Selbstliebe - ist das möglich?

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Black XistenZ
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 02:26

stern hat geschrieben: Tja... wär halt toll, wenn es jedem Mensch so toll ginge, dass er er keine "Selbstliebe" lernen müsste. Mit einreden hat das mit meinen Augen auch im Endeffekt nicht so viel zu tun... sondern damit das zu spüren (letztlich).
aber wie will man etwas spüren, das nicht da ist, gar nicht existiert?
das problem mit der selbstliebe, zumindest aus meinem blickwinkel, ist, dass man sie nicht durch rationale argumente steigern kann - zum einen ist selbstliebe natürlich ein gefühl und keine angelegenheit des verstands und zum anderen speisst sie sich aus erlebnissen - an denen kann man nichts mehr verändern und emotional ist die interpretation vergangener erlebnisse meist schon zu lange abgeschlossen, um an dieser interpretation (die eben dazu führt, dass man sich selbst ablehnt) gefühlsmässig noch was ändern zu können.

paradebeispiel: mobbingopfer - denen hilft die (rationale) erkenntnis, dass ihre peiniger aus eigener schwäche und frust gehandelt haben und man selbst nicht schuld war, zwar dabei, verständnis für die leute aufzubringen und den eigenen hass zu bekämpfen, aber für ihren selbstwert hilft es ihnen in der regel einen scheiss. denn das durch das mobbing vermittelte gefühl, minderwertig und ablehnungswürdig zu sein, hat sich zu diesem zeitpunkt schon längst tief in die seele eingebrannt.

und das ist das große problem: selbstwertgefühl und selbstliebe sind im grunde nur durch positiverlebnisse steigerbar, genau vor solchen positiverlebnissen "beschützt" einen aber das negative selbstbild. (sei es durch soziale isolation, versagen als selbsterfüllende prophezeiung oder ähnlicher mist...)
was mir persönlich so schwer fällt ist, dass man den ersten schritt, den ersten "versuch" ohne positive bestärkung machen muss - man muss, um diesen ersten schritt wagen zu können, an sich selbst glauben können und daran, dass es diesesmal besser läuft als in der vergangenheit. aber genau das, der glaube an die eigene fähigkeit zur überwindung der talsohle, widerspricht dem selbstbild und lebensgefühl eines menschen mit schlechtem selbstwertgefühl/ fehlender selbstliebe.

liebe stern, weisst du jetzt, was (zumindest, aber imho nicht ausschließlich) ich meine mit "selbstwert einreden der gar nicht da ist"? doch, imho hat die überwindung von selbstwertproblemen sehr viel damit zu tun, entgegen dem zählbaren, sicheren, rationalen, wahrgenommenen an das genaue gegenteil glauben zu können.

ok, zugegeben, das ganze driftet jetzt doch wieder arg in richtung meiner persönlichen probleme ab und ist wohl nicht auf jede art von symptom fehlender selbstliebe übertragbar... aber vielleicht erkennt ja doch der eine oder andere, wo/weshalb das ganze (für mich) ein teufelskreis ist - und noch toller wärs, wenn so jemand dann sogar eine idee hätte wie man diese barriere überwinden kann.
Gib einem Menschen Macht und du wirst sein wahres Wesen erkennen.

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expat
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 03:43

Black XistenZ hat geschrieben:.. aber vielleicht erkennt ja doch der eine oder andere, wo/weshalb das ganze (für mich) ein teufelskreis ist - und noch toller wärs, wenn so jemand dann sogar eine idee hätte wie man diese barriere überwinden kann.
Klick auf meine Signatur, und du bekommst Antworten. Das kann man nicht in ein paar Sätzen abhandeln.
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Nurse_with_wound
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 09:28

Juliette hat geschrieben:Hallo,
ohne mich selbst zu lieben, mit mir selbst liebevoll umzugehen, ist mir ein sinnvolles Leben nicht möglich.
Früher wurde ja vor allem Wert auf die Nächstenliebe gelegt: "Man hat sich selbst übersehen, sollte nur für den Anderen da sein. Das hat oft zu Bitterkeit geführt. Heute fangen wir eher bei der Selbstliebe an. Aber wenn wir diesen Pol zu stark betonen, sind wir todunglücklich, weil wir nur um uns selbst kreisen." (Anselm Grün)

Der Beitrag von Irrlicht gibt mir viel, denn so ging/geht es mir auch oft: bin mir meiner Kompetenzen bewusst, aber ich schätze es nicht wert, nehme es nicht ernst und hungere wirklich nach Anerkennung, so dass es mir bald peinlich ist. Und dieses Leere Gefühl ist kaum auszuhalten.

