Angst vor Klimawandel, Angst vor Verrohung

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Phobien, Zwängen, Panikattacken und verwandten Beschwerden.
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Kaonashi
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Beitrag So., 09.02.2020, 00:11

Achtung, nicht ganz ernst gemeint:
am Besten schützt man das Klima und die Umwelt, indem man keine Kinder in die Welt setzt.
Dann kann es einem auch egal sein, wie sich die Zukunft entwickelt, wenn man nur noch auf die eigene Lebenszeit schauen muss... (30 oder 40 Jahre wird der Planet hoffentlich noch halten)
Somit alle Probleme gelöst. :-)

Ne, ist natürlich nicht so meine Meinung. Ich freue mich auch, wenn die Tiere noch eine Lebensgrundlage haben. Scherz.

Wie auch immer, wenn es darum geht, was ich tun kann, dann denke ich immer, ich habe mein Soll erfüllt:
- keine Kinder
- keine Flugreisen
- Wohnung statt Haus usw.
Damit ist mein ökologischer Fußabdruck für einen Mitteleuropäer vergleichsweise klein. Das müssen die SUV-Fahrer mit 5 Kindern und 2x jährlich Urlaub im Süden erstmal aufholen.
Ich denke, da sollte man auch eher ansetzen, ganz gezielt bei den großen Verbrauchern, Firmen, Vielfliegern, große Autos usw., da kann man am meisten einsparen. Dann bräuchten Geringverdiener auch nicht so viel Angst haben, dass man ihnen von dem wenigen noch was wegnimmt.

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mio
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Beitrag So., 09.02.2020, 01:29

Dummerweise sind die es, die sich am meisten "brüsten" mit ihrer angeblich so vorbildlichen Lebensweise. Und die Reaktion darauf ist dann wieder Angriff. Verständlich, nur leider nicht sinnvoll.

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stern
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Beitrag So., 09.02.2020, 07:13

Von daher ist eben auch die Frage welchen Nutzen solche Persönlichkeiten für eine Gesellschaft auch haben können. ZB. dass sie in Situationen die den anderen Gruppenmitgliedern Angst machen handlungsfähiger bleiben weil sie nicht emotional reagieren. Das hat schon was mit Evolution zu tun. In Zeiten als die Menschen noch mit Säbelzahntigern kämpfen mussten war so jemand unter Umständen gold Wert für seine Gruppe.
Es geht im Zusammenhang des Klimawandels doch nicht um Angriffe von Säbelzahntigern (Traumata)??! Sondern z.B. darum, dass manche Menschen z.B. Artensterben nicht kalt lässt... das ist auch etwas völlig anderes als Supermarktängste.

Gesunde Menschen haben Ratio und Emotio... und können beides zur Entscheidungsfindung nutzen.

Aber wie gesagt, sicherlich kann man Ängste (und auch andere Gefühle) vor Veränderung sicherlich durch "übliche" Abwehrreaktionen wie Verleugnung, Rationalisierung, Abwertung, Verdrängung von sich fernhalten.

Ich würde Skrupellosigkeit nicht als Evolutionsvorteil verkaufen, wenn diese vorher die Lebensgrundlage zerstört, die es zur Evolution brauchen würde. Evolution vollzieht sich nicht über ein paar Generationen, sondern über sehr lange Zeiträume hinweg... durch zufällige Genmutation oder nat. Selektion. Letzteres ist jedoch schon genau nicht der Fall, wenn meinetwegen massenweise Insekten durch Pestizideinsatz vernichtet werden... das wäre vielmehr eine menschengemachte Umweltveränderung. Auch dazu gibt es in Lehrbüchern genügend Beispiele... z.B. wenn man Tiere aus anderen Ländern zur Schädlingsbekämpfung aussetzte, was dann -weil das natürlich nicht so genau vorhersehbar ist, was passiert, wenn der Mensch Gott spielt- Bestände so verändert hat, dass man sich noch viel gravierendere "Plagen" heranzüchtete

Ich wage zu bezweifeln, dass ein Notfallprogramm (das anspringt, wenn man einem Säbelzahntiger gegenüber steht) geeignet ist, besonders wertvolle Entscheidungen zu treffen - findet man diese Menschen doch oft in Therapien wieder. Im Notfall werden verschiedene Funktionen/Areale abgeschalten, um einzig eine schnelle Flucht o.ä. zur ermöglichen.

