Merkt man ob die Thera einen mag ?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mi., 21.12.2011, 21:22

Warum, es geht doch um die Frage, ob der Thera einen mag, nicht? hab ich da was verpasst?
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Werbung


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mi., 21.12.2011, 21:45

Candle, ich will dir nichts unterstellen, und natürlich sind die Menschen verschieden. Jemand, der zum Beispiel Strategien braucht, um mit einer schweren Erkrankung zurechtzukommen, hat sicher andere Gründe, eine Therapie zu beginnen, als jemand, der psychotisch ist.

Ich weiß nicht, ob diese Verallgemeinerung unzulässig ist, aber ich meine, dass es im Kern tatsächlich typischerweise darum geht, dass man in seinem sozialen Umfeld Probleme hat oder dass man Probleme im Alltag hat. Und zwar aufgrund eines Verhaltens, das von der 'Masse' als auffällig, problematisch oder sonstwie seltsam betrachtet wird. Denn wenn das nicht so wäre, hätten wir alle ein Umfeld, das dafür sorgt, dass wir uns geborgen, verstanden und wohl fühlen. Dort wo das über einen längeren Zeitraum nicht so ist, braucht man halt u.U. einen 'Profi' im Verstehen und Deuten, der einem dabei hilft, sein Verhalten etwas weniger kompliziert (für sich und andere) zu machen.

Daher vermute ich, dass es für Psychotherapeuten nicht ungewöhnlich ist, mit 'schwierigen' Menschen zu tun zu haben und dass es daher eher ungewöhnlich wäre, wenn man sich Patienten sucht, die immer gut gelaunt, selbstbewusst, gesund und ohne Selbstzweifel sind.

Benutzeravatar

candle.
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 15213

Beitrag Mi., 21.12.2011, 22:44

titus2 hat geschrieben:Candle, ich will dir nichts unterstellen,
Das habe ich jetzt auch nicht so gespürt titus. Für mich stellt es sich eben tatsächlich so dar: Ich bin (schwer) krank und damit ergeben sich nun Probleme. Ich suche Strategien da herauszukommen wie du schreibst.
Und zwar aufgrund eines Verhaltens, das von der 'Masse' als auffällig, problematisch oder sonstwie seltsam betrachtet wird.
STOP! Hier im Forum kannst du sehr viel nachlesen, dass gerade das nicht stimmt. Die "Masse" merkst es ja oft gar nicht, weil "wir" gelernt haben uns selber zu unterdrücken. Das ist das Problem. Es läuft heute nicht mehr so wie vor zweihundert Jahren wo es den Dorftrottel gab, der von einer Masse als spinnert verschrien war.

Vielleicht ist es aber bei dir anders. Das kann ich natürlich nicht ausschließen.
Denn wenn das nicht so wäre, hätten wir alle ein Umfeld, das dafür sorgt, dass wir uns geborgen, verstanden und wohl fühlen.
Auch hier gehe ich davon aus, dass es so nicht stimmt, denn wenn ich mich selber nirgendwo geborgen fühlen kann, ist nicht das Umfeld dafür verantwortlich. Das wäre dann eine psychische Störung, die man hat.
(für sich und andere) zu machen.
Für sich JA! Für andere NEIN! Und letztlich ergibt sich das Eine aus dem Anderen. Wer mit sich selber klarkommt, kommt dann auch wieder mit dem Umfeld klar.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Mi., 21.12.2011, 22:51

Irgendwo habt ihr ja beide Recht. Eine abhängige Persönlichkeit z. B. wird als sehr positiv empfunden von der Umwelt, weil sie es allen recht machen will. Das wäre dann eine angepasste Persönlichkeitsstörung. Wiederum gibt es natürlich unangepasste psychisch Kranke, die als schwierig gelten, und Kombis von angepasst-unsozial etc.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Werbung

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25013

Beitrag Do., 22.12.2011, 00:06

titus2 hat geschrieben:Ob das in der Psychotherapie auch so ist, weiß ich nicht. Ich finde mich da eigentlich ganz 'normal'. Aber vielleicht kommt das alles noch?
Ich merke, dass ich mich gerade ziemlich straight einer eigenen Baustelle nähere. Ich würde mich jetzt eher als "schwierig" empfinden (ob das realitär ganz so krass haltbar wäre, steht auf einem anderen Blatt... müssen dann allerdings andere beurteilen).

