Was macht Ihr um die Depression auszuhalten?

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Rosamond
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Beitrag Mo., 21.05.2012, 16:39

Prima Stacheldraht

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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 21.05.2012, 18:53

Hey ist doch cool

Hihi und das Kopfkino läuft auf vollen Touren: Stacheldraht mit Kratzbrüsten

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Stacheldraht
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Beitrag Mo., 21.05.2012, 21:51

Mist, nun naht das nächste Ungemach. Mein Thera machte mir heute nochmal deutlich, dass ich nicht bis zur TK damit warten kann soziale Kontakte aufzubauen. Grmpf. Dabei war ich vorhin noch so stolz auf mich und dachte, zur Belohnung, darf ich mich nun erstmal wieder eine Weile verbuddeln. Ich hab keine Ahnung wie ich das anfangen soll und zu irgendwelchen Gruppenveranstaltungen mag ich eh nicht hingehen, zumal mich das meiste eh nicht interessiert. Ich kann mich eh für nichts begeistern außer für Dinge, die man alleine machen kann. Als ich überlegt hab, was ich gerne mal außer Haus machen würde, ist mir nur Rad fahren (zu meinem Lieblingsplatz, an dem ich allein sein will) und Museen besuchen eingefallen, wo ich auch nicht von anderen Leuten vollgequatscht werden will.
Setz ich mich irgendwo draußen in die Sonne und jemand setzt sich zu dicht an mich ran, steh ich auf und geh weg, da mir eh immer Gründe einfallen, warum ich genau diesen Menschen nicht kennenlernen will. Zu alt, zu jung, zu häßlich, zu doof, zu prollig, zu spießig, zu laut... Gründe finde ich immer. Und wenn jemand sympathisch auf mich wirkt, gehe ich sowieso davon aus, dass der dann umgekehrt mich ziemlich fürchterlich finden wird.

Menno, das ist doch ätzend so bekloppt zu sein. Einerseits hasse ich es allein zu sein, aber andererseits ist die Vorstellung irgendwie auf andere Menschen zuzugehen der absolute Horror für mich. Darum hatte ich ja gehofft möglichst schnell in der TK zu landen, um dann zwangsweise mit anderen Menschen zusammen zu sein und da mal in die richtige Richtung geschubst zu werden. Ich hab das Gefühl, wenn ich mir selbst was suchen muss, wird das nie was. Zumal welcher normale Mensch hat schon Lust sich mit sowas gestörtem wie mir zu beschäftigen? Ich mein, selbst hier wird ja davon abgeraten Beziehungen mit psychisch kranken einzugehen. Und auf Selbsthilfegruppenkram hab ich keine Lust, da ich mir nicht vorstellen kann, dass es mir besser geht, wenn ich mir auch noch ständig das Gejammer anderer Menschen anhören muss. Mich nervt mein eigenes ja schon.

Ein Baukasten für soziale Kontakte wäre toll: dann würde ich mir einen neuen besten Freund bauen, eine neue beste Freundin und Mann für den Rest des Lebens. Aber geht ja nicht. Also bleibt mein Kater mein Lieblingsmensch.
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Oldboy

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Tristezza
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Beitrag Di., 22.05.2012, 07:41

Stacheldraht hat geschrieben:Mein Thera machte mir heute nochmal deutlich, dass ich nicht bis zur TK damit warten kann soziale Kontakte aufzubauen.
Guter Therapeut! Und wie sieht es mit der Stundenerhöhung aus?

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Stacheldraht
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Beitrag Di., 22.05.2012, 11:21

Grmpf.

Stundenerhöhung ist möglich, werden wir aber wenn nur für einen begrenzten Zeitraum machen, da ich insgesamt ja nur 100 Stunden ausreizen kann bevor dann die 2 Jahre Zwangspause kommen. Darum bin ich nun am überlegen, ob es nicht vielleicht sinnvoller ist eine Erhöhung eher nach der TK zu machen, um den Wechsel von täglich unter Menschen zu sein zum wieder allein zu hause rumsitzen abzudämpfen.

