Mir wurde ein Psychoanalytiker empfohlen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

pandas
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Beitrag Sa., 12.12.2015, 23:34

Na, Broken Wing, zu einer PA gehört aber, dass du all diese Bilder der Analytikerin mitteilst, nicht den Damenreigen hier im Forum ...
... wenn du willst, dass es mehr Zunder gibt in der PA, musst du schon deinen Teil beitragen und deine Gedanken laut fliessen lassen.
Zum Glück gehört Gedankensehversuche nicht zur PA, zu einer guten PA jedenfalls nicht. Da spielt´s auch keine Rolle ob Männlein oder Weiblein draufsteht.
Nur mein EXA. meinte Gedanken sehen zu müssen, die nie da waren und ausgesprochen wurden. Nervtype.
Was ich am nervigsten finde, sind die männlichen Analytiker, die sich vampirmässig von der Übertragungsliebe ihrer Zahlpatientinnen bewonnen lassen. Ich finde es ja immer wieder seltsam, dass es Weibchen gibt, die das bedienen.

Per se finde ich sind Analytiker und Analytikerinnen doch recht differente Typen (was nichts mit Geschlecht zu tun hat; krass, dass es Leute gibt, die immer noch so bildsimpel denken, tzzz).
Obwohl manches auch gleich ist, es ist ja nunmal eine Methode.

Hattest du dir denn auch andere Analytiker_innen angeschaut oder gleich die erste genommen?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Jenny Doe
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Beitrag So., 13.12.2015, 10:57

Hallo Broken Wing
Nicht nur sitze ich aus Verzweiflung in einer Therapie, von der ich nichts halte, ich zahle auch noch dafür.
Warum beginnst Du dann nicht mal damit Dich ernsthaft und sachlich mit Dir, Deinen Problemen und Deiner Therapie zu beschäftigen? Auf mich wirkst Du wie jemand, der mehr daran interessiert ist, andere zu belustigen als Probleme mal wirklich in Angriff zu nehmen. Zugegeben, ich finde Deinen Thread lustig, doch hilft Dir das? Hilft Dir Deine Ironie und Dein Sarkasmus dabei aus Deiner Verzweiflung rauszukommen und Deine Probeme zu lösen und mal eine Entscheidung zu treffen?
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 11:39

@ JennyDoe:
Lustig wirkt das ganze nur auf den Leser, ich meine es aber ernst.

Das möchte ich ja tun. Die Therapeutin ist gut genug, um mit ihr auch über Sinn und Unsinn der Therapie zu sprechen. Nur müsste ich den Mund aufbekommen. Anfangs wollte ich flüchten, sobald ich ihre Stimme hörte. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt und empfinde sie sogar schön langsam als angenehm.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]


Jenny Doe
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Beitrag So., 13.12.2015, 11:47

@ Broken Wing
Jetzt habe ich mich daran gewöhnt und empfinde sie sogar schön langsam als angenehm.
Eine Kuh mit einer angenehmen Stimme? Schöne Vorstellung.

Aber mal Spaß beseite.
Nur müsste ich den Mund aufbekommen.
Was macht es Dir so schwer zu reden?
Hast du ne Idee, was Du alternativ machen könntest, um zu beginnen? Ich lese gerne zuvor Verfasstes vor, wenn ich merke, dass ich Probleme habe was zu sagen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 11:47

@ Leberblümchen: Ich verstehe schon, was du meinst. Erlebt habe ich das mal bei einer Polizistin. Anscheinend war ihr klar, dass sie nicht so respektiert werden würde wie ihre Kollegen. Um Respekt einzuflößen, musste sie wohl drohender, schriller auftreten.
Trotzdem habe ich sie nicht ernster genommen und mir gedacht, dass ich im Ernstfall auf die Kollegen setzen würde. Die müssen sich nicht erst schminken, bevor sie das Haus verlassen. So fängt es schon mal an. Dann die zahllosen Dinge, deretwegen eine Frau in den emotionalen Ausnahmezustand geraten kann (Tage, Eisprung, Aussehen, Menopause etc.). Das ist natürlich auch Therapierelevant.