Und hab' mich erst letztens gefragt: Wie schafft es meine Thera immer wieder, mir trotzdem so entgegen zu treten (obwohl ich so xy bin), wie sie es eben tut (möchte jetzt nicht "mögen" sagen... habe ich aber auch schon mal gehört... bzw. etwas in Richtung "gerne zusammenarbeiten). Bzw. Perspektivenwechsel: Ich an ihrer Stelle hätte das nicht so können (wenn ich sozusagen mein eigener Patient wäre). Aber nun gut, deswegen bin ich (u.a.) auch in Therapie. Das Zitat oben finde ich irgendwie blöd... aber wenn ich es dennoch mal heranziehe: in die Sparte: fragt viel , (über?)kritisch bis misstrauisch kann ja mitunter schon fallen .
Letztendlich würde ich irgendwie davon ausgehen, dass jeder, der eine Psychotherapie macht, in irgendeiner Form schwierig ist, oder ist das übertrieben?
Da möchte ich mich nun nicht aus dem Fenster lehnen... wie ich das in Bezug auf mich sehe, habe ich oben geschrieben. Wie das jemand für sich selbst sieht, muss jeder selbst abschätzen (wenn er denn mag). Aus Behandlersicht gibt es anscheind massig Befragungen, das manches (ich möchte das nicht auf die Person beziehen) schwieriger als anderes eingestuft wird (und bezieht btw. @ candle ja nicht unbedingt nur auf die Interaktion mit Mitmenschen, bzw. teils bestenfalls mittelbar), vgl. nur exemplarisch Exkurs unten:
http://books.google.de/books?id=XbzYtpF ... ie&f=false

Jedenfalls halte ich es für realistisch, dass es manche Patienten schwerer haben eine Therapieplatz zu finden als andere... iss mir ja ansatzweise auch selbst aufgefallen als ich best. emotionale Schwierigkeiten schilderte, wie dann teils die Methoden als nicht passend empfunden wurden, usw.
Zuletzt geändert von stern am Do., 22.12.2011, 01:14, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Do., 22.12.2011, 01:07

Stern, Du bringst echt immer wieder tolle Buch-Links! Danke!
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Do., 22.12.2011, 10:26

Hier im Forum kannst du sehr viel nachlesen, dass gerade das nicht stimmt. Die "Masse" merkst es ja oft gar nicht, weil "wir" gelernt haben uns selber zu unterdrücken. Das ist das Problem. Es läuft heute nicht mehr so wie vor zweihundert Jahren wo es den Dorftrottel gab, der von einer Masse als spinnert verschrien war.
Kann ich nach meinen eigenen Beobachtungen nicht bestätigen. Es geht nicht um Dorftrottel, sondern darum, dass Menschen allzu oft ausgegrenzt werden, gerne auch ganz subtil, und dass man ihnen einredet, das müsse ja wohl an ihnen selbst liegen, denn alle anderen amüsieren sich ja ganz hervorragend. Und wenn man nicht ausgegrenzt wird, dann fällt zumindest auf, dass man 'anders' ist.

