Transgenerationale Traumatisierung

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:00

Du verstehst also keine Mathematik Stern? Oder fühlst Du mit den Zahlen mit?
Um das zu begreifen muss ich mich wirklich nicht mit irgendwem "hinsetzen" und fühlen, was der fühlt
Antworten gab es bereits:
stern hat geschrieben: Fr., 18.10.2019, 16:32
Wie soll Verstehen eines anderen Menschen funktionieren ohne sich (zumindest ein Stück weit) einzudenken oder bzw. zu -fühlen? Das erfordert aus meiner Sicht Empathie, die natürlich in verschiedenen Abstufungen gibt UND einen direkten Austausch mit der Person. Alles andere wäre (aus meiner Sicht) eh höchstens das, was man in jemanden legt.
Aber ein bisschen wird man die Schotten aufmachen müssen, wenn man etwas oder jemanden verstehen will, würde ich sagen... selbst wenn das auf eine intellektuelle Ebene beschränkt bleibt
.

Jemanden zu verstehen zu versuchen ist für mich keine mathematische Rechenaufgabe... und kann immer höchstens eine Annäherung sein, selbst in einer PT. Warum sich jemand verhält, wie er sich verhält, lässt sich eben nicht nur durch 1-2 Faktoren (bzw. Summanden) erklären und verstehen, sondern ist idR komplexer.
Liebe Grüße
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Philosophia
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:06

Ja, aber das Grobe, dass da wohl etwas Verstörendes war, dass diese oder jene Reaktion ausgelöst und dieses oder jenes Verhalten geprägt hat, dass lässt sich wohl auch allgemein sagen.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


mio
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:15

stern hat geschrieben: Fr., 18.10.2019, 19:00 Warum sich jemand verhält, wie er sich verhält, lässt sich eben nicht nur durch 1-2 Faktoren (bzw. Summanden) erklären und verstehen, sondern ist idR komplexer.
Es gibt auch sowas wie "höhere Mathematik". Und Menschen sind zwar individuell, aber SO individuell nun auch wieder nicht als das keinerlei Verallgemeinerungen möglich wären.

Schneide jemandem in den Arm und er wird bluten. Setze jemanden einer lebensgefährlichen Situation aus und er wird Angst haben (wenn er nicht gerade ein Psychopath ist oder aber ein andere Störung hat die seine Fähigkeit Angst zu haben einschränkt).

Komplex und simpel schließen sich nicht gegenseitig aus.

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stern
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:21

Sehe ich für meinen Teil nicht so. Ein Trauma muss auch keineswegs in einer Traumastörung münden, sondern bei vielen Menschen integrieren sich Traumata nach einer Zeit "automatisch" ohne bleibenden Schaden. Da kommen so viele Faktoren zusammen. Und selbst in einer PT gibt es für Erklärungen höchstens Modelle, die übrigens je nach Verfahren unterschiedlich sind. Und der Psychiater oder Soziologe oder Genetiker wird evtl. nochmals anders erklären, um etwas verstehbar zu machen. Solche Modelle sind auch nicht die Wirklichkeit selbst.

Und wenn es um Zusammenhänge gehen soll, wie Mio schrieb, ist es ja noch weniger tragisch, wenn sich jemand nicht damit befasst. Und alle anderen frischen hoffentlich epigenetische Erkenntnisse auf. ;) Im Ernst: Auch heutzutage weiß man so viel noch nicht... was vielleicht auch nicht so verkehrt ist.
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mio
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:26

Stern, ich bin vollkommen anderer Meinung als Du: Erst wenn ich die Zusammenhänge SEHE und BEGREIFE kann ich überhaupt wirklich was tun.

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stern
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:37

Was tun? Jemanden verändern wollen oder für sich selbst Grenzen ziehen und beachten? Für letzteres ist es eher wichtig, die eigenen Grenzen zu kennen. Ich muss nicht verstehen, warum ein Onkel Kinder missbraucht, um Kinder von ihm fernzuhalten.
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mio
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:47

stern hat geschrieben: Fr., 18.10.2019, 19:21 Ein Trauma muss auch keineswegs in einer Traumastörung münden, sondern bei vielen Menschen integrieren sich Traumata nach einer Zeit "automatisch" ohne bleibenden Schaden.
Du drehst das was Philosophia geschrieben hat UM Stern. Wenn jemand kein "auffälliges Verhalten" an den Tag legt, dann wird sich auch niemand Gedanken dazu machen warum derjenige ein auffälliges Verhalten an den Tag legt.


mio
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 19:49

stern hat geschrieben: Fr., 18.10.2019, 19:37 Ich muss nicht verstehen, warum ein Onkel Kinder missbraucht, um Kinder von ihm fernzuhalten.
Ich kann meinem Kind aber auch einfach beibringen dass es ein Recht auf Grenzen hat. Dann kann es sich selbst "fernhalten" was deutlich effektiver sein dürfte auf lange Sicht.

