Trigger durch Therapeuten

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Zauberlehrling
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 12:01

Hallo urmely,
urmely hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 07:16 ich möchte auch gar nicht, dass du über (m)einen Therapeuten urteilst
Schön, dass wir uns darüber einig sind :-> .

urmely hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 07:16 Vorwürfe mache ich ihm hoffentlich keine. Zumindest bemühe ich mich, dass ich immer von mir rede.
Das Eine hat ja nicht unbedingt etwas mit dem Anderen zu tun...

Du schreibst z.B. nicht, dass du deinem Therapeuten dankbar bist (für die Termine seit Februar, für den Mittagszeittermin),
sondern:
urmely hat geschrieben: Fr., 13.08.2021, 08:32 (was bei mir ankam wie: sei dankbar!)
Dein Gefühl ist, dass du dankbar sein sollst. Dass das dein Therapeut (plakativ geschrieben) von dir einfordert. Dagegen wehrst du dich. Daraus resultiert dann auch vielleicht dein Ping-Pong-Gespräch "Sie haben aber doch gesagt!" ?

In meiner Lesart sehe ich an der Stelle einen Vorwurf an deinen Therapeuten, dass er von dir ein Gefühl einfordert, das du eigentlich gar nicht empfindest/haben möchtest. Wie würdest du es nennen? Oder ist es anders?
Novembernacht

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urmely
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 16:55

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 11:52 Wobei er mir dann aber zu inkonsequent damit wäre...
Inwiefern? Ich steh auf dem Schlauch.
Waldschratin hat geschrieben: Mein Thera macht da "ganze Sache" und macht das mit den Mails gar nicht erst. Dem ists lieber, man ruft bei Krisen an, da hat man dann wenigstens die Stimme noch mit dabei. Am liebsten gibt er einem aber grade dann einen Zusatztermin. (Frage nicht, wie hoch die Hemmschwelle da für mich immer war... :roll: Aber gut, geklappt hats trotzdem und heute bin ich recht froh drum, dass er das so und nicht anders gestaltet hat. Ich war so verfranst im Damals, dass ich kaum was anderes wahrnehmen konnte und das im Jetzt Stattfindende fast immer nur aus und aufs Damalige hin einordnen konnte.)
Meiner scheint nicht gerne zu telefonieren. Seit dem ersten Termin schlägt er vor, dass ich mich per Mail melde, wenn ich Fragen oder Probleme habe. Meistens schreib ich so 1 Tag nach einem Termin, was mir noch an ungelösten Dingen im Kopf rum geht. Antwort gibt es nur, wenn ich ausdrücklich danach frage, was ich ok finde. Dumm war es halt, als er vergessen hat zu antworten, als ich darum gebeten hatte. Wenn ich mal nicht direkt schreibe, dann kommt in der nächsten Stunde schon eine Bemerkung, dieses Mal hätte ich mir aber lange Zeit gelassen oder so in die Richtung. Telefoniert habe ich erst 1 x mit ihm, das war als er mich mal abends angerufen hat, ob ich am nächsten Morgen gleich zu einem Extratermin kommen möchte. Sonst kommen auch solche Dinge per Mail.


Waldschratin hat geschrieben:
Naja, ich sags mal so : Kommt mir alles nur allzu bekannt vor... :red:
Danke, das beruhigt mich.
Waldschratin hat geschrieben:
Bist du dann auch drauf fokussiert, was er "macht"? Also ob er dem nachkommt, was du möchtest von ihm, vielleicht auch unbewusst einforderst?
Dass ER sich ändert, sein Verhalten ändert dir gegenüber etc. und sich komplett drauf ausrichtet, was DIR wehtut, dich in Unruhe bringt oder verunsichert etc.?
Jetzt wo du es sagst, ich denke ja. Ich checke quasi vom ersten "Hallo" die Lage. Wie schaut er, was sagt er, wie sitzt er, was spricht er an...
... und ja, manchmal bin ich fast schon neidisch, wenn ich von anderen lese, wie einfühlsam und vorsichtig ihre Therapeuten mit ihnen umgehen. Meiner ist sehr direkt, was ich aber prinzipiell eher mag und wahrscheinlich oft sogar brauche. Die letzten Wochen vor diesem letzten missglückten Termin kam er mir irgendwie zugewandter vor. Es kam ziemlich viel an Themen zur Sprache, dann hat er bemerkt, dass es mir zu viel wurde und mir extra Termine angeboten um das abzufangen. Das letzte Mal kam er mir wie ein strafender Ichweißnichtwas vor :-((

Waldschratin hat geschrieben: Auf den zweiten siehst aber anders aus : Sinn und Zweck der Therapie ist ja, dass man sich selber reflektieren lernt.
Also nicht die korrigierende Erfahrung im Vordergrund steht, sondern dass man sich selber begegnet darin : Was geht dann ab in einem, wenn das Gegenüber einen verletzt/im Stich lässt/nicht "entsprechend" reagiert auf die gesendeten Signale?
Das stimmt schon, aber ich kann damit wohl (noch?) nicht sinnvoll umgehen. Ich war einfach nur überwältigt, ohne benennen zu können, was da abgeht. So gesehen tut mir das hier im Forum wirklich gut, weil ich es jetzt schon ganz anders betrachten kann.
Waldschratin hat geschrieben: Korrigierende Erfahrungen sind klasse und wertvoll und heilsam, aber jedenfalls in meinem Fall konnte ich die erst dann "wirklich" an mich ranlassen, als ich nicht mehr so permanent im Damals verhaftet war.
Solange ich alles alles alles aus den damaligen Verletzungen und Nöten raus wahrgenommen und damit erlebt und damit das Gegenwärtige "umgeschrieben" hatte, war ja gar kein Platz in mir, das im Jetzt tatsächlich Vorgehende überhaupt als solches zu erleben.
Kommt halbwegs rüber, was ich meine...? :gruebel:
So ganz sicher bin ich mir jetzt nicht, ob ich das richtig verstehe. Ich würde bei mir vermuten, dass ich mit einer korrigierenden Erfahrung besser hätte umgehen können, aber das ist reine Theorie.