juliette
Du hast vollkommen recht mit dem "FRÜHER" weil möglicherweise früher christliche Werte eben grössere Rolle gespielt haben. Selbstliebe war stigmatisiert als Egoismus. Christentum hat (wie ich finde FALSCHE) Bescheidenheit und Minderwertigkeit gelehrt, insbesondere uns Frauen . Heute versucht sich die Gesellschaft von diesem (IRR) Glauben zu trennen.
Ich könnte mich bei dem Endlosthema endlos aufregen, ich fang damit lieber nicht an.

(Ich hoffe du empfindest mich nicht als kaltherzig und hassvoll nur weil ich ein wenig temeramentvoll reagiere ?? )

Bei diesem Thread musste ich auch ans "Früher" denken, ich habe schon in Vorschulklasse , mit 5 an dem Religionsunterricht teilgenommen . Der Priester brachte gleich am Anfang dieses Zitat "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" Ich weiss noch genau was ich in diesem zarten alter gefühlt habe. " Hä??? Wie soll ich diesen doofen nervigen Mitschüler lieben, ist doch krank, ich schaffe es nicht jeden zu lieben , ich bin eine schlechte Christin" , doch bei "Liebe dich selbst" hatte ich kein seltsames Gefühl. Was Kinder empfinden ist meistens natürlich, gut und selbstverständlich.
Allerdings ein Kind kann keine tiefere Bedeutung der "Liebe" verstehen, ein Kind handelt und denkt nicht diferrenziert,
Zb warum man einen Menschen nicht aufgrund seines verhaltens verurteilen sollte nicht wahr?? Doch passiert es zu oft dass man genau dieses tut, wie ein Kind handelt und nicht hinter die Fassade sieht, WER sich eigentlich hinter der Fassade versteckt. Kinder handeln in dem Fall richtig, weil sie noch keine Fassade haben. Aber wir sind eben keine Kinder mehr.
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today
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 09:43

Black XistenZ schrieb
es gibt ohnehin nur sehr wenig menschen, die bei mir ernsthafte sympathie "auf augenhöhe" auslösen können.
Den anderen annehmen können, wie er ist, ihn sympathisch finden, wie er ist bzw. als den, der er ist
bedeutet das vielleicht auch
sich selbst annehmen können, wie man ist, sich sympathisch finden, wie man ist bzw. als den, der man ist?

Antonia schrieb
Aber wir sind eben keine Kinder mehr.
Vielleicht, weil wir uns das Kindsein nicht mehr erlauben?
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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expat
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 09:47

today hat geschrieben: Vielleicht, weil wir uns das Kindsein nicht mehr erlauben?
Warum sollen wir uns das erlauben? Wir sind doch keine Kinder mehr.
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today
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 10:08

Expat, ist das sich damit abgefunden haben, ist es rationale Erkenntnis, ist es Fühlen, hast du es gelesen oder was ist es, das dich das schreiben läßt?
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Nurse_with_wound
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 10:11

today hat geschrieben:Black XistenZ schrieb
es gibt ohnehin nur sehr wenig menschen, die bei mir ernsthafte sympathie "auf augenhöhe" auslösen können.
Den anderen annehmen können, wie er ist, ihn sympathisch finden, wie er ist bzw. als den, der er ist
bedeutet das vielleicht auch
sich selbst annehmen können, wie man ist, sich sympathisch finden, wie man ist bzw. als den, der man ist?

Antonia schrieb
Aber wir sind eben keine Kinder mehr.
Vielleicht, weil wir uns das Kindsein nicht mehr erlauben?

Bitte im Zusammenhang zitieren, weil ich das HIER in DIESEM Zusammenhang meinte.
Du meinst Kind sein im Sinne von locker spontan und verspielt. Die guten eigenschaften.
Ich meinte, als Erwachsener, hat man aufgrund der Erfahrungen usw usf eine weit aus differenzierte persönlichkeit. Es ist eine Kunst an jemanden immer das Gute zu sehen.
Es gibt einen unterschied zwischen Kindisch sein und Kindlichkeit. Denk mal darüber nach.
Ihr kennt sicherlich den Film oder das Buch "Herr der Fliegen"
Kinder besitzen keine Fassade, Kinder handeln instinktiv.
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expat
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 10:13

today hat geschrieben:Expat, ist das sich damit abgefunden haben, ist es rationale Erkenntnis, ist es Fühlen, hast du es gelesen oder was ist es, das dich das schreiben läßt?
Das reine Wissen. Ich bin so ein Typ, von dem die Leute sagen, dass er nie erwachsen wird.
Ich habe eine oft unernsthafte Freiheit des Denkens. Allerdings denke ich. Und mein Denken
sagt mir, dass ich kein Kind bin. Was sagt denn dir dein Denken?
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today
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 10:49

Ok Antonia, sorry.