Normalerweise halten wir uns für so aufgeklärt, dass wir annehmen, jeder könne so sein, wie er das wolle. Aber das trifft eben nur auf die Leute zu, die dabei irgendwie Spaß haben. Denn wir müssen ja alle unseren Spaß haben... Ich kann mir die Haare grün färben und durchlöcherte Klamotten tragen, das ist alles O.K., aber wehe, ich bin nicht lustig, sondern nachdenklich, und störe damit den Spaß! Und Menschen, die eine Psychotherapie machen, haben - so nehme ich mal an - im allgemeinen nicht ständig nur Spaß. Und damit fällt man sehr wohl auf. Das ist schon im Kindergarten und in der Schule so. Es muss alles Party sein, und was nicht Party ist, ist gestört.

Benutzeravatar

(e)
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 3983

Beitrag Do., 22.12.2011, 12:54

So kann man das nicht sagen, Titus. Ich war in meiner Familie immer das fröhlichste Kind und galt auch sonst eher als Optimistin, gerade weil ich meine Gefühle verdrängte und mich so gefühlsmäßig entlastete. Deshalb wurde ich ja auch gern als Mülleimer ausgenutzt. Trotzdem bin ich therapiebedürftig. Und Leute mit Punk-Frisur sind oftmals eher ernsthaft und eben nicht unbedingt fröhlich, ich kenne einen Jungen mit Punk-Frisur, der suizidal ist. Warum muss hier eigentlich ein gemeinsamer Nenner in den Profilen Patient und Thera gefunden werden, wer verlangt das? Wenn man bedenkt, wie sehr sich die Therapierichtungen schon untereinander streiten, ist es unmöglich, DEN Therapeuten als solches überhaupt zu profilieren, inwiefern dieser den Patienten gern hat oder nicht, weil sich die Therapieformen allein schon in dieser Rapport-Thematik unterscheiden. Dasselbe gilt für die Wahrnehmung der Patientenpersönlichkeiten und deren Anamnese.
Lieben Gruß
elana

inaktiv, siehe Link in meinem Profil

Benutzeravatar

*Dannie
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 35
Beiträge: 512

Beitrag Mo., 09.01.2012, 16:16



Ich habe heute mit meiner Thera über unsere Beziehung gesprochen. Sie sagte, sie hat den Eindruck, dass ich sie emotional nicht wahrnehme.

Und dann haben wir darüber gesprochen, ich konnte ihr sagen, dass das so stimmt.

Ich glaube ich habe diesemal echt den Vogel abgeschossen.

Ich habe gesagt: Ich komme hier, als würde ich zum Zahnarzt gehen. Es ist nicht das Angenehmste, aber ich weiß, ich komme damit fertig.

Sie hat dann noch entsetzt - uns sie war echt entsetzt - : "Ich bin doch hier keine Maschiene!!!!!"

Oh... man, das tut mir jetzt irgendwie leid.

Ich habe meine Thera heute etwas gekränkt.

Sie hatte es mir nicht gesagt und auch nicht so gezeigt, aber ich habe es kurz in ihren Augen gesehen.

Und wenn ich jemanden nicht kränken will, dann ist es meine Thera, weil die ich echt spitze toll finde.

Ich fühle mich jetzt echt nicht gut damit.

Na, ja...

Dannie

Benutzeravatar

robyn
Helferlein
Helferlein
weiblich/female, 28
Beiträge: 136

Beitrag Mo., 09.01.2012, 16:23

ich denke, es war trotzdem gut es zu sagen. so kann sie eure therapeutische beziehung vielleicht auch besser reflektieren und ihr könnt daran arbeiten.


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 09.01.2012, 17:00

Hallo, Dannie, so was ähnliches ist mir auch rausgerutscht - ich hab so was gesagt wie: "Ich möchte hier keinen Kaffeeklatsch machen" - und ich hab gemerkt, dass das nicht wirklich gut ankam Ich hab das auch an ganz winzigen Signalen gemerkt, die man normalerweise gar nicht registrieren würde, dass meine flapsigen Worte ihn etwas getroffen haben. Ich denke einfach, dass so eine Therapie ein furchtbar sensibler Bereich ist, wo so viel zwischen den Zeilen und ganz subtil abläuft; das ist halt was anderes als eine 'normale' Kommunikation.

