Misstrauen/Stalken generell und in der Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Sydney-b
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Beitrag Sa., 12.02.2022, 22:29

Ist sehr interessant!
Hier schreibst du überzeugend davon, dass er gelogen hat.
Obwohl du dies überhaupt nicht wissen kannst.

Merkst du, was du dir damit selber antust?

Hast du dort gelernt, mal einen Realitätscheck in solchen Fällen zu machen?
Also, dich zu fragen: ist es wirklich so, wie ich nicht nur glaube , sondern auch noch davon überzeugt bin, dass das so stimmen muss?
Wenn dort das Licht brennt, kann dies dann nur bedeuten, dass er mich anlügt?

Oder könnte es auch andere Gründe haben?
Handwerker ist im Büro?
Oder die Putzfrau?
Oder er holt was ab, oder seine Frau? (Was abholen kann man meistens auch, wenn man nicht gerade Fieber hat)

Es kann so viele Gründe geben, warum dort das Licht gebrannt hat.
Selbst wenn du ihn persönlich gesehen hättest, muss das noch lange nicht bedeuten, dass er dich anlügt!

Wenn du also in solchen Fällen einen Realitätscheck machst, kannst du dich selber regulieren.

Als erstes solltest du natürlich nicht mehr hinter ihm her spionieren.

Du verletzt dich dadurch nur selber.

Fütterst dein Misstrauen.

Du hast es schon auch ein großes Stück selber in der Hand, ob du solchen Impulsen sofort nachgeben musst.
Oder ob du nicht bei solchen Gedanken (Ich überprüfe ihn....und komme zu dem Schluss, dass er mich natürlich anlügt) erstmal Ruhe bewahrst und einen Kaffee trinkst, die Wohnung aufräumst, mit deinen Kindern spielst, oder eine Freundin anrufst.
Erstmal für Ablenkung sorgen und dir klarmachen, dass in solchen Momenten dein inneres Kind gerade Amok läuft.
Dieses innere Kind beruhigen, dich bei ihm bedanken, weil es damals eine wichtige Funktion ausgeübt hat. Kennst du diese Hilfsmittel?

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lisbeth
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Beitrag Sa., 12.02.2022, 22:53

Sydney-b hat geschrieben: Sa., 12.02.2022, 22:29 Wenn du also in solchen Fällen einen Realitätscheck machst, kannst du dich selber regulieren.
Genau sowas sollte der Therapeut mit Marlena erarbeiten. Aber das passiert halt nicht. So ganz und gar nicht. Weil er nicht so arbeitet.

Weil er daran glaubt, dass er Marlena nur oft genug ins tiefe Wasser schmeißen muss, damit sie schwimmen lernt. Von ganz alleine, weil sie von alleine drauf kommen 'muss'. Und ja, manche Menschen lernen so tatsächlich schwimmen.

Andere aber nicht. Die haben vielleicht früher mal nicht so gute Erfahrungen im Wasser gemacht und haben jetzt Angst vorm Wasser. Die kriegen Panik im Wasser und klammern sich dann an die Person, die neben ihnen schwimmt.

Es gibt auch "richtige" Schwimmkurse. Wo man schrittweise ans Wasser gewöhnt wird. Wo man im flachen Becken anfängt. Wo man lernt, das Wasser als tragendes Element zu sehen, auf das man sich verlassen kann. Wo man die richtigen Schwimmzüge beigebracht kriegt. Und richtiges Atmen, damit man kein Wasser einatmet. Und wie man sich im Wasser treiben lassen kann, wenn es zu anstrengend wird mit dem Schwimmen. Wie man damit umgeht, wenn man einen Krampf bekommt. Wo diejenigen die schwimmen lernen, nicht unendlich viel Wasser schlucken und ständig Angst haben müssen, dass sie am Ertrinken sind.

Es ist mir ein Rätsel, dass der Therapeut immer zu glauben scheint, dass seine Methode die passende ist, um Marlena schwimmen beizubringen, ohne ein einziges Mal seinen Ansatz mal zu hinterfragen.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Sydney-b
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Beitrag Sa., 12.02.2022, 23:45

Lisbeth: du beeindruckst mich jedes Mal aufs Neue mit deinen plakativen Beispielen. :->
Wie kommst du da stets drauf?