lg
urmely

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urmely
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 17:20

Hallo Zauberlehrling,
Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 12:01
urmely hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 07:16 Vorwürfe mache ich ihm hoffentlich keine. Zumindest bemühe ich mich, dass ich immer von mir rede.
Das Eine hat ja nicht unbedingt etwas mit dem Anderen zu tun...
Findest du? Wenn ich sage "ich fühle mich gerade wie ein kleines Kind, das in die Ecke gestellt wird und dem der Mund verboten wird.", würdest du sagen, dass das einen Vorwurf beinhaltet. Ist eine ernst gemeinte Frage, keine Provokation von mir!

Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 12:01 Du schreibst z.B. nicht, dass du deinem Therapeuten dankbar bist (für die Termine seit Februar, für den Mittagszeittermin),
sondern:
urmely hat geschrieben: Fr., 13.08.2021, 08:32 (was bei mir ankam wie: sei dankbar!)
Dass ich ihm dankbar bin sage ich ihm immer wieder bei Terminen und schreibe es ihm auch immer wieder in den Mails. Denn ICH BIN ihm dankbar. Es ist ja nicht so, dass es nicht auch Gutes gegeben hätte. Ich gebe aber zu, dass es mich triggert, wenn er von sich aus mich darauf aufmerksam macht, dass er das alles ja nicht hätte tun müssen.
Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 12:01 Dein Gefühl ist, dass du dankbar sein sollst. Dass das dein Therapeut (plakativ geschrieben) von dir einfordert. Dagegen wehrst du dich. Daraus resultiert dann auch vielleicht dein Ping-Pong-Gespräch "Sie haben aber doch gesagt!" ?
Spontan würde ich hier mit "nein" antworten. Aber sicher kann ich mir nicht sein.
Zauberlehrling hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 12:01 In meiner Lesart sehe ich an der Stelle einen Vorwurf an deinen Therapeuten, dass er von dir ein Gefühl einfordert, das du eigentlich gar nicht empfindest/haben möchtest. Wie würdest du es nennen? Oder ist es anders?
Da kann ich definitiv mit "nein" antworten. Wie ich weiter oben schon geschrieben habe, ich BIN ihm dankbar und ich sage ihm das auch immer wieder.

lg
urmely


Waldschratin
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 18:18

urmely hat geschrieben:Inwiefern? Ich steh auf dem Schlauch.
Ich bin da sicher nicht repräsentativ. ;-)

Aber mal ganz von mir aus betrachtet : Hätte ich einen Thera, der einerseits Mails bevorzugt, größtenteils auch gut damit klarkommt, wenn ich mich per Mail an ihn entlaste, aber dann kämen solche Bemerkungen wie jetzt letzthin dir gegenüber (dass er in den Mails "deine Befindlichkeiten" nicht mitbedenken kann-will), würde ich klarere Wege haben wollen.

Ich hätte schon Probleme damit gehabt, dass der Rahmen der Mails nicht klar umrissen ist. Was ist seine Arbeitszeit damit? Wie rechnet er die ab?
Ihr habt zwar vereinbart, dass er "nur" liest und nur dann dir antwortet, wenn du das ausdrücklich dazuschreibst, aber spätestens mit dem Moment, wo er das erste Mal die Antwort dann "vergessen" hätte, hätte ich es überhaupt gelassen mit den Mails. Das wäre mir viel zu viel "emotionaler Morast" gewesen, durch den ich da hätte durchwaten müssen, ohne den tragbaren "Grund und Boden" unter meinen emotionalen Füßen abschätzen zu können.

urmely hat geschrieben:... und ja, manchmal bin ich fast schon neidisch, wenn ich von anderen lese, wie einfühlsam und vorsichtig ihre Therapeuten mit ihnen umgehen. Meiner ist sehr direkt, was ich aber prinzipiell eher mag und wahrscheinlich oft sogar brauche.
Wie definierst du denn "Zugewandtheit" im Fall deines Theras konkret?
Für mich schließen sich nämlich die Direktheit meines Theras bei gleichzeitiger Zugewandtheit nicht unbedingt aus.

Meinst du mit "vorsichtig", dass er deine ihm bekannten Trigger ausklammert?

Bei der korrigierenden Erfahrung ists wohl ähnlich : Was würdest du dir da zur Zeit drunter vorstellen?
Was sollte/müsste dein Thera da tun?

Und dann lande ich wieder dabei, ob du es denn überhaupt schon als solche erleben könntest. Da sprech ich aber jetzt aus meiner eigenen Erfahrung, wie gesagt.
Ich hab mir was "Bestimmtes" von meinem Thera gewünscht mir gegenüber, aber gar nicht mitbekommen, dass er das schon längst getan hat, auch schon kontinuierlich und zuverlässig. Einfach aus sich raus, weil er so tickt.

