Therapiepause?

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estelle
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Beitrag Mi., 16.09.2009, 05:50

münchnerkindl hat geschrieben: Und wenn du unbedingt meinst dich rechtfertigen zu müssen kannst du ja einen Brief verfassen in dem du schreibst, "Da die Dinge, die dann und dann vorgefallen sind es mir unmöglich machen dich weiter in meinem Leben zu haben blablabla... will ich bis auf weiteres mit dir nichts mehr zu tun haben. Ich bitte, auf Versuche der Kontaktaufnahme zu verzichten."
Und, hat deine Mutter sich damit abgefunden?
Ich würde das ja auch gerne machen bzw.einen seit ein paar Monaten bestehenden Kontaktabbruch
aufrechterhalten, nur meine Mutter ist alt und krank und versteht wahrscheinlich garnicht warum ich
keinen Kontakt will, sondern wirft mir das noch vor wenn ich mich zurückziehe,weil ich keine Kritik
abkann und es mich jedesmal für ein paar Tage aus der Bahn schmeißt,wenn ich Kontakt zu ihr hatte.
Nur irgendwie ist dann da auch ein schlechtes Gewissen da,wenn ich mich jetzt garnicht mehr um
sie kümmere.
Grüße,
Violetta.

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candle
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Beitrag Mi., 16.09.2009, 05:56

Guten Morgen Xanny!

Ich finde, was Du mit dem Therapeuten erarbeitet hast, klingt sehr gut. Es ist strukutiert und hilfreich. Letztlich gibt es erstmal nur eine Entscheidung: Willst Du bei dem Therapeuten bleiben?

An Deiner Stelle würde ich so vorgehen: Therapeuten beibehalten und mit ihm jetzt einen Klinikaufenthalt besprechen. Danach kannst Du mit ihm entspannt die letzten Stunden machen.

Die Entscheidung für oder gegen Deinen Vater würde ich jetzt erstmal völlig zurückstellen, weil es gerade doch eine zusätzliche Belastung ist.

Wenn Du Dich dann positiv entwickelst, werden auch die anderen Probleme einen weiteren positiven Verlauf nehmen- auch was die Meinungen und Beziehungen zu anderen Menschen angeht. Hier teilt sich meiner Meinung dann auch die Spreu vom Weizen. Es wird immer Menschen geben, die das nicht verstehen und andere, die es verstehen.

Also viel Glück und überlege ruhig. Du hast ja ein paar Tage Zeit.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Xanny
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 19:05

Die Entscheidung für oder gegen meinen Vater kann ich nicht treffen. Ich werde am Freitag meinem Therapeuten mitteilen, dass ich eine Pause einlegen werde, weil ich nicht hinter der Entscheidung stehen würde, den Kontakt zu meinem Vater abzubrechen. Ich kriegs nicht hin und habe Angst, vor seiner evtl. Reaktion.
Jetzt ist meine Überlegung, den Therapeuten anzurufen, oder den Termin wahrzunehmen und es ihm persönlich zu sagen. Da spielt auch meine Feigheit eine Rolle. Eigentlich gehört es sich, die Arbeit ordentlich zu beenden, aber weniger belastend ist es, einfach anzurufen und es am Telefon zu besprechen. Ich weiß aber auch, dass sich mein Therapeut darauf nicht einlassen wird.
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ENA
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 19:18

...aber dann hast Du doch gar keine Unterstützung mehr,oder?

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 19:20

Violetta 2009 hat geschrieben:
münchnerkindl hat geschrieben: Und wenn du unbedingt meinst dich rechtfertigen zu müssen kannst du ja einen Brief verfassen in dem du schreibst, "Da die Dinge, die dann und dann vorgefallen sind es mir unmöglich machen dich weiter in meinem Leben zu haben blablabla... will ich bis auf weiteres mit dir nichts mehr zu tun haben. Ich bitte, auf Versuche der Kontaktaufnahme zu verzichten."
Und, hat deine Mutter sich damit abgefunden?.
Ich war danach ein mal dort, vor ein paar Jahren, sie hat absolut NICHTS erwähnt. Sie ist vermutlich gekränkt und sitzt in der Schmollecke.
Die könnte den Kontakt jederzeit aufnehmen. Ich stehe im Telefonbuch, mein Vater hat Kontakt zu mir und sie mit ihm, und ich hab auch schon mal schöne Weihnachten über ihn ausrichten lassen.

