So sehe ich das auch. Für mich muss es darum gehen, herauszufinden, was ich brauche und was ich tun kann, um selber im Alltag klarzukommen. Und je mehr mir das gelingt, umso überflüssiger sollte der Therapeut weden und um so weniger Bedeutung sollte er haben. Das klingt jetzt ein wenig komisch, aber eigentlich sollte ein Therapeut nur Mittel zum Zweck sein. Er kann einem weder Vater noch Mutter sein. Er kann einem jetzt im Erwachsenenleben aber Impulse geben und Perspektiven anbieten, die man für sich selber dann prüfen muss.Mondin hat geschrieben:....
Ich denke, jetzt mal rein auf die Ausgangsfrage bezogen, was die Autonomie fördern könne, das ein gestärkter Patient, der mehr Sicherheit und Gelassenheit, ja, mehr Eigenmacht in sich spürt, in jedem Falle auf einem gutem Weg zu autonomem Handeln ist, weil er sich zutrauen wird die richtigen Entscheidungen für sich zu treffen.
Autonomie fördern (bei Langzeittherapien)?
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Da stimme ich Dir zu. Dennoch wird es unter Umständen gefährlich, wenn der Patient zwar intuitiv merkt: Hier läuft was ungut! aber entweder aus einer bereits entstandenen (ungesunden) Abhängigkeit heraus oder weil er glaubt, es müsse so sein (weil ja immer von der für die Heilung nötigen Abhängigkeit geredet wird) dann dennoch dort bleibt. Und zwar so lange bis gar nichts mehr geht. Entweder weil der eigene Zustand so schlecht geworden ist oder weil der Therapeut hinschmeisst.pivello hat geschrieben:Ich denke es kann erspürt werden, bei welchem Thera ich mich befinde. (das ist nur meine persönliche Meinung)
Das ist ja genau der Punkt den ich gefährlich finde an solchen Aussagen wie: Um heilen zu können musst Du abhängig von mir sein... Denn das kann einfach einen völlig falschen Eindruck vermitteln. Und einen Patienten erst recht in einer ungesunden Abhängigkeitsbeziehung vom Therapeuten halten, weil er eben denkt: Muss so sein. Gehört zur Heilung dazu.
Was anderes ist es denke ich, wenn eine Abhängigkeit sich entwickelt und darüber eben auch eine hohe Bedürftigkeit sichtbar wird. Das kann dann so bekannt ja auch bearbeitet werden. Nur von vorne herein zu sagen: Das muss so sein, das gehört dazu...halte ich wirklich für fatal, da es auch einen völlig falschen Eindruck erzeugen kann. Und dann das Gefühl vielleicht auch gerade nicht auf den Tisch kommt, weil es für "dazugehörig" und "selbstverständlich" gehalten wird.
Ich würde sagen, es geht beides. In meiner Analyse jedenfalls. Meine Therapeutin hat akzeptiert, dass ich sie als "emotionale Mutter" sehe. Lange stand die Beziehung zu ihr im Vordergrund meiner Therapie. Nun ist diese weitgehend geklärt und stabil und ich wende mich auf dieser Basis zunehmend "der Welt" zu, mein Leben außerhalb der Therapie und die Beziehungen zu anderen Menschen stehen meist im Zentrum unserer Gespräche. Aber jeder braucht etwas anderes, ich brauchte es eben so.sandrin hat geschrieben: Er kann einem weder Vater noch Mutter sein. Er kann einem jetzt im Erwachsenenleben aber Impulse geben und Perspektiven anbieten, die man für sich selber dann prüfen muss.
Naja, ich kann da vielleicht auch gar nicht so mitreden, mache ja keine Analyse. Das wäre auch glaube ich nichts mehr für mich. Aber das ist nur auf mich bezogen.
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Du siehst du es vllt als fatal an, Mio, weil du es dir nicht vorstellen kannst mangels Anaylseerfahrung.
