noch, wie sich einige sehr darüber aufregten, daß mich niemand bestrafen konnte, weil es eben eine Gesetzeslücke war. Aber es hatte trotzdem negative Folgen, schlimmer als Strafrecht, denn da verjährt alles außer Mord. Damals fragte aber niemand nach dem Warum oder bot mir Hilfe an, alle wußten davon, auch in der Schule und beim Sport, aber niemand wollte sich damit auseinander setzen. Es hat aber auch keiner verhindert, daß es weiterging, obwohl das ziemlich offensichtlich war. Und jetzt geht es mir teilweise mit den Therapeuten ähnlich, keiner fühlt sich verantwortlich oder hat Mitleid mit mir, am liebsten will keiner was davon gehört haben. Wenn ich hinginge und sagte, ich hätte Depressionen oder Angststörungen oder eine Psychose, ja dann würden sie mich mit Kußhand nehmen...ziemlich unprofessionell und kleingeistig. Es sagt doch auch kein Arzt: Ich will nur Diabetiker, Schilddrüsenkranken helfe ich nicht weiter.

Ich bin mir seitdem auch dessen bewußt, daß es von der Gesellschaft unter keinen Umständen toleriert werden würde. Ich bin mir auch dessen bewußt, daß es krankhaft ist und nicht biologisch sinnvoll. Ich bin mir bewußt, daß ich deswegen gute Freunde verloren habe, was ich bereue. Aber ich habe keine Einsicht darin, daß es verwerflich oder schlimm wäre, ich denke so oft...wieso gibt es keine legale Möglichkeit dafür, einfach zum Notar gehen und einen Vertrag aufsetzen...Aber das ist doch kein Widerspruch! Umgekehrt ist doch auch Vieles legal, was ich verwerflich finde, Gesetze sind doch nur ein Konsens, Kompromisse, praktikable Diskussionsergebnisse einer Gesellschaft, die auch dem Wandel unterliegen (beispielsweise ist Sodomie mittlerweile nicht mehr erlaubt). Wenn man sich an ein Gesetz hält, geschieht das aus Einsicht oder aus Angst vor der Strafe, und bei mir ist das in dem Fall dann Letzteres. Ich finde diese Frage auch nicht wichtig, denn deshalb bin ich nicht bei der Therapie, mit so einem Problem müßte ich zum Rechtsanwalt oder zum Priester.

Ich bin deshalb zur Therapie gegangen, weil ich selbst darunter leide, weil ich mich einsam fühle, weil ich ZU oft daran denke, und natürlich auch, weil mir das nahegelegt wurde. Ich habe dann gemerkt, daß mir die Therapie in anderen Bereichen guttut, deswegen würde ich auch eine „normale“ Therapie machen, um mich allgemein lebenstauglicher zu machen.

Meine Ziele bezogen auf das Problem waren immer: Ich wollte normal werden und hoffte sogar, daß ich vielleicht eigentlich normal bin und mir das alles nur eingeredet habe, um andere Probleme zu verdecken. Es gab ziemlich viele Leute, die sagten, ich sei normal. Das waren teilweise gute Freunde, die meinten, ich sei zu normal, um so zu sein, das sei nur eine Spinnerei von mir, weil ich im Leben so oft enttäuscht wurde. Dabei waren das nur dumme Umkehrschlüsse aus Vorurteilen.

Ich wollte auch lernen, die normalen Anteile meiner Sexualität zu fördern. Aber mein Therapeut scheint die nicht entdecken zu wollen. Irgendwie will ich das bis jetzt nicht glauben, weil ich mich doch nach normalen Beziehungen sehne und auch davon träume, daß mich jemand „erlöst“. Mein Therapeut hat mein Selbstbild korrigiert, indem er mir aufgezeigt hat, wo ich mir etwas vorgemacht habe, mich selbst belogen habe. Z.B. dachte ich früher, ich könnte normale Beziehungen führen und das einfach ignorieren, oder ich könnte üben, bis ich normal wäre, oder ich könnte eine Psychoanalyse machen, um das Problem einfach „aufzulösen“, oder ich könnte es beliebig lange durch Beschäftigung verdrängen, oder es wäre nur ein rein sexuelles Problem usw.