Es wäre jetzt auch okay, wenn sie sich melden würde oder ich sie treffe. Ich forciere das aber nicht.

Wie gesagt, sie sitzt in der Schmollecke.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 19.09.2009, 19:22

Xanny hat geschrieben: weil ich nicht hinter der Entscheidung stehen würde, den Kontakt zu meinem Vater abzubrechen. Ich kriegs nicht hin und habe Angst, vor seiner evtl. Reaktion.

Also bist du immer noch sein Opfer? Willst du das wirklich so?

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ENA
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Beitrag So., 20.09.2009, 07:47

Kann er denn keine andere Therapieform mit Dir machen als Traumatherapie...oder dir eine Stelle empfehlen, wo Du Dich sonst hinwenden könntest?

Also, ich würd ja zu Punkt 2 oder eventuell auch zu Punkt 3 tendieren,...denn,...Dich von dem Kontakt mit Deinem Vater zu lösen, wird wohl eine ganze Weile dauern, vermute ich,...von daher: Willst Du solange ohne Therapie und Begleitung ausharren bzw. hast Du eine Ahnung, wie Du Dich ohne Begleitung von ihm lösen kannst?

Was wäre denn für Dich eine Alternative zur Begleitung durch Deinen jetzigen Therapeuten bei dem Lösungsprozess? Ein anderer Therapeut/eine Therapeutin?

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estelle
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Beitrag So., 20.09.2009, 08:25

Hallo Xanny,
dein Therapeut wollte doch mit dir unter Punkt 3 noch Recourssen erarbeiten,wie du besser mit
deinem Vater zurechtkommen kannst, warum nimmst du das nicht an?

@ münchnerkindl,
naja das ist mit meiner Mutter genauso,allerdings erst seit ein paar Monaten.
Ich melde mich nicht mehr von meiner Seite aus, ich denke wenn meine Mutter mit mir Kontakt
haben wollte würde sie sich melden von ihrer Seite aus.
Da sie das aber nicht tut gehe ich mal davon aus, daß sie keinen Kontakt zu mir will, bzw. meint sie
ich bin ja weggegangen also müßte ich mich auch zuerst wieder melden, tue ich aber nicht.

Grüße,
Violetta.

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Stöpsel
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Beitrag So., 20.09.2009, 10:02

Hallo Xanny,
Aber ich habe jetzt ein ganz anderes Problem. In meinen Augen bin ich mal wieder die Versagerin, die es nicht schafft, nichtmal in der Therapie die Richtigen Dinge zu tun.
Was wäre denn richtig gewesen?

Das mit Deinem Vater (Kontaktabbruch j/n) scheint eine größere Sache zu sein. Du hast in Deinen eigenen Werten da offenbar einiges tief verankert, daß Dir einen Kontaktabbruch schwer bis unmöglich macht. Oder wie siehst Du das? Fühlst Du Dich von dem Therapeuten da auch schon wieder gedrängt? Hat der Therapeut Dir genauer erklärt, warum das wichtig ist als nur zu sagen "Traumatherapei geht nicht mit Täterkontakt"? Vielleicht mußt Du es selber besser verstehen, warum das wichtig ist, damit Du eine eigene (!) Motivation entwickeln kannst, das in Angriff zu nehmen. Ich denke, das geht bei Dir nicht von heute auf morgen. Und ich kann mir vorstellen, wenn Du hier von Leuten hörst und mit ihnen diskutierst, wie es mit deren Kontaktabbruch war usw., könnte es Dir den Schritt erleichtern. Und kannst Du die restlichen Stunden nicht nutzen, mit dem THerapeuten Deine BEdenken bzgl. Kontaktabbruch zum Vater zu besprechen, so daß Du sie irgendwann abbauen kannst? Du mußt ja selber, aus Dir heraus, zu einem umdenken in der Abwägung kommen und es nicht deswegen tun, weil andere (der Therapeut) es so wollen.
Und selbst, wenn, wenn ich den Kontakt abbreche, wer sagt denn, dass ich dann mit Abstand an den Themen arbeiten kann? Ich konnte heut ja noch nicht mal vor dem Therapeuten formulieren, was mein Vater mir angetan hat. Er sagte, ich hätte so tiefe Verletzungen, dass ich noch nicht einmal darüber sprechen kann.
Ja, aber das ist der zweite Schritt vor dem ersten gedacht. Wenn Du keinen Kontakt mehr hast, wirst Du Dich nach einer Weile freier fühlen und sicherer fühlen und irgendwann kannst Du auch anfangen, darüber zu reden. Aber darüber mußt Du Dir jetzt keine Gedanken machen. Bleib erstmal beim ersten Schritt, daß Du den schaffst.