Ich glaube auch nicht, dass das so Thema wird im Sinne von "so als erstes machen wir Sie mal von mir abhängig und irgendwann geht das vllt wieder weg"; vermutlich läuft es subtiler und auch non verbal und erst wenn es zum Problem wird, wird es thematisiert. Und dann glaube ich auch kaum, dass das verherrlicht wird, sondern eben erklärt wird, wie der Prozess einer PA abläuft.
Ich finde das hat auch relativ wenig damit zu tun, was man sagt. Ich kann genauso von jemandem abhängig werden, der sich total dagegen sträubt und sagt er möchte das nicht, als auch von jemandem, der das zulässt und fördert. Ich glaube das hängt weniger damit zusammen, was die andere Person kommuniziert, sondern was sie in einem auslöst. Ich finde es gut, wenn man sich so einlassen und so vertrauen kann und auch, wenn der Therapeut das ohne Panik so geschehen lassen kann. Die Gefahr besteht immer, jeder der einigermaßen mündig ist, wird früher oder später erkennen, was da passiert und wie er damit umgehen kann und möchte.
Ich bin auch der Überzeugung, dass Leben ohne Abhängigkeiten auch als Erwachsener nicht funktioniert und wenn dann glaube ich aus eigener Erfahrung, schlechter als mit Abhängigkeiten.
Ich glaube auch nicht, dass das so Thema wird im Sinne von "so als erstes machen wir Sie mal von mir abhängig und irgendwann geht das vllt wieder weg"; vermutlich läuft es subtiler und auch non verbal und erst wenn es zum Problem wird, wird es thematisiert. Und dann glaube ich auch kaum, dass das verherrlicht wird, sondern eben erklärt wird, wie der Prozess einer PA abläuft.
Ich finde das hat auch relativ wenig damit zu tun, was man sagt. Ich kann genauso von jemandem abhängig werden, der sich total dagegen sträubt und sagt er möchte das nicht, als auch von jemandem, der das zulässt und fördert. Ich glaube das hängt weniger damit zusammen, was die andere Person kommuniziert, sondern was sie in einem auslöst. Ich finde es gut, wenn man sich so einlassen und so vertrauen kann und auch, wenn der Therapeut das ohne Panik so geschehen lassen kann. Die Gefahr besteht immer, jeder der einigermaßen mündig ist, wird früher oder später erkennen, was da passiert und wie er damit umgehen kann und möchte.
Ich bin auch der Überzeugung, dass Leben ohne Abhängigkeiten auch als Erwachsener nicht funktioniert und wenn dann glaube ich aus eigener Erfahrung, schlechter als mit Abhängigkeiten.
Nein, ich sehe es als fatal an, weil es einen fehlerhaften Eindruck erzeugen kann bei Menschen, die da in unguter Form reingeraten. Das kannst Du hier doch reihenweise nachlesen im Forum.Speechless hat geschrieben:Du siehst du es vllt als fatal an, Mio, weil du es dir nicht vorstellen kannst mangels Anaylseerfahrung.
Ich würde es zwar nicht "Abhängigkeit" nennen (denn das sehe ich tatsächlich nicht so), aber ich stimme mit Dir überein, dass wir nicht vollkommen autark gut leben können, wenn überhaupt. Nur hat das für mich nichts mit "Abhängigkeit" zu tun, sondern mehr mit "aufeinander Bezogen und angewiesen" sein. Abhängigkeit hat für mich was "personell" oder "stoffgebundenes", also etwas was von etwas "bestimmtem" abhängt. So gesehen bin ich von anderen Menschen, von Zuwendung, Unterstützung etc. abhängig, aber eben nicht von einem bestimmten, feststehenden Menschen (oder Job, oder Arzt, oder oder oder). Dass einzig konkrete wovon ich als lebender Mensch wirklich existenziell abhängig bin (dem ich nicht ausweichen kann) ist der Tod.Speechless hat geschrieben:Ich bin auch der Überzeugung, dass Leben ohne Abhängigkeiten auch als Erwachsener nicht funktioniert und wenn dann glaube ich aus eigener Erfahrung, schlechter als mit Abhängigkeiten.
