Sterbehilfe für psychisch Kranke?

Was Sie in Bezug auf Ihre eigene Zukunft, oder auch die gegenwärtige Entwicklung der Gesellschaft beschäftigt oder nachdenklich macht.
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Eiswürfel
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 20:10

Da werfen Leute mit Begriffen um sich, ohne zu begreifen, wozu es sie überhaupt gibt. Schadenersatzansprüche hat man edenfalls nicht, wenn der Auftrag ordnungsgemäß erfüllt wurde, auch wenn daraus Schäden resultieren. Ein Arzt haftet nicht für Nebenwirkungen einer Therapie, wenn sie bekannt sind. Da hilft auch der Verweis nichts, dass eine Therapie ja der Gesundheit dient. Dann dient die Sterbehilfe dem Tod und Schadenersatzansprüche würden zB aus unnötig langem Leid des sterbenden entstehen, das die angehörigen mit ansehen mussten. Aber sicher nicht, weil die Frau keinen Versorger mehr hat, sie mit dem Suizidwunsch nicht mehr klarkommt etc.

Ich weiß, dass es einen Ableger von Dignitas in Deutschland gibt. Als EU-Bürger wüsste ich gern, wie das im Rahmen der Dienstleistungsfreiheit gehandhabt wird. Naja wird wohl hier der falsche Ort sein, ich bringe es woanders in Erfahrung und stelle die Antwort rein.

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sadmaso67
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 20:21

Nico hat geschrieben:Also doch keine Kommission sondern Exitpag für alle ?

Dann brauchen wir keine Organisation, keine Apotheke, dann gehts ja gleich im Supermarkt Regal 1 C
Warum nicht?

Du bekommst unzählige Mittelchen, vollkommen frei, ohne Aufklärung über vor-/Nachteile, um zu verhindern, das Leben entsteht, oder gar entsthen könnte.

Es gibt, wenngleich "unter Kontrolle", unzählige Wege, damit sich entstehendes Leben erst gar nicht entwickelt ...
(also soviel zur Thematik Egoismus)

und es gibt sogar Wege, die "darüber" hinaus, "Leben" verhindern.

Ob Legal, oder nicht, sei dahingestellt, da dies ohnedies nur "Menschen erdacht/gedachte" Linien sind, wo man "vor sich selber" Handlungen rechtfertigen kann, und "wohlformuliert" über Ethik und sonstigen Schrott spricht, damit man Grenzen hat, bis zu denen man hin "etwas" ohne schlechtes Gewissen vertreten kann.

Reduziert du alles auf´s wesentliche, sähe das Bild doch anders aus.

Aber der wohlgefällige Mensch erfindet so wunderbare Wort-/Satzschöpfungen wie "Menschenunwürdige Umgebung" (vermutlich auch ein Satz, den es in deinem Sprachgebrauch gibt)
um eine Situation zu beschreiben, die seinem Empfinden nach eine Situation beschreibt, ungeachtet dessen, ob die Menschen, die unter solchen "Menschenunwürdigen Umständen" leben, das tatsächlich so empfinden, um "sein Gewissen" zu beruhigen; um wieder Grenzen zu ziehen.

Und das zieht sich durch alle Schichten, egal ob Religion (auch nur Menschenerdacht, und sich selber in allen Bereichen andauernd widersprechend),
Politik (die, die ja nur unser Wohl wollen) bis hin zum Stammtisch.

Du sprachst vor ein paar Seiten von "Egoismus".

Ich stelle dir die Gegenfrage: Wer ist egoistischer?
Jemand, der in der "zivilisierten Welt" lebt, der um sein (unheilbares) Problem weiß, und der real Qual empfindet, udn nur noch gehen will, der vlt. noch den Wunsch hat, daß auf möglichst sichere Art und Weise, vlt. sogar unter Menschenwürdigen Umständen zu gehen, damit sein Leiden endlich ein Ende hat,

oder der, der das verhindern will. Der, der meint: Du mußt leben (und das nichtmal begründen kann, sich allenfalls hinter Formulierungen/Gesetzen versteckt).

Ginge es nach der Medizin, so sind alle Sui-Kandidaten ab dem Moment, wo sie aufgeben/sich aufgeben, ohnedies psychisch krank,
damit man diese (gegen ihren Willen) zwanghaft am Leben läßt, weil man es vermeindlich gut meint - aber genau diese Menschen sind es, denen es am A.. vorbeigeht, ob, warum, weshalb ich gehen will,
ebenso wie Leuten, die da so aufbegehren (Sterbehilfe... ist ja unmöglich)... es vollkommen egal ist, ob ich heute (noch) bin...
oder mir besagten Exitbag aufsetzte.
Ganz im Gegenteil, dadurch das es selbigen nicht gibt, hätte ich dann Posthum noch die schlechte Nachred, weil jemand den Dreck wegmachen muß, weil ich von der Brücke sprang
Ein Freund ist jemand, der Dein Lächeln sieht, und dennoch erkennt, dass Deine Seele weint...

