Alles nur künstliche Therapeuten-Symphatie-Getue
sandrin, wäre es denn sehr hilfreich oder konstruktiv für dich, wenn du wüsstest, dass du nervst?
bzw. wenn du es denn wüsstest, dass es so wäre und du daraufhin die therapie beenden würdest, würde das im umkehrschuss für dich bedeuten, dass du davon ausgehst, dass es (den/die?!?) therpeuten/in gibt, die du nie nerven würdest ? und dort würdest du dann therapie machen wollen ?
P.S. montagne noch nicht gelesen
bzw. wenn du es denn wüsstest, dass es so wäre und du daraufhin die therapie beenden würdest, würde das im umkehrschuss für dich bedeuten, dass du davon ausgehst, dass es (den/die?!?) therpeuten/in gibt, die du nie nerven würdest ? und dort würdest du dann therapie machen wollen ?
P.S. montagne noch nicht gelesen
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
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Was mir dazu noch einfällt.
ich glaube es hat auch was mit Vertrauen zu tun. Früher wollte ich es auch immer "genau" wissen ob, warum, wann ich meine Therapeutin nerve, sie sich über mich ärgert, usw. Das war oft Thema. Verbinden mit dem Vorwurf, sie will mich eigentlich los werden, hat aber dazu den Arsch nicht in der Hose. DAS hat sie defintiv sauer gemacht.
Habe gedacht das ist mein recht, dass ich sowas ungefiltert sage und "authentische" Antworten erhalte. War ja auch ein recht, aber man muss dann halt auch mit der Reaktion leben können.
Inszwischen denke ich, auch im Leben, dass gute, zufriedenstellende Beziehungen so nicht funktionieren. Jeder hat vor allem erstmal ein Recht darauf nicht alles sagen zu müssen, auch in Beziehungen nicht. Jeder hat seinen privaten Bereich, in den der andere nicht rein kommt.
Es ist ja schon ein Vorwurf an sich, jemanden nötigen zu wollen zuzugeben was er negatives für einen empfindet. Ich glaube es geht darum sich und anderen zuzugestehen, das auch negative Empfundungen für den anderen da sind, egal wie sehr man den wertschätzt oder liebt.
Vertrauen, das der andere einem alles in allem wohlgesonnen ist.
ich glaube es hat auch was mit Vertrauen zu tun. Früher wollte ich es auch immer "genau" wissen ob, warum, wann ich meine Therapeutin nerve, sie sich über mich ärgert, usw. Das war oft Thema. Verbinden mit dem Vorwurf, sie will mich eigentlich los werden, hat aber dazu den Arsch nicht in der Hose. DAS hat sie defintiv sauer gemacht.
Habe gedacht das ist mein recht, dass ich sowas ungefiltert sage und "authentische" Antworten erhalte. War ja auch ein recht, aber man muss dann halt auch mit der Reaktion leben können.
Inszwischen denke ich, auch im Leben, dass gute, zufriedenstellende Beziehungen so nicht funktionieren. Jeder hat vor allem erstmal ein Recht darauf nicht alles sagen zu müssen, auch in Beziehungen nicht. Jeder hat seinen privaten Bereich, in den der andere nicht rein kommt.
Es ist ja schon ein Vorwurf an sich, jemanden nötigen zu wollen zuzugeben was er negatives für einen empfindet. Ich glaube es geht darum sich und anderen zuzugestehen, das auch negative Empfundungen für den anderen da sind, egal wie sehr man den wertschätzt oder liebt.
Vertrauen, das der andere einem alles in allem wohlgesonnen ist.
amor fati
ja montagne, finde ich echt wichtig, was du schreibst.
ich finde unter freunden kann man sich schon mal offen sagen, wenn was nervt. das gehört auch dazu. ist aber auch da nicht immer einfach, weil das potentiell verletzend sein kann. finde diese forderung aber auch insofern interessant, weil man auch vermuten könnte, dass hier das ganze auf eine alltags-kumpel-ebene gebracht werden soll, was es ja faktisch nicht ist. mit authentizität hat es aber mE nichts zu tun, wenn man einfordern würde, dass der therapeut einem offen sagt, man nerve. hat ja montagne schon beschrieben, was ich auch denke.