Ich war aber zu sehr bei dem, was früher abgelaufen ist und wie ich drauf reagiert hab. Da drin bin ich "steckengeblieben", auch in meiner Verletztheit dadurch.
Und hab nichts anderes mehr erwartet, als dass sich das wiederholen wird.

Wenn mein Thera z.B. fürsorglich und behutsam mir gegenüber war, dann hab ich das kaum ausgehalten. Nicht vor Sehnsucht oder bisher unerfüllten Bedürfnissen, wie man das so oft mitbekommt von anderen.
Sondern weil ich dauernd drauf gewartet hatte, wann denn jetzt das unweigerlich drauf folgende "Schreckliche" endlich kommt...?
Und da drauf war ich fixiert wie`s Karnickel auf die Schlange, die es gleich frisst.

Was mein Thera mir da "tatsächlich" entgegenbrachte, hab ich gar nicht mitbekommen.
Da hat er einiges aushalten "dürfen" an "Unterstellungen" und was ich ihm da alles Miese zugetraut hab. Nicht weil ich ihm an sich nicht vertraute, sondern einfach deshalb, weil ich es gar nicht anders kannte.

Sowas kann einen Thera auch sehr frustrieren, hat es meinen bestimmt auch. Ich hab den ja praktisch ständig mit meinen Tätern in denselben Topf geworfen. Auch wenn mir vom Verstand her klar war, dass er anders tickt und da nicht mit reingehört. Sonst hätte ich ja gar nicht mich öffnen können ihm gegenüber und all diese "heißen Eisen" im Miteinander mit ihm angehen können.

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urmely
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 18:51

Teil 1
Waldschratin hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 18:18 Aber mal ganz von mir aus betrachtet : Hätte ich einen Thera, der einerseits Mails bevorzugt, größtenteils auch gut damit klarkommt, wenn ich mich per Mail an ihn entlaste, aber dann kämen solche Bemerkungen wie jetzt letzthin dir gegenüber (dass er in den Mails "deine Befindlichkeiten" nicht mitbedenken kann-will), würde ich klarere Wege haben wollen.
Im Moment sieht mein "klarer Weg" so aus, dass ich es vermeiden möchte, ihm nochmals eine Mail zu schicken.
Waldschratin hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 18:18 Ich hätte schon Probleme damit gehabt, dass der Rahmen der Mails nicht klar umrissen ist. Was ist seine Arbeitszeit damit? Wie rechnet er die ab?
Ihr habt zwar vereinbart, dass er "nur" liest und nur dann dir antwortet, wenn du das ausdrücklich dazuschreibst, aber spätestens mit dem Moment, wo er das erste Mal die Antwort dann "vergessen" hätte, hätte ich es überhaupt gelassen mit den Mails. Das wäre mir viel zu viel "emotionaler Morast" gewesen, durch den ich da hätte durchwaten müssen, ohne den tragbaren "Grund und Boden" unter meinen emotionalen Füßen abschätzen zu können.
Wie er das abrechnet, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Der Vorschlag mit den Mails kam ja vom ersten Termin an von ihm.
Die vergessene Antwort war Teil unseres letzten missglückten Mailverkehrs. Ich hatte ihn darauf hingewiesen, dass ich das Thema Mails an ihn jetzt auch unter dem Oberthema "Selbstsabotage" (das war unser Thema im Gespräch davor) ablege, weil das Warten auf eine Antwort, die dann nicht kommt, mich fertig macht. Seine Antwort war:

"Sehr geehrte Frau urmely,

ich habe schlicht und ergreifend vergessen auf Ihre email letzte Woche
zu reagieren.

Mit freundlichen Grüßen"

Wobei mir sofort das Wort "reagieren" anstelle von "antworten" auffällt, abgesehen von der Anrede...
Waldschratin hat geschrieben: Wie definierst du denn "Zugewandtheit" im Fall deines Theras konkret?
Für mich schließen sich nämlich die Direktheit meines Theras bei gleichzeitiger Zugewandtheit nicht unbedingt aus.
Der vorletzte Termin war ein Zusatztermin, den er mir Abends telefonisch durchgegeben hat, nachdem ich ihm nach dem Termin eine Mail geschickt hatte, weil ich echt komplett überfordert war mit all den Sachen, die innerhalb kürzester Zeit angerissen wurden und für mich dann "offen" da lagen und ich konnte sie nicht mehr "wegpacken". Bei diesem Zusatztermin meinte er, dass er glaubt, dass er in den letzten Sitzungen zu viel Tempo vorgelegt hätte. So selbstkritisch habe ich ihn tatsächlich noch nie erlebt. Wir konnten dann einiges "aufräumen". Am Ende meinte er, dass seine Frau für mich die Termine bis Weihnachten geplant hätte und ich dann nicht mehr mit meinen Terminen springen müsste. Dass er von sich aus einen Ausblick auf länger als den nächsten Termin gibt, war neu für mich. Dann erwähnte er, dass er im August und September jeweils 2 Wochen in Urlaub wäre, sprach aber dann gleich in beruhigendem Ton weiter, dass ich in der Zeit ihn jederzeit per Mail erreichen könnte und dass wir auch eine Lösung für meine AU finden werden. Bevor ich unruhig werden konnte, denn genau das wären meine Punkte gewesen. Er hat also "vorausschauend" mit mir gesprochen und hatte auf dem Schirm, was bei mir direkt an Programmen losgehen. Das war komplett neu für mich.
Waldschratin hat geschrieben: Meinst du mit "vorsichtig", dass er deine ihm bekannten Trigger ausklammert?
Ja, das wäre meine Vorstellung von vorsichtig. Oder, dass er mir irgendwann einfach mal signalisiert, dass er vorhat, diese Therapie mit mir in absehbarer Zeit weiter zu machen. Es gab bis zu der Aussage mit den Terminen NIE eine konkrete Aussage, wie es nach der Akutbehandlung weiter geht, obwohl ich das schon öfter angesprochen habe. Der nächste Termin ist Termin 11 von 12 und ein Therapieantrag wurde noch nicht gestellt, oder würde das ohne Absprache mit und Unterschrift von mir gehen?

