Therapeutin möchte Therapie abbrechen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mondmann
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 10:25

Die Anzahl der Stunden ist so unglaublich viel höher als bei den anderen Therapieformen.
Das ist kein Argument für diese Methode, sondern wenn man nicht analysiert, obwohl eine Analyse bewilligt wurde, ist das ein Betrug. Man kann auch im Sitzen analysieren, aber das Argument ist hier nicht die Stundenzahl, sondern das, was Therapeut und Klient miteinander tun. Für einen Therapieerfolg ist die Einhaltung des Rahmens enorm wichtig. Wenn sie im Sitzen analysieren können, ist alles gut. Wenn nicht, muss die Stundenzahl der Methode angepasst werden, weil die Krankenkasse das nur so bezahlt und für eine TfP keine 300 Stunden bezahlen würde. Oder aber der Klient muss sich der Methode anpassen, indem er sich so verhält, dass er analysiert werden kann. Dann braucht man oft auch bis zu 300 Stunden, weil das Material, das bearbeitet wird, ein ganz anderes ist.

Ein Therapeut sollte nicht wörtlich zu seinen Klienten sagen, dass sie manipulieren. Natürlich manipulieren sie, aber der Therapeut ist angehalten, sich den Klienten gegenüber respektvoll zu verhalten und sie nicht bloßzustellen.

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Philosophia
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 10:35

Danke Mondmann - weil wenns nämlich danach ginge, würden doch recht viele die Analytische Therapie machen, einfach um länger in Therapie zu sein (wie mir scheint). Das Liegen fördert die Regression einerseits, so dass die Gefühle von früher besser greifbar werden, zum anderen ist es durch diese Position möglich besser bei sich zu bleiben. Kleinschrittige, mikroskopische Arbeit ist da Programm.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 10:35

Hallo Noenergetik
Ich denke auch zu sagen die Blicke seien manipulativ ist die reine Interpretation der Therapeutin.
Weiß nicht, ob man das so aus der Ferne beurteilen kann, also ob es nur die Wahrnehmung der Therapeutin ist oder ein tatsächliches Verhalten von Cat. Auch Blicke können äußerst manipulativ sein. Meine Freundin hat gerne eine hilflosen "kümmere dich um mich" Blick eingesetzt um zu kriegen was sie will. Und der Blick meiner Mutter war so mitleidserregend, dass alle auf sie reinfielen. Man kann durchaus einiges mit Blicken erreichen, manchmal sogar mehr als mit Worten.

Aber unabhängig davon, so habe ich es verstanden, geht es der Therapeutin darum, dass Cat wahrnehmen lernt, dass die Therapeutin immer noch da ist, auch wenn sie wegguckt.

Hallo Montana
Davon abgesehen denke ich, dass das Thema generell eine Diskussion wert ist, wenn man eine analytische Therapie möchte, aber eben keine Couch.
Interessant, was du schreibst. Ich habe nämlich gestern das genaue Gegenteil gedacht. Meine neue Therapeutin ist PA und hat keine Couch. Erst da fiel mir ein, dass auch die anderen Ananlytiker, bei denen ich war, gar keine Couch in der Praxis hatten. Coach war bei mr nie Thema. Das hinterlässt bei mir den Eindruck, dass das Couch-Thema eher eine Frage des einzelnen Therapeuten ist, so dass man fragen könnte, warum es dem einen Analytiker wichtig ist, dass sich der Klient auf die Couch legt und dem anderen Analytiker das so unwichtig ist, so dass er nicht mal eine Couch in seiner Praxis stehen hat.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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lisbeth
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 10:45

Mondmann hat geschrieben: Mi., 05.12.2018, 10:25 Natürlich manipulieren sie, aber der Therapeut ist angehalten, sich den Klienten gegenüber respektvoll zu verhalten und sie nicht bloßzustellen.
Stimmt. Alle manipulieren im sozialen Miteinander. Ich manipuliere auch. Wenn ich die Therapeutin zB anlächele, dann will ich (unbewusst) damit etwas erreichen - um Sympathie werben, ihr Mitgefühl, wasauchimmer. Es kann schon helfen und auch weiterbringen, sich diese unbewussten Prozesse mal bewusst zu machen und zu reflektieren: Was mache ich da und was bringt mir das (oder auch: was erspare ich mir dadurch)? Und: geht es auch anders?