Ich bin aber nicht frauenfeindlich, möchte ich klarstellen. Bin ja selbst eine frau.
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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 11:58

@ JennyDoe: Ich sehe nur eine Möglichkeit: Die Frequenz erhöhen. Darin bin ich seltsamerweise einer Meinung mit ihr. So lange die Therapie etwas besonderes darstellt, ich zuvor aufgeregt bin und mir überlege, was ich sage, funktioniert es nicht.
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pandas
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:01

Tzz, Einspruch: Es ist erwiesen, dass Polizistinnen deeskalierend wirken. Denn es ist statistisch nachweisbar, dass potentiell überführte Täter aggressiver auf Männer reagieren als auf Frauen.
DAS kann man auch biologistisch erklären: Mann greift eine Frau nicht an - Frauen als potentielle "Mütter" sind nicht körperlich anzugehen.
Inwiefern es die PA hätte schaffen können, dies zu verändern, hätte sie sich mit ihrem negativen Mütterbild ("naso eine Unverschämtheit, einfach unschuldigen Babies ihr Leben zu schenken") durchgesetzt, weiss man nicht.
Ist aber eher von auszugehen, dass sie es nicht grobflächig geschafft hat.
In vielen Kulturkreisen kann sie deshalb ohnehin überhaupt nicht Fuss fassen.

Und zudem, meistens sind es männliche Polizisten, die tatsächlich körperlich übergriffig werden. Man sieht in den US, wozu das geführt hat.
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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:11

@ Pandas: Ja und? Das Phänomen, nicht ernst genommen zu werden, ist auch statistisch erwiesen. "Eine Frau greift man nicht an." ist der beste Beispiel dafür, eine Polizistin nicht für ganz voll zu nehmen. In dem Fall mag es zwar nützlich sein, insgesamt bestätigt es aber, was ich gemeint habe. Will sie ernst genommen werden, muss sie "polizistischer" auftreten.
In den USA sind sicher nicht Männer das Problem. Eine 99 % Frauenquote würde an der Polizeigewalt dort auch nichts zum Besseren bewirken.
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pandas
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:32

Broken Wing hat geschrieben:Ja und? Das Phänomen, nicht ernst genommen zu werden, ist auch statistisch erwiesen. "Eine Frau greift man nicht an." ist der beste Beispiel dafür, eine Polizistin nicht für ganz voll zu nehmen. In dem Fall mag es zwar nützlich sein, insgesamt bestätigt es aber, was ich gemeint habe. Will sie ernst genommen werden, muss sie "polizistischer" auftreten.
Neeeeein, das habe ich nicht gesagt.
Ich habe gesagt, dass es gar nicht darum geht, mit Gewalt gegen potentielle Täter Eindruck zu verschaffen und sie so "zu bändigen". Im Gegenteil, dadurch eskalieren die Dinge erwiesenermassen mehr, da im Eifer des Gefechts dann die Gegenaggression eintritt, da die Täter dann auch nicht mehr langfristig darüber nachdenken, dass der Polizist der Stärkere sein könnte.
Wenn weibliche Polizistinnen mit auftreten ist es so, dass Täter a) sich leichter beruhigen, b) die Frau die Komplexität des Geschehens besser beurteilen kann, c) eine grössere Hemmschwelle des Täters eintreten kann, weiter abzubolzen. (Es sei denn, er hat in einer klassischen PA gelernt, sehr wütend auf die Mutter zu sein ).

Broken Wing hat geschrieben:In den USA sind sicher nicht Männer das Problem. Eine 99 % Frauenquote würde an der Polizeigewalt dort auch nichts zum Besseren bewirken.
Ziel eines bewussten Einbezuges der Verhaltensdynamiken ist auch nicht eine Überlegung der einen oder der anderen Sorte, sondern eine ausgewogene Mischung, die erwiesenermassen Erfolge zu verzeichnen hat.
Hierzulande gehen Zweierteams, so wenn es von der Besetzung möglich ist, in f/m los.
Ich persönlich fand das auch gut, wenn ich denn tatsächlich mal von Zivis angesprochen werde. Mein Eindruck bleibt: Männliche Polizisten regen sich immer so schnell auf. Sie hören sich gar nicht richtig den Hergang an.
Das sorgt dann auch für Mehrkosten bei den Staatsausgaben wegen der vielen erfolgreichen Widersprüche vor Gericht gegen Entscheidungen männlicher Polizisten bis hin zu kleinerem Fehlverhalten (was viele dann gar nicht anzeigen). Von grösserem jetzt noch nicht noch einmal zu reden, da ich dies bereits erwähnt habe.