Ja, es stimmt, in gewisser Weise hat mich mein Therapeut fertig gemacht, ohne mich wieder aufzubauen. Andererseits weiß ich nicht, ob es mir ganz ohne Therapie jetzt wesentlich anders gehen würde.

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Sunny girl
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 22:44

Krang2 hat geschrieben:Woran hast du es denn dann gemerkt, als es irgendwann der passende bzw. richtige Therapeut für dich war? War es ein Bauchgefühl, oder gab es bestimmte Kriterien, nach denen du gegangen bist?
Ich würde sagen, beides, also Bauchgefühl und bestimmte Kriterien überschneiden sich. Beim richtigen Th. muss man sich natürlich wohl fühlen und das Gefühl haben frei reden zu können. Das ist klar.
Weiter habe ich es daran erkannt, dass die Kommentare des Th. mir von Anfang an sehr passend erschienen. Ich habe am Anfang relativ wenig geredet. Und trotzdem habe ich über die Äußerungen meines Th. gestaunt und gedacht, ja genau so ist es. Seine Einschätzungen dazu wie ich mich wohl fühlen müsste oder warum ich etwas mache/gemacht habe, waren so zutreffend. Ich habe gedacht genau so ist es. Und er konnte immer etwas sinnvolles zu meinen Erzählungen sagen, egal wie wenig ich gesagt habe. Wie gesagt ganz von Anfang an, obwohl er mich nur wenig kannte. Das hat mir gezeigt, dass er mich gut verstehen kann, dass er sich in meine Situation hineindenken kann. Er kann sich erklären, warum ich mich so oder so verhalte. Er kritisiert mich nicht, findet nichts an mir komisch oder denkt ich stelle mich nur so an oder so.
Zwar sagt er nicht, dass es nach der Therapie auf jeden Fall besser sein wird, dass kann er mir nicht versprechen (was verständlich ist, denn letztendlich kann er mir nur zeigen was ich anders machen sollte, aber machen muss ich es dann selbst). Aber er sagt, dass er sehr gute Chancen für eine deutliche Besserung sieht.

Zu den Psychiatern:

Vorab sage ich, dass ich privat versichert bin, aber bei den gesetzlichen dürfte es nicht ganz anders sein. Also Gespräche mit einem Psychiater laufen genau so wie mit anderen Fachärzten. Dort gibt es auch keine Kontingente. Du musst dich dann nicht für oder gegen eine Therapie entscheiden. Wenn man zu anderen Fachärzten geht, macht man das auch nicht. Du kannst dann immer wieder einen neuen Termin machen. Allerdings dauert dort ein Gespräch wesentlich kürzer, vlt. so etwa 20 min, ist aber von Arzt zu Arzt unterschiedlich. Ich vermute, dass du zu beliebig vielen Psychiatern gehen kannst, aber wahrscheinlich wird das etwas dauern. Ich weiß nicht genau wie das bei gesetzlich versicherten ist (falls das auf dich zutrifft). Aber du wirst nicht jeden Tag zu einem gehen können, kann ich auch nicht. Du kannst dann fragen wie oft du einen Termin haben kannst. Bei mir ist es so, dass ich etwa alle zwei Wochen ein Arztgespräch haben kann, manchmal auch öfter, aber nur ausnahmsweise.

Warum zahlst du aus eigener Tasche? Möchtest du das so oder hast du das Kontingent ausgeschöpft?

Ich würde es an deiner Stelle einfach mit den Psychiatern ausprobieren. Vlt. auch zusätzlich zur Therapie. Dann musst du dich nicht sofort gegen deine jetzige Therapie entscheiden.

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Krang2
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Beitrag Sa., 04.01.2014, 23:10

Danke für die Hinweise. Ich zahle aus eigener Tasche, weil die KK sich weigerte, eine Sexualtherapie zu bezahlen. Ja, ich werde mal Psychiater in meiner Gegend raussuchen und anschreiben.