Ich glaube, ein Problem entsteht hier, dass manche Psychotherapeuten "Manipulation" erstmal als Beschreibung des Interaktions-Prozesses verstehen, 'wertfrei'. Während es im Alltags-Sprachgebrauch ja doch sehr negativ aufgeladen ist. Und man sich als Patient dann sofort abgewertet fühlen kann.

@Cat: Ich fände, es wäre eine Nachfrage wert, was deine Therapeutin unter "manipulieren" versteht. Frag sie: Ich verstehe das nicht, wie meinen Sie das?

Wo ich so gar nicht mehr hinterher komme, ist ihre Reaktion. Dass sie sagt, sie kann dich nicht mehr anschauen... Egal was sie damit bezwecken mag (das würde ich ihr schon noch unterstellen), hilfreich ist das so gar nicht.

Und: hast du mit ihr schon mal drüber gesprochen, warum du nicht auf die Couch willst? Bist du dir im Klaren darüber, warum du es nicht möchtest? Wäre vielleicht ein Anfang, das mal zusammen anzuschauen.
Ich habe so das Gefühl, dass ganz viel zwischen Euch unausgesprochen bleibt. Vielleicht wäre das aus- und darüber sprechen eine Möglichkeit, wieder zu einer gemeinsamen Ebene zurück zu finden?

Alles Gute, l.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott

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Noenergetik
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:03

Hallo Jenny Doe, ich denke nach wie vor das es die Interpretation der Therapeutin ist, was ja nicht heißt das an ihrer Interpretation nichts dran ist.
Aber als Therapeutin finde ich es sehr unglücklich ausgedrückt.
Es wäre sicher wünschenswert gewesen, hätte cat nachgefragt wie sie das meint, aber vielleicht war das cat zu dem Zeitpunkt aus irgendwelchen Gründen nicht möglich.

Aber was ich nicht verstehe, was soll cat denn lernen wenn die Therapeutin die ganze Zeit wegguckt?
Ich finde das furchtbar, so geht man doch zwischenmenschlich nicht miteinander um, normalerweise guckt man sich doch ab und zu an (natürlich ohne zu starren) im Gespräch an, guckt dann auch mal wieder weg ,oder?


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:15

Hi Noenergetik
Aber was ich nicht verstehe, was soll cat denn lernen wenn die Therapeutin die ganze Zeit wegguckt?
Ich finde das furchtbar, so geht man doch zwischenmenschlich nicht miteinander um (...)
Ich finde auch, dass das sehr unmenschlich klingt, aber ich denke auch, dass wir zu wenige Hintergrundinfos haben.
Ich musste, als ich das erstmalig las, an "Objektpermanenz" bzw. "Personenpermanenz" denken, also die "Fähigkeit, zu wissen, dass ein Objekt oder eine Person auch dann weiterhin existiert, wenn es oder sie sich außerhalb des Wahrnehmungsfeldes befindet."
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Noenergetik
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:21

Okay , aber wäre es dann nicht sinnvoll, das cat auch zu erklären und zwar so das sie es auch verdauen kann?


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:27

Vielleicht ist das ja auch geschehen, als die Therapeutin sagte:
Sie sagt ich muss es aushalten und merken, dass sie trotzdem da ist auch wenn sie wegsieht.
?

Vielleicht würde Cats Situation für uns verständlicher werden, wenn wir mehr Hintergrundwissen hätte?
Keine Ahnung.
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Montana
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:35

Quatsch, methodenübergreifend zu arbeiten ist Gang und Gäbe. "Weil die Krankenkasse das nur so bezahlt" ist doch kein Argument. Seit wann wissen Krankenkassen, wie eine gute Therapie aussieht? Dass die Beziehung zwischen Therapeut und Patient ganz entscheidend ist, ist belegt. Ebenso, dass es Erkrankungen gibt, mit denen man bei 100 Stunden gerade mal an der Oberfläche kratzt.

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Noenergetik
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:54

@Jenny Doe: Klar, das kann natürlich sein.
Aber wir können ja hier nur auf die Informationen von den jeweiligen Schreibern antworten.