Was in den US etwas zum Besseren bewirken könnte, kannst du nicht wissen.
Ich sage mal, doch, könnte sein, dass etwas mehr Frauen in den Polizistentruppen Sinn machen könnte.
Auch, weil Männer dann vor ihren Kolleginnen vielleicht Schamgefühle haben, übergriffig gegen andere (die potentiellen Täter) zu werden.

Das bedeutet nicht, dass auch weibliche Polizistinnen Fehler machen können.

Es geht mir um die Dynamik, die erwiesenermassen nicht so schnell eskaliert, wenn es f/m-Besetzungen gibt.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 12:49

@ Pandas: Cool. Ich habe gar keine PA gebraucht, um so auf Frauen zu reagieren. Muss wohl eine Art Stutenbissigkeit sein bei mir.
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mio
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Beitrag So., 13.12.2015, 13:08

Hallo Broken Wing,
Broken Wing hat geschrieben: Muss wohl eine Art Stutenbissigkeit sein bei mir.
wohl eher eine negative Mutterübertragung wie ich vermute . Ich hab die auch und kann von daher Deiner "Kuh" Phantasie durchaus folgen (wobei ich finde, dass diese den Kühen gegenüber ungerecht ist).

Meine Thera ist "sehr weiblich" und bei mir hat das dazu geführt, dass ich mich irgendwann dran erinnert habe, dass ich bereits als - bereits etwas älteres - Kind einen gewissen Ekel vor den Brüsten meiner Mutter empfand. Generell verstehe ich nicht, was man an großen Brüsten so toll finden kann, für mich wäre das "Ballast".

Meine Erklärung hierfür ist mittlerweile dass meine Mutter mich wohl als Baby bei jedem Unwohlseinslaut meinerseits an ihre Brust gezerrt hat. Noch heute liebt sie es ihre Kinder ständig zu fragen, ob sie nicht Hunger haben. Ungemein nervig, aber nicht zu unterbinden. Selbst mein Neffe und meine Nichte machen sich darüber lustig, können sich aber deutlich weniger genervt dagegen abgrenzen als meine Geschwister und ich.

Vielleicht ja was zum mal drüber nachdenken für Dich?

Lieben Gruss,

mio

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Möbius
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Beitrag So., 13.12.2015, 14:18

Hi Broken Wing !

Ich widerstehe mühsam der Versuchung, wieder einmal eine Abhandlung über die klassische Psychoanalyse meines Übervaters Sigmund Freud abzusondern, und versuche statt dessen auf ein paar einzelne, von Dir angeschlagene Aspekte einzugehen:

1) "Die Couch"

Sinn und Zweck des liegens auf der Couch ist es vor allem, den Patienten daran zu hindern, daß sich seine Regungen, die aus dem Unbewußten kommen, anders äussern können, als durch die gesprochene Sprache. Deswegen soll der Patient in diesem Setting zwar bequem und möglichst entspannt liegen - aber soll sich auf der anderen Seite nach Möglichkeit nicht bewegen. Ideal ist in diesem Setting auch, wenn der Patient während der Analyse in einen "schlafnahen" Dämmer verfällt, in dem die Grenze zwischen Bewußtem und Unbewußtem schon aufzuweichen beginnt.

Freud hat an diesem Setting lebenslang festgehalten und viele Analytiker tuen es ihm nach - aber durchaus nicht alle. Im Sprechzimmer meines Überpsychos gibt es an der Stelle der Couch einen äusserst bequem aussehenden Ohrensessel. Allerdings analysiert er mich nicht - das tue ich nach wie vor selbst - wir sitzen auf normalen, recht bequemen Armlehnstühlen einander gegenüber, einen kleinen Tisch zwischen uns.

