Therapeutenwechsel wegen mangelnder Warmherzigkeit??

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 07.12.2013, 11:46

stern hat geschrieben:Worum geht es bei dir, wenn er dich nicht ganz versteht: Dass man dann auch nicht helfen kann? [...] Aber die Antwort kann doch nicht sein: Mir ist das wichtig, weil es in einer Analyse darum geht, oder ?
Naja, das hängt doch zusammen, oder? Ich habe doch die Analyse (u.a. wegen chronischer Schmerzen) angefangen, weil ich dachte, dass mir dadurch geholfen wird, mich besser zu verstehen, damit ich gesund (gesünder) werde.
stern hat geschrieben:Worum geht es bei dir, wenn er dich nicht ganz versteht: Dass man dann auch nicht helfen kann? Dass du dich dann wie ein Alien fühlst?
Es geht aber natürlich (?) auch darum, mit (und trotz) allem, was ich von mir preisgegeben habe, akzeptiert und gemocht zu werden und der Thera weiß eben mehr von mir als sonst jemand auf der Welt. Nach 3 Jahren mit größtenteils 2-3 Sitzungen pro Woche, da fühlte ich mich erst mal sehr einsam mit dem Gedanken, dass er mich trotzdem nicht versteht. Es ist so ein Gefühl von nicht in diese Welt passen, das dann manchmal hochkommt und das in den depressiven Phasen alles überlagert hat. Momentan ist diese Seite von mir aber nicht so dominant, und ich kann mir auch vorstellen, dass die Therapie mit dazu beigetragen hat.

Lg weidenkatz

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 07.12.2013, 12:44

Ulrich hat geschrieben:Mit dem Vergessen ist es natürlich nicht so einfach. Aber Weidenkatz kennt mich ja mittlerweile und weiß wie ich das gemeint habe.
Ja, ich glaube das verstanden zu haben und ich habe mich auch nicht unverstanden gefühlt

Es wäre auch gar nicht so wahnsinnig schwer, ihn zu vergessen, jedenfalls kein Vergleich zu dem Klinik-Thera. Zu dem ich übrigens schriftlich Kontakt aufgenommen hatte und der mich auf meine bestehende PA verwiesen hatte, in der ja Raum für alle Themen gegeben sei :(. Ich hatte allerdings auch nicht den Grund meiner Kontaktaufnahme genannt, sondern nur um ein kurzes Gespräch im Rahmen des Ehemaligentreffen der Klinik gebeten.

Schwerer zu vergessen wäre die Frustration, wenn es tatsächlich verschwendete Zeit gewesen wäre. Aber man ist ja auch immer sein eigener Therapeut, und ich habe natürlich auch aus dem wenigen, was von ihm kam, und den vielen Gesprächen und Erlebnissen mit anderen Menschen viel für mich erreicht in den letzten Jahren.

Und vielleicht hat er in den vielen Stunden des Schweigens im letzten halben Jahr am eigenen Körper die Lähmung und die Wut gespürt, die mich manchmal befällt, wenn meine Schmerzen so schlimm sind und es keine Hilfe zu geben scheint. Die Betroffenheit, die ich bei ihm wahrnahm, schien meine Enttäuschung und Verzweiflung widerzuspiegeln, dass man sich vielleicht allen Bemühungen zum Trotz damit abfinden muss, nichts an den Problemen ändern zu können, weil man die Ursache nicht erkennen kann. Vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein, um an das Gute im Menschen/ Mann glauben zu können ...