Für mich klingt es so als ob cat unter dem Verhalten ihrer Therapeutin leidet.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 11:59

Noenergetik, ja klingt so, dass der Leidensdruck enorm ist.
Ich weiß es nicht was besser wäre. Vielleicht muss sie da durch um zu lernen, dass die Therapeutin auch dann noch da ist, wenn sie wegsieht? Vielleicht wäre es besser die Therapeutin zu wechseln? Ich finde die Situation nicht so leicht zu beurteilen. Mehr Hintergrundinformationen wären da gewiss nicht verkehrt.
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candle.
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Beitrag Mi., 05.12.2018, 12:33

Immer im Kontext lesen Anna-Luisa nur als Empfehlung. So gesehen bist du da offenbar ein sehr seltener Fall.

candle

PS: mich wundert, dass analyseerfahrene nicht wissen was bei Ihnen gemacht wird. Hier wird einfach die Gemeinheit und was hier noch über die gesagt würde fleissig übernommen.

Was ist mit Intervention. Was, wenn das gespiegelt wurde? Bereitet denn meiner von euch die Therapie auf um mal zu schauen was da abgelaufen ist? Wie soll denn Genesung gehen, wenn permanent bei jeder Aussage beleidigt reagiert wird? Und sich dann noch beschweren, obwohl man nicht mitarbeiten will?
Now I know how the bunny runs! Bild


mio
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Beitrag Do., 06.12.2018, 00:33

Philosophia hat geschrieben: Mi., 05.12.2018, 07:13 Und wenn man das nur mal kurz hat, ists einen auch egal - aber regelmäßig kann das echt anstrengend sein und ich würde mir so was jetzt nicht mehr geben.
Und genau das bereitet ja dann dem Probleme der NUR manipulativ vorgehen kann. Das Problem hat ja letztlich der - eben weil die meisten Menschen sich "abwenden" wenn es ihnen auffällt - der manipulativ vorgeht, nicht die, die sich abwenden. Die dürfen und können das ja... Im Gegensatz zu dem, der nichts anderes kann als "manipulieren".

WENN - gesetzt dem Fall es IST so - so ein Problem also besteht, dann sollte es auch (und zwar im Sinne des Patienten) angesehen und klar benannt werden damit daran gearbeitet werden kann. Wenn es eh nicht wirklich besteht dann lässt es sich auch klären, denn nicht manipulative Menschen sind in der Lage solche "Dinge" zu besprechen.


mio
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Beitrag Do., 06.12.2018, 00:49

lisbeth hat geschrieben: Mi., 05.12.2018, 10:45 Wo ich so gar nicht mehr hinterher komme, ist ihre Reaktion. Dass sie sagt, sie kann dich nicht mehr anschauen... Egal was sie damit bezwecken mag (das würde ich ihr schon noch unterstellen), hilfreich ist das so gar nicht.
Ich bin nicht "Analyseerfahren", aber analytisch gedacht könnte es eine "Reinszenierung" sein. Die auch grundverkehrt sein kann, wenn es nur retraumatisiert.

Meine Thera hat sowas mal "abgeschwächt" gemacht. Mich also wirklich bewusst ne Zeit lang mal ab und an nicht angeschaut, geschwiegen und so (in einer TfP). War irritierend und unangenehm für mich, weil "unnatürlich" und "aufgesetzt" im Vergleich zu sonst. Wenn dieses "bei sich sein" authentisch war (sie also nur "nachgedacht" hat oder so und deshalb erst mal mehr "bei sich" war) hatte ich damit überhaupt kein Problem, aber wenn es dieses "bewusste Wegsehen" war, dann hat das was ganz anderes ausgelöst in mir. Und ich könnte mir vorstellen, dass es um dieses "schauen was es auslöst" geht.

Kann gut wirken, kann aber auch nach hinten losgehen...

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Montana
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Beitrag Do., 06.12.2018, 09:08

Bei meinem weiß ich, was das soll, dass er die Augen zumacht. Er zeigt mir, wie doof das ist, wenn ich aus dem Kontakt gehe. Denn ich bin ja diejenige, die damit anfängt. Wegschauen und im Extremfall dissoziieren. Natürlich darf ich auch mal wegschauen, aber Wegschauen zum Zweck des Kontaktabbruchs ist ziemlich kontraproduktiv. Es ist also nicht so, als wüsste ich nicht, was in meiner Therapie passiert. Trotzdem erlaube ich mir, manche Dinge (wie das Augen zumachen) total doof zu finden.

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