Der Mensch kann sich mehr oder weniger bewusst für einen Lebenstil entscheiden... Ob ich einen SUV fahre oder nicht hat kein Notfallmechanismus und auch nicht die Genetik oder Evolution entschieden, sorry.

Leute, die (aus welchen Gründen auch immer) den Zugang zu Emotionen (und zur Empathie, um die es mMn auch geht) verloren haben, denen fehlt eher eine (weitere) Informationsgrundlage. Fakten sind auf jeden Fall nicht alles. Ob das ein Vorteil ist im alltäglichen Leben, hmm. Und für die Evolution: siehe oben.
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stern
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Beitrag So., 09.02.2020, 08:04

Wenn ihr wissen möchtet ob es richtig ist dass es diese Menschen gibt wird es komplizierter, die Evolution hat sie bisher zumindest noch nicht ausgesiebt, also scheinen sie auch irgendeinen Vorteil für die Menschheit zu haben bzw. gehabt zu haben. Ob sie diesen Vorteil in der heutigen Zeit noch mitbringen wäre zu prüfen.
Das "Aussieben" verhindert ebenfalls die Kultur (bzw. das Eingreifen des Menschen in die Natur), hier z.B. dadurch dass skrupellose oder empathiegestörte Menschen (die meinetwegen Artgenossen töteten oder Lebensmittel gestohlen haben) nicht ebenfalls mal von jemandem ums Eck gebracht werden, sondern heutzutage eher in Gefängnissen landen (evtl. mit Aussicht auf Freilassung).
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stern
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Beitrag So., 09.02.2020, 09:16

Aus politischer Sicht ist die Erklärung aus meiner Sicht einfach: Wirtschaftswachstum hat einen höheren Stellenwert als Umweltziele). Unterschiede je nach Partei sind aber beachtlich.
mio hat geschrieben: Sa., 08.02.2020, 22:22
Hast Du Dich schon mal gefragt welcher Strategie die ganzen "AfD" Anhänger so folgen? Sie bauen genau darauf. Und das ist leider ziemlich geschickt. Kleine "Zünder" in den Raum werfen, Empörung verursachen, sich dann gaaaanz unschuldig zurücklehnen und darauf warten bis sich die Masse selbst soweit aufgespalten hat dass ihr Stündlein schlägt. Und leider geht dieser Plan medial ziemlich gut auf.
Nur würde ich eine gesunde Emotionalität keinesfalls auf eine Stufe mit kalkulierten manipulativen AfD-Provokationen stellen wollen. Ein Beispiel bietet auch der Thread... das verlinkte Video wurde von einer AfD-Community erstellt (wurde sicherheitshalber nun unbenannt). Hier wird sich ja noch nicht einmal die Mühe gemacht, mit Argumenten auseinanderzusetzen. Nein, man schneidet ein Video eines Wissenschaftlers unter Hinzufügung eigener Botschaften so zusammen, dass sich die gewünschte Botschaft ergibt. Noch nicht einmal mit dem Schnitt hat man sich Mühe gegeben. Und das rotzen dann Leute in diverse Foren mit hoher Reichweite.

Und auf der anderen Seite gibt es Trends in Richtung Achtsamkeit, siehe Thread. Das wird öfters damit begründet, dass das wichtig sei, weil diese Fähigkeit heutzutage abhanden gekommen sei. Vielleicht ist etwas dran? Nun, es wird uns zumindest leicht gemacht... auf die Packung mit Bodenhaltungseier wird einfach ein glückliches Huhn gemalt... und schon muss ich mich nicht mehr mit ganz natürlichen Emotionen zur Haltung auseinandersetzen. Fleischkomsum dito... wenn man den kompletten Prozess verfolge würde, würden sich vielleicht natürliche Emotionen zeigen... aber so kann man praktischerweise Endprodukte konsumieren, die gar nicht mehr an ein Tier erinnern... und wenn, dann signalisiert ein Bild eine natürliche Kuh auf einer grünen Wiese mit Aussicht auf die Berge. Bei größeren Anzahlen wird auch der Effekt greifen, dass das Vorstellungsvermögen Begrenzungen unterliegt. Dafür gibt es als Ausgleich dann lieber einen Achtsamkeitskurs obendrauf.
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mio
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Beitrag So., 09.02.2020, 12:35

stern hat geschrieben: So., 09.02.2020, 09:16 Nur würde ich eine gesunde Emotionalität keinesfalls auf eine Stufe mit kalkulierten manipulativen AfD-Provokationen stellen wollen.
Ich glaube dass jemand der sich so leicht provozieren lässt eben KEINE gesunde Emotionalität hat und deshalb funktioniert diese Strategie auch so gut: Weil ZU emotional reagiert wird.

Du beklagst die Werbung? Ja, sie ist Teil des Problems, sie funktioniert nämlich genauso.

Ich versuche ein Bedürfnis zu identifizieren (zB. nach einer harmonischen Familie, einem schönen Zuhause oder oder oder), dann koppele ich mein Produkt mit einer Situation die genau das zeigt und schwups verlieren die Leute ihren gesunden Menschenverstand und glauben wenn sie das Produkt kaufen dann kaufen sie auch die es bewerbende Situation. Natürlich nicht bewusst, dass passiert unbewusst, eben auf der emotionalen Ebene.

Das glückliche Huhn auf der Packung soll doch auch ein "gutes Gewissen" suggerieren und es funktioniert, obwohl das Bild rein gar nichts aussagt über die Realität.

Mit dem selben Phänomen arbeitet die AfD, aber auch FfF.

Nun kann man natürlich anmerken: Ja aber vom Klimaschutz profitieren wir doch! Richtig, das hätten wir aber schon vor Greta getan und es hat sich keiner dafür groß interessiert. Warum also interessiert es jetzt so viele (angeblich)? Weil jemand einen "Reiz" gesetzt hat der auf ein Bedürfnis abzielt und der Reiz ist nicht die Botschaft, der Reiz ist die "Verpackung", also Greta als Person. Ein trauriges 16jähriges Mädchen dass ganz allein vor einem Parlament sitzt und ein Schild in die Luft hält, das berührt einen doch sozusagen automatisch. Besser hätte es sich kein Werbestratege der Welt ausdenken können. Und das hat jemand erkannt, fragt sich nur: WER? Really the good guy? Or was it the bad guy?

Und da kommen wir zu der Frage wer profitiert wovon oder glaubt davon zu profitieren? Von der Aufmerksamkeit für das Thema profitiert der Umweltschutz, von der Art wie die Debatte geführt wird profitiert die AfD aufgrund besagter gesellschaftlicher Spaltung.

Das Problem sind nicht die Leute die auf das Thema aufmerksam werden und wirklich einfach nur entsprechend ihr Handeln überdenken und andere Menschen sachlich informieren, das Problem sind die Leute die in Panik verfallen und aus lauter Panik anfangen jene Mitmenschen anzugehen die in ihren Augen nicht "schnell genug" oder "gut genug" verstehen.

Das Problem ist auch nicht der Rentner mit dem SUV der sich ein hohes Auto wünscht in das er leichter einsteigen kann, der hat erst mal nur ein normales Bedürfnis. Das Problem sind die Hersteller die diese Kisten so bauen wie sie sie bauen: Verbrauchsintensiv und umweltfeindlich. Der Rentner hat ja nix von der Umweltfeindlichkeit seines Autos, der hat auch nix von dem hohen Verbrauch, der will nur leichter einsteigen können und lässt sich das halt entsprechend was kosten. Das würde er aber auch tun wenn die Kiste umweltfreundlich wäre solange sie sein Bedürfnis befriedigt.

Das Problem sind nicht die Bedürfnisse der Menschen sondern das was mit ihnen gemacht wird und dass der Mensch so reflexhaft auf etwas anspringt sobald seine Bedürfnisse angesprochen werden.

Die Argumentation "Aber Mitgefühl ist doch etwas gesundes!" greift also nicht wirklich wenn dieses Mitgefühl mehr Mitleid als ein Verstehen des Anderen meint, also Einfühlungsvermögen, denn das würde auch beinhalten dass man bereit und fähig wäre sich auch mit der Position desjenigen auseinanderzusetzen der etwas anderes möchte als man selbst für richtig hält. Dann entstünde echte Kommunikation, dieses übertriebene Mitleid oder diese übertriebene Angst sorgt hingegen nur für Monologe und so letztlich für Streitgespräche und Spaltung. Und nur weil viele das gleiche sagen wird aus dem Monolog auch kein Dialog, weil ein Dialog eben mehrere Positionen (inhaltlicher Natur) gelten lässt und sich sachlich mit ihnen auseinandersetzt.


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Beitrag So., 09.02.2020, 12:37

Dieses "Ich will aber dass Du!" und "Wie kannst Du nur!" ist letztlich ein Zeichen von emotionaler Unreife, das bestätigt Dir jeder Entwicklungspsychologe. Ebenso wie es ein Zeichen für emotionale Unreife ist wenn Menschen nichts gelten lassen können als ihren eigenen Standpunkt/ihre eigene Meinung und sich von anderen Meinungen bedroht fühlen und wütend werden anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen. Da gelingt einfach der Perspektivswechsel "Das eine bin ich, das andere ist der andere" noch nicht gut genug und die Erkenntnis dass der andere nicht automatisch das machen muss was ich will nur weil ich es will ist noch nicht so richtig ins Bewusstsein durchgedrungen.

Mami gehört einem doch schließlich und man braucht sie doch auch! Also hat sie gefälligst auch so zu sein wie man sie haben will... Dumm nur, wenn Mami nicht so ist wie man selbst und auch mal eigene Bedürfnisse oder Ansichten hat, das tut dann schon ziemlich weh. Bis man eben begreift, dass Mami so halt ist und so auch sein darf weil sie eben KEIN TEIL der eigenen Person ist sondern ein eigenständiger Mensch, wie man selbst :!!: auch. Und das es auch möglich ist NEBEN Mami zu existieren, nicht nur VON IHR.

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Philosophia
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Beitrag So., 09.02.2020, 13:10

Nun...hier gehts aber imm nur um Mitgefühl mit Menschen, d.h. auch andere Positionen stehen lassen usw. - aber die Positionen der Tiere, die jetzt gerade ausgerottet werden, ist offenbar egal...
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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stern
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Beitrag So., 09.02.2020, 13:57

mio hat geschrieben: So., 09.02.2020, 12:35
Ich glaube dass jemand der sich so leicht provozieren lässt eben KEINE gesunde Emotionalität hat und deshalb funktioniert diese Strategie auch so gut: Weil ZU emotional reagiert wird.
Deine Meinung, ich finde schon, dass man auf heftige Provokationen entsprechend emotional reagieren kann. Emotionen sind. Was anderes ist, welche Konsequenzen ich auf Handlungsebene ziehe. Emotionalität schließt besonnene und kluge Reaktionen nicht aus - bei nicht impulskontrollgestörten Menschen zumindest.
Du beklagst die Werbung? Ja, sie ist Teil des Problems, sie funktioniert nämlich genauso.
Jein. Also natürlich ist Werbung auch eine Manipulation. Aber im Thread wird ja alles mögliche als ungesunde bis pathologische Emotionalität dargestellt. Das sehe ich in vielen Fällen eben nicht, wenn jemand z.B. auf Artensterben o.ä. emotional reagiert. Auch würde ich es für eine natürliche Emotionalität halten, wenn man den Prozess zur Kuh zum Bürger mitverfolgen würde und darauf emotional reagieren würde. Dazu braucht es keine Schocker... aber natürlich braucht es verschiedene Schritte von der Massentierhaltung bis zum Auspacken der Burger Patties vom Discounter. Aber das will "man" nicht immer an sich heranlassen... und kauft dafür dann lieber die Werbekosten für das Bild einer glücklichen Kuh und einen Werbeslogan für ein ökologisches Wohlfühlfeeling mit.

Es ist einfach so: Konsum hat Folgen... auch für andere (inkl. Umwelt). Und hier setzen verschiedene Mechanismen ein, das abzuwehren - aus verschiedenen Gründen/Motiven heraus.

Nun kann man natürlich anmerken: Ja aber vom Klimaschutz profitieren wir doch! Richtig, das hätten wir aber schon vor Greta getan und es hat sich keiner dafür groß interessiert.
Sehe ich nicht so... vor Greta und anderen gab es z.B. die Grünen und Greenpeace... die auch ziemlich viele Menschen mobilisiert haben. Die Themen sind bzw. waren höchstens nicht immer die gleichen... und Bewegungen/Demos sind mittlerweile leichter international organisierbar. Und ich würde nicht sage, dass nichts bewirkt hat, im Gegenteil.

Aber so Typen wie Trump schaffen es im Vorbeigehen, mühsam aufgebaute Errungenschaften durch ein paar Unterschriften wieder rückgängig zu machen. Finde ich voll in Ordnung, wenn es Menschen gibt, die das nicht kalt lässt und sich engagieren.

Oder siehe auch Thüringen, was auch das Thema streift (Zusammenhang: Tabubruch, Skrupellosigkeit der AfD): Die Reaktionen in Social Media hatte erheblichen Einfluss auf die Amtsträger ausgeübt.

Die Aufmerksamkeit geben Greta übrigens andere. ;) Selbst ihre Gegner.
Auf Phönix läuft (edit: lief) aktuell eine Doku zu Greta. :lol:
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stern
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Beitrag So., 09.02.2020, 14:46

Dieses "Ich will aber dass Du!" und "Wie kannst Du nur!" ist letztlich ein Zeichen von emotionaler Unreife, das bestätigt Dir jeder Entwicklungspsychologe. Ebenso wie es ein Zeichen für emotionale Unreife ist wenn Menschen nichts gelten lassen können als ihren eigenen Standpunkt/ihre eigene Meinung und sich von anderen Meinungen bedroht fühlen und wütend werden anstatt sich mit ihnen auseinanderzusetzen.
Greta geht es nicht nur um Aufmerksamkeit, sondern insbes. auch um politische Änderungen (die nach wie vor unzureichend sind). Demonstrationen sind ein hochdemokratischer Akt... und sie löst damit auch öffentliche Debatte aus. Demokratische Wege zu bestreiten finde ich sehr reif. Vorschreiben kann Greta niemandem etwas... sie bzw. die Klimabewegung stellt so gesehen auch nur ihren Standpunkt dar. Aber ich sag's ja: Anscheinend ist sie selbst für Menschen bedeutsam, für die sie eine Reizfigur ist. Vielleicht haben diese Menschen auch Angst? Nur andere... z.B. vor Bevormundung, Stromkosten, usw.

Was soll sie denn auch machen, wenn ihre die Entwicklung nicht passt? Man kann über sie sagen, was man will... aber das macht sie (anders als Leute, die irgendwelche manipulativen Videos schneiden) ziemlich erfolgreich.

Billige Provokationen hingenen, auf die die AfD u.a. setzt, mögen vorübergehend funktionieren... aber das nutzt sich ab und schafft noch längst keine Veränderung.
Zuletzt geändert von stern am So., 09.02.2020, 14:48, insgesamt 1-mal geändert.
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mio
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Beitrag So., 09.02.2020, 14:46

Nein, sie ist nicht egal. Aber es hat wenig mit erwachsener Empathie zu tun sich so sehr mit einem Tier zu identifizieren dass man genauso zu leiden meint wie das Tier. Ebensowenig wie dies unter Menschen erwachsen ist.

Zumal ein Mensch ja weder sicher beurteilen kann was ein anderer Mensch fühlt noch was ein Tier. Dass ein Tier sich unter Bedingungen die nicht seinen natürlichen Bedürfnissen entsprechen wahrscheinlich nicht sonderlich wohl fühlt ist leicht vorstellbar und ja auch beobachtbar weil es zu auffälligen Reaktionsweisen kommt die auf Stress hinweisen, immerhin entspricht dies nicht seiner Art. Aber ob ein Feldhamster es dramatisch findet dass die Feldhamster aussterben? Der wird das kaum wissen, dass weiss nur der "mitleidige Mensch".

Wenn man also nicht emotional sondern rational an die Frage rangeht, dann ist die Bedeutung der Tierart für das Großeganze der Faktor der einen interessieren sollte wenn es einem um das Großeganze geht und nicht darum dass man auf Krampf JEDES Aussterben verhindern möchte weil man mit Veränderungen ein Problem hat. Die Welt hat sich immer verändert und sie wird sich auch weiterhin verändern. Die Frage ist also nicht OB sich die Welt verändern darf sondern WIEVIEL Veränderung die Welt in welchen Zeiträumen verkraften kann ohne dass das für das gesamte Leben auf ihr gefährlich wird und das hat zB. mit der BEDEUTUNG einer Tierart für das Großeganze zu tun und nicht so viel mit der einzelnen Tierart.

Tiere sterben, Pflanzen sterben. Die Natur ist ein einziges Fressen und Gefressenwerden. So funktioniert sie nunmal: Als Kreislauf. Der Kreislauf ist auch nicht das Problem, sondern er ist die Grundlage für Leben überhaupt. Erst ein gestörter Kreislauf wird zum Problem und das was der Mensch tut, ist, dass er diesen natürlichen Kreislauf stört indem er UNKLUG und ZU SEHR in ihn eingreift und sich nicht als Teil davon begreift.

Er soll die Natur ja nicht "erretten", das braucht die Natur nämlich gar nicht, sondern nur mit ihr zusammenarbeiten und sie so bewahren.

Wir haben zB. bei mir zu Hause eine große Wiese hinter dem Haus/Nutzgarten. Früher standen auf dieser Wiese einige Obstbäume und rund herum Sträucher, ansonsten war es einfach eine Wiese die zwei Mal im Jahr gemäht wurde und das Gras hat mein Onkel dann entweder frisch (im Frühjahr) oder als Heu (im Spätsommer) an seine Kühe verfüttert. Den gesamten Sommer über blühte und sprießte die Wiese so wie sie wollte vor sich hin und bot einer Vielzahl von Insekten einen Lebensraum. Für was anderes wurde die Wiese schlicht nicht gebraucht also hat man sie zwischenzeitlich in Ruhe gelassen.

Heute gibt es diese Wiese immer noch. Sie wird nach wie vor nicht gebraucht. Aber was passiert auf ihr? Nichts natürliches, dafür viel menschliches. Das Gras wird in regelmässigen Abständen gemäht damit es auch ja nicht zu hoch wird, weil: Was sollten denn dann die Nachbarn denken? und verrottet. Die Obstbäume wurden bis auf einen alten Apfelbaum und einen Nussbaum die beide das Glück haben an einem Hang zu stehen und die meine Mutter verteidigt hat als mein Bruder sie abholzen wollte gefällt damit man leichter mähen kann und man sich nicht um sie kümmern muss. Ähnlich erging es der Hecke, sie wurde stark dezimiert und jeder Pflanze die es wagt sich dort niederzulassen (vor kurzem erst eine Eiche) und die droht irgendwann zu groß für den Standort oder die Pflegebereitschaft meines Bruders und seiner Familie zu werden wird prompt der Garaus gemacht. Die Eiche hätte in der Tat irgendwann eine Bedrohung für das Nachbargästehäuschen werden KÖNNEN, aber weiss man ob es dieses Häuschen bis dahin überhaupt noch gibt? Nein, das hätte nämlich noch ein paar Jährchen gedauert bis die Eiche überhaupt eine solche Größe erreicht hätte. Dann hätte man sie ja immer noch fällen können und hätte noch dazu Holz gehabt. In der Zwischenzeit hätten die Tiere sich gefreut.

Wozu das alles? Was hindert meinen Bruder die Wiese einfach Wiese sein zu lassen? Im Grunde nur der Gedanke, dass er sich um sie kümmern muss und was die Leute denken, wenn er sich nicht um sie kümmert. Für die Natur wäre es besser, er würde sich nicht kümmern, aber da er sich fehlerhaft verantwortlich fühlt kümmert er sich, ist ja "seine Wiese". Wobei das streng genommen noch nicht mal stimmt, weil sie bis vor Kurzem noch meinem anderen Bruder gehört hat der die Wiese sehr gerne der Natur zu Liebe sich selbst überlassen hätte, aber das führte dann regelmässig derart zu Streit, weil "sowas ja nicht geht", dass er ihn irgendwann einfach hat machen lassen.

Was ich damit sagen will: Manchmal ist es besser für die Natur NICHT in sie einzugreifen aufgrund irgendsoeiner komischen menschlichen Sichtweise die vielleicht gut gemeint ist aber bei genauerer Betrachtung der Natur gar nichts bringt bzw. vielleicht sogar schadet.


mio
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Beitrag So., 09.02.2020, 14:48

Ich habe diese Lektion spätestens dann gelernt als ich als Kind mal Vogeljunge bei uns im Hof gefunden habe deren Nest in der Garage war und die wir alle ganz begeistert beim Aufwachsen beobachtet haben. Wir hatten eine Katze und ich hatte Angst, dass die Katze die Vögelchen erwischt wenn die da so schutzlos im Hof rumtapsen. Also bin ich zu meiner Mutter gelaufen und habe ihr das erzählt und wir haben die Vögelchen (ohne sie mit den Händen anzufassen selbstverständlich, damit die Elternvögel sie auch wieder annehmen) zurück in ihr Nest bugsiert. Was passierte? Keine Stunde später waren die wieder im Hof... Erst dann habe ich angefangen mal nachzudenken dass die unmöglich alle dauernd aus dem Nest fallen können und hab mir ein Buch genommen und die Vogelart mal nachgeschlagen, tja: Nestflüchter... Also hab ich die Katze versucht fernzuhalten. Was aus den Vögelchen geworden ist weiss ich nicht, ob die Eltern sie trotz unseres Fehlers gefunden haben (wahrscheinlich), ob die Katze oder irgendein anderes Tier sie erwischt hat (möglich) auch nicht. Aber eines habe ich gelernt: Mach Dich VORHER schlau ob das was Du da tust auch richtig und sinnvoll ist und handle nicht aus lauter Mitgefühl überstürzt und greife so nicht eher schädlich in den natürlichen Lauf der Dinge ein.

Nicht alles was auf mich bedrohlich wirkt lässt sich aufhalten, manches ist auch einfach der Lauf der Natur.

Mein MitLEID hilft der Natur ja nicht automatisch, der hilft eher mein sehendes Verständnis dafür wie sie (also die Zusammenhänge) funktioniert. Und das ist eben eher eine rationale Herangehensweise als eine emotionale.

Nur weil ich ein Vögelchen so süß und hilflos finde dass ich denke es ist in Not wenn es hier allein rumhüpft verstehe ich es ja noch lange nicht. Ich GLAUBE es zwar zu verstehen, in Wahrheit bin ich aber einfach nicht ausreichend genug informiert wenn ich davon ausgehe, dass das Vögelchen das braucht von dem ich denke dass es das braucht.

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Beitrag So., 09.02.2020, 15:19

Bei den meisten Menschen schließen Emotionen die Vernunft nicht aus... und bei den meisten Menschen sind Emotionen auch nicht traumatischer Natur.

Was sicher nicht Lauf der Natur ist, sondern menschengemachte Umweltveränderungen (nur exemplarisch): Fossile Rohstoffe aus der Erde zu holen und in Massen in die Luft zu blasen, Atomreaktoren zu bauen, die verumfallen können, Massentierhaltung, Plastik in Weltmeeren und überall, Pestizideinsätze, usw.

Es gibt dazu ja auch wissenschaftliche Untersuchungen zu Auswirkungen, die nicht emotionsgeleitet sind?!! Um auch dasvon sich fernzuhalten sagt man dann: Aber hör' mal, das ist doch ein natürlicher Lauf der Dinge oder Lauf der Evolution... oder sind meine Gene bzw. Menschen sind halt so whatever. Wenn ja, dann ist es kein Wunder, wenn Gretas aus dem Boden schießen.
Zuletzt geändert von stern am So., 09.02.2020, 15:22, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag So., 09.02.2020, 15:21

stern hat geschrieben: So., 09.02.2020, 13:57 Die Aufmerksamkeit geben Greta übrigens andere. ;) Selbst ihre Gegner.
Genau das sage ich doch...und jetzt überlege Dir mal WARUM die das tun, hmmm?

Um die Diskussion so stark ins Emotionale zu ziehen dass sie Konsequenz davon Spaltung ist.

Wenn Du diese Spaltung nicht bedenklich findest dann überlege Dir doch mal was gerade das politische Problem in Thüringen ist: Die Regierung ist so weit aufgespalten dass sie Probleme hat zu regieren. Woher kennen wir das?

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Beitrag So., 09.02.2020, 15:43

mio, ich behaupte nicht, dass ich mich in ein Tier einfühlen kann - ich glaube auch nicht, dass ein Feldhamster über die Ausrottung seiner Gattung nachsinnt. Aber... wenn ich im Sommer die vielen toten Bienchen und Hummeln sehe, dann glaube ich nicht, dass die sich über ihren Tod "gefreut" haben oder nicht mehr leben wollten. Und wenn ich das sehe, macht es mich eben traurig...und auch wütend. Es ist mir eben nicht egal, wenn vor mir ein Tierchen liegt, das womöglich wegen des Menschen Naturausbeutung nicht genug Nahrung gefunden hat.
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