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ch123
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 21:07

ich will´s mit dieser frage jetzt nicht ins lächerliche ziehen, ganz im gegenteil, sie beschäftigt mich gerade.

gesetzt den fall, diese kommission lehnt die angesuchte hilfe ab, weil sie zu dem schluss kommt, dass, naja, keine ahnung, noch hoffnung besteht??! (auf was?)

was ist dann der nächste schritt des suizidanten, was ist der nächste gedanke desjenigen, der den suizid abgelehnt hat.

(ich merk beim schreiben wie undenkbar das klingt)


pandas
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 22:47

Eiswürfel hat geschrieben:Da werfen Leute mit Begriffen um sich, ohne zu begreifen, wozu es sie überhaupt gibt. Schadenersatzansprüche hat man edenfalls nicht, wenn der Auftrag ordnungsgemäß erfüllt wurde, auch wenn daraus Schäden resultieren. Ein Arzt haftet nicht für Nebenwirkungen einer Therapie, wenn sie bekannt sind.
Da solltest Du Dich selbst mehr mit der juristischen Praxis dazu beschäftigen. Das ist ein weites Feld, es gibt ein extra Fachgebiet Medizinrecht und Schlichterstellen der Ärztekammer.

Da spielen ganz viele Faktoren mit hinein, einem Arzt kann ziemlich schnell eine Fehleinschätzung etc. untergeschoben werden.
Gibt ziemlich viel Schmerzensgeldfälle, die erfolgreich waren. Klar, es gibt auch eine Versicherung für die Ärzte dafür, aber mit Versicherungen ist es ja auch so eine Sache.
Das hier vorgeschlagene Modell ist viel zu heikel und lockt in der Tat Schadensgeldforderungen an, so dass es auch dadurch nicht real werden wird.
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pandas
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 23:14

@ ch123

Nun, aber das liegt doch auf der Hand, dass eine Kommision ablehnt oder zulässt - dafür soll sie doch dasein.

Der Anfragende, was wird er danach wohl tun?

Entweder er nimmt es als Anregung, es noch einmal auf´s Neue zu probieren mit dem Leben, oder aber er setzt seine Suizidgedanken ohne ärztliche Hilfe um.

Wobei ich hier denke, dass war denen, die eine Kommision vorgeschlagen haben, klar, dass diese prüft, wahrscheinlich nur wenige Fälle zulässt.

(M.E. würde sie gar keine Fälle im Bereich psychischer Krankheit zulassen, wie ja schon ausgeführt.)
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 23:27

sadmaso67 hat geschrieben: Ich stelle dir die Gegenfrage: Wer ist egoistischer?
Jemand, der in der "zivilisierten Welt" lebt, der um sein (unheilbares) Problem weiß, und der real Qual empfindet, udn nur noch gehen will, der vlt. noch den Wunsch hat, daß auf möglichst sichere Art und Weise, vlt. sogar unter Menschenwürdigen Umständen zu gehen, damit sein Leiden endlich ein Ende hat,

oder der, der das verhindern will. Der, der meint: Du mußt leben (und das nichtmal begründen kann, sich allenfalls hinter Formulierungen/Gesetzen versteckt).
Es geht ja nicht darum, dass jemand es verhindern will oder fordert, "Du mußt leben."

Es geht doch lediglich darum, dass sich niemand verpflichtet sieht, staatlich und unter der Inanspruchnahme von Ärzten phamarakuetische Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen.

Die Gesellschaft stellt ja auch in anderen Bereichen nicht alles zur Verfügung, was irgendjemand meint zu brauchen.

Ebenso kann man die Ärzte nicht zu zwingen, bei einer solchen Sterbehilfe mitzumachen - (ver)hindern tut dennoch niemand den anonymen Suizidenten ...
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Carla1
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Beitrag Mo., 28.01.2013, 23:32

Es soll doch kein Arzt gezwungen werden! Sie sollen es nur freiwillig tun dürfen.


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Beitrag Mo., 28.01.2013, 23:39

@ eiswürfel

Dass Menschen aus Deutschland dignitas in Anspruch nehmen ist schon länger bekannt.

Der Ableger hier dient zur Kontaktaufnahme, zur Sterbehilfeleistung fahren die Käufer in die Schweiz. Sterbehilfe-Befürworter in D argumentieren damit, dass das auf diese Weise eine ziemlich teure Angelegenheit ist - das steht nur den unheilbar kranken Menschen als Möglichkeit zur Verfügung, die es sich finanziell leisten können.

Es geht da auch um schwer körperlich Erkrankte mit unheilbarer Prognose.