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DieBeste
Forums-Gruftie
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Beitrag So., 13.02.2022, 01:45

Wie hat er denn reagiert als du ihn damit konfrontiert hast?

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Shukria
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Beitrag So., 13.02.2022, 07:08

lisbeth hat geschrieben:
Es ist mir ein Rätsel, dass der Therapeut immer zu glauben scheint, dass seine Methode die passende ist, um Marlena schwimmen beizubringen, ohne ein einziges Mal seinen Ansatz mal zu hinterfragen.
Na ja, wenn ich jemanden ins Wasser schmeiße der jedes Mal wie ein fast ersoffenes Kätzchen wieder an Land und auf mich zurück zukommt, obwohl der ja weiß das er wieder nur reingeworfen wird, ich dem das auch sage.... Da gehe ich davon aus das er irgendwie, vielleicht nicht mit meinen Methoden aber doch mit mir als Person ausreichend zufrieden ist. Egal was der sagt.
Die Transparenz das außer Werfen nichts anderes passiert gibt es ja.

@Marlena, Ich weiß noch immer nicht was ihr eigentlich in den Stunden überhaupt besprecht.
Aber ich hab langsam den Eindruck das nur noch ein Gespräch läuft über wie toll oder wie schlecht du IHN findest. Also das du nur noch wegen ihm hingehst und nichts davon du auf deinen Alltag übertragen kannst. Da du grad nichts mehr hier schreibst, Ich geh davon aus das ihr die Therapie nicht abgebrochen habt.

Er macht immer das gleiche ohne Veränderung und hofft auf ein anderes Ergebnis und du machst immer das Gleiche ohne etwas zu verändern. Und hoffst auch jedes Mal aber auf ein anderes Ergebnis. Das ist schon auch ne Art Definition von Wahnsinn. Bei Euch beiden. Immer das Gleiche zu tun und jedesmal wieder, ein anders Ergebnis zu erwarten, total verrückt 🤪.

Ich bin erstmal wieder raus, es nützt ja leider nichts zu antworten, außer Dir kurzfristige, schnelle Beruhigung, weiter in deinen Überlegungen /Reflexion kommst Du leider nie.

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Arakakadu
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Beitrag So., 13.02.2022, 08:22

Guten Morgen,
Vorab: Danke für eure ganzen antworten.
Ich habe überhaupt nichts entschieden. Das Gespräch war irgendwie verwirrend.
Ich habe ihm das gesagt dass ich vorbei gefahren bin und ich wollte wissen warum er mich Anlügt. Er sagt dass er mir nur sagen kann dass er mich nicht angelogen hat. Ich sagte ich will eine Zeit lang keine Therapie machen und eine Pause da ich dann selbst wieder distanz bekommen kann. Ich glaube nämlich dass ich in einem ziemlich schirchen übertragungsfilm stecke, ich glaube wenn ich eine Zeit lang nicht hingehe, dann löst sich das auf und ich kann dann schaun wie es ist wenn ich nciht mehr so einen film schiebe.

Wenn ich in so einem "wahn" bin dann Rieche ich Dinge die nicht da sind. Ich bekomme geruchshalluzinationen. Dagegen sollte ich eig Neuroleptika nehmen, was ich aber abgelehnt hab, da ich schon ssri nehme.
Ich bin mir dann selbst nicht sicher ob er jetzt lügt oder ob ich meinen Film schiebe und die frage ich warum ich das mache...

Er sagte er versteh dass ich eine Pause will, aber er kann da leider nicht zustimmen. Er meint, wenn ich immer denke er lügt mich an, dann sitze ich einem Lügner gegenüber und dann muss ich bitte die Therapie beenden. Das war indem Moment nicht so schön für mich.
Dann meinte er dass all meine probleme in der frühen Beziehung zu meinen Eltern entstanden sind und nur so lassen sich diese Probleme lösen, in beziehungen. Er sagte mein tiefgreifendes Misstrauen ist eines dieser Dinge und dass das ganz ganz stark ausgeprägt ist und er hat verstanden dass ich ihn kontrolliert habe. Es war überhaupt kein Thema dass ich das nicht machen soll es war mir einfach nur peinlich dass ich sowas gemacht habe. Ich hab da noch nie drüber geredet.
Er hat dann gesagt er stimmt einer Pause so nicht zu, er hat mir dann gesagt dass ich mich nie an die Regeln halte die wir vereinbart haben. Er sagte in Krisenzeiten gibt es Zusatzstunden oder Mails (ok im Sommer haben wir vereinbart dass ich das Mail schreiben unterlassen soll, ich habs immer weiter gemacht. Oft 3 oder 4 Mails hintereinander) ich habe auch schon bemerkt wenn ich drama mache kriege ich Zusatzstunden. Als das nciht mehr geklappt hat bin ich total grenzüberschreitend geworden. Ich habe ihn bombardiert mit anrufen und Email weil ich gemerkt habe, dass er mir nicht das gut was ich gern hätte. Er sagte auch ich kann ihm. 100 Emails schreiben, aber er sagt ich tu mir nix gutes damit wenn ich immer wieder versuche die Grenzen zu brechen und boykottiere meine Therapie. Er erklärte mir dass ich so nicut weiter komme. Denn nur ich kann was verändern. Er sagt er hält das alles aus, aber er sieht dass es mir nicht gut tut. Bla bla
Dann sagte ich dass ich wirklich gerne eine zeit lang nicht kommen will. Dann sagte er, dass sich dann nichts verändern wird wenn wir nicht endlich all das aus diskutieren und ich versuche das was ich ihm. Immer schreibe endlich anzusprechen.

Also es war so dass er mir immer gesagt hat dass es besser ist Emails zu besprechen wenn ich sie schon schreibe aber da ich das nicht mache, bittet er mich damit wieder aufzuhören. Ich habs nicht getan. Ich hab ihm manchmal zick Mails hintereinander geschickt..
Am Ende kam raus dass ich mir überlegen soll ob ich weiter machen mag oder die Therapie beenden will. Aber einer Pause stimmt er nicht zu weil ich sonst alles wegschiebe. Und er sagte dieses Therapie "Drama" mache ich überall in meinem Leben. Das ist der Kern meiner Probleme. Und jetzt sitz ich da und überlege.

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Joa
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Beitrag So., 13.02.2022, 08:32

Damit hat er wieder alles in deine Richtung geschoben und seine Verantwortung abgedrückt, Marlena.

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Shukria
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Beitrag So., 13.02.2022, 08:47

Ich kanns nicht lassen noch mal zu schreiben 😁

In deiner Therapie gibt es für dich einfach keine Selbstbestimmung, keine Grautöne. Und ständig nur Vorgaben wie es funktionieren soll. Das ist keine Augenhöhe...

Therapie oder Ende...
Nix mit Selbstbestimmung. Du fühlst klar was du möchtest aber es wird nicht akzeptiert. War mir klar das er keine Pause akzeptieren wird. Er hat ja sein Behandlungsmodel.

Trotzdem noch einmal die Frage. Was besprichst du in der Stunde?

Wenn du alles inhaltliche nur per Mail schickst und nie Bezug drauf nimmst, brauchst du ja wirklich nicht hingehen wenn du das besprechen in der Beziehung vermeidest seit 200h. Dennoch denke ich immer wieder, dann passt eben sein Ansatz nicht für dich. Schildkröten klettern auch nicht auf Bäume um Grünzeug fressen zu können.Das ist doch kein Drama von ihm mal ehrlich auszusprechen, zu sagen: Liebe Marlena, wir kommen da mit dem was ich ihnen anbieten kann und dem was sie annehmen/für sich nutzen könnte, offensichtlich für sie nicht hilfreich zusammen.... Das ist schon lange überfällig das zu thematisieren

Er sitzt die 100h auch noch mit dir ab ohne das es dir was bringt.... er ändert an seinem Angebot nichts...also bleibt der Ball bei dir, was wirst du tun? Änderst du was und wenn ja, was? Oder dreht ihr euch noch 100h im Kreis.

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Thread-EröffnerIn
Arakakadu
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Beitrag So., 13.02.2022, 09:07

Shukria ich kann dir gern per pn schreiben was ich in der Stunde so bespreche aber da ist mir das zu intim, darum bin ich nie auf deine Frage eingegangen. Aber ich habe 100 Themen und kläre nix, weil ich das gesagte wieder verdrehe und alles in ne andere richtung lenke. Zumindest sagt er das. Ich merke immer nur ich kapier nix mehr manchmal wird mir schwindelig oder ich mag und kann Themen nicht klären weil ich nicht tiefer gehen mag

Ja ich finde es auch sehr sehr seltsam dass ich keine Pause machen "darf". Ich meine der ausschlaggebende Punkt war dass das ich denke er lügt mich an.
Irgendwas in mir sagt, ja er hat dich nciht angelogen du bist wie immer davon ausgegangen wie auch bei anderen manchen und somit muss ich ja keine pause machen.
Und irgendwas in mir denkt sich, hä? Ist das nicht etwas seltsam....
Ich muss gestehen icb war nicht ehrlich zu ihm. Ich wollte eine Pause aber ich wäre nicht wieder zurück gekommen. Jetzt frage ich mich ob er das vielleicht weiß weil er mich kennt?
Ich hab mir Gründe überlegt für die Pause und wollte es mir offen halten ob ich wieder zurück gehe weil auch vieles gut war.
Ja ihr schreibt es verändert sich überhaupt nichts aber das ist ja nicht so dass sich gar nix bewegt. Aber ich mag nicht wieder diskutieren was verändert und nicht ist.
Bulimie hab ich auf jeden all immer noch. Aber ich will sie auch nicht loslassen, auch mit der Psychologin nicht die auf essstörungen spezialisiert ist bei der ich mir immer wieder VT Tipps abgeholt hab.

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Winni
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Beitrag So., 13.02.2022, 09:53

Guten Morgen Marlena.

ich möchte kurz noch abschließend auf Dein Post eingehen:
Marlena hat geschrieben: So., 13.02.2022, 08:22
Er meint, wenn ich immer denke er lügt mich an, dann sitze ich einem Lügner gegenüber und dann muss ich bitte die Therapie beenden…

… Er hat dann gesagt er stimmt einer Pause so nicht zu, er hat mir dann gesagt dass ich mich nie an die Regeln halte die wir vereinbart haben. Er sagte in Krisenzeiten gibt es Zusatzstunden oder Mails (ok im Sommer haben wir vereinbart dass ich das Mail schreiben unterlassen soll, ich habs immer weiter gemacht. Oft 3 oder 4 Mails hintereinander)…

…aber er sagt ich tu mir nix gutes damit wenn ich immer wieder versuche die Grenzen zu brechen und boykottiere meine Therapie. Er erklärte mir dass ich so nicut weiter komme. Denn nur ich kann was verändern. Er sagt er hält das alles aus, aber er sieht dass es mir nicht gut tut. Bla bla …

…Dann sagte er, dass sich dann nichts verändern wird wenn wir nicht endlich all das aus diskutieren und ich versuche das was ich ihm. Immer schreibe endlich anzusprechen.

Also es war so dass er mir immer gesagt hat dass es besser ist Emails zu besprechen wenn ich sie schon schreibe aber da ich das nicht mache, bittet er mich damit wieder aufzuhören. Ich habs nicht getan. Ich hab ihm manchmal zick Mails hintereinander…
Alles was ich oben lese, zeigt mir einen verantwortungsvollen Therapeuten der für Dich da ist. Was soll Dein Therapeut noch tun um das Dir zu vermitteln? Er gibt Dir Stunden, wenn er sieht, dass Du sie nötig hast.
Er lässt Dich Mails schreiben, will aber mit Dir darüber reden. Genau das tut ein guter Therapeut!
Er vermittelt Dir Strukturen, gibt Wege vor: „Reden“
Vom Schreiben allein gesundest Du nicht. Das geht nur mit therapeutischen Gegenüber im Gespräch.

Aber das wertest Du als „Blabla“. Du schlägst um Dich, obwohl er Dich sozusagen im Arm hält. Er kann nicht mehr sagen als „ ich habe Sie nicht angelogen“. Wenn Du ihm das nicht glaubst, musst Du wirklich gehen. Andere Theras hätten Dich vllt. schon rausgeworfen. Denn die Therapie ist sinnfrei wenn Du ihm nicht vertraust.

Er muss Dir nichts beweisen. Und er wird Dir nicht erzählen, was wirklich war: die Putzfrau, seine Schwester, seine Supervisorin… das ist sein Privatleben, das geht seine Patienten NICHTS an.
Er hätte Dir nicht einmal sagen müssen, warum er Stunden ausfallen lässt.

Überleg Dir, ob Du weiter so gegen ihn und Deine Gefühle anrennst. Du bist an einem schmerzlichen Punkt angekommen, aber in den Gesprächen mit ihm kannst Du Dir diese Schmerzen anschauen.

Du hast noch 100h, Du kannst mit diesem Thera noch viel erreichen. Oder zieh endlich die Reissleine und geh. Nicht „Pause“ - was soll daran besser sein als im Gespräch zu bleiben.

DU hast es in der Hand, es ist Dein Leben, Deine Verantwortung.

Ich wünsche Dir alles Gute!
"An Ärger festhalten ist wie wenn Du an einem Stück
Kohle festhältst mit der Absicht, es nach jemandem zu werfen -
derjenige, der sich dabei verbrennt, bist Du selbst" (Buddha)

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Zephyr
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Beitrag So., 13.02.2022, 10:15

Ich bin seit langem bei einer Analytikerin in Behandlung und kann deshalb einiges, was dein Therapeut (nicht) tut nachvollziehen.
Aber letztlich ist es total egal, ob wir das nachvollziehen können oder nicht.

Du lagerst immer wieder die wichtigen Fragen (Inwiefern kann ich ihm vertrauen, inwiefern kann ich mir und meiner Wahrnehmung vertrauen?) aus und agierst statt hinzufühlen.

Zum Beispiel jetzt beim Thema Absagen.
Du schreibst hier, wie sehr dich die Absagen mitnehmen, dass du schier durchdrehst und im nächsten Moment agierst du sofort, sagst Termine ab, fährst zur Praxis, siehst dort Licht brennen und stürzt dich dann auf die Vorstellung, dass er dich anlügt.
Aber ich vermute, dass du dieses ganze “lügt er oder lügt er nicht, ist er böse oder nicht?” Drama eigentlich inszenierst, um dich abzulenken von dem Drama in dir, das da lautet “ich werde verlassen, er ist nicht da, ich werde wieder allein gelassen”. Und weil du an dieses Gefühl nicht ran willst oder kannst beschäftigst du dich Tage lang mit Nebenschauplätzen, wirst übergriffig usw.

Analytische Therapie funktioniert aber nun mal so, dass man immer wieder an diese Gefühle ran geht, dass man solche Muster erkennt. “Wenn ich Angst bekomme verlassen zu werden, dann ist das so unaushaltbar, dass ich alles tue um von diesem Gefühl weg zu kommen.” Andere würden in dem Fall z.B. zur Flasche greifen, du produzierst Beziehungsdramen (das ist nicht abwertend gemeint, ich bin da selbst ganz gut drin, auch wenn meine Beziehungsdramen ganz anders aussehen als deine).

Das Problem erkennst du im Grunde ja fast schon selbst (aber eben nur fast?). Du kannst oder willst da nicht hin fühlen, wechselst das Thema sobald es dir “zu viel” wird, weichst aus, schreibst, statt zu reden (damit du in der Stunde die gefährlichen Gefühle deckeln kannst?)…

Vielleicht schaust du da mal mit deinem Therapeuten (oder alleine) hin und fühlst hin was genau da in dem Moment passiert, wenn du ausweichen willst. Erlaube dir ruhig auch noch auszuweichen. Das ist ja erstmal ein Schutzmechanismus den du im Moment noch zu glauben brauchst (und vielleicht ja auch wirklich brauchst, das kann niemand von außen beurteilen und genau deshalb wird dein Therapeut dich da auch nicht hinlenken. Solche Schutzmechanismen sind wichtiger Selbstschutz, solange wir sie eben brauchen. Leider auch dann, wenn sie gleichzeitig selbstzerstörerisch sind).
Aber fühle hin warum du das br@uchst, sei da ehrlich und mache das ruhig immer wieder. Irgendwann versteht man dann was da abläuft. Und mit Verstehen meine ich hier nicht nur kognitives Verstehen, sondern vor allem emotionales. Du fühlst dann was da wirklich los ist und kannst irgendwann, am Anfang nur ganz kurz, von außen auf diesen riesigen, mitreißenden Gefühlsstrudel blicken.

Oder du versuchst dich in dem Moment in dem du agieren willst “weil du schier durchdrehst” kurz innezuhalten und dir selbst zu sagen, dass du das nur tust, weil du die Gefühle nicht aushälst.
Diese ersten Schritte sind winzig klein und mühsam. Das ist leider so. Aber ich kann aus eigener Erfahrung (und auch mit frühen Traumatisierungen und Bindungstraumata) sagen, dass es sich unglaublich lohnt, weil sich wirklich was verändern kann.

ABER dafür MUSST du bereit sein mal irgendwas zu ändern. Kurz inne zu halten, kurz hin zu fühlen. Oder einfach mal Therapiestunden anders gestalten?
Ich habe irgendwann das hin fühlen auf Zeiten zwischen die Sitzungen verlegt, habe Tagebuch geschrieben und mich dann dort ganz in Ruhe einem Gefühl gewidmet. Und es dann in der Therapiestunde erzählt. Erst jetzt schaffe ich es manchmal einen Teil der Gefühle auch in der Stunde zu zu lassen.

Es gibt viele Möglichkeiten da ran zu gehen und was zu ändern. Aber wenn du immer nur das gleiche tust, wird sich gar nichts ändern. Das ist auch in einer analytischen Therapie so.

Ich würde mich an deiner Stelle mal grundlegend fragen, ob du wirklich an diese Gefühle von damals ran willst, sie aushalten willst.
Denn es gibt auch Therapieansätze bei denen du das nicht im gleichen Maße musst.
Weil wenn du das eigentlich nicht willst dann ist die analytische Therapie nichts für dich.

Und wenn du zu dem Schluss kommst, dass du dich diesen Gefühlen stellen willst, dann sei da klar mit dir. Treff eine Verabredung mit dir selbst und gucke hin wann und wo es dir gelingt und wann und wo nicht - und fühle hin.

Ich würde dir sehr wünschen, dass du da weiter kommst und es endlich mal schaffst irgendwas zu verändern. Ich weiß, wie furchtbar sich dieses Beziehungsdrama anfühlt, wenn man mittendrin steckt. :trost:

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Scars
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Beitrag So., 13.02.2022, 10:28

Ich finde das Beispiel von lisbeth großartig, aber ich frage mich, ob du überhaupt in einen „richtigen“ Nichtschwimmerkurs gehen würdest, Marlena? Oder hängst du viel zu sehr an deinem eigenen Drama?
Remember to leave pawprints on hearts.

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lisbeth
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Beitrag So., 13.02.2022, 10:29

Winni hat geschrieben: So., 13.02.2022, 09:53 Alles was ich oben lese, zeigt mir einen verantwortungsvollen Therapeuten der für Dich da ist
Ich sehe einen Therapeuten, der so von sich selbst und seiner Methode überzeugt ist, dass er sich nichtmal die Frage stellt, ob jemand anders Marlena besser helfen könnte. Und das ist für mich das Gegenteil von verantwortungsvoll.
Klar, er kann das Spiel endlos so weiterspielen, er leidet ja nicht. Und am Ende ist es dann Marlenas "Schuld" weil sie sein tolles Angebot nicht annehmen 'konnte'.

Bei bestimmten psychischen Problemen reicht es nunmal nicht, einfach nur zurückzuspiegeln: Sie manipulieren, Sie überschreiten Grenzen usw. Und es dann dem Patienten zu überlassen, mal etwas anderes auszuprobieren. Dafür fehlt die innere Struktur. Das aktiviert nur das Nervensystem und erzeugt innere und äußere Abwehr und noch mehr Drama. Und in dem Zustand ist ein sinnvolles Arbeiten überhaupt nicht möglich, sondern es dreht sich alles nur im Kreis.
Dass es wirr zugeht in den Stunden glaub ich sofort. Das spiegelt sich ja auch in den Forumsdiskussionen hier wieder. Und auch hier ist ja immer ganz viel Drama dabei.
Was komplett fehlt in der Therapie: Dass der Therapeut Marlena erklärt, worauf es für sie ankommt. Worauf sie achten muss, dass er mit ihr zusammen erarbeitet, wie sie erkennen kann, dass sie dabei ist, in eine Drama-Spirale sich reinzudrehen. Und wie sie die unterbrechen kann. Das sieht er als Marlenas Aufgabe, mit der sie aber überfordert ist, weil das Drama auch viel zu viel Raum einnimmt (kein Vorwurf an dich, Marlena! Sondern an deinen Therapeuten, der dir etwas zumutet, was du zum gegenwärtigen Zeitpunkt kaum bewältigen *kannst*...)