ich finde unter freunden kann man sich schon mal offen sagen, wenn was nervt. das gehört auch dazu. ist aber auch da nicht immer einfach, weil das potentiell verletzend sein kann. finde diese forderung aber auch insofern interessant, weil man auch vermuten könnte, dass hier das ganze auf eine alltags-kumpel-ebene gebracht werden soll, was es ja faktisch nicht ist. mit authentizität hat es aber mE nichts zu tun, wenn man einfordern würde, dass der therapeut einem offen sagt, man nerve. hat ja montagne schon beschrieben, was ich auch denke.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
Was heißt denn konstruktiv? Ich möchte schon wissen, wie mein Gegenüber über mich denkt. Was will ich mit einem Gesprächspartner, der mir immer gegenüber vielleicht nur pseudofreundlich ist? Was sollte eine solche Interaktion? Ich finde es das Natürlichste auf der Welt, dass man wissen will, wie der Gesprächsparnter zu einem steht.carö hat geschrieben:sandrin, wäre es denn sehr hilfreich oder konstruktiv für dich, wenn du wüsstest, dass du nervst?
Dass Therapeuten in ihrer Rolle natürlich nicht alles ungefiltert rauslassen, ist völlig klar. Aber genau das ist der Punkt. Es ist und bleibt eine Beziehung, die konstruiert ist und eine bestimmte Intention erfolgt. Während die Beziehung zu meiner besten Freundin überhaupt nichts intendiert, sondern einfach nur eine wertvolle Erfahrung ist. DAS ist der Unterschied. Ich wäre mich ja nicht gegen die Fakten, aber was ich komisch finde, ist diese teils grenzenlose Idealisierung. Wozu das führt, können wir im Forum hier deutlich nachlesen. Ich erinnere nur an die Userin, die sich von ihrem ehemaligen Therapeuten derart abhängig fühlt, dass es eine Qual ist. Tut mir leid, aber ich finde, das ist nicht gesund. Und man liest so viel hier darüber.
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Kommt immer drauf an, ob ich das Gefühl hab, der andere behandelt mich auf Augenhöhe. Wenn, dann bin ich sehr authentisch. Ich arbeite in einem sozialen Beruf und weiß aus eigener Erfahrung, dass es auch da nichts nützt, ständig nur eine Rolle zu spielen. Aber natürlich, und genau deshalb bin ich ja ziemlich realistisch, weiß ich, dass man sich durch die professionelle Rolle nicht alles von der Seele sprechen darf, was man abseits dieser Rolle vielleicht doch aussprechen würde. Das sind die Spielregeln. Und ich finde es wichtig, sie zu durchschauen und ins Spiel zu finden.
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also ein authentisches Spiel dass du da spielst, sozusagen
Offline
warum bleibst du nicht bei dir sandrin und guckst nicht so viel, wie es bei den anderen ist ?
eine kontruierte beziehung ist ja etwas, was du gerne immer wieder anführst. ist denn für dich eine arzt-patienten-beziehung weniger konstruiert ? oder die lehrer-schüler-beziehung ? da ist man uU auch mal freundlich zueinander - und klar - es besteht immer die gefahr, dass pseudofreundlichkeit dahintersteckt. da wird man nicht anders können als zu vertrauen. das ist das "konstrukt", das diese lücken füllen muss letztlich. es sei denn du willst die ultimative kontrolle... und diese wird nicht endgültig möglich sein, ist eine illusion.
es scheint mir ein wenig so, als könntest du nur sehr schwer akzeptieren, dass die innere welt eines menschen dir immer ein stückweit verborgen bleiben wird (und das ist gut so!) ausser du strebst etwa symbiotisches an. da verschmelzen die grenzen. da wird man dann aber auch überschwemmt mit den gefühlen des anderen, also auch nicht toll.
beiträge dazwischen noch nicht gelesen.
EDIT: tippfehler
eine kontruierte beziehung ist ja etwas, was du gerne immer wieder anführst. ist denn für dich eine arzt-patienten-beziehung weniger konstruiert ? oder die lehrer-schüler-beziehung ? da ist man uU auch mal freundlich zueinander - und klar - es besteht immer die gefahr, dass pseudofreundlichkeit dahintersteckt. da wird man nicht anders können als zu vertrauen. das ist das "konstrukt", das diese lücken füllen muss letztlich. es sei denn du willst die ultimative kontrolle... und diese wird nicht endgültig möglich sein, ist eine illusion.
es scheint mir ein wenig so, als könntest du nur sehr schwer akzeptieren, dass die innere welt eines menschen dir immer ein stückweit verborgen bleiben wird (und das ist gut so!) ausser du strebst etwa symbiotisches an. da verschmelzen die grenzen. da wird man dann aber auch überschwemmt mit den gefühlen des anderen, also auch nicht toll.
beiträge dazwischen noch nicht gelesen.
EDIT: tippfehler
Zuletzt geändert von carö am Mi., 13.06.2012, 18:59, insgesamt 3-mal geändert.
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)
@sandrin
auch wenn ich von meiner Thera nicht abhängig bin, so wäre ich dennoch sehr traurig darüber, wenn der Kontakt abbräche. Dieser Kontakt ist mir wertvoll und wichtig. Sie ist ein Mensch dem ich sehr vertraue, und hätte ich das Gefühl, dass wäre nicht "echt" könnte ich nicht vertrauen. Und jetzt mal ehrlich: Warum sollte ein Therapeut einem Patienten etwas vormachen??? Ich lese hier im Forum immer wieder so etwas wie "damit der Patient vertrauen kann". Ja, aber was hat die Therapeutin denn davon? Warum soviel Energie in einen Patienten investieren der vielleicht gar nicht vertrauen kann? Es gibt so viele Menschen die auf einen Therapieplatz warten, kein Therapeut hat es nötig sich auf solche Spielchen einzulassen, sondern jeder Therapeut kann sich seine Patienten auch aussuchen!
auch wenn ich von meiner Thera nicht abhängig bin, so wäre ich dennoch sehr traurig darüber, wenn der Kontakt abbräche. Dieser Kontakt ist mir wertvoll und wichtig. Sie ist ein Mensch dem ich sehr vertraue, und hätte ich das Gefühl, dass wäre nicht "echt" könnte ich nicht vertrauen. Und jetzt mal ehrlich: Warum sollte ein Therapeut einem Patienten etwas vormachen??? Ich lese hier im Forum immer wieder so etwas wie "damit der Patient vertrauen kann". Ja, aber was hat die Therapeutin denn davon? Warum soviel Energie in einen Patienten investieren der vielleicht gar nicht vertrauen kann? Es gibt so viele Menschen die auf einen Therapieplatz warten, kein Therapeut hat es nötig sich auf solche Spielchen einzulassen, sondern jeder Therapeut kann sich seine Patienten auch aussuchen!
montagne hat geschrieben:Jeder hat vor allem erstmal ein Recht darauf nicht alles sagen zu müssen, auch in Beziehungen nicht. Jeder hat seinen privaten Bereich, in den der andere nicht rein kommt.
Diese Sätze, liebe montagne, liebe carö, möchte ich (auch wenn es Manche hier vielleicht überrascht) ganz fett unterstreichen! Sie sind für die Gestaltung einer lebendigen Beziehung/Freundschaft aus meiner Sicht (und Erfahrung) unabdingbar.carö hat geschrieben:es scheint mir ein wenig so, als könntest du nur sehr schwer akzeptieren, dass die innere welt eines menschen dir immer ein stückweit verborgen bleiben wird (und das ist gut so!) ausser du strebst etwa symbiotisches an. da verschmelzen die grenzen. da wird man dann aber auch überschwemmt mit den gefühlen des anderen, also auch nicht toll.
Das halte ich für eine Idealisierung. Guck mal genauer hin: Du beabsichtigst - wie auch Deine beste Freundin - garantiert immer mal wieder (wenn nicht sogar generell) etwas, sobald Ihr Kontakt zueinander sucht. Aber das ist ja auch überhaupt nicht schlimm!sandrin hat geschrieben:Während die Beziehung zu meiner besten Freundin überhaupt nichts intendiert, sondern einfach nur eine wertvolle Erfahrung ist.
Grüße von der Scholle
Denke ich auch so widow.
Früher dachte ich auch mal, nur eine zweckfreie "völlig uneigennützige" Beziehung (gibts sowas?) sei das Wahre und das Gute. Heute erfreue ich mich daran, was ich alles Gutes bekommen kann und auch geben kann, auch in zweckorientierten Beziehungen, gar in sog. "Arbeitsbeziehungen".
Kann spüren, dass da Leute sind, die gerne mit mir was arbeiten. Müssen zwar auch irgendwo, aber tun es auch gerne. und ich ja auch.. oftmals.
Find ich gerade in sozialen Berufen wichtig. Sich dieses schöne und lustvolle bewust zu machen, zu erkennen. Aber auch in jedem anderen. Man verbringt doch 8h und mehr auf Arbeit und Uni. ich verbringe mit denen mehr zeit als mit meinem mann und meiner besten Freundin, wenn ich den Schlaf mal abziehe.
Wenn ich das Wahre und das Gute nur in der Freundschaft oder Liebe suchen würde, wäre mein Tag trist. Weil ich ja über 10h des tages getrennt von meinen liebsten bin. Es ist aber auch in der Arbeitsbeziehung oder gar im Lächeln auf dem Bahnsteig.
Früher dachte ich auch mal, nur eine zweckfreie "völlig uneigennützige" Beziehung (gibts sowas?) sei das Wahre und das Gute. Heute erfreue ich mich daran, was ich alles Gutes bekommen kann und auch geben kann, auch in zweckorientierten Beziehungen, gar in sog. "Arbeitsbeziehungen".
Kann spüren, dass da Leute sind, die gerne mit mir was arbeiten. Müssen zwar auch irgendwo, aber tun es auch gerne. und ich ja auch.. oftmals.
Find ich gerade in sozialen Berufen wichtig. Sich dieses schöne und lustvolle bewust zu machen, zu erkennen. Aber auch in jedem anderen. Man verbringt doch 8h und mehr auf Arbeit und Uni. ich verbringe mit denen mehr zeit als mit meinem mann und meiner besten Freundin, wenn ich den Schlaf mal abziehe.
Wenn ich das Wahre und das Gute nur in der Freundschaft oder Liebe suchen würde, wäre mein Tag trist. Weil ich ja über 10h des tages getrennt von meinen liebsten bin. Es ist aber auch in der Arbeitsbeziehung oder gar im Lächeln auf dem Bahnsteig.
amor fati
Oh oh, was für tolle und wichtige Beiträge , danke!
Da "muss" ich etwas dazu schreiben, ja weil.....
An meinem Kühlschrank hängt u.a. ein Magnet mit dem bekannten Spruch: "Ein Freund ist ein Mensch, der dich mag, obwohl er dich kennt."
Dieser fiel mir aus mehreren Gründen dazu ein.
[quote="montagne"]Jeder hat vor allem erstmal ein Recht darauf nicht alles sagen zu müssen, auch in Beziehungen nicht. Jeder hat seinen privaten Bereich, in den der andere nicht rein kommt. (...) Es ist ja schon ein Vorwurf an sich, jemanden nötigen zu wollen zuzugeben was er negatives für einen empfindet. Ich glaube es geht darum sich und anderen zuzugestehen, das auch negative Empfundungen für den anderen da sind, egal wie sehr man den wertschätzt oder liebt.[/quote]
Dazu und zur Anmerkung von carö bezüglich "Symbiose", wenn man "alles weiß", was der andere denkt, fällt mir auf, dass ich schon sowohl Freunde als auch meinen Therapeuten damit nervte, genau wissen zu wollen, wie "blöd" ich bin, ob sie/er mich mag, wirklich mag, aber auch "ganz wirklich" mag.
Diese dauernde "Rückversicherei"(-Schleife) bringt natürlich nichts, außer einigen traurigen Erkenntnissen, z.B. diesen doch vorhandenen (verständlichen) Wunsch manchmal nach Symbiose - dieser gehört aber in eine andere Zeit.
Man muss das aushalten können, dass jeder seinen privaten Bereich hat, gar nicht so einfach (für mich manchmal); es ist unabdingbar, dies jedem Menschen zuzugestehen.
Oh Mann, ertappe mich gerade mal wieder, obwohl dies für mich alles, na klar , "kognitiv" klar ist.
Dass jemand einen mag, obwohl man immer etwas in Beziehungen intendiert, obwohl man seine Macken hat, obwohl man ganz schlimme Phasen, schlechte Angewohnheiten hat, obwohl ein Gegenüber eben auch negativ empfinden darf - was für ein Geschenk, wenn dennoch Beziehung, Freundschaft, Partnerschaft und Liebe möglich sind. ...
Zur Beziehung auf Augenhöhe: auch sie ist oft ein Konstrukt (nicht nur gegenüber Ärzten, Lehrern etc.); in fast allen Bereichen des Lebens treffe ich auf Menschen, die mir in ihrem Fachgebiet überlegen sind: "mein" Automechatroniker, mein Bäcker, mein Bankberater, meine Friseuse, der Busfahrer, der für so viele Menschen Mitverantwortung trägt, usw. - die wissen und können einfach so viel mehr in ihrem Bereich, ich vertraue mich an, kann Schwierigkeiten ansprechen usw. ... und dennoch sind authentische Momente auf Augenhöhe möglich - das ist wunderschön. Auch in meinen besten Freundschaften gibt es manchmal ein "Gefälle" an Wissen, Erfahrung, Wahrnehmung - daran wachse ich - welches nicht die grundsätzlich vorhandene Vertrauensbasis angreift (diese innerlich spüren zu können, war für mich ein ganz wichtiger Lernzuwachs, ist kaum in Worte zu fassen; es ist ein großes Glück).
Danke für eure für mich so wertvollen Sätze, jetzt zurück zu Deutschland gegen Holland (1:0 gerade),
Anne
P.S.: Es steht jetzt 2:0 (2x Gomez)!
P.S.2: Zum "jeder hat einen privaten Bereich für sich": schon für Kinder sind die Schatzkisten mit den eigenen Geheimnissen ganz wichtig und auch wir Erwachsenen
dürfen unsere Schätze, unsere Geheimnisse haben, davon verteilen, erzählen ...., für uns behalten ...
Da "muss" ich etwas dazu schreiben, ja weil.....
An meinem Kühlschrank hängt u.a. ein Magnet mit dem bekannten Spruch: "Ein Freund ist ein Mensch, der dich mag, obwohl er dich kennt."
Dieser fiel mir aus mehreren Gründen dazu ein.
[quote="montagne"]Jeder hat vor allem erstmal ein Recht darauf nicht alles sagen zu müssen, auch in Beziehungen nicht. Jeder hat seinen privaten Bereich, in den der andere nicht rein kommt. (...) Es ist ja schon ein Vorwurf an sich, jemanden nötigen zu wollen zuzugeben was er negatives für einen empfindet. Ich glaube es geht darum sich und anderen zuzugestehen, das auch negative Empfundungen für den anderen da sind, egal wie sehr man den wertschätzt oder liebt.[/quote]
Dazu und zur Anmerkung von carö bezüglich "Symbiose", wenn man "alles weiß", was der andere denkt, fällt mir auf, dass ich schon sowohl Freunde als auch meinen Therapeuten damit nervte, genau wissen zu wollen, wie "blöd" ich bin, ob sie/er mich mag, wirklich mag, aber auch "ganz wirklich" mag.
Diese dauernde "Rückversicherei"(-Schleife) bringt natürlich nichts, außer einigen traurigen Erkenntnissen, z.B. diesen doch vorhandenen (verständlichen) Wunsch manchmal nach Symbiose - dieser gehört aber in eine andere Zeit.
Man muss das aushalten können, dass jeder seinen privaten Bereich hat, gar nicht so einfach (für mich manchmal); es ist unabdingbar, dies jedem Menschen zuzugestehen.
Oh Mann, ertappe mich gerade mal wieder, obwohl dies für mich alles, na klar , "kognitiv" klar ist.
Dass jemand einen mag, obwohl man immer etwas in Beziehungen intendiert, obwohl man seine Macken hat, obwohl man ganz schlimme Phasen, schlechte Angewohnheiten hat, obwohl ein Gegenüber eben auch negativ empfinden darf - was für ein Geschenk, wenn dennoch Beziehung, Freundschaft, Partnerschaft und Liebe möglich sind. ...
sandrin hat geschrieben:Ich möchte schon wissen, wie mein Gegenüber über mich denkt. (...) Kommt immer drauf an, ob ich das Gefühl hab, der andere behandelt mich auf Augenhöhe.
Genau, Vetrauen ist ganz wichtig. Letztlich wird man nie ganz genau wissen, was der andere denkt ... damit muss man lernen umzugehen, diese "Lücken" füllen (wie bei Bonhoeffer..... ). Interessant ist, dass ich manchmal mehr Kontrolle über den anderen wünschte, sie aber Menschen gegenüber mir nicht zugestehen würde bzw. da manchmal relativieren würde, was ja überhaupt nichts bringt.carö hat geschrieben: da wird man nicht anders können als zu vertrauen. das ist das "konstrukt", das diese lücken füllen muss letztlich. es sei denn du willst die ultimative kontrolle... und diese wird nicht endgültig möglich sein, ist eine illusion.
Ja, das denke ich auch, ganz wichtig!Widow hat geschrieben:Du beabsichtigst - wie auch Deine beste Freundin - garantiert immer mal wieder (wenn nicht sogar generell) etwas, sobald Ihr Kontakt zueinander sucht. Aber das ist ja auch überhaupt nicht schlimm!
