Hallo,
Neugierige ich beziehe mich jetzt nicht auf dich persönlich, ich greife nur mal dein Zitat heraus, weil das was du schreibst so allgemein verbreitet ist.
ja, schon - aber sie heilen nicht das eigentliche Problem. Sie lindern die Symptome, aber die zaubern die Depression nicht weg. So wie Schmerzmittel nicht die Ursache des Schmerzes beheben, sondern lediglich den Schmerz lindern.
Es klingt ja auch (oberflächlich) betrachtet so einleuchtend und plausibel,
man müsse die Ursache kennen um das Problem beseitigen zu können – wer kann da schon widersprechen? Aber wenn man die Aussage näher betrachtet, kann sie durchaus in Zweifel gezogen werden.
Tatsächlich heilt und lindert die Medizin viele Krankheiten, obwohl sie die Ursachen ihrer Entstehung nicht kennt.
Bei vielen Krankheiten kann man nicht sagen wie sie entstanden sind, trotzdem kann man sie
wirkungsvoll behandeln.
Die PT jedoch suggeriert (oder wirbt ganz offen damit), sie würde zu den
Ursachen der Probleme durchdringen können, und dann das „Übel an der Wurzel packen.“ Und dies sei der
einzige Weg.
Was beim Klienten die Hoffnung weckt, irgendwann sei sein Problem restlos beseitigt, wenn er nur lang genug durchhält, sucht und „wiedererlebt“.
Diese Aussage ist aber mehrfach zweifelhaft. Erstens: kann sie überhaupt zu den wahren Ursachen durchdringen? Bei einen erwachsen Menschen (und auch Kindern) spielen im Laufe des Lebens so viele Faktoren und Erlebnisse hinein, dass ich es nicht für möglich halte, aus dieser Komplexität heraus, die genauen spezifischen Faktoren benennen zu können (falls es sie überhaupt gibt) die zu dieser oder jener psychischen Störung geführt haben. (Die genetischen Faktoren mal ganz Außen vor gelassen)
Und Zweitens: Wenn die Ursache(n) tatsächlich gefunden sein sollten - und ich sage wenn - was dann?
Steht der Klient dann nicht viel anders da, wie ein Aids-Kranker, der nun halt ganz genau weiß, wie und wo er sich die Krankheit zugezogen hat? Außer, dass das Wissen um die Ursache vielleicht interessant ist, bringt es ihm überhaupt nichts.
Wie will die PT aufgrund dieses "Ursachenwissens" (wenn sie sie denn kennt) die Problematik beseitigen? Das hat sie noch nicht schlüssig erklären können. Und ich habe auch nicht einen einzigen Menschen getroffen (und ich kenne viele psychisch "Kranke"), der gesagt hätte "ich kenne die Ursache und jetzt ist meine Störung beseitigt."
Tatsächlich läuft es so ab, wie Gärtnerin es beschrieb und ich selbst schon oft erlebt habe, dass die Leute in der
Ursache und
Ursachensuche stecken bleiben. Und das jahrelang (was die lange Dauer vieler Therapien erklären dürfte).
Das kostet die Leute Zeit, Geld, Energie und viel Grübeleien, Interpretationen und ständiger Blick auf die Vergangenheit (natürlich meist auf deren negative Aspekte).
Hier kann man zu recht befürchten, dass sich die PT negativ auswirkt. Für depressive Patienten sogar fatal. Und man kann nicht sagen, dass das halt „Ausnahmen“ sind, es scheint mir eher die Regel zu sein. Ausnahmen sind eher Therapien, die von diesem Weg der Ursachensuche in der Vergangenheit(bevorzugt in der Kindheit) abweichen und mal die konkreten Probleme der Gegenwart betrachten, und die Leute wieder mental ins „Jetzt“ befördern. Was durchaus auch ein sinnvoller Ansatz wäre. Und meinetwegen nur symptomatisch behandeln. Zu verachten ist schließlich Symptomlinderung auch nicht. Ein Mensch, der keine Schmerzen hat ist immer noch besser dran, als einer, der Schmerzen hat. Auch wenn beide die Ursachen ihrer Schmerzentstehung nicht kennen.
Nur leider glaube ich, dass die PT den umständlichen Weg der (jahrelangen) Ursachensuche geht, weil sie in Wirklichkeit noch nicht mal „simple“ Symptomlinderung hinbekommt. Und sich vielleicht darauf auch gar nicht ausrichten will, denn dann wären die Therapien vielleicht kürzer und damit weniger lukrativ.
lg
MinaM
Nichts bereuen ist aller Weisheit Anfang.
- Ludwig Börne