Siehst Du denn selber für Dich irgendwelche GRünde, den Kontakt zu Deinem Vater abzubrechen? Oder siehst Du keine Gründe? Also, blende für dieses Gedankenspiel mal kurzzeitig aus, was Dein Vater, Deine Freunde von Dir denken, wenn Du das tust, und ebenso den Wunsch Deines Therapeuten, (er als Person soll hier mal nicht zählen, irgendwelche Erklärungen von ihm, warum das gut wäre, aber schon). Schau nur auf Dich selber, was würdest Du wollen, ohne Rücksicht auf irgendwelche anderen Menschen?
Wie gesagt, ist nur ein Gedankenspiel, wie man dann mit all den Menschen umgeht, die bei der Entscheidung eine Rolle spielen, kann man dann in einem zweiten Schritt sehen.

Viele Grüße

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Xanny
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Beitrag So., 20.09.2009, 21:08

Stöpsel hat geschrieben: Fühlst Du Dich von dem Therapeuten da auch schon wieder gedrängt? Hat der Therapeut Dir genauer erklärt, warum das wichtig ist als nur zu sagen "Traumatherapei geht nicht mit Täterkontakt"?

Fühle mich von meinem Therapeuten da total unter Druck gesetzt. So, er arbeitet nicht mehr mit mir, wenn ich immer noch Kontakt zum Täter habe. Er sagt zwar, dass er von menschlicher Seite verstehen kann, dass ich an meinem Vater festhalte, aber eben nicht aus therapeutischer Sicht. Und ich komme mir da schon fast erpresst vor. Das heißt jetzt also für mich, solange ich Kontakt zu meinem Vater habe, ist mir nicht zu helfen, auch wenn es mir grad scheiße geht. Und das, wo mein Therapeut weiß, dass ich auch schwer mit Suizidgedanken kämpfe. Das kommt mir nicht richtig vor, aber ich beuge mich dem.
Stöpsel hat geschrieben:
Siehst Du denn selber für Dich irgendwelche GRünde, den Kontakt zu Deinem Vater abzubrechen? Oder siehst Du keine Gründe?
Wenn ich ehrlich bin, dann sehe ich nur die Gründe, die andere haben. Ich wünsche mir so sehr ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, klebe da an Vorstellungen, von denen ich weiß, dass sie hoffnungslos sind, aber ich habe noch Hoffnung, dass die Zeit kommt, wo altes vergessen und vergeben sein kann. Ich möchte nicht irgendwann meinen Vater zu Grabe tragen, ohne eine Chance gehabt zu haben. Ich war vor ein paar Jahren auf einer Beerdigung, wo meine Familie an einem anderen Tisch saß und meine Mutter, meine Geschwister hinter dem Sarg hergingen, und ich irgendwo hinten dran, obwohl es ein Trauerfall aus unserer Familie war. Aber ich gehörte nicht dazu, das möchte ich nicht noch einmal erleben.