Mit seinen Beteuerungen hält er Marlena im therapeutischen Double-Bind. Sie leidet, aber er sagt, es braucht Zeit. Viiiiieeeel Zeit. "Aber das wird schon..." Wenn sie jetzt geht, wird er ihr die Schuld zuschieben. Oder sie sich selbst. Und er gibt ihr ja auch etwas, zumindest genug, um das Drama aufrechtzuerhalten. Was er nicht sagt: Wie sich das verändern soll, welche konkreten Schritte Marlena lernen soll. Es reicht nicht zu sagen: Sie üben Druck auf mich aus, überschreiten meine Grenzen. Die Grenzüberschreitung geschieht ja nicht, weil Marlena es so toll findet und Spaß daran hat, sondern aus innerer Not heraus. Der Weg wäre zu schauen, was kann ich machen, wenn mein innerer Druck steigt. Wie kann ich Regulierung finden, zunächst mit Hilfe von außen, dann aber schrittweise immer mehr in eigener Verantwortung.

Jetzt hat der Therapeut eine Grenze gezogen, was Mails usw angeht. Nachdem er vorher die meiste Zeit der Therapie gesagt hat: Schreiben Sie nur. Und auch das sieht er in der Verantwortung von Marlena. Dass sie versucht, ihn zu manipulieren, klar, das gehört zu ihrem "Problem" dazu. Aber er hat sich auch lange Zeit gut reinziehen lassen von ihr, manipulieren lassen. Als Fachmann hätte er da schon früher mal draufkommen können und von Anfang an weniger laisser-faire praktizieren müssen.

Um bei dem Schwimm-Beispiel zu bleiben: Ich glaube, Marlena, du wärst bei einem anderen Schwimmlehrer, der im flachen Wasser anfängt und in viel kleineren Schritten arbeitet, viel besser aufgehoben. Da hättest du auch Erfolgserlebnisse. Kleine Schritte zwar, aber du wüsstest auch selbst viel besser, was sich verändert und verbessert hat. Vielleicht auch einem Schwimmlehrer, der auf Menschen spezialisiert ist, die Angst vorm Wasser haben. Der auch um die Fallstricke weiß die sich da in der gemeinsamen Arbeit ergeben können.
Letztlich ist es deine Entscheidung, das stimmt. Und die wird dein Therapeut dir nicht abnehmen.


@sydney-b: Danke für die Blumen :red:
Bin Pastorentochter, das prägt.... Und das mit dem Schwimmen und (therapeutischen) Beziehungen hatte ich neulich bei meiner Kunsttherapeutin. War also noch ziemlich frisch im Kopf verankert...
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― Anne Lamott

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candle.
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Beitrag So., 13.02.2022, 11:27

Ich finde es ganz vernünftig was der Therapeut sagt.

Ich wurde auch mal vor so eine Wahl gestellt und es war gut so.

Ich sehe es nicht so, dass er Marlena was zuschiebt, sondern ihr definitiv die Möglichkeit einer eigenen Entscheidung gibt. Entweder will man ernsthaft Therapie machen oder nur sein Drama weiter fortsetzen.

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LovisTochter
Forums-Gruftie
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Beitrag So., 13.02.2022, 12:35

Wie soll man denn etwas ändern, wenn man gar keine anderen Handlungsstrategien hat und diese in der Therapie auch nicht vermittelt werden?
Darum geht es doch hier, oder?
Das Dinge erwartet werden, die ohne Unterstützung, Hilfestellung und Anleitung gar nicht verändert werden können. Wenn es möglich wäre, würde Marlena das sicherlich tun, denn sie leidet ja wie Hund unter all dem was sie tut.
Da ist, in meinen Augen, der Therapeut gefragt zu helfen und Möglichkeiten für einen Umgang mit schwierigen Situationen zu erarbeiten, was er aber hartnäckig verweigert.
Er macht eben keinen Schwimmkurs sondern schmeißt Marlena einfach nur immer wieder ins Wasser und mimt die Rettungsinsel, damit sie nicht komplett ertrinkt.
So bleibt sie doch aber immer von der Rettungsinsel abhängig, weil er sie eben nicht zu schwimmen lehrt und das finde ich ganz, ganz schlimm für sie /Dich.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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