Lg weidenkatz


pandas
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Beitrag Sa., 07.12.2013, 15:20

Ulrich hat geschrieben:

Wenn man sich als Patient alles gefallen lässt, sind Therapeuten manchmal nicht so motiviert. Ich weiß nicht, wie das in einer Übertragungsdeutung zu übersetzen wäre. Es handelt sich dabei ja eigentlich um einen realen Aspekt der Patient-Therapeut-Beziehung.
Woher nimmst Du diese Verallgemeinerung?
In meiner PA spiegelt sich das nicht so. Mein Anayltiker wurde ab ca. der 200 Stdn demotiviert, weil ich aus seiner Sicht, was wir dann in mehreren Stunden besprochen haben, zu viel kritisiert hätte. Er hatte hier sogar frühere gute Phasen nachträglich in Frage gestellt: Er wollte da symbiotisch auf mich reagieren. (Ich hatte ihn da aber keinesfalls als symbiotisch erlebt, sondern die Impulse als sinnreich und als Erweiterung. Ich sehe es im nachhinein lediglich so, dass er professionell das kann, was ich haben will; ob er als Privatperson dahinter steht, ist mir gleichgültig. Verstehen kann er mich, nur passt es teils nicht in sein Gesellschaftsbild ).

Ulrich hat geschrieben: In der Kindheit ist es ja meistens so, dass die Eltern die Kinder zu Handlungen motivieren (müssen), zu denen sie keine Lust haben, z.B. zur Schule zu gehen. Es ist selten, dass ein Kind versucht die Eltern zu etwas zu ermutigen oder zu motivieren. Die Eltern sehen sich in der Regel als vollkommen an, und das spiegelt sich dann auch in der Eltern-Übertragung auf den Therapeuten wieder. Therapeuten sind in der Gegenübertragung oft mit den unverbesserlichen Eltern identifiziert, und wenn man es schafft, diesen Übertragungs-Teufelskreis zu durchbrechen, und die Beziehung zum Therapeuten auf eine höhere Ebene, nämlich die zwischen erwachsenen Leuten, zu stellen, dann ist das schon ein großer Fortschritt.
Hast Du schon mal Literatur zur Entwicklungspychologie gelesen?

Weder ist es so, dass Kinder grundsätzlich von sich aus keine Lust haben, zur Schule zu gehen. Sie sind nämlich auch soziale und neugierige, wissbegierige Wesen (je nach Persönlichkeit unterschiedlich).
Wenn Kinder per se keine Lust hätten, sich zu bilden, wäre die Welt nicht da, wo sie heute ist, denn auch Eltern waren mal Kinder: Es gebe folglich die meisten Entdeckungen und Entwicklungen nicht.

Noch ist es so, dass Kinder die Motivationen der Eltern nicht hinterfragen und sich ihnen deutlich widersetzen: Beim Kleinkind sieht man das als Trotzphase, später ist die Pubertät allgemein als aktive Auseinandersetzung mit den Eltern konnotiert. Beides gehört zur Entwicklung zu eigenständigen Wesen hinzu, aus psychologischer Sicht kann es aber zu Übermaßen kommen, die dann nicht adäquat verarbeitet werden.

Insgesamt wird es kaum eine Mitte-Dreißigjährige geben, die sich noch nie in der Art mit den Eltern auseinandergesetzt hat und die Unvollkommenheit eines Gegenübers zum ersten Mal in einer PA artikuliert.

Fazit: Ich denke nicht, dass es in der Psychoanalyse darum geht. Weder in der Theorie noch in der Praxis. Das wäre zu simpel gefasst und auch nicht 240 x 80 Euro wert.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard


pandas
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Beitrag Sa., 07.12.2013, 15:26

weidenkatz hat geschrieben:
Und vielleicht hat er in den vielen Stunden des Schweigens im letzten halben Jahr am eigenen Körper die Lähmung und die Wut gespürt, die mich manchmal befällt, wenn meine Schmerzen so schlimm sind und es keine Hilfe zu geben scheint. Die Betroffenheit, die ich bei ihm wahrnahm, schien meine Enttäuschung und Verzweiflung widerzuspiegeln, dass man sich vielleicht allen Bemühungen zum Trotz damit abfinden muss, nichts an den Problemen ändern zu können, weil man die Ursache nicht erkennen kann. Vielleicht rede ich mir das aber auch nur ein, um an das Gute im Menschen/ Mann glauben zu können ...
weidenkatz, hast Du wegen der chronischen Schmerzen Mediziner konsultiert?
Körperliche Schmerzen sollte man nicht von einem Psychoanalytiker heilen lassen, das können die nicht.
Die nehmen das nicht ernst. Ich habe es immer wieder, dass Mediziner physische Ursachen für Schmerzkonstellationen bei mir finden. Mein Analytiker sieht es aber auch nur intrapsychisch. Anfangs hatte er sogar mal spontan gesagt, wer weiss, ob eine Op notwendig ist ... Die OP hat aber etwas gebracht ...
Und kürzlich hat mir eine Ärtzin nach einem Check Up auch eine physische Ursache benannt, die mir seit mehreren Jahren nicht bekannt war.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 07.12.2013, 20:19