Mein Vater hat mir tiefste Verletzungen und Entäuschungen beigebracht, mein Vertrauen mißbraucht, seine Rolle falsch verstanden, aber er ist mein Vater und ich bin seine Tochter, es muss doch irgendwie eine Möglichkeit geben, als erwachsene Menschen, die Probleme zu lösen.
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stern
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 07:09

Das heißt jetzt also für mich, solange ich Kontakt zu meinem Vater habe, ist mir nicht zu helfen, ...
Doch... geholfen werden kann dir in meinen Augen. Aber eine Traumatherapie, die eine gewisse Stabilität voraussetzt, kann bei bestehendem Täterkontakt mehr schaden als nutzen... eben weil Täterkontakt ungemein destabilisierend wirken kann, so dass es dann too much wird. Das Stichwort lautet schlichtweg überproportional höheres Risiko einer Retraumatisierung. Aus therapeutischer Sicht kann ich das also durchaus nachvollziehen... aus menschlicher kann ich dich hingegen auch aus deiner Sicht verstehen... denn:
Ich wünsche mir so sehr ein gutes Verhältnis zu meinem Vater, klebe da an Vorstellungen, von denen ich weiß, dass sie hoffnungslos sind,...
Das wird der Punkt sein, dass du daran gefühlsmäßig noch klebst... nämlich die Hoffung auf eine gutes familiäres Verhältnis, von dem du kopfmäßig weißt, dass es vermutlich nie so sein wird. Deswegen ist halt auch die Frage, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ihr zukünftig ein halbwegs unbelastetes Verhältnis pflegen könnt.
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Xanny
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 08:48

stern hat geschrieben: Das wird der Punkt sein, dass du daran gefühlsmäßig noch klebst... nämlich die Hoffung auf eine gutes familiäres Verhältnis, von dem du kopfmäßig weißt, dass es vermutlich nie so sein wird. Deswegen ist halt auch die Frage, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass ihr zukünftig ein halbwegs unbelastetes Verhältnis pflegen könnt.
Das wird wahrscheinlich schwierig werden. Der Kopf weiß das, aber das Herz sagt etwas anderes. Mein größter Wunsch ist, von meinem Vater mal väterlich in den Arm genommen zu werden, vielleicht auch eine Entschuldigung, für das, was er mir angetan hat. Ich sage immer, man kann nicht vergessen, aber verzeihen und dazu bin ich bereit. Fakt ist allerdings, dass jede Begegnung mit ihm in mir alte Geschichten hochwühlt und ich mir von meinem Therapeuten schon gewünscht hätte, da ein Handwerkszeug an die Hand zu kriegen, wie ich damit klarkomme...

Nur leider lasse ich mich, obgleich meiner Wünsche und Hoffnungen, noch immer zu seinem Spielball machen. Ich habe auch nicht den Mut, offen anzusprechen, wie ich mich von ihm vernachlässigt fühle, wie tief ich verletzt bin...ich tue einfach so, als sei nichts gewesen und trage doch eine schwere Last mit mir rum.

Ich weiß auch, dass das schwer zu verstehen ist, was ich meine. Ich stoße dabei ja auch immer wieder auf Unverständnis. Aber das Kind in mir fühlt sich immer noch verantwortlich, hat noch Bedürfnisse und möchte geliebt werden. Es ist ja nicht so, dass ich keine Bestätigung erfahre, ich habe schon sehr sehr liebe Menschen um mich rum, aber mir fehlen die Eltern, die Geborgenheit, die Gewissheit, jederzeit jemanden um mich zu haben, der für mich da ist. Ich bin ja alt genug und könne darauf verzichten, aber das klappt nicht. Ich habe das Gefühl, in meinem Leben wurde mir so vieles vorenthalten, verweigert und immer, wenn ich bei anderen sehe, wie sie mit ihren Eltern oder der Familie umgehen, dann werde ich traurig und wünschte mir, ich hätte auch so einen Rückhalt.

Wer weiß, was mir mein Vater da falsch gepolt hat in meinem Hirn. Es ist ja wirklich nicht zu verstehen. Wenn ich alleine bin und drüber nachdenke, dann ist mir das auch ziemlich klar. Aber es gibt da halt auch die anderen Momente. Traurigkeit, Einsamkeit, unerfülltes Verlangen, Bedürfnisse...