Zur Beziehung auf Augenhöhe: auch sie ist oft ein Konstrukt (nicht nur gegenüber Ärzten, Lehrern etc.); in fast allen Bereichen des Lebens treffe ich auf Menschen, die mir in ihrem Fachgebiet überlegen sind: "mein" Automechatroniker, mein Bäcker, mein Bankberater, meine Friseuse, der Busfahrer, der für so viele Menschen Mitverantwortung trägt, usw. - die wissen und können einfach so viel mehr in ihrem Bereich, ich vertraue mich an, kann Schwierigkeiten ansprechen usw. ... und dennoch sind authentische Momente auf Augenhöhe möglich - das ist wunderschön. Auch in meinen besten Freundschaften gibt es manchmal ein "Gefälle" an Wissen, Erfahrung, Wahrnehmung - daran wachse ich - welches nicht die grundsätzlich vorhandene Vertrauensbasis angreift (diese innerlich spüren zu können, war für mich ein ganz wichtiger Lernzuwachs, ist kaum in Worte zu fassen; es ist ein großes Glück).
Danke für eure für mich so wertvollen Sätze, jetzt zurück zu Deutschland gegen Holland (1:0 gerade),
Anne
P.S.: Es steht jetzt 2:0 (2x Gomez)!
P.S.2: Zum "jeder hat einen privaten Bereich für sich": schon für Kinder sind die Schatzkisten mit den eigenen Geheimnissen ganz wichtig und auch wir Erwachsenen
dürfen unsere Schätze, unsere Geheimnisse haben, davon verteilen, erzählen ...., für uns behalten ...
Ich habe meine Therapeutin zwei Mal erwischt, wie sie ihre super professionelle Haltung verlor. Sie hat nichts anderes gesagt oder getan als sonst, aber ich konnte SPÜREN, dass sie genervt war. Das war SO TOLL! Endlich ein Stück von ihr, ein total authentisches
Wenn ich an die vielen Menschen denke, die ich kenne, kann ich wirklich sagen, dass nur wenige darunter sind, die ich wirklich nicht leiden kann. Die meisten Leute sind doch in Ordnung, manche hat man von Herzen gern. Auch wenn man nicht befreundet ist, sondern zusammen arbeitet, sie unterrichtet oder ähnliches. Warum sollte es bei Therapeuten anders sein? Ich denke schon, dass die ihre Leutchen mögen. (Abgesehen davon, dass ICH natürlich GELIEBT werden will ...)
Grüße vom Buchfink
Wenn ich an die vielen Menschen denke, die ich kenne, kann ich wirklich sagen, dass nur wenige darunter sind, die ich wirklich nicht leiden kann. Die meisten Leute sind doch in Ordnung, manche hat man von Herzen gern. Auch wenn man nicht befreundet ist, sondern zusammen arbeitet, sie unterrichtet oder ähnliches. Warum sollte es bei Therapeuten anders sein? Ich denke schon, dass die ihre Leutchen mögen. (Abgesehen davon, dass ICH natürlich GELIEBT werden will ...)
Grüße vom Buchfink
...und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach dazusitzen und vor sich hin zu schauen. A. Lindgren
Das ist hier auch tatsächlich das Kernthema, aber was fangt ihr denn damit an? Erst den Finger, dann die ganze Hand?Buchfink hat geschrieben: Sie hat nichts anderes gesagt oder getan als sonst, aber ich konnte SPÜREN, dass sie genervt war. Das war SO TOLL! Endlich ein Stück von ihr, ein total authentisches
candle
Now I know how the bunny runs!
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- , 38
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Ich denke daß jemand der diesen Beruf ergreift schon mal Grundlegend ein hohes Mass an Interesse an anderen Menschen und eine positive Einstellung gegenüber Menschen mitbringen muss.sandrin hat geschrieben: Dass Therapeuten in ihrer Rolle natürlich nicht alles ungefiltert rauslassen, ist völlig klar. Aber genau das ist der Punkt. Es ist und bleibt eine Beziehung, die konstruiert ist und eine bestimmte Intention erfolgt. .
Jemand der Klienten tendenziell nervig findet ist in dem Beruf auf jeden Fall verkehrt.
Und ob Therapeut einen spezifischen Klienten ernsthaft nervig findet dürfte er/sie wohl in den probatorischen Situngen herausfinden. Um diesen Klienten dann hoffentlich an Kollegen weiterzuverweisen.
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