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Brighty
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Beitrag Mo., 06.01.2014, 17:09

Hallo Krang2,
ich finde, Sunny girl hat es genau richtig gemacht: solange probieren, bis es passt.
Die Psychiater, bei denen ich war, haben 1/2 Std. im Quartal pro Patient gerechnet, die aufgeteilt werden konnte, haben im Notfall Ausnahmen gemacht.
Ein Psychiater macht nur einen kurzen Check, (bei mir lief auch das Erstgespräch so): "Haben Sie Ängste, Suizidgedanken, wie ist ihr Schlaf, Appetit, Antrieb, was machen Sie den Tag über usw."
Manche Psychiater bieten nebenher auch Therapie an, die sind aber meist schnell voll. Medikamente verschreibt auch nur der Doc.
Du kannst genau wie bei den Therapeuten frei wählen.

Zu dem anderen wollte ich Dir mitteilen, das ich Dich nicht schlimm finde.
Weil ich Dich jetzt besser verstehe, was das angeht, dass Du Dich anscheinend nach dem Ermittlungsverfahren und der Kurzschlusseraktion des Theras für eine Art Monster zu halten scheinst.
Und es sogar in einem Satz mit Sodomie nennst.
Zwischen einer juristischen Grauzone und Legalität liegt ja nicht allzuviel, und vielleicht kannst Du herausfinden, was Dich dazu gebracht hat, die Mauer dazwischen zu überwinden. Evtl. mit Therapie.
Jetzt verstehe ich auch den Ausdruck "annehmen und loslassen" und "Spinnerei".
Dass es krankhaft ist, muss man Dir eingeredet haben, ich halte es für sehr ungewöhnlich, aber für menschlich. =)

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Krang2
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Beitrag Di., 07.01.2014, 09:12

@Brighty,
ich würde sehr gern verschiedene Therapeuten ausprobieren, habe nur derzeit nicht die emotionale Kraft dazu, noch mehr Abweisungen und Rückschläge zu ertragen und zu verarbeiten, auch wenn ich objektiv sehr wohl weiß, daß diese nicht persönlich gemeint sind. Ich hätte auch keine Kraft mehr, auf die Befindlichkeiten des Therapeuten Rücksicht zu nehmen, teilweise vorausschauend zu denken, würde gern unzensiert sagen, was ich denke und fühle, aber das kriegen viele in den falschen Hals, interpretieren Dinge rein, die nicht da sind, auch wenn das ja ebenfalls nur gut gemeint wäre.
Nein, ich halte mich nicht für ein Monster, aber andere tun es, und ich bin einfach müde von den sinnlosen Erklärungen und Rechtfertigungen. Die Mauer zu "überwinden" war nicht schwierig für mich, da gibt es nichts herauszufinden. Ich hatte nie das Gefühl, was Schlimmes zu tun, leide trotzdem sehr unter all dem. Daß es krankhaft ist, ist einfach eine wissenschaftliche Definition, da liegen natürlich auch immer Wertungen drin. Bin sehr müde, habe kaum geschlafen, hör jetzt auf zu tippen, danke für eure lieben Antworten.

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Krang2
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Beitrag Fr., 10.01.2014, 08:22

Hallo an alle,
ich möchte mich noch einmal bei allen bedanken, die mir hier geantwortet und sich telweise große Mühe gegeben haben. Es geht mir besser, ich habe viel über die Therapie nachgedacht und bin zu dem Schluß gekommen, daß sie mich in dieser Form nicht weiterbringt. Ich werde mich wie auch von Candle und anderen vorgeschlagen um eine völlig normale Therapie kümmern und das Thema Sexualität außen vor lassen. Und mittlerweile denke ich auch, daß die bisherige Therapie durchaus als erfolgreich zu bezeichnen ist, denn ich habe mehr Klarheit über mich selbst, wer ich wirklich bin und was ich unbewußt bewirkt habe und nun zu Bewußtsein gekommen ist.