pandas hat geschrieben:weidenkatz, hast Du wegen der chronischen Schmerzen Mediziner konsultiert?
Körperliche Schmerzen sollte man nicht von einem Psychoanalytiker heilen lassen, das können die nicht.
Die nehmen das nicht ernst. Ich habe es immer wieder, dass Mediziner physische Ursachen für Schmerzkonstellationen bei mir finden. Mein Analytiker sieht es aber auch nur intrapsychisch. Anfangs hatte er sogar mal spontan gesagt, wer weiss, ob eine Op notwendig ist ... Die OP hat aber etwas gebracht ...
Und kürzlich hat mir eine Ärtzin nach einem Check Up auch eine physische Ursache benannt, die mir seit mehreren Jahren nicht bekannt war.
Ja natürlich habe ich Mediziner konsultiert seit ca. 8 Jahren, ist aber nie was dabei rausgekommen. Aber von denen haben das die meisten auch nicht ernst genommen (nicht geglaubt?) oder eben nur mit Schmerzmedikation gearbeitet bzw mich eben zum Psychologen geschickt. Da meine Urgroßmutter wegen dauerhafter Schmerzmedikation sehr früh gestorben ist, bin ich damit aber vorsichtig. Zudem wirken bei mir nur ganz wenige Medikamente. Mittlerweile habe ich herausgefunden, dass ich teilweise die Schmerzen durch meine Ernährung in den Griff bekomme (d.h. weniger stark und nicht mehr jeden Tag Schmerzen). Allerdings wird das durch Stress, Anstrengung, emotionale Belastung etc auch manchmal ausgehebelt. Zudem ist meine Ernährung so eingeschränkt, dass mein soziales Leben darunter leidet. Ich versuche immer mal wieder, diverse Ärzte dazu zu bekommen, den Schmerzen auf den Grund zu gehen, bisher habe ich aber noch keinen gefunden, der das tatsächlich tut.

Lg weidenkatz

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 14.12.2013, 18:47

So, ich habe mich jetzt endlich entschieden. Nachdem auch die letzten beiden Stunden gut waren, habe ich das angesprochen, und er hat es auch so empfunden, dass sich etwas geändert hat. Er meinte, ich rede offener und er versteht mich besser. Ich habe auch das Gefühl, er hört aktiver zu und ist beteiligter als es seit langem den Anschein hatte. Also habe ich ihn gebeten, den Antrag zu stellen.

Ich danke Euch, die mir in diesem Prozess Eure Ansichten mitgeteilt haben und glaube, die Auseinandersetzung mit der Therapie und dem Verhalten des Therapeuten war sehr wichtig für mich. Einerseits habe ich mir mit Eurer Hilfe etwas erkämpft, das ich für mich in der Therapie brauche, und ich glaube sogar, dass er auch etwas dadurch gelernt hat. Insofern war es ein Erfolgserlebnis. Außerdem habe ich etwas über meinen Umgang mit Beziehungen und Konflikten gelernt. Das war ein Ziel für mich in der Therapie, und dafür hat es sich gelohnt, diese schwierige Phase durchzustehen.

Liebe Grüße
weidenkatz


leberblümchen
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Beitrag Sa., 14.12.2013, 22:57

Hallo, weidenkatz,

ich finde es super, dass du dich entschieden hast - ob es gut ist, bei ihm zu bleiben, kann außer dir hier ja erst recht niemand wissen. Aber DASS du dich entscheiden konntest, das ist gut! Und es macht Hoffnung!