Aber möglich ist es. Diese Woche werde ich ja auch nochmal am Donnerstag hingehen. Argh, und da wird er mich bestimmt wieder mit den bösen Menschen trietzen. Woher soll ich denn welche nehmen? Und der Mensch für Kontaktanzeigen, Leute aus Chats treffen und ähnliches bin ich nicht. Ich will jemanden erst eine Weile erlebt haben, bevor ich mir überlege, ob ich mit dem überhaupt reden möchte. Halt wie man es in Kursen, beim Arbeiten oder sonst wo macht, wo man aus einem ganz anderen Grund hingeht. Ach mennnnnnoooo, Leute mit denen ich klarkomme gibt's vermutlich eh nicht.
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münchnerkindl
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Beitrag Di., 22.05.2012, 12:18

Die einzig praktikable Methode um an zwischenmenschliche Kontakte zu kommen sind gemeinsame Interessen. Also Vereine, Gruppen etc.

Und warum sollten sich die Leute nicht mir dir abgeben? Wenn ein gemeinsames Interesse betrieben wird steht erst mal doch das gemeinsame Interesse im Vordergrund, nicht deine Person.


Widow
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Beitrag Di., 22.05.2012, 14:07

Hi, Stacheldraht,

musst Du denn das Rad neu erfinden oder gibt es noch Kontakte von früher, an die Du für's erste anknüpfen könntest (mal eine Stunde in einem Café, mal im Biergarten)?
Neue Leute kennenzulernen ist sicherlich deutlich schwieriger und anstrengender als alte Freunde zu treffen, auch wenn man denen gegenüber längere Zeit auf Tauchstation gegangen sein (oder sie gar unsanft weggestoßen haben) sollte, was ich von Dir nicht weiß.

Wichtig ist es mir, andere Leute ab und an mal zu treffen, nicht nur, weil ich dann von meiner ewig gleichen weißen Scholle mal runterkomme und ein paar andere Farben sehe, manchmal auch ein wenig Wärme genießen kann, sondern allein schon wegen der "Sozialkontrolle": Ich kann dann verhältnissmäßig unauffällig checken, ob ich nun doch schon die wirre eingefrorene Witwe geworden bin, die ich befürchte, oder ob ich die Kunst des freundschaftlichen Gespräches noch einigermaßen beherrsche und generell im grünen Bereich ticke (wenn auch an dessen Rändern, das gewiss).
Dazu muss die Frequenz der Treffen mit den Freunden gar nicht hoch sein. Zwei in einer Woche geht schon an mein Gute-Laune-Limit und bedeutet schwere Arbeit, doch einige von ihnen wohnen ohnehin nicht hier, so dass wir uns alle paar Monate mal sehen, und bei den anderen liegt die Wohlfühldosis bei einem Treffen so alle 2-6 Wochen.
Vielleicht wäre das ein Vorschlag für Dich: Mal bei den alten Freunden anklopfen?

Lieben Gruß
Widow

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Stacheldraht
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Beitrag Di., 22.05.2012, 15:19

münchnerkindl hat geschrieben:Die einzig praktikable Methode um an zwischenmenschliche Kontakte zu kommen sind gemeinsame Interessen. Also Vereine, Gruppen etc.

Und warum sollten sich die Leute nicht mir dir abgeben? Wenn ein gemeinsames Interesse betrieben wird steht erst mal doch das gemeinsame Interesse im Vordergrund, nicht deine Person.
Vermutlich hast du da Recht, dass gemeinsame Interessen verbinden. Mir fällt es nur schwer mich überhaupt für irgend etwas zu begeistern. Sachen, die ich alleine machen kann und mag, fallen mir schnell ein. Nur mag ich weder Mannschaftssportarten, noch... hm, ja... da fängt es bei mir schon an. Was machen Menschen überhaupt zusammen? Karten spielen? Mag ich auch nicht. Und sonst? Ich bin völlig ideenlos und da das Geld mehr als knapp ist, scheiden viele Dinge schon von vornherein ein. Ich würde gerne ins Theater gehen.. aber hmpf, da sitzt man ja eh nur still rum. Insofern auch etwas, was ich auch eher allein machen würde.