Expat: Mein Denken sagt mir, dass man mich Kind genannt hat, als ich klein war und Erwachsene, seitdem ich groß bin.
Was meist du mit unernsthafte Freiheit des Denkens?
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Nurse_with_wound
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 11:20

also ich weiss daß früher mein bester Freund sich mit der Therapieform beschäftigt hat. Ich konnte mit dem Begriff "Inneres Kind" nichts anfangen, es hat mich 0 interessiert zumal ich sehr jung war und andere Therapieformen für mich interessanter waren. Das Wort klingt vom Außen wirklich ein wenig albern, empfand ich zumindest damals so Ich war schließlich fast noch ein Kind Ich wollte als noch Teenager in der Zeit schnell erwachsen werden und so wirken und nicht mehr in der Kindheit verharren.
Habe kurz gegooglet http://www.therapeuten.de/therapien/inneres_kind.htm
http://de.wikipedia.org/wiki/Inneres_Kind
Das Innere Kind repräsentiert den Teil in uns, daß durch früheste Prägungen entscheidende Gefühle, Verhaltensmuster und Wertvorstellungen aufnimmt. Es ist die Schlüsselfigur unserer Gefühlswelt, der meisten ungelösten und unlösbar erscheinenden Lebensprobleme
es hört sich interessant an. Vermute mal, daß ich damals nichts darüber hörte, weil die Therapeuten damals es in meinem Fall es für unsinnig hielten.
Frage mich gerade wie ich etwas erlernen soll, was ich in frühesten Kindheid ganz anders, wie andere Kinder empfunden habe. Zb Ich hasste das Kindergarten, ich hasste das Spielen auf Kommando, war unsinnig. Aber bewege mich offtopic.

Ich kenne den Begriff des "Kindes" der "Kindlichkeit" aus dem Buddhismus, ich glaube Hermann Hesse hat sich in seinen Romanen, mit einer sehr schönen Sprache mit vielerlei Aspekten des Buddhismus auseinandergesetzt.
Habe von ihm, bis auf Glasperlenspiel alles gelesen. Ist schon allerdings eine weile her.
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expat
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 12:43

today hat geschrieben: Was meist du mit unernsthafte Freiheit des Denkens?
Ich spiele gerne mit Gedanken, aber ich spiele keinen Erwachsenen, obwohl ich ganz klar einer bin.
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stern
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 14:34

liebe stern, weisst du jetzt, was (zumindest, aber imho nicht ausschließlich) ich meine mit "selbstwert einreden der gar nicht da ist"?
Ich meine in etwa nachzuvollziehen zu können, was du meinst... korrigiere mich, wenn ich daneben liege.
das problem mit der selbstliebe, zumindest aus meinem blickwinkel, ist, dass man sie nicht durch rationale argumente steigern kann - zum einen ist selbstliebe natürlich ein gefühl und keine angelegenheit des verstands und zum anderen speisst sie sich aus erlebnissen - an denen kann man nichts mehr verändern und emotional ist die interpretation vergangener erlebnisse meist schon zu lange abgeschlossen, um an dieser interpretation (die eben dazu führt, dass man sich selbst ablehnt) gefühlsmässig noch was ändern zu können.
Ja... Selbstliebe ist ein Gefühl... und letztlich geht es (mir) auch darum, dass (besser) zu spüren. Du hinterfragst daher (berechtigerweise), ob man über den Kopf an Gefühle kommen kann.

Ich erlebe es so, dass das geht - zumindest innerhalb bestimmter Grenzen. Wäre es anders, so müsste man die kognitive Verhaltentherapie ( Link 1 Link 2 ) ad absurdum führen. Im Moment arbeitet mein Thera zwar nicht kognitiv... aber das ist dennoch eine (insbes. auch anerkannte, praktizierte und wirksame) Möglichkeit - auch für das Selbstwertgefühl.