Und das Komische: Es war gar nicht so gemeint, aber gesagt ist gesagt...

Benutzeravatar

Mary-Lou
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 80
Beiträge: 597

Beitrag Mo., 09.01.2012, 18:21

warum reagieren Therapeuten eigentlich oftmals so sensibel?

Meine Theorie wäre, dass sie den ganzen Tag lieb Worte finden und Zuspruch geben müssen und dann leicht überreagieren, wenn sie zum Dank auch noch eine - zwar nicht so gemeinte, aber den Wortlaut nach vielleicht uncharmante - derartige Aussage erhalten.

Oder was meint ihr?

Mir liegt auch manchmal etwas auf der Zunge, weil ich gerne auf ironische, manchmal auch sarkastische Art und Weise, die Menschen um mich herum ärgere. Aber die, die mich kennen, wissen meine Art von Humor auch richtig aufzunehmen. Bei meiner Thera trau ich mich es nicht wirklich.
Frühling: „Eine echte Auferstehung, ein Stück Unsterblichkeit.” (Henry David Thoreau)

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Mo., 09.01.2012, 19:00

Mary-Lou hat geschrieben:Meine Theorie wäre, dass sie den ganzen Tag lieb Worte finden und Zuspruch geben müssen und dann leicht überreagieren, wenn sie zum Dank auch noch eine - zwar nicht so gemeinte, aber den Wortlaut nach vielleicht uncharmante - derartige Aussage erhalten.

Oder was meint ihr?
Das ist eine sehr gute Erklärung!
Manchmal habe ich auch so den Eindruck, als wäre es wie eine Art Burnout Symptom.
titus2 hat geschrieben:"Ich möchte hier keinen Kaffeeklatsch machen" - und ich hab gemerkt, dass das nicht wirklich gut ankam
Haha, das habe habe ich bei meiner auch mal gesagt, auf ihre Frage, ob ich es gerne hätte, dass sie einfach mal nur lieb und tröstend zu mir ist.
Sie wollte wohl was anderes hören, weil sie auch nicht sehr begeistert gewirkt hat auf meine Antwort.
Was für sie wohl auch nicht besonders aufbauend war, war meine Antwort auf ihre Frage, dass es für mich sicher nicht schön sein wird, wenn die Therapie zu Ende ist. Ich sagte zu ihr: "ich werde das sicher gut verkraften".
Auch das kam nicht wirklich gut an.
Bei Kritik reagiert sie sehr mimosenhaft, hatte ihr ja auch mal einen Brief geschrieben, weil ich so sauer auf sie war, den hat sie sich sehr zu Herzen genommen.
Dieses Jahr zu Weihnachten hatte ich mal das Bedürfnis ihr echt was Gutes zu tun und habe mich hingesetzt und mir überlegt, was ich alles mag an ihr und der Therapie und ihr dies in einem Brief geschrieben mit einem kleinen Geschenk. Irgendwie hatte ich das Gefühl, es müsste mal sein.
Der Brief war aber nicht so, dass er eine Schleimspur hinterlassen hat, denn sowas finde ich ganz schrecklich!


leberblümchen
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 44
Beiträge: 6034

Beitrag Mo., 09.01.2012, 19:08

Aber das mit der Schleimspur ist schon eine Gratwanderung. Ich hab ja nun auch einen Brief geschrieben, und nachdem ich meinen ganzen Frust rausgelassen hab, musste ich noch ein P.S. ranhängen und dann kam noch mal eine ganze Ladung Dankbarkeit hinterher. Ich weiß ehrlich nicht, ob er das als Schleimen aufgefasst hat, aber es war wirklich das, was ich tief innen empfunden habe - wie das beim Empfänger ankommt, weiß man ja nicht.

Benutzeravatar

Elena
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 1378

Beitrag Mo., 09.01.2012, 19:15

titus, Du hast eine PN.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag