Visionen - vom Umgang mit Fehlern

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 22:50

Ein Therapeut kann bei Verstößen bereits jetzt sanktioniert werden und MUSS das ggf. auch (ganz unabhängig davon, ob es ein Tisch gibt oder nicht). Ich würde das nicht als Strafmaßnahme sehen, sondern als Lösungsversuch. Ein runder Tisch bzw. eine Schlichtung könnte auch für den Therapeuten das kleinere Übel sein... nämlich dann, wenn eine Beschwerde oder Klage (die mit einer Konsequenz verbunden wäre) evtl. abgewendet werden kann.

Der Patient kann den Therapeuten nicht damit erpressen, nicht unprofessionell verfahren zu dürfen. Denn das darf er eh nicht (das ist bereits geregelt).
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isabe
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 22:52

Mio:
Es gibt einen Unterschied zwischen einer Klage und einem Verfahren durch eine Gutachterkommission. Und du kannst davon ausgehen, dass niemand gerne verklagt wird (und auch viele Patienten diesen Weg nicht gehen möchten). Dass es aber andererseits auch nicht sein kann, dass viele Patienten auf ihr Recht verzichten, nur WEIL das Verfahren so mühsam ist.

In Bezug auf die Hebammen gilt eigentlich dasselbe: Natürlich mögen die Hebammen das nicht. Die dürfen das auch nicht mögen. Und dennoch muss dafür gesorgt werden, dass bei einem Schaden eine Zahlung erfolgt. Und wenn die ausgezahlten Beträge höher sind, muss auch mehr eingezahlt werden. Wenn "die" Hebammen dann nicht mehr arbeiten wollen, ändert das am eigentlichen Problem ja nichts. Man kann ja deshalb nicht sagen: "Na gut, wenn die Prämien zu hoch sind, zahlen wir für den Schaden halt weniger aus". OB die Höhen gerechtfertigt sind, kann hier nicht entschieden werden. Nur nützen solche Drohungen nichts, von wegen: "Wenn ich höhere Beiträge zahlen muss, können die Mütter ihre Kinder auf dem Klo bekommen".

Die Beiträge eines Therapeuten für seine Haftpflichtversicherung belaufen sich auf unter 100,- pro Jahr, wenn ich nicht irre. Ich denke, das kann wirtschaftlich überlebt werden.

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stern
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 22:54

Wenn schwierige Patienten nicht an Therapeuten gelangen, die Angst haben ihren Pflichten (die es bereits jetzt gibt) nicht nachkommen zu können, fände ich eher begrüssenswert. Denn es spricht nicht gerade für den Therapeut, wenn er Bedenken hätte, seinen Pflichten nicht nachkommen zu können.
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isabe
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 22:59

Mio:
Es kann auch sein (?), dass es deine persönliche Angst ist, nicht mehr "unterzukommen"? Da du dich ja selbst als schwierig bezeichnest. Ich selbst mache mir da keine Sorgen, da ich wie Stern davon ausgehe, dass gute Therapeuten - die natürlich auch meine Vorgeschichte kennen - wissen, ob sie sich die Arbeit mit mir (die ich keine "dramatische" Störung habe) zutrauen. Und da ich zudem davon ausgehe, dass es genügend Therapeuten gibt, auf die das zutrifft. Wohne allerdings auch in einer Gegend, in der man durchaus fündig wird.

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Mondin
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:05

stern hat geschrieben:
Hier im Forum herrscht ja ein Patientenbild, meine Fresse... möchte nicht wissen, wie es dazu kommt.
Über das was man so mitliest. Ich finde die Anspruchshaltung, die aus vielen Beiträgen spricht, speziell auch von Leuten, die sehr stark ihre/eine Opferrolle/haltung betonen, oftmals nahezu haarsträubend. Da man darüber jedoch nur schwerlich sachlich diskutieren kann, sage ich nichts dazu. Mein Bild über solche "Patienten" formt sich natürlich dennoch mit. Scheinbar bin ich damit nicht alleine.

...

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stern
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:10

Ich hatte trotz der Vorgeschichte auch keine ernsthaften Schwierigkeiten wieder "unterzukommen". Dass natürlich geschaut wird, ob es passt (und welcher Rahmen angemessen ist), ist üblich. Die Schwierigkeiten lagen eher auf meiner Seite, ob bzw. wann ich mich aufgrund meiner Verfassung nochmals auf eine Therapie einlassen kann (hier kam mir aber die Therapeutin auch etwas entgegen). Und die Meinungen von Psychologen dazu waren professionell und klar (von einer Analytikerin abgesehen, deren Vorgehensweise mir in verschiedener Hinsicht nicht gut tat). Daher bin ich diesbzgl. auch einigermaßen gefestigt mittlerweile.

Es gehört zum Arbeitsbereich auch mit schwierigen Situationen umgehen zu können. Dafür sind Therapeuten ausgebildet. Wenn man (egal in welchen Beruf) sagen muss, dass man nur die (vermeintlich?) einfachen "Geschichten" beherrscht, dann kennt man immerhin seine Grenzen, aber es spricht nicht gerade für jemanden.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 15.02.2017, 23:13, insgesamt 2-mal geändert.
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candle.
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:10

stern hat geschrieben:
Manche gehen anscheinend von der Prämisse aus, ein ultragestörter Patient will dem Therapeuten eins auswischen... nur darum geht es hier (nach meinen Verständnis) nicht.
Das dachte ich auch, aber bisher habe ich hier auch noch nicht gelesen was damit erreicht werden soll?

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stern
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:11

Für meinen Teil habe ich mich dazu auch schon mehrmals geäußert...
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mio
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:13

isabe hat geschrieben:Die Beiträge eines Therapeuten für seine Haftpflichtversicherung belaufen sich auf unter 100,- pro Jahr, wenn ich nicht irre. Ich denke, das kann wirtschaftlich überlebt werden.
Allein daran siehst Du, dass das eine Milchmädchenrechnung ist, wenn ich von "Schadensfällen" ausgehe. Ich habe gerade spaßeshalber mal versucht eine Versicherungssumme für einen Psychotherapeuten mit 4 Schadensfällen in den letzen 5 Jahren in Höhe von jeweils 4500 Euro zu errechnen, der erst tadellos rechnende Versicherungsvergleichrechner rechnet sich tot.... Es dürfte schwierig sein in einem solchen Falle überhaupt eine Berufshaftpflicht zu finden die einen aufnimmt und wenn dürften die Beiträge weit höher liegen...

Dh. wenn dann wäre das echt eine absolute Einzelfalllösung, die Du hier andenkst. In der Praxis dürfte das schon aus wirtschaftlichen Gründen so nicht funktionieren sondern auf das hinauslaufen, was bereits Usus ist.

Und ein "Fall" pro Jahr ist wahrscheinlich gar nicht so "unrealistisch" - zumindest wenn ich nicht von Vorsatz oder totaler Unprofessionalität ausgehen. Die gehören für meine Begriffe aber dann eh besser anders "behandelt" als nur über einen finanziellen Vergleich.


MariJane
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:14

candle. hat geschrieben: Das dachte ich auch, aber bisher habe ich hier auch noch nicht gelesen was damit erreicht werden soll?

candle
Was ich bisher verstanden habe: Es geht um einen einfachen Weg, bei vorliegender Schädigung den Therapeuten dafür haftbar machen zu können, damit die Stunden nicht dafür drauf gehen, die Therapie zu verarbeiten.

Das finde ich sinnvoll; den runden Tisch dabei hab ich allerdings nicht verstanden.

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candle.
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:19

MariJane hat geschrieben: Was ich bisher verstanden habe: Es geht um einen einfachen Weg, bei vorliegender Schädigung den Therapeuten dafür haftbar machen zu können, damit die Stunden nicht dafür drauf gehen, die Therapie zu verarbeiten.
Naja, das wird nur nicht funktionieren. Das bedarf dann juristische Wege.

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isabe
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:25

Mio:
Die Haftpflicht gibt es ja bereits für diese Fälle. Es gibt auf dieser Ebene also gar keinen Unterschied. Der Unterschied bestünde lediglich darin, damit aufzuhören, die Patienten zum Kuschen zu verdammen. An den Fällen selbst ändert sich ja nichts; die werden nicht mehr, nur kommt vielleicht mehr ans Licht als die Spitze des Eisbergs. Das sollte aber nicht das Problem der Patienten sein bzw. die Lösung besteht nicht darin, weiter zu schweigen, um die Versicherungsbeiträge nicht in die Höhe schnellen zu lassen.


mio
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:27

isabe hat geschrieben:(die ich keine "dramatische" Störung habe)
Du bist ja auch "DeLuxe"...während ich nur so eine kleine popelige zufriedene DIS Patientin bin. Die viel zu "therapiebrav" ist.


ziegenkind
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:30

ich glaub, die diskussion krankt an der konstanten vermischung von zwei aspekten. worum soll es gehen?

(i) um die erstattung von kosten für folgetherapien? das wird ohne gerichtsförmige verfahren mit genauer beweisführung nicht möglich sein. und das ist aus rechtsstaatlicher und aus meiner sicht auch gut so. sonst landen wir in einer situation, die ich aus kapuuten staaten zur genügend kenne: zugang zu ressourcen erlangt man durch annoyance-potential.

(ii) um die erzwingung eines gesprächs oder um die dokumentation einer gesprächsverweigerung? ganz andere baustelle als punkt 1. man kann einen anderen nicht bei androhung von strafe zwingen, mit einem zu sprechen. die idee halte ich in der tat für den ausdruck einer störung. zudem es in dem fall, der der ganzen diskussion zu grunde liegt, hier nachlesbar nach der ankündigung der beendigung der therapie noch eine ganze reihe von gesprächen gegeben hat.

ich fände die frage interessant, ob die nicht kuschende patientin eigentlich schon alle möglichkeiten ausgeschöpft hat, die sie eh schon hat? einklagen von akteneinsicht z.B. Geht ganz einfach, ganz ohne runden tisch.
Zuletzt geändert von ziegenkind am Mi., 15.02.2017, 23:30, insgesamt 1-mal geändert.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag Mi., 15.02.2017, 23:30

isabe hat geschrieben: Die Haftpflicht gibt es ja bereits für diese Fälle. Es gibt auf dieser Ebene also gar keinen Unterschied.
Verstehst Du das echt nicht? Schadensfall=teurer Versicherunsnehmer=irgendwann Rauswurf oder Prämienerhöhung. Je mehr desto breiter wirkt sich das auf den Versicherungsmarkt aus. Und eine Versicherung die jährlich 100 Euro einnimmt aber 4500 Euro zahlt, die macht ein Minusgeschäft. Und zwar ein massives Minusgeschäft auf alle Versicherten gedacht....

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