Bin ich von meiner Therapeutin besessen?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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nulla
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Beitrag Di., 12.05.2020, 07:56

mio hat geschrieben: Di., 12.05.2020, 01:25 Falsch, der Boss ist der Patient.
Vielleicht war die Bezeichnung "Boss" unüberlegt, man kann es natürlich auch interpretieren, wie man mag. Zweifelsohne nimmt der PT jedoch eine Macht Position ein, was alleine schon durch die Hilfsbedürftigkeit des Klienten bedingt ist.

Dein Diskurs über Srlbstermächtigung mittels Schuldgefühle ist korrekt und bekannt, aber was du meiner Meinung nach übersiehst ist, dass im Fall der TE ja die Therapeutin selbst ist, die diese Ohnmachtsgefühle auslöst, und ich gehe jetzt einmal nicht davon aus, dass sie das gezielt tut.
Wenn Klienten von Haus aus in der Lage wären, ihre Muster zu erkennen und selbstbestimmt zu handeln, dann wäre in vielen Fällen überhaupt kein Therapiebedarf vorhanden.

Eigenverantwortung des Klienten ja, auf jeden Fall, aber eben im Rahmen seiner Möglichkeiten. Soweit meine Meinung.

LG nulla
"Wege entstehen dadurch, dass man sie geht."
(Kafka)

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Shukria
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Beitrag Di., 12.05.2020, 08:03

Sansa hat geschrieben: Mo., 11.05.2020, 20:36 Wie schon geschrieben, gibt es mir Sicherheit, wenn ich mich nicht zeigen muss. Das ich weiß wo die Knöpfe sind
Wie du alleine ohne Mitarbeit bzw. sogar durch Bedienen deiner Therapeutin da rauskommt weiß ich nicht. Das finde ich schwer. Therapie ist ja da damit von außen jemand dir die Muster spiegelt und dir hilft auszusteigen indem er sie nicht bedient.

Ich bin aus meinen erst mit einer neuen Therapeutin rausgenommen. Weil die nicht bedient hat und weil ich die Negativerfahrung immer bewusst erinnere, das mich genau das bei der ersten zwar beruhigt hat aber persönlich am Ende der Therapie ich keinen Schritt weiter war. Es war wie eine Droge. Solange Kontakt war super, Pausen und Beendigung - Absturz.
Das ist jetzt ganz anders.

Mit ihr wird das sehr schwer werden. Das wäre ja wie wenn du gerne Schokolade essen tätest aber zu ihr für ne Diät gehen würdest und jede Stunde hängt dort ne Tafel Schokolade vor deiner Nase statt Möhre zb. Klar ist es deine Verantwortung dort nicht zuzugreifen aber unterstützen beim Abnehmen würde ich das jetzt nicht nennen. Ich würde mir wohl ne arbeitsfähigere "Diätassistentin" besorgen wenn ich lernen will mein essverhalten auf gesünder umzustellen und nicht dort bleiben oder sie bitten die Schokolade wegzutun wenn ich da bin :->


Waldschratin
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Beitrag Di., 12.05.2020, 11:27

Sensa hat geschrieben:Mit der Therapeutin? Oder mit mir selbst?
Irgendwie ist das für mich nicht greifbar.
Im besten Falle formuliert ihr beide was, du für dich, aber auch sie mit dir und du mit ihr.
Überhaupt mal sich drüber austauschen, welche Ziele du verfolgst in den Stunden und welche sie, könnte schon mal sinnvoll sein. Damit ihr da mal miteinander abgestimmt bekommt, ob ihr nicht beide in völlig unterschiedliche Richtung unterwegs seid.

Dass das noch gar nicht greifbar ist für dich, spricht auch nicht grade für nen optimalen Therapieverlauf...
Wenn deine Thera in erster Linie eine "gute Freundin" für dich sein möchte, die dir "positive Gefühle" verschaffen will und dich mit Betüddelei und Wohlbefinden "versorgen" möchte in den Stunden, hast du mMn auch keine Chance, mal tatsächlich Nutzen aus dieser Therapie ziehen zu können.
Auch wenn sich das erstmal kräftig entlastend und wohltuend für dich auswirkt.