Positiv ist auf jeden Fall, dass du auch in einer schwierigen Beziehung nicht wegläufst - und dir trotzdem nichts schönredest, sondern die Probleme siehst und sie ansprichst. Ich finde das sehr reif.

Was genau da zwischen euch los ist bzw. war, kann ja hier niemand sehen, aber es klingt nach einer wahrhaftigen Beziehung - und das ist mehr, als in manch anderer Therapie passiert...!

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Ulrich
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Beitrag Mo., 23.12.2013, 08:56

pandas hat geschrieben:
Fazit: Ich denke nicht, dass es in der Psychoanalyse darum geht. Weder in der Theorie noch in der Praxis. Das wäre zu simpel gefasst und auch nicht 240 x 80 Euro wert.
Tut mir leid, wenn es dir zu simpel war.

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weidenkatz
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Beitrag Mo., 23.12.2013, 10:26

Ulrich, schön, wieder von Dir zu lesen. Ich hatte mir schon ein bisschen Sorgen gemacht.

Ich würde mir allerdings wünschen, dass es in meinem Thread um mein Thema geht und nicht um irgendwelche Nebenschauplätze.

weidenkatz

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Wandelröschen
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Beitrag Mo., 23.12.2013, 16:05

Hallo Weidenkatz,

es freut mich zu lesen, dass du für dich eine stimmige Entscheidung getroffen hast.
Bei dem, was dir leberblümchen geschrieben hat, kann ich mich nur anschließen.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

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Ulrich
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Beitrag Di., 07.01.2014, 11:57

Weidenkatz schrieb:

"Naja, das hängt doch zusammen, oder? Ich habe doch die Analyse (u.a. wegen chronischer Schmerzen) angefangen, weil ich dachte, dass mir dadurch geholfen wird, mich besser zu verstehen, damit ich gesund (gesünder) werde."

Ist er eigentlich "schon" auf dein Schmerzproblem eingegangen? Oder ignoriert er dieses Problem?

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weidenkatz
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Beitrag Sa., 08.02.2014, 21:08

Ulrich hat geschrieben:Weidenkatz schrieb:

"Naja, das hängt doch zusammen, oder? Ich habe doch die Analyse (u.a. wegen chronischer Schmerzen) angefangen, weil ich dachte, dass mir dadurch geholfen wird, mich besser zu verstehen, damit ich gesund (gesünder) werde."

Ist er eigentlich "schon" auf dein Schmerzproblem eingegangen? Oder ignoriert er dieses Problem?
Was heißt "eingegangen" für Dich? Er hört sich halt an, was ich darüber sage, und verhält sich verständnisvoll. Ich habe ihn mal gefragt, ob er glaubt, dass meine Schmerzen rein psychisch bedingt sind. Er hat "nein" gesagt.

Übrigens wurden die letzten 60 Stunden bewilligt und ich mache sie bei ihm, aber ich werde ihm nicht erlauben, es sich leicht zu machen. Es ist meine "Störung", es ist meine Therapie, und ich habe ein Recht, alles darüber zu wissen, was er durch mich darüber verstanden hat.

lg weidenkatz

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Ulrich
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Beitrag Sa., 15.02.2014, 16:38

Was Schmerzen angeht, so kann ich aus meiner eigenen Erfahrung versichern, dass mir schon alle Körperteile irgendwann mal wehgetan haben, auch ohne dass es eine körperliche Ursache gab. Das Schreiben über diese Schmerzen hat mir immer geholfen, und zwar nicht nur "ein bisschen", sondern so, dass die Schmerzen sich spurlos aufgelöst haben. Allerdings ist Schreiben nicht gleich Schreiben. Wer den Begriff des dynamischen Unbewussten nicht kennt oder wer ihn kennt, aber nichts davon wissen will, der kann aus Schreibtherapie nicht so großen Nutzen ziehen (das gilt für die "Redekur" auch, aber nicht in gleichem Maße). Ich schreibe dir das nur deshalb, weil du mir eine PN wegen Selbstanalyse geschickt hast. Ist die Antwort darauf eigentlich nicht bei dir angekommen?

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