stern hat geschrieben:
Das wird der Punkt sein, dass du daran gefühlsmäßig noch klebst... nämlich die Hoffung auf eine gutes familiäres Verhältnis, von dem du kopfmäßig weißt, dass es vermutlich nie so sein wird. Deswegen ist halt auch die Frage, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ihr zukünftig ein halbwegs unbelastetes Verhältnis pflegen könnt.
Das wird wahrscheinlich schwierig werden. Der Kopf weiß das, aber das Herz sagt etwas anderes. Mein größter Wunsch ist, von meinem Vater mal väterlich in den Arm genommen zu werden, vielleicht auch eine Entschuldigung, für das, was er mir angetan hat. Ich sage immer, man kann nicht vergessen, aber verzeihen und dazu bin ich bereit. Fakt ist allerdings, dass jede Begegnung mit ihm in mir alte Geschichten hochwühlt und ich mir von meinem Therapeuten schon gewünscht hätte, da ein Handwerkszeug an die Hand zu kriegen, wie ich damit klarkomme...
Nur leider lasse ich mich, obgleich meiner Wünsche und Hoffnungen, noch immer zu seinem Spielball machen. Ich habe auch nicht den Mut, offen anzusprechen, wie ich mich von ihm vernachlässigt fühle, wie tief ich verletzt bin...ich tue einfach so, als sei nichts gewesen und trage doch eine schwere Last mit mir rum.
Ich weiß auch, dass das schwer zu verstehen ist, was ich meine. Ich stoße dabei ja auch immer wieder auf Unverständnis. Aber das Kind in mir fühlt sich immer noch verantwortlich, hat noch Bedürfnisse und möchte geliebt werden. Es ist ja nicht so, dass ich keine Bestätigung erfahre, ich habe schon sehr sehr liebe Menschen um mich rum, aber mir fehlen die Eltern, die Geborgenheit, die Gewissheit, jederzeit jemanden um mich zu haben, der für mich da ist. Ich bin ja alt genug und könne darauf verzichten, aber das klappt nicht. Ich habe das Gefühl, in meinem Leben wurde mir so vieles vorenthalten, verweigert und immer, wenn ich bei anderen sehe, wie sie mit ihren Eltern oder der Familie umgehen, dann werde ich traurig und wünschte mir, ich hätte auch so einen Rückhalt.
Wer weiß, was mir mein Vater da falsch gepolt hat in meinem Hirn. Es ist ja wirklich nicht zu verstehen. Wenn ich alleine bin und drüber nachdenke, dann ist mir das auch ziemlich klar. Aber es gibt da halt auch die anderen Momente. Traurigkeit, Einsamkeit, unerfülltes Verlangen, Bedürfnisse...
Ich konnte meinen Eltern bisher nicht die Tochter sein, die sie gebraucht hätten, konnte ihnen in der schwierigen Zeit nicht zur Seite stehen, sie waren ja gerade mal 16, als ich geboren wurde. Ich komme mir verantwortlich vor, ihr Leben zerstört zu haben und ich möchte das wieder gut machen dürfen. Mit meiner Mutter habe ich es schon aufgegeben, sie hat mir nie verziehen, dass ich mit 11 Jahren von ihr zu meinem Vater gegangen bin und ihr in der Trennung von meinem Stiefvater nicht zur Seite gestanden habe, das haben nur meine Geschwister, ich bin das schwarze Schaf, dass sie im Stich gelassen hat. Auf diese Weise habe ich meine Mutter verloren, ich weiß nicht einmal, wie es ihr heute geht...es ist, als ob ich keine Mutter mehr hätte, dabei wohnt sie im gleichen Ort. Das möchte ich nicht auch noch bei meinem Vater so erleben, ich glaube, das würde ich nicht durchstehen.
*Ein Freund ist jemand, der Deine Vergangenheit versteht, an Deine Zukunft glaubt und Dich so akzeptiert, wie Du bist*