Es ist so bekloppt (ich könnte genauso gut schreiben: ich bin so bekloppt), ich hab gestern mal ein wenig das Internet durchforstet, was man in meiner Stadt so machen könnte und das einzige was mich ernsthaft gereizt hat und was ich wohl nächsten Monat auch in Angriff nehmen werde ist, mir eine Dauerkarte für die Kunsthalle zu besorgen. Da bin ich dann immerhin mal mit fremden Menschen in einem Raum und hab wenigstens einen Grund vor die Tür zu gehen.
Widow hat geschrieben:Hi, Stacheldraht,

musst Du denn das Rad neu erfinden oder gibt es noch Kontakte von früher, an die Du für's erste anknüpfen könntest (mal eine Stunde in einem Café, mal im Biergarten)?
Neue Leute kennenzulernen ist sicherlich deutlich schwieriger und anstrengender als alte Freunde zu treffen, auch wenn man denen gegenüber längere Zeit auf Tauchstation gegangen sein (oder sie gar unsanft weggestoßen haben) sollte, was ich von Dir nicht weiß.
Leider muss ich das wirklich. Ich habe zu gründlich und endgültig alte "Freundschaften" beendet. Ich vertraue ja eh schon kaum, aber wenn das geringe Vertrauen dann auch noch hintergangen wird, dann fehlt für mich einfach jede Basis. Und im vergeben bin ich ohnehin nicht sonderlich gut.
Die "Freundschaften", die ich zuletzt hatte gingen über Feierbekanntschaften eh nicht hinaus. Da war die Hilfsbereitschaft in der Regel eine Einbahnstraße und letztlich die Gemeinsamkeiten zu gering, um dauerhaft eine Basis für eine Freundschaft zu bilden.

Das Menschen ganz nett sind, reicht dauerhaft jedenfalls nicht für eine Freundschaft, wenn man nichts zu reden hat und mitunter auch sehr verschiedene Wertmaßstäbe. Insofern habe ich viele solcher "Freundschaften" auch aus Selbstschutz abgebrochen, da ich mich in bestimmte Milieus nicht hinein ziehen lassen will.
Widow hat geschrieben:Wichtig ist es mir, andere Leute ab und an mal zu treffen, nicht nur, weil ich dann von meiner ewig gleichen weißen Scholle mal runterkomme und ein paar andere Farben sehe, manchmal auch ein wenig Wärme genießen kann, sondern allein schon wegen der "Sozialkontrolle": Ich kann dann verhältnissmäßig unauffällig checken, ob ich nun doch schon die wirre eingefrorene Witwe geworden bin, die ich befürchte, oder ob ich die Kunst des freundschaftlichen Gespräches noch einigermaßen beherrsche und generell im grünen Bereich ticke (wenn auch an dessen Rändern, das gewiss).
Das würde mir auf jeden Fall gut tun. Wobei ich mich frage, ob ich nicht über diesen Punkt bereits hinaus bin. So ein wenig Smalltalk bekomme ich ja durchaus hin. Aber es steckt einfach viel zu tief in mir drin, dass ich überall eine Bedrohung wittere und denke mir ist eh keiner wohlgesonnen. Und wer mag sich schon auf jemanden einlassen, der ständig misstrauisch ist und Fallstricke wittert?
Ich würde um mich jedenfalls einen Bogen machen. Wobei... würde ich auf mich treffen würde es von allein eh zu keinem Gespräch kommen, da ich und ich beide nur schweigend woanders hinschauen und unmerklich voneinander weiter wegrutschen würden, um ja den Sicherheitsabstand zu erhalten.

Da sind einfach viel zu große Blockaden in mir drin als das ich momentan ernsthaft dran glauben könnte, da jemals drüber zu kommen und mal wirklich auf einen Menschen zuzugehen.
Lache und die ganze Welt wird mit dir lachen. Weine und du weinst allein.
Oldboy


Widow
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Beitrag Di., 22.05.2012, 15:51

Kunsthallendauerkarte ist eine gute Idee, finde ich.
Wie sieht es mit einer Bibliothek aus? Auch da ergeben sich themenbezogene Gespräche, wenn man sich öfter sieht (und das ist in wiss. Bibliotheken ja bei vielen der Fall).
Lesegruppe an der VHS?
Stacheldraht hat geschrieben:Ich habe zu gründlich und endgültig alte "Freundschaften" beendet. Ich vertraue ja eh schon kaum, aber wenn das geringe Vertrauen dann auch noch hintergangen wird, dann fehlt für mich einfach jede Basis.
Manche, die wirklich guten, Freunde freuen sich, wenn man wieder an die frühere Freundschaft anzuknüpfen versucht (zumal, wenn sie damals gespürt haben sollten, dass es Dir nicht gut ging, aber nicht mehr wussten, was sie Dir "anbieten" sollten bzw. Gutes tun könnten). Da wäre ich aber ehrlich und würde mit meiner seelischen Not nicht hinterm Berg halten - damit freilich auch nicht gleich wie mit der Tür ins Haus fallen ... (Meine wenigen verbliebenen Freunde wissen von des Liebsten und meiner Lebenskatastrophe, die nun nur noch meine ist, und sie wissen auch von meiner latenten Suizidalität, kommen damit aber bewundernswert ruhig klar.)
Schließlich: Du bist vermutlich nicht von allen früheren Freunden hintergangen worden?
Stacheldraht hat geschrieben: Das Menschen ganz nett sind, reicht dauerhaft jedenfalls nicht für eine Freundschaft, wenn man nichts zu reden hat und mitunter auch sehr verschiedene Wertmaßstäbe.
Da stimme ich dir vollkommen zu, deshalb ja auch meine Überlegung, ob Du vielleicht noch weiter zurück hinter die letzten Freundschaften, die ja eher Bekanntschaftscharakter hatten, gehen und dort irgendwo anknüpfen kannst (Schule, Studium, erster Job)?
Stacheldraht hat geschrieben: Das würde mir auf jeden Fall gut tun. Wobei ich mich frage, ob ich nicht über diesen Punkt bereits hinaus bin.
Ich fürchte, ohne "Außenkontrolle" ist man oft nicht imstande, das einzuschätzen.
Stacheldraht hat geschrieben: So ein wenig Smalltalk bekomme ich ja durchaus hin. Aber es steckt einfach viel zu tief in mir drin, dass ich überall eine Bedrohung wittere und denke mir ist eh keiner wohlgesonnen. Und wer mag sich schon auf jemanden einlassen, der ständig misstrauisch ist und Fallstricke wittert?
Und wenn Du mal den Standpunkt wechselst und Dich fragst, was Du an Deinem Gegenüber interessant findest, war das für ein Mensch ist, was ihn umtreibt, bewegt, lachen und weinen macht, interessiert, wie gut oder schlecht er small talk kann, wo er misstrauisch wird?
Manchmal ist es extrem erleichternd, wenn man sich mal neben sich stellen kann und auf beide, das Ich und das Gegenüber, einen distanziert-offenen Blick werfen kann. Du scheinst mir statt dessen völlig verknäult in Dir und drehst Dich immer nur weiter auf diese Drahtspule herauf. (Das hat auch ein bissl was sehr Ichzentriertes - bitte nicht böse sein).

Einen erträglichen Abend noch
Widow

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Stacheldraht
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Beitrag Di., 22.05.2012, 19:09

Widow hat geschrieben:Wie sieht es mit einer Bibliothek aus? Auch da ergeben sich themenbezogene Gespräche, wenn man sich öfter sieht (und das ist in wiss. Bibliotheken ja bei vielen der Fall).
Lesegruppe an der VHS?
Ich hatte in der Tat mal daran gedacht mir etwas in Richtung Literatur zu suchen. Nur muss ich dafür erstmal wieder lesefähiger werden. Momentan sind Bücher für mich äußerst deprimierend, da ich mich wegen der mangelnden Konzentrationsfähigkeit wirklich zwingen muss mal mehr als ein, zwei Seiten zu lesen. Frustrierend, wenn man Zeit seines Lebens ein Bücherfresser war.
Widow hat geschrieben:Da stimme ich dir vollkommen zu, deshalb ja auch meine Überlegung, ob Du vielleicht noch weiter zurück hinter die letzten Freundschaften, die ja eher Bekanntschaftscharakter hatten, gehen und dort irgendwo anknüpfen kannst (Schule, Studium, erster Job)?
Die Freundinnen aus meiner Schulzeit habe ich schon einmal wider besseren Wissens reaktiviert. Das ging so lange gut bis meine neunjährige Beziehung in die Brüche ging und ich nicht mehr die unkomplizierte Feelgoodfreundin war. Als ich dann mal Hilfe brauchte hatten auf einmal alle keine Zeit mehr, zu den ganzen Pärchenevents wurde ich eh nicht mehr eingeladen und nochmal muss ich mir diese Entäuschung nicht geben.

Ich hatte in meinem Leben zwei gute Freundschaften, aber die sind leider nicht reaktivierbar. Der eine hat nach einem Autounfall mit Gehirnblutung eine gravierende Persönlichkeitsveränderung hinter sich und der andere ist schon vor Ewigkeiten weggezogen. Dann anscheinend nochmal weggezogen und alle versuchen den wieder aufzuspüren sind im Sande verlaufen. Wobei ich auch glaube, dass für diese Freundschaft eh keine Basis mehr besteht, da sich bei mir seit damals vieles in Sachen Lebensweise, Weltanschauung und Interessen geändert hat.

Schon traurig, dass ich seit ich ca. 20 war nur noch oberflächliche Bekanntschaften gemacht habe, da ich schon damals Probleme damit hatte jemanden an mich heran zu lassen. Von daher gibt es bei mir nun nichts, auf das ich noch aufbauen könnte.

(aufgetrennt wegen zuvieler Zeichen)
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Stacheldraht
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Beitrag Di., 22.05.2012, 19:11

Widow hat geschrieben:Du scheinst mir statt dessen völlig verknäult in Dir und drehst Dich immer nur weiter auf diese Drahtspule herauf. (Das hat auch ein bissl was sehr Ichzentriertes - bitte nicht böse sein).
Neenee, das stimmt schon. Ich habe mich so in mich selbst zurückgezogen, dass ich nun den Weg hinaus nicht mehr finde. Selbst wenn ich mich mal bemühe nicht immer gleich alles negativ zu deuten und versuche mich bewusst zu fragen, ob man etwas nicht auch anders sehen kann, dann kommt sofort die düstere Stimme aus dem Off, die mir kalt sagt, ich soll mir doch ja nicht einbilden, dass es mal jemand gut mit mir meinen könnte, man kann sich nicht alles schön reden, der andere bezweckt doch sicherlich irgendwas mit seiner Freundlichkeit und ich sehe es nur noch nicht. Wobei es mir meist ohnehin so vorkommt, dass das nicht irgendeine Stimme aus dem Off ist, sondern mein ureigenstes Ich, welches nunmal überall Feinde und Bedrohungen wittert.

Manchmal tarnt sich diese kalte Stimme auch als Stimme der Vernunft, welcher ich ja erst Recht gerne folge, die dann meint, man könne sich die Welt ja auch schön reden, nur die Erfahrung zeigt ja, dass die Welt nunmal schlecht und Menschen Verräter sind und wie naiv es doch wäre gegen die Erfahrung anzugehen, schließlich lernt ja nur ein Narr nicht aus seinen Erfahrungen: und dann kommt die lange Liste der Entäuschungen, die dann so eindrücklich die Stimme der Vernunft zu belegen scheint.

Irgendwo ist in mir eine Diskrepanz. Einerseits glaube ich ja durchaus, dass bei mir in meinem Kopf vieles einfach in falschen Wegen denkt. Andererseits fühlt sich die Welt für mich aber nunmal genauso an: kalt, bedrohlich und feindselig. Als ob ich mit mir selbst Tau ziehen spiele. Und je mehr ich in die eine Richtung ziehe, desto mehr wehrt sich die andere, womit ich mich dann selbst blockiere, selbst sabotiere. Mitunter komme ich mir vor wie ein Kleinkind, dass jemanden zum spielen und lieb haben will, aber sich dennoch weigert auf den Spielplatz zu gehen. Oder wie jemand der schwimmen, aber nicht nass werden möchte.

Und was die Sache zusätzlich erschwert: jeder kleine Rückschlag wird bei mir ja als Bestätigung meines kalten Weltbildes verbucht.

Gestern setzte sich im überfüllten Bus eine ältere Dame neben mich, die sofort anfing zu plaudern (was für eine Hitze, oh, schau mal, dort drüben blüht es so schön...) und für einen Moment fand ich sie in ihrer offenen Art und ihrer Begeisterung wirklich sehr sympathisch und mitreissend... und dann nagte sofort wieder die kalte Stimme in mir, die sich fragte, was sie eigentlich bezweckt, irgendwo ist doch ein Haken, wahrscheinlich will sie nur, dass ich nichts sage, weil sie sich so breit macht usw. usf.
Und anstatt mich einfach zu freuen, dass da jemand ist, der sich so offen des Lebens erfreut, saß ich letztlich völlig frustriert da und hab mich gefragt, was mir das sagen soll und habe mich über mich selbst geärgert.

Letztlich lande ich dann meist da, dass ich wohl anscheinend einfach völlig unfähig bin und nicht aus dieser Prägung herauskomme, dass ich nur dann interessant und liebenswert bin, wenn ich so bin wie andere mich haben wollen, Leistung erbringe und ansonsten möglichst nicht störe. Also möglichst wenig Ich bin, sondern einfach nur Wunscherfüllung für andere.
Als ich das nicht mehr konnte, waren alle weg und ich war irgendwann froh, wenigstens ein paar Reste zu finden, die vielleicht Ich sind. So ein kleines bißchen Persönlichkeit. Insofern glaube ich, dass bei mir auch die Angst besteht, mich selbst im Kontakt mit anderen wieder zu verlieren, da ich nie gelernt hab, das kleine verkümmerte Ich vor den ganzen Übernahmeversuchen zu schützen.

Dir auch einen schönen Restabend
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Oldboy

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Rosamond
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Beitrag Mi., 23.05.2012, 07:00

Guten Morgen,

ich finde Du musst Dich zu gar nichts zwingen. Und nur weil manche Menschen nicht alleine leben können muss das ja nicht für Dich gelten. Und jeder hat auch andere Ansprüche an Kontakte und diese Treffen mit sinnlosem blabla, da kann ich Dich verstehen , dass Du keinen Bock hast. Das sollen die Menschen machen die es einfach gar nicht alleine aushalten mit sich. So ist es ja bei Dir zum Glück nicht und ich finde das ist eine tolle Basis.

Und ich glaube, dass Du ein interessanter und lustiger Zeitgenosse bist. Statt zu warten was andere dauernd von Dir wollen könnten, hast Du Dir schon mal überlegt, wie andere Dein Leben bereichern könnten.

Kunsthallendauerkarte finde ich eine prima Idee für den Anfang. Vielleicht gibt’s eine Führung mit Gleichgesinnten? Wie würdest Du Dir eine Begleitung wünschen? (Einfach mal nur in der Vorstellung ohne in Deinem Bekanntenkreis zu suchen).

Letztlich lande ich dann meist da, dass ich wohl anscheinend einfach völlig unfähig bin und nicht aus dieser Prägung herauskomme, dass ich nur dann interessant und liebenswert bin, wenn ich so bin wie andere mich haben wollen, Leistung erbringe und ansonsten möglichst nicht störe
Stacheldraht, Du bist nicht auf der Welt die Bedürfnisse und Wünsche anderer zu befriedigen. Du darfst auch gewisse Forderungen an Menschen haben.

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Mirjam
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Beitrag Mi., 23.05.2012, 07:15

Also, ich weiß nicht. Ich mag mich ja nicht unbeliebt machen hier, aber ich versteh das gar nicht, also wirklich null. Diese "Forderung", sich mit Menschen in Kontakt zu setzen. Wenns grad nicht so ist, nicht so passt, dann ist das halt so - sonst hättest ja bitteschön Kontakte. Ich finde das einen sehr seltsamen, eigentlich sehr oberflächlichen, nivellierenden Ansatz. Für mich wäre das nix. Ich würde da auch nicht "mitmachen", wenn mir das wer vorschlagen würde. Nur so meine Gedanken dazu...

lg
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Wirf die Fische ins Meer.
Lösch die Lupinen!
Es kommen härtere Tage.

(I.Bachmann)

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hawi
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Beitrag Mi., 23.05.2012, 08:40

Hallo Stacheldraht,

ich hab nicht alles gelesen, was hier seit meinem letzten Schreiben so passiert ist.

Die aktuellen Gedanken hier?!
Innenwelt und Außenwelt!
Die ältere Dame im Bus nur als Beispiel!
Ohne deine späteren „Innenwelten“? - Positiv!
Mit ihnen? - (Auch) Negativ!
Nun kennen weder du noch ich diese Frau! Warum sie wirklich grad so offen plaudernd war? Wer weiß. Wichtig, das zu wissen? Ich finde, eher nicht! Auch wenn mir selbst ab und an auch solche Fragen nach dem „Warum“, nach den hintergründen kommen!
Dann aber meist neutraler, eher als nicht zu lösendes Rätsel. Vielleicht hat diese Frau sonst selten Gelegenheit mit jemandem zu reden oder sie ist einfach so offen oder grad du warst ihr sympathisch?

Die Welt als was kaltes, feindseliges, etwas, das der Mühe nicht Wert ist, das im Gegenteil eher nimmt als auch mal was gibt. Kein mir völlig unbekanntes Gefühl!
Aber es passt nicht, nicht in der Eindeutigkeit.
Muss für dich nicht passen, aber meine Sicht auf dies Gefühl, auf meins im nachhinein:
Ich war sehr verletzt, hatte mir wichtiges verloren. Aber eigentlich nicht (nur) verloren, weil andere Schuld hatten. Wenn es überhaupt Schuld gab, dann genauso meine wie der anderer, jeder hatte Anteile. Die äußeren Feinde? Ich selber war und bin da nicht besser!
Denke heute, ich hab es damals nur lieber nicht so sehen wollen. Hab vielleicht noch nicht mal einfach meinen eigenen Verlust akzeptieren wollen, können. Nicht wirklich.
Deshalb find ich mich heute rückblickend auch ganz schön selbstgerecht in meiner Reaktion. Eine Selbstgerechtigkeit, die ich so vorher an mir nicht kannte, nie so gesehen hatte. Ich habe sie jetzt ….., soll ich schreiben, ich hab meinen Frieden mit ihr geschlossen? Dass ich sie grad mag, kann ich nicht behaupten. Aber ganz ohne sie komm ich auch nicht aus. Geändert hat sich, dass ich sie kenne und dass ich selber auch ein wenig so sein darf. Und dass andere auch ein wenig so sein dürfen! Das ist wohl die wichtigste Änderung dabei. Ich werfe der „Welt“ nicht mehr so schnell vor, dass sie „nicht nach meiner Pfeife tanzt“. Was nichts daran ändert, dass ichs mir wünschen würde.

Vor dem Hintergrund: Ich find, es zählt nicht ein entweder oder, es zählt ein sowohl als auch. Es wäre schon, wenn du Gelegenheit findest, Kontakt zu anderen Menschen zu haben. Wenn du dich da ein wenig überwinden könntest, etwas für dich passendes finden würdest. Nicht, weil es von dir gefordert wird, sondern - so lese ich dich - weil du es dir ja im Grunde schon auch selber wünschst.
Aber solche Kontakte nicht, um dem Alleinsein zu entfliehen, eher um das Alleinsein zu ergänzen. Und bei beiden Lebensvarianten, der Weg, mit beiden dann auch ein wenig zufrieden zu sein, beides positiv sehen zu können, der ist in deiner Innenwelt!
Die musst du sicher nicht gleich ganz doll lieb haben, aber verdammen? Das haut weder nach innen, noch nach außen hin! Womit ich dir kaum was neues erzählen dürfte.

Aber mehr erhellendes? Von mir jedenfalls nicht!
Wenn es das gibt, schreiben, sagen es dir hoffentlich andere.

LG hawi
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
Bertrand Russell

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Mia Wallace
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Beitrag Mi., 23.05.2012, 08:58

Stacheldraht hat geschrieben: Neenee, das stimmt schon. Ich habe mich so in mich selbst zurückgezogen, dass ich nun den Weg hinaus nicht mehr finde. Selbst wenn ich mich mal bemühe nicht immer gleich alles negativ zu deuten und versuche mich bewusst zu fragen, ob man etwas nicht auch anders sehen kann, dann kommt sofort die düstere Stimme aus dem Off, die mir kalt sagt, ich soll mir doch ja nicht einbilden, dass es mal jemand gut mit mir meinen könnte, man kann sich nicht alles schön reden, der andere bezweckt doch sicherlich irgendwas mit seiner Freundlichkeit und ich sehe es nur noch nicht. Wobei es mir meist ohnehin so vorkommt, dass das nicht irgendeine Stimme aus dem Off ist, sondern mein ureigenstes Ich, welches nunmal überall Feinde und Bedrohungen wittert.

Woah, das klingt aber echt anstrengend....

Eine ganz gute Methode, seine Fühler wieder ein bisschen auszustrecken sind -als eine weitere Idee- Selbsthilfegruppen, die sich regelmäßig treffen. (Gerade zum Thema Depressionen gibt es auch sehr viele SHGs).
Ich war mal -ergänzend zur Therapie- eine Zeit lang in einer und habe da sehr positive Erfahrungen gemacht.
Man geht freiwillig hin, trifft auf einen Haufen Leute, die einen verstehen, weil sie in der gleichen Lage sind und die gleichen Probleme haben, man muss nur das sagen, was man sagen will, es wird auch mal gelacht und der Austausch ist nie oberflächlich.
Die Mitglieder meiner Gruppe haben sich auch öfters privat außerhalb der Gruppe getroffen, das Mitkommen war niederschwellig und wenn ich Kontakte gesucht/gewollt hätte, hätte ich dort sicher leicht welche gefunden.

Wäre das denn eine Idee für dich?

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