Und gerade, da ich tendenziell ein rationaler Mensch bin (bzw. besser gesagt korrigierte das mein Thera recht schnell zu "Menschen, die sich rational geben ) und auch nicht unbedingt sooo guten Zugang zu meinen Gefühlen habe (wenn überhaupt), war es mir gerade in der Anfangszeit der Therapie eine Hilfe teils über den Kopf arbeiten zu können.

In Bezug auf das Selbstwertgefühl dürfte es natürlich wenig bringen, wenn ich mir nun 500x vorsage/einrede: ich bin etwas wert... ich bin etwas wert... usw. Sondern oft ist schon viel erreicht, wenn man es schafft, sich allmählich von Selbst-ab-wertungen zu lösen. Bei mir lief dass dann erstmal darauf hinaus, dass ich teils meine Gedanken/Einstellungen/Werte, etc. isolieren und notieren musste. Das fiel auch nicht unbedingt leicht, weil ich manches gar nicht so gut greifen konnte, was sich kopfmäßig abspielt. Abeer however: Es war für mich teils schon errschreckend, welch' negative und teils auch heftig selbst-ab-wertende Gedanken und Einstellungen ans Licht kamen.

Und doch, dass konnte ich dann teils schon korrigieren (wobei ich das realistischerweise auch nicht in jedem Punkt schaffe und v.a. nicht zu jeder Zeit), indem ich manches umbewertete. Wichtig ist dabei, dass die Bewertungen für einen selbst glaubhaft sind... also Beispiel: Wenn ich einen Fehler mache... und ich mich bei dem Gedanken erwische "ich Versager, ich mach' doch alles falsch o.ä.", so dürfte es nicht viel bringen, wenn man das umbewertet zu "ich bin eine toller Hecht". Sondern man könnte das umbewerten zu: "ja, ich habe einen Fehler gemacht... das kann jedem passieren... aber ich bin deswegen keine Versager, sondern habe Stärken in den Bereichen xyz. Das nächste Mal werde ich besser aufpassen. Ich beziehe den Fehler nicht auf meine Person o.ä."

Und ich nahm das dann so wahr, dass es Zeiten gabe, wo Kopf und Gefühl dann auseinanderdrifteten... und es sich vielleicht teils wirklich wie einreden anfühlte, weil es sich eben anders anfühlte als mein Kopf mir sagte. Aber mit zunehmender Übung begannen Gefühl und Kopf dann irgendwann gleich zu ziehen, sprich: Die Abstandnahme von Selbst-ab-wertungen fühlte sich irgendwann stimmig an. Und ich entdecke mich tendenziell früher dabei, wenn ich wieder mal abwertendes denke. Aber auch Anastasius (sorry, wenn ich ihn/dich hier zitiere), hat ein recht gutes Beispiel geliefert(, vgl.: viewtopic.php?f=43&t=2864&p=36838#p36838), sprich: Aus der (eigenen) Einschätzung der Motivation oder des Denken des anderen können nicht selbstwertdienliche Dinge geboren werden.
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stern
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 14:35

Und gerade hier ist es so, dass man da wirklich schon einiges selbst tun kann ohne von außen gefüttert zu werden, sprich: Vom Therapeuten kriegt man das Werkzeug in die Hand... aber arbeiten kann man damit selbst. D

Du hast auch Mobbing als Beispiel gennant... und doch, da kann man auch kognitiv arbeiten... denn ich so es so (bezogen auf sehr vieles im Leben): Nach einem Schlüsselerlebnis, war plötzlich das Selbstvertrauen schwuppdiwupp weg, sondern: Leben ist ja ein Prozess... man sammelte neue Erfahrungen... kulitivert und bildet so neue (auch destruktive) Einstellungen fort.

Und gerade was unrealistisch negativ an Einstellungen ist, das man schon lernen, etwas zu knacken. Einige Denkfehler sind auch auf Wikipedia aufgelistet: http://de.wikipedia.org/wiki/Kognitive_ ... intergrund. Darunter z.B. auch eine emotionale Beweisführung à la: Emotionale Beweisführung: Das Gefühl wird als Beweis für die Richtigkeit der Gedanken genommen. "Ich fühle, dass ich nichts wert bin, also ist das auch so!" Ob's dann wirklich so ist, steht auf einen anderen Blatt... mir ist jedenfalls noch kein Mensch über den Weg gelaufen von dem ich dachte: boa, ist der minderwertig. Dir?