Ich konnte meinen Eltern bisher nicht die Tochter sein, die sie gebraucht hätten, konnte ihnen in der schwierigen Zeit nicht zur Seite stehen, sie waren ja gerade mal 16, als ich geboren wurde. Ich komme mir verantwortlich vor, ihr Leben zerstört zu haben und ich möchte das wieder gut machen dürfen. Mit meiner Mutter habe ich es schon aufgegeben, sie hat mir nie verziehen, dass ich mit 11 Jahren von ihr zu meinem Vater gegangen bin und ihr in der Trennung von meinem Stiefvater nicht zur Seite gestanden habe, das haben nur meine Geschwister, ich bin das schwarze Schaf, dass sie im Stich gelassen hat. Auf diese Weise habe ich meine Mutter verloren, ich weiß nicht einmal, wie es ihr heute geht...es ist, als ob ich keine Mutter mehr hätte, dabei wohnt sie im gleichen Ort. Das möchte ich nicht auch noch bei meinem Vater so erleben, ich glaube, das würde ich nicht durchstehen.
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 08:52

Sind Deine Kinder denn so wie Du sie brauchst?

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stern
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 09:09

Xanny hat geschrieben:Das wird wahrscheinlich schwierig werden.
Ja, leicht ist das mit Sicherheit nicht...
Ich sage immer, man kann nicht vergessen, aber verzeihen und dazu bin ich bereit.
Hm, dass das möglich ist, das glaube ich durchaus... nur denke ich, muss man das von mehreren Seiten ansehen... z.B. auch von der:
Der Kopf weiß das, aber das Herz sagt etwas anderes. Mein größter Wunsch ist, von meinem Vater mal väterlich in den Arm genommen zu werden, vielleicht auch eine Entschuldigung, für das, was er mir angetan hat.
O.k., ich nehme mal an, du kannst ihm verzeihen,... so wäre DAS nochmals ein ganz anderer Schritt, der mehr oder weniger NUR von ihm abhängt. Und folgendes ist nochmals ein dritter Schritt:
Fakt ist allerdings, dass jede Begegnung mit ihm in mir alte Geschichten hochwühlt und ich mir von meinem Therapeuten schon gewünscht hätte, da ein Handwerkszeug an die Hand zu kriegen, wie ich damit klarkomme...
Denn selbst wenn sich das Verhältnis bessert wäre immer noch abzuwarten, inwieweit es dich noch triggern würde...
Aber das Kind in mir fühlt sich immer noch verantwortlich, hat noch Bedürfnisse und möchte geliebt werden.
Auch von manchen Wünschen abschied zu nehmen iss nicht unbedingt leicht... und ich behaupte, das ist einer der zentralen Punkte, warum du von ihm nicht loslassen kannst.
Wer weiß, was mir mein Vater da falsch gepolt hat in meinem Hirn. Es ist ja wirklich nicht zu verstehen. Wenn ich alleine bin und drüber nachdenke, dann ist mir das auch ziemlich klar. Aber es gibt da halt auch die anderen Momente. Traurigkeit, Einsamkeit, unerfülltes Verlangen, Bedürfnisse...
Na, ich würde plakativ sagen, "falsch" ist das nicht. Sondern da springt halt die kindliche Seite an... und manchmal kann es wichtig sein, sich trotz starker Gefühle nicht in jeder Hinsicht von dieser leiten zu lassen.
konnte ihnen in der schwierigen Zeit nicht zur Seite stehen, sie waren ja gerade mal 16, als ich geboren wurde.
Das ist auch nicht dein Job als Kind... aber es erklärt möglicherweise einen Teil deiner Verantwortungsgefühle. Und wo du nichts falsch gemacht hast... und das hast du als Kind nicht, da gibbet auch nix gut zu machen.
dass ich mit 11 Jahren von ihr zu meinem Vater gegangen bin und ihr in der Trennung von meinem Stiefvater nicht zur Seite gestanden habe, das haben nur meine Geschwister, ich bin das schwarze Schaf, dass sie im Stich gelassen hat.
Das sind auch Überwartungen einer Mutter an ihr 11jähriges Kind... du kannst ihr doch nicht den Mann ersetzen.
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Xanny
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Beitrag Mo., 21.09.2009, 09:11

Eine provokante Frage. Meine Kinder sind für mich überhaupt nicht verantwortlich. Da kann ich gut differenzieren. Das ist für mich eine völlig andere Sache.

Aber für meine Eltern ist das wahrscheinlich anders. Die Zeiten ändern sich ja...
die Erziehung auch. Ich hoffe nur, dass ich meinen Kindern Gutes mit auf den Weg gegeben habe und dass sie mir meine Fehler verzeihen.
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