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urmely
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 18:54

Teil 2
Waldschratin hat geschrieben: Bei der korrigierenden Erfahrung ists wohl ähnlich : Was würdest du dir da zur Zeit drunter vorstellen?
Was sollte/müsste dein Thera da tun?
Dass er meine Stimmung, wie z.B. die Panik beim letzten Termin, sieht und mir irgendwie etwas Beruhigende zukommen lässt. Das Beruhigendste, was ich vom letzten Termin in Erinnerung habe ist "Ich könnte mich jetzt von Ihrer Verzweiflung anstecken lassen, dann säßen wir bald beide nicht mehr hier." Ansonsten hat er meinen Zustand meines Wissens nicht mehr angesprochen. Ich muss aber auch gestehen, dass ich ganz viele Lücken habe. Und ich hätte mir gewünscht, er hätte mich nicht in diesem aufgelösten Zustand einfach gehen lassen. War halt echt ein schlechtes Timing, besser wäre gar kein Gespräch und nur die Verlängerung der AU gewesen.
Waldschratin hat geschrieben: Und dann lande ich wieder dabei, ob du es denn überhaupt schon als solche erleben könntest. Da sprech ich aber jetzt aus meiner eigenen Erfahrung, wie gesagt.
Ich hab mir was "Bestimmtes" von meinem Thera gewünscht mir gegenüber, aber gar nicht mitbekommen, dass er das schon längst getan hat, auch schon kontinuierlich und zuverlässig. Einfach aus sich raus, weil er so tickt.
Das könnte mir genauso passiert sein. Ich empfinde meinen Doc immer wieder als eben nicht zuverlässig. Es kommt mir vor, als ob ich über ein Drahtseil balanciere, er neben mir her läuft und wenn es richtig wackelig wird einen Schritt weg macht und mich zappeln und mit den Armen rudern lässt. Dass ich z.B. die versprochenen Termine NICHT von ihm ausgehändigt bekommen habe, obwohl er es für die letzte Stunde angekündigt hatte, verunsichert mich immer noch komplett. Ich habe von Anfang an die Panik, dass er mich wieder "verlässt", eines meine Grundprobleme im Leben.
Waldschratin hat geschrieben: Ich war aber zu sehr bei dem, was früher abgelaufen ist und wie ich drauf reagiert hab. Da drin bin ich "steckengeblieben", auch in meiner Verletztheit dadurch.
Und hab nichts anderes mehr erwartet, als dass sich das wiederholen wird.
Ich habe das Gefühl, dass sich bei mir das "Früher" wiederholt hat, so angefühlt hat es sich auf jeden Fall.
Waldschratin hat geschrieben: Sowas kann einen Thera auch sehr frustrieren, hat es meinen bestimmt auch.
Ich fürchte, mein Doc ist auch frustriert. Deswegen habe ich auch noch mehr Panik, dass er nicht weiter macht.

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Solage
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 19:16

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 18:18

Wenn mein Thera z.B. fürsorglich und behutsam mir gegenüber war, dann hab ich das kaum ausgehalten. Nicht vor Sehnsucht oder bisher unerfüllten Bedürfnissen, wie man das so oft mitbekommt von anderen.
Sondern weil ich dauernd drauf gewartet hatte, wann denn jetzt das unweigerlich drauf folgende "Schreckliche" endlich kommt...?
Und da drauf war ich fixiert wie`s Karnickel auf die Schlange, die es gleich frisst.

Das finde ich interessant liebe Waldschratin, weil ich finde dass das die Kehrseite der Medaille ist.
Die Angst, dass da jetzt was Schreckliches kommt, macht eben das Annehmen von Wertschätzung, Fürsorge, Liebe, Geborgenheit , Zärtlichkeit zunichte. Vielleicht schützt
das fantasierte Horrorszenario auch davor Sehnsucht und Bedürftigkeit wirklich zuzulassen.
Kann man schon nicht verletzt werden.

Sich auf ein gutes/korrigierendes Angebot einzulassen erfordert sehr viel Vertrauen auf beiden Seiten. Hat bei mir Jahre gedauert


Waldschratin
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 19:37

urmely hat geschrieben:Wie er das abrechnet, darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht. Der Vorschlag mit den Mails kam ja vom ersten Termin an von ihm.
Das ist mir schon klar, dass der Vorschlag von ihm kam.
Wäre für mich aber nicht der ausschlaggebende Punkt, wie ich dann damit umgehen würde.
Und schon gar nicht, wenn ich feststelle, was es alles in mir auslöst etc., mit dem ich mich nicht gut fühle. Da würde ich dann schon aktiv werden, "mitgestalten" wollen. Darüber mit ihm kommunizieren und halt gemeinsam passende Wege finden.

So klingt mir das ein bissl nach "Selbst schuld, meine Mutter, wenn sie mir im Winter keine Handschuhe anzieht und ich dann friere". ;-)
urmely hat geschrieben:Die vergessene Antwort war Teil unseres letzten missglückten Mailverkehrs. Ich hatte ihn darauf hingewiesen, dass ich das Thema Mails an ihn jetzt auch unter dem Oberthema "Selbstsabotage" (das war unser Thema im Gespräch davor) ablege, weil das Warten auf eine Antwort, die dann nicht kommt, mich fertig macht. Seine Antwort war:

"Sehr geehrte Frau urmely,

ich habe schlicht und ergreifend vergessen auf Ihre email letzte Woche
zu reagieren.

Mit freundlichen Grüßen"

Wobei mir sofort das Wort "reagieren" anstelle von "antworten" auffällt, abgesehen von der Anrede...
Ja, wie das abgelaufen ist, hab ich noch parat, du hast es ja schon ein paar Mal beschrieben hier.

Aber darum geht es mir gar nicht.

Mir wäre es einfach viel zu wackeliger Boden in mir selber.
Unabhängig davon, dass er mich hätte hängenlassen durch sein Vergessen und ich entsprechend enttäuscht und angetriggert gewesen wäre.


urmely hat geschrieben:Oder, dass er mir irgendwann einfach mal signalisiert, dass er vorhat, diese Therapie mit mir in absehbarer Zeit weiter zu machen. Es gab bis zu der Aussage mit den Terminen NIE eine konkrete Aussage, wie es nach der Akutbehandlung weiter geht, obwohl ich das schon öfter angesprochen habe. Der nächste Termin ist Termin 11 von 12 und ein Therapieantrag wurde noch nicht gestellt, oder würde das ohne Absprache mit und Unterschrift von mir gehen?
Keine Ahnung, wie dein Thera das handhabt. Bei mir gabs da immer vorherige Absprache mit mir und meine Unterschrift aufs Antragsformular.

Du sagst, du hast das angesprochen, schon öfter. Wie "klar" hast du`s denn angesprochen?
Mehr so "fragend", wie es denn weitergehen wird nach den Akutstunden?
Oder hast du mehr von dir geredet, dass du das "so", in der Luft hängend, nicht kannst und Perspektive in die Zukunft brauchst, um dich einlassen zu können?

urmely hat geschrieben: Ich empfinde meinen Doc immer wieder als eben nicht zuverlässig.[...]Dass ich z.B. die versprochenen Termine NICHT von ihm ausgehändigt bekommen habe, obwohl er es für die letzte Stunde angekündigt hatte, verunsichert mich immer noch komplett.
Glaub ich dir gerne! :ja:

Er IST ja auch nicht zuverlässig.
Die Frage ist, wie gehst du um damit?
Wie gehst DU um damit? Was machst DU damit?
Stellst du auch mal konkrete Bitten an ihn?

Die Frage ist nicht, ob ER überhaupt weitermacht mit dir, sondern ob DU das willst, dass er weitermacht mit der Therapie?
Und wenn ja : Zu welchen Bedingungen? Da mischst du nämlich mindestens genauso mit wie dein Thera. Er ist Dienstleister, du bist Kunde. Der wird bezahlt von dir. ;-)

Du bist bei den Akutstunden, heißt für mich, ihr habt noch gar keinen Antrag für ne längere Therapie gestellt.
Da der aber demnächst fällig wird, gehört sich das mal klar ausgesprochen, was denn jeder von euch will oder wo noch Entscheidungen gefällt werden müssen, Unklarheiten sind und Unentschlossenheiten.
Wieso warten, bis ER das auf den Tisch bringt? Warum wirst du da nicht "konkret" aktiv und diskutierst das mal "untherapeutisch" mit ihm? Das sind Rahmenbedingungen, die wären für mich grundsätzlich wichtig. Ohne die geklärt zu haben, würde ich gar nicht so emotional arbeitend einsteigen können, wie du es schon tust. Eben aufgrund der Unsicherheit, dann ja vielleicht nach 12 Stunden mit allem Aufgerissenen dazustehen alleine, weils keine weitere Therapie gibt.


Waldschratin
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 19:41

Solage hat geschrieben:Das finde ich interessant liebe Waldschratin, weil ich finde dass das die Kehrseite der Medaille ist.
Die Angst, dass da jetzt was Schreckliches kommt, macht eben das Annehmen von Wertschätzung, Fürsorge, Liebe, Geborgenheit , Zärtlichkeit zunichte. Vielleicht schützt
das fantasierte Horrorszenario auch davor Sehnsucht und Bedürftigkeit wirklich zuzulassen.
Kann man schon nicht verletzt werden.
Das hat bei mir noch viel "ursprünglicher" angesetzt, liebe Solage.
Ich kannte einfach gar nichts anderes, deshalb war das "die Welt" für mich. Es musste "zwingend" was Schreckliches geschehen dann, weil es eben davor immer schon so war, dass grade dann Schreckliches anstand.
(Das war ja auch die "Absicht" des an mir praktizierten Sadismus dahinter : Mich in Sicherheit wiegen, damit ich umso mehr geschockt werden konnte)

Ich hab da ein paar Jahre gebraucht, bis ich überhaupt da war, dass ichs mal als Abwehr und Vermeidung einsetzen konnte.

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urmely
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 20:07

Teil 1, meine Antworten sind immer irgendwie zu lang :-((
Waldschratin hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 19:37 Und schon gar nicht, wenn ich feststelle, was es alles in mir auslöst etc., mit dem ich mich nicht gut fühle. Da würde ich dann schon aktiv werden, "mitgestalten" wollen. Darüber mit ihm kommunizieren und halt gemeinsam passende Wege finden.
Ich habe das Thema schon mehrfach angesprochen. Dass ich manchmal das Gefühl habe, dass ihn die Mails nerven und dass mir nicht klar ist, wann und was ich ihm schreiben darf, dass ich eine konkrete Erlaubnis oder Anweisung brauch. Darauf lässt er sich nicht ein. Es kommt dann nur "schreiben Sie ruhig". Aber wie ich schon geschrieben habe, ich werde zukünftig versuchen keine Mails mehr zu schicken.
Waldschratin hat geschrieben: Mir wäre es einfach viel zu wackeliger Boden in mir selber.
Unabhängig davon, dass er mich hätte hängenlassen durch sein Vergessen und ich entsprechend enttäuscht und angetriggert gewesen wäre.
Genau so geht es mir ja auch und das habe ich ihm auch das letzte Mal gesagt. Es kam einfach nichts zurück.
Waldschratin hat geschrieben: Keine Ahnung, wie dein Thera das handhabt. Bei mir gabs da immer vorherige Absprache mit mir und meine Unterschrift aufs Antragsformular.
Eben, und das macht mir Angst.
Waldschratin hat geschrieben: Du sagst, du hast das angesprochen, schon öfter. Wie "klar" hast du`s denn angesprochen?
Mehr so "fragend", wie es denn weitergehen wird nach den Akutstunden?
Oder hast du mehr von dir geredet, dass du das "so", in der Luft hängend, nicht kannst und Perspektive in die Zukunft brauchst, um dich einlassen zu können?
Eine Mischung aus allem. Ich würde natürlich sagen, ich habe das total klar angesprochen. Ich weiß aber auch, dass bei mir im Gespräch mit ihm auch immer mitschwingt, dass ich unbedingt brav sein muss und ihn nicht verärgern darf, weil er mich sonst fallen lässt. Mein Film, nichts, was er je gesagt hätte. Deswegen kann es durchaus sein, dass ich da nicht so klar war. Was ich aber auf jeden Fall schon mehrmals angesprochen habe ist, dass ich wissen möchte, ob ich einen festen Therapieplatz bei ihm bekomme oder habe. Darauf nie eine konkrete Antwort sondern solche Aussagen wie "wer weiß, ob wir in einem Jahr uns hier noch sehen" oder so ähnlich.
Waldschratin hat geschrieben: Er IST ja auch nicht zuverlässig.
Die Frage ist, wie gehst du um damit?
Wie gehst DU um damit? Was machst DU damit?
Stellst du auch mal konkrete Bitten an ihn?
Wie ich damit umgehe: ich fühle mich wie in einem permanenten Schleudergang mit ab und zu kurzen Spülgängen, in denen ich rumdümpel, um dann gleich wieder durchgeschleudert zu werden.

Es gibt mittlerweile mindestens 6 Mails von mir an ihn mit ganz konkreten Fragen zum Fortgang der Therapie, zu meiner Angst von ihm fallengelassen zu werden. Er beantwortet mir nicht eine einzige Frage konkret. Deswegen habe ich ihn ja beim letzten Termin drum gebeten mir dann wenigstens zu sagen, dass er meine Fragen nicht beantworten wird. Seine Antwort "aber ich habe doch die Frage nach dem Termin beantwortet"... Normalerweise würde ich bei den meisten Gesprächspartnern dann aufstehen, sagen, dass ich mich auch selbst verarschen kann und gehen. Bei ihm kann ich das nicht, denn wenn ich gehen würde, wäre ich alleine.
Waldschratin hat geschrieben: Die Frage ist nicht, ob ER überhaupt weitermacht mit dir, sondern ob DU das willst, dass er weitermacht mit der Therapie?
Und wenn ja : Zu welchen Bedingungen? Da mischst du nämlich mindestens genauso mit wie dein Thera. Er ist Dienstleister, du bist Kunde. Der wird bezahlt von dir. ;-)
Ich habe nicht das Gefühl, dass ich an der Entscheidung beteiligt bin :-((

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Beitrag Sa., 14.08.2021, 20:11

Teil 2
Waldschratin hat geschrieben: Du bist bei den Akutstunden, heißt für mich, ihr habt noch gar keinen Antrag für ne längere Therapie gestellt.
Da der aber demnächst fällig wird, gehört sich das mal klar ausgesprochen, was denn jeder von euch will oder wo noch Entscheidungen gefällt werden müssen, Unklarheiten sind und Unentschlossenheiten.
Wieso warten, bis ER das auf den Tisch bringt? Warum wirst du da nicht "konkret" aktiv und diskutierst das mal "untherapeutisch" mit ihm? Das sind Rahmenbedingungen, die wären für mich grundsätzlich wichtig. Ohne die geklärt zu haben, würde ich gar nicht so emotional arbeitend einsteigen können, wie du es schon tust. Eben aufgrund der Unsicherheit, dann ja vielleicht nach 12 Stunden mit allem Aufgerissenen dazustehen alleine, weils keine weitere Therapie gibt.
Letztendlich muss es beim nächsten Termin Thema sein, ebenso wie die Anfrage der Krankenkasse, die er letzte Woche erhalten hat und das Thema Klinik und sein Bericht dafür. Ich merke, dass ich ambulant einfach nicht weiter komme bzw. das Gefühl habe, es wird immer noch schlimmer. Leider hat mich eine gute Klinik abgelehnt und jetzt muss ich mir eine neue suchen. Auch da hätte ich mir von ihm mehr Unterstützung gewünscht. In seinen Jahrzehnten Berufserfahrung wird er doch mehr als 1 Klinik positiv wahrgenommen haben :mad:
In mir tobt es, weil ich Angst habe, dass er sagt, er kann mit mir keine Therapie machen, ich mir dann aber auch nicht vorstellen kann, dass er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, mich jetzt einfach "angerissen" stehen zu lassen.

Und dann bin ich wieder bei meiner ganz ursprünglichen Frage: geht es da um Macht und deren Missbrauch oder ist er einfach wirklich so unsensibel, dass er über meine Ängste und Besorgnis so hinweg geht.

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Beitrag Sa., 14.08.2021, 20:51

Hallo urmely
urmely hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 17:20 Wenn ich sage "ich fühle mich gerade wie ein kleines Kind, das in die Ecke gestellt wird und dem der Mund verboten wird.", würdest du sagen, dass das einen Vorwurf beinhaltet. Ist eine ernst gemeinte Frage, keine Provokation von mir!
Ja, schon. Denn dein Therapeut stellt dich in dem Moment in die Ecke und verbietet dir den Mund. Du kannst aber auch sagen, dass du dich (von deinem Therapeuten) schlecht behandelt fühlst, weil... Das beinhaltet einen Vorwurf ;-) .

Für mich ist das Wort "Vorwurf" aber auch nicht wirklich negativ konnotiert. Wenn du mir einen Ball vor die Füße wirfst, sehe ich, dass du das machst, um mir u.a. den Ball zu zeigen oder zu zeigen, dass du mit mir spielen möchtest.

Wenn du mir eine negativ empfundene Aussage vor die Füße wirfst, möchtest du mir zeigen, wie es dir mit meiner Aussage geht.

Schau mal hier unter "Herkunft": https://de.wiktionary.org/wiki/Vorwurf

Worauf ich ein wenig hinaus will, ist, dass du Worte als solches vielleicht mal stehen lassen könntest, ohne sie durch deine Erlebniswelt einzufärben. Gerade auch, wenn sie von deinem Therapeuten kommen. Er steht nämlich auf deiner Seite, auch wenn du es nur schwer erkennen kannst. Und das ist sehr schwer.

Dass ich ihm dankbar bin sage ich ihm immer wieder bei Terminen und schreibe es ihm auch immer wieder in den Mails. Denn ICH BIN ihm dankbar.
Bisher hatte ich hier (glaube ich) das so noch nicht gelesen. Sondern eher in die Richtung, dass du das Gefühl hast, dass dein Therapeut deine Dankbarkeit einfordert. Vielleicht habe ich es auch nur falsch in Erinnerung.

Ja, das wäre meine Vorstellung von vorsichtig.
Wie stellst du dir dann eine Bearbeitung deiner Probleme vor, wenn sie ausgeklammert werden sollten?

"Ich könnte mich jetzt von Ihrer Verzweiflung anstecken lassen, dann säßen wir bald beide nicht mehr hier."
Damit hat er doch Recht? Ein Therapeut braucht die Distanz zu dir, um mit dir zusammen an deinen Problemen arbeiten zu können. Er sollte sich in deine Situation einfühlen können, ohne die Probleme selbst zu haben/ zu bekommen.
Novembernacht

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Solage
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Beitrag Sa., 14.08.2021, 22:32

Waldschratin hat geschrieben: Sa., 14.08.2021, 19:41
Das hat bei mir noch viel "ursprünglicher" angesetzt, liebe Solage.
Ich kannte einfach gar nichts anderes, deshalb war das "die Welt" für mich. Es musste "zwingend" was Schreckliches geschehen dann, weil es eben davor immer schon so war, dass grade dann Schreckliches anstand.
(Das war ja auch die "Absicht" des an mir praktizierten Sadismus dahinter : Mich in Sicherheit wiegen, damit ich umso mehr geschockt werden konnte)

Ich hab da ein paar Jahre gebraucht, bis ich überhaupt da war, dass ichs mal als Abwehr und Vermeidung einsetzen konnte
Vielleicht ist das die Kehrseite der Medaille.
Die Hoffnung, dass es in der therapeutischen Beziehung besser wird.
Ich war sadistischen Übergriffen schon als Kleinkind ausgesetzt.
Wiederholte sich das später, hatte es mich eigentlich nur bestätigt.

Wenn etwas zwingend Schreckliches geschehen muss, dann ist da kein Raum für etwas Schönes


Waldschratin
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Beitrag So., 15.08.2021, 06:48

Solage hat geschrieben:Ich war sadistischen Übergriffen schon als Kleinkind ausgesetzt.
Wiederholte sich das später, hatte es mich eigentlich nur bestätigt.

Wenn etwas zwingend Schreckliches geschehen muss, dann ist da kein Raum für etwas Schönes.
Liebe Solage,
das klingt danach, dass du inzwischen einen guten Begriff von "etwas Schönem" haben kannst.
Und das freut mich jetzt grad sowas von.... :heart:

Vernachlässigung, Gewalt und Übergriffe in allen Varianten ist ja schon an sich mehr als "genug", was man einem anderen Menschen antun kann. Aber ich empfinde diese ständige sadistische "Absicht" hinter allem, und dass das ohne Hemmungen ausgelebt wurde, als ob es das Normalste der Welt wäre, als das, was mich mit am meisten kaputtgemacht hat.

Weil es eben mir als "normal üblich bei Menschen" verkauft wurde, auch von Anfang an, eigentlich schon vorgeburtlich durch die Abtreibungsversuche.

Und das füllt dann eben "alles" aus, so dass es keine "Möglichkeiten" mehr gibt für einen, dass Menschen auch anders sein können.

Und ich kenne das eben auch so : Überhaupt mal eine Vorstellung dafür entwickeln zu können, was "schön" ist, wirklich "schön und angenehm und wohltuend" in Reinform, ohne dass ich mich für das "Schön", das mir von anderen Menschen verkauft wurde, selber vergewaltigen musste innerlich, war für mich, als dürfte ich eine neue Welt betreten mit "außerirdischen" Menschen darin.

Und so kam das bei mir, dass ich alles, was nach "Mensch" aussah, einfach nur als schrecklich ansehen konnte, ganz "selbstverständlich" und ohne Schmerz oder Bedauern oder Sehnsucht dahinter.

War halt so. :dunno:

Deshalb hatte ja auch kein Mensch ne Chance, Thera eingeschlossen, mal als der der er tatsächlich war und mit dem, was er tatsächlich mir entgegenbrachte, von mir auch "gewertet" zu werden. Ich konnte es ja nicht mal wahrnehmen.

Das mit Abwehr und Schutz vor neuerlicher Verletzung kam bei mir da wirklich erst einiges später.
War dann aber auch wieder mühsam... :roll:

Naja, letztlich hat sich die ganze Abplagerei damit ja gelohnt. Jetzt kann ich auch "Schönes und Angenehmes" in meinem Leben mir gönnen, auch in Reinform und ohne den konditionierten Beigeschmack dabei.

Mir tuts weh, dass du auch so viel Sadismus hast erleben müssen, liebe Solage. Aber es tut auch gut, da von jemand so 1:1 verstanden werden zu können.


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Beitrag So., 15.08.2021, 07:01

urmely hat geschrieben:Im Moment sieht mein "klarer Weg" so aus, dass ich es vermeiden möchte, ihm nochmals eine Mail zu schicken.
Find ich ne gute Entscheidung. :ja:
Nicht, weil "man" Mails nicht schreiben "dürfte", weil "man" dann dem Thera eine Zumutung wäre, ihn nerven würde etc.
Sondern weil es DIR mit dem derzeitigen Miteinander in Sachen Mails schlechter geht als ohne sie.


urmely hat geschrieben:Ich habe das Thema schon mehrfach angesprochen. Dass ich manchmal das Gefühl habe, dass ihn die Mails nerven und dass mir nicht klar ist, wann und was ich ihm schreiben darf, dass ich eine konkrete Erlaubnis oder Anweisung brauch. Darauf lässt er sich nicht ein.
Seine Erlaubnis und Anweisung dafür zu brauchen seh ich aber als was ganz Anderes als dass du es brauchst, dass er sich an seinen Teil der Vereinbarungen auch zuverlässig hält.

Dass er sich nicht drauf einlässt, dir "Richter und Henker" zu machen, finde ich professionell richtig von ihm.
Dass du mit solchen Wünschen und Forderungen an ihn kommst, dagegen herzlich normal.

Vereinbarungen trifft man gemeinsam. Er kann dir z.B. sagen, was er "anbietet", was seine Art zu arbeiten ist. Du kannst drauf erwidern, was deine Anforderungen sind, damit du nicht nur gut damit zurechtkommst, sondern sein Angebot auch nutzen kannst für dich.

Wo das nicht überein geht, werden Kompromisse ausgehandelt.
Stellt sich der Thera da "stur", hast du immer noch die Entscheidung, ob du "mitmachst" oder nicht. Muss ja nicht gleich Abbruch der ganzen Therapie sein, sondern wie im Fall der Mails z.B. eine Entscheidung deinerseits, dass diese Art Mailkontakt dir eher schadet als nutzt, also kommen Mails nicht mehr in Betracht für dich.

Da kannst du dann prüfen, ob der "Rest", den er dir therapeutisch anbietet, dir "reicht" für weitermachen mit ihm oder nicht.

Dass du Angst hast, im Zweifelsfalle alleine dazustehen, wenn er nicht weiter mitmachen will, kann ich nur zu gut verstehen.
Aber mal ganz nüchtern betrachtet : Schadet eine Therapie dir nicht eher, in der du deine kaputtmachenden Vorerfahrungen größtenteils wiederholst?

Aber gut, das ist jetzt rein nüchtern-verstandesmäßig von mir betrachtet.
Ich weiß selber, dass das liebe Innenleben da Amok läuft mit solchen Überlegungen.

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