Und ich glaube auch ferner, dass es das alleinseinseligmachende nicht unbedingt die Arbeit an prägenden Schlüsselereignissen ist... denn vielleicht gibt es auch genug aktuelle Kognitionen, die aktuell Erleichterungen bringen, wenn man sie etwas korrigiert.

Fazit: Für mich ist stimmig und auch hilfreich. Und wie sagte bereits Epiktet: "Es sind nicht die Dinge, die uns unglücklich machen, es ist unsere Sicht der Dinge." Ich finde das hat schon was... aber ich ahne, dass das nicht für jeden stimmig klingt.

Ich spüre zwar aus Gründen (die nichts mit dir BX zu tun haben) etwas Hemmungen, den Beitrag abzusenden... aber ich tu's doch mal. Später vielleicht noch etwas mehr.
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Beitrag Sa., 05.04.2008, 23:39

@ Black Xistenz,
Black Xistenz hat geschrieben:was mir persönlich so schwer fällt ist, dass man den ersten schritt, den ersten "versuch" ohne positive bestärkung machen muss - man muss, um diesen ersten schritt wagen zu können, an sich selbst glauben können und daran, dass es diesesmal besser läuft als in der vergangenheit. aber genau das, der glaube an die eigene fähigkeit zur überwindung der talsohle, widerspricht dem selbstbild und lebensgefühl eines menschen mit schlechtem selbstwertgefühl/ fehlender selbstliebe.
Du gehst da sehr rational heran. Das ist keine Kritik. Ich möchte dich sagar darin bestärken , zumindest auf dieser Ebene bleiben. Du meinst, und ich bleibe bei deiner Argumentation, der erste Schritt zum Ziel ,an sich zu glauben/sich zu lieben, sei, an sich zu glauben. Na, das hört sich ja nach einem verflixten Teufelskreis an. (Was nicht heißen soll, dass nicht auch Unmögliches zu lösen ist. )

Ein anderer Weg wäre, auf`s Glauben ganz zu verzichten und nur zu zweifeln, nämlich daran, an:
Black Xistenz hat geschrieben:dem selbstbild . . . eines menschen mit schlechtem selbstwertgefühl/ fehlender selbstliebe.

Zweifeln am festgefahrenen Selbstbild und für`s erste sozusagen nur als wandelndes Fragezeichen an sich selbst rumzulaufen. In Bezug auf sich sozusagen irreligiös, sich weder "verteufeln" noch "vergöttern". - Und dann? - Warten, was passiert. Mit gleichgültiger Geduld.


Ich wünsche dir eine Gute Nacht.
Anastasius

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Beitrag So., 06.04.2008, 00:09

Black Xistenz hat geschrieben:man muss, um diesen ersten schritt wagen zu können, an sich selbst glauben können und daran, dass es diesesmal besser läuft als in der vergangenheit.
Oder vielleicht reicht es auch, Vergangenheit und Gegenwart realistisch zu betrachten. Aufgrund von Mobbing den Schluss zu ziehen "Ich bin nicht liebenswert" ist nicht realistisch bzw. logisch. Ich glaube, dass man in so einer Lage dazu neigt, positiven Erfahrungen schnell jeglichen Wert abzusprechen, aber das ändert nichts daran, dass es diese positiven Erfahrungen faktisch im Leben eines jeden Menschen gibt und gegeben hat. Es gibt Menschen, die dich mögen, BX, und du entscheidest, welchen Wert du ihrer Bewertung deiner Person zusprichst. Vielleicht willst du dir einreden, die hätten alle einen Sockenschuss, oder vielleicht möchtest du denken, sie würden etwas an dir sehen, das andere nicht sehen (können). Oder vielleicht willst du auch erkennen, dass, wenn es offenbar möglich ist, dich zu mögen, du nicht unliebenswert sein kannst. Vielleicht willst du dich auch fragen, wie gut du es anderen eigentlich ermöglichst, deine positiven Seiten zu sehen - ob du nicht vielleicht derart stark die Abwertung antizipierst, dass du, um deine Erwartung zu erfüllen, weil du ja ansonsten umdenken müsstest , von vornherein besonders deine negativen Seiten betonst. Vielleicht willst du dich fragen, ob und wie sehr du eigentlich bereit bist, ein positives Fremd- und Selbstbild zuzulassen.
Black Xistenz hat geschrieben:selbstwertgefühl und selbstliebe sind im grunde nur durch positiverlebnisse steigerbar, genau vor solchen positiverlebnissen "beschützt" einen aber das negative selbstbild.
Warum brauchst du Schutz vor Positiverlebnissen, hm?

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