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stern
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 20:06

Ich drehe gar nichts um... sondern ich habe damit zum Ausdruck gebracht, dass es aus meiner Sicht keine 1:1 Verbindung von Erfahrungen zu Störung bzw. Reaktion gibt. Wäre echt schlimm. Und monokausal (oder durch 2 Faktoren erklärbar) erst recht nicht. Hierbei bzw. beim menschlichen Verhalten geht es nicht um Naturwissenschaften, wo man weiß, auch der 4. Bauklotz wird sich der Schwerkraft hingeben, wenn ich ihn loslasse. Erklärungsversuche halte ich nur für recht begrenzt möglich und sind auch in der PT nur ein Modell - je nach Verfahren sogar abweichend.
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stern
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 20:15

mio hat geschrieben: Fr., 18.10.2019, 19:49
Ich kann meinem Kind aber auch einfach beibringen dass es ein Recht auf Grenzen hat. Dann kann es sich selbst "fernhalten" was deutlich effektiver sein dürfte auf lange Sicht.
Darum ging es mir nicht, sondern um was zu tun, ist es nötig denjenigen zu verstehen?
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mio
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 20:28

Für meine Begriffe denkst Du zu sehr im Einzelfall in Bezug auf die Gesamtproblematik.

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saffiatou
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Beitrag Fr., 18.10.2019, 20:44

Etwas zu verstehen, bedeutet doch nicht gleichzeitig es gutzuheißen und mitzumachen, oder es sich immer wiedervergalten zu lassen, sondern nur zu wissen, wieso Traumata immer wieder weitergegeben werden und dann habe ich auch so vielleicht eher die Chance zu vermeiden, dass ich anderen schade.
never know better than the natives. Kofi Annan

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stern
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Beitrag Sa., 19.10.2019, 09:44

Und wie kommt es dann solchen Antworten, wenn es nicht um einzelne Personen geht, sondern um den theoretischen Überbau
Denn, den mir gegenüber übergriffigen, vergewaltigenden, Menschen weiterhin zu verstehen bedeutet, dass ich eben NICHT auf MICH ACHTE!
Reaktionen:
Jo Salage, du bist aber ein Produkt dessen, und nun kratzt und beißt du... so naiv und einfach gedacht...
Ein dreifach Hoch auf Therapie...
KomM klar in deinem Egoismus
Nein, Du bist die Souveränität und Selbstsicherheit in Person. Dich kratzt es nicht, wenn ein anderer ein "Problem" hat und das an Dir versucht "auszulassen", Du bekämpfst den dann nur in einer Tour obwohl es schon lange nicht mehr nötig ist. Weil Du bis vor kurzem noch dachtest, dass Du das weder kannst noch darfst. Echt STARK!
Obige Aussage war jedenfalls der Ausgangspunkt für meine Überlegungen.
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stern
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Beitrag Sa., 19.10.2019, 09:57

Erst wenn ich die Zusammenhänge SEHE und BEGREIFE kann ich überhaupt wirklich was tun.
Und auch hier: Um WAS zu tun, muss man WELCHE Zusammenhänge begriffen haben?
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Beitrag Sa., 19.10.2019, 10:30

Ich glaube nicht, dass man theoretische Zusammenhänge kennen muss, um anderen nicht zu schaden... eher dass man sich sich selbst gut kennt, usw. Also dass sehr wohl um konkrete Einzelpersonen geht. Forschung mag die eine oder andere Erklärung liefern.

Auch haben manche Menschen noch nicht einmal Kinder, wie die Tochter in der Doku. Oder es gibt als Ressource vielleicht noch einen sehr gesunden Elternteil oder andere Bezugspersonen. Also ich sehe es tatsächlich so, dass so so so viele Faktoren zusammenkommen, damit jemand wird, wie er wird. Seine Genetik kennt man ja noch nicht einmal... wenn man sowas dann als Erklärung heranzieht, bleibt es halt sehr hypothetisch. Und selbst zwischen Traumatisierung bzw. psychischer Störung besteht nicht unbedingt ein kausaler Zusammenhang.
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