Soweit ich weiss, ist das rechtlich i.O. für Deutschland, da eben die Sterbehilfe selbst in der Schweiz erfolgt.
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Ratlosigkeit
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Beitrag Di., 29.01.2013, 07:16

Ich kapier da was nicht:
Warum braucht ein psychisch Kranker, wobei man vorraussetzt, dass er physisch in Ordnung ist, einen Arzt für den Selbstmord?
Bei einem physisch Kranken, der bettlägerig, an lebenserhaltende Maßnahmen gekettet, also bewegungs- und handlungsunfähig ist, ist das nachzuvollziehen.
Aber ein psychisch Kranker kann sich jederzeit einen Strick besorgen und Schluss machen, ohne andere Leute in diese, seine ganz persönliche Entscheidung mit hineinzuziehen.
Alles ist gut, wenn es aus Schokolade ist.


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Beitrag Di., 29.01.2013, 13:27

Carla1 hat geschrieben: Dieser Verein finanziert sich übrigens über Mitgliedsbeiträge, die dann nach einem begleiteten Suizid in voller Höhe an die Hinterbliebenen zurückgezahlt werden, damit ihm keine kommerzielle Tätigkeit vorgeworfen werden kann.
Ach, aber wie kann es sich dieser Verein dann konkret leisten, die Beiträge zurückzuzahlen? Wenn er seine Unkosten etc. darüber finanziert (und sicher gibt es Unkosten etc.), dann ist das Geld doch ausgegeben?

Mit den Angehörigen finde ich nach wie vor problematisch, in Bezug auf psychischen Druck, ein belastendes Familienmitglied loswerden wollen etc.
Würde mich wundern, wenn es da noch keinen rechtlichen Stress gegeben hat.
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Hiob
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Beitrag Di., 29.01.2013, 16:46

von Ratlosigkeit: Ich kapier da was nicht:
Warum braucht ein psychisch Kranker, wobei man vorraussetzt, dass er physisch in Ordnung ist, einen Arzt für den Selbstmord?
Weil er mit viel Mühe dazu erzogen wurde, für alles was er tut ein Einverständnis einer Autorität einzuholen. Und selbst wenn kein Chef, Lehrer, Vorgesetzter mehr da ist, bleibt noch der Arzt. Das ist bei Rentnern auch so, sie brauchen einen, den sie fragen können, wie sie leben solln...warum dann nicht auch fragen, wie sie sterben solln. Das kannst du ihnen nicht vorwerfen.

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Carla1
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Beitrag Di., 29.01.2013, 17:26

biber hat geschrieben:
Carla1 hat geschrieben: Dieser Verein finanziert sich übrigens über Mitgliedsbeiträge, die dann nach einem begleiteten Suizid in voller Höhe an die Hinterbliebenen zurückgezahlt werden, damit ihm keine kommerzielle Tätigkeit vorgeworfen werden kann.
Ach, aber wie kann es sich dieser Verein dann konkret leisten, die Beiträge zurückzuzahlen? Wenn er seine Unkosten etc. darüber finanziert (und sicher gibt es Unkosten etc.), dann ist das Geld doch ausgegeben?
Es werden ja nur die Beiträge der Mitglieder zurückgezahlt, die diese "Dienstleistung" am Ende auch in Anspruch nehmen. Alle anderen Mitglieder, die vorher sterben, deren Antrag abgelehnt wird, oder die den Verein einfach nur unterstützen möchten, bekommen ihre Beiträge nicht zurück.

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candle.
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Beitrag Di., 29.01.2013, 17:59

So wie du schreibst, bekommt ein totes Mitglied Geld zurück?

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Eiswürfel
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Beitrag Di., 29.01.2013, 18:01

@ Biber: Lies doch meinen Beitrag ein zweites mal, dann verstehst du ihn vielleicht besser. Es geht um Schadenersatzansprüche gegen Sterbehilfe, wenn sie erlaubt wäre. Derzeit kann man wegen Gesetzesverstoß klagen und hat auch Schadenersatz. Ich denke, es ist klar, worauf ich hinaus will, nämlich, dass kein Schadenersatz wegen Sterbehilfe geltend gemacht werden könnte, solange sie legal durchgeführt wurde.

Klar gibt es Härtefälle - was passiert, wenn klar ist, dass jemand hochverschuldet, kriminell ist und sein Recht in Anspruch nehmen will? Aber das ist nur hypothetisch und da warten wir mal, bis es Sterbehilfe gibt.

Also ich hatte mir vor einiger Zeit schon überlegt, das Angebot in der Schweiz zu nutzen. Da war es schon sehr konkret, aber Dignitas war mir dann zu suspekt.

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Carla1
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Beitrag Di., 29.01.2013, 18:24

candle. hat geschrieben:So wie du schreibst, bekommt ein totes Mitglied Geld zurück?
"Die Hinterbliebenen" habe ich geschrieben.

In einigen Fällen war es wohl auch so, dass die Hinterbliebenen nicht erfahren sollten, dass es ein Suizid war. Daher wurde das Geld dann an einen anderen Verein gespendet.

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