Ist wie bei Eltern : Wenn die die "besten Freunde" für ihre Kinder sein (und um die Burg bleiben...) möchten, bleibt Erziehung auf der Strecke.
Und damit jede Menge Halt und eigene Freiheit, weil die Kids dann orientierungslos vor sich hin wabern.
Ähnlich wie du es beschreibst : Nix Greifbares.

Darf ich dich fragen, aus welchen Gründen/welcher Motivation raus du diese Therapie begonnen hast?
War das aus deiner eigenen Not raus oder weil vielleicht dein Umfeld nicht mehr klarkam mit deinem Verhalten?

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Sansa
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Beitrag Di., 12.05.2020, 15:26

Irgendwie habe ich bei dem ganzen Lesen, das Bedürfnis die Therapeutin in Schutz zu nehmen.

Ich bin in Therapie, weil es mir nicht mehr gut ging. Zu viel gegeben und zu wenig genommen. Von heute auf morgen war Schicht im Schacht. Da ging nur noch der Gang zum Therapeuten.
Jetzt wo ich mich berappelt habe und mich besser gefusselt fühle, weiß ich nicht, wie es weiter gehen soll.

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DieBeste
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Beitrag Di., 12.05.2020, 15:47

Und zu dem Gefühl bin ich dann auch gekommen. Sie macht ja dass es dir kurzfristig besser geht und will auch bestimmt nichts „Böses“. Aber diese Beziehung ist toxisch. Das musste ich auch schmerzhaft erkennen.


mio
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Beitrag Di., 12.05.2020, 16:01

Vielleicht kannst Du es etwas differenzierter sehen:

Sie hat Dir geholfen, dass Du Dich stabilisierst und dass es Dir besser geht. Damit hast Du einen anderen Ausgangspunkt als zu Beginn Deiner Therapie. Und an diesem Punkt geht es mit ihr für Dich nicht mehr weiter sondern es muss etwas anderes her.

So etwas lässt sich auch problemlos besprechen so sie seriös arbeitet, vielleicht ahnt sie ja gar nicht, dass es sich nicht so entwickelt wie es gut für Dich wäre weil es einfach nicht als Thema in den Raum "darf"?

Dein Impuls sie zu schützen und an ihr "festzuhalten" entspricht in etwa dem Impuls eines Partners in einer Beziehung der an der Beziehung festhalten möchte weil sie zu Beginn der Beziehung so wundervoll und schön war dass nicht "geglaubt" werden kann dass das Vergangenheit ist weil man sich selbst so sehr verändert hat dass die Beziehung zum jetzigen Zeitpunkt einfach nicht mehr passt und eben nicht mehr wundervoll und schön ist weil sich zwischenzeitlich etwas entwickelt hat.

Es wird also das "weiterziehen" gescheut weil ein Verlust gescheut wird der so oder so existent ist, auch dann wenn man bleibt.

So, als ob Du Deine Füsse auf Krampf in ein paar zu klein gewordene Schuhe zwängen willst nur weil Dir diese mal so gut passten und Dir so treue Dienste erwiesen haben. Das kann nicht funktionieren, sie werden nur noch drücken weil sich Deine Füsse nicht mehr "verkleinern" lassen.

Will sagen: Nicht immer ist zu jeder Zeit das Gleiche gleich gut passend. Was gestern gut für Dich war ist nicht automatisch auch heute noch gut für Dich. Das hat mit "Schuld" auch wenig zu tun, von dem Trip musst Du runter finde ich, so etwas passiert einfach und nennt sich Veränderung/Entwicklung.

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Philosophia
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Beitrag Di., 12.05.2020, 16:08

Sansa hat geschrieben: Di., 12.05.2020, 15:26 Zu viel gegeben und zu wenig genommen.
Zumindest sollte das in deiner Therapie nicht auch so weitergehen. Sie sollte sich mal mehr zurückhalten. Es ist DEINE Therapiezeit. Sonst bist du bald auch in deiner eigenen Therapie ausgebrannt. Irgendwas muss also anders werden.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Sansa
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Beitrag Di., 12.05.2020, 20:18

Das klingt alles logisch und irgendwie nachvollziehbar was ihr schreibt, aber irgendwie möchte etwas in mir das so nicht wahrhaben.
Es verlangt förmlich danach, dass die Therapeutin gut für mich ist.
Und wie soll ich das überhaupt anbringen? Vielleicht empfindet sie es auch ganz anders wie ich.

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Shukria
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Beitrag Di., 12.05.2020, 20:26

Was du letztendlich machst und wie liegt bei dir. Du kannst hier ja auch nur Impulse für andere Blickwinkel und mgl Veränderungen bekommen.
Wenn du da aber keine Entsprechung in dir findest dann ist es eben (noch) nicht dran. Das ist doch auch okay. Letztendlich musst du ja mit leben und nicht die anderen.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 12.05.2020, 20:51

Sansa hat geschrieben: Di., 12.05.2020, 20:18 Und wie soll ich das überhaupt anbringen? Vielleicht empfindet sie es auch ganz anders wie ich.
Und wieder bist du bei IHR und nicht bei dir.
Es geht erst einmal nicht darum wie sie das empfindet, es geht um dich.
Es ist deine Therapie, dir soll sie helfen.

Erst wenn du für dich klarer bist kannst du entscheiden ob du das anbringst in der Therapie, wozu ich dir aber dringend raten möchte.
Auch da geht es nicht so sehr um das WIE.
Du bist die Patientin, du darfst unsicher sein, etwas holprig anbringen, ungeschickt, auch so dass im normalen Leben jemand gekränkt wäre oder genervt. Die Therapeutin ist aber Fachfrau, sie muss gelernt haben mit so etwas umzugehen.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 12.05.2020, 20:56

Shukria hat geschrieben: Di., 12.05.2020, 20:26 Wenn du da aber keine Entsprechung in dir findest dann ist es eben (noch) nicht dran. Das ist doch auch okay. Letztendlich musst du ja mit leben und nicht die anderen.
stimmt, es kann auch einfach sein: Etwas ist noch nicht dran

Ich möchte aber als Gedanke einwerfen:
Es gibt in aller Regel nicht beliebig oft und beliebig lange Therapie, es sei denn man zahlt selber
Und auch dann geht es um die eigene Zeit, die eigene Lebenszeit, die Energie usw.

Ich musst das auch erst lernen, aber ich würde nicht ewig viel Therapiezeit vergeuden, vertrödeln - es ist eine tolle Chance, die man nutzen kann und sollte!

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Shukria
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Beitrag Di., 12.05.2020, 21:27

chrysokoll hat geschrieben: Ich musst das auch erst lernen, aber ich würde nicht ewig viel Therapiezeit vergeuden, vertrödeln - es ist eine tolle Chance, die man nutzen kann und sollte!
Ich erkenne aus den Antworten der Thread Eröffnerin keinerlei eigene Impulse aus der Diskussion - die sich im Kreise dreht- ins eigenständige Handeln zu kommen. Entwicklung kann nur von innen heraus passieren. Was bringt es ihr denn wenn sie jetzt uns zuliebe die Aussprache mit der Therapeutin sucht und selber gar nicht dahinter steht? Was unterscheidet dann die Situation hier im forum von der mit der Therapeutin? Im schlimmsten Falle will sie es uns ebenso recht machen.

Von außen sind Dinge leicht zu raten. Aber auch im Wort Rat-schlag steckt Gewalt.


mio
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Beitrag Di., 12.05.2020, 21:30

Shukria hat geschrieben: Di., 12.05.2020, 21:27 Aber auch im Wort Rat-schlag steckt Gewalt.
Nur, wenn man erwartet dass jemand den Ratschlag auch befolgt.

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chrysokoll
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Beitrag Di., 12.05.2020, 21:33

nun, sie hat den thread hier eröffnet, sie beteiligt sich an der Diskussion

Mehr als Gedanken mitteilen, die eigenen Ideen, Eindrücke, Gefühle einbringen kann man doch nicht in einem forum
Was sie draus macht, kurzfristig und später ist immer ihre Sache
Natürlich ist es nie leicht was von aussen zu raten, aber ein Laien-Forum lebt doch nunmal von dem was verschiedene Leute an Meinung usw. einbringen

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Anna-Luisa
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Beitrag Mi., 13.05.2020, 09:11

Shukria hat geschrieben: Di., 12.05.2020, 21:27 Aber auch im Wort Rat-schlag steckt Gewalt.
Das halte ich für eine Floskel.
Fordere viel von dir selbst und erwarte wenig von den anderen. So wird dir Ärger erspart bleiben.
(Konfuzius)

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