2) "Traumdeutung"

Traumdeutung ist ein sehr schwieriges Geschäft - man muß sehr viel Wissen und einige Erfahrung haben. Ich habe erst sehr spät im Verlauf meiner Analyse selbst damit beginnen können, etwa 6 Monate nach dem Wiedererleben des Traumas, als durch den Analysefortschritt schon sehr viele Elemente der Träume in ihrem Symbolcharakter erkannt werden konnten. Zudem leide ich insofern darunter, daß es mir nur recht selten gelingt, die Träume im Bewußtsein festzuhalten - regelmässig gelingt mir das nur, wenn ich sie augenblicklich nach dem Aufwachen stichwortartig im Tagebuch notiere. Unter anderem deswegen liegt stets das Tagebuch und der Stift griffbereit neben dem Bett. Die kurze Zeitspanne, die benötigt würde, um den Entschluß zum Aufschreiben zu fassen, aufzustehen, Stift und Papier zu holen - die kann schon ausreichen, um einen Traum wieder im Unbewußten abtauchen zu lassen, so daß nichts mehr oder nur noch sehr wenig übrigbleibt. Diese wenigen Bruchstücke können andererseits aber schon ausreichend Material für eine Analyse bilden.

Träume gehen zwar stets von Gedächtnisinhalten aus, aber diese Gedächtnisinhalte werden in unterschiedlicher Weise durch die "Traumarbeit" umgestaltet, ergänzt und verkürzt. Man kann vielleicht sagen, daß die Träume den Zweck haben sollen, eine unterbliebene Verarbeitung eines Erlebnisses nachzuholen - das kann sogar oftmals gelingen, in vielen anderen Fällen dagegen nicht, weswegen bestimmte Gedächtnisinhalte immer wieder, ja regelmässig zu Inhalten unserer Träume werden, darin repräsentiert werden.

Es gibt insbesondere eine spezielle "Traumzensur" - eine Instanz, die verhindert, daß verdrängte Inhalte aus dem Unbewußten in den Träumen allzu deutlich in Erscheinung treten, so wie die bekannten Abwehrmechanismen ja auch im Wachzustand unerträgliche Inhalte vom Bewußtsein fernzuhalten suchen. Ein professioneller Analytiker kann daher in Trauminhalten, die dem Träumer selbst als banal, nicht einmal sonderlich beunruhigend vorkommen, durchaus mitunter erkennen, was sich hinter diesen banalen Trauminhalten verbirgt, was durch sie repräsentiert wird.

3) "Übertragung"

Übertragung bedeutet die Projektion eines Gedächtnisinhaltes auf einen anderen - das kann positiv sein, die "Verliebtheit" auch im Alltag ist nichts anderes, aber auch negativ: der andere kann einem, obschon es keinen hinreichenden objektiven Grund dafür gibt, regelrecht verhaßt werden. In der therapeutischen Beziehung überträgt der Patient regelmässig eine für seine Entwicklung maßgebliche frühere sexuelle Beziehung auf den Therapeuten, wohl meist diejenige zum Gegengeschlechtlichen Elter, in Deinem Falle: wahrscheinlich die zum Vater. Aber das ist nur eine theoretische Wahrscheinlichkeit. Diese Übertragung ist völlig unabhängig von den Geschlechtern und den sexuellen Orientierungen (sofern diese bekannt sind) der Beteiligten Personen: Therapeut, Patient und die frühere "Beziehungsperson". Diese Übertragung kann auch im Laufe der Therapie ausgewechselt werden - es kann also zB zuerst die Beziehung zum Vater übertragen werden, dann die zur Mutter und schließlich auch noch weitere solcher Beziehungen. Sehr häufig übertragen mißbrauchte Kinder ihre verdrängte Beziehung zu ihrem Täter auf den Therapeuten - was aber wirklich nur ein Beispiel sein soll, daß mir aus meiner Befassung mit meiner Fallgruppe bekannt geworden ist.

Vielleicht hilft Dir ja die eine oder andere dieser Bemerkungen ein wenig bei der Orientierung.

Gruß
Möbius

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Möbius
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Beitrag So., 13.12.2015, 14:50

Einen m.E. wichtigen Nachtrag zur Übertragung muß ich wegen der 5000-Zeichen-Grenze im gesonderten Beitrag nachschieben:

Was man nicht oft genug betonen kann: wenn ich von "früherer sexueller Beziehung" spreche, muß das keineswegs heißen, daß es zwischen den Beteiligten dieser Beziehung zu "manifesten" sexuellen Handlungen gekommen sein muß - eine "latente" Beziehung oder Zuneigung kann durchaus ausreichend sein.

Solche "latent sexuellen" Beziehungen kommen übrigens auch im Erwachsenenalter sehr häufig vor: in meinem Leben war das häufig bei "rein freundschaftlichen" Beziehungen zu anderen Männern der Fall, die vor meinem bisexuellen coming-out begonnen (und manchmal auch schon geendet) hatten. Dieses coming-out fand erst mit 26 oder 27 Jahren statt. Das meine Zuneigung zu diesen Freunden eine latent sexuelle Grundlage gehabt hatte, das war mir seinerzeit natürlich nicht bewußt gewesen. Teilweise ist diese latent sexuelle Zuneigung auch erst durch die Analyse aufgedeckt worden - bei denjenigen Männerfreundschaften nämlich, bei denen ich auch nach meinem coming-out jede sexuelle Komponente zurückgewiesen hatte. Sehr viele derjenigen Beziehungen, die in den Straftatbeständen des "Mißbrauchs von Abhängigen" (zu Recht) kriminalisiert sind, werden geradezu regelmässig latent sexuell: Schüler-Lehrer, Student-Dozent, Arzt-Patient usw. Und natürlich ist auch und gerade die psychoanalytische Beziehung, wenn sie sich im vollen Umfang entwickelt, eine latent Sexuelle.

Und solche latent sexuellen Zuneigungen und Beziehungen gibt es natürlich auch bei Kindern - sofern man in der Lage ist, die infantile Sexualität als solche anzuerkennen. Die Psychoanalyse tut das jedenfalls - mir ist zumindest keine psychoanalytische Richtung bekannt, die eine gegenteilige Auffassung vertreten würde. Ganz wichtig ist hier auch, daß das Kind sehr häufig die sexuelle Qualität einer solchen Beziehung, des Verhaltens der anderen und auch seines eigenen Verhaltens nicht erkennen kann. Das stimmt aber auch nicht immer: ich selbst habe im Laufe der Analyse zwei Fälle infantil-sexuellen Handelns von mir erinnern können, in denen ich mir über die sexuelle Qualtität durchaus im Klaren gewesen war.


leberblümchen
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Beitrag So., 13.12.2015, 15:13

Ich bin aber nicht frauenfeindlich, möchte ich klarstellen. Bin ja selbst eine frau.
Na gut, das muss doch gar nichts heißen.

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Broken Wing
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Beitrag So., 13.12.2015, 16:24

@ Leberblümchen: Ich habe tiefergehende Gespräche auch eher mit Männern im RL. In meinen Jobs war es dasselbe. Mit Frauen verhandeln geht zB nicht. Entweder ich kann sie leiden und bin mit dem einverstanden, was sie sagt oder sie ist für mich unten durch. Rationalität traue ich den meisten grundsätzlich nicht zu.

Und: Je mehr Kinder sie hat, also je weiblicher, desto mehr in Richtung Kuh geht sie. Grundsätzlich bleibt ja nach jeder Verwandlung etwas Kuhhaftes zurück. Mit der Zeit läppert sich das.

@ Möbius: Du hast gut daran getan, hier nicht über deinen Übervater zu referieren. Meiner ist er nämlich nicht. Hoffentlich schickst du mich jetzt nicht wieder auf den Scheiterhaufen. Zumindest so lange nicht, bis ich mir vernünftige Schuhe beschafft habe. Barfuß könnte ich mich durch Holzsplitter verletzen, was ziemlich schmerzhaft wäre.
Beginne den Tag mit einem Lächeln, dann hast du es hinter dir. [Nico Semsrott]

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