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Krang2
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Beitrag Mo., 13.01.2014, 13:56

Ich war heute tatsächlich bei einem anderen Therapeuten, und der redete auch freiwillig und freundlich und auf Krankenkassenkosten mit mir.
Diesmal war es ein Psychiater, also jemand mit einer etwas anderen Ausbildung, und auch keiner Fortbildung in Sexualtherapie. Dafür hat er sehr viel Erfahrung mit den unterschiedlichsten Störungen.
Und ich erzählte ihm in Kürze alles, meine Probleme, meine Therapieerfahrung, die Probleme mit der Krankenkasse, mit Beziehungen und Freunden............. und seine Reaktion war:

"Sie sind nicht therapierbar!"

Mich hat das ziemlich umgehauen, weil diese Diagnose in gewisser Weise noch schlimmer ist als zu hören, daß man eine ambivalente Therapiemotivation hätte oder seine Therapie sabotierte. Das sei eine Neigung, was solle man daran therapieren, und fernerhin käme ich ihm ansonsten geistig ganz gesund vor. Er erklärte alles sehr schlüssig, ich habe mir das auch aufgeschrieben. Dann entließ er mich gut gelaunt mit dem Rat, doch meine Neigungen heimlich oder mit Gleichgesinnten auszuleben und zukünftige Freunde nicht zu überfordern. Er ließ sich lediglich von mir bestätigen, daß ich nicht vorhabe, jemanden zu ermorden, alles andere schien ihn weder zu schockieren noch ihm auch nur einen negativen Kommentar wert zu sein außer dem, daß Leute wie ich eben im System nicht vorgesehen seien und es daher keinen Platz für mich gäbe.

Ich glaube mittlerweile, daß diese so unterschiedliche Bewertung meiner Probleme und vor allem der Therapienotwendigkeit, denn mir schien die Diagnose ähnlich zu sein, nicht auf der Ausbildung, sondern lediglich auf der unterschiedlichen (moralischen?) Einstellung der beiden Therapeuten beruht. Nun werde ich einen Termin bei meinem Therapeuten machen und gucken, wie er reagiert.....bin selbst ziemlich schockiert......und fühle mich recht allein gelassen....

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Madja
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Beitrag Mo., 13.01.2014, 14:43

Hallo Krang2,

es tut mir leid, dass Du nicht weiter kommst und das alles Dich so mitnimmt.
Als ich dein Beitrag über den Psychiater gelesen habe, dachte ich nur: "schon wieder ein dämlicher Mann". Ich war auch zuerst bei einem Psychiater, der mich (zum Glück) nach 15 Minuten weiter gereicht hat. Als Abschied sagte er: "ich würde da nichts verändern, ist doch süß".
Da fand ich, dass ich nie wieder mit einem Mann über meine sexuelle Probleme reden werde. Es hat sowieso gar kein Sinn. Ich bin jetzt bei einer Therapeutin und ich fühle mich endlich ernst genommen.
Ich wünsche Dir viel Kraft auf Deinem Weg.
Liebe Grüße
M.
Freiheit heißt Verantwortung. Deshalb wird sie von den meisten Menschen gefürchtet. - George Bernard Shaw

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candle.
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Beitrag Mo., 13.01.2014, 14:53

Hallo Krang2!

Du siehst mich hier schon ratlos. Es wirkt so als wolltest du dir genau das immer abholen:

"Sie sind nicht therapierbar!"

Und das immer wieder in einer hartnäckigen Vehemenz, ich verstehe das einfach nicht???
Krang2 hat geschrieben:Ich war heute tatsächlich bei einem anderen Therapeuten, und der redete auch freiwillig und freundlich und auf Krankenkassenkosten mit mir.
Das ist doch aber völlig selbstverständlich! Warum siehst du da anders bzw. war hast du das hier SO mit einem gefühlten Hauch von Sarkasmus geschrieben?
Diesmal war es ein Psychiater, also jemand mit einer etwas anderen Ausbildung, und auch keiner Fortbildung in Sexualtherapie.
Also gar kein Psychotherapeut? Was hast du dir denn davon versprochen?
Dafür hat er sehr viel Erfahrung mit den unterschiedlichsten Störungen.
Und ich erzählte ihm in Kürze alles, meine Probleme, meine Therapieerfahrung, die Probleme mit der Krankenkasse, mit Beziehungen und Freunden............. und seine Reaktion war:

"Sie sind nicht therapierbar!"
Ich kann mir das einfach nicht vorstellen, dass so ad hoc solch eine Aussage fällt. Was hast du denn für Probleme mit Beziehungen und Freunden? Mir ist schon längst aufgegangen, dass du davon nicht schreibst. Für mich wäre es interessant dein Anliegen nachzuvollziehen wie dein Leben so abläuft bzw. wo du deine Probleme siehst und hast?
Mich hat das ziemlich umgehauen, weil diese Diagnose in gewisser Weise noch schlimmer ist als zu hören, daß man eine ambivalente Therapiemotivation hätte oder seine Therapie sabotierte.
Eigentlich ist die Aussage ja ein und das selbe! Was haut dich denn genau um? Ich habe den Eindruck, dass du dir einfach selber im Wege steht, warum auch immer!?
Das sei eine Neigung, was solle man daran therapieren, und fernerhin käme ich ihm ansonsten geistig ganz gesund vor.
Dass die Neigung nicht wegzutherapieren ist, weiß du ja an sich schon. Du hast ja selber schon Vergleiche zu anderen sexuellen Präferenzen gezogen, die ebenso nicht wegzutherapieren sind. Du kannst lediglich damit besser umgehen lernen.

Es ist doch auch schön zu hören, dass du offenbar gesund bist oder nicht?
Freunde nicht zu überfordern.
Was machst du denn mit deinen Freunden? Wo mit überforderst du die?
Nun werde ich einen Termin bei meinem Therapeuten machen und gucken, wie er reagiert.....bin selbst ziemlich schockiert......und fühle mich recht allein gelassen....
Welchen Therapeuten denn jetzt? Ich dachte die Therapie mit dem Sexualtherapeuten ist beendet?

Spätestens als ich las, dass du zwei Kinder hast, habe ich mich insgeheim auch gefragt wo eigentlich dein Problem liegt? Damit bist du ja gewissermaßen sozial integriert, du hast Verantwortung. OK, du bekommst Hartz IV, das ist sicher auch nicht schön, aber du wirst arbeitstechnisch dann auch nicht sonderlich flexibel sein. Das wußte ich ja vorher nicht als ich dir zum Thema Arbeit geschrieben habe.

Meine Idee ist einfach, dass du deine Sexualität überbewertest, warum auch immer? Und es wirkt auch so als würde deine sexuelle Präferenz einen wahnsinnigen Raum einnehmen, mehr Raum als für jeden anderen generell, ob die Sexualität nun anerkannt ist oder nicht. Warum ist das so bei dir?

Wenn ich als Freundin darüber erfahren würde- OK, kann man drüber reden, überfordert wäre ich nicht, aber was, wenn das ausschließlich seinen Raum in Freundschaften sucht? Und muß das jeder Freund überhaupt wissen? Bis zu einem gewissen Grad oder manchmal interessiert es mich nicht wirklich was andere Menschen so treiben. Aber für dich scheint es offenbar sehr wichtig zu sein das der Welt zu verkünden?

Vielleicht liege ich mit meinen Gedanken auch völlig falsch, aber manchmal habe ich wirklich den Eindruck, dass du dich an deiner sexuellen Präferenz einfach festbeißt. Oder hast du vielleicht eher Zwangsgedanken dazu, die dich beschäftigen?

2 Kinder, arbeitslos, alleinerziehend (?)- so gesehen ist die Frage wieviel Raum Sex überhaupt hat in dieser Situation- auch für vermeintlich "normale" Leute?

So gesehen kann ich nachvollziehen, dass du nicht als krank, sondern gesund gesehen wirst wie von diesem Psychiater.

Viele Grüße!
candle
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Broken Wing
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Beitrag Mo., 13.01.2014, 18:54

@ Krang2: Also mir gefällt dieser Psychiater. Mitmanchen Dingen muss man eben Leben. Deine Therapiekarriere spricht auch für seine Ansicht.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


chaosfee
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Beitrag Mo., 13.01.2014, 19:09

Also ich hab diesen Spruch auch schon gehört und vermutlich hätte mich jener Therapeut auch nicht erfolgreich therapieren können. Gib doch nicht so viel drauf, was einer im Erstgespräch sagt. Mir wurden die haarsträubendsten Dinge erzählt in Erstgesprächen, auch demotivierende Dinge. Klar ist man erst einmal sauer, aber dann bin ich eben zum nächsten gegangen.

Ich interpretiere den Spruch auch eher so: "Sie sind von mir nicht therapierbar." Kein Therapeut gibt gerne zu, dass er mit einem Patienten überfordert wäre. Und bei Psychiatern, die ja auch gerne ihre Pharmaka an die Frau bringen wollen, wundert mich so eine Einstellung weniger. War er denn wenigstens Therapeut?
"Die fast unlösbare Aufgabe besteht darin, weder von der Macht der anderen, noch von der eigenen Ohnmacht sich dumm machen zu lassen." Adorno

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Krang2
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Beitrag Di., 14.01.2014, 01:44

@Madja,
danke für deine lieben Worte.

@Candle,
Was ich mir „abholen“ wollte, war einfach nur eine zweite Meinung und gegebenenfalls die Aussicht auf eine kostenlose Therapie. Sarkastisch sollte es nur insofern klingen, als ich nach den ersten Mißerfolgen nicht damit gerechnet hatte, so schnell jemanden zu finden. Da fand ich eine etwas andere Ausbildung (Psychiatrie statt Psychologie) gar nicht so schlecht, da sie zu einem anderen Blickwinkel führt.
Das ist gerade das Neue, daß ich meine Probleme nicht da gesehen hatte, wo sie lagen. Ja, du hast Recht, ich habe es meinen Freunden erzählt und auch online darüber geschrieben, weil ich Verständnis und Akzeptanz gesucht habe, nicht als verrückt oder als Monster gesehen werden will. Aber die Wahrheit ist, daß ich es selbst nie akzeptieren konnte, so zu sein, daß ich es selbst verrückt und monströs finde, ... und daß ich diese innere Ablehnung nach außen projiziert und dann dagegen angekämpft habe. Ja, du hast Recht, wenn es zuviel Raum einnimmt, dann sollte man seine Freunde da nicht mit reinziehen, das ist einer der Gründe, wieso ich eben viele Freundschaften verloren oder beendet habe.

Mein Problem in Beziehungen ist, daß der Sex katastrophal ist, nie besser wurde, und daß ich endlich aufhören muß, zu versuchen etwas zu sein, zu spielen, was ich nicht bin. Es klingt jetzt reichlich seltsam, aber normaler Sex ist mittlerweile schon eine Überwindung, früher hat er mich nicht weiter gestört. Am liebsten hätte ich nie nie wieder welchen, denn ich habe mich lächerlich gemacht, mich selbst gedemütigt, entwürdigt und mir noch eingeredet bzw. einreden lassen, das sei gut für mich. Jedes einzelne Mal Sex mit jedem einzelnen Mann war ein weiteres Mal zuviel, und im Nachhinein ekle ich mich davor, mir auch noch eingeredet zu haben, daß ich das wollte. Ich fühle mich irgendwie traurig, aber auch erleichtert, daß ich nicht mehr darauf hoffen darf bzw. muß, daß es je anders wäre. Ich habe so oft Pärchen gesehen, die sich im Arm hielten oder sich küßten und ich habe mir immer so sehr gewünscht, daß ich diese Nähe auch einmal spüren darf, und wenn es nur für eine Sekunde wäre- und das ist weit mehr als nur die Erotik und Lust. Nur eine Sekunde lang wirklich glücklich und geborgen zu sein.

