Hallo Eremit,
Vielleicht ist es in einem solchen Fall wirklich besser, das Kind loszulassen. Sonst geht es für immer genau so weiter, es werden immer weitere Hürden enstehen, bis mann daran vollkommen zerbricht.
Mal was aus meiner eigenen Erfahrungskiste: Ich bin ein solches Scheidungskind. Meine Mutter wollte nicht, dass ich meinen Vater sehe, hat mir Lügen über ihn erzählt und umgekehrt, ihm Lügen über mich. Sie hat nichts unversucht gelassen, um mich gegen ihn aufzuhetzen.
Im Jugendalter habe ich mich oft gefragt, warum mein Vater nicht versucht hat, das Sorgerecht für mich zu bekommen. Ich habe ihm oft den Vorwurf gemacht, dass er mich "losgelassen" hat. Erst als ich älter wurde und als ich begann mich mit den Rechten der Väter zu beschäftigen, wurde mir klar, dass mein Vater damals (in den 70er Jahren) gar keine Chance gehabt hätte. Die Situation hat sich auch heute für Väter noch nicht wesentlich gebessert.
Was ich damit sagen möchte ist, es hätte mir gut getan, wenn ich gemerkt hätte, mein Vater gibt nicht auf. So bleibt das Gefühl zurück, dass er mich "losgelassen", fallengelassen hat. Er hat mir zwar oft erklärt, dass er keine Chance gehabt hat, mich für immer zu sich zu nehmen, doch die Gründe begriff ich erst viel später. Ich dachte immer, wenn er sich bemüht hätte, hätte er es auch geschafft. Heute weiß ich, so einfach ist das nicht, das Recht steht nicht auf Seiten der Väter.
Sicher, für meinen Vater hätte das endlosen und vielleicht auch sinnlosen Stress bedeutet. Das ist die Problematik aus seiner Sicht. Aus meiner Sicht, aus der Sicht einer Tochter, hätte ich es gerne gesehen, wenn er nicht so kampflos nachgegeben hätte.
Gruß
Jenny
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.