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Ok, das sehe ich anders, ich bin von meinem aktuellen Job z.B. durchaus existenziell abhängig. Ich kann ihn nicht kündigen, solange ich keinen Neuen habe, weil das Geld sonst nicht reicht.
Das ist nicht existenziell (auch wenn ich verstehe was Du meinst), das erlebst Du nur als existentiell, weil Du es so gelernt hast. Wenn Du Deinen Job kündigen würdest, dann würdest Du finanzielle Probleme bekommen, aber Du würdest nicht Deine Existenz als Mensch (Dein Leben) verlieren.Speechless hat geschrieben:Ok, das sehe ich anders, ich bin von meinem aktuellen Job z.B. durchaus existenziell abhängig. Ich kann ihn nicht kündigen, solange ich keinen Neuen habe, weil das Geld sonst nicht reicht.
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Also wenn du Abhängigkeit so definierst verstehe ich, dass du dich dagegen wehrst. Ist dann wohl eher eine Definitionssache als eine große inhaltliche Differenz.
Dieses Argument will ich so aber nicht stehen lassen. Ich habe diese Erfahrung, und ich sehe ich zumindest als brandgefährlich an, dass es fatal enden kann, bei mir war es so. Bei vielen anderen, die ich kenne, auch.Speechless hat geschrieben:Du siehst du es vllt als fatal an, Mio, weil du es dir nicht vorstellen kannst mangels Anaylseerfahrung.
Aber es gibt durchaus welche, bei denen es nicht so war.
Ich finde es einfach wichtig, die Dinge beim Namen zu nennen. Jeder kann dann für sich entscheiden, ob er das Risiko eingeht oder nicht, was dafür spricht, was dagegen.
Es geht hier ja auch nicht um existenzielle Abhängigkeit, sondern "nur" um emotionale Abhängigkeit. Vielleicht fühlt die sich für manche existenziell an, das ist sie aber nicht.
Hm, aber als Kind bist du eben von deinen Eltern abhängig. Das ist existentiell, denn es geht um Leben und Tod. Und wenn du da nen Konflikt hast, kann sich die Abhängigkeit zum Therapeuten durchaus existentiell anfühlen, könnte ich mir vorstellen. Es soll ja durchaus Leute geben, die ihrem Therapeuten mit Selbstmord drohen oder erstmal nur durch diese Beziehung keinen Selbstmord begehen...
Ich bin nicht sicher, ob es ein Unterschied ist, ob sich etwas existenziell anfühlt oder ob es das ist. Ansonsten wäre nur der Tod eine Bedrohung der Existenz. Aber wenn mich meine philosophischen Erinnerungen nicht trügen, gibt es eben genau den Unterschied zwischen "Existenz" und dem bloßen "Dasein". Existenziell bedrohlich wäre danach z.B. die Angst, und der Sinn der Existenz wäre das Streben nach Freiheit.
Wer emotional abhängig ist, der weiß, wie existenziell das letzten Endes ist. Das betrifft ja nicht nur Therapeuten, sondern auch andere Beziehungen.
"Nur" emotional abhängig dürfte sich für Betroffene existentiell anfühlen, spätestens dann, wenn derjenige von dem Du abhängig bist wegbricht. Das ist ja das fatale daran. Ein Stück weit ist das normal und gehört zu Nahbeziehungen dazu. Aber im Übermass wird es "lebensfeindlich", weil sich dann schwerer neu orientiert werden kann bzw. wahrscheinlich sowieso kaum weitere Beziehungen bestehen, neben der, von der man abhängig ist. So gesehen: Kein Schlotzer.Tristezza hat geschrieben:Es geht hier ja auch nicht um existenzielle Abhängigkeit, sondern "nur" um emotionale Abhängigkeit. Vielleicht fühlt die sich für manche existenziell an, das ist sie aber nicht.
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