Ich glaube, was mich heute wirklich umgehauen hat, war, daß das damit-Umgehen-lernen sich bei den beiden Fachleuten teilweise zu 180° gedreht angehört hat, z.B. bezüglich Kommunikation.
Ich überfordere meine Freunde damit, überhaupt etwas davon zu erzählen. Ja, die Therapie ist beendet, aber ich habe noch ein Abschlußgespräch.
Das stimmt, meine Sexualität bzw. die Probleme damit nehmen gedanklich einen so großen Raum ein, und das, weil ich bisher das Problem entweder verdrängt hatte oder vergeblich lösen wollte, und zweitens, weil es, wie mein Therapeut ja schon erkannt hatte, weit über das Sexuelle hinausgeht, auch meine Träume, Phantasien dazu. Das heißt nicht, daß es praktisch viel Zeit in Anspruch nimmt, da hätte auch noch eine Teilzeitstelle Platz im Tagesablauf.
Und meine anderen Probleme erscheinen mir ehrlich gesagt im Vergleich dazu auch belanglos, rein emotional meine ich. Wenn ich legal bekäme, wonach ich mich sehne, dann würde ich freiwillig unter weit widrigeren Umständen leben und damit klarkommen.
Wie erkläre ich das am besten? Ich meine, wenn ich jetzt eine tolle Beziehung, viele gute Freunde, zeitintensive interessante Hobbys, einen guten Ruf, eine Karriere, Anerkennung und jede Menge Geld und Muße hätte, würde ich nicht riskieren wollen das zu verlieren. Es fällt schwer zu glauben, aber ich habe all das nach und nach sehr gründlich und nachhaltig zerstört und verbaut. Diese Neigung hat mein Leben einfach deshalb nach und nach zerstört, weil es ihr im Weg stand. Und erst jetzt wird mir das bewußt. Das kam so schleichend. Ich habe so Vieles als Unglück geklagt und muß nun einsehen, daß ich selbst das wollte, aber nicht wußte, daß ich es wollte. Gerade das, was einem nicht bewußt ist, wirkt umso stärker und läßt sich so schwer bekämpfen, weil seine Ursache unbekannt ist.

Zwangsgedanken per Lehrbuchdefinition habe ich nicht. Aber es belastet mich, da keine dauerhaft tragfähige praktische Lösung zu finden. Diesen Gedanken stehe ich ambivalent gegenüber, immer noch. Es ist so, wie wenn man unglücklich verliebt ist, der Kopf sagt Nein und das Herz sagt Ja.

Wieso wiederholst du, daß ich nicht klar schreiben würde? Einzelheiten meiner Sexualpraktiken sind ja wohl nicht notwendig oder?


@Chaosfee,
es ist doch seltsam, wenn die Prognose von der Einstellung des Therapeuten abhängig ist, und es keine anerkannte Lehrmeinung dazu gibt.

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Beitrag Di., 14.01.2014, 06:27

Krang2 hat geschrieben:Wieso wiederholst du, daß ich nicht klar schreiben würde? Einzelheiten meiner Sexualpraktiken sind ja wohl nicht notwendig oder?
Wär sicher hilfreich, um Deine Problematik besser zu verstehen. So kommt alles sehr wirr und "monströs" rüber, wie Du es selbst benennst. Schön, dass Du laut Psychiater niemanden ermorden willst. - Du hast doch hier schon einen anonymen Nick, weshalb wirst Du nicht deutlicher? Du schreibst ungenau über x und y und wir müssen dann herumrätseln, was das sein könnte, wofür Du uns um Rat fragst. Ich persönlich würde von der Einschätzung ausgehen, dass jemand, der sich selbst so viel "Schlimmes" zutraut, evtl. wirklich nicht ganz ungefährlich ist. Denn meine Erfahrung ist eher so, dass Selbsteinschätzungen meistens recht genau zutreffen und wenn jemand sich selbst nicht mehr traut, solltest Du das ernst nehmen und unbedingt eine Therapie in Anspruch nehmen. Zwangsgedanken könnten zwar auch dahinterstecken, aber auch das muss therapeutisch behandelt werden.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

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Bergkristall
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Beitrag Di., 14.01.2014, 07:37

Liebe Krang2,

wenn Deine Sexualvorlieben -und ich rede jetzt nur von Sex, nicht von Liebe oder Beziehung- tatsächlich gesetzeswidrig sind, so sind diese sehr wohl therapierbar.

Wer auch immer, aufgrund seiner sexuellen Praktiken strafrechtlich verurteilt wird, MUSS, will er auf Bewährung leben, eine Therapie machen. Es gibt unzählige Therapeuten, die das behandeln.

Viele liebe Grüße
Bergkristall

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